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GPJ Moog-Spezial

GPJ Moog-Spezial

s. weiter unten

Re: GPJ Moog-Spezial

Zitat: GPJ
kommt hier noch heute AbendJetzt wird's aber spannend

Ich trau' mich schon nicht mehr vom Computer weg

Schpässle g'macht - nur nicht Hudeln


soundmunich


Re: GPJ Moog-Spezial

Ich freu mich schon sehr!

Mal ein bisschen Druck aufbauen: Ich glaube, da kommt Großes auf uns zu!

Re: GPJ Moog-Spezial

Kleines Vorwort
Hier möchte ich für die interessierten „Mit-Moogler" einmal sozusagen als „Beleuchter" einen Spot auf die Historie richten. Ich hoffe, es ist genug Interessantes auch für die Keyboarder unter Euch dabei. Ich selber bin (noch) keiner -aber ein Technik- und Klänge-Freak.
Herzlichen Dank an Soundmunich für’s Querlesen und nützliche Tipps. Die Diagramme habe ich mit Excel über Konvertierung zu PDFs und dann zu JPGs erstellt.


Teil 1
Ein wenig Historie, wichtige Grundlagen, Link, wichtige Module (Auflistung), Keyboard, Keyboard-Interface

Heute ist das alles „Lichtjahre" her und durch die Digitalisierung (z.B. das Samplen von x-beliebigen Sounds) ist heute fast alles ganz anders. Ohne die geniale Idee vom (ich mache hier mal eine YESsige Anleihe) „Machine Messiah", R. A. Moog, herkömmliche Klänge verschiedenster Musikinstrumente künstlich zu erzeugen –eben zu „synthetisieren“-, wären die besonderen Moog-Sounds, wie wir sie heute in der Vielfalt der Musiksynthesizer finden, vielleicht so gar nicht, erst deutlich später bzw. nie in der Sound-Qualität entwickelt worden.

Besonders die Modelle Mini-Moog und Mirko-Moog findet man ja auch heute immer noch (und wieder..) im Live-Einsatz.

Erstaunlich: Wenn ein Hersteller ein neues Synthesizermodell entwickelt, wird der Mini-Moog sogar wegen seines speziellen Sounds immer noch als Referenz genutzt!

Es geht hier im Text nicht um die Bedienungsanleitung eines speziellen Modells. (Ausnahme: kurze Ausflüge zum legendären Mini-Moog -das muss sein...). Beschrieben werden die gebräuchlichsten Module. Im Studio und von ganz „hart Gesottenen" auch live (wie z.B. K. Emerson) wurden/werden diese Module mit Kabeln über kompatible analoge Schnittstellen untereinander verbunden und so die Klänge beliebig mittels einer Vielzahl von Reglern und Schaltern in den Modulen zusammengestellt. Kleinste Veränderungen der eingestellten Parameter können extreme Auswirkungen und die unterschiedlichsten Klänge zur Folge haben.

Um sein System bühnentauglich zu machen, hat R. Moog dann den berühmten „vorverdrahteten" Mini-Moog entwickelt. Hier sind bestimmte Signalwege in der Bedienung des Instrumentes vorgegeben, ohne dass hierzu irgendwelche Kabel zwischen den Modulen gesteckt werden müssen. Die Bedienung ist sehr übersichtlich, von links mit der Tonerzeugung beginnend nach rechts bis zur Tonausgabe, aufgebaut.

Früher konnte man in den Konzerten gut beobachten, wie z.B. Rick Wakeman zwischen den Titeln durch Vorhören per Kopfhörer die Einstellungen an den Reglern und Schalten für die beim nächsten Titel benötigten Klänge ausführte. Oft mussten auch die Tongeneratoren nachgestimmt werden, da diese sehr temperaturempfindlich waren. (s. dazu auch weiter unten bei „Technik")

Besonderes Schmankerl: Ich besitze noch eine Original-Bedienungsanleitung zum Minimoog auf einer Audiokassette!



Schaut dazu später mal in meinen Blog. Ich werde das zu gegebenem Zeitpunkt posten.

Kurz etwas Erklärendes in eigener Sache:
In meinen „Sturm- und Drang-Jahren" (ab Mitte der 70er, da war ich so Anfang/Mitte 20) hatte ich mich intensiv mit der damals so neuen und interessanten Technologie der Moog-Synthesizer befasst. Ein Bild aus dem Jahr 1978 meines damals selber konstruierten und gebauten Synthesizers mit weiteren Informationen habe ich einmal in meinen Blog gestellt..

http://www.carookee.com/forum/YES-FORUM/114/Der_private_Moog_Spezial_Teil_Synhesizer_Anmerkungen.24024256.0.01105.html

Dieser Eigenbau sollte nur „Just for Fun" für das Grundlagenverständnis und zum Experimentieren sein- nicht für irgendeinen Live-Einsatz. Es war zwar ein zeitaufwendiges aber sehr spannendes Hobby mit viel „Herzblut". Bis heute profitiere ich aber auch immer wieder beruflich davon.

Diese Musik-Synthesizer-Pioniere waren DIE Auslöser:

Besonders faszinierend fand ich Walter Carlos (später, nach Geschlechtsumwandlung Wendy Carlos) mit diversen Studio-Alben: z. B. Switched On Bach (bislang wohl bestverkauftes klassisches Album überhaupt), Soundtrack zum Kinofilm A Clockwork Orange. Wendy Carlos war Assistent von Robert Moog und u. a. maßgeblich an der Entwicklung der ersten käuflichen Synthesizer beteiligt.
Carlos’ erste Alben wurden komplett mit der aufwendigen Modul-Studiotechnik von Moog eingespielt.

Weitere Auslöser waren natürlich ELP (besonders der Schlussteil von Lucky Man), Rick Wakeman mit seinen Alben „Six Wives..." und „King Arthur..." sowie Isao Tomita aus Japan.

Für R. A. Moog und Walter/Wendy Carlos stand zu Anfang während der Entwicklung die Synthetisierung herkömmlicher Instrumente im Blickpunkt. Das war die Grundidee. Schnell merkte man, dass mit dieser Technologie aber ganz andere Klänge als die vorhandener natürlicher Instrumente möglich wurden.

Das hatte die Öffnung ganz neuer musikalischer „Horizonte" zu Folge!

Hier findet man eine Übersicht des Informatik-Bereiches der Universität Hamburg von den wichtigsten Werken Walter/Wendy Carlos' mit kurzen MP3-Beispielen:

http://www.informatik.uni-hamburg.de/~schaetti/musiksynth/WCarlos.html

empfehlenswerte „Appetithappen“ auf der Seite:

• Soundtrack aus dem Film A Clockwork Orange:March from A Clockwork Orange
(= Beethoven: Neunte Sinfonie vierter Satz)
frappierend: Auch die „Singstimme" wurde komplett (!!) mit diversen Moog-Modulen synthetisiert!

Hierzu habe ich einen Textauszug von der Rückseite der LP zu der „Stimme" gescannt



• Two-Part in A Minor
• Jesu Joy of Man’s Desiring
• Scarlatti: Sonata in G Major, L. 209/K. 455
• Brandenburgisches Konzert Nr.2[/b]
(Quellennachweis zu Wendy Carlos: Wikipedia)

Zur grundsätzlichen „Verinnerlichung", was mit einem Musik-Synthesizer möglich wurde, nur einmal kurz die Betrachtung zweier simpler Beispiele am natürlichen Verlauf eines Pianotones:

Beim Anschlag setzt der Ton mit voller Lautstärke ein, um dann langsam auszuklingen. Mit dem Synthesizer wurde dieser Verlauf komplett umgekehrt darstellbar, so, als würde er von einem rückwärts abgespielten Tape kommen.
Zwischen mehreren gespielten Noten kann der Frequenzverlauf von einer Klaviernote zur nächsten mit dem Synthesizer sogar gleitend erfolgen. (Glide, Portamento)

Ein Klaviertonverlauf ist insgesamt natürlich wesentlich komplexer. (z.B. Anschlagdynamik, sich ändernde Obertonanteile)


Technik
Der entscheidende Konstruktionsansatz: Basis für das Funktionieren der Moog-Synthesizer überhaupt war die Entwicklung von Robert Moog, diverse Module mit Steuerspannungen von 0 bis + 5 Volt steuerbar zu machen -ein genialer Einfall.

Die Steuerspannung zur Erzeugung der Tonleiter erfordert einen exponentiellen Verlauf. Deshalb ist es notwendig, diese mittels eines besonderen Konverters in einen entsprechenden Verlauf zu konvertieren.

Beispiel:
Der Kammerton „A" schwingt mit 440 Hz . Eine Oktave höher in der Tonleiter sind das 880 Hz, in der nächsten Oktave bereits 1760 Hz usw. Mit allen anderen Noten ist das adäquat. Sie haben in der aufsteigenden Tonleiter immer diesen exponentiell ansteigenden Verlauf. Hier sieht man sehr gut: Musik ist auch Mathematik!
Je nach Schaltungskonzept kann solch ein Exponential-Konverter sehr temperaturempfindlich sein, was dann ein Wegdriften der Stimmung zur Folge hat. Etwas gennauer wird diese Problematik noch im Teil 2 erläutert.

Schaltlungen, wie Tongeneratoren, Filter, etc. gab es schon lange für die verschiedensten Anwendungen. Ihre Parameter konnten auch durch einstellbare Widerstände (Potentiometer) z.B. durch damit einstellbare Schwingkreise verändert werden, aber meistens nicht mittels simpler Gleichspannungen!

Durch R. A. Moogs Erfindung der Spannungssteuerung wurden die Synthesizermodule sozusagen auf eine gemeinsame Plattform gestellt:
Je nach Spannungswert und zeitlichem Verlauf der Steuerspannungen verändern z. B. Generatoren ihre Schwingungsfrequenz (Tonhöhe), Filter ihren Filterpunkt (z. B. Herausfiltern der Oberwellen eines Tones von Null bis 100 %), Verstärker ihre Verstärkung. [s. Diagramm 1]



Die Hauptmodule (weiter unten und im 2. Teil wird hierauf genauer eingegangen):

• Keyboard
• Keyboard-Interface für die generelle Steuerung der Tonhöhen
• VCO (Voltage Controled Oszillator) zur Tonerzeugung
• VCF (Voltage Controled Filter) für dynamische Klangänderungsverläufe
• VCA (Voltage Controled Amplifire) für dynamische Lautstärkeverläufe
• LFO (Low Frequenz Oszillator) für Modulatlionen
• ADSR-Modul oder Konturgeneator (deutsch auch „Hüllkurvengenerator“)
• Noise-Generator für Rauschsignale mit unterschiedlichen Klangfärbungen
• Ringmodulator für spaceartige Soundeffekte
• Mixer für die endgültige Zusammstellung vor der Ausgabe

Module und ihre Funktionen

Keyboard
Liefert nadelförmige Startimpulse („Gate"-Impulse) zum Starten von diversen Vorgängen und, aus einer Stromquelle mittels Kontakten und Widerständen als Spannungsteiler unterhalb der Tasten, die Steuerspannungen zur Erzeugung der Tonleiter. In der Regel entspricht eine Oktave = 1 Volt und somit ein Halbton 1/12 Volt.

Je nach Konstrukition bestimmt immer der höchste oder der tiefste gerade gespielte Ton -auch bei mehreren gleichzeitig gedrückten Tasten-die Tonhöhe. Es ist also immer nur ein Ton gleichzeitig spielbar. Das wird als monophon bezeichnet.

Die einzelnen noch linearen Spannungssprünge für die Tonleiter werden mittels eines analogen Speichers gehalten. Verwendet wird hierzu eine spezielle „Sample & Hold"-Schaltung. (S&H) [Erlärung s. Diagramm 2]



Hiermit wird die gerade gespielte (ausgewählte = Sample) Steuerspannung des Keyboards gehalten (= Hold), also solange gespeichert, bis mit der folgenden Taste der Spannungswert für den nächsten Ton ausgewählt und gehalten wird.

Wichtig zum Verständnis ist hierdurch nun folgende grundsätzliche Eigenschaft für die Tonerzeugung:
Der oder die VCOs (genauere Beschreibung im Teil 2) generieren fortlaufend ihren Ton durch den diesem Ton zugehörigen gespeicherten Spannungswert der S&H-Schaltung. Sie werden durch die geänderte Steuerspannung mit der nächsten Note nur umgestimmt, also nicht abgeschaltet. Der Ton wird erst durch ein Modul mit einem speziellen, wiederum spannungsgesteuerten Verstärker (VCA) durchgelassen oder gesperrt, damit hörbar oder ausgeblendet. Angesteuert wird der VCA mit einer Steuerspannung, die wiederum von einem speziellen Modul, dem ADSR, geliefert wird. Bei Moog hat dieses wichtige Modul auch die Bezeichnung „Konturgenerator" (dazu später ausführlich mehr).

Ein oft benutzter Live- (Show-) Effekt von Rick Wakeman ist hiermit möglich:
Er stellt den VCA hierbei so ein, dass der sich nach dem letzten gespielten Ton nur über ein längeres Zeitinterwall langsam schließt.

Die Note klingt dann langsam aus, wenn er sich bereits einem anderen Instrument zuwendet!
Der gerade verlassene Synthesizer spielt also noch selbständig weiter. Das erzeugte zu Anfang der Synthesizer-Zeit bei Publikum Erstaunen und Bewunderung, da Musikinstrumente normalerweise ihre Töne bis dahin nur dann erzeugen konnten, solange die Note vom Musiker auch gespielt wurde, beim Piano auch, solange das Fußpedal für die Dämpfer getreten bleibt. Die technische Möglichkeit, ein Musikinstrument quasi alleine weiterspielen zu lassen war damals etwas völlig Neues, Imposantes!


Keyboard-Interface
Mit einem Glide-Regler kann hier der Steuerspannungssprung zum nächsten gespielten Ton gleitend (Portamento) von Millisekunden (Sprung) bis, je nach Modulausführung, auch in sehr langen Zeiteinheiten (sogar Minuten!) eingestellt werden.

Mit einem Tonhöhenregler (auch „Pitch-Control" beim Mini-Moog als Steuerrad mit Mittenrasterung) kann mittels einer weiteren Steuerspannung die Gesamtstimmung während des Spieles nach oben oder unten extrem variiert werden. Vorgelagert ist hier oft ein Schalter, der es ermöglicht, während des Spieles das Instrument auf eine vorgewählte andere Stimmung umzuschalten.

Mit einem Regler „Modulation" werden langsam laufende Impulse, die wieder ein spezielles Modul, der LFO (in Teil 2 mehr) liefert, in ihrer Intensität eingestellt. Mit solchen Impulsen können VCAs (für „Tremolo"-Effekte = schnelle Lautstäkeänderungen), Ozillatoren (für „Vibrato" = schnelle Tönhöhenänderungen) und auch Filter angesteuert werden. Auch diese Funktion ist mittels eines Schalters zu- und abschaltbar.

Interesse an mehr?:
Im nächsten Teil geht’s dann ausführlich mit den nächsten Modulen weiter.

Re: GPJ Moog-Spezial

Ich glaub noch einen Teil vertrag ich nicht Ich bin ja jetzt schon derart beeindruckt, dass ich hyperventiliere

Ganz großes Kino, GPJ! Vielen Dank für diese tolle Einleitung, da wird jeder zum Moog-Fachmann

Re: GPJ Moog-Spezial

Wow, Wow, Wow!
dieser Beitrag ist eigentlich unbezahlbar!


NOTHING BEATS LIKE VINYL !!!!!!!!!!

Re: GPJ Moog-Spezial

Danke Leute war mir ja ein Herzensanliegen.

please help, von den IMGs erscheinen nur die Links aber nicht die Bilder. Was läuft hier falsch. Das ist so schade..

Re: GPJ Moog-Spezial

Hab mich gerade drum gekümmert, GPJ. Da fehlte beim zweiten Tag ein "/", also [/img]

Re: GPJ Moog-Spezial

THX THX THX

Re: GPJ Moog-Spezial

Zitat: Royale
Hab mich gerade drum gekümmert, GPJ. Da fehlte beim zweiten Tag ein "/", also [/img]ich dachte gerade an Zauberei als ich ein link anklickte wurden alle Bilder sichtbar.


NOTHING BEATS LIKE VINYL !!!!!!!!!!