Re: Prag - Sazka Arena 8.6.2004
Ja - es ist immer wieder erstaunlich, diese Unterschiede zu lesen:
Letztes Jahr in Mainz hatte ich mich schwarz geärgert, keinen Fotoapparat
mitgenommen zu haben - selbst eine Spiegelreflex hätte ich reinbekommen, die Ordner haben am Eingang nur nach Glasflaschen geguckt. Vor der Bühne haben wir uns damals (vor dem Konzert und in der Pause) prima mit einem Typen vom Ordnungsdienst unterhalten, der war halb so alt und konnte mit Yes nix anfangen, wußte nur dass Wakemans Moog `nen hohen Sammlerwert hat und meinte in der Pause, dass es ja musikalisch bei den alten Herren ganz gut abgänge. Daher hatten mich letztes Jahr die Erfahrungen, die ich hier lesen konnte, ich glaube im Osten, so vonwegen "Stasi-Methoden" doch sehr überrascht.
Nach Karlsruhe wollte ich dann was mitnehmen, aber von der Tribüne taugt `n Digitalapparat nicht viel, dafür hätte man dann ganz vorne sein müssen. Die guckten am Eingang zwar auch manchmal so, als wollten sie den Einlegeprozeß von Essiggurken beschleunigen (mächtig sauer!), so als sei jeder Konzertbesucher potenziell irgendeines Vergehens schuldig - aber es wurde ja keine Leibesvisitation vorgenommen - ergo: Digitalkamera = Null Problem!
Wahrscheinlich müssen die so gucken, obwohl das Verhalten ja bei einem Altersschnitt um die 40 anders ist, als bei 20! Also diese Erfahrungen waren alle nicht negativ.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, die Reviews bei Yesworld zu verfolgen. Manchmal hat man das Gefühl, zwei Leute waren nicht bei den gleichen Konzerten. In Skandinavien gab es erheblich abweichende Ansichten zum Sound (reichte von "toll" bis "schlecht"). Für Prag hat jemand eine Bewertung von 3,5 von 5 vorgenommen, also "Mittelmaß"; in Düsseldorf hat - offensichtlich jemand aus England - genau wie ich (Hallelujah - I´m not alone) dem Hallenmanagement das übermäßige Rauchen und den "Biertransport" in der Halle vorgeworfen.
Einer hat das "spontane" Zwischenspiel von Wakeman ("japanische Einlage") bei Squires Erläuterungen zum Acoustic Set gelobt - interessant: da es in Karlsruhe auch ganz "spontan" erfolgte, fehlt mir letztlich der Glaube an "Spontanität".
Von daher muß ich - ohne jenen nahe treten zu wollen, die das alles emotionaler erfassen - für mich Folgendes feststellen:
Ich habe grundsätzlich immer Distanz zu denen, die auf der Bühne stehen. Da stehen 5 Leute auf der Bühne, die erfahren und routiniert sind und ihr Ding machen. Das sind keine 5 Freunde (diese Bezeichnung habe ich auch in irgendeinem review gelesen), die alles miteinander teilen (dafür ist, glaube ich, sowohl ihre jeweilige Persönlichkeit als auch ihr musikalischer Background zu differenziert), sondern das sind Kollegen, die ein gleiches Ziel verfolgen und danach wieder eigene Wege gehen, was man ja auch an den Soloprojekten sehen kann. Auch die Diskussion der Fans über das "beste Line-up" (White oder Bruford, mit oder ohne Rabin etc.) zeigt diese Unterschiedlichkeiten.
Das Set ist identisch, da gibt es keine Überraschungen und wenn es - wie die "spontanen Einlagen" oder auch Andersons Lauf durchs Publikum - Abweichungen gibt, so sind die auch "geplant" und finden dann nur nicht in jedem Konzert statt. Das ist logisch und rational.
Im Augenblick des Erlebens, wenn ich im Konzert bin, finde ich es spontan und witzig (bei Wakemans Japaneinlage ging ein Lacher durch die Halle) - und das ist okay und so soll es auch sein!
Ich glaube kaum, dass man in der heutigen Zeit noch irgend etwas - außer vielleicht kleinen "Gesten" am Rande (darunter fallen eigentlich nur noch "Verspieler", die zu gemeinsamen Lachern führen) - dem Zufall überlassen kann. Richtig spontan war in Karlsruhe dann allerdings die Sache mit der undichten Decke! Sowas ist ja nicht ganz ohne und da zeigten sie sich dann auch als Profis, die damit umgehen können!
Die 5 sind letztlich auch irgendwo "Dienstleister" - ich habe Eintritt bezahlt und bekomme was dafür. In wieweit sie es gern machen oder nicht bestimmt dann die Tagesform und so kann es dann auch mal passieren, dass man vielleicht ein nicht so optimales Set erlebt. Ärgern würde es mich jedoch schon, wenn lustlos ein Programm runtergeschrammelt würde (aber wer Fußball im Stadion guckt, kriegt für sein Geld ja auch manchmal nur 90 Minuten lustloses Gekicke). Das zeigt letztlich, dass auf der Bühne keine Maschinen stehen, sondern Menschen. Aber deswegen dann aus Frust - wie weiland bei Jefferson Airplane auf der Loreley! - das Set zu zerlegen, wird heute auch nicht mehr passieren.