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Un milione Metri Tour 07

Un milione Metri Tour 07

Un milione Metri Tour 07


Die Idee zu dieser zweitägigen Tour war eigentlich einfältig einfach:
Es sollten eintausend Kilometer auf einer ansprechenden Strecke werden...

Also packte ich mal wieder die Karten aus und begann mit der Planung:
Es sollte eine anspruchsvolle, zügige Ausfahrt werden die unsere herrliche Alpenwelt aufs neue erobert.

Tag 1  5. August 07

Schon um halb acht Uhr treffe ich mich mit Urs (Honda Shadow) in der Raststätte Grauholz. Es ist noch frisch, aber das Wetter perfekt. Und während ich vom Bike steige, begrüssen mich am Horizont die herrlichen Berner Alpen.
Also ein rascher Kaffee mit Urs und schon geht’s los!

Von Bern über Thun und Interlaken nach Innertkirchen auf dem schnellsten Weg, also langweilige Autobahnkilometer. Aber wir hatten ja noch ein spannendes Programm vor uns!

Auf der Strasse den Grimsel hoch und drüben wieder runter nach Gletsch war nichts besonderes zu erleben... hmmmm... scheinbar gibt’s sogar im Pässefahren eine gewisse Routine.

Aber dennoch ein Kaffe und ein paar Fotos waren doch obligatorisch!


Gut getarnt mit einem Postauto: unsere Bikes...



... und weiter gehts!

Herrlich war die sonntägliche Fahrt durch das Obergoms hinunter nach Brig. In den kleinen Dörfern herrscht scheinbar noch das traditionelle Sonntagmorgenprogramm: Die Leute gehen in die Kirche, da und dort stehen auch Musikanten in Uniform vor den Kirchen. Irgendwie ungewohnt für mich, dieser Anblick, aber faszinierend.

Die Simplonpasstrasse ist herrlich... wenn man, wie wir, die „alte“ Strasse nutzt, also in Ried Brig auf die Nebenstrasse ausweicht. Die Strasse ist eng und gewunden – ganz so wie gewünscht! Zudem wird die grosse Ganterbrücke, weiter oben im Tal, in diesem Sommer renoviert. Also wird der Verkehr in Richtung Gondo hier auf die alte Passtrasse geführt und bildet so einen willkommen Eindruck von der Enge der alten Strecke. Zu dem kann man die Ganterbrücke mal von der anderen Seite sehen.
Und ganz wichtig! Keine LKW, fast keine Pw’s einfach ein wunderbarer Sonntagmorgen!

Auf der Passhöhe folgte natürlich der obligate Halt im Restaurant Monte Leone. An diesem Sonntagmittag ein wahrer Bikertreffpunkt!

Und schon geht’s wieder hinunter mit uns... tief ins Gondotal hinein.
Ein echter Italo in seinem Auto wollte uns schnell mal beweisen, dass wir zu langsam fahren... ok, soll er doch. Wir lassen ihn sich austoben und sehen, wie er über Sicherheitslinien in den Gegenverkehr hinein überholt, na ja, wenn es ihn glücklich macht...

Kurz nach der Grenze in Gondo kommt der obligate Bikerkulturschock:
Verwöhnt von der perfekt gebauten Passtrasse wechselt es nun auf echte italienische Piste! Einfach herrlich! Aber immerhin ist die geschwungene Brücke bei Varzo nun nach etwa dreissig jährigen Bauzeit (sic!) schon fertig und befahrbar. So können ein paar kleine Dörfer umfahren werden.

Kurz vor Domodossola verlassen wir die Schnellsttrasse und kommen zu einer absoluten Genusstrecke: Denn vor uns liegt das Val Vigezo und das Cento Valli.

Wenig Verkehr und unendlich viele Kurven, viele zu eng um mit einem Pw zu kreuzen. Das drückt das Tempo, steigert aber den Genuss in dieser herrlichen Landschaft. Auch wenn dies hier einer der nördlichsten Zipfel Italiens ist, so strahlen die Dörfer doch echte italianita aus.

Das Centovalli... nochmals beschreiben? Taten das nicht schon bessere Wortkünstler als ich? Also lass ich es einfach mal sein und sage nur; wers nicht kennt, der muss es mal ‚erfahren’...

Locarno durchquerten wir ohne den hässlichen Mappo Moretina Tunnel zu nutzen. Dafür erhaschten wir einen Blick auf die Seepromenade und hörten irgendwo einen Leoparden brüllen – oder war das nur das eben stattfindende Filmfestival?

Auf der anderen Seeseite genossen wir eine herrliche Kaffeepause:
Hier mein kleiner geheim Tip:
In Vira (Magadino rtg. Luino) langsam fahren, denn rechts sieht man einen Radarkasten und links eine Postautogarage. Also sofort bremsen und beim Friedhof parkieren. Motorradparkplätze sind vorhanden. Nur wenige Schritte am Bach entlang und schon führt ein kleiner Steg zu einem romantischen Grotto und weiter unten bietet sich ein kleiner, öffentlicher Strand für eine Abkühlung an.

 

Zum baden hatten wir natürlich keine Zeit, denn wir hatten noch viele  Kilometer vor uns!

Also weiter!
Wieder führt uns die Strecke durch ein Zipfelchen Italien. Aber nur für ein paar wunderschöne Kilometer und schon sind wir wieder in der Schweiz.




In Lugano füllen wir die Fässer mit bestem Benzin und reinigten schon wieder unsere Helmvisiere. Scheinbar haben die südlichen Insekten einen ungeheuren Drang zum Suizid – wenigstens auf unseren Visieren...

Lugano im Transit zu durchqueren ist keiner Beschreibung wert, dafür aber die Weiterfahrt entlang dem Lago di Lugano und später entlang dem Comersee!

Natürlich waren wir längst schon im sonntäglichen Touristenstrom unterwegs. Aber wer im Strom mittreibt, der geht unter, also überholten wir kräftig die Dosen und genossen so ein klein wenig die herrliche Landschaft.
Erstaunlich waren auch die hübschen Boote in den Häfen von Menaggio und Gravedona: öh, na ja, eigentlich müsste man ja Jachten dazu sagen. Einfach riesige Dinger für diesen kleinen See, aber eben, schenbar spielt Geld keine Rolle.

In Gravedona macht mein Herz einen freudigen Hüpfer! Ein Strassenhändler  hat seinen Stand aufgebaut und bietet lebensgrosse Büsten und Bilder von Marx, Engelks und Lenin an! Oh wow! Das war doch was für meine Rattenhöhle, aber eben, wir sind mit dem Bike unterwegs und da sind zwei Meter hohe Bilder nur mit etwas Umständen zu transportieren. Aber wenigstens kaufe ich mir zwei hübsche kleine Sovjet Sterne... Wieso Urs dabei nur den Kopf schüttelte und mitleidig lächelte begreife ich heute noch nicht.

... und weiter geht’s!
Die Fahrt durchs Veltlin ist anstrengend. Aber nur wegen dem dichten Verkehr. Es war schlichtweg mühsame Arbeit. Wir wollten einfach weg hier und so umfuhren wir Tirano auf dem schnellsten Weg und freuten uns, endlic hauf der Bernina Passtrassee angekommen zu sein. Endlich wieder eine ‚gute’ Strasse – eine für Biker eben! Der Genuss wurde nur durch eine Gruppe Italos getrübt die auf der Flucht nach Italien waren. Denn die letzten Biker der Gruppe waren ihrer Sache und ihrer Bikes so sicher, dass sie blindlings Kurven schnitten. Irgendwie ist es ein nicht ganz so angenehmes Erlebnis, um eine Kurve zu kommen und am Scheitelpunkt kreuzt eine kleiner Rossi keinen halben Meter an mir vorbei... ok, ist ja nichts passiert. Aber das muss doch nicht sein.

Oben auf der Passhöhe geniessen wir einfach mal die Ruhe und die Aussicht bei einem feinen Kaffee. Der starke Wind lässt uns die Hitze des Tessin und des Veltlins vergessen. Urs erzählt schwärmerisch von längst vergangenen Klettertouren hier im Berninagebiet. Die Touren sind buchstäblich vergangen; denn er zeigt mir wie weit hinunter damals der Gletscher kam... und heute versteckt er sich fast ganz oben zwischen den Felsen... ein Eindruck der nachdenklich macht.

...da lacht der Urs auf der Bernina

Eigentlich hatten wir vor, hier im Bernina Hospiz zu übernachten, aber irgendwie war es einfach noch zu früh für uns. Es war ja auch erst halb sechs Uhr abends. Also weiter! Hinunter nach Samedan und weiter nach La Punt. Im Dorf links in Richtung Albulapass. Hmmm... also ich fuhr zum ersten Mal über diesen Pass... und habe eigentlich eine Passtrasse erwartet, aber es ist ein asphaltierter Feldweg! Aber ein Feldweg der ungeheuer Spass macht! Schwungvoll eroberten wir den Pass, erklommen Kurve um Kurve die Höhe und hatten doch noch genug Zeit die herrliche Landschaft zu geniessen. Vergnüglich war das überholen der talwärts kriechenden Holländer und Deutschen in ihren Dosen. Naja, scheibar haben glühende Bremsen auch ihren Reiz, zumindest für einen Dosenfahrer...

Im Hotel Piz Ela in Bergün übernachteten wir in herrlichster bündner Gastronomie.
Das Hotel bietet geschützte Parkplätze für Bikes. Im grossen Garten, unter Bäumen und sanft umrahmt der typsichen Bündner Häuser genossen wir unser Abendessen:
Bündner Gerstensuppe und danach Pizockels... was denn sonst?

Da wir an diesem ersten Tag ja bedeutend weiter gekommen sind, als geplant hatten wir nach dem Essen die Karte auf dem Tisch und planten den nächsten Tag neu.
Vorgesehen war für den Montag eigentlich nur noch der Julier (der Abstecher über den Albula war nicht vorgesehen) und danach via Oberalp- und Sustenpass nach hause... aber nun hatten wir ja mitten im Bündnerland einen ganzen Tag zur Verfügung!
Also los mit der Neuplanung!

Bergün – Julier – Oberengadin – Ofenpass – Umbrail – Stilfserjoch – Reschenpass – Norbertshöhe – Flüela – Oberalppass – Susten und dann ab nach hause...

Also eine kleine Tourerweiterung die es in sich hatte und die auch recht Sitzleder erfodert! Aber die auch wunderschöne Aussichten bietet!

Tag 2    06.08.07:

Am Montagmorgen gings schon zeitig los. Die Fahrt nach Tiefencastel war herrlich, wohl auch, weil die Touris noch schliefen und wir die Strasse für uns frei hatten.

Vor dem Julierpass mussten wir unbedingt am Marmomerasee anhalten!
Seit dem ich den Film „Marmomera“ gesehen hatte, musste ich mir den See doch mal genauer anschauen... denn wer weiss, vielleicht taucht die interessante Dame mal wieder aus dem See auf? Ok, sie tauchte nicht auf, dafür entlohnt aber die Landschaft und der zauberhafte Blick über den See alles andere.





Der Marmorerasee... einfach unbeschreiblich schön!






St. Moritz durch fuhren wir auf der schnelllsten Transitstrecke, wer gibt sich denn schon  mit so öden, gewöhnlichen Orten ab.

Die Fahrt durch das Oberengadin ist ja nicht gerade spannend, aber die Fahrt über den Ofenpass entlohnt auch hier alles! Und dann die Fahrt durch Santa Maria!
Wie wunderschön das enge, alte Dorf! Das nächste mal muss ich hier mehr Zeit haben und anhalten können. Denn die Graffitos verzierten Häuser möchte ich doch mal in aller Ruhe ansehen und geniessen können.


Die Fahrt hoch zum Umbrail führt über enge, aber herrliche Serpentinen. Schwungvoll überholen wir ein paar Touris. Die Strasse führt hoch in eine wilde, wunderschön alpine Landschaft. Doch die Weiterfahrt über den Pass muss/darf man sich auf ein paar Kilometern Naturstrasse verdienen. Der Zustand der Strasse war zu diesem Zeitpunkt einfach perfekt und ohne Schlaglöcher oder gröberen Steinen. Also Abenteuerstimmung kam hier nicht auf. Aber es bot eine angenehme Abwechslung.

...und dann kam das Stilfserjoch:
Urs und ich hatten darauf spekuliert, dass wir ja an einem Montagvormittag durch fahren werden und dass es wohl nicht so schlimm sein kann, wie schon gehört... aber es kam schlimmer als je erwartet.
Dass wir anstehen mussten um die Passhöhe zu passieren, kann ich ja noch irgendwie begreifen, aber die Talfahrt nach Trafoi / Sulden ist für mich zu einem horriblen Erlebnis geworden, das mich zuweilen an der ganzen Bikergemeinde zweifeln liess. Dass bergwärts fahrende Vortritt haben ist mir ja klar, aber dass dabei die Talwärts fahrenden in den Graben fliehen müssen, damit die bergwärts fahrenden Pulks wild überholen können, das begreife ich einfach nicht. Und wenn dies nur ein- oder zweimal vorgekommen wäre, hätte ich es wohl mit einem Kopfschütteln abgetan, aber die berühmten 48 Kehren wurden zu einer unendlichen Folge von Schikanen.
Irgendwie kamen wir ins Tal und nach Trafoi konnten wir wieder frei fahren.
Aber nun zähle ich mich halt auch zu jenen die von Herzen sagen:
Stilfserjoch – egal ob hoch oder hinunter: Einmal und nie, nie wieder.

Die Anfahrt zum Reschenpass war erfreulich schön und vor allem mit wenig Verkehr gesegnet. Am Reschensee gönnten wir uns eine Kaffeepause, Apfelstrudel und den Ausblick auf den abgesoffenen Kirchturm im See. Echt Touri mässig, ich weiss, aber schön war’s trotzdem.

Die Fahrt durch Österreich ist kaum der Erwähnung wert, denn es waren ja nur 9 Kilometer. Wobei, doch ein Wort dazu: Nach dem abzweigen vor Nauders in Richtung Martina (CH) ist die Fahrt über die Norbertshöhe eine kurze, aber herrliche Strasse, die fast ohne Verkehr über einige wunderschöne Serpentinen führt.

Rassig, flüssig und nicht besonders spannend war die Fahrt durchs Unter Engadin. Ausserorts hatten wir immer wieder Lkw’s vor uns und in Scuol erwischten wir scheinbar eine nachmittägliche Rushhour. Aber immerhin war so genug Zeit um zu erkennen, dass das Volk auf dem Trottoir irgendwie ‚teuer’ aussah.

Die Fahrt über den Flüelapass entlohnte dann aber deutlich für die vorherige Langeweile! Landschaftlich absolut fazinierend und dazu noch herrlich passuntaugliche Holländer auf riesigen BMW Möffs vor uns. Irgendwie war das vergnüglich. Verngüglich zu sehen, wie viel Geld man fürs Möff und Kleidung ausgeben kann um dann mit 0.5 Grad Schrägläge seinen Töff über einen Pass zu tragen. Sorry, liebe BMW Gemeinde, das musste einfach raus... und wenn ihr beleidigt seid, tja dann...

[img] Ja, ihr seid Helden... irgendwie ;-)

Aber nun wieder zurück auf die Strasse!

Der Flüelapass war ein wunderschöner Höhepunkt, den ich auch fahrerisch sehr gneossen hatte.
Die Weiterfahrt führte über Davos, Tiefencastel, Thusis nach Laax, Disentis und Sedrun zum Oberalppass. Viele, viele Dosen bremsten unser vorwärtskommen, aber irgendwann schafften wir es doch noch auf die Passhöhe. Also ein zweitletzter Kaffeehalt und schon gings die wunderbaren grossen Kurven swingend hinunter nach Andermatt. Noch hatten wir den Ausblick auf dieses fasznierende Tal und Dorf genossen, mal schauen wie das im Jahr nach ‚Sawiri’ dann aussehen wird...

Tja... und schon kommt das letzte Highlight der Tour; der Sustenpass.
Eigentlich auch so eine echte Routine Strecke, hätte uns da nicht eine FJR bergabwärts überholt! Das war für Urs eine Kampfansage und er ‚jagte’ die FJR furssrastenschleifend durch die Kurven. Wehe dem, der Urs reizt!

In Willigen, nach der Aareschlucht, gönnten wir uns einen letzten gemeinsamen Kaffeehalt. Danach gab es nur noch die rasche Rückfahrt nach Bern – dies auf dem schnellsten Weg, denn es war doch schon spät geworden und am nächsten Morgen würde der Wecker wieder unbarmherzig klingeln. Also Autobahn bis nach hause, aber im Herzen die Freude einer wunderschönen Tour!
Es war ein Genuss und viel, viel Freude. Soviel Licht, Schönheit und Eindrücke, dass die nun kommenden Arbeitstage wunderbar bereichert sind, dass die Zeit bis zur nächsten Tour im Fluge vergehen wird...

Wer mehr Infos über die Tour möchte, oder sich für die Streckenfiles interessiert (Motorradtourenplaner) soll sich einfach per pn oder mail bei mir melden.

Ps... aus den geplanten 1000 Kilometern wurden dann dank Umwegen und zusätzlichen Pässen mehr als 1380 Kilometer...


Gruess

Markus


Chrom poliert man mit Stahlwolle! Jawolllll!

Re: Un milione Metri Tour 07

Servus

Ein toller Bericht, mit sehrrrrrrr schönen Bildern. {
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Gruß Klaus




Wenn man(n) sein Gewicht halten will, muß man auch essen wenn man keinen Hunger hat.

Re: Un milione Metri Tour 07 o.T.



Re: Un milione Metri Tour 07

Hey toll beschrieben!!

weiter so.



Gruß Jürgen

...hast du Werkzeug im Gepäck ist Charlys Spoiler weg!

Re: Un milione Metri Tour 07

Wirklich schön zu lesen und klasse Bilder...!