Einsam oder gemeinsam sterben?
Warum ist die Sterbepartner-Vermittlung so verpönt?
In der Nachkriegszeit schossen sie wie Pilze aus dem Boden, und im Computerzeitalter erlangt ihr Wirken gar bizarre Züge – Heiratsinstitute und ihr übliches Tun. Dabei waren sie einst nahezu entbehrlich, weil sich die gesellschaftlichen Strukturen und Rahmenbedingungen noch als intakt erwiesen und außer geborenen Minderintelligenzlern oder Autisten alle auf natürliche Weise ihren Partner fanden.
Heute jedoch, wo sich eine schier unüberbrückbare Kluft zwischen Intelligenz und Weisheit aufgetan hat, wird dieses elementare menschliche Bedürfnis zusehends von Kommerz und Technik regelrecht instrumentalisiert. Keiner fragt da noch nach übergeordneter Moral, und entsprechende Spam-Mails empfindet man eher als technisches statt grundsätzliches Übel.
Warum aber gibt es selbst heute in einem scheinbar so demokratischen und toleranten Land wie Deutschland noch keine offizielle Sterbepartner-Vermittlung, obwohl sie unter Erwachsenen völlig legal wäre? Ist es etwa von höherer Warte aus bestimmt, dass jeder für sich alleine sterben muss, während sich sogar die skrupellosesten Geschäftemacher dieser – gar widerlegten – Mutmaßung demütig unterwerfen? Wohl kaum. Vielmehr ist es die allgemeine Befremdung dem Tod schlechthin gegenüber, welche in Kombination mit (Doppel-)Suizid und merkantilem Kalkül derart zu einem absoluten Tabu mutiert. Selbst uneigennützige Sterbehelfer wie jene von Dignitas in der Schweiz bekommen das zu spüren, obwohl man dort echtes Mitgefühl hat und sich lediglich die Unkosten erstatten lässt.
Nun aber ist es endlich so weit: Ohne jeglichen Vorsatz der persönlichen Bereicherung hat ein junger suizidaler PC-Freak sozusagen eine zeitgeistliche Marktlücke entdeckt und unter www.suicideapartment.com ein Freitodforum kreiert, das vornehmlich der Sterbepartner-Vermittlung dient. Jeder Erwachsene kann sich dort kostenlos registrieren sowie persönliche Daten und Wünsche hinterlegen. Nach manueller Freischaltung durch den Webmaster kann er sogar noch etliche Zusatzprogramme nutzen, die teils hilfreich, teils aber auch unnötige Spielereien sind.
Jedenfalls ist es ein absolutes Novum im deutschsprachigen Raum, dass sich Menschen jeden Alters kostenlos und unverbindlich auf jener nüchtern-realen Basis der gemeinsamen Suizidalität kennen lernen können, während in keinem Inserat eines etablierten Magazins dahin gehend auch nur vage Andeutungen erwünscht sind. Was letztlich aus diesem Fundament erwächst, obliegt dem Einzelnen; ob er dort etwa einen Partner findet und mit ihm – erst – zum "Traualtar" geht ...
Obgleich besagtes Forum mitunter kitschig und teils gar etwas provokant wirkt, enttabuisiert es doch eine bislang arg verpönte Thematik, von der sich sogar jedes renommierte Freitodforum – oft halbherzig und verlegen – distanziert. Natürlich fungiert es vornehmlich als Plattform für unreife Menschen schlechthin, von denen zumindest diejenigen am besten bei Jehovas Zeugen aufgehoben wären, welche nicht genetisch limitiert und durch äußere Umstände suizidal geworden sind. Diesen gewichtigen Aspekt sollte man letztlich immer im Auge behalten, um angesichts der brisanten Materie stets objektiv und ausgeglichen zu bleiben!
Mit Dank für Ihre Aufmerksamkeit und vielen Grüßen
Wolfgang