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Demonia

Demonia

Demonia

von

Unbekannt

 

Teil 1
Am Abend vor meinem Urlaub mache ich gerade den dritten Koffer auf die altbewährte Methode zu - 'draufsetzen - als es an meiner Tür klingelt. Und wahrscheinlich habe ich schon australischen Sand unter den Füßen, oder, noch wahrscheinlicher, schon einen gehörigen Sonnenstich. Wie sonst soll ich mir erklären, daß ich einfach aufmache. Wenn man als Frau alleine lebt, sollten gewisse Vorsichtsmassnahmen eigentlich schon unterbewusst ablaufen. Aber ich gucke nicht durch den Spion, schiebe nicht die Kette vor, gehe nicht über Los, kriege kein Geld, und lande sozusagen auch prompt im Gefängnis. Die Frau vor meiner Haustür ist vielleicht zwei oder drei Zentimeter kleiner als ich, mit offenen, schwarzen Haaren, die in dicken Locken ihren Rücken herunterfliessen. Sie wirkt zierlich, trägt sich mit der tadelloser Haltung einer Ballerina, die aber Kraft zu kosten scheint, als wäre sie sehr müde. Wie jemand, der sich zu lange zu sehr angestrengt hat, etwas zu lange auf körperlichem Kredit gelebt hat. Ihre Haut ist hell, fast bleich, und auch wenn sie ein heller Typ ist, sieht sie nicht gesund aus. Wäre da nicht ihre Kleidung - eine Kombination aus schwarzem Leder und dickem schwarzen Stoff, teuer, wie die Kleidung eines Samurais, der sehr leicht friert - würde ich sie für einen Junkie halten. Aber ihre ganze Art spricht dagegen, sie sieht zu stolz aus, fast arrogant, und unendlich selbstbewusst. Nur müde. Sie könnte auch eine Reise in die Sonne vertragen, denke ich. Und zwölf Stunden Schlaf. Auf dem Boden neben ihren Stiefeln steht eine Sporttasche, blaues Nylon, die überhaupt nicht zu ihrem Outfit passt. "Hallo Claudia." sagt sie.
Ihre Stimme ist weich, mit einem slawischen oder polnischen Akzent, was zu ihren Wangenknochen passt. Ihre Augen sind dunkelbraun, so dunkel, daß man bei dem Flurlicht nicht sehen kann, wo die Pupille anfängt. Irgendwas stimmt nicht mit ihrem Gesicht, so fein und schön es auch ist. Selbst beim zweiten Hingucken kann ich nicht sagen, was, aber da passt etwas nicht. Eins ist sicher: ich habe diese Frau noch nie in meinem Leben gesehen. "Kennen wir uns?"
Sie lächelt, sehr grade Zähne zwischen roten Lippen. Ich spüre einen kurzen Stich des Neids - die Frau ist wunderschön. Nur völlig übernächtigt.
"Noch nicht," sagt sie.
"Ich -"
Weiter komme ich nicht. Mit beiden Armen stösst sie mich plötzlich nach hinten, einen Stiefel gegen die Tür gestemmt. Auch wenn ich gewusst hätte, was sie vor hat, hätte ich es wahrscheinlich nicht verhindern können. Ungeheuere Kraft liegt in diesem Stoß, mehr, als eine Frau dieser Größe eigentlich haben dürfte. Ich taumele nach hinten, falle hin, lande hart auf der rechten Schulter, schlage mittelschwer mit dem Kopf auf. Sofort steht sie über mir, hockt auf mir, und eine kühle Hand greift in meinen Kragen, an meine Halsseite. Weit entfernt höre ich meine Tür zufallen. "Aber das ändern wir jetzt, Claudia."
Ich bringe grade mal die Arme hoch, nicht genug, um die Finger an meinem Hals abzuwehren. Mit Daumen und Zeigefinger greift sie einmal zu, dann nochmal, ihre langen Fingernägel spitz auf meiner Haut. Beim dritten Mal heule ich auf, meine Schulter wird zu einem Eismeer aus Schmerz. Sie hat ein Nervenbündel getroffen, mein Arm ist gelähmt.
"Und zwar sehr bald."
Ich stöhne nur, immer noch von dem Sturz benommen, von dem Schmerz wie betäubt. Und dann wird alles schwarz.

Ich finde mich auf meinem Bett wieder, einen dumpfen Schmerz in der rechten Schulter von dem Fall, und mir ist heiß, schweisstreibend heiß, sie muß die Heizung aufgedreht haben. Ich liege auf der rechten Seite, unter meiner Wange ist der Bettbezug nass, und ich bin gefesselt, Hände auf dem Rücken, Knöchel zusammen. Der Gummiball in meinem Mund kommt mir schrecklich bekannt vor. Mit etwas Mühe kann ich mich auf den Rücken drehen, mein Kopfkissen ist mir in den Rücken gedrückt worden. Stabile Seitenlage, fällt mir ein. Oder soweit es unter den Bedingungen möglich ist. Die Frau ist nirgendswo zu sehen.
Ich hatte meine drei Koffer auf dem Bett ausgebreitet, jetzt stehen sie sauber gestapelt auf dem Fußboden. Es sieht nicht so aus, als wären sie durchwühlt worden. Mein verspiegelter Wandschrank ist auch noch geschlossen, auch der Teil, wo mein Schmuck liegt. Die Tür zum Wohnzimmer ist offen, aber vom Bett aus kann ich nichts sehen, und zu hören ist auch nichts. Und die Heizung ist wirklich an, mitteln im August steht sie auf fünf. Etwas Abseits von der Heizung, unter dem Tisch mit meinem kleinen Fernseher, steht ihre Sporttasche. Sie ist prallgepackt. Vom Bett aus kann ich den Namen auf der Seite nicht lesen.
Schritte von der Tür zum Wohnzimmer, harte Schritte, ihre Absätze auf Stein. Die Frau ist in der Küche. Meiner Küche. Vielleicht doch ein hungriger Junkie.
Meine Unterarme sind prallel zueinander gebunden, Finger zu Ellenbogen, so daß sie in der Wölbung meiner Ledenwirbelsäule passen, wenn ich auf dem Rücken liege. Mit dem Zeigefinger einer Hand kann ich die Stricke um meine Oberarme fühlen, und ansatzweise sehe ich die Seile, die über mein Schultern verlaufen. Nirgendswo kann ich einen Knoten sehen oder fühlen. Meine Knöchel sind auf einer Strecke von mindestens zehn Zentimeter zusammengebunden, und drei oder vier Turns ziehen die einzelnen Schlingen fester zusammen. Ich erkenne das Seil, es gehört mir, und wohnt sonst in einem Ledersack mit meinem anderem Spielzeug unter dem Fußende meines Betts. Den Ballknebel in meinem Mund kommt aus der gleichen Sammelung, es ist aus hartem Kunststoff, hohl, mit Löchern, von einem Rasentennisspiel meines Cousins. Durch die Löcher kann man ungehindert atmen, sabbert aber wie ein Schwein. Daher der nasse Fleck auf dem Bett.
Sie kennt den Seesack mit meinen Spielzeugen, oder sie hat ihn sehr schnell gefunden. Sie kann knoten, fesseln, und ist ungeheuer stark. Sie hat mich nicht ausgeraubt, und sie hat sich die Mühe gemacht, mich vor dem Ersticken zu bewahren. Wie sie an meine Schulter gegriffen hat wirkte fast professionell. Und sie mag es heiß, kleine Schweissstraßen beginnen an meinen Achseln und Rücken herunterzulaufen. Ich bin froh, daß ich nur ein T-Shirt und Shorts anhabe.
Zusammenfassung: Ich bin in Schwierigkeiten, und Australien kann ich mir erstmal von der Backe schmieren.

Sie kommt ins Schlafzimmer, immer noch in ihrer Lederkombination, in der einen Hand einer meiner Glaskrüge, randvoll mit Wasser. Sie setzt sich zu mir aufs Bett, fast wie eine Ärztin, die einen kranken Patienten besucht. Das Wasser im Krug ist ohne Kohlensäure, Leitungswasser. Auch jetzt kann ich nicht sehen, wo die Pupillen aufhören, was für eine Augenfarbe sie hat. Und mit ihrem Gesicht stimmt wirklich etwas nicht, es wirkt irgendwie künstlich. Eine Maske? Plastische Chirurgie?
"Du heißt Claudia Weberleid," sagt sie, "bist 23 Jahre alt und studierst seit zwei Jahren Biologie hier an der Uni Münster. Dein Vater ist Chemiker und deine Mutter hat Geschichte studiert. Du hast keine Geschwister. Dein letzter Freund hiess Peter, und du hast dich von ihm getrennt, da er dir nicht einflühlsam genug war. Und bei deinen Neigungen brauchst du jemand, der wirklich sehr einfühlsam ist, nicht wahr, Claudia."
Sie macht eine Pause, nimmt einen großen Schluck aus dem Krug. Ich bin wie erschlagen. Was zum Teufel -
"Eigentlich hast du vor, morgen früh mit Lufthansa 221 von Düsseldorf aus für vier Wochen nach Australien zu fliegen. Die Blumen hat der Nachbar, und deine Katze - ein peinlich dickes Tier names Fabian - hat eine Freundin von dir namens Birgit Schäfer. Die anderen Mitbewohner im Haus sind seit einer Woche weg, und bleiben noch fünf Wochen in Spanien und Belgien. Niemand wird vorbeikommen, niemand wird hier anrufen, und niemand erwartet, daß du in den nächsten vier Wochen erreichbar sein wirst."
Sie nimmt noch einen Schluck aus dem Krug, und dann noch einen, und dann ist er leer. Mit einem Finger wischt sie sich elegant die Lippen ab, stellt den Krug vorsichtig auf den Fußboden. Diese Frau weiß alles über mich, oder kann es auf jeden Fall gut vorspielen. Ich bin nicht nur in Schwierigkeiten, sondern in großen Schwierigkeiten. Vielleicht sogar in ganz großen Schwierigkeiten.
"Und niemand kann dich hören. Wirst du Ärger machen, wenn ich dir den Knebel herausnehme? Du sabberst dein ganzes T-Shirt voll."
Ich schüttle langsam den Kopf. Ich bin nicht in der Lage, Ärger zu machen. Gott weiß, was diese Frau von mir will. Meine Familie ist nicht reich, eine Erpressung wäre sinnlos - aber wenn sie mich haben will -
"Sehr gut." Zehrr gutt. Sie kommt nicht aus Polen, vielleicht aus Kroatien oder Serbien oder so. Sie schnallt den Knebel mit einer einzigen fliessenden Bewegung ab, fast zärtlich.
"Was willst du von mir?"
Wenn sie lächtelt, lächeln diese dunklen Augen mit, unter anderen Umständen hätte sie ein sympathisches Lachen. Mit einem Finger streicht sie eine Locke aus meinem Gesicht, ich zwinge mich dazu, nicht wegzuzucken. Ihre Hand ist kühl, angenehm in dem immer tropischer werdenden Klima meines Schlafzimmers.
"Das, meine liebe Claudia, ist eine lange Geschichte." Dann steht sie auf und stellt sich vor die Fenster, den Rücken zu mir, die Hände auf der Heizung. Ich wohne im ersten Stock, vor meinem Schlafzimmerfenster stehen zwei alte Kastanienbäume. Regen tropft von ihren Blättern. Eigentlich wollte ich Uebermorgen vor Sydney surfen.
"Ich heiße Narlinea. Ich bin dreitausend Kilometer gereist, um hier in Münster ein neues Revier aufzubauen." Sie streckt sich, Arme über den Kopf. Ihr schwarz-lederne Samurai-Ärmel rutschen nach unten, ihre Unterarme sind weiß wie Porzelan, keine Uhr, kein Schmuck, makellos.
Ein Revier aufmachen?
Ihr Gesicht spiegelt sich im Fenster. Für einen Moment sieht es so aus, als würde eine zweite - wie war der Name? Narlinea? - von außen hereingucken. Dieses gespiegelte Gesicht hat etwas genauso seltsames an sich, wie wenn man es direkt sieht. Fast habe ich es...
"Und du wirst der Grundstock meiner Diener, meine Famula." Sie dreht sich wieder zu mir, schaut mich ernst an. "Ich werde dich nicht töten, nicht ausrauben, nicht unter Drogen setzen, dir keine Organe entnehmen, und dich nicht länger als zwei Wochen einsperren - in vier Wochen, wenn dein Urlaub zu Ende ist, wirst du auch normal wieder arbeiten gehen." Sie dreht sich wieder dem Regen zu, legt die Hände zurück auf die Heizung, ihr Gesicht wieder im Fenster. Plötzlich weiß ich, was nicht an ihrem Gesicht stimmt: es gibt keinen Unterschied zwischen dem direkten Anblick und ihrem Spiegelbild. Ihre Züge sind völlig symetrisch. Beide Augen haben die genau die gleiche Form, die Mundwinkel sind absolut identisch, ihre Augenlider, ihre Wangenknochen. Kein Mensch hat ein völlig symetrisches Gesicht. Gerade die kleinen Unterschiede zwischen den Gesichtshälften machen das Menschliche an einem Gesicht aus.
Für eine Maske ist die Mimik zu gut. Das muß chirurgisch gemacht worden sein.
"Du nimmst das alles sehr gut auf", sagt sie, setzt sich wieder zu mir, beugt sich etwas nach vorne. Meine Augen kleben an ihrem Gesicht, es ist wahr, alles ist wie über die Mittellinie gespiegelt, jede Falte, fast erwartet man, daß ihre Locken sich auch in Reih und Glied einordnen. Und die Augen -
"Die meisten machen etwas mehr Geschrei."
- sie ist nah genug, daß ich jetzt auch ihr Augen genau sehen kann, und sehen kann, warum warum sie so dunkel wirken, warum man keinen Uebergang zwischen Pupille und Regenbogenhaut sieht.

"Besser?"
Sie hat mir zwei Backpfeifen gegeben, links-rechts, wie im Film, und ich habe aufgehört zu schreien. Sie hat keine Regenbogenhaut, ihre Pupille geht nahtlos in das Weisse ihres Auges über. Dort, wo Menschen noch einen farbigen Ring haben, blau, grau, braun oder grün, ist bei ihr noch mehr schwarze Pupille. Menschen brauchen die Regebogenhaut, um den Lichteinfall zu regeln. Sie offenbar nicht.
"Was zum Teufel bist du?" Ich zittere etwas, aber ich habe mich wieder unter Kontrolle. Einigermassen.
Diesmal kein Lächeln, die - schwarzen? - Augen ruhig und ernst.
"Ich bin eine Demonia."
"Kein Mensch." Ich bin zwar keine Medizinerin, sondern Biologin, aber Augen entwickeln sich nicht so bei Säugetieren, und niemand hat ein symetrisches Gesicht. Absolut niemand.
"Nein. Kein Mensch. Irgend ein Affe war ein gemeinsamer Vorfahre, aber wir haben uns seitdem parallel zueinander entwickelt." Ein kurzes Lächeln, als sei in dem Satz ein Witz versteckt.
"Ich habe nie etwas von 'Demonias' gehört."
"Wir sind weniger als ihr. Liegt in unserer Natur."
"Was -"
Sie hält eine Hand hoch, unterbricht mich. Ich denke wieder, wie müde sie aussieht, ausgelaugt.
"Später. Claudia, ich habe länger in überfüllten Zügen gehockt, als du dir vorstellen kannst, gar nicht zu reden von der Zeit, die ich hier in Münster herumgelaufen bin. Ich bin dreckig und müde und - hungrig. Ich werde dich etwas bequemer fesseln und erstmal duschen."

Ich liege ausgestreckt auf meinem Bett, Beine weit gespreizt, die Arme zusammengebunden und zum Kopf des Betts gezogen. Ob ich so bequemer liege, ist eine Sache der Auslegung. Wenigstens liege ich nicht mehr auf meinen Armen, dafür sind jetzt meine Beine gespreizt, was die Shorts weit hochrutschen lässt.
Sie hatte damit angefangen, mich wie ein X zu fesseln, was ich nie leiden konnte, aber fast so, als konnte sie meinen Unmut fühlen, brach sie ab, änderte die Fesselung. Wie ich jetzt liege, hat mich Peter immer gebunden, wie ein umgekehrtes Y, sagte er immer. Sie ist ordentlicher als Peter, wo er dazu neigte, alle Stricke zu fest zu ziehen, sind sie bei ihr nur eng. Eng aber bequem. Sie sass praktisch auf mir, als sie mich neu fesselte, ich konnte sie nicht mal beissen. Und sie ist ungeheuer stark.
Die Heizung hat sie wieder auf 3 zurückgedreht, aber es ist hier immer noch wie in den Tropen - wie in Australien. Scheiße. Das Geld für den Flug kann ich mir auf jeden Fall abschminken.
Sie singt unter der Dusche.
Narlinea die Demonia. Wenn die Augen und das Gesicht und die Muskulatur so verschieden sind, muß diese Rasse schon ziemlich lange parallel zur Menschheit existieren. Eine andere Art Mensch? "Dämonen"? Ich spiele etwas mit dem Gedanken, und dann gebe ich mir einen Ruck, was für ein Blödsinn, kein Mensch, was soll das. Sie ist eine Verrückte, eine Satanistin oder sowas mit einer seltenen, vielleicht angeborenen Augenkrankheit. Und Verrückte sollen ja Zugang zu Muskelreserven haben, die Gesunden nur im Notfall zur Verfügung stehen. Daher die Stärke. Sie hat zwar gesagt, daß sie mir nichts tuen wird, aber Leute, die umherstreifen und etwas von anderen Menschenarten faseln, sind nicht sonderlich vertrauenswürdig. Gott weiß, was sie mit mir vorhat.
Wengistens hat sie keine spitzen Eckzähne.

Sie sitzt neben mir auf dem Bett, ihre Haare zu einem nassen Pferdeschwanz mit einem meiner Spangen zusammengefasst. Sie trägt jetzt nur noch ein T-Shirt und einen kurzen Rock, beide schwarz, beide aus ihrer Tasche. Was ich von ihrer Haut sehen kann ist so bleich wir ihr Gesicht, sie hat auf jeden Fall einen hellen Taint, aber die Hautfarbe kann selbst für sie nicht gesund sein. Ihre Haut sieht völlig glatt aus, ohne irgendwelche Haare, und auch ohne die kleinen Venen, die man manchmal an den Handgelenken von Hellhäutigeren sieht. Sie riecht nach Poison und Schampoo. Ich trage kein Poison, sie muß es mitgebracht haben. In einer Hand hat sie wieder den gläsernen Wasserkrug, wieder mit Leitungswasser gefüllt.
Mein Schritt wird langsam unbequem. Vor dem Freund so zu liegen ist eine Sache, vor einer einer Einbrecherin eine ganz andere.
"Viel besser." Sie nimmt einen tiefen Schluck.
"Woher weisst du soviel über mich?"
Sie zuckt mit den Schultern. "Ich habe dich in der Strassenbahn gesehen, und dann war klar, daß du die Richtige warst. Ich bin dir etwas gefolgt, habe einige Leute nach dir gefragt. Das ist alles."
"Wie lange gefolgt?"
"Vier Tage." Ganze vier Tage. Und ich habe nichts davon gemerkt. "Warum ich?"
"Weil du eine Masochistin bist."
Warum braucht sie eine Masochistin? Und - "Woher wusstest du das?" Etwas habe ich mich an diese Augen gewöhnt, wenn man nicht genau hinsieht, und das Licht nur in einem bestimmten Winkel kommt, kann man sich vorstellen, daß sie einfach tief braun sind. Sehr tief braun. Mein Hysterieanfall ist mir im Nachinein peinlich, und für eine werdende Biologin höchst unprofessionell.
"Wir können sowas riechen."
"Riechen." Sicher.
"Nicht wirklich riechen. Wir fangen Stimmungen auf, spüren Emotionen. Ohne jemanden sehen zu müssen wissen wir, ob ein Mensch Angst hat, wütend ist, erregt ist. Wir empfinden das als Geruch. Warum, ist etwas kompliziert -"
"Ich bin Biologin. Und nicht dumm." Sie schaut mich einen Augenblick nachdenklich an, nickt, und nimmt einen weiteren tiefen Zug aus dem Krug. Wo sie das ganze Wasser hintut, weiß ich nicht. Sie scheint nicht zu schwitzen, während sich bei mir das Wasser zwischen den Brüsten sammeln. Und wenn sie die Toilette benutzt hat, weiß sie wohl nicht, wie der Abzug funktioniert.
"Was weisst du über Gehirnentwicklung?"
"Jede Menge. Aber sprich langsam, ich bin Blond."

Re: Demonia

Teil 2
Den hat sie nicht verstanden. Sie wischt sich den Mund wieder delikat ab.
"Die Kernmutation, die Demonias von Menschen unterscheidet, betrifft eine bestimmte Art von Nervenzelle, die in grossen Konzentrationen in den Riechnerven, dem Duenndarm und beim Mann um die Samenkanaelchen zu finden ist."
Ich nicke, uebrigens nicht ganz einfach, wenn man auf dem Ruecken gespannt ist und die Haende ueber dem Kopf gestreckt sind.
"Und diese Nervenzellenart empfaengt Emotionen." sage ich. "Richtig. Da die Riechnerven weiterhin in das Riechhirn muenden, werden die Empfindungen nicht als Emotionen weitergegeben, sondern vom Riechhirn als Gerueche verschluesselt. Und wir 'riechen' dann die Emotionen." Ich sage gar nichts. Peter, mein besagter Ex, hat taeglich und mit fast religioesem Eifer 'Raumschiff Enterprise' geguckt. So einen Bloedsinn reden die auch dauernd - in sich voellig zusammenhaengend, aber eigentlich kompletter Schwachsinn. Wir muessen nur die Warpfeldspulengeneratoren mit dem Plasmainduktionsfeld koppeln, dann kann die laterale Sensorenphalanx den Subraum nach Trachionen abscannen. Tri-Tra-Trulala.
Sie scheint jedes Wort zu glauben.
"Und wie riecht Angst?"
"Wie Kupfer."
"Kupfer riecht nicht."
"Echtes Kupfer nicht. Aber wenn man Kupfer riechen koennte, wuerde es so riechen, wie wir die Angst der Menschen wahrnehmen."
Sie ist verrueckt.
"Und wie Lust?"
"Wie Gold."
"Wie riecht eine Luege?"
Narlinea schuettelt den Kopf. "Eine Luege ist kein Gefuehl. Aber wenn man luegt, ist das eine emotionale Belastung, und es bringt das Gefuehlsleben nach einem ganz bestimmten Muster durcheinander. Menschen sind fuer Ehrlichkeit gebaut, und bei jeder Luege mischt sich etwas Scham, etwas Angst, etwas Hoffnung. Wir spueren das Muster dieser Aenderung."
Ich sage gar nichts. Langsam geht sie zu weit.
"Du glaubst mir nicht, nicht wahr."
Ich werde einen Teufel tuen, ihr zu wiedersprechen, auf jeden Fall so lange, wie ich zum Ausweiden gespreizt vor ihr liege. Sie leert den Krug, stellt ihn auf den Boden neben dem Bett. Zwei Liter Leitungswasser in einer halben Stunde. Wenn sie weiter so ueberheizt, kann ich gleich anfangen, mitzutrinken.
Sie hat lange, schoene, aber spitze Fingernaegel, sehe ich. Sehr spitze Fingernaegel. Fast wie Krallen.
"Doch. Was machen die Nervenzellen im Darm?"
"So ernaehren wir uns."
"Von Emotionen?"
"Von der Energie, die bei Emotionen frei wird und die diese Art von Nervenzellen im Darm in chemische Energie umwandeln."
"Demonias ernaehern sich also von den Emotionen der Menschen." - "Nicht von allen Emotionen. Das Nervengeflecht am Darmkoerper kann nur gewisse Arten von Emotionen auffangen." Sie schaut mich jetzt ganz aufmerksam an, als wuerde sie auf etwas warten. Ich habe auf einmal ein ganz schlechtes Gefuehl.
"Wie eine Antenne, die nur gewisse Frequenzen emfaengt?"
"Richtig." Ihr Blick hat sich nicht geaendert.
"Welche Emotionen waeren das?"
"Schmerz und Erniedrigung. Und im geringeren Mass auch Lust."

Ich sitze auf einem der Kuechenstuehle, einer meiner harten altdeutschen Eichenstuehle, die Peter immer als Folterstuhl bezeichnet hatte, auch wenn ich nicht darauf gefesselt war. Stricke halten mich regungslos, meine Knoechel sind zu den Hinterbeinen gezogen, meine Oberschenkel gespreizt, so dass die Innenseiten gegen die harten Seiten der Sitzflaeche druecken. Die Rueckenlehne geht etwas schraeg nach hinten, und sie ist schmal genug, dass meine Ellenbogen nach hinten gefuehrt werden koennen, sich fast beruehren. Ganz konnte ich sie nie zusammenbringen koennen, und zum Glueck versucht Narlinea nicht, es zu forcieren. Meine Handgelenke sind mit mindestens sechs Schleifen zusammengebunden, und stramm nach unten zu der Querstrebe zwischen den Hinterbeinen gezogen. Ein anderes Seil hat sie um meine Schultern und Hueften geschlungen, und meine Augen sind mit einem meiner Seidentuecher verbunden, unter dem sie kleine Wattebaellchen aus dem Badezimmer gelegt hat, damit ich auch wirklich nicht die Augen aufmache. Sie fesselt nach wie vor wie ein Weltmeister, stamm, ohne schmerzhaft zu sein. Und voellig ausbruchssicher. Es hat aufgehoert, lustig zu sein.
"Narlinea. Das wird nicht klappen."
Sie anwortet nicht. Ich kann sie hinter mir hoeren, sie kramt in meinem Spielzeugsack. Ich weiss genau, was sie dort zur Auswahl hat, zwanzig verschiedene Arten von Waescheklammern, liebevoll ueber Jahre gesammelt, ein kleiner Tick von mir; zwei Reitgerten, eine Fuenfschwaenzige, zwei Vibratoren, zwei Arten von Ballknebel, einer davon mit Geschirr, Karabinerhaken, Seile, Riemen, Handschellen...
"Ich reagiere so nicht, Narlinea. Kein Masochist steht auf sowas. Wir muessen den anderen vertrauen koennen. Wir muessen den anderen lieben. Wir brauchen die Sicherheit..." Mein Mund wird trocken, ich kann meinen Herzschlag bis in meinen Hals spuehren. Peter hat mich oft in genau dieser Situation gehabt, genau auf deinem dieser Stuehle, nur, dass er nie verstanden hatte, wie die Haende untergebracht werden mussten, und dass er Augenbinden nicht leiden konnte. Und dass ich genau wusste, dass er die Grenzen einhalten wuerde. Vielleicht sogar zu sehr einhalten wuerde. Aber das war immer noch um Welten besser als ohne jedliche Absicherung zu sitzen und - "Es ist einfacher, wenn du dich entspannst, Claudia."
"Bitte. Narlinea. Bitte lass' mich frei."
Keine Antwort.
"Narlinea -"
Ich hoere ihre Schritte um mich herumkommen, bis sie vor mir steht. Mehr als ein T-Shirt und meine Shorts habe ich immer noch nicht an, und so, wie meine Arme gefesselt sind, spannt das T-Shirt eng ueber meine Brueste. Sie beugt sich nach vorne, ich zucke wie nach einem Schlag zusammen als eine ihrer Locken auf meine Schulter faellt. Sie reicht immer noch nach Schampu. "Tu' einfach so, als waere ich Peter."
"Narlinea nein ich -"
Kuehle Haende greifen meinen Ausschnitt, eine auf jede Seite, die scharfen Fingernaegel streifen kurz meine Haut, und mit einem ploetzlichen Ruck reisst sie mein T-Shirt bis zum Nabel auf, als wuerde Bennetton ihre Produkte aus Papier machen. Ich hoere mich stoehnen, meine Brueste pendeln etwas nach, meine Oberschenkel an den Kanten der Sitzflaeche gepresst, meine Fingernaegel graben sich tief in meine Handflaechen.
Sie pfeift leise durch die Zaehne, ich kann darin ihr Laecheln hoeren.
"Lass mich frei! Lass mich sofort frei!"
Eine Hand umgreift meine linke Brust, erschreckend sanft, und der Stuhl schwankt auf nur zwei Beinen, ich winde mich fast spastisch, voellig umsonst. "Du Fotze, lasse mich hier los! Lass mich frei! Du Scheissfotze-" Die erste Klammer setzt sie genau auf die Warze.

Ich weiss, dass sie mir gegenueber auf einem der Stuehle sitzt und mich beobachtet. Ich habe geschimpft und geflucht und geschriehen, bis sie mir den Ballknebel mit dem Geschirr in den Mund stopfte, die Riemen im Nacken und unter dem Kinn und auf der Stirn festzog - schmerzhaft festzog. Wenn ich mich beruhigt haette, sagte sie, wuerde sie die Riemen lockern. Und vielleicht sogar abnehmen. Und dann stopfte sie mir etwas Zylinderfoermiges in die Ohren, etwas trockenes, das langsam aufquoll und die Gehoergaenge verschlossen hat. Kleine Schaumstoffzylinder, glaube ich. Auf jeden Fall bin ich jetzt auch noch taub. Nicht voellig, aber es reicht.
Es sind die gruenen Plastikklammern, alle zehn, eine auf jeder Warze und vier um den Hof, wie die Himmelsrichtungen auf einem Kompass. Die Klammern habe ich aus der Waschkueche meiner Mutter, sie waren die ersten, mit denen ich als Teenager spielte, heimlich und in unvernuemftig gefaehrlicher Selbstfesselung bei abgeschlossener Tuer und unter der Bettdecke. Sie sind wie alte Freunde, ich weiss genau, wieviel Druck sie ausueben, wie lange ich sie tragen kann. Ich habe wahnsinnige Stunden mit ihnen verbracht, auch spaeter mit Andreas, und zuletzt mit Peter.
Jetzt tuen sie nur weh. Sonst nichts.
Ich sitze hier schon seit mindestens einer halben Stunde, regungslos, blind, taub, stumm, irgendwo vor mir eine Wahnsinnige, die sich fuer eine Art PSI-Vampir haelt und wohl denkt, dass sie der abgegeilten Masochistin jetzt einen richtigen Gefallen tut. Ihr steht doch auf Schmerz, oder? Das ist es doch, was ihr wollt? Was denkt sie, dass ich jetzt erregt werde?
Scheissfotze. Sie ist wie alle "Normalen", die nicht verstehen, nicht verstehen wollen. Andreas war genauso, tat immer so, als wuerde er es verstehen, aber er hatte es nie wirklich kapiert. Nicht da, wo es zaehlt. Es tut nur weh. So tut es nur weh.
Und langsam meldet sich meine Blase, und meine Oberarme druecken gegen die Kante der Stuhllehne, und ich habe seit heute Mittag nichts gegessen. Sie kann vielleicht von meinem Schmerz leben, aber ich nicht, und ich habe auch nichts im Haus. Eigentlich sollte ich ja auf dem Weg nach Australien sein, und da laesst man den Kuehlschrank leer.
Ich schlucke die Massen von Speichel, die um den Ball in meinem Mund absondert, das ist schwierig, aber ich habe Uebung. Meine Brustwarzen sind helle Punkte feinen Schmerzes in meinem regungslosem Koerper. Nichts passiert.
Eigentlich ist es aber doch ironisch, muss ich mir eingestehen. Wie oft habe ich mir das so vorgestellt? Wieviele Phantasien begannen, verliefen oder endeten damit, dass ich verschnuert und meiner Sinne beraubt in der Gewalt einer fremden, unbekannten und gnadenlosen Macht gerate? Sicher, die fremde Macht war immer ein Mann mit dunklen Augen und einem Knackarsch, aber hey, man kann nicht alles haben. Wieviel Naechte habe ich im Bett gelegen und mir es so vorgestellt?
Aber nicht alle Phantasien sind dazu da, um erfuellt werden. Nicht alle Fremden sollten so fremd sein, dass sie sich nicht mal der Menschheit zugehoerig fuehlen.
Trotzdem, es ist fast komisch. Diese Frau fesselt gut, fast genial, eine Stunde sitze ich mindestens schon hier, aber meine Haende sind nicht kalt, nicht taub, der Knebel ist zwar streng, aber nicht wirklich brutal, und unter anderen Umstaenden... aber es sind nicht andere Umstaende, und die einzige Fluessigkeit, die ich im Moment mit meinem Unterleib in Verbindung bringe, ist meine anschwellende Blase.
Es tut weh. Nichts, was ich nicht schon ausgehalten haette, wenn auch noch nie so lange, aber ohne den Schutz meiner Geilheit zieht der Schmerz haltlos und ungedaempft durch meinen Koerper. Es ist nicht geil, wirklich ueberfallen zu werden, auch wenn die Entfuehrerin fesselt wie ein japanischer Zeremonienmeister.
Die Kacheln unter meinen Fuessen vibriert etwas, sie geht umher, ich fuehle eine Tuer zufallen. Kein Knoten ist tastbar, meine Knoechel sind wie angeklebt, und meine Finger koennen nur nutzlos das Seil zur Querstrebe entlangfahren, fuer doch gute drei Zentimeter. Ich rieche das Leder von den Riemen des Knebels, sonst nichts. Nicht mal das riechen kan ich noch.
Eigentlich perfekt.
Ich warte.
Zu schade, das Wuensche manchmal in Erfuellung gehen.

Sie macht die Augenbinde ab, zieht den Stoff unter den Riemen des Knebels weg, er schleift ueber meine Nase, meinen Augenbrauen. Sie zieht mir die Stoepsel aus den Ohren, es ist tatsaechlich Schaumstoff, kleine, gelbe Zylinder, Gehoerschutz fuer Sportschuetzen oder sowas. Der Knebel bleibt, sie hat ihn vor etwa einer halben Stunde lockerer gemacht, wie versprochen, wie eine Belohnung fuer einen artigen Hund. Es ist inzwischen duester im Zimmer, aber der Regen hat nicht nachgelassen. Ihre Haare sind offen, bedecken etwas ihr kuenstliches Gesicht. Seit etwa einer Viertelstunde riecht es nach Pizza oder Spaghetti.
"Komm'", sagt sie. "Wir haben deine Blase lange genug strapeziert." Woher weiss sie das?
Sie loesst die Stricke, die mich an den Stuhl binden, aber die um meine Haende bleiben, und zieht mich von dem Stuhl hoch. Mein ganzer Koerper fuehlt sich wie ein Brett an, aber es ist weniger schlimm, als ich es erwartet haette. Ich bin nicht die Erste, die sie so traktiert. Vielleicht war sie wirklich mal eine Domina. Sie fuehrt mich ins Badezimmer, die Waescheklammern auf meinen Brustwarzen wippen und pendeln mit jedem Schritt wie Insektenfuehler, melden sich mit Nachdruck. Sie zieht mir die Hose bis zu den Knien und schaut mit offensichtlicher Belustigung zu, wie ich versuche, mit hinter dem Ruecken gestreckten Armen auf den Sitz zu kommen. Und dann schaut sie mir auch noch beim pinkeln zu. Wenigstens hat sie mir gerade den Knebel herausgenommen. "Fick dich." sage ich, die Zaehne zusammengebissen, den Blick auf dem Boden vor mir. Ich muss mich wegen meiner gefesselten Arme nach vorne beugen, aber wenn ich zu weit nach vorne gehe, druecken die Waescheklammern gegen meine Knie. Der Strahl unter mir scheint endlos zu gehen. "Du hast keine Ahnung, wie ausgehungert ich war."
Ich schaue hoch. Sie sieht nicht mehr wie ein Junkie, nicht mehr so muede, nicht mehr so abgekaempft aus. Fast erholt. Vielleicht hat sie zwischendurch geschlafen, sage ich mir. Die Alternative ist und bleibt voellig undenkbar.
"Wonach riecht Erniedrigung?" frage ich.
"Erniedrigung nach Honig. Und der Schmerz deiner Brueste nach Silber."
Meine Blase ist jetzt leer. Narlinea macht keine Anstalten, mir aufzuhelfen, schaut mir einfach zu, wie ich muehsam aufstehe, mit heruntergelassenen Shorts vor ihr stehe.
"Uebrigens riecht Unterwuerfigkeit nach Alabaster."
Ich drehe mich zur Seite, spucke auf den Fussboden. Sie laechelt nur, aber diese Augen leuchten.
"Komm jetzt. Du musst etwas essen."

Sie hat wirklich den Pizzaflitzer kommen lassen. Ich esse auf dem Fussboden im Schlafzimmer, auf einem der Sofakissen, die Haende mit meinen Handschellen vor dem Koerper zusammengekettet. Sie hat fuer mich Spaghetti mit Kaesesauce bestellt, dazu Pizzabroetchen und Knoblauchbutter. Scheinbar stoert sie Knoblauch nicht, noch ein Beweiss, dass sie kein Vampir ist. Sie sitzt im Schneidersitz neben mir, ihr Ruecken voellig gerade, und sie isst tatsaechlich nichts. Aber sie hatte auch ueber eine Stunde Zeit zum Essen, ohne dass ich es bemerkt haette.
Der Fernseher laeuft, die Tagesschau berichtet vom Krieg in Bosnien, ein neuer Waffenstillstand, keiner zaehlt mehr mit, wieviele es sind, und keiner glaubt wohl, dass dieser halten wird. Ihr Gesicht ist ernst. Sie sieht fast wuerdig aus mit einem ersten Gesicht. Diese Augen geben ihr eine nobele Strenge.
"Kommst du aus Bosnien?"
Wenn ich sie nachher der Polizei beschreibe, muss ich mehr ueber sie wissen, sage ich mir. Falls ich noch jemals zu Polizei komme.
Sie schuettelt den Kopf. "Weissrussland. Dort ist unsere groesste Siedlung."
"Und warum jetzt Muenster?"
"Wir breiten uns wieder aus, und ich wollte die westlichste Kolonie aufmachen. Muenster liegt vom Schienen- und Autobahnnetz guenstig, und schoen nah am Ruhrgebiet." Sie dreht sich zu mir, schaut mir in die Augen. "Zwoelf Millionen Menschen wohnen im Ruhrgebiet, Claudia. Und Muenster ist vom Osten her das Sprungbrett ueberhaupt." Sie laechelt. "Und ausserdem: eine Stadt, wo die Kaefige schon an den Kirchtuermen haengen, schreit fast schon nach uns."
Sie dreht sich wieder zum Fernseher, der Innenminister redet von der Verbrechensrate in Deutschland, wie sie gestiegen sei, und wieso es die Schuld der Opposition sei.
"Eigentlich wollte ich eine Kolonie auf einem anderen Kontinent aufmachen, aber der Rat meinte, ich muesse mein Revier noch in der Naehe der anderen halten."
"Was meintest du mit Revier?" Es ist schwierig, Knoblauchbutter auf Pizzabroetchen zu schmieren, wenn man die Handgelenke nur drei Zentimeter auseinander bringen kann. Vielleicht kann ich das Messer verstecken. Vielleicht kann ich damit etwas machen.
"Weibliche Demonias haben Einzugsgebiete, genauso, wie Raubtiere ihr Revier haben."
"So versteht ihr euch, als Raubtiere?"
"Es gibt fuenf Milliarden Menschen auf diesem Planeten, Claudia. Reichlich Beute fuer eine intelligente Jaegerspezies."
Ich kaue das letzte Pizzabroetchen, mein Kiefer immer noch etwas empfindlich von dem Knebel. Neben mir steht eine Sprudelflasche, Wein hat sie mir nicht mirbringen lassen. Anscheinend hat sie den Flitzer selbst bezahlt. "Was macht ihr mit dem Revier?" Sie kann nicht alle Leute Zuhause einsperren, ohne dass es auffaellt, denke ich mir. Irgendjemand muss schliesslich die Pizzaflitzer bedienen.
Keine Antwort. Im Fernseher wird von einem Massenmoerder in Warschau berichtet. Fuer einen Moment frage ich mich, ob sie es ist, ob sie auf der Flucht hier ist, aber die Polizei in Polen kennt den Taeter, ein Mann, und er scheint seit Jahren in Warschau zu agieren. Narlinea murmelt etwas. Selbst wenn sie ernst guckt, ist keine Falte auf diesem Gesicht zu sehen. Sie sieht jetzt nicht nur ernst aus, sondern fast auch wuetend. Der Moerder, berichtet der Tagesschausprecher in der formellen, nervtoetend monotonen Sprache der ARD, sei immer noch auf freiem Fuss. Sie dreht sich wieder zu mir. "Bitte was?"
"Ich wollte wissen, was ihr in eurem Revier macht."
"Wir lassen uns als Dominas nieder."
"Es gibt hier schon genuegend Dominas."

Re: Demonia

Teil 3
Das soll ich glauben? Die Demonias, eine Rasse von Dominas?

Sie zuckt wieder mit den Schultern, schaut zum Fernseher. Der Finanzminister verteidigt die medizinische Notwendigkeit einer Steuer fuer's Sonnenbaden.

"Sie werden verdraengt werden oder sich unterordnen. Sie koennen nicht konkurrieren." Da koennte sie recht haben. Ich lehne mich zurueck, die Haende in meinem Schoss. Ich koennte die Oberarme ueber meine Brueste legen, die Warzen zudecken, aber sie sind noch zu empfindlich, zu wund nach der Klammerung.

Sie hat das Handwerkliche voll drauf - obwohl, ich weiss nicht, wie sie peitscht. Irgendwas sagt mir, dass ich nicht mehr lange ohne das Wissen werde leben muessen. Ich habe Gerten nie richtig gemocht, entweder tat es immer zu weh, oder nicht weh genug. Aber Bilder haben mich immer angesprochen, Bilder von versohlten Hintern, praezise gesetze Linien als schmerzhafte Zeugen der Beherrschung. Aber selbst geschlagen werden? Lieber nicht mehr. Nicht, dass es sie interessieren wird. Allein ihr Aussehen wird sie zu einem Hit werden lassen. Ob sie sich fuer den Job hat operieren lassen? Und, was wichtiger ist, wie kriege ich endlich heraus, was sie mit mir will?

"Ist 'Demonia' russisch fuer 'Domina'?"

Die Tagesschau ist zuende, die ARD beginnt die Werbeschlacht.

"'Demonia' ist der Ursprung von 'Domina' und von 'Daemon', oder besser, 'Demonin'. In der Antike und Mittelalter sind die beiden Begriffe aus Demonia entstanden."

"Und alle Dominas haben euch kopiert."

"Nein. Sie haben unsere Rolle uebernommen, als wir weniger wurden."

Sie dreht sich so um, dass sie mir ins Gesicht schaut, verschraenkt die Beine neu. Sie sitzt jetzt im Lotussitz, den Ruecken immer noch gerade. Sie traegt eine Hose aus schwarzem Leder, das schwarze T-Shirt ist geblieben.

Zum ersten Mal fallen mir ihre Brueste auf, durch den Stoff sehen sie fest aus, etwa so gross wie meine, die Brustwarzen spitz durch den Stoff abgehoben. Auch wenn sie kein Vampir ist, ein Vamp ist sie auf jeden Fall.

"Wieso wurdet ihr weniger?"

"Das ist -"

"Lass mich raten, eine lange Geschichte."

"- aber du wirst sie hoeren, wenn du willst. Raeum aber erstmal ab."

Fuer einen Moment ueberlege ich, mich zu weigern, und sie weiss es, ihr Blick fordert mich gerade zu dazu auf. Aber sie kann mich zum Gehorsam zwingen, in meiner Wundertasche sind genuegend Spielzeuge, um mich zu motivieren. Ich stehe auf und raeume das Besteck, die Verpackung zusammen, bringe sie in die Kueche. Gut, dass ich eine Spuehlmaschine habe. Mit zusammengeketteten Haenden waere der Abwasch etwas muehsam. Sie schaut mir kurz ueber die Schulter, nur lang genug um dafuer zu sorgen, dass das Besteck wieder an seinen Platz landet.

Es wird nichts mit dem Messer. Auf jeden Fall nicht heute.

Eine Kerze brennt auf dem kleinen Tisch in meinem Wohnzimmer, echtes Bienenwachs, ein spaetes Geschenk von Mutter zu Weihnachten. Narlinea sitzt auf meinem Schaukelstuhl, ich liege auf meinem Sofa, die Haende wieder hinter dem Ruecken, die Knoechel zusammen, immer noch oben ohne - bei der Hitze in meinem Wohnzimmer ist mir das gar nicht so unangenehm.

Sie hat mir einen Zopf geflochten, die Straenge stramm und streng. Ich habe seit Kindertagen keinen Zopf mehr gehabt. Das Gefuehl ist erniedrigend.

Wie war das nochmal - Erniedrigung ist wie Honig, Schmerzen sind wie Silber, und Unterwuerfigkeit ist Alabaster? Glaubt diese Frau wirklich, dass sie an mir jemals den Geruch von Unterwerfung riechen wird?

Narlinea erzaehlt mir von Demonias, von einer Rasse, die es nur noch in Europa und Japan geben soll - keine Demonias in Amerika. Ich haette gedacht, dass Kalifornien voll davon waere...

"Paart ihr euch mit Menschen?"

Ihr Lachen wirkt fast sympathisch, selbst, wenn sie ueber mich lacht. Es ist diese Art, wie diese Augen immer mitlachen.

"Nein."

"Aber euer Aussehen."

"Unser Aussehen aehnelt dem unseres Wirtes, damit wir nicht auffallen."

Die erste groesste Anzahl von Demonias habe sich im Mittelalter ausgebreitet. Damals konnten sie sich nur von Schmerzen, von Demuetigung ernaehren, noch nicht von Lust - das kam spaeter. Vermutlich hatten sich die Ur-Demonias nur von Schmerz ernaehren koennen, aber das ist Spekulation. Demonias waeren bei der Inquisition gewesen, bei den Kriegen, bei Kaempfen und Grausamkeiten aller Art. Die Faehigkeit, auf die Kombination von Lust und Schmerz zu Reagieren, sei erst gegen Ende des Mittelalters entstanden. Eine Mutation der Darmnerven.

"Und das war fast schon zu spaet."

"Warum?"

Sie schaukelt ganz regelmaessig, hin und her, her und hin. Es ist bruetend heiss in meiner Wohnung.

"Weil sich die Menschen gewehrt haben."

"Hexenverbrennungen."

"Oh nein." Sie lacht. "Obwohl wir immer begeistert im Publikum standen, erste Reihe, und kraeftig Klatschen. Nein, die Menschen wurden die Folter, den Krieg leid."

Sie macht eine Pause.

"Zwar sind die Menschen nicht besser geworden, aber Gewaltverbrechen wurden besser und strenger befolgt. Der Rechtsstaat entstand. Es wurde alles etwas schwieriger."

Ich rolle meine Handgelenke sanft in den Schlingen, die sie fesseln. Vielleicht kann ich diesmal an einen Knoten kommen.

"Und dann kam die Mutation."

"Richtig. Und es entstand die Rolle der Domina, wie wir sie heute kennen."

"Was passierte mit denen, die die Mutation nicht hatten?"

Sie zoegert kurz, kaum merklich. "Sie starben ueber kurz oder lang."

"Aber diese Mutation wird doch nur in einer Familie auftaucht sein. Und wenn alle anderen langsam absterben -"

"Wir haben grosse Familien".

Etwas stimmt an dieser Anwort nicht, habe ich das Gefuehl. Oder sie verheimlicht etwas. Ich komme nicht an die Knoten, verdammt. Und irgendwann waere eine dieser Demonias mit der neuen Mutation und ein Masochist zusammengekommen. Masochisten waeren damals noch seltener als heute, aber die Symbiose hatte fuer beide Seite Vorteile, und so entstanden mehr und mehr von diesen Verbindungen. Die neuen Masochisten hatten einen Selektionvorteil, warum, sagte sie nicht, wie auch die Demonias, und so breiteten sich beide schneller aus - nur dass die Monarchien abgeschaft wurden, und die ersten Demokratien sich auftaten, und die Demonias immer mehr in den Untergrund treten mussten. Und nach einem kurzen Boom nahmen die Anzahl der Demonias wieder stark ab. Die Geschichte ist wasserdicht, in sich voellig logisch. Sie hat fuer alles eine Erklaerung. Vielleicht schreibt sie Drehbuecher fuer Picard und Data, denke ich.

"Das Viktoriansche Zeitalter war doch wie fuer euch geschaffen." - "Fuer die weiblichen Demonias konnte die Welt auch kaum besser sein. Sie hatten bald jede Menge Kunden, von denen sie sich ernaehren konnten, und die auch noch Geld zahlten. Es waren unsere Maenner, die Probleme hatten."

Sie schaukelt etwas schneller.

"Wir bilden Reviere aus, und unsere Maennchen streifen mehr oder weniger regelmaessig durch sie hindurch."

Ich ruhe meine Haende aus. So werde ich auf Dauer nur wunde Handgelenke kriegen.

"Wie bei Katzen."

Wieder das Zoegern.

"In etwa. Es gab eine zeitlang kaum noch maennliche Demonias."

Das klingt wichtig.

"Wieviele ist kaum noch?"

"Wenige hundert. Und seit dem Zweiten Weltkrieg sind im Westen alle Demonias ausgestorben. Ich bin die Erste, die sich seit ueber dreissig Jahren in den Westen niedergelassen hat."

"Euch gab es nur noch hinter dem Eisernen Vorhang."

Das wuerde passen - Gulags und Polizeiverhoere und die Stasi und was sonst noch. Lustige Bande, diese Demonias.

"Und in Japan. Sonst sind wir fast ausgestorben."

"Wirklich bedauerlich."

Sie laechelt nur. Das hat sie verstanden. Vielleicht sollte jemand, der gefesselt ist wie eine Bratenrolle nicht den Mund so voll nehmen, aber das tat gut. Ich starte einen neuen Versuch mit den Haenden, und siehe da, am linken Handgelenk komme ich mit dem Daumen an einen Knoten, nur mit der Spitze, aber es ist ein Anfang...

"Und wie kommt es dann, dass ihr euch jetzt wieder ausbreitet?" - "Eine neue Mutation, die -"

"Na. Ihr mutiert aber ziemlich schnell."

"Die DNA Sequenzen fuer die Sondernervenzellen sind relativ instabil, obwohl es frueher noch schlimmer war. Einer der Gruende fuer unsere hohe Saeuglingsterblichkeit."

Sie steht von dem Stuhl auf, kommt zu mir herueber.

"Und die neue Mutation hat das ganze Bild geaendert, und jetzt nehmen wird zahlenmaessig wieder zu."

Sie steht jetzt vor mir.

"Und holen uns das zurueck, was uns gehoert."

"Ich gehoere dir nicht."

"Noch nicht."

Sie beugt sich ueber meine Beine, beginnt, den Knoten um meine Knoechel zu loesen. Ich lasse meine Haende voellig ruhig. Das hat auch nicht geklappt, obwohl ich wenigstens schon einen Knoten gefunden habe. Immerhin.

"Komme jetzt. Deine Herrin hat Hunger."

"Meine Entfuehrerin kann mich mal, und ausserdem hat sie schon gegessen."

Dem letzten Wort fuege ich einen kraeftigen Schlag Ironie zu, versuchsweise.

"Sagen wir einfach, dass es Zeit fuer einen Nachschlag ist."

Sie zieht mich auf die Fuesse und fuehrt mich ins Schlafzimmer, ihre Hand an meiner Schulter, eine leichte Drohung. An der Wand gegenueber von meinem Bett steht mein Schreibtisch. Auf der Eichenholzplatte liegt zwischen meinen Bleistiften und Seminartexten der Pflanzenphysiologie meine Reitgerte. Mir fallen die ganzen frechen Sachen ein, die ich an diesem Abend gesagt habe. Wenn ich nicht wieder meinen Knebel im Mund haette, wuerde ich mich vielleicht sogar entschuldigen. Bin ich zu weit gegangen? Meine Vorlesungsmitschriften hat sie vorsichtig auf den Boden gelegt, und anschliessend den Tisch von der Wand gezogen. Und mit einem meiner Schluepfer den Staub abgewischt.

"Die wirst du eh nicht mehr brauchen."

Das werden wir ja noch sehen. Jetzt bin ich ueber die Laengstseite des Tisches gebeugt. Meine Beine sind auf Hoehe der Knoechel und der Knie zusammengebunden, was mich zwingt, die Knie etwas zu beugen, was mich wiederum dazu zwingt, meinen Hintern herauszustrecken. Meine Arme sind auf der Platte zu den Ecken gestreckt, ich halte mich krampfhaft an den Stricken fest. Die Knoten sind auf der Unterseite des Tisches, unerreichbar weit weg. Ich liege zwar auf zwei Kissen, also nicht ganz wie auf einer Opferplatte, aber eins der Kissen ist unter meinem Becken, drueckt meinen Hintern in die Luft. Meine Shorts liegen sauber in meinem Waeschekorb, leisten dem Rest meines T-Shirts Gesellschaft. Zwischen meinem Hintern und der Gerte liegen nur freie Luft und die Gnade meiner Entfuehrerin. Wenn das bisherige Geschehen ein Mass ist, wird die Luft mehr Schutz bieten. Diesmal habe ich mich gewehrt. Auf meinen Unterarmen und um meine Handgelenke bilden sich langsam blaue Flecken von einem Kampf, bei dem ich zwar voellig und ganz chancenlos war, aber den ich einfach fuehren musste. Eine Domina oder Demonia oder wie auch immer wuerde solche Kraft brauchen, um Maenner zu ueberwaeltigen. Mit mir schwache Frau hatte sie gar keine Probleme. Es scheint sie nicht mal angestrengt zu haben.

"Bereit?"

Ich stoehne durch meinen Gummiball. Genau den gleichen Satz hat Peter immer benutzt.

"Ffkch dkch."

Das scheint sie verstanden zu haben, sie laechelt.

"Das ist aus anatomischen Gruenden leider voellig unmoeglich."

Sie geht auf meine Rueckseite, sie ist barfuss. Mein Hintern kribbelt jetzt schon. Was hat sie denn mit dem Satz gemeint?

"Geht gleich los."

Bei Peter hatte ich ein Sicherheitswort, Vertrauen in meinen Peiniger, und es war immer die andere Gerte. Ich habe zwei Gerten, eine, die am Ende ein ledernes Dreieck hat, und mehr Laerm als Schmerz macht, und eine andere, die duenn und hart zulaeuft, und Striemen macht, wenn man nicht aufpasst. Sie hat die duenn zulaufende, streicht die Spitze ueber meinen Ruecken, ueber meinen Po, ueber die Rueckseiten meiner Beine. Eine Gaensehaut laeuft mir den Ruecken herauf und herunter. Lieber Gott, ich melde mich nicht oft bei dir, aber - Sie zieht die Gerte ploetzlich zurueck, ich zucke und winde mich, aber der Schlag kommt nicht, sondern die Gerte wird wieder zart wie der Kuss eines Schmetterlings meine Wirbelsaeule entlang gefuehrt. Falls Schmetterlinge kuessen. Das macht sie gut, sehr gut sogar, und wieder denke ich, dass unter anderen Umstaenden - -

KNALL. Der erste Schlag landet quer ueber beide Backen. Ich reisse meinen Kopf nach hinten und schreie in meinen Knebel, mein Koerper wird hart wie ein Brett. Winzige Tiere tanzen mit heissen Fuessen auf der Aufschlagslinie.

"Claudia. Ich bitte dich. So schlimm war das nicht."

Sie hat recht. Es war mehr die Ueberraschung, der Schlag tut weh, sicher, aber ich habe Schlimmeres hingenommen, viel Schlimmeres. Wenn ich jetzt geil waere - was ich nicht bin, du schwarzhaarige Mutantenkuh - waere der Schlag vielleicht sogar nicht fest genug gewesen.

"Aber das kann noch kommen."

Sehr vertrauenserweckend. Die Gerte streichelt mich wieder, und - -

KNALL. Der zweite Schlag landet so knapp ueber dem ersten, dass ich den Unterschied nur daran fuehle, weil ein Schlag auf die gleiche Stelle noch viel mehr weh tuen muesste. Der zweite Schlag ist fester, aber nicht viel. Diesmal habe ich nur gekeucht und etwas gezuckt. Beim naechsten Schlag - -

KNALL. - zucke ich nur. Wieder ein Querschlag, wieder nah an der gleichen Stelle. Ich rieche den etwas muffigen Geruch des Kissens, auf dem ich liege, entspanne etwas meine Finger. Das werde ich ueberstehen koennen, wenn sie es nicht steigert. Aber meistens steigert man es ja. -

KNALL KNALL.

Den ersten vertrage ich gut, den zweiten habe ich nicht so schnell erwartet, ein kleiner Schrei schmuggelt sich von hinter dem Knebel hervor.

"Tue dir keinen Zwang an. Ich merke am Geruch, wie weh ich dir tue, am Silber, das von dir abfaellt. Schrei ruhig."

Scheissfotze. Den Gefallen tue ich dir nie. -

KNALL. Hoffe ich zumindest. Der Schlag war fester. Sie hat auf die andere Seite gewechselt. Es ist wirklich nicht so schlimm, das ist das Verrueckte. Es tut weh, aber es ist mehr erniedrigend, so vorgefuehrt zu werden, sie schlaegt langsam, bedaechtig, sie hat den ganzen Tag Zeit. Sie schlaegt mich mit einer voelligen Selbstverstaendlichkeit, und warum auch nicht, nach ihrem kranken Weltbild

- - KNALL. -

ist es der selbstverstaendliche Lauf der Welt. Sie ist der Jaeger, ich bin die Beute, es ist daher nur natuerlich, dass sie mich unterjocht, mich quaelt, sich am mir vergnuegt. Es gibt 5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, hat sie gesagt. Sie sucht sich eine besonders geeignete Beute heraus -

KNALL. -

und ernaehrt sich von ihr. Behauptet sie auf jeden Fall. Wenn sie die naechsten Tage auch nichts isst, glaube ich es ihr sogar vielleicht. Was immer noch nicht erklaert, wer die Heizungsrechnung bezahlen soll. Mein Hinten glueht jetzt, zwar tanzen die Tierchen immer noch auf der letzten Aufschlagslinie, aber insgesammt ist der Effekt fast angenehm. Manchmal hat man als Masochistin doch Vorteile. -

ZIIIP -

Kein Schlag, sie laesst die Gerte nur durch die Luft zischen. Ich zucke trotzdem. Schweisstropfen laufen in kleinen Straehnen meine Flanken herunter. Ich schaue ueber meine Schulter nach hinten. Sie arbeitet schwerer als ich, aber sie schwitzt nicht. Ihre Gesicht ist konzentriert, aber mit einem genuesslichen Laecheln. Narlinea amuesiert sich. Ich drehe mich wieder nach vorne als sie ausholt und - -

KNALL.

Der Schlag war fester als alle anderen, zu fest, und so, als haette sie das gespuehrt, laesst sie sich Zeit vor dem naechsten Schlag, laesst mich zu atem kommen. Mein Hintern brennt und glueht, mit vereinzelten Nadelstichen. Aber ich werde sitzen koennen, wenn auch nur vorsichtig. Es gab Sitzungen mit Peter, und vorher mit Andreas -

"Und zum Abschluss -"

Ich habe nicht mitgezaehlt. Schon zuende? -

KNALL. Nicht fester als die anderen. Nicht zu fest, aber auch nicht gerade trivial. Narlinea hat recht. Als berufliche Domina wird sie unschlagbar sein. Ploetzlich stelle ich mit Entsetzen fest, dass ich etwas tiefer atme, als die Schlaege es rechtfertigen, und dass vielleicht die Fluessigkeit, die meine Schenkel bedecken, nicht nur aus Schweiss besteht.

"Das war genug fuer die heutige Einfuehrung."

Ich tue gar nichts, bleibe in meiner gespannten Haltung, vielleicht wartet sie nur. Aber ich hoere sie umhergehen, barfuss ist sie leiser als mit diesen Stiefen, und ich entspanne mich langsam. Ich atme wirklich zu schnell. Oh nein...

"War das so schlimm, Claudia?"

Sie laesst die Gertenspitze wieder ueber meinen Ruecken gleiten. Mein Koerper wird zum Verraeter, faellt mir in den Ruecken, meine Brustwarzen sind hart, merke ich, meine Scham geschwollen. Eine Welle der Scham, der Wut zieht durch mich hindurch. Wie kann mein Koerper nur - kann sie es riechen?

"Psssst. Straeube dich nicht dagegen."

Ihre Hand beruehrt meinen Ruecken, ganz sanft, strechelt mich, kuehl auf meinem Nacken, meinen Schulterblaettern, meinem wunden Hintern. Gott, lasse mich nicht noch erregter werden, bitte, wenn sie es merkt, wenn sie es merkt...sie beugt sich zu meinem Gesicht herunter, ich drehe mich zu ihr, mein Mund ein weites O durch den Ballknebel. Ihre Augen leuchten, tief und schwarz. Menschliche Augen mit ihrer Regenbogenhaut koennten nie so ausdrucksvoll sein.

Re: Demonia

Teil 4
"Du riechst nach Gold, Claudia. Nach Gold und Silber, Lust und Schmerz, und ein ganz kleines Bischen nach Alabaster." Sie fluestert, streichelt mir eine nasse Straehne aus dem Gesicht. Diesmal zucke ich zurueck. "Es hat dir fast gefallen, nicht wahr."
Ich drehe wuetend meinen Kopf weg, so weit ich kann, das einzige, was ich kann. Es muessen dreissig Grad im Zimmer sein, Schweiss fliesst von mir vom Koerper, aber sie schwitzt immer noch nicht, und ich kann ihren Schweiss nicht riechen. Sie riecht nach nur Poison. Sonst rieche ich nur mich, keine Metalle, und bestimmt kein Alabaster. Ich fuehle meinen pochenden Hintern, die Scham, die in mich hochsteigt, und ich bin etwas verwirrt. Das darf doch nicht wahr sein...
Ihre Hand streicht sanft ueber meine Wange. Ich ziehe nochmal den Kopf weg, bruelle in meinen Knebel.
Sie lacht und bindet mich los, bindet mir die Haende vor dem Bauch, nimmt dem Ball aus meinem Mund. Ich bin zu verwirrt, um mich zu wehren, das Adrenalin von der Zuechtigung noch im Kreislauf. Mein Schritt ist wirklich nass, und es ist wirklich nicht nur Schweiss. Ich schaue auf die Kissen, auf denen ich gerade gelegen hatte. Der blaue Stoff mit dem weissen Bluemchenmuster zeigt dunkele Stellen, und keine Stelle ist so dunkel wie die nah an dem Tischrand, dort, wo meine Huefte gelegen hatte.
"Schau her."
Hinter mir ist mein Spiegelschrank, sie dreht meinen Kopf um, haelt meine Huefte, damit ich sie nicht mitdrehe. Sie hat so kuehle Haende, fuer einen Moment frage ich mich, ob sie ueberhaupt warmbluetig ist, und dann sehe ich mein Bild im Spiegel, meinen Hintern.
"Oh -"
Sie lacht. "Nicht schlecht, oder? Komm. Wir wollen dich unter die Dusche stellen, und dann geht's ins Bett."

Ich dusche wie ein Traumwandler. Ich bin nicht gefesselt, aber da mein Badezimmer kein Fenster hat, und meine Wohnungstuer von innen abgeschlossen ist, geht Nalinea kein grosses Risiko ein. Ich bin eh nicht in der Lage, mich abzusetzen. Ich bin zu verwirrt.
Ich weiss, woran es liegt. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben genau richtig gepeitscht worden.
Nein, nicht ganz richtig, die ersten Schlaege waren mal zu fest, mal nicht fest genug. Aber dann hat sie sich eingependelt. Schnell eingependelt.
Verdaechtig schnell eingependelt. Entweder waren meine vorherigen Liebhaber etwas arg uneinfuehlsam, oder sie hat einen sechsten Sinn fuer sowas. Sie sah erholt aus nach der Zuechtigung. Erholt und frischer und - satt. Ich habe Schampu in den Haaren, bevor ich daran denke, den Zopf aufzumachen.
Auf meinem Hintern trage ich jetzt Zeichen von ihr, zehn rote Linien, die noch schmerzen, wenn ich mit dem Waschlappen ueber sie fahre. Sie sind fantastisch geworden, eine Wohltat fuer's Auge, sie lassen den Herz jedes Sadomasochisten hoeher schlagen. Anders kann ich es nicht formulieren, egal, wie sehr ich diese Frau hasse. Sie sind genau waagerecht, genau parallel, und haben alle genau den gleichen Abstand zueinander. Ein Meisterwerk der Gerte.
Fast koennte ich mir vergeben, dass ich geil geworden bin. Mit diesen Striemen kann ich nie zur Polizei, faellt mir ein. Kein Mensch wird mir abnehmen, dass ein solch regelmaessiges Muster erzwungen wurde. Sie sind zu offensichtlich rituallisiert, einfach zu perfekt.
Narlinea wuerde die anderen Dominas der Stadt wegfegen. Sie wird nicht mal Anzeigen aufgeben muessen. Sowas spricht sich durch Mundpropaganda herum. Eine wahre Kuenstlerin, keine Frage.
Ich drehe das Wasser aus, stehe tropfend unter der stummen Dusche. Aber ich habe keine Lust, in ihrem Studio als Dienerin oder Famula oder Zofe oder sonstwas zu dienen. Ich muss wegkommen.

Wir liegen nebeneinander in meinem Bett. Ich habe ein breiteres Bett, fast ein Doppelbett, nicht ganz. Ich bin nackt, bei dem ungebrochenen Heizungswahn meiner Entfuehrerin wuerde es aber auch gar nicht anders gehen. Sie hat eine Ledermanschette um mein Fussgelenk gelegt, das an der Bettkante ist, und ihn mit einer Kette um das Bettgestell verschlossen. Die Schluessel liegen im Wohnzimmer, unerreichbar weit. Selbst wenn sie nicht da waere, koennte ich nie das Bett hinter mir herschleppen.
Aber jetzt habe ich die Haende frei. Und wenn ich mich richtig daran erinnere, wie wir damals das Bett zusammengebaut haben, ist das die halbe Miete. Vielleicht hat sie ihren ersten Fehler gemacht.
Sie traegt ein T-Shirt, schwarz natuerlich, liegt neben mir mit einem meiner Romane in der Hand. Und sie hat wieder einen Liter Leitungswasser getrunken.
"Warum immer schwarz?" Schlaf' ein, Frau. Los.
"Unser Stoffwechsel ist etwas effektiver, erzeugt nicht so viel Abfallwaerme wie der menschliche. Gewisse Koerperfunktionen brauchen aber eine Temperatur ueber 30 Grad. Und schwarz absorbiert bekanntlich jede Wellenlaenge. Alles, was wir von der Umgebung aufnehmen koennen, erspart Muskelarbeit zur Waermeerzeugung."
"Und das Wasser?"
"Wieviel Biochemie kannst du?"
"Mehr als du, schaetze ich mal."
Sie lacht. "Sei dir nicht so sicher. Unsere Lunge arbeitet anders. Wir ziehen Kohlendioxid und Stickstoff mit dem Sauerstoff ein. Zusammen mit den Wasserstoffatomen aus dem Wasser und mit der Energie aus dem Darmkoerper stellen wir die Molekuele zusammen, die du aus dem Essen beziehst."
"Schwachsinn. Das wuerde heissen, dass ihr den Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid ausbauen koennt, und dass koennen Pflanzen auch nur, weil sie dazu besondere Organellen in der Zelle haben."
"Das Chlorphylmoelkuel hat grosse Aehnlichkeit mit dem Haemmolekuel der roten Blutkoerperchen. Unsere Darmorgane benutzten statt Chlorophyl ein umgebautes Haemmolekuel. Die Energie fuer die Synthesprozesse kommt nur nicht von der Sonne, sondern von menschlichen Emotionsentlandungen." Fuer einen Augenblick bin ich tatsaechlich sprachlos.
"Schwachsinn." Was fuer eine bluehende Phantasie. Aber sie hat wirklich Ahnung von Biochemie.
"Du glaubst immer noch, dass ich ein Mensch bin, nicht wahr?" Sie schuettelt den Kopf. "Was willst du, eine Gasanalyse meiner Atemluft?" Ich sage gar nichts.
"Du musst als naechstes fragen, warum ich nur Leitungswasser trinke, wo du doch einen grossen Kasten Sprudel in der Kueche hast."
Ich bin die Fragen leid, oder besser die Antworten, ihre phantastischen Hirngespinste. Ich will jetzt nur, dass sie einschlaeft.
"Okay. Gut. Warum trinkst du nur Leitungswasser, wenn ich doch in der Kueche einen grossen Kasten Sprudel habe?"
"In Leitungswasser ist mehr Blei. Wir brauchen Blei als ein Spurenelement fuer die Enzymfunktion der Kohlenstoffkettensynthese im Darmkoerper." Das ergibt auch so etwas wie Sinn. "So wie Menschen Eisen brauchen?" - "Richtig."
Ich sage nichts mehr, drehe mich auf die Seite, meine Kette klimpert leise.
Zuviel Blei ist schlecht fuer's Gehirn, faellt mir ein, vielleicht ist sie einfach vom vielen Blei so geworden. Aber das erklaert nicht die Augen oder das Gesicht oder dass sie so wenig essen muss.
Ich bin muede, aber ich will nicht einschlafen, ich will warten, bis sie schlaeft, und dann - werde ich sehen. Ich mache die Augen zu, und lasse die Welt um mich hinwegfallen, den Geruch der Bettwaesche, die Manschette um mein Fussgelenk, mein wunder Hintern auf dem Bettbezug.
Mein rechter Arm wird ganz schwer, sage ich mir. Mein rechter Arm wird ganz schwer. Neben mir liest eine Frau mit einem unmenschlichen Gesicht einen Roman ueber Morde unter Katzen, in der festen Ueberzeugung, dass in ihrem Darm die Biochemie neuartige Wege geht.
Mein rechter Arm wird schwer.

Aber sie schlaeft nicht. Immer, wenn ich den Kopf drehe, um sie anzugucken, liest sie im Schein meiner Nachtlampe. Manchmal laechelt sie mich an, und diese Gaensehaut laeuft wieder ueber meinem Ruecken. Irgendwann schlafe ich ein. Es ist kurz vor Mitternacht. Eigentlich sollte ich in vier Stunden in Sydney landen.

In der Nacht werde ich wieder wach. Sie liegt nicht mehr neben mir, ich hoere ihre Schritte im Wohnzimmer, der Fernseher dort laeuft leise. Sie schlaeft immer noch nicht. Irgendwie ist das beunruhigend, ich haette mich vielleicht sogar besser gefuehlt, wenn sie sich mit dem Kopf nach unten haette von der Decke haengen lassen. Wenn ich mich anstrenge, kann ich einzelne Worte hoeren, Satzfetzen, es ist Englisch, Nachrichten. Der Fernseher im Wohnzimmer hat Satellitenanschluss, sie hoert CNN, amerikanische Nachrichten. Schon wieder Nachrichten.
Ich pruefe die Manschette um meinen Fuss, die Kette zum Bett, wie die Kette am Bett befestigt ist. Keine Chance. Dann bleibt noch das Bettgestell, und dazu brauche ich ein Werkzeug.
Mein Hintern glueht noch leicht. Wenn die Striemen von einem Liebhaber waeren, waere ich jetzt auf sie stolz, ein Zeichen von ihm - so schoene Striemen waere bei eingen meiner Bekannten ein richtiges Statussymbol. Aber so...was, wenn sie nicht immer so ruecksichtsvoll schlaegt? Oder mit Nadeln anfaengt, mit Messern, mit Urin, mit Kot, all' den Sachen, die ich nicht mal bei einem Freund wuerde haben wollen?
Meine Ueberlegungen unter der Dusche kommen mir immer wahrscheinlicher vor.
Sie sucht eine Zofe, die Studiosklavin passend zur Herrin. Deswegen eine Masochistin, deswegen meine Wohnung, in einer dezenten Gegend, und wo die Hausverwalterin Kilometer weit weg wohnt und nur ein Mal im Monat vorbeikommt.
Aber ich bin keine Prostituierte. Ich will nicht von Fremden geschlagen werden. Nur von jemandem, den ich liebe, und das nur, wenn ich es sage, und so viel wie ich will. Na gut, vielleicht hin und wieder etwas mehr als ich eigentlich will, aus Prinzip eben.
Auf jeden Fall nicht so.
Sie sagte, ich wuerde in vier Wochen wieder arbeiten gehen koennen. Kann ich ihr trauen? Wohl kaum. Nicht von jemanden, die wahrscheinlich seit Jahren gezielt bleiverseuchtes Wasser trinkt und sich fuer einen Menschenjaeger haelt.
Ich muss hier raus.
Ich denke an Sonnenschein und weite Straende und braungebrante Maenner. Im Wohnzimmer laeuft immer noch der Fernseher, und ihre Schritte sind immer noch zu hoeren, aber jetzt anders, fester und wie zu einem stillen Takt. Gymnastik? Aerobics? Ist sie deswegen so stark, weil sie jede Nacht Sport treibt? Ich ziehe die Knie zur Brust, wickle meine Arme um sie. Als die Kette klimpert, setzen die Schritte kurz aus, fangen nach einigen Minuten wieder an.
Irgendwann schlafe ich ein, mein Koerper zusammengerollt, das Kopfkissen unter meinen Augen feucht.
Was fuer ein beschissener Urlaub.

"Ich hoffe, du magst Honig."
Sie ist Broetchen holen gegangen, Roggenbroetchen und zwei Kaesebroetchen, und etwas Honig und Margarine. Anscheinend hat sie meinen Kuehlschrank wieder angeschlossen. Ich fruehstuecke im Bett wie eine verwoehnte Geliebte, nur den Kaffee, den will sie mir nicht geben, statt dessen gibt es schwarzen Tee mit zu viel Zucker. Coffein wuerde mein Nervensystem zu sehr durcheinanderbringen, sagt sie.
Narlinea fruehstueckt natuerlich nicht. Ich fuehle mich geraedert, kann die dicken Ringe unter meinen Augen fast selbst sehen. Ich bin nochmal kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht, immer noch alleine, und habe ihr gelauscht, ihre Schritte, das Umblaettern von Seiten, sie sitzt im Wohnzimmer und liest. Sie hat um kurz vor fuenf geduscht, und dann die Zeitung hereingeholt - verdammt, ich hatte vergessen, sie abzubestellen. Und sie sieht kein Stueck muede aus, waehrend ich mich fuehle, als haette man mich die ganze Nacht gepruegelt.
Vielleicht kommt das ja auch noch.
"Gab es nicht eine Regel, dass Jaeger mehr Schlafen als Beutetiere?"
"Richtig. Nur gibt es auch eine Regel, dass hoeherentwickelte Gehirne weniger Schlaf brauchen."
Menschen schlafen eigentlich verhaeltnissmaessig wenig, da hat sie recht.
Meine Katze pennt den ganzen Tag, nur unterbrochen von Fresspausen. "Soso. Ihr seit als klueger als Menschen."
Narlinea laechelt, beginnt, ihre Seite des Betts zu machen, ordentliche, praezise Bewegungen. "Gab es nicht eine Regel, dass Jaeger intelligenter sind als ihre Beute?"
"Seit ihr deswegen fast ausgestorben?"
Volltreffer. Sie schaut mich verwundert an, und lacht dann. "Punkt fuer dich, Claudia. Aber wir nehmen wieder zu. Und bald mit deiner Hilfe." Ich beisse in mein Honigbroetchen und trinke den verzuckerten Tee und denke mir meinen Teil.
Mit etwas Vorbereitung werde ich heute Nacht mehr mit meinen freien Haenden anfangen koennen, und dann hat dieser Alptraum ein Ende.
Nach dem Fruehstueck - nach meinem Fruehstueck, besser gesagt - geht sie einkaufen. Sie nimmt einen ganzen Armvoll meiner Guertel mit, allerdings die dicksten, nicht die besten.
Und so sitze ich wieder auf einem der Kuechenstuehle, gefesselt wie gestern, nur diesmal voellig nackt, ohne die Waescheklammern, und mit dem hohlen Loecherball statt des Gummis. Sonst bin ich wieder taub, stumm und blind, und meine zurueckgezogenen Schultern druecken meine Brueste obzoen und einladend nach vorne. Perverserweise fuehle ich mich sicher, fast geborgen. Ich habe schon mal so gesessen, und sie hat mich nicht verlassen, sie scheint mir nicht die Art von Person, die mich so zuruecklassen wuerde. Voellig unlogisch, weiss ich, aber das Gefuehl ist da. Mein Koerper traut dieser Frau, ich kann es kaum glauben, aber seit der doch nicht so schlimmen Zuechtigung ist mein Koerper anscheinend der Meinung, dass ihm hier nichts schlimmes passieren wird.
Verraeter.
Auf meine Frage, was ich denn machen wuerde, wenn ich pinkeln muesste, meinte Narlinea nur, es waere mein Fussboden.
Ich warte einige Zeit, bis ich mir eingeredet habe, dass sie weg ist, dann versuche ich, mich freizuwinden. Keine Chance - ich gebe schweissueberstroemt auf, meine Handgelenke sind jetzt wirklich wund, Speichel laeuft mein Kinn herunter, tropft auf meine Brust, wandert langsam und unaufhaltbar ueber meinen Bauchnabel in Richtung meiner Scham. Ich kann diesmal nicht mal eine der Knoten beruehren. So komme ich nie frei. Die Frau ist zu gut. Dieses Wesen. Was sie auch immer ist.
Ich kann nur warten, bis sie wiederkommt. Wenn sie nicht wiederkommt, bin ich tot. Auch wenn mein Koerper das nicht einsieht.
In der Zwischenzeit denke ich ueber ihre Geschichte nach, versuche, Loecher in ihre Theorie zu schiessen. Es ist ja nicht so, als haette ich etwas anderes zu tuen...

Vibrationen auf dem Linolium, Schritte, und dann wird etwas sehr schweres auf den Boden gestellt, und nochmal, und nochmal. Und nochmal. Mmmmmmmmmm, sage ich. Lass' mich frei. Ich bin wuetend.
Sie ignoriert mich, oder ist gar nicht mehr da. Wahrscheinlich das Letztere. Die Schritte sind wieder weg und es dauert noch einige Zeit, bevor die Schritte wiederkommen, und ich endlich wieder sehen, hoeren kann. Und sprechen kann.
"Narlinea. Was ist mit euren Maennern?"
Sie steht vor mir, mit dem Knebel in der Hand. Vor mir auf dem Kuechenfussboden liegen vier grosse Holzbalken, zwei ganz lange, zwei kuerzere, gut zehn Zentimeter im Durchmesser, wie aus einem Kreuzigungsbaukasten. Aber das muss warten. Ich habe Zeit zum Nachdenken gehabt.
Sie schaut mich aufmerksam an. Sie hat meine Laune gespuehren - oder meinetwegen auch gerochen.
"Bitte?"
"Eure Maenner. Was ist mit ihnen? Warum ziehen sie immer umher? Was ist diese neue Mutation? Die ist bei den Maennern, nicht wahr? Was war an den Maennern, dass sie diese Mutation brauchten?"
Sie legt den Knebel langsam auf den Kuechentisch, neben vier Plastiktueten mit Lebensmitteln. Ihre Bewegungen sind ruhig, zu ruhig, und mir faellt auf, dass das ein Unterschied zwischen ihr und normalen Menschen ist - unter Druck werden richtige Menschen aufgeregt, nervoes. Sie nicht. Sie wird unter Druck ruhiger.
Tuen das Verrueckte nicht auch?
"Du hast recht," sagt sie. "Aber eigentlich wollte ich mit dem Teil der Geschichte warten."
"Raus damit. Sie sind anders als ihr, nicht wahr."
"Etwas. Sie ernaehren sich nur von Schmerz und Erniedrigung, nicht von Lust."
Sie hat mich noch nicht losgebunden. Ich lehne mich nach vorne, soweit meine Fesseln mich lassen, was zugegeben nicht sehr weit ist. Ihre Augen weichen meinen nicht aus, begegnen meinem Blick ruhig. Zu ruhig.
"Das ist nicht alles, Narlinea. Was hast du gesagt, diese neue Nervenzelle gaebe es an drei Orten, Darm, Nase, und Hoden. Was ist mit den Hoden, Narlinea?"
"Es sind die Samenkanaelchen. Nicht die ganzen Hoden."
"Was auch immer. Was machen die Nervenzellen da?"
"Sie sind notwendig fuer die Fruchtbarkeit der Spermien."
"Aber sie werden nicht durch Schmerzen oder Erniedrigung oder Lust angesprochen, nicht wahr? Es ist etwas anderes, etwas, was eure Maenner in grosse Schwierigkeiten bringt, nicht?"
Sie setzt sich auf einen der Kuechenstuehle mir gegenueber, etwas wie Resignation auf diesem Gesicht. So wie wir sitzen hat sie tiefe und tiefste Einblicke in meine private Anatomie, aber im Moment koennte es mir nicht mehr egal sein.
"Los. Spuck's aus."
"Ja. Du hast recht." Sie holt tief Luft. "Die Reizschwelle fuer diese Art Nervenzellen ist ungemein hoch. Sie kann nur durch Todesangst erreicht werden."

Re: Demonia

Teil 5
Fuer einen Moment bleibt mir die Sprache weg. Ich hatte mit Kinderschaendung oder sonstwas gerechnet, aber nicht damit. Sie sieht ungluecklich aus, und wieso auch nicht. Was fuer Chancen sie auch immer hatte, dass ich mit ihr zusammenarbeite, sind nun ganz ins Klo gefallen.
"Etwa alle acht Monate muessen unsere Maenner jemanden," Pause, "ermorden um fruchtbar zu bleiben."
Wenigstens versucht sie nicht um den heissen Brei zu reden. Ich habe Professoren gehabt, die immer von "devitalisieren" und so geredet haben, nur um nicht zugeben zu muessen, dass sie ihre Versuchstiere toeten. Alle acht Monate. Ueber wieviele Jahrhunderte? Wieviele Hunderdtausende von Menschen?
"Und du Fotze willst mich einem dieser Maenner ausliefern, nicht wahr?"
"Nein." Sie sagt das mit einer Bestimmtheit, der ich fast glauben koennte.
"Claudia, diese neue Mutation betrifft genau diese Nervenzellen. Die Schwelle fuer diese Nervenzellen ist drastisch gesunken. Die neuen Maenner muessen nicht mehr toeten." Ihre Augen werden jetzt intensiv, wie bei einem Strassenprediger.
"Verstehst du, Claudia? Wir werden nicht mehr toeten muessen. Der Mann, der zuerst die Mutation hatte, hatte zwoelf maennliche Nachkommen - die Mutation wird nur ueber sie weitergegeben - und die haben auch schon erste Kinder. Es sind noch Vorschulkinder, aber es sind schon Kinder." - "Zwoelf Nachkommen? Wieviel -"
Sie schuettelt den Kopf. "Unsere Fortpflanzung laeuft anders ab als beim Menschen. Von den zwoelf sind acht noch am Leben. Sie bilden die Grundlage fuer die Wiedergeburt unserer Art. Sie sind nicht staendig auf der Flucht, nicht immer in irgendwelchen Verstecken oder Gefaengnissen. Sie sind frei." Sie beginnt, mich loszubinden, sie wirkt jetzt aufgewuehlt, die Ruhe ist weg.
"Was ist mit den anderen Vier passiert?"
Wut kommt in ihre Bewegungen, eine Leidenschaft, die ich noch nicht bei ihr gesehen habe.
"Sie sind ermordet worden."
"Auch wenn sie nicht toeten?"
"Sie sind von den maennlichen Demonius der alten Art getoetet worden." Ich bin jetzt ungefesselt. Meine eigene Erregung ist jetzt verdampft. Es ist alles anders als ich dachte, fuer den Moment kann ich gar nicht anders, als ihr in ihrer Traumwelt hinterher zu laufen.
"Warum?" Ich stehe, strecke mich, Muskeln und Sehnen und Baender entkrampfen sich entlang meiner ganzen Wirbelsaeule.
"Wir haben Krieg."

Sie fuehrt mich ins Wohnzimmer. Ich habe die Haende auf dem Ruecken gebunden, unendlich bequem nach den Stunden auf dem Kuechenstuhl. Auf dem Fussboden liegt meine Werkzeugkiste und jede Menge anderer Baumaterialien, Stahlringe, Schrauben, Duebel, dazu ein Eimer mit Holzschutzmittel, Arbeitshandschuhe, Teppichmesser, alles sowas. Mein Wohnzimmer ist eine einzige Baustelle.
"Claudia, wir weiblichen Demonias haben die Nase voll vom Toeten. Wir wollen nicht mehr mit Moerdern schlafen. Seitdem wir die Moeglichkeit dazu haben, paaren wir uns nur noch mit den Neos."
"'Neos' sind die acht mit der Mutation?"
"Richtig."
"Und die alte Art denkt, dass wenn es keine der Neos mehr gibt, ihr euch wieder mit ihnen werdet paaren muessen."
Sie nickt, jetzt wieder ruhiger.
"Dieser Massenmoerder in Polen, der ist ein Demonius?"
Sie nickt wieder. "Der Anfuehrer der Alten. Ein absolutes Arschloch."
Irgendwas baut sie in meinem Wohnzimmer, dafuer ist wohl auch das Holz in meiner Kueche. Und sie hat mich nicht mal gefragt.
"Muenster ist mehr als ein Brueckenkopf fuer das Ruhrgebiet, nicht wahr?" Ich schaue sie nachdenklich an. "Bist du schwanger?"
"Noch nicht." Sie laechelt, ihre Mundwinkel symetrisch. "Aber du hast recht. Ich muss weit genug von den Kampfhandlungen bleiben, damit ich sicher bin, aber auch nah genug, damit ich Kinder von den Neos kriegen kann. Sonst waere ich schon lange nicht mehr in Europa."
"Du bist als Brutmaschine eingeplant? Mehr Soldaten fuer das Vaterland?"
"Sei nicht so zynisch. Du wuerdest auch anders darueber denken, wenn deine Art auch auf knapp 300 zusammengeschrumpft waere."
So wenige. Sie waeren fast ausgestorben, ohne dass wir es jemals gewusst haetten.
"Und was fuer eine Rolle spiele ich dabei?"
"Deine erste Rolle ist es, mich zu ernaehren."

Ich stehte auf Zehenspitzen im Wohnzimmer, meine Beine durch einen Besenstiel mit zwei Oesen an den Enden auseinandergehalten, meine Arme an den Handgelenken zu einem Haken in der Decke gezogen. Der Haken ist ganz frisch eingesetzt, die erste Stunde rieselt immer mal etwas Putz von oben nach. Sie hat das Seil so fest angezogen, dass mein ganzer Koerper gestreckt und gedehnt ist, meine Schultern beginnen zu krampfen, meine Waden beben vor Anstrengung, und meine Haut ist mit einer duennen Schweissschicht bedeckt. Wenn ich meine Waden schonen will, muessen meine Handgelenke mehr von meinem Koerpergewicht uebernehmen, eine schmerzhafte Art zu stehen. Andererseit sind meine Waden schon so muede, dass ich ihnen kaum wieder etwas zumuten kann. Peter wuerde mich so lieben. Peter liebte den Anblick von schwitzenden Frauenkoerpern, die in unbequemen Stellungen gebunden waren, mehr als Ruten oder sonst etwas. Wenn wir zusammen Filme geguckt haben, waren es immer die bebenden und qualvoll gestreckten Glieder und Leiber, die ihn erregt haben. Ich habe auf die Zuechtigungen gewartet, das Klatschen von hartem Leder auf weichem Fleisch, die zarte Roetung der Aufprallstelle. Nur konnte er nicht gut zuechtigen, und ich wollte nie so haengen.
Narlinea macht beides mit mir, und beides macht sie gut.
Ich weiss nicht ganz, was ich von ihrer Geschichte halten soll. Sie scheint wirklich ein Gespruehr fuer meine Gefuehle zu haben, aber das will ich nicht ueberbewerten. Vielleicht ist sie einfach sehr emfindlich. Und was soll ich von diesem Krieg halten, zwischen den 'Alten' und den mutierten 'Neos'? Alles sehr
unwahrscheinlich. Aber nicht mehr als farblose Augen oder der Geruch von Alabaster. Wenn ich einen zweiten dieser Demonias sehen wuerde, waere alles etwas glaubwuerdiger. Besonders einer ihrer Maenner. Was fuer eine Evolution machen Maenner durch, die toeten muessen, um sich fortpflanzen zu koennen? Nur die Moerder werden Kinder zeugen. Die Ruecksichtslosen, die kalten, diejenigen, die ohne zu grosse Reue oder Gewissensbisse ihre Fruchtbarkeit sichern. Und wenn wir die Bedingungen noch verschaerfen, Polizei und Rechtsysteme und Gerichte einfuegen? Dann werden diejenigen sich vermehren, die auch noch intelligent, stark und vorsichtig sind. Und wie wird dass nach all diesen Generationen aussehen, nach, sagen wir mal, zwanzige Generationen einer solchen Selektion?
Nicht gut.
Vielleicht moechte ich doch nicht so einen Demonius treffen. Narlinea hat auch gesagt, dass sie nur auf Schmerz und Erniedrigung stehen, nicht auf das Lust der
Opfer. Das Endprodukt einer solchen Selektion muss ziemlich widerlich sein.
Diese neue Mutanten, wuerden die soviel besser sein? Vielleicht muessen sie nicht mehr toeten, um zeugungsfaehig zu sein, aber die ueber Generationen erworbenen Instinkte muessten deswegen noch lange nicht verschwinden. Das werden auch nicht gerade nette Mitmenschen sein.
Wahrscheinlich wuerden sie meine jetztige Lage genauso lieben wie Peter. Ich koennte heulen vor Schmerz, aber Narlinea hat deutlich gemacht, dass ich den Mund halten soll. Auf dem Wohnzimmertisch, zwischen Schraubenziehern und Schmirgelpapier, liegen Klammern mit kleinen Gewichten. Sie braucht es nicht zu sagen, sie sind fuer meine Brustwarzen, falls ich ihr zu laut werden sollte, oder meine Schamlippen. Ich beisse die Zaehne zusammen und halte still. Noch geht es.
Sie baut einen Tuerrahmen aus den Balken, mitteln im Wohnzimmer. Die zwei langen Balken hat sie mit einem Schwingschleifer abgeschmirgelt, wie auch die kleineren, und fixiert jetzt eine Verankerung an Fussboden und Decke. Ich habe hohe Decken in meiner Wohnung, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, habe ich immer noch mehr als 50 Zentimeter Luft ueber meinen ausgestreckten Fingern.
Die langen Balken reichen bis zur Decke, sie muss es genau ausgemessen haben, als ich schlief. Wie sie die Dinger nach Hause gebracht hat, ist mir schleierhaft. Selbst fuer sie muesste das Holz irre schwer sein. Die Guertel haben als Trageriemen dienen muessen, das ist jetzt klar.
Sie kann mit Werkzeugen umgehen. Vaters alten Schlagbohrer bedient sie so geschickt wie die Rute. Sie traegt dabei fast alles, was man sich als Schutzkleidung vorstellen kann - Handschuhe, Augenschutz, Mundschutz, und die gleichen Ohrenstoepsel, mit denen sie mich kuerzlich versiegelt hatte. Mir faellt ein, dass sie nicht zum Arzt gehen kann, wenn sie sich verletzt. Jeder Arzt wuerde fuer sie einen Nobelpreis kriegen, schon alleine wegen der Augen.
Narlinea streift die Schutzbrille und Handschuhe ab, zieht sich Saegespaene aus den Haaren. Sie schwitzt immer noch nicht, auch nicht unter der ganzen Kleidung.
"Es gefaellt dir, nicht wahr."
Ich sage nichts. Der Folterrahmen ist ein Rechteck aus massiven Holzbalken, durch Stahlbolzen zusammengehalten und in Decke und Fussboden verankert. Sie hat das Holz glattgeschmirgelt, und dicke Stahlringe und Oesen an strategischen Stellen angebracht. Es steht in der Mitte des Zimmers, so, dass genug Platz zum Ausholen einer Rute oder einer Peitsche bleibt, ohne ohne gleich den Fernseher abzuraeumen. Es ist gross genug, dass ich auch kopfueber mit gestreckten Armen haengen koennte, ohne den Fussboden zu beruehren. Selbst ein Mann haette hier Platz. Ich werde keine Chance haben, es als Buecherregal oder Blumengeruest zu tarnen. Es ist ein Folterwerkzeug. Es beherrscht das ganze Zimmer.
Dieser Rahmen ist stabil, primitiv, demonstrativ brutal. Das Holz ist grobgehauen, der Stahl matt, kein elegantes sadomasochistisches Spielzeug, sondern ein Geraet fuer ernsthafte Schmerzzufuegung. Eine Konstruktion aus einer wilderen, grausameren Zeit, als das Auspeitschen eines Untertanen den Fernseher ersetzte und gluehendes Eisen zum juristischen Alltag gehoerte. Sie hat recht. Etwas in mir findet das Teil furchtbar erregend. Narlinea steigt auf einen Stuhl, haengt sich an den Querbalken, und beginnt Klimzuege zu machen. Eins, zwei, fuenf, zehn, fuenfzehn...
"Das wird halten." Sie laesst sich fallen, landet wie eine Katze. "Ich werde es natuerlich noch mit Schutzmittel streichen muessen," sie dreht sich zu mir, "aber morgen Abend wirst du ein neues Spielzeug haben." Wie peinlich, dass tief in meinem Inneren ein Hauch der Vorfreude sich breit macht. Fast schade, dass ich fuer morgen Abend mir etwas anderes vorgenommen habe.
"Ich gehe mich eben duschen," sagt sie, "und danach machen wir Silberstreifen auf deinem Hintern."

Sie zuechtigt mich wieder diesen Abend, es soll wohl ein taegliches Ritual werden. Es sind 20 Schlaege, diesmal Laengstschlaege, zehn auf jeder Backe, und sie sind wieder mit maschineller Praezesion gesetzt, mit einem sinnlichen Gefuehl fuer meine Schwellen. Diesmal kann ich es nicht leugnen: es erregt mich. Ich denke an meine Gefangenschaft und ich denke an Australien und ich denke an maennliche Massenmoerder mit maskenartigen Gesichtern und schwarzen Augen, aber es hilft alles nicht. Meiner Koerper kennt mal wieder seine eigenen Gesetze, und ein Teil von mir wuenscht sich noch ein paar Schlaege. Ich hoffe, dass ich es verstecken kann, aber ich glaube nicht, dass ich Erfolg habe - sie redet von dem Geruch von Silber, von dem Hauch von Gold, der von mir aufsteigt.
Ich versuche trotzdem, nach aussen hin nicht erregt zu wirken. Aber ohhhh, ist sie gut.
Mein Hintern sieht aus, als ob ich mich auf ein heisses Gitterrost gesetzt haette. Mit solchen Malen kann ich erst recht nicht zur Polizei.

Sie kettet mich wieder ans Bett, und geht zurueck ins Wohnzimmer, streichen.
Meine Haende sind wieder frei, und diese Nacht habe ich ein Werkzeug. Ich habe die Erlaubnis gekriegt, mein Abendessen im Bett zu nehmen, logischerweise deswegen, weil ich fernsehen will und im Wohnzimmer nichts hoeren kann bei dem Laerm ihrer Bastelstunde. Ich habe versucht, so weit weg von ihr zu sein wie nur
moeglich als ich sie fragte, nach der Theorie, dass auch diese Sinnesnerven fuer Emotionen in ihrer Nase eine maximale Reichweite haben muessten. Und ich habe versucht, nicht daran zu denken, was ich eigentlich vorhatte. Sie hat ja gesagt, und ich sitze jetzt mit meinem Salatteller und meinem Joghurt auf meinem Bett und gucke Tagesthemen. Salat und Joghurt bedeuten Gabel und Loeffel. Mit etwas Glueck...
Nach der Nationalhymne stelle ich den Teller auf den Fussboden neben meinem Bett, lecke das Besteck ab und stecke es unter meinem Kopfkissen, und schalte Lampe und Fernseher aus. Jetzt Geduld, nur etwas Geduld...
Aber ich kann nicht schlafen.
Die Bettpfosten meines Messingbetts werden an der Unterseite mit einer Mutter zusammengehalten. Mit dem Loeffel oder der Seite der Gabel kann ich vielleicht die Schauben aufmachen, das Gestaenge auseinanderbauen. Ich warte, wach und aufgeregt, drei Stunden lang.
Aus dem Fernseher im Wohnzimmer kommt wieder Amerikanisch, CNNs Nachtprogramm.
Etwas Laermschutz habe ich also, aber nicht viel. Es ist fast voellig dunkel, ich muss alles ertasten. Den Kopfkissenbezug wickle ich um die Kette, und lasse mich vorsichtig auf den Fussboden gleiten, Loeffel und Gabel in der Hand. Mir fallen alle Ausbrecher und Gefaengnissfilme ein, die ich je gesehen habe. Wenn es nicht so ernst waere, muesste ich fast lachen. Der Loeffel passt nicht in den ersten Schraubenschlitz, an keiner Stelle. Die Gabel passt nur an einer Stelle, die Zinken werden zur Spitze hin duenner. Nach der ersten Schaube ist die erste Zinke hoffnungslos verbogen, aber die Schraube ist draussen. Und es sind ja noch drei Zinken...
Zwei Schrauben spaeter habe ich den Bettpfosten abgebaut, das Bett steht nur auf drei Beinen. Klug wie ich bin, habe ich das bedacht, und einen meiner immer noch nicht ausgepackten Koffer auf das Kopfende des Betts gestellt. Das mir das erst kurz vor der letzten Schraube einfaellt, unterschlage ich einfach mal hier.
Aber das Bein ist ab, und ich kann die Kette ueber das Ende stuelpen. Frei!
Egal, dass ich im ersten Stock wohne, und aus dem Fenster klettern muss. Egal, dass ich splitterfasernackt bin. Ich muss nur zum Nachbarhaus kommen. Nur eine Schelle erreichen. Dann hoert diese Scheiss auf. Vielleicht kriege ich sogar noch einen spaeteren Flug.
Aus dem Wohnzimmer hoere ich nur den Fernseher. Ich gehe zum Fenster, das Kopfkissenbezug mit der Kette in meiner Hand, drehe den Hebel um, und - Das Fenster geht nicht auf.
Ich ziehe kraeftiger, mit soviel Ruck, wie ich mich nur traue. Nichts zu wollen. Das Fenster bleibt zu.
Was in aller Welt?
Ich probiere das andere Fenster, gleiche Geschichte. Ich kann nicht in ein anderes Zimmer oder zur Vordertuer, vom ihrem Platz im Wohnzimmer aus kann sie den ganzen Flur ueberblicken. Ich stemme ein Bein gegen den Festerrahmen, ziehe, ziehe, ziehe - es scheint am oberen Rand aufgehen zu koennen, aber irgendwas klemmt unten, es ist zu dunkel, aber -
"Wenn du das Licht anmachst, kannst du die Schraubenkoepfe sehen." Oh Scheisse.
Ich bleibe still am Rahmen, den Kopf gesenkt, wie besiegt, kaue an meiner Unterlippe. Ich habe jetzt noch eine Moeglichkeit. Als sie hinter mich tritt und ein Hand auf meine Schulter legt, lasse ich zur Ablenkung die Kette fallen, drehe ich mich blitzartig um. Mein Handballen landet mit einem wunderschoenen Schlag gegen ihre Stirn, genau zwischen diesen unmenschlichen Augen. Ich haette es nicht besser machen koennen, wenn ich es geuebt haette, ich habe mich aus meinen ganzen Koerper gedreht, die Kraft aus den Bauchmuskeln genommen, wie sie es immer im Film machen. Der Schlag zieht meinen ganzen Arm hoch, vibriert in meinen Zaehnen nach.
Sie tritt einen Schritt zurueck, schuettelt den Kopf einmal, wie ein benommener Boxer, und laechelt dann, kalt. Sonst - kein Effekt. Sie ist nicht einmal benommen. Ich wehre mich zwar weiter, kratze, fluche, versuche zu beissen, aber sie ist einfach staerker, geschickter, schneller. Zwei Minuten spaeter zwingt sie mich auf die Knie, meine Arme auf dem Ruecken gedreht und hochgezogen bis es mir weh tut, meine Stirn gegen den Teppich gepresst, besiegt, unterworfen. Sie stellt einen Fuss demonstrativ auf meinen Ruecken, sie hat wieder die Stiefel an, der Absatz bohrt sich spitz in meine Lenden.
"Netter Versuch, Claudia."
Ich sage nichts, keuche nur, als sie meine Arme etwas weiter verdreht. Was sollte ich auch sagen. Ich habe versucht zu fliehen, ich bin gescheitert, und jetzt wird es Konsequenzen geben. Haette ich mir vom Bett aus die Fensterrahmen auch nur einmal angeguckt, oder haette ich Ruhe bewahrt, und nicht wie hysterisch an dem Fenster gezogen, haette ich vielleicht doch noch fliehen koennen. Vielleicht haette ich die Kette als Waffe benutzten sollen.
So ging es auf jeden Fall wohl nicht.
Vermutlich war das meine letzte Chance zu entkommen. Vermutlich bin ich jetzt in ziemlichen Schwiergkeiten, oder, um meinen manchmal etwas grobmauligen Freund zu zitieren: jetzt bin ich gefickt.
"Komme jetzt. Es wird Zeit, dass wir etwas klaeren."

Re: Demonia

Teil 6
Aber vorher haenge ich eine Stunde lang an meinen Handgelenken in dem neuen Folterrahmen, die Beine gestreckt und gespreizt und zu den Seiten gezogen, ohne die geringste Chance, auch nur mit den Zehenspitzen den Boden zu beruehren. Manschetten verteilen die Belastung auf die gesammten Handgelenke, aber mein ganzes Gewicht ist doch etwas viel fuer sie, und ich bin es nicht gewoehnt, so zu haengen. Ich bin nicht geknebelt, und sie hat mir auch nicht die Augen verbunden oder die Ohren versiegelt. Auf dem Tisch brennen zwei Kerzen. Der Rahmen riecht noch nach Holzschutzmittel, das ganze Zimmer nach Saegespaehnen.
Ich hoere sie im Bad. Sie laesst sich Zeit.
Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich einer wirklichen koerperlichen Zucht unterworfen werden, werde ich nicht zu meinem Lustgewinn misshandelt werden, sondern weil jemand mich wirklich leiden lassen will. Jetzt wird die Strafe nicht geprobt oder gespielt, sondern mit dem Ziel ausgefuehrt, mir die groesstmoeglichen Schmerzen zuzufuegen. Sie wird mich die naechsten Stunden quaelen, wirklich quaelen, und es koennen nicht nur Stunden sein, sondern auch Tage, vielleicht Wochen. Narlinea kann mich solange misshandeln, wie es ihr einfaellt. Und mit mir tuen, wozu sie lust hat. Das Machtgefaellt zwischen uns ist absolut, keine Grenzen, keine Auszeiten, keine Sicherheitsworte. Wenn sie will, kann sie mich in Stuecke schneiden.
Und meine Mutter sagte noch, Kind, schiebe immer die Riegel vor, bevor du die Haustuer oeffnest.
Ich habe Angst, aber mein Koerper ist erregt. Und ich bin Narlinea nicht einmal wirklich boese fuer dass, was sie mir antuen wird. Die Vorstellung einer solchen Bestrafung, das Gefuehl, so wertlos zu sein, dass jede Grausamkeit moeglich ist und sie sich nach Lust und Laune an mir austoben kann, hat etwas faszinierendes, laesst mich beben, ich habe eine Gaensehaut trotz der Hitze, und meine Brustwarzen stehen hart und stolz von ihren Hoefen ab. Mein Koerper liebt sie, betet ihrer Staerke an, ich will zwar nicht ihre Sklavin werden, aber mein Koerper denkt anders. Langsam verliere ich die Kontrolle ueber ihn, mit jeder ihrer Strafen und Foltern gehoert noch ein weiteres Stueck ihr. Und wir wissen beide, warum diese Sitzung mehr ist als nur die faire Strafe fuer einen ungehoersamen Fluchtversuch ist - egal, was sie nun genau mit mir macht, am Ende wird mein Koerper endgueltig ihr gehoeren. Die Geilheit, die ich jetzt spuere, wird zwar unter den heuten Schmerzen und Demuetigungen erstmal hinweggefegt werden, aber sie wird wiederkommen, und dann ist mein Koerper ihr Spielzeug.
Und es gibt nichts, was ich dagegen machen koennte. Ich haenge im Halbdunkeln mit gesenktem Kopf und warte darauf, dass man mir meinen Koerper wegnimmt.

Sie rasiert mich. Peter hatte das immer mit mir machen wollen, und vor ihm Andreas, weiss der Himmel, wo Maenner diese Ideen herkriegen, aber ich hatte es immer abgelehnt. Narlinea laesst mir keine Wahl. Es ist eine Nassrasur, Stahl kratzt ueber meine Scham, meine Lippen, ein unglaubliches Gefuehl.
Sie schneidet mich nicht. Die Klinge juckt und kratzt aber schneidet nicht, hinterlaesst nur nackte Haut und das erniedringende Gefuehl, einem Stueck meiner Weiblichkeit beraubt worden zu sein. Narlinea reibt meine Scham, meine Lippen mit einer kuehlenden Hautkreme ein, der Kamillenduft beisst sich etwas mit dem Geruechen von Holz und Leder. Ich werde nie wieder eine Sportsalbe benutzen koennen, ohne dass mir der Hintern juckt.
Sie schneidet mir die Fingernaegel, muss sich dazu auf einen Stuhl stellen.
Ich habe meine Naegel nie lang gehabt, aber auch nie so kurz. Es ein weiterer Teil meiner Weiblichkeit, den sie mir nimmt - besonders wenn ich mir ihre Naegel angucke. Es wird Monate dauern, bis ich mit meinen wieder eine Gaensehaut auf maennlichen Ruecken ausloesen kann, mich in einen festen Hintern krallen kann. Falls ich jemals wieder dazu komme.
Ende der Vorbereitung.
Sie bestueckt mich mit Klammern, vier pro frischrasierter Schamlippe, ich stoehne hilflos bei jeder, und bete, dass sie nicht noch welche auf meine kleinen Lippen setzt. Dann kommen Klammern auf meine Brustwarzen, kleine Klammern, die kaum zwei Zentimeter lang sind und gerade einen halben Zentimeter breit, der Schmerz um so schlimmer weil sie weniger Haut einklemmen. Sie setzt sie peinlich genau auf die Grenze vom Hof zur restlichen Haut, acht auf jeder Seite. In der Mitte stehen meine Warzen hart ab, als wuerden sie versuchen, so die Eindringlinge abzusprengen, trotzig und frech. Wie zur Strafe klippt Narlinea ihnen jeweils eine eigene kleine Klammer auf die Spitze. Wie kann etwas so kleines so weh tuen...
Sie macht eine der Kerzen aus, und laesst mich ohne einen Blick zurueck in der Dunkelheit haengen, macht die Wohnzimmertuer hinter sich zu. Ich warte auf ihre Rueckkehr, meine Schamlippen und Brustwarzen eine einzige, durchgehende Schmerzwelle, und als die Kerze ausgeht, habe ich schon lange Traenen in den Augen.

Als sie zurueckkommt, hat sie einen Latexhandschuh an der einen Hand, meine Haarbuerste in der anderen. Um den Zeigefinger des Handschuhs ist eine weisse Pasta geschmiert - Zahnpasta. Sie schiebt ihn mir sanft aber bestimmt in den Hintern, ich spanne nicht gegen, kneife nicht zu, warum auch, ihr Finger wird so oder so in meinem Darm landen. Es brennt wie Feuer, pocht in mir zum Takt meines Herzschlags, meiner geniffenen Brustwarzen und Schamlippen. Sie zieht den Finger zurueck, zieht den Handschuh aus und legt ihn saeuberlich gefalten in den Muelleimer.
Sie legt Daumen und Zeigefinger der einen Hand wie ein C um die Warze, haelt so meine Brust zurueck. Mit der anderen Hand zieht sie jede Klammer einzelnd ab, ohne sich die Muehe zu machen, sie vorher zu oeffnen. Ich schreie bei jeder Klammer, den Kopf weit in den Nacken geworfen, und jetzt weiss ich, warum sie mir die Fingernaegel geschnitten hat: meine Haende krallen sich um die Stricke, ballen sich zu Faeusten, waeren meine Naegel noch lang, wuerde jetzt Blut aus meinen Handflaechen laufen. Jede der kleinen Klammern ist ein doppelter Schmerz, zuerst von der Haut, wenn sie sie abzieht, und dann von dem Blut, dass nach einer Stunde wieder in das gequaelte Gewebe schiesst.
Sie wartet genuesslich, bis die beiden Wellen abgeklungen sind, und dann erst zieht sie die naechste Klammer ab. Sie weiss genau, wie lange sie warten muss, fast, als koennte sie es riechen... Ich haenge hilflos vor ihr in dem Rahmen, wie tausende Frauen in hunderten Raeumen vor mir in solchen Rahmen gehangen haben muessen, Gefangene von sadistischen Demonias, ihre Brustwarzen so misshandelt, ihre Haut so schweissbedeckt wie meine. Es ist wie ein Ritual, eine heilige Tradition, weitergegeben durch die Jahrhunderte, Mensch und Demonia verbunden durch Schmerz, Qual, Erniedrigung, Lust.
Ehrlich gesagt haette ich auf diese Ehre verzichten koennen.
Sie beruehrt die Waescheklammern an meinen Schamlippen, und ich winsele wie ein Tier. Ich hatte mir einen solchen Laut nicht zugetraut, noch nicht, aber wenn sie diese Klammern abzieht wie die an meinen Brustwarzen...ich schuettele meinen Kopf, stoehne flehend. Narlineas dunkle Augen sind halb geschlossen, als wuerde sie einer inneren Stimme lauschen, oder einem Gefuehl, diesen Geruechen. Sie beruehrt die Waescheklammern nochmal, und wieder kommt das Geraeusch wie von selbst aus meiner Kehle. Diesmal oeffnet sie die Klammer. Das wieder durchblutete Gewebe meldet sich wuetend, pocht, ueberschwemmt mein ganzes Geschlecht mit Schmerzen. Narlinea tanzt auf der Welle wie eine Surferin, ihre Hand schon an der naechsten Klammer. Ich beisse die Zaehne zusammen, mein Becken, meine Oberschenkel beben, ein krampfhafter Versuch, den Fesseln zu entkommen. Peter waere schon vor Geilheit ueber meinen Anblick zerschmolzen. Ich bin auch nicht weit davon weg.
Jeder Klammer laesst mich winseln, jedes Winseln laesst einen Schauer der Erniedrigung ueber mich regnen, und jeder Schauer laesst mich stoehnen. Sie laesst sich Zeit, laesst den Schmerz in die entfernteste Fasser meines Koerpers fliessen, bevor sie weitermacht, zwingt mich, alles in vollen Zuegen zu geniessen. Nach der letzten Klammer laesst sie mich wieder haengen, schwitzend und bebend. Meine Brustwarzen pochen, so empfindlich, dass jeder Luftzug schmerzhaft ist, und zwischen meinen geschwollenen Schamlippen spuere ich meinen Kitzler, bisher unbeschaden und unberuehrt. Ich schlucke, lasse meinen Kopf auf die Brust sinken, versuche, meinem geschundenen Koerper etwas Erholung zu bieten. Und meine Gefuehle unter Kontrolle zu bekommen, langsam entgleiten sie mir, aber noch ist es mein Koerper. Noch eine kleine Weile.
Sie laesst mich wieder einfach haengen, es ist wohl kurz nach Mitternacht.
Die Haarbuerste hat sie auf dem Wohnzimmertisch liegenlassen.

Sie stellt sich hinter mir, oeffnet mir den Zopf, beginnt, mir die Haare zu buersten, die Bewegungen ihrer Haende sanft, zaertlich. Als sie mit meinen Haaren fertig ist, buerstet sie meine Haut. Sie zieht die Borsten ueber meine Arme, meine Schultern, meinen Ruecken, als ob ich ein Fell haette, zerkratzt mir systematisch jeden Zentimeter meiner Haut. An meiner Vorderseite zieht sie die Buerste an den Innenseiten meiner Oberschenkel, an meiner Scham entlang, der frischrasierten und kuerzlich geklammerten Haut.
Um meine Brueste zieht sie Kreise, widmet meinen Brustwarzen einer Sonderbehandlung, die eine Hand haelt meinen Busen fest zwischen Fingern und Daumen, die andere fuehrt die Buerste. Ich beisse die Zaehne zusammen, schaffe es, meine Geraeusche auf ein leises Wimmern zu reduzieren, unterbrochen von spitzen Lauten, wenn sich Borsten in eine besonders empfindliche Stelle bohren. Ihre Augen sind leuchtende Kohlen.
"Weisst du, warum ich das mache?"
Ich schuettle den Kopf. Meine Haut regiert nach, und auch die nicht so empfindlichen Hautabschnitte kribbeln, wie ein langgezogenes jucken.
"Es macht die Haut empfindlicher fuer das, was als naechstes kommt."
Sie streicht mir die Haare aus dem Gesicht, ihre Fingernaegel streifen meine Wange. Dann legt sie sich auf meine Couche, flegelt sich regelrecht, und betrachtet mich wie ein Stueck auf einer Austellung. In ihrer Hand ist ein Wasserkrug, sie trinkt langsam, genuessliche Zuege, waehrend vor ihr der Rahmen mich fuer ihre Augen stillhaelt.
Ich warte, bis sie Lust hat, weiter zu machen.

Dann spuere ich sie hinter mir, sie steht entspannt, den Griff fest in einer Hand, die Riemen locker in der anderen. Die Peitsche. Einleitung und Vorspiel sind vorbei, es geht jetzt wirklich los. Ich winde mich in meinen Seilen, versuche ein letztes Mal, frei zu kommen, meinen Koerper zu schuetzen, ihm ihren Willen zu entziehen. Sie laesst mich es versuchen, wartet geduldig, waehrend ich kaempfe. Wahrscheinlich geneisst sie den Anblick.
Ich weiss genauso gut wie sie, dass es zwecklos ist, den Seilen, die mich bereit halten, kann ich nicht entkommen. Mein Koerper laesst sich seine Geilheit nicht nehmen, mein Brustwarzen trotz aller Misshandlung hart wie Diamanten, meine gequaelten Schamlippen feucht, die Raender werden fuer sie im Licht der letzten Kerze glitzern. Mein Koerper gehorcht mir nicht mehr, ich kann ihn nicht mehr unter Kontrolle bringen, er sehnt sich nach ihr, sehnt sich nach dem, was sie ihm geben kann.
Schliesslich gebe ich auf, wehre mich nicht mehr, gebe mich den Fesseln hin, ihrer Peitsche, ihrem Willen. Mein Koerper gehoert jetzt ihr. Ich kann den Stricken nicht entkommen, mein Koerper will ihr nicht entkommen, nicht der Lust, die sie mir aufzwingt, nicht den Schmerzen, die sie mir nach belieben zufuegt. Eigentlich habe ich gewusst, dass sie mich so haben kann, schon als ihr erster Gertenschlag mich erregte. Den Kampf um meinen Koerper aufzugeben, hat etwas fast befreiendes. Es geht jetzt um meinen Geist, um meine freiwillige Unterwerfung, um die Frage, ob ich mich zu ihrer Sklavin mache, ihr zu willig dienen, ihr zu gehorchen. Und das wird sie nicht schaffen, nicht so, nicht mit Schmerzen und Fesseln und Erniedrigungen. Sie kann jetzt ueber meinen Koerper beliebig herrschen, und mein Koerper wird sich ihrem Willen voellig hingeben.
Aber ihre wirklich Sklavin - das steht noch aus. Unser Duell ist auf eine hoehere Ebene eskaliert, die erste Schlacht habe ich verloren, aber noch nicht den Krieg.
Hinter mir hoere ich, wie die Spitzen der Riemen auf den Teppich fallen, sie sie in die richtige Position bringt. Ich umgreife mit den Haenden die Stricke, an denen ich in diesem Rahmen haenge. Sie wird wissen, was in mir vorgeht, keiner von uns wird es aussprechen muessen. Und jetzt wird sie ihre Macht ausspielen, ihre neues Spielzeug erforschen, mich probefahren, meinen Koerper in ihrer Sprache bestaetigen, das er jetzt ihr gehoert, Schlag fuer Schlag ihren Willen in ihn einbrennen.

Sie beginnt, gleichmaessig, hart, wie nach einem Metronom. Jeder Schlag ist weit ueber meiner Lustschwelle, und mein ganzer Koerper zuckt spastisch, ich pendele an meinen Seilen. Sie faengt mit meinem Ruecken an, meinem Hintern, die Riemen wickeln sich um meine Flanken, knallen auf meinen Arsch, die kleinen Tiere tanzen nicht mehr, sie bohren, schneiden, hacken. Ich fuehle das Blut in meine Haut stroemen, eine Hitze breitet sich unter dem Schmerz aus. Ich gebe meinen Stolz auf, lasse ihn einfach fallen, Stoehne mit jedem Schlag. Ich habe nichts mehr zu verheimlichen. Sie weiss, wie weh es mir tut, ob sie es als Silber riecht oder sieht oder einfach nur ahnt, ist nicht mehr wichtig. Sie weiss es einfach. Die Riemen fallen ewig, die Schlaege gehen weiter und weiter, bis meine ganze Rueckseite glueht. Wir werden wie eine Maschine, ihr Schlag, mein Stoehnen, Pendeln, Zucken, das Geraeusch der Riemen, wie sie sie ueber den Fussboden zu sich zurueckzieht, buendelt, und dann der naechste Schlag. Immer und immer wieder.
Irgendwann kommt sie auf meine Vorderseite. Ich habe kein Zeitgefuehl mehr, es gab nie etwas anderes ausser dem Knall der Peitsche auf meiner Haut, dem Holzrahmen, Wellen des Schmerzes, Wellen der Lust. Selbst jetzt, wo sie eine Pause macht, geht es in mir weiter, im Takt, ein Rhythmus, den ich wohl nie wieder verlieren werde.
Sie hat immer noch ihre Stiefel an, sie traegt einen kurzen Rock, schwarz, ledern, sie traegt ein tiefgeschnittenes schwarzes T-Shirt. Ihre helle Haut, die schwarzen Locken, diese tiefen Augen, fast wirkt es, als gaebe es keine anderen Farben mehr als schwarz und weiss. Der Urtyp der dominanten Frau, so wie sie ist koennte man sie photographieren, eine Doppelseite in 'Schlagzeilen', das Urbild der Domina. Sie laechelt und selbst ihre Zaehne sind wie Schnee, niemand hat so weisse Zaehne, niemand, der sein Essen auf normalen Weg zu sich nimmt. Die fuenf Riemen der Peitsche streichen um ihr Bein, die grausamen Spitzen ruhen locker auf dem Boden, Folterknechte, die auf ihren Befehl warten.
"Du bist ein gutes Opfer, Claudia." sagt sie sanft.
Ich lasse den Kopf haengen, schluchze leise. Meine Handgelenke tragen schon zu lange mein Gewicht.
Die Riemen verlassen den Fussboden, bewegen sich Geschossartig auf meine Brust zu, landen auf meiner rechten Busen, fuenf Pfeilspitzen. Ich schreie wie durchbohrt, werfe meinem Kopf zurueck, drehe ihn zur Seite, sie ist zu gut, um mein Gesicht zu treffen, aber es ist wieder der einzige Teil meines Koerpers, den ich ueberhaupt wegziehen kann. Sie konzentriert ihre Schlaege jetzt auf meine Brueste, ich schreie bei jedem Schlag, die getroffene Brust pendelt vom Aufprall noch nach. Wenn ein Riemen auf die vorbehandelte Brustwarze trifft, ist mein Schrei hoeher, ein Mittelding zwischen einem Schrei und einem Quietschen. Immer abwechselnd, erst links, dann rechts, immer wieder. Sie ist Rechtshaenderin, aber sie schlaegt mit dem ganzen Koerper. Ihr rechter Fuss ist etwas vorgestreckt, die rechte Schulter zu mir gedreht, sie haelt die Riemen in der linken Hand, dreht sie, bis sie ein Buendel ergeben, und dann zieht sie durch, eine einzige fliessende Bewegung wie ein Speer- oder ein Diskuswerfer. Der Schlag beginnt in den Hueften, dann dreht sich ihr ganzer Torso, die Schultern, der Arm wird fast schon nur
noch mitgezogen, mit dem Handgelenk zielt sie, und trifft, trifft, trifft mit unmenschlicher Genauigkeit. Mein Koerper, meine Brueste, meine ganzen Vorderseite ist nur noch Schmerz, und langsam, Schicht fuer Schicht, streift die Peitsche in ihren Haenden mehr und mehr von mir ab, von meinem Ich, bis sie ganz unten angekommen ist, bis ich nur noch etwas bin, dass zuckt und schreit, kreischt und bebt, mit jedem Schlag, mit jedem neuen Spitze, die auf meine Haut trifft. Sie hat mich zu einem Tier reduziert, ihr Tier, dass sich unter ihren Schlaegen windet, winselt, meine Scham mit Schweiss und anderen Saeften ueberstroemt, Saefte, die mir die Oberschenkel herunterlaufen, ueber die Waden, an den Seilen um meine wunden Knoechel vorbei, von meinen Fuessen abtropfen.
Ich bettle nicht, es gibt nichts mehr in mir, dass noch betteln koennte. Die Schmerzen in meinem Koerper sind das Gefuehl ihres Willen, das Zeichen ihrer Macht. Um Gnade betteln die, die noch etwas eigenens besitzen.

Irgendwann, tief in der Nacht, hoert es auf. Ich keuche, Traenen wie Tau auf mein Gesicht, mein Koerper ein Regenbogen aus Schmerzen, meine wunden Brustwarzen wie aus Trotz hart und erregt. Sie macht eine Pause, trinkt ihr Wasser aus dem Krug, holt eine Sprudelflasche aus der Kueche, laesst mich die Haelfte trinken, giesst mir die andere Haelfte ueber meinen Koerper. Das Wasser kuehlt, die Kohlensaeure auf meiner Haut prikelt, zwickt, schmerzt. Sie nimmt meinen Kopf in ihre Haende, haelt mich, wischt mir Traenen von den Wangen. Ich lege meine Stirn auf ihre Schulter, schluchze, kuesse ihre Schulter, ihren Hals, beisse in ihr T-Shirt. Mein Koerper glueht.
"Claudia. Nur noch ein Bisschen. Nur noch ein kleines Bisschen."
Ich nicke. Weiss die Hoelle wieso, aber ich nicke, nehme den Kopf wieder hoch.
Sie sieht wie eine Koenigin aus, die Beine breit, Schultern zurueck, Kopf hoch, die dunklen Augen leuchten, arrogant. Ohne Regenbogenhaut wirken ihre Augen voellig kompromisslos, merke ich, schwarz und weiss, ohne Uebergaenge, ohne den Farbspitzer, der menschliche Augen auflockert. Erst jetzt sehe ich, dass ihre rechte Hand, die Hand mit der Peitsche, einen Lederhandschuh traegt.
Die andere Hand liegt jetzt auf meiner Wange, die Beruehrung ein Hauch.
"Meine arme Claudia. Du bist so tapfer."
Sie laesst die Stricke etwas lockerer, zum ersten Mal seit Stunden beruehren meine Fuesse wieder den Boden, ist das Gewicht von meinen Handgelenken genommen.
Unter meinen Fuessen ist der Teppich feucht, alle gesammelten Fluessigkeiten, die ihre Riemen aus mir herausgepresst haben, eine Pfuetze aus Sprudel und Schweiss und Traenen und meinem Saft.
"Nur eine Stelle fehlt noch. Nur noch eine."
Ich stoehne leise. Es gibt einen Ort, der noch nicht zur Peitsche gerufen wurde, eine Stelle, wo mich noch nie jemand geschlagen hat. Sie hat recht, es gehoert dazu, es muss sein, ohne waere es unfertig. Ich schlucke, mein Nicken geht in ein Schaudern ueber. Hinter den Gardinen meines Wohnzimmers geht die Sonne auf.
Die Stricke sind immer noch um meine Gelenke, und egal wie stark ich spanne, ich kann die Beine nicht zusammenbringen. Sie muss sich fuer diesen Teil etwas anders hinstellen, fuehrt jetzt von unten nach oben die Peitsche. So kann nicht mal sie hart schlagen, aber die Stelle, auf den die Enden mit der professioneller Genauigkeit fallen, ist so empfindlich, dass sie gar nicht fest schlagen muss. Die Innenseiten meiner Oberschenkel wirken wie ein Trichter, leiten die Riemen ins Ziel. Wenn ich schreie, hoere ich es nicht mehr, wenn ich zucke, fuehle ich es nicht mehr. Mein Wille hat aufgehoert, in meinem Koerper zu wohnen, und alles was uebrig bleibt, ist der Triumpf ihres Schmerzes.

Re: Demonia

Teil 7
Danach spuere ich warmes Wasser auf meiner Haut, kuehle Kreme, der Duft von Kamille und frischen Laken vertreibt den von Holz und Leder. Sie traegt mich, kuemmert sich um mich, schuetzt mich. Ihre Haut ist kuehl, ich klammere mich an sie wie an einen Liebhaber, weine haltlos in ihre Haare, weine alles aus mir heraus, weine mich zurueck von dem Ort, an dem mich ihre Peitsche gebracht hatte, meine zahmen Fingernaegel in ihre Schulterblaetter gekrallt. Sie haelt mich fest, ist fuer mich da, nimmt mich zu sich, birgt mich wie eine Freundin, stundenlang. Ihre Hand gleitet durch mein Haar, ihre Finger reiben meinen Nacken, endlos geduldig, troestend. Ich hoere Worte aus meinem Mund purzeln, nicht mal fuer mich verstaendlich, und meine Lippen liegen an ihrer Haut, sie ist so zart, so unberuehrbar, so heilig.
Irgendwann schlafe ich ein, geborgen, erschoepft in ihren Armen.
Sie bleibt neben mir, die ganze Zeit waehrend ich schlafe, haelt mich.
Narlinea muss nicht schlafen, anscheinend ueberhaupt nicht, aber sie weiss, dass ich jetzt jemand brauche, an den ich mich festhalten kann, die Geborgenheit nach dem Schmerz und Strafe. Ihre Zaertlichkeit, ihre Fuersorge ist nicht so sehr eine Belohnung wie ein Versprechen, ein stummer Vertrag, den mein Koerper mit ihr schliesst. Ihre sanften Finger an meinem Nacken sind der Schwur, dass dem Schmerz immer Trost und Liebe und Geborgenheit folgen wird. Mein Koerper unterwirft sich ihrer Staerke, ihrer Ueberlegenheit, den Gefuehlen, den sie ihm geben kann, und sie nimmt mit ihm die Verantwortung des Schutzes, des Verstaendnisses, der Zaertlichkeit. Spaeter werde ich mich fragen, warum das nie ein Mann so konnte.

Die Salbe wirkt Wunder, nach zwei Tagen bin ich fast vollstaendig geheilt.
Ich bin weiterhin staendig gefesselt, werde jeden Abend gezuechtigt, werde tagsueber auf schmerzhafteste und erniedrigendste Art misshandelt, verbringe Stunden aufgespannt in dem Folterrahmen, verschnuert auf dem Kuechenstuhl, in Schlingen gepackt auf meinem Bett. Es ist keine Frage, dass ich bei der ersten Gelegenheit fliehen werde, und sie weiss das genauso gut wie ich. Aber es hat eine Veraenderung gegeben, etwas ist auf eine subtile Art anders. Wenn sie mich fesselt, lasse ich mich widerstandslos in die fiesesten Stellungen pressen und binden, halte fuer sie die Enden, wenn sie Seile knotet, strecke meinem Hintern willig der Rute entgegen, wenn sie mich zuechtigt. Sie bringt in mir Gefuehle hoch, die unbeschreibbar sind, Lust und Qual und Erniedrigung und Liebe. Ich habe aufgehoert, auch nur so zu tuen, also ob ihre Schlaege und Qualen mich nicht erregen wuerden, ich liegen hilflos in meinen Fesseln und stoehe voellig ungeniert vor Lust oder Schmerz oder beidem, winde mich vor ihr, bedanke mich fuer meine Qualen. Sie spielt meinen Koerper wie ein Instrument, laesst mich nach belieben keucheln, winseln, heulen. Und ich spiele mit.
Ich wuerde sie nicht als Liebhaberin bezeichnen. Es ist sowas wie eine Affaire.
Aber sie lasst mich nie zum Orgasmus kommen. Unser Kampf ist noch nicht zuende. Meinen Koerper habe ich verloren, aber meine Unterwerfung hat sie noch nicht, mein Wille gehoert noch mir, und auch wenn mein Koerper auf sie reagiet, werde ich ihr nicht gehorchen. Das grosse O ist das Symbol fuer meine Unterwerfung geworden, sie hat gewonnen, wenn ich danach bettle, wenn ich sie anflehe, mich kommen zu lassen. Und das werde ich ihr nicht geben. Ich will immer noch fliehen, ich werde immer noch fliehen, und ich werde gewinnen. Meinen Koerper kann sie haben, aber fuer meinen Geist muss sie sich etwas anderes einfallen lassen.

Sonst reden wir viel miteinander, ueber Demonias, ueber Biologie, ueber Literatur. Sie ist unglaublich gut belesen, intelligent, gebildet, witzig, und ich kann den Geist hinter den fremden Pupillen nur respektieren. Sie hat meinen Koerper zu ihrem Spielzeug reduziert, aber sie kann gleichzeitig akzeptieren, dass ich in einer Diskussion recht habe, ueber gewisse Sachen mehr weiss als sie - mit fallen gewissen Exfreunde von mir ein, die das nicht konnten. Ihre Lernbereitschaft ist endlos. Und sie weiss wirklich mehr ueber Biochemie als ich.
Inzwischen glaube ich ihrer Geschichte. Ich habe sie noch nie essen sehen, sie schlaeft nie, sie hat keinerlei Koerpergeruch, und sie schwitzt nicht. Was mich aber wirklich ueberzeugt hat, ist ihr Akzent. Sie hat ihn fast verloren. Als sie am ersten Tag kam, hoerte man ihre Herkunft ihr Meilenweit an; inzwischen sind die kurzen Vokale verschwunden, die harten Konsonaten weicher geworden. Sie spricht fast Hochdeutsch. Niemand verliert seinen Akzent in dem Alter, und vor allem nicht in den paar Tagen. Es wuerde helfen, wenn ich noch eine Demonia sehen koennte, aber ich glaube ihr auch so.
In Polen laeuft immer noch ein Massenmoerder frei umher.

Am dritten Tag nach meiner Bestrafung laesst sie mich Hausputz machen. Ich schrubbe die Boeden nackt auf allen vieren, sie hat von dem Staubsauger das Rohrstueck abgemacht, so dass ich auf die gleiche Art den Fussboden saugen muss, waehrend sie mit der Gerte ueber mich steht und mir erzaehlt, wie wunderschoen dressiert ich aussehe. Sie laesst mich den Kuechenfussboden ganze sechsmal putzen. Beim siebten Mal muss ich ihn auch noch mit klarem Wasser spuehlen - und anschliessen sauberlecken. Fliese fuer Fliese gleitet meine Zunge ueber die Steine, Narlinea weidet sich an meinen Anblick, die Gertenspitze immer drohend in dem Tal zwischen meinen Pobacken, dadrunter meine Schamlippen geschwollen und so feucht wie die Fliesen. Mein ganzer Koerper glueht vor Scham, ihre Steifelspitze neben meinem Gesicht laesst mich schaudern.
Sie legt sich auf den Boden, natuerlich dort, wo ich schon war, um mich besser sehen zu koennen, zwingt mich, eine willkuerliche Fliese viermal lecken, befehlt mir, die Fugen nochmal mit der Zungenspitze zu saeubern, die Ecken besonders gruendlich zu machen. Der Fussboden schmeckt trotz der Spuehlung noch etwas nach Essig, und waehrend ich vor ihren lachenden Augen weiterlecke, denke ich daran, dass meine Erniedrigung fuer sie nach Honig riecht. Ich verbringe vier Stunden kniend auf den zwoelf Quadratmetern meines Kuechenfussbodens, meine Nase an die Fliesen gepresst, mein Gesicht tiefes rot. Als sie endlich mit der Kueche zufrieden ist, laesst sie mich wie ein Hund ins Badezimmer kriechen, und die ganze Prozedur beginnt von vorne.
Ich hasse diese Frau. Ich moechte sie einmal so haben, wie sie mich jetzt hat, vor mir auf den Knien, vor Scham und Lust bebend. Einmal nur.
"Es tut mir wirklich leid," sagt sie, ihr Laecheln keine Handbreite von der Fliese entfernt, auf der ich gerade zum neunten Mal meinen Spiechel verteilen darf, "aber morgen kommt Venarius." Sie deutet genuesslich auf die Kachel, und beginne sie nochmal zu lecken, meine Zunge weich und in voller breite auf der Keramikscheibe. Traenen der hilflosen Wut stehen in meinen Augen, aber ich gehoerche. Wenn ich es nicht richtig mache, wird sie mich es einfach nochmal machen lassen, und ihre Gerte ist ein duenner, harter Stab zwischen meinen vor Scham und Lust geschwollenen Lippen, gleitet an meinem Kitzler auf und ab.
Zeigt mir, wo mich Auflehnung treffen wuerde.
"Und da muss das Haus sauber sein."
Venarius ist ein Demonius. Ein maennlicher Demonia.

Am naechsten Abend fesselt sie mir die Haende hinter dem Ruecken, schnallt den roten Ballknebel fest in meinen Mund, setzt mir kleine silberne Klammern auf die Brustwarzen, und kettet mich dann an ein der Pfeiler des Folterrahmens.
Wenn ich mich ihr schon unterworfen haette, wuerde ich zur Begruessung ungefesselt zu ihren Fuessen knien, die Haende auf dem Ruecken, Schenkel weit. Darauf kann sie lange warten. Auf dem Wohnzimmertisch hat sie zwei Kruege mit Leitungswasser gestellt, dazu eine kleine Schuessel mit Salz - anscheinend brauchen sie auch noch Salz in geringen Mengen. Fuer das Wasser stehen dort auch noch zwei meiner guten Weinglaeser, ein Geschenk von Peter zu meinem letzten Geburtstag. Es sieht aus wie eine Bild aus einem Buch fuer hard core Feinschmecker, die beiden Kruege, das Salz, feine Glaeser, sonst nichts.
Meine frischrasierte Scham juckt und kribbelt.

Venarius ist beeindruckend. Er ist etwa ein Meter Neunzig gross, und muskuloes - nicht die nutzlosen Proteinklumpen eines Bodybuilders, sondern harter Arbeitsmuskel. Seine Haare sind schwarz, seine Haut dunkler als Narlineas, aber sein Gesicht ist genauso symetrisch, und seine Augen sind wie ihre. Als er durch die Tuer kommt, weiss ich, dass sie nicht gelogen hat. Ihre ganze unglaubliche Geschichte ist wahr. Es gibt sie wirklich.
Er tritt ins Zimmer und schaut sich einmal um, ein Blick, der von rechts nach links geht, alles ueberlicksmaessig aufnimmt. Er wuerdigt meinen dargebotenen Koerper keinen Blick mehr als dem restlichen Zimmer, so als waere ich nur ein weiteres Moebelstueck. Er traegt Jeans, ein schwarzes Hemd, und einen weiten, dunklen Trenchcoat. Narlinea macht die Tuer hinter ihn zu, umarmt ihn, haelt ihn lange. Ein kurzer Stich der Eifersucht trifft mich. Wie albern, denke ich, aber es ist nicht zu leugnen.
Der Hintern in diesen Jeans ist fest, knackig, und ich merke, wie lange ich keinen Mann mehr gesehen habe.

Sie sitzen am Tisch und reden. Venarius trinkt Wasser wie ein Verdursteter, ein Glas nach dem anderen. Seine Haende sind gross, kraeftig, mit kleinen Narben uebersaeht, aber die Naegel praezise geschnitten; wenn er den Krug umgreift, treten die Venen an seinen Unterarmen deutlich hervor. An seinem Hals ist vom Kieferwinkel zur Schulter eine breite, schlecht verheilte Narbe, als haette jemand versucht, ihm die Halsschlagader aufzureissen und waere dabei nach hinten abgerutscht. Narlinea umschwaermt ihn nervoes wie eine verliebte Teenagerin, ihre Augen haengen an seinen Lippen.
Sie sprechen ueber Weissrussland, ueber Leute mit Namen, die so seltsam klingen wie ihre eigenen. Seine Stimme ist ruhig, klar, vielleicht etwas monoton, seine Mimik sparsam - sein Gesicht sieht nicht so aus, als waere es fuer Laecheln und Lachen gebaut worden. Irgendwann faellt mir auf, dass er absolut erschoepft aussieht. Wie Narlinea damals, als sie wie ein bettelnder Junkie vor meiner Tuer stand. Er kann nicht aelter als 20 sein.
"Jesomit ist tot." sagt er. Er hat noch seinen oestlichen Akzent, in Reinform. "Aber wir haben dafuer vier erwischt."
"Wieviele noch?"
"Zwoelf." Er leert sein Glas in einem Zug, Narlinea kippt ihm aus dem zweiten Krug nach. Der Erste ist schon leer.
"Zwoelf gegen sieben." Narlinea nimmt eine seiner Haende in ihre beiden.
Ihr ueberlegener Gesichtsausdruck bricht wie eine Fassade, ploetzlich sieht sie elendig aus, als wuerde sie gleich weinen muessen. Sie sehen auf einmal so menschlich aus, das Paar an meinem Kuechentisch, eine junge Frau, die Angst hat, und ein Mann, der erschoepft aussieht, mit Narben von Wunden, die nie richtig heilen konnten, und einem Gesicht, dass nie lachen gelernt hat. Zwoelf gegen sieben. Narlinea hat mir nicht ganz die Wahrheit gesagt.
Sie fuehren keinen normalen Krieg, sie betreiben einen Ausloeschungskrieg, einen Genozid. Wer zuerst ausstribt, hat verloren.
Venarius legt eine Hand gegen ihre Wange, eine Andeutung von Zaertlichkeit, sein Gesicht immer noch emotionslos. Meine Ueberlegungen zu maennlichen Demonias kommen mir wieder in den Sinn, Generationen von Massenmoerdern. Die einen toeten, damit das Toeten aufhoert.
"Und hier?"
"Perfekt. Alles was der Herz begehrt." Narlinea reisst sich sichtlich zusammen, laechelt etwas gezwungen.
"Brutstaetten?"
"Ein Block weiter. Zeige ich dir morgen."
Brutstaetten. Mir faellt ein, dass ich ueberhaupt nichts ueber ihre Fortpflanzung weiss, ausser, dass sie anscheinend ziemlich viele Kinder kriegen und sie sich nicht mit Menschen paaren koennen. Was liegt hier einen Block weiter? Jede Menge Wohnhaeuser, aber -
"Der Rat meint immer noch, du bist hier zu weit westlich."
"Der Rat soll die Luft anhalten. Wenn der Krieg vorbei ist, werden sie froh sein, dass ich hier bin. Wir muessen uns ausbreiten."
"Wir koennen dich hier nicht schuetzen."
"Ich brauche hier eueren Schutz nicht. Keiner der Alten weiss, dass ich hier bin."
Venarius sagt nichts. Es scheint ein alter Streit zu sein.
Er dreht sich zu mir, das Licht der Kerze so auf seinem Gesicht, dass nur eine Gesichtshaelfte beleuchtet ist. Er hat Bartstoppeln, ueber seinem Kragen kann ich Haare sehen, er muss ein Fell haben sein wie ein Baer. Er mustert mich von oben bis unten, seine Augen auf jeder Strieme und jedem Mal auf meinem Koerper, auf dem Knebel, der mich stumm haelt, die Klammern, die meine Warzen zerquetschen. Die Maenner ernaehren sich nicht von Lust, hatte Narlinea gesagt, nur von Schmerz und Erniedrigung. Wie waere es wohl, mit so einem Mann zu schlafen?
"Und dass ist dein Grundstock."
Narlinea steht auf und kommt zu mir herueber, greift in meine Haare, zieht meinen Kopf in dem Nacken. Mit dem Knebel im Mund kann ich nicht mal die Zaehne fletschen.
"Darf ich vorstellen: meine Famula Claudia. Zukuenftige Famula, sollte ich sagen. Wir haben die Schwelle noch nicht ganz erreicht, wie man sieht."
Ich kann in ihrer Stimme das Laecheln hoeren.
"Vier Tage?"
"Fuenf."
Venarius nickt, ich halte seinem Blick stand, schaue unverfrohren zurueck.
Kleine Korrektur, Leute, wir werden hier keine Schwelle erreichen, nicht in vier Tagen, nicht in vierzehn. Egal wie ich mit euch sympathisiere, eure Famula werde ich ganz bestimmt nicht. Was das auch immer sein mag.
Sympathisiere ich wirklich mit ihnen?
"Temperamentvoll, die Kleine."
Narlinea lacht, laesst meine Haare wieder los. Mit einem Finger streichelt sie meine Brustwarze, zaertlich, bis sie gegen meinen Willen hart wird, ich beisse auf meinen Gummiball, halte aber seinen Blick.
"Oh ja, das ist sie."
Er nickt, steht dann langsam auf. "Ich muss duschen."
"Hier entlang."
Venarius singt nicht unter der Dusche.

Ich bin immer noch an dem Pfosten gebunden, als Venarius aus dem Bad kommt. Er hat sich nicht wieder angezogen, er kommt nackt ins Wohnzimmer, und ich kann fast fuehlen, wie meine Pupillen weit werden. Narlinea, die dabei war, die Rollaeden herunterzulassen und die Kerzen wegzuraeumen, kann ihre Augen auch nicht mehr wegdrehen. Fast musste ich lachen. Wir beiden Frauen hocken schon zu lange aufeinander, eine reine Weibergesellschaft ist einfach ungesund, es tut gut, wieder eine tiefe Stimme zu hoeren. Und wer weiss, vielleicht hat sie noch laenger als ich nicht mehr mit einem Mann geschlafen.
Obwohl, ich bin so sehr auf Entzug, dass kann ich kaum glauben.
Nackt wirkt er noch groesser, die Schultern breiter. Ich denke an Narlineas Kraft und stelle mir vor, wie stark diese Arme sein muessen, die Rueckenmuskeln, die zwischen bepackten Schulterblaettern anfangen und an seinem festen Arsch enden. Seine Brust ist eine einzige, flache Muskelflaeche, verdeckt mit schwarzen Ringellocken. Vier parallele Narben laufen ueber die rechte Seite, die unterste knapp ueber der Brustwarze. Eine Stelle an seinem Ruecken sieht aus, als ob er sich auf einer Flaeche von zwei Handtellern verbrannt haette. Um seine Taillie ein kleiner, aber sichtbarer Fettansatz.
Aber das passt, dass schadet dem Gesammtbild in keinster Weise. Sein Koerper ist nicht hart und muskuloes, weil er schoen aussehen soll, sondern weil ihr Traeger diese Muskeln braucht. Er steht zu sehr im Leben, um Zeit fuer kosmetischen Schnickschnack zu haben. Und wenn ich ihn so stehen sehe, vernarbt, muede, aber mit einem Selbstvertrauen, dass ueber Kraftmaschinen und Sonnenbaenke steht wie ueber Matchboxautos und Legosteinen, fuehle ich nur noch Verachtung fuer alle diese Maenner mit ihren Foenfrisuren und Diaeten und woechentlichen Laufprogrammen. Dieser Mann hat keine Zeit, um sich einen schoenen Koerper zu machen. Er braucht ihn als Werkzeug. Er braucht den Schein eines anstrengenden, bedeutungsvollen Lebens nicht, er hat so ein Leben, und bezahlt mit Narben den Preis dafuer. Sie adeln ihn.
Kein Wunder, dass Demonias zu Dominas geworden sind. Im Vergleich zu ihren eigenen Maenner wirken Menschenmaenner veraechtlich, zahm, weich.
Er schaut sie nur an. Narlinea leckt sich die Lippen, und deutet mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer. Ihre Haare fallen wie ein schwarzer Wasserfall um ihre nackten Schultern. Durch den Stoff ihrer Bluse kann ich ihre Brustwarzen sehen, hart und spitz. Sie wird mit ihm schlafen, denke ich, es wird mit ihm in meinem Bett robben. In meinem Bett.
Ich will ihn. Nackt und gefesselt und verstriemt, mein Koerper der Besitz der Frau, mit der er gleich schlafen wird, so unwichtig, dass er mich wie ein Spielzeug oder ein Nutztier ansieht, will ich ihn. Er wuerde mir weh tuen und er wuerde sich einen Dreck um mich scheren, aber ich will ihn. Noch nie hat mir ein Mann so maennlich erschienen, nicht trotz der Narben, sondern wegen ihnen.
Narlinea, auf dem Weg aus dem Zimmer, dreht sich ploetzlich um, schaut mich verwundert an, und beginnt dann schallend zu lachen.
"Na schau an." Sie kommt wieder auf mich zu, und fuer einen kurzen Augenblick ist sie nur eine Frau, eine Rivalin, nicht eine halbmenschliche Sadistin, die mich gegen meinen Willen in meinem eigenen Wohnzimmer gefangen haelt. Sie bringt ihr Gesicht so nah, dass wir uns kuessen koennten, ihre schwarz-weissen Augen weit, lachen ueber mich.
"Er gehoert mir," fluestert sie, "du kannst begehren und traeumen und feucht werden wie du willst, aber er gehoert mir, und nur mir." Sie legt ihre Hand auf meine Scham, laesst einen Finger ueber meinen Kitzler fahren, ich hoere mich gegen meinen Willen stoehnen. "Aber ich werde dich gerne zuschauen lassen," sie schnurrt fast. "und mich an dem Geruch deines Schmachtens weiden."

Re: Demonia

Teil 8
Sie lieben sich vor mir, auf meiner Couch, keine drei Meter von der Stelle, wo ich haenge, unfaehig, meinen eigenen Koerper zu beruehren oder auch nur die Schenkel aneinander zu bringen. Narlinea hat einen Koerper wie eine Porzellanpuppe, makellos und bis auf eine nachtschwarze Scham voellig haarlos.
Ich sehe im Licht einer einzelnen Kerze seine Haende in ihren Haaren, auf ihrem Ruecken, an ihrem Hintern, ihre Brustwarze zwischen seinen Fingerspitzen, und sie reibt ihren Mund an seinem Hals, Fingernaegel krallen sich in sein Brusthaar. Sie lieben sich wie Katzen. Venarius sitzt aufrecht auf der Couch, Narlinea auf seinem Schoss, aber er ist noch nicht eingedrungen, sein Glied stolz und stramm vor seinem Bauch. Er ist beschnitten, oder die Demonius werden ohne Vorhaut geboren.
Regen pocht leise gegen die Scheiben. Er ist voellig still, nur Narlinea stoehnt leise, knurrt.
Ich kann meine Augen nicht abwenden. Nach tagelanger Bearbeitung durch eine Frau, die mich durchgaengig nackt und verfuegbar haelt, mich mit einem unnatuerlichen Einfuehlungsvermoegen geil macht, aber mich nie kommen laesst, koennte ich ihn mit Haut und Haaren verschlingen. Er hat fordernde, freche Haende, und Narlinea folgt ihnen, passt sich an, er fuehrt sie wie beim Tanz, und es wird mir klar, dass er sie zu seinem Vergnuegen steuert, nicht so plump wie Narlinea mit mir macht, aber es ist deutlich, wer hier Ross und wer Reiter ist. Es gibt um die 300 Demonias insgesammt, aber nur acht von den Neo-Maenner. Wahrscheinlich ist der Konkurrenzkampf mehr als gnadenlos.
Narlinea dreht sich um, sie sitzt jetzt mit dem Ruecken zu ihm, mit der Vorderseite zu mir, immer noch auf seinem Schoss, aber immer noch nicht eingedrungen, so wie sitzt, muesste ich eigentlich ihr Geschlecht sehen.
Sie streckt ihre Haende hinter seinem Kopf, und er umgreift ihren Busen hart, ihre Warzen zwischen Daumen und Zeigefinger gerollt, seine Zunge an ihrem Nacken. Sie schaut mich durch halbgeoeffnete Augen an, ihr Blick lacht mich aus, ihre Haut jetzt von einem feinen Fluessigkeitsfilm ueberzogen. Sie kann also doch schwitzen, es muss nur der richtige Reiz sein.
Venarius beruehrt ihre Schultern und sie dreht sich wieder um, sie kuessen sich, und mit einer Hand drueckt er ihren Kopf sanft nach unten, oeffnet die Beine. Sie wirft mir ueber ihre Schulter ein Laecheln zu, vielleicht das grausamste, was sie mir bisher angetran hat, und kniet sich vor ihm hin, nimmt sein Glied in den Mund, ihre Haende an seine Hoden. Er lehnt sich zurueck, schliesst die Augen, eine Hand immer noch in ihren Haaren. Sie fellatiert ihn lange, nur einmal macht sie Anstalten aufzustehen, aber die Hand drueckt sie wieder sanft nach unten, und Narlinea fuegt sich, ihre Haare ueber eine Schulter geworfen, waehrend ihr Kopf hoch und runter wippt, hoch unter runter.
Irgendwann beginnt sein Becken unruhig zu werden, dann zu zucken, Narlinea nimmt ihn jetzt mit seiner vollen Laenge in den Mund.
Er knurrt als er kommt, alle Muskeln wie verkrampft, und Nalinea haelt ihn lange im Mund, selbst nachdem ihre Schluckbewegungen aufgehoert haben und er sich wieder entspannt hat, die Augen geschlossen, fast wie im Schlaf.

"Du wolltest ihn, nicht wahr?"
Es ist der Mittag danach. Venarius ist am Morgen wieder gefahren, sie hatten die ganze Nacht noch diskutiert, sich bald gestritten - ich konnte nur einzelne Worte verstehen, aber es ging wohl wieder darum, dass fuer die anderen Demonias Narlinea sich zu weit nach Westen gewagt hat, zu verwundbar ist.
Narlinea ist Muenster nicht weit genug, sie will immer noch aus Europa heraus, eine Kolonie auf einem anderen Kontinent gruenden.
Ich erinnere mich an eine junge Frau, die auch nach Australien fahren sollte, vor Jahren, als das wichtigste in ihrem Leben die naechste Botanikklausur war.
Ich liegen auf meinem Bett auf den Ruecken, die Haende wieder so gebunden, dass sie relativ bequem Hand zu Ellenbogen in der Woelbung meiner Wirbelsaeule liegen, die Beine weit gespreizt, jedes Fussgelenk zu einem Bettpfosten gezogen. Unter meinem Becken liegt ein Kissen, hebt es von der Matratze ab. Klammern sitzen auf meinen Brustwarzen wie staehlernde Schmetterlinge, keine Waescheklammern diesmal, sondern etwas von ihr, fester als Waescheklammern, viel fester. Sie sitzt zwischen meinen Beinen im Schneidersitz, neben uns mein Waeschekorb. Er ist voll von allen moeglichen und unmoeglichen Gegenstaenden, einige Flaschen, eine Taschenlampe, ein Stueck Besenstiel, meine Haarbuerste, meine schmale Vase, in der ich immer einzelne Rosen stelle, anders Zeugs ohne Ende. Sie haben nur eine Sache gemeinsam, sie sind lang und annaehrend rund. Hinter ihr hat sie einen Vaselinetopf stehen.
"Ja." sage ich einfach. Nachdem sie sich geliebt hatten, hatte Narlinea mich losgebunden, mich ins Schlafzimmer gefuehrt, und wie ein X auf mein Bett gebunden, locker genug, dass es mir nicht wehtat, aber schon so streng, dass ich nicht masturbieren konnte. Bevor sie ging, nahm sie meinen Kopf zwischen ihre Haende und kuesste mich, ihre Zunge warm, zaertlich. Sie schmeckte nach seinem Sperma, viel wuerziger als Menschensperma. Der Geschmack blieb mir bis zum Morgen im Mund.
"Leider brauche ich seinen Samen," sagte sie, und wieder verhoehnen mich ihre Augen. "und meine Befruchtung kommt vor deinem Vergnuegen."
Moment. "Aber ihr habt nur -"
"Richtig."
"Aber -"
"Warum glaubst du, dass Oralsex in den meisten menschlichen Kulturen verpoent ist?"
Ich sage gar nichts. Dass kann jetzt wirklich nicht sein. Sie hebt etwas aus dem Waeschekorb hervor, eine leere Colaflasche, eine von der Art, wie sie aus Automaten kommen. Sie sieht wie neu aus, oder wenigstens bis zum glaenzen geputzt.
"Da wir nur den umgebauten Darm zur Energiegewinnung brauchen, haben wir keine Verwendung mehr fuer den Enddarm und den Magen. Der Enddarm dient jetzt zur Speicherung von gewissen Zwischenprodukten und Wasser, und der Magen nimmt zwar noch Fluessigkeiten auf, ist aber sonst ein Fortpflanzungsorgan. Keine Eierstoecke mehr, keine Periode. Das Sperma induziert eine Umwandlung der Mageninnenhaut."
"Wie kommt das Kind nach draussen?"
"Wir entwicklen uns nicht als Embryos, Claudia. Die Nachkommen gelangen durch eine besondere Form des, nun, Erbrechens nach aussen." Sie dreht die Colaflasche im Licht hin und her, greift hinter sich und beginnt, den Hals mit Vaseline einzuschmieren.
"Und die Gebaermutter?"
"Haben wir nicht mehr, oder besser, nur noch als Rudiment. Claudia, ist dir nicht aufgefallen, dass ich nicht mal eine Scheide habe?"
Es war als doch nicht nur das Licht. Die Colaflasche ist bis zum Etikett eingeschmiert. Ich winde mein Becken etwas hin und her, es ist voellig offensichtlich, wo die Flasche hin soll.
Keine Scheide. Ich denke an Dominas und die Regel, dass sie nie mit ihren Kunden schlafen. Dadurch den Abstand zwischen Herrschenden und Beherrschten zu wahren ist eine Sache. Aber wieviel grausamer, wenn es nicht mal denkbar ist. Wieviele Maenner haben ueber die Jahrhunderte feststellen muessen, dass ihre Lust fuer ewig zum Scheitern verurteilt ist, dass sie ihr Leben lang etwas anbeten, was sie nie haben koennen?
Sie wischt sich die Finger an meinem Oberschenkel ab.
"Du wirst mir die Flasche in die Scheide stecken, nicht wahr."
"Und alles andere hier auch."
Ich wehre mich gar nicht mehr, mein Schreien und Winden der fruehren Tage erscheint mir jetzt laecherlich und kindisch, fast taktlos. Sie will Gegenstaende in mich hineinstecken, also wird es geschehen. Es ist ihre Entscheidung, ich habe keine Wahl. Ich hatte wohl eigentlich nie eine.
"Warum?"
Sie legt eine Hand auf die Innenseite meines Oberschenkels, Zeigefinger und Daumen an dem oberen und untern Ende meines Scheideneingangs, zieht ihn leicht in die Laenge. Die Klammern, die meine Brustwarzen matern, haben mich eh in einen Zustand beginneder Erregung versetzt, und ihr Finger an dieser Stelle, die Unabwendbarkeit einer solchen Erniedrigung tuen den Rest. Ich fuehle wie mein Geschlecht sich oeffnet, die grossen Lippen sich zurueckziehen, die kleinen sich von vorne draengen, als wuerde mein Koerper die Flasche willkommen heissen. Meine Lust daran, so erniedrigt zu werden, rollt wie eine zweite Welle der Erniedrigung ueber mich. Das ganze Zimmer muss nach Honig riehen, denke ich.
"Damit du lernst, dass ich darueber entscheide, wer oder was dich nimmt."
Sie drueckt die Flaeschenoeffnung sanft gegen meine Scheide, ich ziehe die Beine zusammen, versuche, mein Becken zu verkanten, aber die Fesseln und das Kissen halten mich hilflos. Sie beachtet mein Versuch nicht mal.
"Deine Fotze gehoert, wie dein ganzer restlicher Koerper auch, mir. Ich entscheide, was in dich eindringt, wer oder was dich haben darf." Die beiden Ringe der Oeffnung sind jetzt in mir, der Flaschenhals folgt, wird schnell breiter, ich drehe mein Kopf zu Seite und verkeile meine Zaehne in das Kopfkissen. Noch niemand hat mein Geschlecht eine Fotze genannt. Niemand.
"Ich bestimme ueber dein Sexualleben, Claudia, ab jetzt und fuer ewig. Ob du ueberhaupt jemals wieder mit einem Mann schlafen darfst, oder dein Leben lang nur noch zuschauen darfst."
Die Flasche ist jetzt soweit, wie sie ohne Schmerzen gehen wird, und Narlinea, mit ihrem sechsten Sinn fuer meine Empfindungen, hoert auch prompt auf zu druecken. Sie beginnt die Flasche um die Achse zu drehen, ich fuehle die Laengstrillen der Colaflasche an meiner Scheidenwand. Sie haette die Vaseline nicht gebracht, merke, ich haette auch so genug Gleitmittel geliefert. Mein Koerper tut mal wieder, was er will. Was sie will.
Und fuer einen kurzen Augenblick will ich auch das sein, was sie will. Fuer eine Sekunde will ich mich ihr Unterwerfen, voellig, nicht nur der Koerper, sondern alles.
"Ahhhhhh," sagt sie, langgezogen. "Alabaster."
Ich schuettle den Kopf, meine Haende zu Faeusten geballt.
"Nein," fluestere ich, "oh nein nein nein."
Die Flasche rotiert in mir, hin und her, her und hin. Ich werde mit einem Gegenstand gefickt, ein Ding steckt in meiner Scheide, und ich finde es auch noch geil.
"Schau her, Claudia."
Ein Teil von mir kann immer noch nicht glauben, dass sie das mit mir macht.
Ein anderer Teil, einer groesserer, animalischer, kann sich vor Geilheit kaum halten. Und langsam greift das animalische weiter, bricht die Tore auf fuer ihre Armeen, die mich belagern.
"Ich sagte, schau her."
Ich hebe den Kopf, schaue zwischen den Klammern auf meinen Bruesten auf die Flasche, die in einem obszoenen Winkel aus mir herausragt. Narlinea haelt sie mit einem Zeigefinger locker in meinen Koerper gedrueckt.
"Deine Fotze gehoert mir, Claudia." Sie schiebt die Flasche noch etwas tiefer, ich stoehne, meine Scheidenwand schon etwas ueberdehnt. "Du bist meine Fotze."
Ich schuettle wieder den Kopf, finde aber meine Stimme nicht, um ihr zu widersprechen.
Sie zieht die Colaflasche mit einem Ruck aus meiner Scheide, der mich zusammenzucken laesst. "Und bald wirst du das auch einsehen."
Ich sehe es ein, schon seit langem. Aber ich will es nicht. Ich kann mich ihr nicht hingeben. Dazu fehlt etwas...
Sie laesst mir eine Pause, laesst mich wieder zu Atem kommen. Wenn sie weitergemacht haette, waere ich vielleicht zum Orgasmus gekommen. Und das geht ja nicht.
Sie hebt meine Taschenlampe aus dem Waeschekorb, ein Unding aus blauem Kunststoff, dass mir mein Bruder zu meinem Auszug geschenkt hatte - damit ich die ganzen Liebhaber unter meinem Bett auseinander halten koennte, wie er sagte. Das Ende ist viel zu dick. Das kann ich nie aufnehmen.
"Ich haette ihn darum bitten koennen, mit dir zu schlafen."
"Haette er es getarn?"
Sie beginnt tatsaechlich das Ende wieder einzuschmieren. Fluessigkeit laeuft aus meiner Scheide nach unten auf meinen After zu.
Narlinea zuckt mit den Schultern. "Vielleicht. Wer weiss?" Sie haellt mir die Taschenlampe vor die Nase, droht laechelnd. Ich schlucke, schaue sie flehend an.
"Aber du hast so ein Belohnung noch nicht verdient."
Mit ihrer Famula haette er geschlafen. Sie hat mir inzwischen erklaert, was eine Famula ist: die erste Dienerin, eine persoenliche Sklavin. Die rechte Hand einer Demonia, die Menschenfrau, die alle anderen Sklaven und Kunden und Angestellte fuer ihre Herrin kontrolliert. Eine ehrenvolle Stellung.
"Narlinea. Ich kann das nicht aufnehmen. Es ist zu gross, wirklich."
"Aber Claudia. Spaeter muss da doch ein ganzer Kindskopf durch, oder?"
Wenn ich mich ihr unterwerfe, gehoere ich nicht nur ihr, sondern bin auch ein Sklavin ihrer Art, helfe mit, die Wiedergeburt der Demonias zu sichern, ihrer Herrschaft ueber die Menschen. Sie sind Parasiten, auch wenn Narlinea immer von einer Symbiose spricht. Sie leben von den Menschen, die sie quaelen, und auch wenn Narlineas Unterart von Parasiten ihren Wirt nicht mehr umbringen, ist auch sie eine Kultur der Sklavenhalter. Auch wenn ich mehr Phatasien ueber Rom und Griechenland und Sklavinnen als rechtlose Spielzeuge ihre antiken Herren gehabt habe, als ich zaehlen koennte, ist es etwas anderes, etwas fehlt hier zu meinem Traumbildern. Es ist das Gleiche, das mich immer davon abhielt, von den amerikanischen Sklaven zu schwaermen...
Sie zu unterstuetzen, sie nicht zu bekaempfen, wuerde bedeuten, dass ich mithelfe, einen Teil der Menschheit zu gequaelten Gefangenen zu machen, taegliche Folter, staendiges Gefesseltsein, ewige Erniedrigungen.
Aber sie suchen nur die Masochisten. Und ist sie nicht gut fuer dich? Weiss sie nicht bisher genau, was du willst? Sind sie nicht Gottes Geschenk an jeden Masochisten?
Bin ich wirklich so triebgesteuert?
Fuer meinen Koerper ist diese Frau Wahnsinn, aber ich kann mich ihr nicht unterwerfen, ihre mich nicht widmen. Ich weiss, was fehlt, was Rom und Griechenland von Virginia und Luisiana unterscheidet: Verantwortung. Die antiken Sklaven waren der Besitz ihrer Herren, aber sie konnten meist auf ihren Schutz zaehlen, darauf, dass man fuer sie sorgen wuerde. Ihre Unterwerfung wurde mit der Verantwortung ihrer Herrin bezahlt. Eine romantische Vision, natuerlich, aber es tritt diese Situation voellig - sie waren rechtlos, aber nicht wertlos, im Gegensatz zu dem Amerikanern, die ihre Sklaven wie ein Stueck Scheisse behandelten, rechtlos und dazu noch wertlos. Ich koennte damit leben, rechtlos zu sein, wenn es die richtige Person waere, aber nicht wertlos. Wenn ich ihnen gehoere, will ich auch zu ihnen gehoeren.
Sie haelt die Taschenlampe jetzt direkt vor meiner Scheide.
"Narlinea, bitte nicht, ich -"
"Du weisst noch gar nicht, wozu du faehig bist."
Ich schreie wie am Spiess, als es in mich eindringt. Sie gibt mir die ganze Laenge, bis der Schalter meinen Kitzler beruehrt.

Zwei Tage spaeter stehe ich wieder im Folterrahmen. Das Foltergeraet ist mir inzwischen fast wie ein alter Freund geworden, ich habe so viel Zeit hier verbracht, dass ich die Maserung auswendig kenne, die Stellen, wo das Holzschutzmittel tiefer gefaerbt hat als woanders, die Kerbe an der rechten Innenseite, wo waehrend des Transports zwei Balken aufeinander gekracht sein muessen. Sie ist in den letzten Tagen viel ausser Haus gewesen, hat mich gefesselt und in den Rahmen haengend zurueckgelassen. Die Stunden, die ich so verbinge, an meinen Handgelenken, manchmal an meinen Fussgelenken kopfueber von dem Querbalken baumelnd, immer geknebelt, mal mit verbundenen Augen, verschlossenen Ohren, mal ohne, sind die deutlichsten Demonstration ihrer Macht die sie ueber mich ergehen laesst. Ich haenge nackt und hilflos, und warte in der Stille und Dunkelheit meines eingenen Kopfes, bis sie zurueckkommt, bis es ihr einfaellt, mich wieder in die Welt zu lassen. Die Grundlage des Masochismus ist das Warten, hat jemand mal geschrieben, und je laenger sie mich haengen laesst, desdo tiefer druecken mich die Stille und die Bewegungslosigkeit in einen Zustand der Willenlosigkeit. Sie koennte mich ewig so haengen lassen, weiss ich. Wenn sie Lust dazu haette, koenne sie mich mein restliches Leben so verbringen lassen, reduziert auf das Gefuehl von Luftzuegen auf meiner nackten Haut und das Gewicht meines Koerpers auf den Seilen, die mich festhalten. Der Gedanke laesst mich schaudern, in der Stille hinter meinem Knebel stoehnen, faszinierende Spiele, die ich ueber diese Stunden mit mir spiele.
Heute hat sie mich auch mit Spielzeugen bestueckt, ihre beiden Stahlklammern herrschen ueber meine Brustwarzen, zwei kleine Klammern mit je einem Schluessel sind an meinen Schamlippen befestigt. Es sind die Schluessel zu meiner Haustuer und meiner Wohnungstuer, wenn ich sie erreichen koennte, waere ich frei, sie mir zu geben, und wenn auch nur so, ist eine feine Art der Folter, fuer die ich sie fast bewundere. Sie ist phantasievoll auf ihre Art.
Wenn ich mich bewege, pendeln sie nach, ziehen an meinen Lippen, treiben mir Traenen in die Augen. Ich habe die Augen nicht verbunden.
Sie ist gegen Mittag weggegangen, um nach dem "Brutplatz" zu sehen. Ich habe immer noch nicht raus, was sie damit meint. Vermutlich vermehren sie sich eher ueber Eier oder so als ueber lebendigen Nachwuchs. In einem Block Reichweite liegen nur mehr Wohnhaeuser, eine Kirche, ein Schwimmbad, der Hauptfriedhof, zwei Laeden und eine Post. Nichts, wo man Eier ungeschuetzt ausbrueten lassen koennte -
Ein Mann steht im Zimmer.
Er ist etwas kleiner als Venarius, und aelter, viel aelter. Aber er traegt die Zeichen eines Demonius, die Augen ohne Regenbogenhaut, das voellig symetrische Gesicht, nur, dass seins Falten hat, symetrische Falten. Sein Haar ist stahlgrau, und er ist mit der konservativen Eleganz des aelteren Geschaeftsmanns gekleidet. In der Hand haelt er etwas, was wohl ein Dietrich ist.
Sein Blick schweift ueber das Wohnzimmer, bleibt an meinem nackten Koerper in seinem Folterrahmen haengen. Er betrachtet mich von oben bis unten mit einem amuesierten aber trotzdem irgendwie hoeflichen Blick. Er schaut mich an, als wuerde er mich auch als Frau wahrnehmen, anders als Venarius, bei dem ich mir nicht besser vorkam als ein Kuehlschrank. Ich frage mich, ob er mich vergewaltigen wird, und fuer einen Moment erregt mich der Gedanke, ganz kurz, bis ich ihn wieder resolut unterdruecke.

Re: Demonia

Teil 9
Dann dreht er sich einfach wieder um. Ich hoere seine Lederschuhe auf meinen Kuechenfliesen, im Badezimmer, er durchsucht meine Wohnung.
Schliesslich kommt er zurueck ins Wohnzimmer, bleibt vor mir stehen. Der Nasenriemen meines Knebelgeschirrs versperrt mir die Sicht nach direkt vorne, ich muss den Kopf etwas drehen, um ihn richtig sehen zu koennen.
"Sie sind Narlineas Famula?"
Ich mache keine Bewegung. Bei einem Menschen haette ich genickt, nach der Vorstellung, dass eine Famula einer Demonia mehr Respekt bekommen wuerde als eine widerspenstige Gefangene. Aber es waere gelogen, und er kann riechen, wenn ich luege. Seine Stimme ist freundlich, er laechelt, wenn er mit mir redet, und seine Augen bleiben auf meinem Gesicht. Ein richtiger Gentleman.
"Sie ist gerade nicht anwesend?"
Ich schuellte den Kopf. Mein Gott, wenn das einer der alten Demonius ist?
Die neuen muessten alle so etwa in Venarius Alter sein. Aber dieser ist so verdammt hoeflich. Er zieht eine Lesebrille aus dem Mantel, jetzt erinnert er mich an Sean Connery. Kultiviert, dass ist das Wort, was am besten zu ihm passt.
"Zu schade. Sie hat ihnen natuerlich auch nicht gesagt, wann sie zurueckkommt?" Ich schuettle wieder den Kopf. Wenn er mir den Knebel herausnehmen wuerde, koennte dieses Gespraech wesentlich effektiver gestaltet werden, denke ich.
"Nein, natuerlich nicht." Er macht eine Pause, schaut nachdenklich auf einen Punkt genau zwischen meinen eingeklemmten und pochenden Brustwarzen.
"Nun. Da kann man wohl nichts machen." Er wuehlt nochmal in seinem Mantel, zieht einen Fueller und einen gelben Notizblock hervor, lehnt sich ueber den Wohnzimmertisch, beginnt zu schreiben. Was er auch immer schreibt, es kann nicht lang sein. Er faltet den Zettel zwei mal, schreibt etwas auf die Aussenseite, und tritt auf mich zu.
"Rechts oder links, schoene Dame?"
Ich schaue verstaendnisslos zurueck. Der Knebel zwingt mein Gesicht in die Laenge, laesst mich wie einen Idioten aussehen.
"Welche Klammer haetten sie lieber?"
Oh nein. Ich schuettle den Kopf. Er nickt bestimmt, aber laechelt dabei, als wolle er sich fuer die Notwendigkeit entschuldigen. Ich habe mal wieder keine Wahl. Ich deute mit der Nase auf meine rechte Brust, zucke kurz, als er die Klammer oeffnet, zucke nochmal, als er sie wieder zumacht. Der gelbe Zettel ist jetzt an meine Brustwarze geklammert. Meine neuste Rolle, Claudia als Notizblock. Es koennte schlimmer sein, denke ich. Er haette mich auch als Pinwand benutzen koennen. Hinter ihm auf der Kommode ist mein Naehkasten.
Dann er geht einmal um mich herum, langsam, ich fuehle seine Augen auf meiner Haut, meinen geklammerten Bruesten, meinen bewichteten Schamlippen, meinen verstriemten Hintern. Als er wieder vor mir steht, beruehrt er meine Wange sanft mit den Fingerspitzen, schaut mich ueber den Rand seiner Brille an. Er hat Lachfalten in den Augenwinkeln, das weisse seiner Augen ist leicht vergilbt, wie es bei alten Menschen manchmal ist, aber die Pupillen sind so schwarz wie Narlineas, und in dem Blick ist die gleiche Entschlossenheit. An der rechten Hand traegt er einen schlichten Silberring.
Er laesst die Hand fallen, nimmt die Brille ab, sie verschwindet wieder in seinem Mantel.
"Einen angenehmen Tag wuensche ich noch."
Ich werde mich bemuehen, denke ich.
Er dreht sich um und geht ohne zurueckzuschauen aus meiner Wohnung. Es ist fast peinlich, aber dieser alte Mann und seine eigenwillige Hoeflichkeit hat meinem Selbstbewusstsein riesigen Auftrieb gegeben.

Eine Stunde spaeter kommt Narlinea durch die Tuer, sieht sofort den Zettel an meinem Busen. Sie zieht ihn von unter der Klammer hervor, ohne sich die Muehe zum machen, sie zu oeffnen. Auf mein schmerzerfueltes Quietschen hin massiert sie geistesabwesend meine Brustwarze, was nach drei Stunden Klammerung die Sache eher schlimmer macht als besser. Ueber ihre Schulter lese ich mit:

DU HATTEST RECHT. VERZEIHE MIR. TRANAMUS.

Dadrunter stehen vier Adressen, alle ohne Namen, drei in Polen, eine in Dresden.
"Oh mein Gott." Narlinea rennt zum Telephon.

"Das war einer der Alten."
Ich sitze mit den Haenden auf dem Ruecken gefesselt auf einem der Kuechenstuehle, bis auf eine Turnhose nackt. Wir warten auf Venarius, sie werden Kriegsrat abhalten.
Er war also doch einer der Alten. Einer der Moerder. Wir sind entdeckt worden. Sie bespricht es mit mir, als wuerde ich dazugehoeren, ein seltsames Gefuehl, aehnlich wie bei unseren Diskussionen ueber Biologie und Literatur nimmt sie mich als Mensch ernst. In diesen Momenten ist es am schwierigsten, ihr zu widerstehen.
Wenn wir entdeckt werden, wird Narlinea wahrscheinlich wieder nach Osten ziehen muessen. Und was passiert dann mit mir?
"Wo ist er jetzt hin?"
Sie macht die Augen zu, sagt fuer einen Moment gar nichts. "Er ist tot," sagt sie. "Die vier Adressen sind sein Abschiedsgeschenk, Orte, wo wir weitere Alte finden."
"Das wuerde er tuen, die anderen verraten?"
Sie hat sich wieder gefasst, die Augen wieder geoeffnet, aber ihr dunkler Kern wirkt matt.
"Sie haben kein Gefuehl fuer Loyalitaet, Claudia, keiner der Alten. Und Loyalitaet ist die Grundlage jeder Beziehung." Sie scheint staerker getroffen zu sein, als sie es zugeben will, ihre sonst so harte Schale angekratzt, wie an meinem Wohnzimmertisch, als Venarius ihr von den Toten erzaehlte. "Aber auf gewisse Art sind diese Adressen das loyalste, was er je getarn hat."
"Kanntest du ihn gut?"
"Er war mein Vater."

Venarius kommt innerhalb einer Stunde, und er ist nicht allein. Mit ihm ist ein anderer maennlicher Domenius. Narlinea und Venarius nehmen sich in den Arm, und gehen ins Schlafzimmer. Vermutlich braucht Narlinea erstmal Trost.
Verstaendlich.
In der Zwischenzeit beschaeftigt sich der andere mit mir. Sehr intensiv.
Er ist etwa so gross wie Venarius, wirkt aber juenger, und wenn sie Brueder sein sollen, sieht man nichts davon. Vielleicht ist er nur ein Halbbruder.
Was gleich bleibt, sind die kurzen, schwarzen Haare, eine muskuloese Statur, etliche Narben, und kraeftige Haende, die zupacken koennen. Er spricht kein Wort, sondern zieht mich einfach auf die Fuesse, zieht mir die Shorts aus. Mit seinen Haenden leitet er mich dahin, wo er mich haben will. Und ich gehorche.
Seine Bewegungen, seine Beruehrungen haben diese Mischung aus laessiger Brutalitaet und telepathischem Einfuehlungsvermoegen, die mir den Atem raubt.
Ich denke an die Liebhaber, die ich hatte, Maenner, die entweder nur brutal waren, ohne jedes Gefuehl dafuer, was ich wollte, oder Maenner, die uebervorsichtig waren, immer nachfragten, wie es mir ginge, als ich nur misshandelt werden wollte. Dieser Demonius kennte mich nur seit fuenfzehn Minuten, und weiss schon genau, wie er mich anzupacken hat.
Venarius hatte bei seinem letzten Besuch einen Sack mit kaum 3 mm breiten Nylonseilen mitgebracht, und beginnt, mich damit zu fesseln. Der erste Strick geht um meinen Nacken, vorne ueber meine Schultern nach und unter ihnen nach hinten, um meinen Rumpf nach vorne, zwischen meinen Beinen nach hinten, um mein Becken wieder nach vorne. Er zieht die Stricke fest, unglaublich fest, sie schneiden mir tief in die Haut, schmerzhaft in der Leiste. Er legt einen Strick ueber meinen Busen, einen unter meinen Busen, mit kleinen Stricken an jeder Seite und in der Mitte, zieht sie zusammen, druecken meine Brueste zwischen sich nach vorne. Dort, wo die beiden Seile sich zwischen ihnen treffen, knotet er dann das Ende eines anderen Stricks, und beginnt dann, ihn Schlinge fuer Schlinge um meinen rechten Busen zu wickeln.
Narlinea und Venarius sind immer noch im Schlafzimmer.
Er bindet meine Brueste von innen nach aussen ab, sie beginnen praller zu werden, stehen mit jeder Umwicklung weiter von meinem Brustkorb ab, und der Teil, der nicht von der Schlinge bedeckt ist, schwillt mehr und mehr an. Die duennen Stricke schneiden auch hier tief in die Haut, und als er fertig ist, sind meine Brueste wie zwei geschwollene Melonen, die Warzenhoefe geblaeht und schmerzhaft empfindlich. Meine Haende sind immer noch hinter meinem Ruecken gebunden, zu Faeusten geballt.
Dann laesst er mich auf den Kuechentisch steigen, ich muss mich auf dem Bauch legen, mehr Nylon um meine Knoechel, um meine Knie, er zieht meine Ellenbogen aneinander, ohne sich sonderlich darum zu scheren, ob ich das wirklich kann oder nicht. Als Narlinea in mein Leben eindrang, konnte ich das noch nicht, aber ich durfte ueben, und jetzt geht es. Ich liege mit einem grossen Teil meines Gewichts auf meine Brueste, Schmerzen wie Nadelstiche in dem prallen Gewebe, es ist fast eine Erleichterung, als er die Seile um meine Knoechel und Handgelenke mit einem dickeren Seil verbindet, das Seil zur Decke fuehrt, beginnt, daran zu ziehen. Als er fertig ist, beruehrt fast nur noch mein Bauch die Tischplatte. Die Seile sind jetzt unter Spannung, graben sich in meine Haut, ein Teil meines Gewichtes liegt immer noch auf meinen armen Bruesten.
Er verbindet mir die Augen, stopft diese gelben Stoepsel in meine Ohren, und verpasst mir das Knebelgeschirr mit dem roten Gummiball.
Mit zusaetzlichen Stricken wird mein Kopf hochgezogen. Mein Koerper ist jetzt eine schmerzdurchflossene Wippe auf meinem Kuechentisch, durch grausam duenne Seile in gespannter Bewegungslosigkeit gehalten. Ich komme mir vor wie eine antike Statue - Claudia, Goettin der Bewegungslosigkeit, Schutzheilige der Fesselung.
Dann passiert mit mir nichts mehr. Meine Welt besteht aus dem Gefuehl der Atemluft an meinen Nasenfluegeln, die Speicheltropfen, die mir aus den Mundwinkeln laufen, das Ziehen meiner verkrampften Schultern, und das sanfte Pochen meiner abgebundenen Brueste.
Aber seine Grausamkeit ist geuebt. Meine Brueste sind zwar zu heulen prall, aber gerade so, dass der eigentliche Schmerz erst langsam ansteigt, und ich kann fast fuehlen, wie sie erst langsam, wenn auch unaufhaltsam, immer und immer mehr lila werden. Und wie schmerzhauft die Fesseln auch sind, meine Gliedmassen bleiben durchblutet und gefuehlsecht. Es tut nur saumaessig weh.
Narlinea koennte es nicht besser machen.

Irgendwann kommen wohl Narlinea und Venarius wieder aus dem Schlafzimmer, durch den Tisch kann ich Vibrationen. Der namenlose Demonius hat nicht Narlineas Geschick mit Ohrenstoepseln, wenn sie laut reden, kann ich sogar etwas verstehen. Venarius will, dass Narlinea mit zurueck nach Osten kommt, nach Prag, glaube ich, dorthin auf jeden Fall, wo sie von den anderen geschuetzt werden kann. Narlinea ist ueberhaupt nicht damit einverstanden.
Sie will hierbleiben, sie will nicht zurueck nach Polen, in die tschechische Republik, und schon gar nicht nach Weissrussland. Sie hat hier ein Revier aufzubauen. Sie hat Arbeit.
Der andere Demonius sagt nichts, oder er sagt es so leise, dass es nicht durch meine Schalldaempfung kommt. Er koennte Venarius kleiner Bruder sein, faellt mir ein. Vielleicht darf er nichts sagen.
Und ausserdem, sagt Narlinea, waere noch ihre Famula.
Ich sei keine Famula, sagt Venarius, ich koenne nicht mitgenommen werden.
Ich waere keine Famula, von keinem Nutzen fuer die Demonias, und muesste deshalb -
Ich kann nicht hoeren, was mit mir gemacht werden muss. Ich muss es auch nicht. Ich weiss zu viel, als dass sie mich am Leben lassen koennten. Ich kann Narlinea hoeren, wie sie dagegen redet, nur Bruchstuecke von Worten sind vestaendlich, sie werden ruhiger, je aufgeregt sie werden, kalt, sachlich, wieder genau das Gegenteil von Menschen. Ich fange an zu zittern, ganz leicht, bebe in meinen Fesseln, aber diesmal nicht aus Lust. Zum ersten Mal seit meiner ersten Zuechtigung durch Narlinea habe ich Angst. Um mir geht die Diskussion ueber mein Leben weiter, irgendwann legt jemand eine Hand auf meine gespannte Schulter, eine weibliche Hand mit langen Fingernaegeln, und ich fuehle meinen Koerper etwas ruhiger werden. Angst riecht wie Kupfer, faellt mir ein. Sie weiss es.
Sie reden noch lange, die Zeit zaehfluessig in meiner Folterfesselung.
Schliesslich bindet mich Narlinea los, ich kann mich zuerst nicht bewegen, meine Glieder verkrampft, zitternd, ich friere. Die Maenner stehen in der Tuer, ziehen ihre Maentel an. Venarius Blick folgt meinen zuckenden Bewegungen wie eine Kriegsmaschine, sein Gesicht eingefroren. Neben ihm steht der unbekannte Andere, schaut ruhig in meine Augen.
"Bis Uebermorgen."
Sie drehen sich um und gehen aus der Tuer, Venarius zuerst.
"Komm," sagt Claudia. Sie hilft mir auf die Fuesse, nimmt meinen Arm um ihre Schultern, traegt mich fast zum Bett.
Wir sagen lange nichts, liegen nur dort. Es ist fast unfair, eine Einmischung von aussen in ein Duell, das keinen etwas angeht ausser Narlinea und mir. Sie scheint auch so aehnlich zu denken, sie ist veraergert. Und dabei wird sie gar nicht uebermorgen umgebracht.
"Wie wird es passieren?"
Ich reisse sie aus Gedanken. "Was passieren?"
"Bitte verarsche mich nicht. Nicht jetzt."
Ihr Arm liegt um meine Schulter, sie sagt erstmal nichts, schaut auf unsere Reflektion in meinem Spiegelschrank.
"Ein autoerotischer Unfall. Tod durch unabsichtliche Selbsterdrosselung."
So soll ich sterben? Eine weitere Perverse, die sich bei ihren kranken Spielen selbst erhaengt hat? Ich denke an meine Eltern, an meine Freunde.
Das habe ich nicht verdient. Das kann nicht sein.
"Gibt es kein anderen Weg?"
Sie blickt in meine Augen, zieht sich zu mir, bleibt stumm. Sie hat die weichsten Augen. Wie ihr Vater.

Der naechste Tag ist wie alle anderen bisher, nur, dass Narlinea nervoeser zu sein scheint, nicht aus dem Haus geht, laenger telephoniert. Meine regelmaesige Folterung geht weiter, unser Krieg geht weiter. Aber es ist unwirklich geworden, sinnlos. Sie haelt mich fast mehr, als sie mich schlaegt.
Auf der einen Seite bin ich ihr dafuer dankbar, sie versucht mich auf ihre Art zu troesten, auf der anderen Seite will ich es nicht. Nicht von ihr. Nicht von einer Demonias. Ich fuehle mich verraten.
Venarius will mich tot sehen, unbezwungen bin ich eine Gefahr fuer Narlinea, fuer die ungeborenen Kinder in ihrem, nun, Magen. Eine Gefahr fuer seine Art. Und ich kann ihnen nicht mal Unterwuerfigkeit vorspielen, sie wurden es riechen. Vielleicht koennte Narlinea meine Hinrichtung aufschieben, sie hat mich verteidigt, aber wenn es darauf ankommt, gehorcht sie Venarius, hat sie gegen diesen Mann so wenig Chancen wie ich. Ohne den Geruch von Alabaster bin ich tot.
Ich muss hier irgendwie heraus. Die Zeit laeuft mir davon.
Es wird Nacht in Muenster, und wie zu einem Begraebniss passend regnet es.
Morgen kommen die Maenner zurueck. Narlinea laesst mich die Nacht alleine, ausgerechnet diese Nacht. Vielleicht hat sie wirklich Schuldgefuehle.

Mitteln in der Nacht werde ich wachgeruettelt, eine Hand vor meinen Mund gepresst.
"Schhhh. Kein Wort."
Ich nicke kurz, beruehre ihre Hand. Sie schliesst mir die Manschette vom Fuss auf, legt die Kette leise auf das Bett. Ich bin zum ersten Mal seit ueber einer Woche nicht gefesselt. Bitte, Gott, laesst sie mich gehen?
"Vor dem Haus ist ein alter Demonius. Du wirst aus dem Wohnzimmerfenster klettern und weglaufen. Schau dich nicht um, bleib nicht stehen, komme fuer Tage nicht wieder."
Einer der Alten. Ihre Stimme ist zu ruhig, fast maschinell, die Stimme einer Demonia unter Adrenalin. Sie hat Angst, merke ich, mehr Angst als ich mir bei ihr je vorstellen koennte. Ich will etwas sagen, aber sie haelt mir wieder die Hand vor dem Mund. Ich nicke. Ich habe mir das Gehirn zermattet wie ich frei kommen koennte, und jetzt laesst sie mich einfach gehen.
Vielleicht sterben wir jetzt beide.
Sie geht vor mir in den Flur, lautlos, geht in Richtung Kueche, deutet auf mich und dann in Richtung Wohnzimmer. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
Nackt wie ich bin, und so lautlos wie ich kann, renne ich auf das Fenster zu - Das Wohnzimmerfenster explodiert, wird sammt dem Rahmen aus der Fassung gedrueckt. Das Fenster knallt auf dem Teppich, das Glas klirrt, aber haelt. Ein Mann springt hinein, landet sanft wie eine Katze. Ich schreie, falle fast hin in meinem Versuch, noch rechtzeitig zu stoppen, komme wieder auf die Fuesse, renne zurueck. Narlinea steht hinter mir, drueckt mich hinter sich. Ich steht jetzt wieder im Tuerrahmen zum Schlafzimmer, wo sie die Fenster zugeschraubt hat. Er ist jetzt im Flur, ich komme nicht an Narlinea oder ihm vorbei. In der Falle. Fuer einen Augenblick ueberlege ich, ob ich mich unter dem Bett verstecken soll, aber was sollte das bringen - er wird mich riechen koennen, ich muss Kupfergeruch wie ein Leuchtfeuer verbreiten. Ich trete einen Schritt zurueck. Ich kann nur zuschauen. Meine Chance zu fliehen ist im Arsch. Das ist einer der Alten, und er ist nicht wie Narlineas Vater, und ich bin tot.
Der Mann steht vor Narlinea. Das einzige Licht kommt von der Strassenlaterne vor dem Haus, und muss sich zwischen die Blaetter der Kastanien hindurchkaempfen, es ist einfach zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen, aber er ist riesig, und er ist aufgebracht. Sie reden auf Polnisch oder Weissrussisch oder was auch immer fuer eine Sprache, ich verstehe sie auf jeden Fall nicht. Narlinea ist leise, beschwichtigend, redet sanft auf ihn ein, fast unterwuerfig, unfassbar aus ihrem Mund. Ploetzlich schiesst seine Hand heraus, trifft sie mit dem Handruecken ins Gesicht. Narlinea taumelt, schlaegt mit dem Kopf gegen die Wand hinter ihr auf. Er hat nicht mit voller Kraft zugeschlagen, aber es wird gereicht haben, schon von einem menschlichen Mann wuerde der Schlag hart sein, von einem Demonius muss es wie mit einem Baseballschlaeger sein. Sie schreit irgendwas, er schreit zurueck und schlaegt nochmal, haerter. Er wird sie toeten, ich hoere mich selbst schreien, ihren Namen, aber angewurzelt stehe ich hinter ihr -
Er tritt auf sie zu, greift nach ihrem Hals. Von ihrer Huefte zieht ihre Hand ploetzlich nach oben, ein heller Bogen im Strassenlicht, es ist Stahl, mein Brotmesser. Der Bogen endet abrupt dort, wo sein Kinn und Hals ineinander uebergehen, direkt ueber seinen Adamsapfel, endet so abrupt wie sein fremdes Schreien. Fuer einen Augenblick trift das Licht genau sein Gesicht, auf den maskenartigen Zuegen ist etwas wie Verwunderung, Unglauben, und dann versagen ihm die Beine, er faellt wie eine Gipspuppe auf den Glastisch neben meinem Gadrobenstaender. Ein Funkenmeer aus Scherben spritzt ueber den Fussboden, fallen ins Wohnzimmer, in die Kueche, landen zwischen meinen Fuessen.
Narlinea stoesst einen unmenschlichen Schrei aus, zerrissen und hoch, steht mit dem Ruecken zur Wand, die Haende vor dem Mund geschlagen. Sie sackt zusammen, rutscht die Wand herunter, faehrt mit dem Ruecken ueber den Lichtschalter. Es ist schlagartig hell im der kleinen Diele. Ihre Augen sind weit, fast voellig schwarz, starr auf den Toten gerichtet. Aus ihrer Nase rinnt ein kleiner roter Faden. Dort, wo sie im Gesicht getroffen hat, ist ihre helle Haut aufgeplatzt, kleinere Faeden laufen mit dem aus ihre Nase zusammen.
Der Eindringling liegt mit den Gesicht nach oben zwischen den Truemmern meines Glastisches, den Kopf zurueckgebogen, das Messer bis zum Griff in seinem Hals.

Er ist tot. Das Messer ist lang genug um die Luftroehre und den Hirnstamm durchtrennt zu haben, vielleicht noch eine der Halsarterien. Narlinea sitzt im Schock neben der Wohnungstuer, unbeweglich, selbst wie tot. Der Schluessel zu meiner Wohnungstuer steckt.
Ich bin frei. Ich brauche nur einen Nachbarn aus dem Bett zu schellen, die Polizei rufen zu lassen. Ich kann es sogar von meinem eigenen Telephon aus hier in der Diele tuen. Auf dem Fussboden liegt die kuehlende Leiche eines Demonius, das Messer in seinem Hals uebersaeht mit den Fingerabdruecken meiner Entfuehrerin. Die Polizei wird ein leichtes Spiel haben, die Gerichtsmediziner eine Leiche zum Sezieren, eine Leiche mit umgebauten Darm, Augen wie aus einem Horrorfilm, ohne Harnblase und Magen, und wer weiss was noch alles. Und ich werde frei sein. Die Informationen werden reichen, um die anderen zu fangen, einzusperren. Der Krieg ist vorbei. Ich bin frei.
Ich gehe auf das Telephon zu, trete vorsichtig zwischen den Glassplittern, nehme den Hoerer ab. Narlineas einziges Lebenszeichen sind ihre Atemzuege, zu schnell, Gott weiss, was jetzt in ihrem Stoffwechsel vor sich geht.
Warum ist sie nicht geflohen?
Sie hatte Zeit dazu. Sie haette mich nicht befreien muessen. Sie haette mich liegenlassen koennen, bis der Demonius die Wohnung durchsucht haette, waere im Taxi oder im Zug schon auf dem Weg nach Berlin oder Prag oder Budapest, selbst um diese Uhrzeit. Er haette mich getoetet, aber auch das haette ihr wertvolle Sekunden gebracht. Sie haette genug Zeit gehabt um zu fliehen, wenn sie mich nicht befreit haette. Ich soll sowieso morgen sterben, und von einem Einbrecher getoetet zu werden waere fuer sie noch besser als eine etwas zweifelhafte Selbsterhaengung. Eine Gelegenheit, die Venarius nie verpasst haette.
Ich schaue sie an, zusammengekauert auf dem Fussboden, die Knie zur Brust gezogen, die Haende immer noch vor dem Mund, die Augen starr, weit. Auf ihrer Brust sammelt sich das Blut aus ihrer Nase, laeuft auf der einen Seite ihren Arm herunter. Sie hat sich die Zeit genommen, mich frei zu lassen. Sie hat dafuer ihre eigene Sicherheit aufs Spiel gesetzt. Damit ich eine Chance hatte zu entkommen, egal wie klein.
Sie hat mir das Leben gerettet.
Aus dem Hoerer in meiner Hand kommt laut und fordernd das Freizeichen.
Ich denke an Venarius kalte Augen, an seine Entschlossenheit, die Narben auf seinem Koerper der Beweiss fuer seinen Willen, seine Spezies, seine Partnerin bis zur letzten Konsequenz zu verteidigen. Wie er sie in den Arm genommen hat, sich fuer sie verantwortlich gezeigt hat. Ich denke dann an ihren Liebesakt, wie er sie auf die Knie gedrueckt hat, sanft aber bestimmt, als waere es sein Recht. Wie sie sich ihm unterworfen hat, sich diesem Willen fuegte.
Aber als sie ihn rief, nach dem Selbstmord ihres Vaters, ist er gekommen, den ganzen Weg aus Polen, um sie zu troesten, um sie zu beschuetzen. Morgen wird er kommen und mich umbringen, um sie, um seine Art zu schuetzen. Weil er fuer sie verantwortlich ist. Weil er loyal zu denen ist, die zu ihm gehoeren.
Loyalitaet, sagte Narlinea, ist die Grundlage jeder Beziehung.
Auf dem Block neben dem Telephon ist Venarius' Telephonnummer in Polen.
Narlinea atmet immer noch zu schnell, zu hastig, ihre Augen wie aus kaltem Glas. Vielleicht stirbt sie. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihr helfen soll.
Sie hat mir das Leben gerettet.
Sie werden mich toeten. Ich bin fuer sie zu gefaehrlich. Es ist nicht mein Krieg.
Ich lege den Hoerer ans Ohr, waehle mit unsicheren Fingern.

"Peter Studemann." Er liest den Namen von dem Personalausweis des Toten. In der Brieftasche sind andere Papiere auf dem Namen ausgestellt, Fuehrerschein, Kreditkarten, Schluessel. Das Leder der Brieftasche sieht seltsam aus, ich versuche nicht daran zu denken, was fuer ein Tier dafuer sterben musste.
Venarius steckt den Personalausweis ein, durchwuehlt die anderen Papiere, das andere Zeug, dass der Tote bei sich hatte, Geld in drei Waehrungen, zwei Personalausweise, einen Fuehrerschein, Schluessel ohne Ende, ein riesiges Taschenmesser, einen Roman auf Polnisch. Und eine Liste mit Adressen. Ich stehe hinter ihm, helfe ihm, die Leiche auszuziehen, die Kleidung zu durchsuchen.
Ich bin nicht gefesselt, und weder er noch der andere Demonius, der jetzt im Schlafzimmer bei Narlinea ist, hat angedeutet, dass ich gefesselt werden soll. Er hatte mir nur in die Augen geschaut und mich gefragt, ob ich die Polizei angerufen hatte. Ich habe zurueckgeschaut und nein geantwortet. Es gibt keinen Grund, warum ich ihn anluegen sollte. Es wird nie wieder einen geben, so oder so.
Narlinea hatte sich bis zu ihrer Ankunft nicht bewegt. Wengstens atmete sie weiter, zu schnell, zu hektisch, aber sie atmete.
Venarius stopft die restlichen Papiere in eine Tasche seines Trenchcoats, nur die Liste mit Adressen faltet er sorgfaelltig, tut sie in die Vordertasche seiner Jeans. Es waren sechs Adressen, alle in Deutschland, eine davon sogar in Duesseldorf.
Er schaut zur geschlossenen Schlafzimmertuer.
"Was ist mit ihr?" frage ich.
"Eine Art Schock. Die Demonias sind nicht zu Toeten gebaut. Sie verpacken das psychologisch nicht gut." Er schaut kurz zu mir. "Eine Art Beisshemmung, damit sie als Dominas ihre Kunden nicht toeten."
"Wird sie gesund?"
"Einige sterben." Er hatte aus meiner Kueche zwei grosse Muellsaecke geholt, beginnt mit meiner Hilfe die Leiche in sie zu packen. "Sie nicht." Wir verschliessen die Saecke mit einem der Stricke, mit denen ich vor einigen Tagen so brutal gefesselt worden war. Der andere Demonius kommt aus dem Schlafzimmer, nickt einmal kurz, schaut mich ruhig an, wie damals, als er zum Gehen in der Tuer stand.
"Wir werden schnell handeln muessen," sagt Venarius, klopft auf die Vorderseite seiner Jeans, dort, wo die Adressenliste ist. "Narlinea wird auch alleine durchkommen, auf jeden Fall bis zu unserer Rueckkehr."
Ich koennte heulen, wenn ich an sie denke. Sie hat sich fuer mich geopfert.
Venarius dreht sich zu mir, tritt etwas auf mich zu.
"Und wenn wir wiederkommen, gehen wir wieder nach Osten. Sie ist hier zu verwundbar, egal, was sie gestern noch wollte." Er legt eine Hand auf meine Schulter, die andere an meinen Hals. Sein Blick ist voellig kalt.
Es ist soweit. Ich stehe vor ihm, die Haende an den Seiten. Ich bin keine Famula, ich bin von keinem Nutzen fuer die Demonias, und ich muss deshalb -
die Hand auf meiner Schulter loesst sich, er nimmt mein Kinn in eine Hand, hebt mein Gesicht zu sich hoch. Ich halte meine Augen auf den Fussboden, auf seine weissen Turnschuhe, unter seinen Fuessen liegen wie zertruemmerte Sterne Glasstuecke meines Dielentisches. Ich sehe an meinen Bruesten vorbei, denke an die Stunden, die sie in den beiden Wochen geklammert und abgebunden und geschlagen wurden. Seltsam, dass man keine Spur davon sieht.
Der andere Demonius steht hinter ihm, schaut unbeteiligt zu.
Narlinea waere fuer mich gestorben. Loyalitaet ist die Grundlage jeder Beziehung. Loyalitaet kann nur mit Loyalitaet bezahlt werden.
Vor mir waegt etwas, das nur eine Mutation Abstand von einem genetischen Massenmoerder hat, den Wert meines Lebens. Seine Hand ist kuehl um meinen Hals, wie Narlineas, aber rauher, haerter. Ich war in meinem Leben noch nie so ruhig, so gefasst. Vielleicht fuehlen sich die Demonias so, wenn sie unter Druck ruhig werden, so klar, so entschlossen.
"Schaue mir in die Augen."
Er hat eine neue Narbe ueber dem linken Auge, merke ich beilaeufig. Seine Augen sind aelter als 20, sie sind ruhig, gefroren, brechnend, und die Falten um sie kommen nicht vom Lachen. Seine Spezies ist auf weniger als 300 zusammengeschrumft, vier seiner Brueder sind von Psychopathen ermordet worden, und die Frau, die seine Kinder traegt, liegt katatonisch im Nebenzimmer, vielleicht im Sterben. Fuer einen Moment ahne ich den Druck, der auf seinem Leben lastet. Was hinter diesen Augen wohnt, ist unmenschlich belastbar, stark, widerstandsfaehig auf eine Art, die nicht anerzogen sein kann.
Und was bin ich dagegen?
"Da," sagt der andere. Ich habe ihn noch nie vorher sprechen gehoert, er hat eine erstaunlich tiefe Stimme, sie scheint von tief in seinem Brustkasten zu kommen, gar nicht von seinen Stimmbaendern.
Niemand bewegt sich. Ich kann kaum noch atmen.
Fuer einen Moment kann ich fuehlen, wie Venarius Augen in mich eindringen, mich durchwuehlen. Ich fuehle eine Gaensehaut ueber meinen Ruecken laufen, und wieder diesen Wunsch, dieses Verlangen, von ihm genommen zu werden, unter ihm zu liegen, egal, was er mit mir machen wuerde, wie sehr er mir weh tuen wuerde. Ihm zu gehoeren. Er ist der Partner von der Frau, die sich fuer mich aufgeopfert hat, die von mir voelligen Gehorsam verlangte, aber bereit war, dafuer mir ihrem Leben zu bezahlen. Wenn sie stirbt, hat er ein Recht, mich zu hassen.
"Ja," sagt Venarius, und nickt. Er laesst meinen Hals los, dreht sich um, geht ins Schlafzimmer. Einfach so.
Ich bleibe stehen, fuehle wie die Male von seinen Fingern an meinem Hals langsam zurueckgehen, meine Augen noch da, wo sein Blick sie noch vor Sekunden gehalten hatte. Der andere Demonius kommt auf mich zu, nimmt mein Kopf zwischen seinen Haenden, und drueckt mir sanft einen Kuss auf die Stirn, genau zwischen den Augen. Etwa dort, wo ich vor Tagen Narlinea geschlagen hatte.
"Willkommen bei den Demonias, Famula Claudia."
Und fast kann ich es selbst riechen, den Geruch im Zimmer, den Geruch von Alabaster. Ich merke selbst erst, dass ich weine, als der Demonius mich in seine Arme nimmt, mich gegen sich drueckt.

Re: Demonia

Teil 10
Sie sind gegangen, um die Leiche wegzubringen, ich habe nicht gefragt, wie oder wohin. Als sie wiederkommen, sitze ich neben Narlinea auf meinem Bett, wie eine Aerztin, halte ihre Hand. Ihre Augen sind jetzt geschlossen, sie bewegen sich unter ihren Liedern, ruhelos, aber lebendig. Beim Menschen waere sie jetzt im Traumschlaf. Sie sieht veraendert aus, die unmenschliche Symetrie ihres Gesichtes wohl fuer immer durch die Narbe an ihrer Wange zerstoert.
Venarius hat schwarze Erde an seinen weissen Turnschuhen.
"Sie wird Hunger haben, wenn sie aufwacht."
Ich nicke. Daran habe ich auch schon gedacht. Die Vorstellung fuellt mich mit Verlangen, mit etwas Furcht. Sie kann soviel von mir haben, wie sie will. Dazu bin ich da.
"Wir werden jetzt nach Duesseldorf fahren, danach zu den anderen Adressen."
Venarius steht neben mir, schaut auf Narlineas bewegungslosen Koerper. "Wir werden in etwas drei Tagen zurueck sein."
Wenn alles gut geht, denke ich. Ich habe Angst um ihn, um sie beide. Wie seltsam, ich habe Partei ergriffen, jetzt ist es mein Krieg, so schnell geht das. Seine Augen, sein Gesicht sind so emotionslos wie immer, aber er kann seinen Blick nicht von ihr loesen, will nicht gehen. Er ist der aelteste der zwoelf Brueder, erkenne ich, der Anfuehrer der Neos, der, zu dem alle hinaufschauen. Er einsamste.
Dann dreht er sich zur Tuer, laesst sie in meiner Obhut.
"Claudia -"
Zum ersten Mal hat er meinen Namen benutzt. Ich drehe mich zur Wohnungstuer, die beiden stehen dort fertig angezogen. Seine Augen halten meine, jetzt erinnern sie mich mehr an Narlineas, etwas weicher. Er ist drei Jahre juenger als ich, denke ich, dass, und Gott weiss wieviele Tote aelter.
Er nickt, kurz.
Das ist alles. Mehr Bestaetigung werde ich nie von ihm erhalten, egal, was noch kommen mag, kein anderes Zeichen, dass er froh ist, mich am Leben gelassen zu haben, dass ich mir mein Leben verdient habe, haerter dafuer gekaempft habe, als vielleicht die anderen Famulas. Aber es reicht. Es ist mehr, als ich erwartet haette, und mehr, als mir zusteht. Ich nicke zurueck.
"Pass auf sie auf." sagt er.
Der andere Demonius bleibt summ, nickt nur. Er geht zuerst durch die Tuer.
Ich kenne immer noch nicht seinen Namen.

Narlinea schlaeft noch zwei Tage, wenn es wirklich mit dem menschlichen Schlafen zu vergleichen ist - ihre Augen bewegen sich hinter den Lidern ohne Pause, ohne Rast, ein einziger, endloser Traum. Ich liege zusammengerollt neben ihr, mein Kopf an ihrer Schulter, und warte. Ihr Herz schlaegt langsam, regelmaessig, menschlich.
Dann wacht sie auf, mitteln in der Nacht, dreht sich zu mir. Wir schauen uns in der Dunkelheit lange in die Augen, nehmen uns dann in den Arm, halten uns bis zum Morgen.
Ich koennte weinen. Sie wird wieder gesund.

Am naechsten Morgen fuehrt sie mich ins Wohnzimmer. Inzwischen habe ich die Scherben weggeraeumt, den notduerftig geflickten Rahmen neu eingesetzt, die Splitter weggefegt. Sie geht etwas unsicher, ich setze mir den Knebel selbst ein, muss ihr Helfen, mich in den Folterrahmen zu binden. Ihre ersten Schlaege sind schwach, ungeziehlt, wie erschoepft; aber sie nehmen an Kraft, an Starke, an Zielgenauigkeit zu, und nach einer halben Stunde ist sie fast wieder die Alte. Sie hat mit meiner Rueckseite angefangen, wohl weil sie bei einem Fehlschlag nicht so viel kaputtmachen kann. Nach einer Stunde macht sie eine Pause. Inzwischen glueht meine ganze Rueckseite, die Tierchen sind wieder da, auf meine Backen, meinem Ruecken. Und ich bin gluecklich. Sie wird wieder gesund.
Sie trinkt zwei Liter Leitungswasser auf einmal, hastig, schlingt sie fast herunter, Wasser laeuft ueber ihre Brust, laesst ihr schwarzes T-Shirt an ihrem Busen kleben. Es ist ein anderes T-Shirt, das Blutbefleckte habe ich weggeschmissen. In ihrer ganzen Sporttasche sind nur schwarze Klamotten.
Dann bindet sie mich neu, diesmal kopfueber, Beine und Arme gespreizt, mit dem Gesicht zu ihr. Ich weiss, was jetzt kommt. Sie hat Hunger, und inzwischen vermute ich, dass Schmerzen fuer sie etwas wie die grundliegende Kalorienzufuhr bedeuten - und es gibt eine Stelle, wo sie aus mir den hellsten, klarsten, schlimmsten Schmerz herauspressen kann. Ich gebe mich auf, gebe mich ihr hin, Leib, Seele. Sie steht vor mir, aus meiner Perspektive kopfueber sehe ich ihre Beine und Fuesse an besten, sie hat rote Fussnaegel, wie seltsam, dass mir das erst jetzt auffaellt. In ihrer rechten Hand haelt sie eine duenne Bambusrute, mit der anderen streichelt sie meine gespreizten Oberschenkel, meine Vulva, faehrt mit einem Fingernagel an den Lippen entlang.
"Ich werde dir jetzt sehr weh tuen, Claudia."
Ich nicke nur, es ist seltsam, welche Muskeln man kopfueber dazu benutzen muss.
Eine Stunde lang landet die Rute auf die Innenseiten meiner Oberschenkel, auf meine Scham, auf die empfindlichsten und intimsten Stellen meines Koerpers. Ich habe noch nie so Schmerzen gekannt, noch nie gewusst, dass etwas so weh tuen konnte. Die Rute faellt, um mir Schmerzen zuzufuegen, kein Gedanke an Lust, an Erniedrigung, oder an Strafe, reiner Schmerz zieht durch meinen Koerper, Schmerzen als Selbstzweck. Ich schreie in meinen Knebel, schreie ihren Namen, immer und immer wieder, voellig unverstaendlich, Speichel und Schweiss und Traenen laufen an meinem Gesicht nach unten, verlieren sich in meinen offenen Haaren. Ich bettele nicht, bitte nicht um Gnade - ich habe inzwischen erst kein Recht auf Gnade, und ausserdem weiss sie, wie weh es mir tut. Das geoeffnete V meiner Beine und die kleine Kerbe an seinem Boden sind rot, geschwollen, wie roh, wie gehaeutet. Ich erinnere mich an einen Spruch, dass jede Menschliche Zivilisation nur zwei Mahlzeiten von der Barbarei entfernt ist. Vier Tage nach ihrem letzten Essen ist Narlinea wie eine Wilde.

Irgendwann ist es vorbei. Narlinea bindet mich los, reibt mich wieder mit der Salbe ein, Kamillenebel senkt sich ueber die Wohnung. Ich fuehle mich, als wuerde ich nie wieder die Beine schliessen koennen, Sex wird auf Tage hin nicht mal denkbar sein. Ich traue mich nicht, nach unten zu sehen. Fuer einen Moment frage ich mich, ob ich da ueberhaupt noch Haut habe. Narlinea sieht wie neugeboren aus, frisch, und statt, aber hinter den Augen ist irgendwas noch wie betaeubt, abgerueckt, und viel zu kalt.
"Geht es?" fragt sie, wischt mir die Traenen von der Stirn, die Rotze.
Ich nicke, laechle etwas gequaelt. "Sag' mir nochmal, wie tapfer ich bin."
Sie laechelt zurueck, nimmt mich in den Arm, hilft mir ins Bett, wo ich mit gespreizten Beinen liege. Sie kettet mich nicht an, das ist jetzt vorbei.
Die Waende meiner Wohnung, die Waende, die mich diese Tage gefaengen gehalten haben, scheinen weiss zu leuchten. Narlinea heilt. Und ich werde es auch.

Aber sie heilt langsam. Zwar ist die Wunde an ihrer Wange nur noch zu sehen, wenn man weiss, wo man hinschauen muss, und ihre Nase ist so gerade wie eh und je. Aber ihr Geist hat sich veraendert. Ihre Wildheit ist geblieben, und ihr an Arroganz grenzendes Selbstvertrauen, aber etwas in ihr ist in dieser Nacht aelter, vielleicht reifer geworden. Sie spricht nicht darueber, und ich frage nicht. Wenn sie es will, wird sie mir davon erzaehlen.
Die naechsten Tage bleiben wir so gut wie nur im Bett, Narlinea liegt in meinen Armen, wegen der Waerme meines hoeher getakteten Kreislaufs, aber auch wegen der Waerme eines anderen Wesens, auch wenn sie es nie zugeben wuerde.
Ich liege mit dem Kopf an ihrer Schulter, geborgen, wie ein Kind.
Wir essen zwischendurch, jeder auf seine Art. Zweimal nimmt Narlinea ein selbstgemachtes Gemisch mit Kalzium, Phosphor, Mineralien, Spurenelementen zu sich. Nicht mal Demonias, denke ich, koennen nur von Luft und Hiebe leben.
Von dem Maennern hoeren wir nichts. Der Fernseher bleibt aus. Wir reden, mehr einzelne Gespraechsfetzen als durchgehende Diskussionen.

"Narlinea?"
Es kommt mir unglaublich vor, dass ich diese Augen jemals haesslich, furchterregend finden konnte.
"Ist dieser Krieg zu gewinnen?"
Sie streicht mir eine Locke aus dem Gesicht. Ich druecke meinen Kopf gegen ihre Hand. Ihre Augen folgen meinen Haaren.
"Als ich zu dir gekommen bin, war es sehr unwahrscheinlich. Die vier, die mein Vater uns geschenkt hat, haben das Blatt gewendet. Und wenn wir die anderen auch noch kriegen - ja, wir koennen gewinnen."
"Warum hat dein Vater das getan?"
Sie antwortet lange nicht. "Mein Vater hatte den ersten Neo entdeckt, und als erster verstanden, was er fuer unsere Art bedeutet."
Ich sage nichts. Warte.
"Er war aber der Meinung, dass es einen friedlichen Uebergang geben koennte, dass die anderen Demonius wie er auf Kinder verzichen wuerden, freiwillig, damit das Morden aufhoert."
"Und du hast nicht daran geglaubt."
Sie schuettelt den Kopf. "Nein. Ich war immer der Meinung gewesen, dass es Gewalt geben wuerde, vielleicht sogar musste. Aber mein Vater war es, der das Morden beenden wollte."
"Wie kam er auf die Idee?"
"Durch seinen Vater."
"Warum?"
Wieder eine lange Pause. Ihr Blick fixiert einen Punkt auf der spiegelnden Oberflaeche meines Schranks, etwa dort, wo mein Schmuck noch immer noch unangetastet liegt.
"Mein Grossvater war in Ausschwitz."
"Hat er ueberlebt?"
Sie schaut mich wieder an. "Du verstehst nicht. Er war Teil der Wachmanschaft."
Es regnet schon seit Tagen.

Ich weiss inzwischen, was die Brutstaetten sind. Narlinea liess beilaeufig fallen, dass junge Demoniakinder noch unreife Darmnerven haben, die nur Trauer empfangen koennen. Das hat es ziemlich eingeengt. Ich habe nicht nach weiteren Details gefragt. Vermutlich werde ich sie frueh genug erfahren.

"Was machen wir, wenn alles vorbei ist?"
"Wenn der Krieg vorbei ist, bauen wir ein Studio auf."
Wir. Jetzt bin ich doch die Sklavin-Zofe ihres Studios.
"Geht das nicht auch ohne?"
"Du meinst, du und ich alleine?"
Ich nicke. Die Idee, sie mit jemanden anders zu teilen, ist grausam, aber wenn sie es will, fuege ich mich klaglos. Unsere Beziehung hat eine sonderbare Art der Arbeitsteilung entwickelt: sie tut, wozu sie Lust hat, und ich tue, was sie mir sagt.
Sie antwortet zuerst nicht. "Claudia. Weiss du noch, wie du den Kuechenboden geputzt hast?"
Ich habe seitdem nicht wieder ohne einen Schauer ueber den Fussboden gehen koennen. Es war das Erniedrigendste, was man je mit mir gemacht hat. Vielleicht auch das geilste.
"Wenn ich dir befehlen wuerde, es nochmal zu tuen, waere das immer noch so erniedrigend?"
Nein. Es waere, nun, wie formulierte man es? Eine Ehre? Es waere ein Zeichen meiner Hingabe an sie, meiner voelligen Widmung, ein Geschenk, das ich willig geben wuerde. Aber erniedrigend?
"Nichts, worum du mich bitten koenntest, waere fuer mich noch erniedrigend."
Sie nickt. "Ohne das Gefuehl der menschlichen Erniedrigung funktionieren aber grosse Teile meines Fettstoffwechsels nicht."
"Ich reiche dir nicht mehr." Ich versuche es als Scherz zu sagen, aber es tut weh, nach allem, was ich durchgemacht habe, soll ich nicht genug sein, muss sie ein anderes Opfer suchen?
Sie riecht es natuerlich, zieht mich zu sich.
"Du wirst in den naechsten Jahren lernen, wieviel ich dich wirklich brauche.
Von allen Menschen wirst du die sein, die ich nie werde ersetzen koennen."
Sie kuesst mich. Famula, denke ich. Die rechte Hand einer Demonia.
"Ich hatte meine Leben bisher etwas anders geplant. Studium, Beruf, Ehemann, Kinder, sowas. Alles wunderbar spiessig."
Sie laechelt. "Kein Problem."
"Geht das denn noch?"
"Claudia. Hier werden in einigen Monaten mehr Maenner hinkommen, als du dir vorstellen kannst. Gutsituierte, gebildete, kultivierte Maenner, in jedem Alter, den du dir wuenschen koenntest." Sie schaut mich spielerisch von der Seite an. "Ausser, du hast irgendwelche bizarren Neigungen."
Ich lache. Mit einer sadistischen Mutantin im Bett zu liegen, ist wohl ziemlich schwer zu schlagen.
Und alle Maenner werden Sadomasochisten sein, faellt mir ein. Ich denke an die sprichwoertlichen Schwierigkeiten, als Sadomasochist einen Partner zu finden.
"Deswegen seit ihr auch ein Selektionsvorteil fuer Masochisten, nicht wahr?
Sie lernen sich bei euch kennen. Ihr seit fuer uns Heiratsvermittler."
Sie nickt. "Deswegen sind wir Symbioten, und keine Parasiten. Und fuer meine Famula gibt es nur das Beste."
Es passt. Die ganzen Probleme der Partnersuche sind auf das Fehlen der Demonias zurueckzufuehren. Acht Maenner sind vielleicht etwas wenig, um eine Rasse aufzubauen, aber mit der Zeit wird es auch wieder mehr Demonias geben...werden wir eines Tages die "Normalen" verdraengen?

In dieser Nacht wache ich durch Haende auf, die mich streicheln, zwischen den Schulterblaettern, an meinen Lenden, meinem Bauch. Als ich versuche, sie zurueckzustreicheln, drueckt sie meine Haende sanft aber bestimmt weg. Ich liege da, voellig passiv, und lasse mich von ihr verfuehren, ihre Fingerspitzen wie Federn, ihre Zunge an meinem Nacken, an meinen Brustwarzen.
Sie weiss wie sie mich beruehren muss, wenn ich noch irgendwelche Zweifel darueber gehabt haette, dass sie meine Emotionen riehen kann, verliere ich sie in dieser Nacht. Sie streichelt mich fuer Stunden, immer naeher an den Hoehepunkt, der mir seit zwei Wochen versagt wurde. Und als ich kurz davor bin, als das Laken unter mir mehr Schweiss als Stoff ist, als meine Haut glueht ohne die Beruehrung einer Rute, hoert sie auf, lehnt sich zurueck, schaut auch mich herunter, zieht ihre Haare wie ein Vorhang von vor ihren Augen zurueck.
"Bitte," sage ich. Nur ein Wort. Mein ganzes restliches Leben liegt darin.
Ihre Lippen beruehren meine, sanft, und dann sind ihre Finger wieder auf mir, in mir, und um mich wird die Welt zu Gold.

Langsam wird sie mehr und mehr zur alten Narlinea, etwa in dem Mass, wie meine Striemen von ihrem letzten grossen Gelage heilen. Sie wirkt aelter in ihren Bewegungen, ohne dass auf diesem Gesicht etwas zu sehen waere. Wir reparieren den Fensterrahmen richtig, reissen nach mehreren erfolglosen Reinigungsversuchen den blutverschmierten Teppich im Flur hoch, legen neue Fliesen. Sie arbeitet wieder mit Handschuhen und Schutzbrille, ihre Haende geschickt und schnell. Beschaeftigungstherapie scheint auch fuer Demonias zu funktionieren, denke ich mir. Sie schlaeft jetzt ueberhaupt nicht mehr, schaut schon hin und wieder Nachrichten, und telephoniert mit Leuten im Osten. Ich haben aufgehoert, mir ueber meine Telephonrechnung Sorgen zu machen. Wie sie so richtig gesagt hat, wird das Studio mehr abwerfen, als wir jemals sinnvoll ausgeben koennen.

Am naechsten Tag kommen die Maenner wieder, Venarius und der andere, von dem ich inzwischen weiss, dass er Maranus heisst. Narlinea empfaengt sie an der Tuer, fast wieder die alte, aber die uebersprudelnde Freude des liebestrunkenen Teenagers ist verschwunden. Sie wirkt reifer, und zum ersten Mal frage ich mich, wie alt sie wohl wirklich ist.
Ich knie nackt zu ihren Fuessen, Beine leicht gespreizt, die Haltung, die einer Famula zukommt. Meine Hand liegt auf auf meinem Oberschenkel, die andere ist um ihr Bein gewickelt, meine Fingerspitzen liebkosen das Leder ihres Stiefels. Ich habe sie gestern saubergeleckt, diese Stiefel, von der Spitze bis zum Rand. Narlinea hat mich nicht darum gebeten, es war einfach etwas, das ich fuer sie tuen wollte. Ein Zeichen ihres Wertes fuer mich. Meine Scham juckt noch leicht von der frischen Rasur, aber die Haut gewoehnt sich daran, und die Striemen auf meinem Hintern haben wieder die parallele Perfektion einer Meisterhand.
Venarius kommt zuerst die Treppe hoch, schaut Narlinea an, wuerdigt mich mit keinem Blick. Er sieht absolut erschoepft aus, wie beim ersten Mal, als ich ihn gesehen habe.
"Sechs gegen sieben," sagt er. Wir wissen mehr, Narlinea hat vorhin telephoniert.
"Nein," sagt sie stolz. "Vier gegen sieben. Wir haben die Slowakei."
Venarius nimmt sie in den Arm, haelt sie laenger, als ich ihm zugetraut haette. Maranus schaut mich an, zwinkert mit beiden Augen, symetrisch. Vier gegen sieben. Wir gewinnen.

Und einen Tag spaeter sind sie weg, alle drei, auch Narlinea. Ich bin alleine in meiner Wohnung, zum ersten Mal seit zwei Wochen ist es meine Wohnung, kann ich tuen und lassen, was ich will, werde ich nicht taeglich geschlagen, gequaelt, gedehmuetigt. Niemand gibt mir Befehle. Ein freier Mensch.
Ich sitze auf einem meiner Kuechenstuehle und heule mir die Augen aus.
Vier Alte sind noch unterwegs, und die vier werden verzweifelter sein als alle anderen zusammen. Es ist von zwei Anschlaegen auf Brutstaetten gesprochen worden, der Hochverrat an der Rasse, der totale Krieg. Alle weiblichen Demonias haben sich jetzt endgueltig auf die Seite der Neos geschlagen. Drei der vier sind geortet, einer davon ist der polnische Massenmoerder, die anderen drei sind auch noch im Osten. Narlinea ist in Muenster einfach zu weit von den restlichen Demonias entfernt, um sicher zu sein. Bis die letzten vier Alten tot sind, geht sie zurueck nach Weissrussland, wenn auch zaehneknirschend. Die westlicheste Kolonie der Demonia wird wieder aufgegeben.

Aber nur vorlaeufig. Ich solle, wie Narlinea es so schoen formuliert hatte, mich nicht an bequeme Stuehle oder Nachthemden gewoehen. Sie wird wiederkommen.
Ich wollte mitgehen, ich gehoere zu ihr, versuche ich zu argumentieren, ich habe doch noch zwei Wochen Urlaub, kein Problem...
"Nein", sagte Narlinea. "Du gehoerst nicht zu mir. Du gehoerst mir."
Es koenne laenger als zwei Wochen dauern, viel laenger, und wenn sie wiederkommt, wird sie Hunger haben wie ein Baer. Ich muesse hier die Stellung halten, bis sie wiederkommt.
Zum Abschied drueckte sie mir meine Haustuerschluessel wieder in die Hand, die Schluessel zu den Manschetten und Schloessern, sie laesst ihre ganze Ausruestung bei mir. Wir kuessten uns zum Abschied, ein langer, richtiger Kuss, ohne Scham kuesste ich vor den anderen Demonius dieses Wesen wie einen Liebhaber. Venarius nickte mir zum Abschied kurz zu, die Augen still und fern. Narlinea traegt seine Nachkommen, und bis zur Sicherheit von Weissrussland ist es weit. Vielleicht muss er nicht mehr toeten, um sich Fortpflanzen zu koennen, aber was hinter diesen Augen wohnt ist alles andere als zahm und zivilisiert. Es wird interessant werden zu sehen, wie er nach dem Krieg wird.
Ich werde nicht nur mit ihm schlafen koennen, sagte mir Narlinea, sondern es sogar muessen. Privileg und Pflicht einer Famula, ein anderes Ritual zwischen Menschen und den Demonias, dass beide Seiten aneinander bindet. Sie sagte auch, dass es kein gemuetlicher Ritt sein wuerde. Ich habe nur gelaechelt. Er kann mich umpfluegen, wie er will. Ich werde es lieben.
Sie wird in ihrer Reisetasche ein Geschenk von mir finden. Als ich waehrend ihrer Genesung einmal einkaufen war, hatte ich es geholt.
Eingewickelt in der Werbebeilage der Samstagszeitschrift, das einzige Papier, das ich auf die Schnelle finden konnte, traegt sie einen kleinen Stein aus Alabaster mit sich nach Osten.

Eine Woche spaeter steht in unserer Zeitung:

MASSENMOERDER IN POLEN TOT
(dpa) - Der seit sechs Jahren gesuchte Massenmoerder Randius N. ist gestern tot in einer Warschauer Wohnung aufgefunden worden. Ihm wurden mehrer Morde, darunter zwei an Kindern, zu Last gelegt. Nachbarn hatten den Verwesungsgeruch aus der Wohnung bemerkt. Die Todesursache bleibt unklar, nach Angaben der polnischen Gerichtsmediziner sei die Leiche stark zersetzt gewesen. Die Suche nach Randius N. war zur groessten Menschenjagd im jungen demokratischen Polen ausgeweitet worden.

Und FOCUS bringt einen Artikel ueber die dramatisch ruecklaeufige Mordrate in Weissrussland, und einen Interview mit dem Praesidenten, der alles auf seine geniale Politik der Verbrechensbekaempfung schiebt. Die Bundesregierung hat eine Arbeitsgruppe nach Weissrussland geschickt, um die dortigen Polizeimethoden zu studieren.

Zwei Tage spaeter liegt ein Brief aus Danzig bei mir im Briefkasten, zwei Zeilen handgeschrieben in einer etwas kindischen Druckschrift, so, als waere der Autor nicht an unsere Schriftzeichen gewoehnt:

ZWEI ZU SECHS. HALT MIR DIE RUTEN WARM. N.

In dem gleichen Umschlag ist ein kleines Heft, und als ich die Ueberschrift sehe, muss ich lachen. Night Life in Sydney. Bars, Bordelle, Clubs, Sex-Laeden, und alle Dominastudios sind mit gelben Textmarker hervorgehoben. Narlinea wollte immer raus aus Europa, die Demonias auf andere Kontinente ausbreiten.
Soll doch eine weniger reiselustige Demonia das Ruhrgebiet erobern.
Ich habe noch drei Tage Urlaub. Vielleicht reicht es doch noch, um nach Australien zu kommen.

ENDE

Re: Demonia

Sach mal hast du das ganze Buch abgeschrieben???


Die schönsten Freuden erlebt man immer da,
wo man sie am wenigsten erwartet hat.
(Antoine de Saint-Exupéry)

Re: Demonia

   WOW  


La violencia es la religión de nuestros días.