BAS-LAG: Das China Miéville-Forum - Dies, das und jenes

Euer favorisiertes Miéville-Werk

Euer favorisiertes Miéville-Werk

Wie es das Betreff so treffend ausdrückt, wäre es doch recht interessant zu erfahren, welcher Roman bzw. Anthologie von Miéville bei Euch hoch im Kurs steht.

Es grüßt




Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.

Re: Euer favorisiertes Miéville-Werk

Tauche langsam aus dem Buchmesse-Schock.

Die Frage nach meinem Lieblings-Miéville-Buch ist knifflig, denn ich
finde es immer noch wahnsinnig spannend, gerade die Unterschiedlichkeit
abzuwägen, zu genießen.

Soweit kann ich abstufen:

• »King Rat« ist für einen Erstling ziemlich gut. Starke Stimmung,
exzellente Äktschn. Für mich ein gelungenes Bravourstück das eine
persönliche Sehnsuchtsfrage von mir erfüllt: Wie nähme sich eine
europäische Superhelden-Genese aus? Wirklich super-überraschend ist
eigentlich nichts, aber alles fügt sich zu einem kurzweiligen,
aufregenden und anregenden Übergangs-Riten-Garn (aus Normalo wird
kleine ›Gottheit‹).

• Dann gibts die drei Bas-Lag-Romane, und jedesmal, wenn ich mich
entscheide, Nr. 1, 2 oder 3 ist der Beste, fällt mir ein, warum doch
einer der beiden anderen eigentlich der beste der drei ist. Alle drei
haben diese Welt gemeinsam, und es lassen sich Verbindungen zwischen
ihnen ziehen. Dennoch hat jeder Roman eine seine eigene Stimmung,
Sprach- und Erzählhaltung und Struktur.
»Perdido Street Station« mag ich für seine vielen Kleinigkeiten,
Alltäglichkeiten die sich zum New Crobuzon-Panorama fügen; »The Scar«
ist für mich emotionell angenehmer, ein Buch, daß Mut macht; »Iron
Council« plättet mich schlichtweg und die Unentschiedenheit, welcher
Bas-Lag-Roman mein liebster ist, taucht fraktal als Frage wieder auf,
denn bei »Iron Council« kann ich endgültig nicht mehr sagen, ob ich
wahnwitziger finde WAS beschrieben wird, oder WIE es es aufbereitet
wird.

• Der Kurzgeschichtenband »Looking for Jake« verdient eigentlich (wie
alle guten Erzählungssammlungen), daß man über die einzelnen Stories
urteilt. Noch habe ich nicht alle durch, aber es waren auch schon ein,
zwei Nieten darunter (das Comic beispielsweise), aber sonst nur feine
Sachen.

• Das Sachbuch »Between Equal Rights« ist freilich abseits der obigen
Bücher zu beurteilen, denn es ist ›trockene‹ Fachkost. Obwohl: auch die
kann man schlapp oder spannend aufbauen, und für eine Doktorarbeit über
die Grundlagen und die Geschichte des Völkerrechts aus marxistischer
Sicht ist BER ganz lesbar. Hier ist es Argumentationsschärfe die mich
vor allem freut

Wenns gar nicht anders geht, und ich mich entscheiden MUSS, dann wähle
ich »The Scar«, denn von allen Hauptfiguren mag ich Bellis am meisten.

Sehr viel genauer kann ichs nicht bestimmen, ohne vom Ast auf Zweiglein
abzuschweifen.
Grüße
Alex / molosovsky