chatbistro - Gedichte

Jahreszeiten

Jahreszeiten




Von: Struppi6679 (Ursprüngliche Nachricht)





Frühlingserwachen

Nun
bricht der Huflattich aus hartem Boden.
Im Niederwald zeigt sich das erste
Grün.
Die Damen trachten jetzt nach Frühjahrsmoden
und Männerblicke werden
scharf und kühn.

Schon schleppen Vögel Äste, Moos und Zweige
zum
Nesterbau für sich und ihre Brut.
Hoch auf den Bergen geht der Schnee zur
Neige.
Ein leichter Hauch von Sommersonnenglut.

Der Bauer wirft die
Saat nun in die Furchen.
Die Säge kreischt im Wald und Hof und Hain.
Schon
Hochzeitsfest bei Säugern, Vögeln, Lurchen.
Es zeigen Blüten sich am
Wiesenrain.

Vorbei die langen, trüben Wintertage.
Nun steigt der Saft
und Leben zeigt sich schon.
Wem nützen Jammerschrei und Wehgeklage?
Der
Frühling naht mit leisem Harfenton.

Wen kümmern Stürme noch und
Regenschauer?
Sie nehmen uns mitnichten mehr den Schwung,
sind sie doch
nur noch von begrenzter Dauer.
Es ist nicht weit mehr bis zur
Sommerung.

(Trutzhart Irle)



Re: Frühling




Von: Struppi6679 (Ursprüngliche Nachricht)
Gesendet: 14.02.2007
12:38



Frühling übers
Jahr

Das Beet, schon lockert
Sichs in die Höh,
Da wanken
Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewaltge
Glut,
Smaragden keimt es
Und keimt wie Blut.
Primeln stolzieren
So
naseweis,
Schalkhafte Veilchen,
Versteckt mit Fleiß;
Was such noch
alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling,
Er wirkt und lebt.




Ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749, †
22. März 1832)



Re: Jahreszeiten




Von: Struppi6679 (Ursprüngliche Nachricht)





Herbstlich sonnige
Tage

Herbstlich sonnige Tage,
mir beschieden zur Lust,
euch mit
leiserem Schlage
grüßt die atmende Brust.

O wie waltet die Stunde

nun in seliger Ruh’!
Jede schmerzende Wunde
schließet leise sich zu.


Nur zu rasten, zu lieben,
still an sich selber zu baun,
fühlt
sich die Seele getrieben
und mit Liebe zu schaun.

Jedem leisen
Verfärben
lausch ich mit stillem Bemühn,
jedem Wachsen und Sterben,

jedem Welken und Blühn.

Was da webet im Ringe,
was da blüht auf
der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
ist’s dem Schauenden nur.

Jede
sprossende Pflanze,
die mit Düften sich füllt,
trägt im Kelche das ganze

Weltgeheimnis verhüllt.

(Emanuel Geibel)



Re: Jahreszeiten

Von: Struppi6679 (Ursprüngliche Nachricht)


Herbshauch

Herbsthauch

Herz, nun so
alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der
blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Lässt
doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.

Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.


Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig
gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt
und gedichtet.

(Friedrich Rückert)