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Tagebuch von Gollum

Tagebuch von Gollum

Das streng geheime Tagebuch von Gollum


Erster Tag:

Mal eben beim Treffen der anonymen perversen Hobbitliebhaber vorbeigeschaut, nur um festzustellen, dass es eine Falle von Sauron war.

Blöder Sauron.

Fünfter Tag:

Orks halten mich in Barad-Dûr gefangen. Werde gezwungen, mir so lange "Flipper" anzusehen, bis ich aufgebe und ihnen sage, wo der Ring ist. Verdammte Foltermethode, perfektioniert über Jahrtausende. Werde nicht aufgeben. Werde stark bleiben.

Sechster Tag:
Orks haben zu Wiederholungen von "Beverly Hills 90210" umgeschaltet. Ertrage das nicht. Habe ihnen gesagt, wo der Ring ist.

Achter Tag:

Flucht aus Mordor. Habe es bis ins Auenland geschafft. Bin sehr enttäuscht, dass in den vergangenen Wochen niemand auf meine Anzeige im "Auenländer Wochenblatt" geantwortet hat. "Zahnloses, müffelndes, grünliches Wesen sucht blauäugigen Hobbit mit krausen Locken. Sollte gerne in der Dunkelheit herumkriechen, Schmuck liebkosen und von sich selbst in der dritten Person sprechen. Nur Nichtraucher."

Zehnter Tag:

Endlich den Ringträger in Bruchtal eingeholt. Kann aber nicht an ihn herankommen, weil er von seinem stämmigen Gefährten-Fuzzi andauernd halb in der Badewanne ertränkt wird. Habe eine Abneigung gegen Wasser entwickelt, seitdem ich diesen Delphin-Film 300mal sehen musste.

Igitt. Erdbeeren. Hasse Erdbeeren.

Elfter Tag:

Versuch gescheitert, Elronds Ratsversammlung in einem Tarnanzug mit Grasmuster zu unterwandern. Wurde von der Nervensäge Glorfindel in einem Vorratsschrank verstaut. War dort stundenlang gefangen und musste zusehen, wie Elrond vor dem Spiegel Arwens ganze Kleider anprobierte und dabei murmelte, dass Legolas doch nicht der Schönste sei. Vermisse die vergangenen Zeiten, als Männer noch Männer waren und Zwerge Zwerge und Elben Hosen trugen. Obwohl einiges für Legolas' Stiefel-und-Rock-Look spricht.

Dreizehnter Tag:

Bruchtal verlassen, verfolge Gefährten. Habe Elrond anonymen Brief geschickt, dass ihm rosa nicht steht. Erwarte, auf dem ganzen Weg bis zur Pforte von Rohan wütende Schreie zu hören.

Fünfzehnter Tag:

Kann nicht glauben, dass die Menschen immer noch den uralten Anmachspruch "Blas das Horn von Gondor" benutzen. Erinnere mich, dass der ursprüngliche Plan eines Xylophons von Gondor vom Truchsess wegen diesem bescheuert aussehenden Horn verworfen wurde. Weiß jetzt, warum.

Zu schade für Isildurs Erben, dass er kein Horn von Gondor hat (und die Hobbits zeigen kein Interesse an seinen gesammelten Bartstoppeln), wo er doch so offensichtlich was von Frodo will. Sam wird ihn umbringen, wenn er irgend etwas versucht.

Dreißigster Tag:

Verdammt kalt auf dem Caradhras. Jeder will Frodo den Berg hoch tragen. Niemand will mich den Berg hoch tragen.
Habe mich in Legolas' Rucksack versteckt, aber sein dauerndes Getänzel war nicht gut für meinen Magen. Habe über seine Elben-Sammlung von Haarpflegeprodukten gekotzt. Hoffe, er merkt es nicht.

Zweiunddreißigster Tag:

Sehr dunkel in den Minen von Moria. Schlecht für meine Glotzaugen. Orientiere mich zur Verfolgung an Legolas' lauten Beschwerden über den Zustand seines Rucksacks und an seinen Klagen, wie schlecht die muffige Luft von Moria für seine Haut ist. Gandalf hat ihm Kaugummi ins Haar geklebt, als er nicht hinsah. Mag Gandalf ziemlich gerne. Hat immer Kaugummi.

Dreiunddreißigster Tag:

Habe mich mit dem Balrog in seiner hübsch eingerichteten unterirdischen Junggesellenwohnung getroffen. Balrog ertrinkt in Selbstmitleid. Verzehrt sich immer noch nach Gandalf. Sagte ihm, es wäre das Beste, die Sache auszudiskutieren und Gandalf zu erklären, dass es doch für eine Romanze nun wirklich nicht hinderlich ist, dass sie zwei völlig unterschiedliche Wesen sind, mit Wertvorstellungen und Lebensumständen, die sich komplett widersprechen. Balrog hielt das für bedeutungsloses New Age Geschwätz. Riet dem Balrog, endlich mal aus dem Zweiten Zeitalter rauszukommen und anzufangen, im Hier und Jetzt zu leben.

Vierunddreißigster Tag:

Balrog-Gandalf-Gespräch verlief nicht ganz so gut wie erhofft, endete für beide mit grässlichem Tod. Vielleicht bin ich wirklich nicht zum Heiratsvermittler berufen.

Habe mich angeschlichen und großes Hobbit-Knuddelfest auf den Steinen beobachtet. Nie will irgendwer mich knuddeln, nur weil ich missgebildet und voller Schleim bin, das ist so unfair. Gimli sieht auch nicht viel besser aus, wurde trotzdem von Boromir wie blöde durchgeknuddelt.

Sechsunddreißigster Tag:

In Lothlorien. Versuch gescheitert, die nicht auseinanderzuhaltenden Ersatz-Hobbits durch das Auslegen von Karotten vom Ringträger weg zu locken. Legolas hat die Karotten gefunden und für eine Gesichtsmaske benutzt. Aragorn sagte, es sei ihm peinlich, mit ihm gesehen zu werden, solange er Karottenpampe im Gesicht hat. Legolas jammerte, er werde nun einmal nicht jünger. Aragorn betonte, dass er aber auch nicht wirklich älter werde.

Neununddreißigster Tag:

Niemand versucht, sich an mich ranzuschmeißen. Kann damit nicht umgehen. Mache mich auf nach Mordor, um dort den Ringträger zu belästigen. Vielleicht nimmt er meine Einladung zum Dinner an, nachdem ich ihm den Finger abgebissen und den Ring gestohlen habe. Muss aber erst noch rausfinden, wie ich an Sam vorbei komme.