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Drum´n Bass

Drum´n Bass

Drum & Bass
Nachdem sich die englische Breakbeat-Szene zwischen 1990 und 94 immer wieder anderer Styles wie HipHop, Ragga, Techno oder auch Happy-Rave bedient hat, um die eigenen Beats mit Samples aus anderen Genres zu bereichern, entwickelt sich ab 1993 die Attitüde, sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren. Goldie hat mit seinem Track “Terminator” auf Reinforced den “Blueprint” von Drum&Bass geschaffen, was die meisten zeitgenössischen Produktionen relativ alt aussehen läßt, und dafür verantwortlich ist, daß Drum&Bass spätestens ab 1994 der entscheidende Begriff in der Szene wird. Es geht plötzlich wieder darum, die rohen Beats, d.h. die immer wieder verwendeten Standard-Breaks, einer komplizierten digitalen Verjüngungskur zu unterziehen. Das geht nicht zuletzt mit einer Verfügbarkeit von besseren Samplern und Sequenzerprogrammen einher. Fest steht, daß sich seit 1994 der Umgang mit den Kernelementen der Tracks, also den Beats und den Basslines, zu einem vertrackten Sport entwickelt hat, dessen Auswirkungen wir derzeit vor Ohren haben.


Inzwischen hat sich jedoch auch das Drum&Bass-Feld in zahlreiche Subgenres aufgespalten: Rollin Style, Techstep, Jazz Step, Hardstep, Two Step oder Jump Up. Dementsprechend wächst die Vielzahl an Labels und Produzenten in der D&B-Szene von Tag zu Tsg und auch in Deutschland hat sich mittlerweilöe eine nicht zu unterschätzende Fangemeinde mit vielen talentierten Produzenten und DJ’s gebildet.




Breakbeat
Der Begriff Breakbeat geht auf den ersten amerikanischen HipHop-Innovator Kool DJ Herc zurück. Er ist der erste DJ, der spärlich instrumentierte Rhythmuspassagen, sog. Breaks diverser Soul-, Reggae- oder R&B-Platten, direkt aneinanderreiht bzw. durch Verwendung zweier Kopien der gleichen Platte bestimmte Breaks quasi endlos wiederholt. Mit dieser Technik legt er schon in den früher Siebzigern in New York die Grundlagen für das musikalische Phänomen, das sich als Rap bzw. HipHop in die Geschichte eingebrannt hat.


Mit der voranschreitenden Entwicklung der Samplingtechnologie können bald gewünschte Passagen der Schallplatten praktisch herausgeschnitten und digital weiterverarbeitet werden. Diese Drumloops bilden die rhythmische Basis eines jeden HipHop-Tracks.


Experimentierfreudige amerikanische Technoproduzenten, allen voran Carl Craig, greifen Jahre später in ihrem eher instrumental orientierten Techno-Musik-Konzept eben diese Drumloops wieder auf, um den primär auf geradlinig programmierten Drumcomputern fußenden Techno-Tracks mehr Gefühl und Dynamik zu verleihen. In England kommen diese Platten in den frühen Neunzigern direkt gut an, vermutlich weil sich dort die Rave-Szene nicht in einem direkten Konkurrenzkampf zur HipHop-Community sieht, wie das in den USA der Fall ist.


DJ’s wie Grooverider und Fabio, die seit Acid-House im Jahr 1988 die Plattemspieler der britischen Raveszene kontrollieren, entwickeln schnell eine Vorliebe für diese Produtkionen, die neben stampfenden 909-Beats auch immer wieder aus HipHop oder Reggae bekannte Drumloops mitbringen und zu regelrechten Hits werden. Leider ist das Angebot an diesen Platten sehr gering und so machen sich viele englische DJ’s daran, ihren eigenen Soundtrack für die Party zu produzieren. Viele nutzen die Gelegenheit und stellen dabei die beliebten Breakbeat-Elemente weiter in den Vordergrund.




Jungle
Um sich vom Medien-Hype um Hardcore abzugrenzen, wird von verschiedenen Labels der Begriff Jungle lanciert. Gleichzeitig stoßen viele Ragga-MC’s wie z.B. General Levy dazu und verkünden, die “Kings Of Da Jungle” zu sein.


Tatsächlich schadet die vorübergehende Ehe von Ragga und Jungle der Breakbeat-Musik in England jedoch bei weitem nicht so, wie es manchmal den Anschein hat. Ragga ist ohnehin die Straßenmusik in London gewesen, und als Jungle setzt sich der hyperschnelle Sound endgültig durch. Die meisten Piratenradiosender nehmen nun neben HipHop und Ragga auch Jungle ins Hauptmusikprogramm auf, viele der heute berühmten DJ’s und MC’s werden erst durch ihre Sendungen auf Kiss FM oder Kool FM bekannt.


Mitte 1994 kommt es zu einem erneuten Versuchder Majors, sich ein Stück vom großen Jungle-Kuchen abzuschneiden. Glücklicherweise sind die Labels inzwischen erwachsener geworden und stellen den vielen schlechten Jungle-CD’s, die den Markt überschwemmen, einige hervorragende Labelcompilations entgegen und können so sogar finanziellen Nutzen für sich selbst daraus ziehen.



TripHop
Parallel zu den immer schneller und abstrakter werdenden Drum&Bass-Tracks entwickelt sich ab 1993 in England sozusagen als Gegenbewegung die TripHop-Szene. Wichtig in diesem Zusammenhang ist das von den beiden Coldcut-Masterminds Matthew Black und Jonathan Moore gegründete Label Ninja Tune wie auch J Saul Kane mit seinem Projekt Depth Charge. Schnell findet sich eine Reihe vielversprechender junger Recording-Artists, die sich zwar wie eine Drum&Bass-Fraktion auf Breakbeats berufen, sich aber wesentlich enger an das Tempo und die Struktur halten, wie sie von Kool DJ Herc bereits in den Siebzigern proklamiert worden ist.


Im Prinzip sind viele der Tracks, die DJ Food, DJ Krush oder Coldcut veröffentlichen, eine Verbeugung vor der Old School of HipHop. Zudem muß TripHop nicht unbedingt Studiomusik sein, die mit einem Sampler gemacht wird: Mit The Herbaliser oder Up, Bustle & Out stehen auch vielköpfige Bands an der Front der Clubs, die in ihren Songs dennoch ganz nah am synthetischen HipHop operieren. Mo Wax und Wall Of Sound sind weitere wichtige Lasbels. Man spricht auch von Abstract HipHop, obwohl das eigentlich instrumentale HipHop-Tracks aus den USA meint, Freestyle oder auch Dopebeats.