aaalso, dann nutze ich die gelegenheit gleich mal,
da es ja hier um hexentum geht, wollte ich einfach mal fragen wie ihr zum thema hexenverfolgung-inquisition,usw steht
alles liebe
corinna adiaphora
Re: Hexenverfolgung
Hallo Corina,
was möchtest denn dazu wissen? wie es damals dazu kam? kennst Du z.B. die TV-Dokumentation "Hexen - Magie, Mythen und die Wahrheit"? die lief im letzten Jahr irgendwann mal auf ARD, ich persönlich fand sie recht gut, so daß ich sie mir später auf DVD gekauft hatte.. meine persönliche Meinung ist, daß die Inquisitionen ganz einfach eines der schlimmsten Dinge waren, die Menschen überhaupt tun konnten allerdings im Gegensatz wie immer noch viele denken, ganz bestimmt nicht diejenigen verurteilt, die als Hexen lebten und praktizierten, vielmehr all diejenigen sterben mußten, die entweder nicht so recht in die damalige Gesellschaft hineinpaßten oder anderen Menschen im Wege waren.. sehr viele Frauen, aber auch Männer (sogenannte Werwölfe), und noch schlimmer, sogar Kinder wurden gefoltert, verurteilt und letztendlich getötet.. wie denkst Du und natürlich auch die anderen hier darüber?
liebe Grüße Sandro
Re: Hexenverfolgung
hi mein lieber jiin
ich habe die dvd von hexen, mhythen und die warheit gekauft.
zuerst wollte ich ja das buch habe mich dann aber dennoch für die dvd entschieden.
was damals abgelaufen ist ist wirklich wahnsinn.
ich mag gar nicht daran denken.
was muss nur in menschen vorgegangen sein die sowas befürwortet haben?
ich kann und will sowas nicht verstehen.
wenn ich daran denke dass ich etwas früher geboren worden wäre,
dann wäre ich doch glatt auf dem scheiterhaufen gelandet,..
Re: Hexenverfolgung
Zitat: Adiaphora Corina
hi mein lieber jiin
ich habe die dvd von hexen, mhythen und die warheit gekauft.
zuerst wollte ich ja das buch habe mich dann aber dennoch für die dvd entschieden.
was damals abgelaufen ist ist wirklich wahnsinn.
ach, Du auch? wie fandest denn die Doku? ich fand sie recht gut gemacht, relativ neutral, auch wenn die lieben Kirchenvertreter "immer" noch etwas abfällig sich verhalten hatten.. apropos, 2003 gab es auf dem MDR auch eine Doku zu den Hexenprozessen, die war auch sehr gut, ich muß Euch unbedingt mal etwas dazu heraussuchen, eine Sage, die mir persönlich sehr nahe gegangen ist..
Zitat:
ich mag gar nicht daran denken.
was muss nur in menschen vorgegangen sein die sowas befürwortet haben?
ich kann und will sowas nicht verstehen.
wenn ich daran denke dass ich etwas früher geboren worden wäre,
dann wäre ich doch glatt auf dem scheiterhaufen gelandet,..
warum wärst Du auf den Scheiterhaufen gelandet, erläutere mal etwas genauer
liebe Grüße Sandro
Re: Hexenverfolgung
hi jiin
mach ich doch gerne.
ich denke einfach dass sich die weisen frauen (auch hexen genannt) sich damals mit kräuterwissen etc viel besser auskannten als männer.
sprich ärzte usw
denen war das ein dorn im auge und so wollten sie eben alles aus der welt schaffen was ihnen nicht so in den kram gepasst hat.
zuerst war es die hexenverbrennung,
dann die kräuzzüge....
da soll mir nochmal einer sagen die christen wären kein brutales volk!
Re: Hexenverfolgung
na Du, es waren ganz bestimmt nicht außschließlich die weisen Frauen, die hingerichtet wurden aber daß sie viel wußten, kam nicht von ungefähr, während die Männer auch schon in Zeiten der Steinzeit auf die Jagd gingen, hatten die Frauen sich um die Kinder und Alten gekümmert und gepflegt und die Natur beobachtet, so daß die Kräuterfrauen bzw. Medizinfrauen sich bildeten.. daß Frauen im Allgemeinen mehr zu Kräutern wußten, glaube ich nicht man denke da z.B. an Paracelsus.. interessanter aber die Tatsache, daß die spätere Medizin sehr viel von damaligen weisen Frauen und Männern her hat, ich glaube auch, daß die damaligen Weisen selbst Vorgänger der Wissenschaft waren
liebe Grüße Sandro
Re: Hexenverfolgung
hi jiin
zum thema paracelsus, da denk ich dann an hildegard von bingen *zwinker*
aber du hast schon recht. das wissen war sicher gut aufgeteilt, aber es gab eben auch neidige ärzte usw...
dass diese menschen vorgänger der heutigen wissenschaften sind daran glaube ich auch.
nach und nach wurden eben die pflanzen entdeckt und deren wirkstoffe und der gebrauch der kräuter in den küchen wurde entdeckt usw...
Re: Hexenverfolgung
Hallo ,
ich habe da vor einiger Zeit etwas über die Hexenprozesse gefunden.....
lieber Gruß
ceredwen
Basisbeitrag
Hexen und Hexenprozesse
Abb. 1: ,,Der Teufel reitet mit der Hexe auf dem Pferde; Holzschnitt aus Olaus Magnus Historica de Gentibus Septentrionalibus, Rom 1555 Foto: AKG Ein historischer Überblick
Sönke Lorenz, H. C. Erik Midelfort
Wolt ihr bey mir auff dem
wege zum Feur seyn, darin bin ich... zufrieden; aber sagt
mir kein wort von zauberey,
dan ich bin kein Zauberer.
Die Richter und Scheffen
wie auch der Commissarius
haben bey mir gethan als
Schelmen und Diebe: dan sie
haben mich durch unerleid
liche Pein und Marter gezwungen dinge zu sagen,
welche ich niemahlen gedacht, ich geschweige zu thun, und haben mich gezwungen zu sagen, ich wäre ein Zauberer; aber Gott... ist mein Zeuge und mir ein festes Gewissen, daß ich nicht weiß, was zauberen ist.
Brief des Bierbrauers Stefan aus Niederbergheim an Pfarrer Michael Stappert, der ihn auf dem Weg zum Schafott begleiten soll
Die Kirche Christi unterlag von Be-bensverfolgung bediente, verschwanden die Tier zu stiften. So enthält nicht nur das beginn an enormen äußeren Einflüs-andersgläubigen Kulte und Religionen in sonders über die Kodifikation Justinians in sen: Sie sah sich nicht nur Verfol-Randzonen, wo sie im Verlauf der Zeit zu-das Mittelalter hinübergelenkte Römische gungen ausgesetzt, die ihre physische Ver-meist gänzlich ihres ursprünglichen Inhaltes Recht Bestimmungen, die Schadenszauber nichtung zum Ziel hatten, sondern sie wurde entkleidet wurden. Sie degenerierten noch mit schweren Strafen belegen, sondern dies auch mit anderen Religionen und Kulten im Späten Mittelalter und in der Frühen gilt ebenso für fast alle Stammesrechte der konfrontiert, die nicht ohne Einfluß auf ihre Neuzeit zu einer anscheinend außerge-Germanen. Glaubenslehre blieben. Im Verlauf der Chri-wöhnlich reichen Vielfalt von sogenannten Und wie im Frühmittelalter so verfügten stianisierung trafen die Missionare schließ-abergläubischen Vorstellungen und Prakti-gleichermaßen die Rechtskodifikationen lich auch auf die Glaubensvorstellungen der ken, von denen auch die Kirche - in einer Art und Rechtsbücher des Spätmittelalters die keltischen, germanischen und slawischen Rückkopplung - nicht unbeeinflußt blieb. Bestrafung von Zauberern. Der weitverbrei- Völker in West-, Mittel- und Osteuropa. Ge-Heidnische Gottheiten wie beispiels-tete und für die Rechtsentwicklung im spät- mein war diesen Völkern der Glaube an ei-weise Wotan dürften spätestens seit dem mittelalterlichen Deutschland kaum zu unnige Hauptgottheiten, begleitet von einer Hohen Mittelalter ihre Bedeutung verloren terschätzende "Sachsenspiegel" beispiels- Vielzahl von Neben- und Lokalgöttern, an haben. Aber Vorstellungen wie die von den weise sieht für Schadenszauber die Todes- die sich wiederum eine kaum überschaubare nächtlichen Fahrten von Wotans Heer und strafe vor, ausgeführt durch die Hinrichtung Reihe von Kulten angliederte, die mit Quel-der Nachtfahrt der "Unholden", der Frau auf dem Scheiterhaufen (Abb. 6). Unter len, Bäumen und Steinen in Verbindung Holle, der nachts Schüsseln mit Mahlzeiten kirchlichem Einfluß klassifiziert der Sachstanden (vgl. Behringer 1988). auf den Tisch gestellt wurden, um sie gün-senspiegel Zauberei überdies als "Unglau-
Diese Glaubensvorstellungen bleiben stig zu stimmen, überdauerten die Jahrhun-ben", also als Abfall vom christlichen Glauuns in aller Regel verborgen, da nur eine derte. ben, und läßt damit bereits eine Tendenz spärliche Überlieferung existiert, die außer-durchscheinen, die schließlich das Delikt in dem fast immer durch ihren christlichen einen kausalen Zusammenhang mit Aposta- Standpunkt einer Diffamierung gleich-Von Unglauben, sie und Häresie stellte. kommt. So kennzeichnen beispielsweise die Zauberei und Hexerei Wenn das Hamburger Stadtrecht von Aussagen christlicher Schriftsteller die Ten-Ein gemeinsames Glied in den Glaubens-1270 in Anlehnung an die obige Bestimdenz, den Volksglauben als Aberglauben vorstellungen der Kelten, Germanen und mung des Sachsenspiegels die Präzisierung aufzufassen und zu beschreiben. Die frem-Slawen (sowie in der Hochkultur der Rö-anfügt, man solle alle diejenigen als Zaubeden Götter werden als Dämonen identifi-mer) war die Überzeugung von der Kraft der rer verbrennen, die auf frischer Tat ertappt ziert, ihr Kult als Teufelsanbetung verrufen. Zauberei. Damit war für die Zeitgenossen wurden, dann wird deutlich, daß es tatsäch-
Als die Kirche zur Staatskirche aufstieg auch die Möglichkeit selbstverständlich, lich Menschen gegeben haben muß, die und sich dann selber des Mittels der Glau-mittels Zauberei Schaden an Mensch und nicht nur an die Kraft von Schadenszauber
Abb. 2: Der Hexen(aber)glaube fand auch in der Kunst seinen Ausdruck - eine mit Phantasiedetails versehene Darstellung
einer Hexenversammlung; Gemälde von Frans Francken d. J. aus dem Jahre 1607
glaubten, sondern auch mithilfe von als "zauberisch" eingestufter Praktiken bereit waren, Schaden anzurichten (vgl. Lorenz).
Als im Verlauf des Spätmittelalters in jenem historischen Prozeß, den man als "Rezeption der gelehrten Rechte" zu bezeichnen pflegt, das römische und kanonische Recht neben die heimischen Gewohnheitsrechte traten, wurde die Strafbarkeit von Schadenszauber zur allgemein verbindlichen und unwidersprochenen Maxime im Rechtsleben und in der Strafrechtspflege. Dementsprechend verfügte die "Peinliche Halsgerichtsordnung" Kaiser Karls V. von 1530 und 1532 in ihrem 109. Artikel "Straff der zauberey" unter anderem, "so jemandt den leuten durch zauberey schaden oder nachtheyl zufügt, soll man straffen vom leben zum todt, vnnd man soll solche straff mit dem fewer thun".
So war der Gesellschaft des Mittelalters schon früh der Glaube gemein, daß es Zauberei gibt und mit ihrer Hilfe auch Schaden verübt werden kann. Diese Auffassung war nicht nur Bestandteil der Volkskultur, sondern wurde auch von den Gelehrten geteilt.
Es waren vornehmlich die theologischen Autoritäten der Scholastik, die dieser Vorstellung eine besondere Richtung gaben, nach der der Schadenszauber, das Maleficium, nur mittels eines Paktes mit dem Teufel praktiziert werden konnte. Diese wissen
schaftliche Lehrmeinung brachte Zauberei grundsätzlich mit dem Teufelspakt in Zusammenhang. So mußte der von der Kirche konstatierte apostatische Charakter von Zauberei die Betroffenen stets auch in die Nähe von Ketzern rücken bzw. - im Verlauf der Ketzerverfolgungen - die Häretiker als Zauberer verdächtigen.
Diese Affinität von Zauberei und Häresie wurde noch verstärkt durch den Kampf der sich im frühen 13. Jh. formenden Inquisition besonders gegen die Katharer und deren Lehren über das Walten eines bösen Prinzips in der Welt als einer selbständig neben Gott bestehenden Grundkraft.
Gerade den Katharern, die durch die Verfolgungen gezwungen waren, ihre Zusammenkünfte heimlich und in der Dunkelheit der Nacht stattfinden zu lassen, wurde bereits im 11. Jh. unterstellt, daß sie auf ihren als Sabbat denunzierten Versammlungen Christus verleugneten und sich in Gegenwart des Teufels allgemeiner Unzucht hingaben. Diese Vorwürfe wurden später auch auf andere häretische Bewegungen übertragen und im 13. Jh. von der Inquisition übernommen.
Es lag nahe, die Vorstellungen vom Sabbat und den damit verbundenen Orgien auch auf die Zauberer, die ja ohnehin mit dem Teufel paktierten, zu übertragen, wie es Joseph Hansen in seiner noch immer grundle-
Foto: bpk
genden Untersuchung über die Genese des Hexereibegriffs einmal formuliert hat. Aber auch die Vorstellung vom Flug des Menschen durch die Lüfte entstand zuerst in der Auseinandersetzung der Kirche mit den Katharern aus der Frage, in welcher Weise der Weg vom Sabbat, wenn er weit vom Wohnort stattfand, zurückgelegt worden sein konnte. Und gerade diese Vorstellung verbindet sich schließlich mit ihrem im Volksglauben wurzelnden, aber durch die Kirche bis ins 15. Jh. abgelehnten entsprechenden Gegenstück von den nachts durch die Lüfte umherschweifenden Menschen, den Hexen (vgl. hierzu ausführlich den Beitrag von J. Freimann, S. 19ff. i.d.H. und die dieser Ausgabe von Praxis Geschichte beiliegende Folie "Der Hexenflug").
Im ausgehenden 14. Jh. werden auch die ersten Spuren einer Vorstellung von großer Tragweite sichtbar, die die Zauberer nicht wie in älterer Zeit als isolierte Personen, sondern als nach Ketzerart in einem sektenmäßigen Zusammenhang untereinander stehende Gruppen betrachtet. Hansen hat zu Recht die besondere Bedeutung der Alpenregion für die Entwicklung und Ausformung des neuen Sammelbegriffs der Hexerei betont, wo während des ganzen 14. Jhs. von der Inquisition Ketzerprozesse geführt wurden. Im Verlauf der Verfolgungen kam es auch zu Zaubereiprozessen.
Abb. 3: Hexensabbat - Dieser Kupferstich von Michael Herr (um 1650) thematisiert Abfall vom Glauben, Teufelsbuhlschaft und allerlei
zauberey:darinn vor Augen wird gestellt / der größte Jammer in der Welt
Während der Waldenserverfolgung in Savoyen in den Jahren 1387 und 1388 wurde der Ketzersabbat in einer Form ermittelt, die in ihrer grotesken Ausstattung alle älteren Vorstellungen übertraf. Hier fand einbis zweimal im Monat die Synagoga Satanae statt unter Vorsitz des Teufels, der vielen Anhängern der Sekte als der in dieser Welt Gott überlegene Gegner galt, hier wurde der christliche Glaube verhöhnt sowie Unzucht geübt.
Nachweislich seit etwa 1440 hat die einsetzende und durch das Konzil von Basel geforderte Hexereidiskussion begonnen, die Ketzer- und Zaubereiprozesse in der Schweiz zu überlagern, umzuformen und sie Zug um Zug in Hexenprozesse zu verwandeln. Man kann sie als Ketzer- und Zaubereiprozesse an der Schwelle zum Hexenprozeß definieren (vgl. Blauert).
Der Hexenbegriff
Das "neue" Delikt der Hexerei umfaßte - bei, allen Unterschieden - in der Konzeption, wie sie die Vorstellungswelt der Frühen Neuzeit beeinflussen oder prägen sollte, fünf Hauptelemente:
Ê Teufelspakt, Ë Teufelsbuhlschaft, Ì Flug durch die Luft (Hexenflug) zum Í Hexensabbat, auf dem Gott abgeschworen und der Teufel angebetet wurde, Î Schadenszauber. An diese fünf Hauptelemente des neuen Sammelbegriffs lagerten sich zahlreiche weitere Vorstellungen an: Werwolfglaube, Tierverwandlungen, Monstergeburten als "Wechselbälger", Wettermacherei etc. Ein großer Teil dieser Vorstellungen findet bereits einen literarischen Niederschlag im Malleus maleficarum, dem sogenannten "Hexenhammer", der 1487 zum ersten Mal in den Druck ging, um bis 1520 noch dreizehn und zwischen 1574 und 1669 weitere sechzehn Auflagen zu erfahren.
,,Alles geschieht aus fleischlicher
Begierde, die bei ihnen unersättlich ist..
Darum haben sie auch mit den Dämo
nen zu schaffen, um ihre Begierden zu
stillen... Es [ist] kein Wunder, wenn von der Ketzerei der Hexer mehr Weiber als Männer besudelt werden. Daher ist auch folgerichtig die Ketzerei nicht zu nennen
die der Hexer, sondern der Hexen.
Jacob Sprenger und Heinrich Institoris, Der Hexenhammer (1487)
Der Malleus gehört einem durch die theologisch-kanonistische Schule entwikkelten Literaturzweig an, der in einer ganzen Reihe von Traktaten die noch verbliebenen Zweifel an dem neuen Sammelbegriff, insbesondere an der Existenz der neuen Hexensekte zu zerstreuen und die Realität des von der Inquisition entwickelten Begriffs darzu-
Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
legen sucht. Die Träger dieser Literatur, die um das Jahr 1450 einsetzt und ihren Abschluß gegen 1540 erreicht, sind zumeist wie ihre deutschen Kollegen Heinrich Institoris und Jacob Sprenger - Inquisitoren oder sonstige Angehörige des Predigerordens.
Der Malleus verbleibt im allgemeinen auf der bereits von seinen Vorgängern festgelegten Linie und übernimmt das System der neuen Hexensekte, wie es durch Scholastik und Inquisition fest ausgebildet vorlag. Lediglich in bezug auf die angebliche Verwandlung von Menschen in Tiere gehen seine Verfasser einen Schritt über ihre Vorgänger hinaus. Offensichtlich in Weiterführung der älteren Anschauung, die den Frau- en seit jeher eine starke Affinität zur Zauberei unterstellt, erfolgt im Malleus eine Zuspitzung der Hexenprozesse auf das weibliche Geschlecht; dessen angebliche Neigung zu sexuellen Ausschweifungen wird zum Ausgangspunkt der Erörterungen von Institoris und Sprenger (Abb. 4).
Eine solche Frauenfeindlichkeit finden wir in dieser ausgeprägten Form bei keinem ihrer literarischen Vorgänger, hatte doch gerade die Inquisition in Analogie zu den von ihr geführten Ketzerprozessen festgestellt, daß sich die Zauberer aus beiden Geschlechtern rekrutieren.
Und noch in einer weiteren, entscheidenden Richtung befinden sich die Verfasser des Malleus in keiner Übereinstimmung mit der Inquisition: in ihrer Tendenz, die He
Abb. 4: Der Molkenzauber - eine Hexe melkt aus einer Axt Milch, die nach gängiger Vorstellung von andernorts herbeigezaubert wird; Holzschnitt 1517 Foto: bpk Abb. 5: Die Schrift des Hexenverfolgers Peter Binsfeld, Weihbischof von Trier, wurde 1591 auch in deutscher Übersetzung gedruckt. Das Titelblatt enthält alle wesentlichen Elemente des Hexereibegriffs: Das Paar Zinks steht für den Glaubensabfall (gehörnter
Teufelspriester), in der Mitte steckt eine Hexe einen Säugling in einen Zaubertopf, im Hintergrund verursachen reitende Hexen einen Wetterzauber
Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
xerei weniger als ein häretisches Vergehen zu betrachten, sondern sie vielmehr unter die von den weltlichen Gerichten zu ahndenden Delikte einzureihen. Ihre Ausführungen bedeuteten einen völligen Bruch mit der bisherigen Entwicklung, die vordem zu einer stetigen Kompetenzerweiterung der geistlichen Gerichte geführt hatte. Sie fanden bei Inquisitoren und Theologen Widerstand und Ablehnung, die in Kreisen der Inquisition auch in der Folgezeit die Oberhand behielten.
Wie Sprenger und Institoris selbst gestehen, ist es ihr eigentliches Bestreben, den weltlichen Arm in erster Linie mit dem Hexenprozeß zu beschäftigen, die geistliche Jurisdiktion dagegen von diesem zu befreien. Ihr Werk dient der Aufklärung der weltlichen Richter über die ganze Schwere der
mit dem neuen Sammelbegriff verbundenen Verbrechen und soll sie zur selbständigen Aufspürung und Bestrafung veranlassen. Aus dieser Tendenz ergibt sich auch ihre Bezeichnung "maleficae" für Hexen - war doch für den weltlichen Richter das maleficium, der durch Zauberei angerichtete Schaden, ausschlaggebend zur Eröffnung eines Verfahrens.
Damit ist die Gefährlichkeit des Hexenhammers angedeutet, der eben nicht bloß eine ganz von der Schlechtigkeit der Frau überzeugte Deliktbeschreibung versuchte, sondern den weltlichen Richtern ein Spezialverfahren vorschlug, mit dem relativ leicht "tatsächliche" Hexen zu überführen waren. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß zwischen seinem Erscheinen (1487) und dem Beginn der großen Hexenverfolgung
(um 1560) eine relativ ausgedehnte Zeitspanne liegt, die von der älteren Forschung nicht sonderlich wahrgenommen wurde.
Man ging früher im wesentlichen davon aus, daß sich Hexenprozesse und -verfolgungen wie in einem breiten Strom seit dem Spätmittelalter bis zum Beginn der Aufklärung dahinzogen. Mittlerweile ist aber sichtbar geworden, daß nach den Verfolgungen der Jahre um 1500, die zu einem guten Teil noch von der kirchlichen Inquisition durchgeführt worden waren, die Zahl der Hexenhinrichtungen über Jahrzehnte zurückging. Dieses Phänomen ist auch den Zeitgenossen nicht verborgen geblieben, wie beispielsweise eine Bemerkung von Trithemius (1508) offenbart, der feststellt, daß Hexen fast niemals hingerichtet wurden. Und als 1563 Johannes Weyer, einer der energischsten Gegner der Hexenverfolgung, den neu- en Sammelbegriff zu widerlegen suchte, da nannte er als Motiv für die Abfassung seiner Kampfschrift nicht die Bekämpfung der Hexenprozesse schlechthin, sondern den unerwarteten Neubeginn der Prozesse, welche er bereits für "abgeschafft und auffgehebet" gehalten hatte (vgl. Behringer 1987).
Wir wissen heute, daß der Höhepunkt der Hexenverfolgung zwischen 1560 und 1630 anzusetzen ist, wobei innerhalb dieses Zeitraums von siebzig Jahren weitere starke zeitliche Konzentrationen beobachtet werden können. Auch nach 1630 hörten die Verfolgungen nicht auf und fanden sogar in bestimmten Regionen des Alten Reiches und Europas erstmals ihre Opfer. In einigen Territorien lassen sich noch in den sechziger und siebziger Jahren eine große Zahl von Hinrichtungen ermitteln.
Aber die Kraft und der Eifer der Verfolgung und ihrer Befürworter waren doch, insgesamt gesehen, gebrochen. Während in protestantischen Gebieten Hexenhinrichtungen zwischen 1690 und 1700 fast schlagartig aufhörten, dauerten sie in den von der Frühaufklärung abgeschirmten und gesellschaftlich immer rückständiger werdenden katholischen Gebieten Deutschlands noch lange an. Letzte Hexenhinrichtungen fanden 1775 in der Fürstabtei Kempten und 1782 im deutschsprachigen, protestantischen Schweizer Kanton Glarus statt. Sie lösten einen Sturm der Entrüstung über die "Justizmörder" aus, der in seinem Abscheu auch belegt, daß mittlerweile die Gesellschaft das Mittel der gerichtlichen Hexenverfolgung zur Bekämpfung von Mißständen, zur Ausschaltung von vermeintlichen Störern der öffentlichen Ordnung und des sozialen Friedens sowie überhaupt zur Konfliktregulierung verworfen hatte.
Die Forschung: Fragen und Methoden
In den letzten Jahren hat sich die Hexenforschung als ein neuer Zweig der Geschichtswissenschaft etabliert, deren Bemühen auch bereits ein sehr kompliziertes Geflecht von frischen Forschungsergebnissen, allgemei
nen Theorien und interdisziplinären Hinweisen erkennen läßt, z.B. aus der Psychoanalyse, der Volkskunde, der Medizingeschichte und der Frauenemanzipation.
Fast jeder Hexenhistoriker hat seine eigene Erklärung entwickelt, warum die europäische Gesellschaft so hartnäckig versucht hat, die Zauberei (und die Zauberinnen) auszurotten. Bereits 1980 kam Hartmut Lehmann auf wenigstens sechs verschiedene methodische Ansätze zu einer Interpretation der Hexenprozesse. Es sind Ansätze, die entweder die Bedeutung des dörflichen Konflikts oder der sozialen Spannungen im allgemeinen, die soziale Disziplinierung und die damit zusammenhängende Kriminalisierung volkstümlicher Praktiken oder die Politik der im Aufbau begriffenen Territorialstaaten, das gespannte geistige Klima der Gegenreformation oder die verschärften wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Hunger- und Seuchenjahre betonen.
Im folgenden sollen einige nunmehr bereits alte und allgemeine Fragen gestellt werden, um herauszufinden, inwieweit die neuesten Arbeiten und Forschungsansätze etwas Neues oder Wichtiges beigebracht haben. Folgende Fragen sollen Berücksichtigung finden: Wo hat man eigentlich Hexen verfolgt? Wann (und in welchen Phasen)? Wer sind die Hexen gewesen? Und letztendlich: Warum? Wie kann man die großen Hexenprozesse erklären und verstehen?
Wo?
Vor rund zwanzig Jahren hätte man wahrscheinlich diese Frage ungefähr genauso beantwortet wie vor hundert Jahren. Jeder Fachmann "wußte", daß die großen Hexenprozesse im frühen 14. Jh. in Südfrankreich aufgekommen waren, daß sie danach in der Schweiz und in Norditalien gewütet hatten, bevor der Hexenwahn ganz allgemein nach Tirol und in die anderen deutschen Länder, nach England, Schottland und Skandinavien eindringen konnte.
Jeder wußte auch, daß Spanien und Ir- land eine besonders gemäßigte Rolle gespielt hatten -eine Tatsache, die einige (evangelische) Historiker damit erklärten, daß beispielsweise Spanien schon völlig mit Juden- und Moriskenhaß beschäftigt war. Seit fünfzehn Jahren weiß man aber, daß für die vermuteten französischen Massenprozesse des 14. Jhs. keine feste Quellenbasis existiert, und daß sich sogar der vorsichtige Hansen von Fälschungen täuschen ließ.
Das heißt, daß die Wo-Frage jetzt viel entschiedener die Rolle des Heiligen Römischen Reiches zu betrachten hat. Sieht man sich eine Geschichtskarte Europas an, wird man erkennen, daß das Kerngebiet des Hexenwahns die Länder deutscher Zunge waren. Mit einigen wichtigen Ausnahmen darf man sagen, daß die größten und schlimmsten Hexenprozesse entweder im Reich oder in den anstoßenden Grenzgebieten von Nachbarländern (wie etwa Polen, Ostfrankreich und Norditalien) stattgefunden haben.
Wenn wir schätzen, daß es insgesamt in ganz Europa zwischen den Jahren 1400 und 1800 etwa 70 000 Hexenhinrichtungen gab, dann dürften wir wahrscheinlich mit der Annahme nicht sehr weit fehlgehen, daß davon 40 000 auf Deutschland entfallen.
Danach scheint es jedenfalls so und wird es angenommen, daß sich in Deutschland mehr Hexen finden als woanders. Man weiß ja, daß es besonders in Deutschland allerorts von Scheiterhaufen raucht, die diese Pest vertilgen sollen, und das ist doch gewiß einüberzeugender Beweis dafür, wie sehr man alles für verseucht hält. Das geht soweit, daß der Ruf Deutschlands nicht wenig an Glanz bei unsern Feinden eingebüßt hat, und, wie die Heilige Schrift
(2. Mos. 5. v. 21) sagt, wir unsern Geruch haben stinkend gemacht vor Pharao und seinen Knechten. Friedrich Spee, Cautio Criminalis (1631)
Was haben nun die neueren Methoden zu solchen Überlegungen beigetragen? Die Forschungen von Norman Cohn und Richard Kieckhefer stützen sich bei dieser Frage auf die alte Methode der Philologie, aber andere Historiker haben versucht, eine vergleichende Geschichte zu entwickeln, deren Ziel es ist, die wesentlichen Unterschiede zwischen harten und gemäßigten Gebieten
herauszuarbeiten. Seit langem hat man z.B. betont, daß in England verhältnismäßig wenig Hexen verurteilt worden sind (insgesamt etwa 600) - und diese Tatsache wurde mit dem Fehlen von Inquisition und Folterprozeß erklärt.
Sicherlich enthält diese Erklärung einen wahren Kern, aber man darf nicht übersehen, daß auch England eine Reihe von Massenprozessen in den 1640er Jahren (unter der Leitung von Jonathan Stearne und Matthew Hopkins) erlebt hatte. Wichtig ist auch, daß das traditionelle Bild von den schottischen Hexenprozessen neuerdings korrigiert worden ist, und zwar besonders von Brian Levack.
Früher hat man betont, Schottland habe eine Art Inquisitionsprozeß, habe auch eine ausgearbeitete "kontinentale" Dämonologie gehabt und deshalb seien hier etwa zehnmal soviele Hexen pro Kopf hingerichtet worden wie im südlichen Nachbarland. Levack konnte aber nachweisen, daß der entscheidende Unterschied wahrscheinlich die größere Zentralkontrolle in England war, im Gegensatz zu der weitgehend örtlichen Kontrolle der Gerichtssachen in Schottland. So wissen wir heute, daß man nicht aus vermutlich klaren Gegensätzen wie Akkusations- und Inquisitionsprozeß die großen Unterschiede auf diesem Gebiet erklären darf.
Wenn man versucht, die Verhältnisse in Spanien oder Dänemark zu verstehen, stößt
Abb. 6: Schon der Sachsenspiegel (um 1350) sah für den Schadenszauber die Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen vor Foto: AKG Abb. 7: Tod einer Hexe auf dem Scheiterhaufen in Schiltach (1533) Foto: bpk
Abb. 8: Das Zwicken mit glühender Zange und die Hinrichtung in den Flammen, Miniatur aus einer Handschrift um 1514
man auch hier sofort auf rechtliche Unterschiede, die ganz wichtig scheinen. Seit den 1520er Jahren hat sich beispielsweise die spanische Inquisition sehr vorsichtig zu Hexenprozessen geäußert. Das Zaubereidelikt sei sehr schwer zu beweisen, zumal die Anklagen von schon verurteilten oder verdächtigen Hexen nicht viel Wert besäßen. Es stimmt einfach nicht, daß die verschiedenen Tribunale der spanischen Inquisition so von Conversoprozessen überfordert waren, daß sie keine Zeit für Hexenprozesse hatten.
Aber die Agenten der Inquisition besaßen einen scharfen Sinn für die Schwächen von erfolterten Bekenntnissen und Anklagen. Außerdem war die Inquisition als kirchliche Instanz öfter bereit, verurteilten Hexen die Gelegenheit zu geben, ihr Leben durch Reue und Bußakte zu retten. Genau wie unter dem puritanischen Regime in Salem (Massachusetts) waren es nur die Unbußfertigen, die hingerichtet wurden.
Auch Dänemark hat in Sachen Hexerei eine glücklichere Geschichte als das Alte Reich erlebt. Ursache dafür mögen zwei Bestimmungen des Jahres 1547 sein; die eine besagte, daß schon beklagte oder verurteilte Verbrecher kein Zeugnis gegen andere abgeben dürfen, d. h. daß Kettenprozesse - die Kettenreaktion von der einen Hexe zu einer großen Zahl von Hexen - kaum möglich waren. Die zweite Regelung sah vor, daß bei den Verhören die Folter erst nach der Verurteilung der Beklagten eingesetzt werden
Foto: bpk
durfte, was gleichzeitig ein starkes Hemmnis für die Kettenprozesse beinhaltete.
Häufig sind die Richter, denen die Hexenprozesse unvertraut werden, schamlose, niederträchtige Menschen; die Folter wird oft übermäßig und grausam angewandt; viele Indizien sind unzuverlässig und gefährlich und das Verfahren nicht selten gegen Gesetz und Vernunft.
Friedrich Spee, Cautio Criminalis (1631)
Diese Beispiele aus Schottland, Spanien und Dänemark sind die wissenschaftlichen Ergebnisse der vergleichenden Rechtsgeschichte auf nationaler Ebene. Die vergleichende Geschichtsmethode kennt aber auch eine religiöse Variante. Die meisten neueren Arbeiten über die Hexenprozesse in Rußland und Osteuropa konzentrieren sich auf die Tatsache, daß der Begriff von Hexenpakt, Hexentanz und Hexenbuhlschaft mit dem Teufel eine sehr begrenzte, auf Westeuropa - also das Abendland - zugespitzte Idee war. Zwar hat man auch in Rußland Hexen verfolgt, aber die Angst vor solchen Unmenschen war sehr wahrscheinlich geringer. Historiker aus diesen Gebieten haben aber die sozialen und religiösen Unterschiede so stark betont, daß man Gefahr läuft, rechtliche oder andere, vielleicht ebenso wichtige Unterschiede zu unterschätzen.
Wenn wir versuchen, diese ziemlich groben Unterschiede zu verfeinern, dann lassen sich zwei andere Vergleichsmöglichkeiten hervorheben. Die eine betrifft den Versuch, die unterschiedliche Dichte von Hexenprozessen von Gegend zu Gegend dadurch zu erklären, daß man nicht nur andersartige Vorstellungen von Zauberei und Hexerei besaß, sondern auch ganz verschiedene Ängste. Aus der volkstümlichen Literatur und aus den Flugschriften und Einblattdrucken Englands und Deutschlands kann man erkennen, daß das "böse Weib" zwar in beiden Ländern ein bekanntes Thema war, daß man aber gleichwohl scharf differenzieren muß zwischen einem englischen Frauenbild auf der einen Seite, das die individuelle Frau und ihre geschlechtlichen Leistungskräfte betont (mit fast heldenartigen Beschreibungen bestimmter starker, wenn auch böser Weiber), und einem deutschen Frauenbild auf der anderen Seite, das die Frau stärker in ein Familiengeflecht oder Gesellschaftssystem einordnet und mehr ihre List sowie ihren Sinn nach Unordnung hervorhebt.
Die zweite Vergleichsmöglichkeit ist eine regionale, d. h. man versucht in möglichst kleinen Einzelschritten herauszufinden, warum es in einem Territorium zu größeren Prozessen als in anderen gekommen ist. Diese Methode wurde in einer Untersuchung über die Hexenverfolgung im deutschen Südwesten angewandt. Dabei stellte sich heraus, daß die heftigsten Verfolgungen in kleineren, unabhängigen und exemten Territorien stattfanden. Dieses Ergebnis wurde durch andere Arbeiten bestätigt, wenigstens dergestalt, daß die gemäßigte Position gegenüber Hexenprozessen häufig in den größeren, geschlossenen Flächenstaaten (und auch öfters in den großen Reichsstädten) zu beobachten ist wie z.B. in Bayern, Württemberg und Kurpfalz. - Doch bleibt, das ein Forschungsergebnis, das erst noch streng geprüft werden muß, bevor wir es verallgemeinern dürfen.
Wann?
Gerhard Schormann hat betont, daß man das Zeitalter der Hexenverfolgung in bestimmte Perioden einteilen und von Prozeßwellen sprechen kann. Für weite Teile Norddeutschlands behauptet er, die größten Hexenverfolgungen seien während der 1590er Jahre, der Jahre 1627-1633 und der 1660er Jahre erfolgt. Daran ist vielleicht auch bemerkenswert, daß diese Wellen in Zeitabständen von ungefähr einer Generation auftraten - eine Tatsache, die etwas mit gesellschaftlichem Gedächtnis und gesellschaftlicher Erfahrung zu tun haben mag. Annehmbar ist, daß eine Stadt oder eine Regierung mit dem Hexenwahn ein so schlimmes Erlebnis hatte, daß man die Verfolgung aufgab, bis die nächste heranwachsende - und noch unerfahrene - Generation die Zügel der Macht übernommen hatte. Das aber könnte ein weiteres Forschungsthema sein.
Wir dürfen jedoch auf keinen Fall annehmen, daß die Periodisierung in ganz Europa genau der von Deutschland entsprach. Es wurde schon bemerkt, daß die spanischen Kettenprozesse ziemlich früh im Sande verliefen, und die Niederlande bereits im
16. Jh. die letzte Hexenhinrichtung erfuhren. Schweden und Polen hingegen erlebten die Höhepunkte der Verfolgung später als die deutschen Territorien, und zwar erst in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. Das ist alles bekannt. Neu aber sind die
Ergebnisse des amerikanischen Forschers
Alfred Soman, der die Hexenprozesse
Frankreichs untersucht hat; vornehmlich
aus dem Blickwinkel der Appelationen an
das Pariser Parlament. Soman konnte fest
stellen, daß im Pariser Gerichtsbezirk (etwa
die Hälfte des Königreichs) 1625 die letzte
Verurteilung einer Hexe erfolgte. Der we
sentliche Grund dafür war eine rechtliche
Skepsis, die sich schon in einer Ordonnance
von 1588 äußert, die anordnet, in allen He
xenprozessen nach Paris zu appellieren.
Mitten in den Religionskriegen bestand kaum Aussicht, eine solche Reform durchzusetzen; aber in den 1620er Jahren fand das Appellationsverfahren endlich regelmäßig statt, wie Soman feststellen konnte. Mehr als zwei Drittel der örtlich verurteilten Hexen wurden von nun an vor dem Obergericht freigesprochen. Die Juristen am Parlement von Paris entwickelten nicht nur eine große Skepsis gegenüber der Folter, sondern auch bedeutende Überlegenheitsgefühle gegenüber den niederen Gerichtsbehörden. Gerne stürzten sie die Urteile der unwissenden und abergläubischen Amtsrichter um.
Soman hat überdies eine Liste der Hexenprozesse im Pariser "Ressort" erstellt und dabei die Zahl der bekannten Hexenfalle zwischen 1540 und 1670 verzehnfacht: von 156 auf 1842. Die weitreichende Bedeutung seiner Arbeit besteht auch darin, daß man jetzt die große Welle der erfolgreichen Hexenjagden in den Jahren vor 1625 anerkennen muß, d. h. daß das Ende solcher Prozesse kaum in Verbindung mit den erst später bemerkbaren aufgeklärten Bedenken der Pariser Juristen gegenüber Zauberei und Hexerei oder Teufelsbesessenheit gestellt werden kann. Diese Bedenken werden erst in den Jahren nach 1630 oder gar 1640 wirk
sam.
Solche Forschungsergebnisse sind ein gutes Beispiel für die immerwährende Kraft der Zeitfolge in der Geschichtswissenschaft, einer nicht ganz neuen Methode also. Aber wie ist es möglich, daß ein Amerikaner auf solch erstaunliche Weise die bisher anerkannten Arbeiten eines Robert Mandrou umstoßen konnte? Wie sah seine neue Methode aus? - Er verstand schlicht und einfach die schwer lesbare Juristenschrift zu entziffern!
Noch einmal ist also zu betonen, daß wir uns hier eher mit neuen Fragen aus alten Methoden befassen, da Somans Arbeiten einige ganz wesentliche Fragen aufwerfen. Wie sollen wir beispielsweise jetzt die to
benden Hexenprozesse in anderen Gerichtsbezirken Frankreichs verstehen, die Prozesse eines Boguets oder eines de Lancre? Soll man vermuten, daß Hexenprozesse nicht nur bei der dörflichen Bevölkerung (und vor allem bei den Frauen eines Dorfes) große Angst hervorriefen, sondern auch bei den Amtsleuten und dem niederen Gerichtspersonal?
Es kann sein, daß die anscheinend größere Billigkeit der Zentralbehörden eines Flächenstaates dadurch zu erklären ist, daß die Oberratsleute und oberen Richter in keinem intimen Kontakt zu der in Frage kommenden dörflichen (oder auch städtischen) Bevölkerung standen. Sie fühlten sich nicht bedroht oder befleckt, vielmehr konnten sie zeigen, daß sie die Dinge weitaus objektiver betrachteten als die örtlichen Obrigkeiten. Es gab aber auch Fälle, in denen die weit vom Dorf entfernten Juristen einen mechanischen, automatischen und fast makabren Ordnungssinn besaßen, den wir nicht unbedingt mit Billigkeit verwechseln sollten.
Wer?
Wahrscheinlich haben die neueren Forschungen dieser Frage mehr Aufmerksamkeit und Mühe gewidmet als jeder anderen. Unter Anregung von Anthropologen und Politologen hat man heftig diskutiert, ob die Hexenprozesse eine Unterdrückungspolitik verschleiert haben.
Vor hundert Jahren hat diese Frage eine religiöse Fassung erhalten, als man überlegte, ob die Gegenreformation versucht habe, evangelische Frauen als Hexen zu verurteilen; eine interessante Frage, die aber fast überall mit "Nein!" beantwortet werden muß. Seit der Jahrhundertwende haben andere Historiker behauptet, daß die Hexen eigentlich Mitglieder einer immer noch existierenden, ureuropäischen Religion waren, oder daß sie aus den armen, bettelnden Unterschichten der Dorfbevölkerung kamen und sich auf die hergebrachten Nächstenliebe- und Almosentraditionen der Gemeinde berufen haben, gerade zu einer Zeit in der sich jeder - nach den neuen Lehren der protestantischen Ethik - nur um sich selber kümmern sollte (als ob die Hexenprozesse eine Art Unterdrückung des alten Gemeindesinns darstellten).
Wieder andere Forscher behaupten, die Hexenprozesse richteten sich besonders gegen die "weisen Frauen", Hebammen und weiblichen Heilpraktiker, um die männliche, professionalisierte Medizin zu unterstützen; oder sie griffen die traditionellen Geburtenbeschränkungen und weiblichen Verhütungspraktiken an, um die Frauen mit zahllosen Kindern zu belasten, und sie so besser kontrollieren und unterdrücken zu können.
Auch diese Vorschläge und Thesen lassen sich nur teilweise beweisen oder besitzen sogar von vornherein nur eine geringfügige Wahrscheinlichkeit. Die Arbeit von Heinsohn und Steiger über die "Vernichtung
der weisen Frauen", vom SPIEGEL (1984, Nr. 43, S. 117-128) als der Weisheit letzter Schluß gefeiert, mißachtet in ihrer monokausalen Ausrichtung fast alle Regeln einer wissenschaftlichen Vorgehensweise. Ist dieses Buch vielleicht nur deshalb geschrieben worden, um aus finanziellen Erwägungen eine leichtgläubige Kundschaft in ihren von einem mehr oder weniger oberflächlichen Feminismus geprägten Vorurteilen zu bestätigen?
Überall stehen gleichwohl einige Verallgemeinerungen fest. Die Hexen waren zumeist Frauen. In den Ländern deutscher Zunge, aber auch in England, Schottland und Skandinavien betrug das Verhältnis von Frauen zu Männern etwa 4 : 1, d. h., daß etwa 80 % der verurteilten und hingerichteten Hexen Frauen waren. Mehr noch, diese Frauen waren oft Witwen oder unverheiratet; aber es ist eine komplizierte Frage, ob diese Schichten überrepräsentiert waren; kompliziert deswegen, weil wir nur für bestimmte, vielleicht nicht typische Gegenden Auskünfte über die Alterspyramide besitzen.
,Es ist gütlich zu glauben, daß solche böse Weiber zuletzt, wenn sie alt werden, eitel Unholde werden. Denn da sie in der Bosheit geübt und getrieben sind, kann sie Gott nicht höher strafen, denn daß er sie zuletzt, dieweil sie sich je nicht bekehren wollen, dem Satan übergibt, daß er volle Gewalt über sie hat. Der macht sie vollends zur höllischen teuflischen Braut...
Kaspar Huberinus, Im "Spiegel der Haußzucht" (Nürnberg 1.565)
Nur mit Hilfe solcher Pyramiden könnte man aber feststellen, ob John Demos beizustimmen wäre, wenn er behauptet, daß die Hexen von Massachusetts (und vielleicht von woanders) gar nicht hauptsächlich ältere Frauen gewesen seien, sondern Frauen im Alter von 35 bis 55 Jahren; also Frauen, die in der Lebensphase der Menopause standen. Das ist für Demos eine wichtige Beobachtung, da sie seine psychologischen Schlüsse über die psychoanalytische Bedeutung von Hexenphantasien unterstutzt.
Vermutlich werden wir verschiedene Antworten zu dieser Altersfrage geben müssen, aber die Frage selbst birgt ein neues Forschungsprogramm in sich. Die älteren Arbeiten über die Hexenprozesse haben sich zumeist mit den Vorstellungen der Dämonologen und mit Hexenprozeßakten beschäftigt. Die neueren Fragen und die neueren Methoden fordern dagegen mehr, nämlich die Hexenprozesse und Hexenideen in Verbindung mit anderen geistigen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu stellen.
Das kann man schon an der Frage nach dem Alter der Hexen und ihrem sozialen Umfeld bemerken. Sind es nur Ausnahmen, wenn Frauen aus höheren Schichten der
bemerken, den Hexenwahn Und stammte die Mehrzahl Verfolgung zum Opfer fielen?
als Nebenprodukt des wach- der Hexen wirklich aus den
senden Kapitalismus zu inter- Unterschichten? Eine schwie
pretieren. Vor siebzehn Jahren rige Frage, gehörte doch ein
haben zum Beispiel Paul Boy- Großteil der Bevölkerung in
er und Stephen Nissenbaum den Städten und auf dem Lan
festgestellt, daß die verurteil- de den Unterschichten an.
ten Hexen von Salem in Mas- Auch hier benötigen wir eine
sachusetts nicht aus der ärmeschärfere Methode, um an die
ren Bevölkerung stammten, geschichtlichen Verhältnisse
sondern aus den wohlhabennäher heranzukommen.
deren, mit dem Handelskapi- Selbst wenn wir nicht wei
talismus vertrauten Kaufter gehen als die allgemein an
mannsschichten. Die Kläger erkannte Feststellung von der
dagegen entstammten dem Zuspitzung der Hexenlehre
dörflichen Lebenskreis des und der Konzentration der
Salem Village und betrachte- Hexenprozesse auf das weib
ten das ausgedehnte Wirtliche Geschlecht, so haben wir
schaftsgebiet der Stadt und die dennoch eine offene Frage,
immer größer werdende die dringend nach Antworten
Marktbezogenheit mit Mißsucht. In der heutigen For
trauen. schung wird kaum ein anderes
Die Untersuchung der bei- Problem so heftig diskutiert
den amerikanischen Historiund mit Recht.
ker ist aber auch ein Muster- In einem gewissen Sinne
beispiel für diejenigen, die die waren die Hexenprozesse ein
Hexenprozesse im Gewebe Krieg gegen die Frauen, aber
der Gesellschaft, im Kontext man muß sofort hinzufügen,
der größeren Geschichte se- daß viele Ankläger Frauen
hen möchten. waren. Es ist einfach nicht so,
Auch die Rechtsgeschichdaß das Patriarchat das weib
te muß sich einen wichtigen liche Geschlecht durch die
Teil der Warum-Frage aneig- Hexenverfolgung unterdruckt
nen, da die Prozesse doch anhat, auch wenn sehr viel dafür
derer Art waren als die Zaubespricht, daß das Hexenwesen
reiprozesse des Mittelalters. wesentlich zu dem sich fort-
Wir wissen, daß die Folter als entwickelnden frühneuzeitli-
Instrument der Wahrheitserchen Bild der Frau beigetra
forschung schon im Hochmitgen hat. Wir benötigen ein
telalter Anwendung fand, und sehr viel nuancierteres Bild,
daß die Unterschiede zwibesonders deshalb, weil in ei-Abb. 9: Frau Alraune - Symbol des Hexen- und Zauberkrautes; sehen Akkusations- und In
nigen großen Räumen die quisitionsprozeß nicht verein- Mehrzahl der Hexen Männer Holzschnitt 1485 facht werden dürfen, aber eine
waren. Quelle: Der Hexenhammer; hrsg. v. Stadtarchiv Kelheim, o. J., S. 50 Wirkung der berühmten Re- So stellte beispielsweise zeption des römischen Rechts
Soman fest, daß der Anteil der Frauen in den ropas im 16. Jh. betrachten, oder als Aus-ist sicher die "Verschriftlichung" des rechtetwa 2000 Hexenprozessen des Pariser Ge-druck der Gegenreformation sehen. Bevor lichen Verfahrens, die Aktenversendung richtsbezirks nur etwa 40 bis 50% betrug, man solche Hypothesen schlechthin über-und Nachfrage nach gelehrten Konsilien. ein überaus erstaunlicher Beweis, daß wir nimmt, braucht man einen sehr viel schärfe-Diese Änderung im Rechtsverfahren ist wirklich nichts unbesehen glauben dürfen. ren Einblick in das religiöse Leben des Vol-für uns insofern wichtig, als sie die Möglich- Viele Grundfragen sind im Prinzip noch völ-kes. Sonst besteht die Gefahr, volkstümliche keit geschaffen hat, die geistige Welt der Julig offen. Prozesse vorauszusetzen, die sich kaum mit risten (mit ihren gelehrten Vorstellungen
der Wirklichkeit des 16. oder frühen 17. Jhs. von Teufelspakt, Hexenflug, Sabbat und
decken. Teufelsbuhlschaft) mit der der Bauern (mitWarum? Andere Historiker schlagen vor, den ihren Phantasien von Schadenszauber und Früher hat man sich mit der These begnügt, Hexenwahn als Teil des politischen Prozes-geheimen Kräften) in ständigen Kontakt zu die großen Hexenprozesse seien ein Aus-ses zu betrachten, in dem sich der National-bringen. druck des finsteren Aberglaubens - eine staat ausgebildet hat. Das mag in Einzelfäl-Diese Beobachtung betrifft schon die These, die unser Verständnis für die Ereig-len ins Schwarze treffen, aber verallgemei-heute häufig verwendete Erklärung der gronisse und die Ideen der Vergangenheit nichtnern kann man auch diese These wohl ßen Hexenprozesse - d. h. die Vorstellung vertiefte, sondern nur unser Überlegenheits-kaum, da die treibenden Kräfte bei der He-von einem Zusammenprall zweier Kultugefühl verstärkte. Seit gut 25 Jahren ver-xenverfolgung oft nicht über die Unterstüt-ren, der gelehrten und der volkstümlichen. sucht man deswegen die Hexenprozesse in zung von Seiten des Fürsten beziehungs-Mit ihren schärfsten und extremsten Vertre- Verbindung mit den großen geschichtlichen weise des Staates verfügten, sondern viel-tern nimmt diese These an, daß das Volk Eu- Entwicklungen der Frühen Neuzeit zu inter-mehr von dieser Seite Einschränkungen er-ropas im Jahre 1500 in seinen Grundanpretieren. fuhren. schauungen noch heidnisch war, und daß
So gibt es heute eine Reihe von Erklä-Wirtschaftshistoriker haben nur selten der christlichen Lehre besonders auf dem rungsversuchen, die die Hexenprozesse ent-über Hexenprozesse geschrieben. Gleich-Lande nur eine äußerst oberflächliche Wirweder als Teil der Konfessionalisierung Eu-wohl kann man in letzter Zeit eine Tendenz kung zukam.
Von diesem Blickpunkt aus kann man dann die Geschichte der Reformation und der Gegenreformation als ein massives Bestreben kennzeichnen, das Volk christianisieren zu wollen. Als Kirchenvisitationen eingeführt wurden, erfuhren die Verantwortlichen der Kirche vielleicht zum ersten Mal etwas über die "abergläubischen Vorstellungen" des gemeinen Mannes. Aus Erschrecken und wirklicher Angst hätten die gelehrten und die die Verwaltung tragenden Schichten die Volkskultur angegriffen, die gröbsten Praktiken mit dem Brandzeichen der Hexerei versehen und die verdächtigsten Mitglieder der Dorfgesellschaft (z. B. Hebammen) als Hexen verurteilen lassen. Dies mag im Einzelfall vorgekommen sein, aber die Historiker dieser Richtung gehen sehr weit, wenn sie behaupten, daß in diesem Kampf mit der Volkskultur die Hexenprozesse ein Instrument der Sozialdisziplinierung darstellen. Bei einigen Gelehrten hat die Auseinandersetzung mit der Volkskultur nämlich zum genauen Gegenteil geführt.
Die Schule von Martin Plantsch und Johannes Brenz in Württemberg beispielsweise hat Anstoß an der volkstümlichen Tendenz genommen, Hexen als Unglücksstifter zu fürchten und zu verfolgen (vgl. Midelfort 1972). Vielmehr wollten die Anhänger dieser Schule - und das waren nicht nur ein paar aufgeklärte Hochschullehrer, sondern fast alle, die in der offiziellen Predigertradition Württembergs standen, die Hexenbeschuldigung selbst als Aberglauben unterdrückt wissen. Gab es auch andere Territorien oder Städte, wo eine solch gemäßigte Richtung dominierte?
Zum Schluß bleibt noch auf einen Aspekt hinzuweisen, der geeignet erscheint, zur Erklärung der Hexenprozesse beizutragen. Wir sollten nie die ungeheure Angst, die schaudernde Furcht unterschätzen, die nicht nur die Hexen sondern auch ihre Verfolger durchlebten. In welch tiefe und zitternde Ängste waren die herrschenden Klassen, die Dorf- und Stadtobrigkeiten geraten, wenn sie ihren Gerechtigkeitssinn und ihr menschliches Mitleid aufgaben und sich wie Unmenschen benahmen?
Die Erklärung des Hexenwahns als religiöse, politische, wirtschaftliche, medizinische, oder gelehrte Unterdrückungsmaßnahme scheint insofern erweiterungsbedürftig, als wir nicht nur die Mentalität des gemeinen Mannes verstehen müssen, son- dem auch diejenige der Mächtigen. Daher sind solche Untersuchungen wichtig, die versuchen, die Angst, die Besorgnis, die Beklemmung zu beschreiben, die z. B. als Begleiterscheinung der hochgetriebenen Erwartungen des Weltendes entstanden sind. Man wußte zwar, daß Gott versprochen hatte, die Guten zu retten und das Reich Christi zu errichten, doch manche frommen Christen haben sich trotzdem nicht darauf gefreut.
Manche haben ihre Kämpfe mit den Hexen gerade als einen wichtigen Teil der
Heilsgeschichte der Endzeit verstanden. Wenn man sich sein eigenes Benehmen und Agieren auf dieser großen Bühne vor Augen gerufen hat, mag es vielleicht dazu geführt haben, daß man gezittert und Angst bekommen hat - Angst, daß das ausgelassene Teufelsheer des Weltunterganges auch den Verlust von allem Gewohnten und Vertrauten bedeuten wurde.
Die Parallele zu den Schwierigkeiten der Abrüstungspolitik unserer Tag scheint in gewissem Sinne aufschlußreich. Wenn man glaubt, daß die Welt vom endgültigen Untergang bedroht ist, liegt es nahe, Feinde als Erzfeinde und Untermenschen zu betrachten und vor lauter Angst- und Rachegefühlen sogar sämtliche menschlichen Grundwerte außer acht zu lassen. Die Geschichte des Hexenwahns vermag vielleicht auch zur Beleuchtung unserer Ängste und Sorgen beizutragen.
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