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Der Mann mit der Samtmaske

Der Mann mit der Samtmaske

Hallo,

Wußtet Ihr das die Geschichte des Mannes mit der eisernen Maske,welche einige Male verfilmt wurde,auf wahren Begebenheiten beruhte?Nur das es in Wirklichkeit keine Eiserne Maske war sondern eine Samtmaske?

lieber Gruß

ceredwen

Der Mann mit der Samtmaske

Im Jahr 1669 wurde ein geheimnisvoller Mann im Auftrag von König Louis XIV. von Frankreich im Gefängnis eingesperrt, wo dieser bis zu seinem Tode im Jahre 1703 verblieb. In den 34 Jahren Gefangenschaft trug er stets eine Maske aus schwarzem Samt. Niemand durfte das Gesicht dieses Gefangenen erblicken. Bei ihm waren ständig zwei Musketiere, die den Auftrag hatten ihn zu töten, falls er es wagte die Maske abzunehmen. Niemand der Wärter wusste wer dieser maskierte Mann eigentlich war, welcher im Namen des Königs auf diese strenge Art bestraft wurde, wenngleich die Todesstrafe zur damaligen Zeit selbst für geringere Verbrechen an der Tagesordnung war. Welchen Grund mag es geben einen Mann den größten Teil seines Leben unter diesen Umständen zu verstecken? Wer war dieser Mann und warum musste dieser bis zu seinem Tod eine Maske tragen? Um diese ungewöhnliche Geschichte besser zu erfassen, werfen wir einen kurzen Blick zurück in der Geschichte.

1669 wurde er in der Hafenstadt Dünkirchen unter strengsten und ungewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen festgenommen. Zunächst brachte man ihn in das Gefängnis von Pignerol bei Turin. Man beauftragte Gouverneur Monsieur St. Mars mit der Instruktion: "Sie haben ihm mit dem Tode zu drohen, wenn er seinen Mund auftut und zu ihnen über irgend etwas anderes als seine täglichen Bedürfnisse spricht". Mehrmals wurde der Gouverneur versetzt und jedes Mal begleitete ihn sein geheimnisvoller Gefangener. Im Jahre 1698 wurde dieser schließlich Gefängnisleiter der berühmten Bastille, und selbst 30 Jahre nach der Verhaftung des Unbekannten wurde er mehrmals angewiesen alles mögliche zu tun, damit niemand dessen Gesicht zu sehen bekommt oder gar mit diesem Mann zu sprechen. Auch war es dem Gefangenen strikt untersagt sich schriftlich mitzuteilen. In all den Jahren der Gefangenschaft wurde der maskierte Mann relativ gut behandelt, er bekam alles was er sich wünschte. Ein Punkt mehr, was die Geschichte um diesen Mann so geheimnisvoll machte.

Aus Aufzeichnungen geht ebenfalls hervor das der maskierte Mann am Anfang seiner Gefangenschaft mit mindestens zwei anderen berühmten Gefangenen zusammen war: Nicolas Fouquet, dem Finanzminister am Hofe des Königs, und Comte de Lauzun, Hauptmann der königlichen Leibwache und langjähriger Vertrauter König Louis XIV. Beide hatten die Gunst des Königs verloren und mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen.

Was auch immer der Grund für die Verhaftung des maskierten Mannes war, so steht zumindest fest das ein normaler Bürger zum Tode verurteilt worden wäre, anstatt 34 Jahre unter derartigen Sicherheitsmaßnahmen gefangen zu sein. Daher nimmt man an, das er entweder ein sehr berühmter Mensch war, oder das er einer bekannten Persönlichkeit sehr ähnlich sah.

Der Staatsmann und Gelehrte Lord Quickswood war der Überzeugung, das es sich bei dem Gefangenen um niemand anderen als den leiblichen Vater von Louis XIV. handelte. 14 ihrer 22 Ehejahre waren Louis XIII. und Anna von Spanien kinderlos geblieben. Der eigentliche Herrscher Frankreichs war damals der Staatsmann und Kardinal Richelieu. In dessen Interesse lag es, das der König einen Erben hatte, der gleichfalls von der Richelieu-Clique gelenkt werden konnte. Jahrelang hatten der König und die Königin getrennt gelebt. Richelieu gelang es jedoch, eine formelle Versöhnung zu inszenieren. Ganz Frankreich war höchst erstaunt, als die Königin 1638 einen Sohn gebar. Da die beiden Monarchen nie zuvor eine Kind gehabt hatten und einander verabscheuten, liegt der Gedanke nicht fern, dass Richelieu die Königin davon überzeugte, ein Kind mit einem jungen Edelmann an der Stelle ihres Gemahls zu zeugen. In Paris gab es damals viele illegitime Söhne von Heinrich IV., sie waren alle Halbbrüder Louis des XIII. Es war also nicht notwendig, ausserhalb des bourdonischen Königshauses einen geeigneten Edelmann zu suchen. Richelieu konnte wohl ohne Schwierigkeiten einen gut gewachsenen jungen Bourbonen finden, welcher der schönen Königin nicht abgeneigt war, und vielleicht überzeugte er die Königin, dass dies der beste Weg aus ihrem Dilemma sei. Schon seit Kindheit an konnte man sehen, das Louis der XIV. dem König nicht ähnelte. Wenn dies zutrifft, so hat Louis XIV. seinen leiblichen Vater einsperren lassen. Vielleicht stellte dieser nunmehr Ansprüche an seinen mittlerweile zum König gewordenen Sohn, was dieser natürlich nicht duldete. Immerhin würde in diesem Falle sein Anspruch auf den Thron in Frage gestellt werden. Als seinem leiblichen Vater gewährte er ihm ein Leben in völliger Geheimhaltung und in Gefangenschaft, anstelle des schnellen Todes. Ein Leben mit Annehmlichkeiten, aber ohne jeden menschlichen Kontakt, von seinen Kerkermeistern abgesehen.

Die Theorie des verstoßenen Vaters scheint zumindest bei näherer Betrachtung die plausibelste zu sein, wenngleich bislang ein stichfester Beweis hierfür fehlt. Aber diese Theorie ist nicht die Einzige, welche sich um den Mythos des maskierten Gefangenen gebildet haben. Wenn der Gefangene also nicht der leibliche Vater des Königs war, welche Beziehung bestand dann? War der Unbekannte ein Feind des mächtigen Ministers Colbert, jemand von Rang und Adel, der an den Fronde-Aufständen teilgenommen hatte, vielleicht der Herzog von Beaufort? Oder handelte es sich um einen illegitimen Sohn Ludwigs XIV. aus seiner Verbindung zu Madame La Vallière, seiner ersten offiziellen Maitresse? War er der Kopf einer Verschwörung gegen das Leben und die Macht des Königs, angezettelt von denen, die glaubten, der Thron von Frankreich gehöre den Nachkommen Karls des Großen (z. B. Henri de Lorraine, Duc de Guise) und nicht den Hugues Capet? Eine weitere Theorie bezieht sich auf den Herzog von Monmouth, ebenfalls ein unehelicher Sohn Karls II. Er rebellierte gegen die Autorität des Vaters und wurde von der protestantischen Mehrheit als Thronerbe anerkannt. Er hatte jedoch kein Glück mit diesem Vorhaben und sein Schicksal, obwohl gut dokumentiert, ließ Theoretiker an einen vorgetäuschten Tod und an Einkerkerung denken.

Fest steht zumindest, das dieser maskierte Mann starb, wie er die letzten 34 Jahre seines Lebens verbrachte: Gesichtslos und unbekannt. Auf seinem Grabstein steht der Name Eustache Dauger und das er zu Lebzeiten als Kammerdiener arbeitete. Seine wahre Identität nahm er mit in sein Grab.

Der französische Romanautor Alexandre Dumas verfasste im Jahr 1850 seinen Roman "Der Mann in der eisernen Maske", welcher zumindest in den Grundzügen an jenen seltsamen Gefangenen angelehnt war. Aus der Samtmaske wurde hierbei jedoch eine Maske aus Eisen, was sich für die Leserschaft natürlich romantischer und schauerlicher anhörte, und der Gefangene soll der Zwillingsbruder Ludwigs XIV. gewesen sein, welcher nach seiner Geburt verbannt wurde, um Komplikationen bei der Erbfolge zu vermeiden. Doch als man entdeckte wer er war, lies man ihn einsperren. Dumas Roman wurde weltberühmt und mittlerweile mehr als ein Dutzend mal verfilmt, womit zumindest die Erinnerung an jenen Gefangenen weiterlebt. Sein wahres Geheimnis jedoch liegt in seinem Grab verborgen... 

Autor:

Sandra Keller

Quelle:  http://einsamer-schuetze.com