Earth Circle - Sonstige Kulturen

Gladiatoren nur Showstars?

Gladiatoren nur Showstars?

Gladiatoren nur Showstars?



von Kristian Büsch



Gegenüber der Zeitschrift New Scientist erläuterte Steven Tuck von der Miami University in Ohio seine These, dass die Gladiatoren eher Showstars glichen und keine Schlächter waren.

Vergleichbar seien sie viel eher mit den Wrestling- und Fußballstars unserer Tage; austrainierte, überbezahlte und verwöhnte Diven mit einer riesigen Fangemeinde. Es bedarf keiner Erwähnung, dass Tuck mit seiner These nicht nur Zuspruch erfährt.



Die Vorfahren des Undertaker?


Wenn Wrestlingstars in die Arena steigen, fliegen die Fetzen. Riesige muskelbepackte Athleten mit Fantasyoutfit und klangvollen Namen wie "der Bestatter" (The Undertaker), Hardcore Holly oder The Rock prügeln vor großer Kulisse und mit allem was nicht festgeschraubt ist aufeinander ein – alles im Namen des Entertainments versteht sich.

Die Wrestling-Kämpfe sind von A bis Z inszeniert, und wenn sich einer der Athleten ernsthaft verletzt, dann zumeist durch einen Unfall. Ganz im Gegensatz zum Boxen, wo das Ziel des Kampfes zu sein scheint, den Gegner möglichst effizient besinnungslos zu prügeln, folgen Wrestlingkämpfe einer Regie, um Verletzungen der hochbezahlten Superstars zu vermeiden. Jeder im Publikum weiß, dass es Show ist und keinen stört's.

Steven Tuck glaubt nun, dass es sich bei den antiken Gladiatorenkämpfen ganz ähnlich verhielt. Ihr Job war es, einen guten Kampf abzuliefern – und das ohne sich oder dem anderen zu sehr wehzutun. Hinweise darauf glaubt er in antiken Darstellungen und mittelalterlichen Kampfsporthandbüchern gefunden zu haben.

Die Kunst des Zweikampfes


Tuck analysierte insgesamt 158 antike Abbildungen mit Gladiatorenkämpfen. Das Motiv war sehr beliebt im alten Rom; man findet es auf Wänden, Vasen, Gemmen und sogar Öllampen. Sein vornehmlichstes Ziel war zunächst, eine gewisse Struktur in den Darstellungen zu finden.


Zusätzlich zog er die – erst kürzlich übersetzten – mittelalterlichen Handbücher zu Rate. Nach seiner Auffassung seien Ritter ebenso Profis gewesen wie römische Gladiatoren. Da beide zudem ähnliche Waffen verwendeten, sollten sich aus den Erläuterungen Rückschlüsse ziehen lassen. Er versuchte, anhand der Beschreibungen in den Handbüchern mehr über die Bewegungsabläufe in bestimmten Kampfsituationen zu lernen.


Es stellte sich heraus, dass die beschriebenen Kampfabläufe in der Tat zu den antiken Darstellungen passen. Er konnte so drei wesentliche Phasen eines Gladiatorenkampfes ausmachen.

Zu Beginn eines Kampfe standen die Opponenten sich schwerbewaffnet gegenüber und hieben aufeinander ein, mit allem was zur Verfügung stand. Spätestens nachdem einer der beiden verletzt war, kam Phase zwei: Der verletzte Kombattant zog sich zurück und versuchte, eine gewisse Distanz zu halten. In Phase drei schließlich wurden die Schilde beiseite geworfen und die Rauferei ging richtig los.

Ziel dieser dritten Phase war nach Tucks Ansicht nicht, den Gegner zu töten, sondern ihn niederzuringen. Zumindest in einem Punkt könnte man ihm Recht geben: Wenn beide Kämpfer sich zum Höhepunkt des Kampfes Schild und Waffe entledigten, ging es vermutlich um eine gute Show und nicht primär darum, dem anderen so schnell wie möglich den Garaus zu machen.


Für Professor Tuck ist damit klar: Bei Gladiatorenkämpfen ging es um einen martialischen Auftritt aber nicht um Leben und Tod.

Was sagen die Quellen?

Nun mag sich manch einer wundern, warum das den Generationen von Althistorikern, die sich seit langem mit Gladiatoren und Kampfsportarenen befassen, nicht aufgefallen ist. Dafür gibt es tatsächlich einen Grund: Die zeitgenössischen Quellen sahen die Sache ganz schlicht und ergreifend etwas anders.


Der große Schriftsteller Seneca zum Beispiel bewunderte Gladiatoren für die Ruhe und Fassung, mit der sie den Todesstoß empfingen. Auch von Sueton sind entsprechende Berichte überliefert. Eine von Kaiser Trajan ausgerichtete Siegesfeier soll das Leben von allein 5000 Gladiatoren gekostet haben.

Schließlich gibt es auch noch die Inschriften auf Grabsteinen und die sprechen eine eindeutige Sprache: Das Leben als Schwertkämpfer (lat.: gladius = Schwert) war im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich.

Nun bedeutet das nicht, dass Archäologen den Gladiatoren per se ihren Status als Showstars und Celebrities absprechen, allerdings sind sie überwiegend der Ansicht, dass es in der Arena prinzipiell erst einmal um Leben und Tod ging. Niemand behauptet, dass jeder Kampf mit dem Tod von zumindest einem der Kämpfer enden musste, es bestand allerdings eine gute Wahrscheinlichkeit, dass nur einer der beiden die Arena aus eigener Kraft verließ.

Teure Superstars

Damit könnte der Fall erledigt sein, doch stößt Professor Tuck mit seiner These nicht nur auf Skepsis. Unterstützung erhielt er zum Beispiel von Brynn Walters, dem Direktor der British Association for Roman Archaeology. Der unterstreicht, dass Gladiatoren in erster Linie Sportler und Entertainer waren.


Sie waren in Privatbesitz und wurden verhätschelt wie heutzutage ein David Beckham (wie gesagt: Walters ist Brite). Nach seiner Auffassung waren sie ihren Besitzern viel zu wertvoll, als dass man sie zur Erbauung des Pöbels abschlachten lassen würde. Schon richtig, allerdings behauptet das auch niemand.


Kein Archäologe wird sich hinstellen und sagen, dass die Superstars unter den Schwertkämpfern irgendwelchen Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden. Dafür gab es Sklaven und zum Tode verurteilte Kriminelle.

Die wirklich großen und berühmten Gladiatoren kämpften maximal zwei, drei Mal im Jahr und das waren Höhepunkte. Wenn sich so ein Topkämpfer einfach so abschlachten lassen würde, wäre er wohl nicht dahin gekommen, wo er war. Das Argument sticht also nicht so richtig.

Professionelle Ausbildung

Natürlich versuchten die Besitzer von Gladiatoren, ihre Investition zu schützen. Die Ausbildung war zeitraubend und teuer. In erster Linie beinhaltete dies allerdings Dinge wie eben eine gute Ausbildung, Verpflegung und erstklassige medizinische Versorgung.


Wie wir kürzlich erfuhren, fraßen sich die meisten der Kämpen zudem eine dicke Fettschicht an, damit bei vermeintlichen Schwertstreichen keine lebenswichtigen Organe verletzt wurden.


Auch richtig ist, dass Gladiatoren zu umjubelten Helden aufsteigen konnten, die schließlich auch ihre Freiheit geschenkt bekamen. Ob man nun aber soweit gehen kann, zu behaupten, dass alles nur Show war, bezweifeln die meisten Archäologen.

Natürlich versuchten die Besitzer von Gladiatoren, ihre Investition zu schützen. Die Ausbildung war zeitraubend und teuer. In erster Linie beinhaltete dies allerdings Dinge wie eben eine gute Ausbildung, Verpflegung und erstklassige medizinische Versorgung.


Wie wir kürzlich erfuhren, fraßen sich die meisten der Kämpen zudem eine dicke Fettschicht an, damit bei vermeintlichen Schwertstreichen keine lebenswichtigen Organe verletzt wurden.


Auch richtig ist, dass Gladiatoren zu umjubelten Helden aufsteigen konnten, die schließlich auch ihre Freiheit geschenkt bekamen. Ob man nun aber soweit gehen kann, zu behaupten, dass alles nur Show war, bezweifeln die meisten Archäologen.

Besonders das Argument, es wäre viel zu teuer gewesen, hätten Gladiatoren in den Arenen tatsächlich bis zum Tode gekämpft, lassen sie nicht gelten. Profilsüchtige Kaiser wollten ihre Generosität ja gerade herausstreichen bei solchen Gelegenheiten. Geld spielte da keine Rolle.

Hinweise wie, dass der Besuch von Gladiatorenkämpfen als ein intellektuell wesentlich wertvollerer Zeitvertreib angesehen wurde, als zum Beispiel ein Theaterbesuch, sagt vielleicht etwas über das Theater jener Tage und die römische Gesellschaft im Allgemeinen aus, ist sicher aber kein Hinweis auf Pazifismus in der Arena.


Zudem mag man sich fragen, was Handbüchern für Ritter uns über die Realität in antiken Kolosseen verraten können. Hier ist doch etwas gesunde Skepsis angebracht.
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Quelle: http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/archaeologie/raetsel/showstars/index.html

liebe Grüße
Sandro

Re: Gladiatoren nur Showstars?

Wird schon so gewesen sein. Vieles hat sich ja in unserer Kultur nicht weiterentwickelt. Und da man keine Safaries für jeden ausstatten konnte und Kino mit Actionfilmen noch nicht so populär war, hat man das halt in Echtzeit in der Arena dargestellt. Und ob da nun teure Löwen oder billige Sklaven abgeschlachtet wurden, war ja eigentlich egal. Die Helden brauchten ja Material, was es zu besiegen galt. Und das Verhältnis zu Untermenschen hat sich ja bis in die heutige Zeit nicht wesentlich verändert.


Re: Gladiatoren nur Showstars?

hallo jiin !

Hm . Naja , ich glaube nicht , das das nur show-stars waren .Der leitsatz der gladiatoren war dafür zu sehr auf den tod und das leben danach bezogen. Ich krieg ihn aber nicht mehr direkt auf die reihe . Die Frage an den Cäsar ,ob leben oder tod war ja auch noch da. dei Menschen damals hatten ein anderes verhältnis zum tod , denke ich . Die kriege waren viel direkter und wenn du im kampf jemandem begegnet bist hieß es wohl : entweder er oder ich . Komisch , ich hab erst gestern abend sehr viel darüber nachgedacht. Ich meine jetzt nicht die gladiatoren ,sondern die einstellung der menschen damals .War die bereitschaft zu töten größer als heute ? Dei menschen haben eine vielzahl von möglichkeiten gefunden andere menschen zu töten , aber in den meisten fällen geschiet das durch eine waffe , dei große entfernungen zurücklegen kann. Die distanz ist sehr viel größer . Ich denke , die Menschen haben sich schon ziemlich verändert .