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Zuckerl für die kranke Haut

Zuckerl für die kranke Haut

ALTERNATIVMEDIZIN
Zuckerl für die kranke Haut
Mit Zuckerkugeln gegen Krankheiten Mit Zuckerkugeln gegen Krankheiten
© Netdoktor
Vergrößern (Symbol) Von einer Kur mit Zuckerkügelchen und Tropfen profitieren vor allem Kinder. Doch wer sich für Homöopathie entscheidet, braucht vor allem eines: viel Geduld.
Pulverisierte Bienen, Schlangengift, Quecksilber, Arsen - die homöopathische Apotheke scheint aus Harry Potters Zauberhandbuch entnommen. Abenteuerlich muten auch die Kriterien für die Auswahl der Medikamente an: Lachen im Schlaf, Verlangen nach Butter, aber auch die Angst vor Hunden entscheiden darüber, welches Präparat Homöopathen empfehlen. Mysteriös auch, wie ein Zuckerkügelchen wirken soll, wenn durch millionenfache Verdünnung vom Ausgangsstoff nichts mehr vorhanden ist.
Alles Placebo?
Naturwissenschaftlich geprägten Geistern ist die alternative Heilmethode meist eher suspekt. Sie vermuten, dass bei der Homöopathie lediglich ein starker Placeboeffekt wirkt. Doch diese Erklärung läst sich inzwischen nicht mehr halten: Immer mehr Studien belegen, dass die Globuli, wie die homöopathischen Zuckerkügelchen genannt werden, tatsächlich helfen.
Wirkung erwiesen
In einer Metastudie analysierten Münchener Wissenschaftler 89 Homöopathie-Studien, durchgeführt zwischen 1943 und 1995. In 67 Prozent der Studien, so das Ergebnis, ließ sich die Wirksamkeit der homöopathischen Behandlung nachweisen (The Lancet, 1997). Auch eine aktuelle Studie der Berliner Charité bestätigte den Effekt: In 103 niedergelassenen Arztpraxen wurden insgesamt 1130 Kinder vor und nach einer homöopathischen Behandlung begutachtet, ein Fünftel davon hatte Neurodermitis. Das Ergebnis: Die Beschwerden der kleinen Patienten besserte sich erheblich, aus Sicht der Ärzte und Patienten. Der Juckreiz nahm ab, genauso wie die Ekzeme oder Rötungen. Ärzte und Patienten arbeiteten mit einer standardisierten Bewertungsskala von 0 (keine Symptome) bis 10 (schwerste Symptome). Ärzte gaben eine durchschnittliche Verbesserung von durchschnittlich 5,9 auf 1,5 Punkte an, die Patienten von 6,1 auf 2,2 Punkte.
Das Problem ist aber nach wie vor: Wissenschaftlich lässt sich die Wirksamkeit der Globuli nicht erklären. "Wir stellen uns vor, dass die Therapie eine Immunreaktion anstößt, ähnlich wie bei einer Impfung", erklärt Dr. Roland Eichler, niedergelassener Arzt aus Würzburg im NetDoktor-Gespräch. "Wie das aber genau funktioniert, wird man nie wissen", glaubt der Homöopathie-Experte.
Empfängliche Kinder
Eichler behandelt seit Jahren Neurodermitis-Kinder mittels Homöopathie. Gemeinsam mit seinem Kollegen, Dr. Horst Frank, leitender Arzt an der Hautklinik in Bad Mergentheim, hat er 100 Fälle kleiner Neurodermitis-Patienten in einem Buch dokumentiert. "Mehr als 90 Prozent der Kinder mit Neurodermitis sind sehr gut homöopathisch behandelbar", berichtet Eichler. Ihr Immunsystem spräche noch besonders gut auf die homöopathischen Hochpotenzen an. Das sind extremste Verdünnungen eines Wirkstoffs. Außerdem sei bei Kindern die ursprüngliche Symptomatik noch unverfälscht. Das macht es einfacher, das richtige Mittel zu finden.
Dichtende Eltern
Andererseits stoßen Homöopathen bei den Jüngsten auf spezielle Schwierigkeiten: "Kleine Kinder können selbst nicht sagen, welche Beschwerden sie haben", so Eichler. Der Experte ist daher auf die Beobachtungen der Eltern angewiesen, die aber oft verzerrt sind. Manche Eltern haben sich ein Halbwissen über Homöopathie angeeignet und dichten ihren Kindern typische Auslöser an: "Mein Kind ist milchallergisch", heißt es dann, oder: "Es liegt eindeutig an der Psyche."
Fehlstarts - keine Seltenheit
Die Globuli sind keine Wunderpillen - trotz verblüffender Erfolge. Der Entschluss, sich oder sein Kind der Homöopathie anzuvertrauen, hat weitreichende Konsequenzen, denn mit dem Schlucken der Zuckerpillen ist es meist nicht getan. Man braucht vor allem Geduld und Durchhaltevermögen, wenn die Therapie Erfolg haben soll. Es kann mehrere Wochen dauern, bis sich die Wirkung überhaupt entfaltet.
Wirken die Globuli, verstärken sich die Beschwerden zunächst (Erstverschlechterung), die Symptome nehmen zu statt ab. Hinzu kommt, dass auch der erfahrendste Homöopath meist nicht auf Anhieb das richtige Mittel findet. Zwei oder drei Fehlstarts in der Behandlung sind laut Eichler keine Seltenheit. Im Schnitt dauere es ein bis zwei Jahre, bis die Krankheit stabilisiert sei. Vielen ist das zu aufwändig und unbequem: "Heute muss immer alles sehr schnell gehen", kritisiert der Arzt. Und natürlich kommt es auch vor, dass man jahrelang umsonst behandelt.
Risikofaktor Homöopath
Wie hoch die Trefferquote für das richtige Mittel tatsächlich ist, hängt von vielen Bedingungen ab. Der erste und wichtigste Faktor ist die Erfahrung des Homöopathen. Anders als bei der klassischen Medizin stehen nicht die Krankheitssymptome wie Hautausschlag und Rötungen, sondern der Kranke selbst im Mittelpunkt: Seine Persönlichkeit, Gewohnheiten und sein Verhalten. Deshalb gibt es auch nicht "das" homöopathische Neurodermitis-Medikament, sondern jeder Patient bekommt ein anderes Mittel. Entscheidend ist ein Therapeut, der eine gute Nase für die entscheidenden Merkmale hat, gut kombinieren kann hat und die richtigen Rückschlüsse zieht. Beispielsweise bekommt ein Patient, der um Mitternacht aufwacht, nicht gerne spielt oder große Lust auf Süßes hat ein anderes Mittel als jemand, der an der Nase schwitzt, jähzornig ist und auf den Knien schläft.
Eine Herausforderung für Homöopathen sind vor allem erwachsene Neurodermitiker, die eine lange Therapie-Odyssee hinter sich haben. Bei ihnen sind die ursprünglichen Merkmale meist stark verzerrt. Der Behandlungserfolg liege hier nur bei etwa 50 Prozent, schätzt der Mediziner.
Hustensaft ist tabu
Für die Patienten liegt die Herausforderung darin, einen gut ausgebildeten Homöopathen zu finden. In Deutschland ist der Titel "Homöopath" bislang nicht geschützt und auch weniger gut Ausgebildete können sich damit schmücken. Kennzeichen für eine seriöse homöopathische Therapie sind ein ausführliches, mehrstündiges Gespräch über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) und der Verzicht auf Mischpräparate oder zusätzliche Medikationen. "Alles andere", sagt Eichler, "hat mit klassischer Homöopathie nichts zu tun."
Patienten müssen sich also im Klaren sein, dass Kopfschmerztablette und Hustensaft in der Hausapotheke keinen Platz mehr haben. Schulmedizinische Behandlungsmethoden sind ab sofort tabu. Das gilt vor allem für Kortison und moderne Immunmodulatoren, die attraktiv sind, weil sie kurzfristig schnelle Erfolge bringen. Wer schwere Komplikationen erleidet, muss in jedem Fall auf die Schulmedizin zurückgreifen. Eichler sagt: "Der Homöopath muss seine Grenze kennen."
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Quelle: www.gmx.net/de/themen/gesundheit/medizin/alternative-medizin/97786,cc=0000001859000009778612L4Hy.html

liebe Grüße
Sandro