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Volksabstimmung: gehört Religionsunterricht in die Schule?

Volksabstimmung: gehört Religionsunterricht in die Schule?

Im Bundesland Berlin ist ab der siebten Klasse Ethik Pflichtfach, während der Besuch des Religionsunterrichts bislang  freiwillig ist und der Unterricht in alleiniger Verantwortung der Kirchen und anderen Gemeinschaften betrieben wird. Die Initiative „Pro Reli“ will dies mit dem Volksentscheid ändern, danach soll Religionsunterricht künftig gleichberechtigt zum Pflichtfach Ethik unterrichtet werden. Für die Schüler hieße dies, dass sie künftig zwischen beiden Fächern wählen können. Die Initiative Pro Reli wird in ihrem Anliegen unter anderem von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, dem Erzbistum Berlin und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin unterstützt. Die Berlinerinnen und Berliner sind am 26. April zur Abstimmung aufgerufen.

http://www.pro-reli.de/volksentscheid
http://www.ekd.de/aktuell/090402_huber_bz_kolumne.html

ZDF: “sonntags”

Sonntag, 26. April 2009, 9.02 Uhr

Aktuelles Thema:  Volksabstimmung “Pro Reli” in Berlin

zu diesem Thema findet Ihr > HIER <  und einen > Aufsatz zu diesem Thema < 

Vielleicht möchtet Ihr dieses Thema auch hier im Forum diskutieren?

Ich würd mich freuen.

Liebe Grüsse

Tanja

Ethik oder Religion?

Wie hast du's mit der Religion?

 WAZ 27.04.2009, Angelika WOELK Essen. Anders als in Berlin ist in NRW laut Landesverfassung der Religionsunterricht ein „ordentliches Unterrichtsfach”.

 

„Nun sag'”, will Margarete mit unschuldiger Neugier von Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie wissen, „wie hast du's mit der Religion?” Was Faust antwortet, weiß die Theaterwelt. „Lass das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut.” Seit Sonntag weiß die ganze Republik, wie die Berliner diese Frage beantworten. Der Tenor der Antwort könnte ebenfalls von Faust stammen: Lass das.

Die Berliner haben in einem Volksentscheid entschieden, dass wie bisher das Fach Ethik an den Schulen ab Klasse sieben Pflichtfach bleibt, Religions-Unterricht hingegen freiwilliges Zusatzangebot. Doch anders als Berlin, die „Hauptstadt des Atheismus”, gilt Nordrhein-Westfalen als weitaus kirchlicher geprägtes Bundesland. Rund 42 Prozent der Bewohner sind katholisch, etwa 28 Prozent evangelisch. Und ganz anders als Berlin hält es NRW an den Schulen mit dem Fach Religion.

In NRW  'ordentliches Unterrichtsfach'

Es ist kein freiwilliges Zusatzangebot, sondern laut Landesverfassung und Schulgesetz „ordentliches Unterrichtsfach”. Das heißt: In NRW wird Religionsunterricht de facto vom Staat verantwortet. „Die Richtlinien und Lehrpläne erarbeitet der Staat”, sagt Bernd Ottersbach, Schuldezernent des Ruhrbistums. Doch der macht das „im Einvernehmen” mit den Kirchen. „Die Lehrpläne werden in Kommissionen erarbeitet, in denen Fachleute auch von den Kirchen sitzen”, ergänzt Professor Heinz-Werner Poelchau, Referatsleiter im NRW-Schulministerium. In Berlin hingegen sind allein die Kirchen für den Reli-Unterricht verantwortlich.

„Unterrichtet wird Religion in NRW von Lehrern, die staatliche Beamte oder Angestellte sind”, erklärt Ottersbach. „Aber sie bedürfen auch einer kirchlichen Unterrichts-Erlaubnis”, so der Bistums-Schuldezernent, die „Missio Canonica” für die katholische Kirche, die „Vocatio” für die evangelische. „Niemand bekommt aber die Missio, der nicht zuvor erstes und zweites Staatsexamen abgelegt hat.”

„Wie heute von Gott sprechen?”

Die Inhalte des Unterrichts seien in mehrere hundert Seiten starken Bänden festgehalten, sagt der Dezernent. Einige Themenbeispiele kann er trotzdem nennen. In der Grundschule stünden etwa Fragen wie diese auf dem Lehrplan: „Ich, die anderen, die Welt und Gott. Religion und Glaube im Leben der Menschen”. Oder: „Das Wort Gottes und das Heilshandeln. Jesus Christus in der biblischen Überlieferung.”

In Klasse sieben und acht lauteten Themen-Angebote etwa so: „Verantwortung für die Umwelt und die Mitwelt. Schöpfung als Gabe und Aufgabe.” Später gehe es auch um Fragen nach der „Multikulturellen Gesellschaft und dem Dialog mit den Konfessionen.” Abiturienten müssten etwa der Frage nachgehen: „Wie heute von Gott sprechen?” „Das sind aber nur Beispiele”, so Ottersbach, „jede Schule sucht sich daraus ein Themen-Angebot, das zu ihr passt.”

Bei Desinteresse das Fach abwählen

Schüler, die das gar nicht interessiere, könnten das Fach abwählen, so Professor Poelchau. Doch sie haben keine Freistunde. In der Sekundarstufe I müssen sie in der Regel das Fach „Praktische Philosophie” besuchen, ab Klasse elf „Philosophie”.

Darüber, wie viele Schüler sich abmelden, hat das Ministerium keine Zahlen. Doch seit 1997, als Praktische Philosophie auf den Alternativ-Plan rutschte, seien die Abmeldungen oftmals merkbar zurückgegangen, heißt es.

Jeder hat in NRW also auch die Möglichkeit, sich seinen persönlichen Ansprüchen gemäß zu entscheiden. Auch das könnte im Sinne von Faust sein. Der sagt schließlich auch zu Margarete: „Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.”

Quelle und weitere Links zum Thema: der westen.de