Sportlerdrüsen
© DIE ZEIT, 07.12.2006 Nr. 50
Sportlerdrüsen
»Stimmt es, dass ein trainierter Körper mehr schwitzt? Ich habe in einem Radsportmagazin gelesen, Trainierte hätten mehr aktive Schweißdrüsen als Untrainierte.«, fragt Dirk Schäfer, Bad Vilbel
Oft liest man, dass Sportler über mehr Schweißdrüsen verfügen als untrainierte Menschen. Das ist Unsinn, die Zahl der Schweißdrüsen eines Menschen liegt im Alter von etwa drei Jahren fest. Es sind zwischen zwei und vier Millionen, es gibt also durchaus genetische Unterschiede.
Sportler müssen jedoch keine neuen Schweißdrüsen bilden, um mehr schwitzen zu können, es reicht, wenn die vorhandenen Drüsen mehr Schweiß abgeben. Beim Krafttraining bekommen Sie ja auch keine neuen Muskeln, die vorhandenen werden nur kräftiger. In dem von Ihnen zitierten Artikel ist von aktiven Schweißdrüsen die Rede. Bei Anstrengung schaltet der Körper die Drüsen nacheinander ein. Bei einem trainierten Sportler werden nicht nur mehr Drüsen aktiv, sie fangen auch früher an, Schweiß abzusondern, weil sie durch das Training gelernt haben, dass gleich eine starke Erhöhung der Körpertemperatur zu erwarten ist. So kann ein trainierter Sportler im Wettkampf zwei bis drei Liter Schweiß produzieren, der Normalmensch schafft auch bei höchster Anstrengung nur knapp einen.
Auf diese Weise kann die scheinbar paradoxe Situation entstehen, dass bei gleicher Tätigkeit der Sportler früher zu schwitzen beginnt als der Untrainierte. Das bedeutet eben nicht, dass er sich mehr anstrengt, es ist nur die Fähigkeit seines Körpers, sich auf eine bevorstehende Höchstleistung einzustellen. Christoph Drösser