Forum motofun.ch - Interessantes aus aller Welt

Bibelcode

Bibelcode

Ist in religiösen Schriften ein Code verborgen?

1997 behauptete der US-amerikanische Journalist Michael Drosnin, der hebräische Originaltext der Bibel enthalte eine verborgene Ankündigung der Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin im Jahr 1995. Drosnin schrieb, er hätte vor dem Attentat vergeblich versucht, Yitzhak Rabin zu warnen.

Später erschienen weitere Veröffentlichungen, in denen Drosnin behauptete, dass der Thora ein verborgener Code eingeschrieben sei, der ihre göttliche Inspiration beweisen könnte. Außerdem seien allerlei weltgeschichtliche Ereignisse – von Hitlers Holocaust bis hin zum Krieg von Harmagedon – im Text der Thora versteckt.

Die Idee, im Text der Thora einen verborgenen Code zu suchen, ist eine Idee der Kabbala, einer im Mittelalter entstandenen mystischen Bewegung. Demnach sei die einfache Bedeutung des Textes der hebräischen Bibel nicht seine wahre Bedeutung, vielmehr habe Gott jeden Buchstaben als Symbol benutzt, um jenen, die sie zu deuten wüssten, eine erhabenere Wahrheit zu enthüllen.

Der kabbalistische Rabbi Bachya Ben Asher von Saragossa in Spanien schrieb bereits im 13. Jahrhundert, er habe in Intervallen von 42 Buchstaben in einem Abschnitt der Genesis ein Geheimnis entdeckt. Diese Methode benutzte auch Drosnin – allerdings mit Mitteln des Computerzeitalters. Dazu angeregt wurde er im August 1994 durch einen Artikel in der Zeitschrift Statistical Science. Diese meldete, Eliyahu Rips von der Hebräischen Universität Jerusalem habe gemeinsam mit Kollegen im hebräischen Text der Genesis nach Löschung der Wortzwischenräume und durch Überspringen von Buchstaben in stets gleichen Intervallen die Namen 34 berühmter Rabbis gefunden – samt Geburtstag- oder Sterbedatum unweit der Namen. Da dies statistisch gesehen kein Zufall sein könne, beweise dies, dass göttlich inspirierte Informationen vor Jahrtausenden als „Bibelcode“ verborgen wurden.

Mit dieser Methode untersuchte auch Drosnin die Thora. Dabei habe er den Namen „Yitzhak Rabin“ in Intervallen von 4.772 Buchstaben gefunden. Nachdem er den Thoratext in Zeilen von je 4.772 Buchstaben anordnete, kreuzte sich Rabins Name (vertikal gelesen) mit dem Text von 5. Mose 4:42 (horizontal). Ihn übersetzte Drosnin mit: „Mörder, der morden wird“. Hierbei geht es um einen Totschläger, der unabsichtlich tötete. Darum wurde Drosnin vorgeworfen, auf diese Art sei jedes Ereignis zu prophezeien. Drosnins meinte dagegen, er werde sich überzeugen lassen, wenn es seinen Gegnern gelinge, auch in Moby Dick Hinweise auf einen Ministerpräsidenten und seine Ermordung zu finden.

[Bearbeiten]

Korancode

Als Korancode wird die Beobachtung bezeichnet, dass die als gültige Überlieferung geltenden Texte des Korans zwar scheinbar vollkommen chaotisch strukturiert, aber bei genauerer Untersuchung hochgradig organisiert sind, so dass sie die Zahl 19 in mannigfaltiger Weise verarbeitet haben. Das Grundschema ist die Primzahl 19, deren Quersumme 10 ergibt und die wiederum zu eins wird - was verstanden wird als ein Fingerzeig auf den einzigen, wahren Gott des Islam. Es existieren Koranstellen, die explizit herausheben, dass Wissende die Authentizität des vorliegenden Textes durch geeigenete Prüfmethoden jederzeit nachvollziehen können, was ein klarer Hinweis auf eine gewollte Struktur im Form von eingebetteten Prüfsummen zum Schutz gegen Verfälschung zu werten ist.

[Bearbeiten]

Ein Beweis göttlicher Inspiration?

Professor Brendan McKay von der Nationaluniversität Australiens untersuchte daraufhin den englischen Text von Moby Dick. Drosnins Methode führte zu „Ankündigungen“ der Ermordung von Indira Gandhi, Martin Luther King, John F. Kennedy, Abraham Lincoln und weiterer Personen – nicht zuletzt: Yitzhak Rabin. McKays Vorwurf lautete, auf diese Weise finde man keine inspirierte verschlüsselte Botschaft, sondern eben die Daten, die man nach eigenem Ermessen vorab wählte.

Interessierte Forscher gingen sogar noch weiter und untersuchten auch kurze Texte. Eine wahlfrei herausgegriffene, aktuelle Pressemitteilung der Firma Microsoft lieferte bei Untersuchung mit den vorhandenen Computerwerkzeugen innerhalb weniger Minuten Bezüge zum Zeitgeschehen, namentlich zum Prozess um O. J. Simpson und um einen Box-Kampf bei dem einem der Kämpfer ein Ohr abgebissen wurde. So fanden sich die Zeichen „ojdidit“ (O. J. hat es getan), „ear“ (Ohr) sowie der Name des beschädigten Kontrahenten in sich überschneidenden oder zumindest nahestehenden Bereichen des Textkastens.

Auch die Behauptung, codierte Botschaften seien absichtlich im hebräischen Urtext verborgen worden, ist strittig. Drosnins Aussage, nach der „alle heute in der hebräischen Originalsprache vorhandenen Bibeln Buchstabe für Buchstabe identisch sind“, ist falsch. Es ist zwar tatsächlich erstaunlich oder auch als „Wunder“ anzusehen, dass der Bibeltext über Jahrtausende bewahrt wurde, ohne dass sinngemäße Unterschiede bestehen, jedoch sind die einzelnen erhaltenen Handschriften nicht Buchstabe für Buchstabe identisch.

Die älteste vollständige hebräische Handschrift ist der Codex Leningradensis. Er wurde um 1000 n. Chr. angefertigt und ist Basis der meisten heutigen hebräischen Bibelübersetzungen. Rips und Drosnin benutzten jedoch den Text von Koren. Der Codex Leningradensis weicht von der Koren-Ausgabe ab – allein im Deuteronomium um 41 Buchstaben. Die Schriftrollen vom Toten Meer enthalten Bibeltexte, die vor über 2000 Jahren abgeschrieben wurden. Nicht deren sinngemäße Aussage, jedoch die Anordnung der Buchstaben weicht vom Codex Leningradensis noch weitgehender ab. In manchen Buchrollen wurden häufig Buchstaben hinzugefügt, um Vokale anzuzeigen, da Vokalpunkte damals noch nicht geschrieben wurden (die hebräische Schrift enthält keine Vokale. Diese werden vom Leser je nach Zusammenhang ergänzt). Ein einziger geänderter Buchstabe würde die Buchstabenfolge samt der entstehenden Aussage komplett ändern, so sie denn vorhanden wäre

Quelle: Wikipedia