Totenglauben im alten Ägypten
Totenglaube im Alten Ägypten
Für ein Leben nach dem Tode
Zu allen Zeiten haben Kulturen im Verlauf des menschlichen Lebens die sogenannten Rites de Passages, Übergangsriten, gefeiert. Von den alten Ägyptern wissen wir nichts darüber, allem Anschein nach hat sich bei ihnen alles auf den Tod und damit auf den Einzug in die jenseitige Welt konzentriert. Der Totenglaube der alten Ägypter war von zwei Vorstellungen geprägt: Von der Fortdauer im Gedächtnis der Hinterbliebenen und dem ewigen Leben derjenigen, die das Totengericht bestanden hatten. Offenbar schon von der Vorgeschichte bis hinein in die römische Ära drehte sich bei den Bewohnern im Nilland das ganze Leben um den Grabbau. Und alles, was man im Diesseits benötigt, war auch im Jenseits notwendig. Größte Sorge bereitete dabei die Verpflegung mit Speise und Trank. Da im Kunstverständnis der Ägypter das Dargestellte als real galt, gehörten Modelle von Kornspeichern, Bäckereien und Metzgereien ganz selbstverständlich zur Grabausstattung, ebenso Nachbildungen von Brot, Fleisch, Fisch, Geflügel. Die Reliefs und Bilder an den Wänden zeigten die Taten des Toten zu seinen Lebzeiten. Damit man es in der jenseitigen Welt ein wenig leichter als im Diesseits hatte, kamen Dienerfiguren hinzu, Ushebtis, die alle Arbeit verrichten sollten.
Um etwa 2000 v.Chr. setzte sich die Vorstellung durch, dass der Verstorbene sich vor dem Eingang zum Jenseits vor dem Totengericht zu verantworten habe. Er mußte also sprechen können, und diesem Zweck diente die rituelle Mundöffnung, die beim Begräbnis vorgenommen wurde: Ein Prister mit der Maske des Anubis öffnete mit einem Haken (Dächsel) symbolisch den Mund der Mumie, damit der Tote wieder sprechen und sich bewegen konnte und auch seine Organe wieder funktionsfähig wurden. Durch magische Sprüche hauchte ein weiterer Priester der Mumie ihr Ach ein, wodurch ihr neue Lebenskräfte zuflossen.
Nun war der Verstorbene für das Weiterleben im Jenseits gerüstet, vorausgesetzt, er bestand die Prüfung vor dem Totengott. Anubis, der schakalgesichtige Totengott, und Thot, der Schreiber, standen dabei vor einer mächtigen Waage; auf der einen Seite befand sich eine Feder, Symbol der Ma'at und damit der Wahrheit, in der anderen Waagschale ruhte das Herz des Verstorbenen als Abbild seines Lebens.