... Warum stacheln "abendländische" und "morgenländische" Medien zum "Krieg der Kulturen" auf und provozieren eine Neuauflage der Kreuzzüge?
... Warum diffamieren und hetzen fundamentale Christen und Zionisten so aggressiv gewalttätig gegen fundamentale Islamisten und umgekehrt?
... Welche Lobbyisten, welche Kreise bedienen sich des religiösen Fanatismus und schüren Gewalt, Terror und Kriegsbereitschaft und profitieren davon?
Weil all diese Grundfragen derzeit die Medien beherrschen, habe ich diesen Thread eröffnet, um hier entsprechende Meldungen, Berichte und Meinungen, auch eigene, zusammenzutragen. Denn Mosaik für Mosaik könnte so ein Gesamtbild ergeben. Beginnen werde ich mit einem Beitrag von Uri Avnery.
Ein nationaler Konflikt - so schrecklich er ist ist lösbar. Während der letzten beiden Jahrhunderte wurden viele nationale Kriege geführt, und fast alle endeten mit einem territorialen Kompromiss. Solche Konflikte sind von Grund her logisch und können auf rationalem Wege beendet werden.
Bei religiösen Konflikten ist es anders. Wenn beide Seiten an göttliche Gebote gebunden sind, dann wird es um vieles schwieriger, einen Kompromiss zu erreichen.
Ein Krieg zwischen Religionen? Um Himmels willen, nein!
Uri Avnery
EINER UNSERER früheren Generalstabschefs, der verstorbene Rafael (Raful) Eitan, der nicht gerade eine Leuchte war, fragte einmal einen ausländischen Gast: Sind Sie Jude oder Christ? Ich bin Atheist! antwortete dieser. Ok, ok, reagierte Raful ungeduldig, ein jüdischer Atheist oder ein christlicher Atheist?
Nun, ich bin ein 100 %er Atheist. Und ich mache mir immer mehr Sorgen, dass der israelisch-palästinensische Kampf, der unser ganzes Leben beherrscht, einen immer religiöseren Charakter annimmt.
DER HISTORISCHE Konflikt begann als Zusammenstoß zwischen nationalen Bewegungen, die religiöse Motive nur als Dekoration verwendeten.
Die zionistische Bewegung war von Anfang an nicht religiös, eher anti-religiös. Fast alle Gründungsväter selbst waren erklärte Atheisten. In seinem Buch Der Judenstaat, der Gründungscharta des Zionismus, sagte Theodor Herzl: Wir werden sie (unsere Geistlichen) in ihren Tempeln festzuhalten wissen. Chaim Weitzman war ein agnostischer Wissenschaftler. Vladimir Jabotinsky bat darum, seinen eigenen Leichnam zu verbrennen im Judentum eine Sünde. David Ben Gurion weigerte sich sogar, bei Beerdigungen seinen Kopf mit einer Kipa zu bedecken.
All die großen Rabbiner seiner Zeit, Chassidim und ihre Opponenten, die Missnagdim, verurteilten Herzl und verfluchten ihn tüchtig. Sie wiesen die Grundthesen des Zionismus zurück, die Juden seien eine Nation im europäischen Sinne, und sahen die Juden stattdessen als ein heiliges Volk an, das nur durch die Erfüllung der göttlichen Gebote zusammengehalten werde.
Außerdem war die zionistische Idee in den Augen der Rabbiner eine Hauptsünde. Der Allmächtige verordnete den Juden als Strafe für ihre Sünden das Exil. Deshalb könne nur der Allmächtige selbst die Strafe widerrufen und den Messias senden, der die Juden zurück ins Heilige Land bringe. Bis dahin sei es streng verboten, in Massen zurückzukehren. Indem man Massenimmigration ins Land organisiert, rebellieren die Zionisten gegen Gott und - was noch schlimmer ist sie verzögern das Kommen des Messias. Einige Chassidim, wie die Satmar-Sekte in Amerika und eine kleine Gruppe, aber mit hohen Grundsätzen in Israel, die Netura Karta (Wächter der Stadt) in Jerusalem halten noch an diesem Glauben fest.
Die Zionisten haben sich zwar die Symbole des Judentums angeeignet (den Davidstern, den siebenarmigen Leuchter aus dem Tempel, den Gebetsschal, der zur Flagge wurde, sogar den Namen Zion), aber das war nur eine zweckmäßige Manipulation. Die kleine religiöse Fraktion, die sich dem Zionismus anschloss (die religiösen Zionisten) waren eine Randgruppe.
Vor dem Holocaust lernten wir in den zionistischen Schulen Palästinas, mit erbarmungsloser Verachtung all das zu behandeln, was aus dem jüdischen Exil kam: die jüdische Religion, das jüdische Stetl, die jüdischen Sozialstrukturen (die umgekehrte Pyramide). Erst der Holocaust änderte die Haltung gegenüber der jüdischen Vergangenheit in der Diaspora, die im Hebräischen gewöhnlich als Galuth (Exil) bezeichnet wurde.
Ben Gurion machte den religiösen Gruppen, einschließlich den anti-zionistisch eingestellten Orthodoxen, einige Konzessionen. Er befreite ein paar hundert Yeshiva-Studenten vom Militärdienst und errichtete ein getrenntes staats-religiöses Schulsystem. Sein Ziel war, bequeme Koalitionspartner zu gewinnen. Diese Vorgehensweise gründete sich jedoch auf der Annahme (die uns damals allen gemeinsam war), dass sich die jüdische Religion unter der brennenden Sonne Israels bald verdunsten und nach ein oder zwei Generationen im Ganzen verschwunden sein werde. All das änderte sich nach dem Sechs-Tagekrieg . Die jüdische Religion erlebte ein erstaunliches Comeback.
AUF DER palästinensischen Seite geschah etwas Ähnliches, aber mit einem völlig anderen Hintergrund. Die arabische Nationalbewegung war auch unter dem Einfluss der europäischen Nationalidee entstanden. Ihre geistigen Väter riefen zur Befreiung der arabischen Nation von den Fesseln der ottomanischen Herrschaft auf und später vom Joch des europäischen Kolonialismus. Viele von ihnen waren arabische Christen.
Als sich nach der Balfour-Erklärung und dem britischen Palästinamandat eine eigene palästinensische Nationalbewegung gebildet hatte, hatte diese keinen religiösen Charakter. Um sie zu bekämpfen, bestimmten die Briten eine religiöse Persönlichkeit zur Führung der palästinensischen Gemeinschaft in Palästina: Haj Amin Al-Husseini, den Großmufti von Jerusalem, der sich schnell die Führung des palästinensischen Kampfes gegen die zionistische Einwanderung anmaßte. Er bemühte sich, der palästinensisch-arabischen Rebellion einen religiösen Charakter zu geben. Indem er die Zionisten anklagte auf dem Tempelberg mit seinen islamischen Heiligtümern böse Absichten zu hegen, versuchte er, die Muslime zu überzeugen, die Palästinenser zu unterstützen.
Der Mufti scheiterte vollkommen, und sein Fehlschlag spielte bei der Katastrophe seines Volkes eine Rolle. Die Palästinenser haben ihn aus ihrer Geschichte ausgelöscht. In den 50ern verehrten sie Gamal Abd-al Nasser, den Bannerträger des säkularen pan-arabischen Nationalismus. Später, als Yasser Arafat die moderne palästinensische Nationalbewegung gründete, unterschied dieser nicht zwischen Muslimen und Christen. Bis zu seinem Ende bestand er auf der Befreiung der Moscheen und Kirchen in Jerusalem.
In einem Stadium ihrer Entwicklung rief die PLO zur Schaffung eines demokratischen, säkularen Staates auf, in dem Muslime, Juden und Christen zusammen leben werden. (Arafat liebte das Wort säkular nicht, sondern zog la-malia vor, was nicht-konfessionell bedeutet.) George Habash, der Führer der arabischen Nationalisten und später der Volksfront für die Befreiung Palästinas ist Christ.
Die Situation änderte sich mit dem Ausbruch der 1. Intifada Ende 1987. Erst dann begannen die islamischen Bewegungen Hamas und der islamische Jihad, den nationalen Kampf zu übernehmen.
DER ERSTAUNLICHE Sieg der israelischen Armee im 6-Tagekrieg, der wie ein Wunder empfunden wurde, löste eine tiefe politische und kulturelle Veränderung in Israel aus. Als das Shofarhorn an der Klagemauer ertönte, übernahm die religiöse Jugend, die bis dahin nur am Rande dahinvegetierte, die Mitte der historischen Bühne ein.
Plötzlich entdeckte man, dass das religiöse Bildungssystem, das von Ben Gurion als politische Bestechung - und im Gegensatz zu seiner eigenen Überzeugung - eingeführt wurde, im Stillen ein fanatisch religiöses Produkt geschaffen hat. Die religiöse Jugendbewegung, die all die Jahre unter Demütigung und Minderwertigkeitsgefühlen litt, begeisterte sich, begann die Siedlungsbewegung und führte die wichtigste nationale Leistung an: die Annexion der besetzten Gebiete.
Die jüdische Religion selbst machte eine Mutation durch. Diese Mutante legte ihre universalen Werte beiseite und wurde zu einem engstirnigen, militanten, fremdenfeindlichen Stammesglauben, dem es um Eroberung und ethnische Säuberung geht. Die religiösen Zionisten der neuen Sorte sind davon überzeugt, dass sie den Willen Gottes erfüllen und das Kommen des Messias vorbereiten. Die national-religiösen Kabinettsminister, die immer zum moderaten Flügel der Regierung gehörten, machten einer neuen extremistischen Führung Platz, mit Tendenzen von religiösem Faschismus.
Israel ist kein religiöser Staat geworden. Es hat noch immer eine große säkulare Mehrheit. Nach dem maßgeblichen Statistikbüro der Regierung definieren sich nur 8% von Israels Juden als orthodox (Haredim), 9% als religiös (religiöse Zionisten), 45 als säkular, nicht religiös und 27 % als säkular - traditionell.
Doch wegen ihrer Rolle im Siedlungsunternehmen haben die Religiösen einen großen Einfluss auf den politischen Prozess. Sie haben praktisch jede Bewegung in Richtung Frieden mit den Palästinensern verhindert. Sie haben auch die religiöse Reaktion auf der andern Seite provoziert.
DER PALÄSTINENSISCHE Widerstand gegen die Besatzung, die einen Höhepunkt während der 1. Intifada 1987 erreichte, gab den religiösen Kräften einen großen Auftrieb. Bis dahin waren sie im Stillen gewachsen (nicht ohne Ermutigung durch die Besatzungskräfte, die in ihnen ein Gegengewicht zur säkularen PLO sahen).
Die 1. Intifada führte zum Oslo-Abkommen und brachte Yasser Arafat nach Palästina zurück. Aber die neue palästinensische Behörde verfehlte ihr Ziel, der Besatzung ein Ende zu machen und einen säkularen palästinensischen Staat zu errichten. Als die Siedlungen sich weiter über die Westbank und den Gazastreifen ausdehnten, neigte die palästinensische Öffentlichkeit immer mehr zu bewaffnetem Widerstand. Und in diesem Kampf mit den für sie sehr begrenzt erreichbaren Mitteln zeichneten sich die religiösen Gruppen aus. Für eine religiöse Person ist es leichter, ihr Leben bei einem Selbstmordangriff zu opfern als für den säkularen Cousin.
Die Wut der palästinensischen Öffentlichkeit über die Korruption, die Teile der säkularen Fatahführung infizierte (aber nicht den asketisch lebenden Yasser Arafat, dessen Ruf sauber blieb) hat die Popularität der religiösen, die als ehrlich gelten, nur gefördert.
SEIT JAHREN werde ich wie von einem Alptraum verfolgt, der israelisch-palästinensische Konflikt könnte sich aus einer nationalen, zu einer religiösen Konfrontation entwickeln.
Ein nationaler Konflikt - so schrecklich er ist ist lösbar. Während der letzten beiden Jahrhunderte wurden viele nationale Kriege geführt, und fast alle endeten mit einem territorialen Kompromiss. Solche Konflikte sind von Grund her logisch und können auf rationalem Wege beendet werden. Bei religiösen Konflikten ist es anders. Wenn beide Seiten an göttliche Gebote gebunden sind, dann wird es um vieles schwieriger, einen Kompromiss zu erreichen.
Religiöse Juden glauben, dass Gott ihnen das ganze heilige Land verheißen habe. Darum ist es eine nicht vergebbare Sünde, einem Fremden d.h. Nichtjuden etwas davon abzugeben. In den Augen muslimischer Gläubigen ist das ganze Land aber Waqf (unter religiöser Obhut). Und deshalb ist es absolut verboten, einen Teil davon an Ungläubige zu geben. (Als der Kalif Omar vor ca. 1400 Jahren Palästina eroberte, erklärte er es zum Waqf. Der Grund war ganz praktisch. Er wollte verhindern, dass seine Generäle dieses Land unter sich teilten, wie sie es wollten.)
Nebenbei gesagt: die evangelikalen christlichen Fundamentalisten, die Washington zur Zeit beherrschen, sehen das Heilige Land auch als religiösen Besitz, zu dem die Juden zurückkehren müssen, um die Wiederkunft Christi zu ermöglichen.
Ist ein Kompromiss unter solchen Mächten möglich? Sicherlich ja, aber es ist viel, viel schwerer. Einem frommen Muslim ist es erlaubt, einen Waffenstillstand über 100 Jahre und mehr auszurufen, ohne dass seine Seele zur Hölle verurteilt wird. Ariel Sharon, der mit der Evakuierung der Siedler begann, sprach über langfristige Abmachungen. In der Politik tendieren vorläufige Maßnahmen, dauerhaft zu werden.
Hier ist jedoch viel Weisheit nötig, Raffinesse, Spitzfindigkeit und Geduld, um unter diesen schwierigen Umständen eine Lösung zu erreichen.
An dem Tag, an dem Arafat starb, waren mir viele Israelis böse, weil ich (in einem Interview in Haaretz) sagte, dass wir uns noch einmal nach diesem säkularen Führer sehnen werden, der gleichzeitig bereit und fähig war, mit uns Frieden zu schließen. Ich sagte, dass seine Eliminierung das letzte Hindernis für einen Aufschwung des islamischen Fundamentalismus in Palästina und der ganzen arabischen Welt wegräumen werde.
Man muss kein Prophet gewesen sein, um dies vorauszusehen.
(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs, vom Verfasser autorisiert)
Mensch bleiben muß der Mensch ... von Tegtmeier
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
was mir dazu einfällt.
die menschheit ist in ihrer gesamtheit verrückt. das wäre ja nicht weiter tragisch, aber der Umstand, daß ich da mitten drin bin erstaunt mich dann doch etwas
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
Zitat: Riker aber der Umstand, daß ich da mitten drin bin erstaunt mich dann doch etwas tja, mein lieber Riker, mitgefangen, mitgehangen und, pardon, da wär noch was: wie kommst Du eigentlich darauf, nicht zu uns "Verrückten" zu gehören? schließlich gehörste doch als Nr. 1 mit zur "verrückten" Menschheit oder biste 'n Alien?
Die verantwortlichen Redakteure der »Jyllands-Posten« waren auf eine handfeste Provokation aus, als sie ihre Mohammed-Karikaturen in Auftrag gaben. Niemand, dem die Genesis dieser Verächtlichmachung inzwischen bekannt ist, wird dies bestreiten können. Was als absichtsvolles Begleitfeuer für die ausländerfeindliche Politik der dänischen Regierung begann, auf eine ideologische Ertüchtigung der dänischen Rechten zielte, hat sich zur brennenden Lunte an einem internationalen Pulverfass entwickelt. Kein Zweifel: Es sind extremistische Heißsporne, die das Pulverfass nun in europäische Botschaften und Kulturhäuser rollen und autoritäre Regimes, die aus eigenem Kalkül das Spalier dafür frei, jedenfalls nicht dicht machen. Kein Zweifel aber auch: Hingestellt und reichlich gefüllt wurde dieses Pulverfass von anderer Hand.
Journalisten (und Politiker), die meinen, sie müssten hier zur Verteidigung der Pressefreiheit auf die Barrikade gehen, sich gar mit massenhaftem Nachdruck der Karikaturen als standhaft beweisen, machen es sich zu leicht. Es ist keine Courage von unten, sondern Draufgängertum von oben. Diese Zeitung hat dem mit Bedacht entsagt. Es gibt keine »Dokumentationspflicht« (taz) und keinen journalistischen Kodex zum visuellen »Beleg« (Berliner Zeitung) von Beleidigungen, die so und nicht anders gemeint waren. Die Pressefreiheit, für die mit hehren Worten am ungeeigneten Objekt gefochten wird, verkommt so zur Rede für die ungehinderte Herrschaft von Arroganz. Es ist auch nicht glaubwürdig zu behaupten, es ginge hier nicht gegen den Islam, wenn im nächsten Kommentar das »Recht auf Blasphemie« gegen einen »frühmittelalterlichen Räuberfürsten« eingeklagt (Die Welt) oder der »islamischen Welt« eine Rückständigkeit attestiert wird, weil sie »im Unterschied zu den Europäern (man beachte das Gegensatzpaar! /jrs) die Grundlagen ihrer Kultur niemals im Sinne einer Fundamentalkritik durchforstet« habe (FAZ).
Die Mohammed-Karikaturen sind nur ein Auslöser für das Aufbrechen einer tiefen Unbehaglichkeit irgendwann hätte auch ein anderer Vorfall gereicht. Wer jenen Muslimen zuhört, die sich empören, ohne zu zündeln, kann dies auch noch verspätet erfahren: »Man hat den Eindruck, mit den Muslimen kann man alles machen«, meinte der Berliner Al-Dschasira-Korrespondent Aktham Suliman. Die westliche Welt hat zu lange ignoriert, dass es in Ländern, die in erster Linie als Rohstoffreservoir oder strategisches Scharnier angesehen und deren Bewohner im übrigen mit westlicher Hilfe schikaniert und bedrängt werden, ein anderes Gedächtnis gibt: das Gedächtnis für die vielen Ereignisse der Demütigung.
Fast jeder in der arabischen Welt kann die uneingelösten UNO-Resolutionen präzise mit Datum und Dokumentnummer aufzählen, die ihnen Freiheit von Besatzung, Rechte und Selbstbestimmung verheißen haben. Fast jeder in der arabischen und islamischen Welt erinnert sich gut, dass US-Präsident Bush seinen »Kampf gegen den Terrorismus« der ihnen wie uns mehr Terror gebracht hat, als zuvor war in seiner ersten Erklärung als »Kreuzzug« titulierte und US-Piloten ihre Raketen mit »Happy Ramadan« beschrifteten. Fast jeder in der islamischen Welt wird die militärischen Drohungen der Herren Rumsfeld, McCain, Mofaz und anderen gegen Iran als Gefahr für das eigene Leben oder das seiner Angehörigen begreifen unabhängig davon, wie nah oder fern er der Ideologie des weiß Gott und weiß Allah intoleranten Mullah-Regimes steht.
Dies ist die Stelle, an der ein Friedbert Pflüger einem Christian Ströbele notorisch entgegenschnauzt: Sie sehen das Böse immer nur in den USA. Nein. Die Voraussetzung, dass das Pulverfass nicht brutal explodiert, ist nur, dass die tiefe Mitschuld derjenigen, die die politischen, sozialen und kulturellen Geschicke dieser Welt wie keine anderen lenken, ebenso namhaft gemacht und bereinigt wird. Sonst wird jeder Ruf nach Mäßigung verhallen, zu dem vernünftigere Stimmen sich angesichts des begonnenen Brandes nun veranlasst sehen.
Offener Brief eines israelischen Friedensaktivisten an Bundeskanzlerin Merkel
* Der israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz wandte sich in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel:
Vor 15 Jahren erlebte ich zu Hause in Jerusalem mit Freude und bis zu Tränen gerührt den Fall der Mauer in Berlin und sah die Begeisterung von Tausenden befreiter Menschen. Unter diesen Menschen befanden auch Sie sich, Frau Angela Merkel. Heute sind Sie Bundeskanzlerin und mit leichter Zuversicht habe ich Ihre Auftritte in der Europäischen Union, in den Vereinigten Staaten und in Rußland verfolgt. In Davos haben Sie den Vater des deutschen Wirtschaftswunders, Herrn Erhard, zitiert und Ihre Zustimmung zu der sozialen Marktwirtschaft ausgesprochen wie von Befreiung und Innovationen geredet. In Erwartung Ihres Besuchs in meinem Land hat mich das hoffnungsvoll gestimmt.
Seit Jahren träume ich von einem deutschen Beitrag zu Frieden und Sicherheit in Israel und Palästina. Als Jude habe ich mir als Leitfaden meines Lebens ein Spruch der jüdischen Weisen gewählt: »Ein Held ist, wer seinen Feind zum Freund macht«.
Was haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, jedoch in unserem Land gemacht? Wem nützt das ständige Wiederholen des abgedroschenen Mantra: »Wir reden nicht mit unseren Feinden, solange diese Israel nicht anerkennen und Terror ausüben?« Es scheint mir leider so, daß Sie über die Beziehungen zwischen uns und den palästinensischen Nachbarn schlecht informiert oder falsch beraten sind. Heutzutage ist die Hauptfrage nicht die arabische Anerkennung des Existenzrechts Israels, sondern die israelische Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Palästinenser, frei von militärischer Besatzung und Kolonisierung.
Wem nützt es, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, wenn Sie sich einordnen in die fragwürdige Reihe deutscher Politiker, die meinen, der Holocaust immunisiere die israelische Politik gegen jegliche Kritik Kritik, die Verletzung von Menschenrechten, Völkerrecht und Menschenwürde betrifft. Als Opfer des Holocaust sollen wir, Israelis, das Recht haben, unseren Nachbarn mit Gewalt und Besatzung die Freiheit und das Recht auf Leben und Besitz zu verweigern? Wenn aber diese Nachbarn sich, durch die unerträglichen Umstände gezwungen sehen, die Freiheit zum bewaffneten Widerstand nehmen in einer Weise, die ich ausdrücklich persönlich nicht rechtfertige, dann wird es als Terror angeprangert. Aus meiner Sicht ist dieser Widerstand für die Palästinenser das letzte Mittel der Unfreiheit zu entkommen.
Als mögliches Opfer des Terrors und als Bürger Israels habe ich erkannt, daß unsere Politik seit der Staatsgründung den Palästinensern keine attraktive Alternative geboten hat, um sie zu überzeugen, den Weg des Widerstandes zu verlassen.(...)
Mir scheint, Frau Dr. Merkel, daß (...) Sie einige Informationen verpaßt haben. So hatte z. B. der ermordete Gründer von Hamas, Scheich Ahmad Yassin, einen Waffenstillstand von 30 Jahren innerhalb der Grenzen von 1967 das bedeutet für die Palästinenser ein Gebiet von 20 bis 22 Prozent des ursprünglichen Palästina vorgeschlagen. Auch seine Nachfolger strebten dieses an. Warum, denken Sie, muß Deutschland der Hamas, die bei den Wahlen gesiegt hat, die Bedingung stellen, Israel zu anerkennen? Welches Israel meinen Sie, Frau Bundeskanzlerin? Das von 1947, 1967 oder das gegenwärtige Israel, das die meisten Palästinenser unter militärischer Besatzung und hinter Mauern, zersplittert in drei Bantustan-Zonen hält? Wie haben Sie sich, Frau Dr. Merkel, in Ihrer DDR-Zone, hinter Mauer und Eisernem Vorhang, gefühlt?
Mensch bleiben muß der Mensch ... von Tegtmeier
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
Zunächst einmal ein paar Anmerkungen:
In erster Linie ist es der Islam bzw, desen Anhänger, die hier hetzen. Während in islamischen Ländern, Anders- und Nichtgläubige verfolgt werden (das christliche Kreuz ist verboten, Kritk am Islam steht unter Todesstrafe, Abfall vom Islam sowieso, westlich gekleidete Frauen werden ausgepeitscht, der Bau einer Kirche ist verboten), genießen Moslems hier das Recht ihre Religion frei auszuüben. Und auch die Atheisten haben hier auch nicht annähernd das zu befürchten, was ihnen islamischen Ländern droht. Sie dürfen sich offen als Atheist ausgeben. Ich bin sehr dafür, dass Muslime wie alle anderen auch, ihre Religion ausüben können. Dazu gehört dann aber auch, dass sie Kritik, auch beißende Kritik hinnehmen müssen. Und es erzürnt mich, dass viele hierzulande eine Extrawurst für den Islam braten wollen. Die TAZ brachte es fertig, sich wüst über die Karikaturen aufzuregen und einen Tag später die christliche Religion zu verspotten. Das ist Heuchelei.
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
Zitat: Horch Dazu gehört dann aber auch, dass sie Kritik, auch beißende Kritik hinnehmen müssen.Woran machst du denn fest, dass genau das nicht passiert: Das hinnehmen der Kritik, auch wenn sie beißend ist? Und welche Abwehrmöglichkeiten als Religiöser hat man denn, wenn die Kritik über Gebühr beißen ist, nahezu zerfetzend ist? (Was jetzt nicht heißen soll, dass das aktuell der Fall ist)
Bist du generell für die Abschaffung des Blasphemie-paragrafen aus dem StGB? Aber auch deutschland behält sich zumindest theroetisch (ich weiß nicht, wann der letztens bemüht wurde und ob erfolgreich?) das Recht vor, strafrechtlich gegen "Gottesschänder" vorzugehen. Ob Mohammed da besonderen Schutz genießt, weiß ich nicht.
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
>Woran machst du denn fest, dass genau das nicht passiert: Das >hinnehmen der Kritik, auch wenn sie beißend ist?
Ich kann nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen , weiß ich nicht. Ich halte aber nichts davon, die Muslime hier einseitig in der Opferrolle zu sehen. Steinigungen, Auspeitschungen, Verfolgen anderer Religionen, wirtschaftliche Rückständigkeit, Diktatur, dass alles soll der böse Westen schuld sein? Daran kann glauben wer will, ich nicht.
>Und welche Abwehrmöglichkeiten als Religiöser hat man denn, wenn die >Kritik über Gebühr beißen ist, nahezu zerfetzend ist? (Was jetzt nicht >heißen soll, dass das aktuell der Fall ist)
Z. B. ignorieren und seine Religion weiter leben. Es ist übrigens keine Arroganz von oben, wie hier jemand meinte, wenn man die Pressefreiheit verteidigt. Es gibt Journalisten die um ihr Leben fürchten müssen.
>Bist du generell für die Abschaffung des Blasphemie-paragrafen aus >dem StGB? Aber auch deutschland behält sich zumindest theroetisch > (ich weiß nicht, wann der letztens bemüht wurde und ob erfolgreich?) >das Recht vor, strafrechtlich gegen "Gottesschänder" vorzugehen. Ob >Mohammed da besonderen Schutz genießt, weiß ich nicht.
Ja!
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
Zitat: Horch >Woran machst du denn fest, dass genau das nicht passiert: Das >hinnehmen der Kritik, auch wenn sie beißend ist?
Ich kann nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen , weiß ich nicht.Aber in deinen Kopf kannste doch gucken! Was läßt dich also wissen, dass eben die Muslime die Kritik nicht hinnehmen?
Zitat: Horch Ich halte aber nichts davon, die Muslime hier einseitig in der Opferrolle zu sehen. Steinigungen, Auspeitschungen, Verfolgen anderer Religionen, wirtschaftliche Rückständigkeit, Diktatur, dass alles soll der böse Westen schuld sein? Daran kann glauben wer will, ich nicht.Daran glaube ich auch nicht - aber mich irritiert immer wieder, dass so hübsch pauschal das angebliche "Unvermögen" der Muslime als Argument herangezogen wird, um darzustellen, dass sie sich nicht nach europäischem Vorbild benehmen (als ob das eine besondere Qualifikation darstellt *gg*) , um daran beißende Kritik anzusetzen, für einen Umstand, der sich mir ganz offenbar nicht in voller Gänze erschließt: Ein paar zündelnde TurbanMutanten- auch wenn sie auf jedem sender zur Vorabendzeit zu sehen sind - lassen mich zum beispiel nicht annehmen, Muslime hätten ein generelles problem mit Kritik. Also jedenfalls nicht mehr probleme als Hardcore-Christen, Extrem-katholiken, halbverhungerte Hindus oder Permakultudesignerinnen mit Baumknutscherfahrung eben auch: grundsätzlich ist Religion an sich scheiße und da ist es mir auch ziemlich schnuppe, wer sich wegen was angepißt fühlt: Es ist grundsätzlich unberechtigt - aber leider eben auch nicht zu ändern. es gibt überall Psychopathen und Glaube schützt ganz offenbar vor dem Durchdrehen nicht - vielleicht befördert er sogar das gegenteil. Glaube ist rationalen Argumenten nur schwer zugänglich. Ich bedauere das sehr.
Zitat: Horch >Und welche Abwehrmöglichkeiten als Religiöser hat man denn, wenn die >Kritik über Gebühr beißen ist, nahezu zerfetzend ist? (Was jetzt nicht >heißen soll, dass das aktuell der Fall ist)
Z. B. ignorieren und seine Religion weiter leben. Es ist übrigens keine Arroganz von oben, wie hier jemand meinte, wenn man die Pressefreiheit verteidigt. Es gibt Journalisten die um ihr Leben fürchten müssen.naja, wenn ich mich an den "Kopftuchstreit" erinnere, dann war es der Trägerin kaum möglich, einfach so weiter zu glauben, denn ihr Glaube (oder was man dafür hielt) hatte ganz opraktische Auswirkungen auf ihr berufliches Fortkommen. So ganz funktioniert das Ignorieren der religiösen bezüge also auch hier nicht. Sicher bin ich auch dafür, dass religion privatsache ist und man sich am besten darin übt, sich im Stillen an was auch imerm zu freuen, statt missionarisch dem bekenntniszwang zu fröhnen und seine Religion offen zur Schau zu stellen: wen interessiert das schon? Aber gerade die Islamfeindlichkeit zeitigt ja auch praktische Auswirkungen wie ich mir vorstellen kann: Versuch mal ´nen Flugschein zu machen und kündige an, dass du das landen nicht lernen brauchst. 350 000 Terrorverdächtige weltweit hat der CIA auf der Liste: Die meisten wohnen nicht in der USA. Dreimal darfste raten, wo sonst. Nicht umsonst gibt es Aufregung wegen jener Karikaturen sie setzen Muslime mit Terroristen gleich und schüren noch dazu den rassenhaß: Schwarze Haare, dunkle Augen dürften zukünftig noch eher als früher reichen, als potentieller "Staatsfeind" visualisiert zu werden. Dafür brauchste mnicht mal gen mekka beten.
Zitat: Horch >Bist du generell für die Abschaffung des Blasphemie-paragrafen aus >dem StGB? Aber auch deutschland behält sich zumindest theroetisch > (ich weiß nicht, wann der letztens bemüht wurde und ob erfolgreich?) >das Recht vor, strafrechtlich gegen "Gottesschänder" vorzugehen. Ob >Mohammed da besonderen Schutz genießt, weiß ich nicht.
Ja!Schön! ich auch! Ich bin auch dafür, nicht mit irgendwelchen waldschratfantasieren dauermenstruierender Mondscheingöttinen belästigt zu werden und ich bin ganz dringend dafür, zum Fasching als jesus gehen zu dürfen - ohne dass sich einer pikiert zur seite dreht....Und weil das so ist: Möchte ich, dass das STGB um diese unsägliche Passge bereinigt wird und dann reden wir über Religionsfanatiker und etwaige Ausfälle derer....
Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?
>Aber in deinen Kopf kannste doch gucken! Was läßt dich also wissen, >dass eben die Muslime die Kritik nicht hinnehmen?
Viele Muslime, sicher nicht alle. Aber die Demonstrationen, ob gewalttätig oder nicht, sprechen diese Sprache.
>Daran glaube ich auch nicht - aber mich irritiert immer wieder, dass so >hübsch pauschal das angebliche "Unvermögen" der Muslime als >Argument herangezogen wird, um darzustellen, dass sie sich nicht nach >europäischem Vorbild benehmen (als ob das eine besondere >Qualifikation darstellt *gg*) ,
Nein, vom Unvermögen der Muslime zu reden, wäre wirklich pauschal. Aber bei allen Defiziten in den westlichen Ländern: Menschenrechte, Demokratie (wenn auch bürgerliche Demokratie) sind Dinge, die ich gerne verteidigen möchte.
>um daran beißende Kritik anzusetzen, für einen Umstand, der sich mir >ganz offenbar nicht in voller Gänze erschließt: Ein paar zündelnde >TurbanMutanten- auch wenn sie auf jedem sender zur Vorabendzeit zu >sehen sind - lassen mich zum beispiel nicht annehmen, Muslime hätten >ein generelles problem mit Kritik. Also jedenfalls nicht mehr probleme >als Hardcore-Christen, Extrem-katholiken, halbverhungerte Hindus oder >Permakultudesignerinnen mit Baumknutscherfahrung eben auch:
Ich glaube kaum, dass die "Schmähung" anderer Religionen solche Folgen gezeitigt hätte.
>grundsätzlich ist Religion an sich scheiße und da ist es mir auch ziemlich >schnuppe, wer sich wegen was angepißt fühlt:
Gott lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen, aber auch nicht widerlegen, Religion ist keine Wissenschaft. Deshalb kann ich dieser pauschalen Aussage keineswegs zustimmen.
>naja, wenn ich mich an den "Kopftuchstreit" erinnere, dann war es der >Trägerin kaum möglich, einfach so weiter zu glauben, denn ihr Glaube > (oder was man dafür hielt) hatte ganz opraktische Auswirkungen auf >ihr berufliches Fortkommen. So ganz funktioniert das Ignorieren der >religiösen bezüge also auch hier nicht.
Es ist aber möglich weiter zu glauben. Auch das man das Kopftuch aus muslimischer Sicht tragen sollte. Sie dürfen es nur nicht. Aber das ist das Problem der Muslime. Wenn Sie ein Kopftuch tragen, riskieren sie berufliche Konsequenzen. Nur als Einwurf: Trägt eine westlich Touristin z. B. im Iran westliche Kleidung, erwartet sie etwas ganz anderes.
Fazit: Unsere westliche Welt mit einem kapitalistischen System gehört nicht meine Sympathie. Ich habe auch keine Sympathie mit dem US-Regime, dass gerade wieder versucht gegen die mehrfach demokratisch wiedergewählte Regierung Venezuelas zu hetzen. Erinnert mich an Allende 1972. Aber gegenüber dem Islam, so wie er sich nunmal darstellt, ist es allemal wert viele unserer Werte zu verteidigen.