Gestern in Berlin: Groß-Demo gegen Krieg in Afghanistan und anderswo
Etwa 10.000 DemonstrantInnen aus dem gesamten Bundesgebiet haben gestern in Berlin die Bundestagsabgeordneten aufgefordert, bei der in Kürze stattfindenden Abstimmung über weitere Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan mit NEIN zu stimmen.
Demo-Treffpunkt war der Freiplatz vor dem Roten Rathaus rund um den Neptunbrunnen. Als ich gegen 13 Uhr dort eintraf, hatten sich bereits mehrere tausend MitstreiterInnen versammelt, unübersehbar vor allem die vielen roten Fahnen der Linkspartei. Originellere Plakate und Transpis, die z. B. den Zusammenhang von Kriegsführung und Sozialkahlschlag deutlich machten, entdeckte ich zumeist bei anderen Organisationen und EinzelkämpferInnen. Allerdings hatten alle schwer gegen die heftigen unberechenbaren Sturmböen anzukämpfen, so manche Transpis machten sich selbstständig und fetzten von ihren Halterungen.
Vorbildlich war, wie sich unter dem Motto "Bundeswehr raus aus Afghanistan" die vielen Linken und Friedensbewegten aller Couleur zu einer gemeinsamen Aktion zusammengefunden haben. Es gab keine Abgrenzung der einen gegen die anderen Organisationen, niemand erhob hier den Anspruch, im Besitz der alleinigen linken Wahrheit zu sein. Vielleicht lag's daran, daß sich hier mal nicht die Spitzen-FunktionärInnen der üblichen Verdächtigen in den Vordergrund gedrängelt haben? Vielmehr konnten sich ziemlich unerkannt bzw. nur wenig beachtet z. B. Tobias Pflüger, Christine Buchholz, Lucy Redler, die erblondete Halina Wawzyniak und einige andere in der Menge bewegen. Wobei ich die Genannten keinesfalls den sich gerne durch Abgrenzung profilieren wollenden GenossInnen zurechne! Die sind wohl eher ferngeblieben bzw. haben sich zurückgehalten.
Insgesamt war es eine sehr ruhige Demo ohne besondere Höhepunkte, wenn nicht rührige Truppen der Clown's Army mit ihren lustigen hintergründigen persiflierenden Aktionen immer wieder für allgemeines Schmunzeln gesorgt hätten, manchmal sogar bei der Bullerei, auch wenn's oft auf deren Kosten ging. Auch eine "Stop and Go"-Aktion von solid in Höhe der Mühlendammbrücke lockerte ein wenig auf. Leider fand die Demo beim Straßenpublikum nur begrenzte Resonanz - - - es gab kaum Passanten. Und das nicht etwa wegen des zwar sonnigen aber stürmischen Herbst-Wetters sondern weil die Demostrecke schlicht und ergreifend durch überwiegend menschenleere öde Straßen führte. - Ob das allein wirklich nur auf schikanöse polizeiliche Auflage zurückzuführen war?
Die Abschlußkundgebung fand ab cirka 15 Uhr weit hinter dem Brandenburger Tor auf der Straße des 17. Juni in Höhe des Sowjetischen Ehrenmals statt. Doch da hatten schon viele DemonstrantInnen die Demo verlassen, denn die Streckenführung war offensichtlich ziemlich anstrengend und forderte ihren Tribut. Vor allem den Transpi-TrägerInnen, die ständig gegen den Sturm ankämpfen mußten, dürften die Arme mächtig geschmerzt haben. Alles in allem war es eine überwiegend bemerkenswerte Demo, die hoffentlich viele Bundestagsabgeordnete erinnern konnte, daß sie allein ihrem Gewissen und ihrem WählerInnen-Auftrag und nicht einer äußerst zwielichtigen "Fraktions-Disziplin" folgen müssen.
Die Devise kann nur sein: NIE WIEDER KRIEG !
bjk
ALG II-Unterschichtler
Fotoimpressionen Teil 1
obwohl heute in Zirndorf bei Nürnberg die Gründungsversammlung von Bayerns DIE LINKE stattfindet,
demonstriert dieser Genosse lieber in Berlin gegen den Krieg
Fotoimpressionen Teil 2 folgt in Kürze, weitere Teile mit über 100 Fotos sind in Vorbereitung
Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!