Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten - Feuilleton

Freiheit

Freiheit

Sophie Albrecht

An die Freiheit

Goldne Freiheit, kehre wieder
In mein wundes Herz zurück,
Weck' mir neue, heit're Lieder
Und entwölke Geist und Blick.

Komm und trockne meine Thränen
Mit der rosig-zarten Hand,
Stille meines Busens Sehnen,
Löse, was die Liebe band.

Liebe schafft Olympos-Freuden,
Und wer ehrte sie wie ich? -
Tiefer doch sind ihre Leiden,
Und allein sie trafen mich.

Ach! mit Jahren voller Qualen,
Mit des halben Lebens Glück
Mußt' ich ihre Wonne zahlen,
Flüchtig, wie ein Augenblick.

Ohne Freuden stieg der Morgen
Für mich arme Schwärmerin,
Und der Liebe bleiche Sorgen
Welkten meinen Frühling hin.

Wonne hat sie mir versprochen,
Treue war mein Gegenschwur,
Unsern Bund hat sie gebrochen,
Schmerz und Tränen gab sie nur. - -

Nimm für deine Palmenkrone
Was die Liebe mir verspricht,
Hier in dieser Männer-Zone
Grünt für mich die Myrte nicht.

Goldne Freiheit, kehre wieder,
Stimme meiner Harfe Ton;
Jubelt lauter, meine Lieder,
Ihr Umarmen fühl' ich schon!

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Der eine sieht nur Bäume -
Probleme, dicht an dicht;
der andere Zwischenräume -
und das Licht !

Re: Freiheit-Sophie Albrecht

"Freiheit", ein recht emotionales Gedicht von Sophie Albrecht,
ein Gedicht, welches das gesellschaftliche Klima und die "Ordnungsstrukturen" vor mehr als 200 Jahren authentisch und deutllich erkennen lassen!

Was hier mit "Freiheit" von Sophie Albrecht ( geboren 1757) eingefordert wird, wurde im Verlauf späterer Zeiten als "Emanzipation" beschrieben und erkämpft.

Sophie Albrecht war also eine "Vorkämpferin" und wenn man ihre Biographie betrachtet, eine emanzipierte Frau.
Es kostete nur sicherlich damals größerer Stärke, größeren Selbstbewußtseins und Selbsterkenntnisses, sich nutzlosen aber unterdrückenden Konventionen zu entziehen, sich dagegen aufzulehnen!

Heute hat sich, dank solch "bewußt" entscheidender und für ihre eigenen Bedürfnisse eintretender Frauen sehr viel gesellschaftlich und sozial verändert!

Wenn heute noch eine Frau in unserer Gesellschaft, wie Sophie Albrecht, beklagt, die besten Jahre, oder den Frühling des Lebens vertan zu haben, aus falsch verstandener "Treue",
dann hat´s eher mit Naivität, Einfalt oder Dummheit zu tun und nicht mit verwehrter Freiheit!

Baba Yaga