Demo gegen die Herrschaft der falschen Freiheit!
Fast 2.000 überwiegend junge Menschen setzten in Berlin am vergangenen Samstag, den 7. November, engagiert ein deutliches Zeichen gegen den wie ein Krebsgeschwür wuchernden menschenzerstörenden Kapitalismus und gegen die BRD-staatlich verordnete Jubelhysterie anläßlich des 20. Jahrestages der Maueröffnung auf der Bornholmer Brücke. Unter anderem dort ist nämlich in den späten Abendstunden der Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin geöffnet worden und euphorisierte Menschenmassen strömten in das als "Goldener Westen" verklärte Westberlin. Der "Tanz ums Goldene Kalb" war eröffnet.
Wie es aber Euphorien an sich haben, zerplatzten alle hoffnungsvollen Wunschträume für das Gros der Bevölkerung hüben wie drüben sehr schnell. Denn noch schneller wurde die DDR von der Herrschaftselite der BRD als willkommene Beute-Kolonie Neufünfland einkassiert, filetiert und abkassiert. Für weite Teile der Bevölkerung der neuen großdeutschen BRD begann nicht nur ein sozialer Abstieg ohnegleichen, auch wurden immer mehr Grund- und Bürgerrechte eingestampft, das Grundgesetz mit Füßen getreten und beliebig gebrochen. Endlich konnte die großdeutsche Herrschaftselite weltweit wieder blutige neokolonialistische Kriege um Rohstoffe, Märkte und Handelswege ganz offen führen. Willige Verfassungsorgane nicken seither beflissen ab, daß Großdeutschland auch am Hindukusch verteidigt werden dürfe. Mit vorher vor allem im christlichen Großbürgertum eher heimlich gepflegten und gehegten rassistisch-faschistoiden Gedankengut berieseln uns seit mindestens 20 Jahren nunmehr ziemlich offen die staatlichen Zwangsglotzen und die gleichgeschalteten herrschaftseigenen Medienkonzerne a là BLÖD-Zeitung zwecks einlullender Massenverblödung - Hauptzielgruppe ist die konsumiersüchtige, mit "Brot und Spielen" leicht verführbare Spießbürgerschaft. Aktuell sind hier die abstoßenden Propaganda-Spektakel in Berlin zu nennen, die mit zum Teil geschichtsfälschend bemalten Styroporblöcken auf anderthalb Kilometern die ehemalige Grenzmauer simulieren und am 9. November, also heute abend, qua Dominoeffekt zum Einstürzen gebracht werden sollen.
Wie auch immer, die Berliner Samstags-Demo stand deshalb unter dem Motto: "STAAT.NATION.KAPITAL.SCHEISSE. - GEGEN DIE HERRSCHAFT DER FALSCHEN FREIHEIT!"
Bei diesem Slogan war klar, daß die Staatsmacht darüber not amused sein würde. Zumal der medien- und emotionsträchtige Demo-Sammelpunkt am Checkpoint Charly sowie die Demo-Route über die Konsum- und Renommiermeilen Friedrichstraße und Unter den Linden ohne weltweite Negativ-Schlagzeilen schwer zu verbieten war. Immerhin wollte die Hauptstadt Berlin sich ja mit den Jubelfeiern über die "gelungene" sogenannte friedliche Revolution von oppositionellen DDR-Bürgerrechtlern ins beste Licht setzen und da würde es schlecht passen, jetzigen wenn auch ungeliebten "linksradikalen" Oppositionellen eine Demo ausgerechnet dann zu verbieten, wo die Welt auf Berlin blickt.
Aber wozu hatte der rotrote Senat seine berüchtigten Kampfmilizen-Hundertschaften! Gleich 800 BeamtInnen der bewährtesten Schläger-Kohorten wurden aufgeboten, um den flanierenden und shoppenden Touries schon in der Friedrichstraße zu suggerieren, da wollen böse schwarzgekleidete Linksradikale eure schöne Feiertags- und Kauflaune kaputt machen und das lassen wir nicht zu! Von Beginn an wurde so unsere völlig friedfertige Demo (wieder einmal mehr!) kriminalisiert und der Demozug von Doppelreihen, manchmal sogar Fünferreihen, kampfgepanzerter, gewaltbereiter Milizen im Wanderkessel "begleitet" und damit jeder Sichtkontakt zwischen Passanten und den Botschaften unserer Demo auf Front- und Seitentransparente weitgehend unterbunden. Es war offenkundig beabsichtigt, uns von vornherein als einen linksradikalen gewalttätigen Chaotenhaufen und nicht als legitime, ernsthaft politische Oppositionelle darzustellen. Den PassantInnen sollte möglichst keine Gelegenheit geboten werden, sich über unsere Argumente und Parolen zu informieren, geschweige denn, darüber nachzudenken.
Damit diese perfide Strategie auch ja funktioniert, provozierten die Kampfmilizen von Beginn an mit ruppigen Willküraktionen in den ersten paar hundert Metern. Zum Beispiel wurde das bereits kurz vor dem Demostart gekürzte Fronttranspi (Foto-Nr. 15) als angeblich zu lang moniert und etwa in Höhe des U-Bahnhofs Französische Straße mit Gewalt entrissen bzw. geklaut. Dabei kam es zu einer brutalen Festnahme eines jungen Demonstranten (Foto-Nr. 40 + 41, detailliertere Aufnahmen befinden sich in Ergänzungen von http://de.indymedia.org/2009/11/265065.shtml ). Auf Zurufe von empörten Mitdemonstranten, er solle seinen Namen nennen, damit die EA ihm Rechtshilfe leisten könne, konnte der junge Festgenommene wegen der Brutalität des Festnahmevorgangs nicht reagieren. Die Bullerei schirmte jeden Kontakt ab. Es ist zu hoffen, daß der junge Mann mittlerweile wieder frei und vor allem unverletzt ist.
Danach ging es ohne Zwischenfälle im eng geführten Polizeikessel weiter. Eigentlich ist es ein Skandal, daß die Bullerei hier wie auch auf anderen linken Demos die freie Sicht auf Seiten- und Front-Transpis durch die Umzingelungstaktik unterbindet. Damit wird verhindert, daß legitime Demos ihre Argumente und Botschaften den PassantInnen mitteilen können. Außerdem werden herrschaftskritische DemonstrantInnen in empörender Weise von vornherein kriminalisiert und stigmatisiert. Es ist zudem auch ein Unding, daß eine Polizeibehörde darüber entscheiden darf, welche Parolen auf Plakate und Transpis und mit welchen Maßen sie zugelassen werden. Für mich ist das ein klarer, bewußt gewollter Verstoß der Staatsmacht gegen das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit und diese polizeistaatliche Unterdrückung sollte medial konsequent wieder und wieder angeprangert werden.
Vor der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße (Foto-Nr. 56) wurde auf der Zwischenkundgebung in einem Redebeitrag scharf kritisiert, daß u. a. das 71jährige Gedenken an die schlimme Reichspogromnacht vom 9. November 1938 seitens der offiziellen BRD-Öffentlichkeit wegen der Maueröffnungshysterie vor 20 Jahren bestenfalls unter ferner liefen abgehandelt wird. Danach ging's zum Hackeschen Markt, wo die Demo vorzeitig aufgelöst wurde, weil in Köpenick einer angemeldeten Nazi-Spontandemo entgegengetreten werden sollte.
Weitere Berichte sind unter http://de.indymedia.org/2009/11/265065.shtml nachzulesen, dort haben Veranstalter und Mitwirkende ausführlich vom Ablauf der Demo und den völlig unverhältnismäßigen Polizei-Einsatz berichtet.
Bernd Kudanek alias bjk
63 Fotoimpressionen
Sämtliche Demo-Fotos dürfen übrigens gerne bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.
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Demo-Sammelpunkt Checkpoint Charlie an der Kreuzung Friedrichstraße/Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße
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Rudi-Dutschke-Straße, im Hintergrund links mit grüner Laufschrifttafel das Axel-Springer-Haus
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Polizeisprecher, Frank Millert, in Zivil mit schwarzem Mantel und grauweißem Schal vor der Direktions-Bullenwanne D1
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der Demo-Lauti biegt von der Rudi-Dutschke-Straße in die Friedrichstraße Richtung Unter den Linden ein
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Front-Transpi, durfte nur ca. 300 Meter mitgeführt werden und wurde dann von der Bullerei beschlagnahmt, weil angeblich trotz vorheriger Kürzung zu lang
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da gähnt einer vor Langeweile - vielleicht weil's noch nix zu prügeln gibt?
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STAAT.NATION.KAPITAL.SCHEISSE.
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staatsmachtlicher Terror durch repressive Mehrfach-Wanderkessel, die nur nach hinten offen sind
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Willküraktion der Direktions-Hundertschaft, die behauptet, das Front-Transpi sei trotz Zurückschneidens angeblich noch immer zu lang und klaut es kurze Zeit später mit Gewaltanwendung - "sicherheitshalber" halten sich Kampfmilizen mit roten Reizgasbehältern in Bereitschaft
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Prügelmilizen warten auf Einsatz, falls die Direktionshundertschaft beim Klauen des Front-Transpis Probleme bekommen sollte
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hier wurde ein junger Demonstrant (unten rechts), der sich angeblich gegen das Klauen des Front-Transpis zur Wehr gesetzt hat, brutal festgenommen und zu Boden geschleudert - sofort schirmen andere Kampfmilizen den brutalen Vorgang ab, sodaß möglichst nicht mehr fotografiert werden kann
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zwei kampfgepanzerte, nahkampfgechulte Bullen knien auf den niedergeworfenen jungen Demonstranten, die anderen Milizen schirmen ab
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damit die Touries auf der Friedrichstraße sich mal so richtig gruseln können, kriminalisiert und lügt die Staatsmacht unsere durch und durch friedfertige Demo in einen gewaltbereiten Chaotenhaufen um, vor dem sie die "braven" wendeabfeiernden Untertanen duch Einkesselung schützen muß
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einer der wenigen Kampfmilizen, die ihre scharfe Dienstwaffe bewußt offen tragen - will er damit demonstrieren, statt prügeln kann auch geschossen werden?
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nicht nur aktuell passende Transpi-Aufschrift: "hör mir uff mit Deutschland!"
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die fette bluttriefende Bundeskrähe paßt gut zu "hör mir uff mit Deutschland!" (die Krähen mögen mir verzeihen aber mit fiel kein besserer Vergleich ein)
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wie biegen von der Friedrichstraße in die Renommiermeile Unter den Linden in Richtung Humboldt-Uni ab
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solidarisch kämpfen statt individuell untergehen!
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die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße
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damit das (ausgewechselte) Front-Transpi immer im Blick bleibt, muß die erste Kampfmilizenreihe rückwarts laufen - - - müssen die aber Schiß vor uns haben!
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anscheinend tragen nur 2-Punkte-Kampfmilizen ihre Dienstwaffen offen und griffbereit - nu ja, wer solche Drohgebärden nötig hat ...
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Stop am Hackeschen Markt
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hier am Hackeschen Markt wird die Demo vorzeitig aufgelöst
Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!