Ich war begeistert von Finkelstein und seinen Beiträgen, - leider hatte er nur 3 mal eine Redechance und wurde auch da noch unterbrochen -!
Frau Christiansen hatte wieder einmal die Diskussionsrunde mit zu vielen Teilnehmern überladen, sodaß das Thema, nur an der Oberfläche gekratzt werden konnte.
Finkelstein ist nicht nur vom Äußeren eine faszinierende Persönlichkeit, er spricht ein wunderbares Englisch, er formulierte klar, eindeutig, engagiert und trifft mit seiner Analyse der deutschen Israelkritik genau den Kern der Antisemitismusauseinandersetzung.
Er ließ es nicht zu, daß der israelische Botschafter Stein, wie sonst üblich, die ihm und seinem Staate unangenehme, wachsende Kritik an den Terrorakten Israels in Antisemitismusvorwürfe ummünzte.
Finkelstein sagte, seine Mutter habe ihm nahegelegt, sich immer und überall für die Opfer einzusetzen und stark zu machen. Wenn die Menschen in Deutschland das ebenso täten und Kritik an Israel übten, dann geschehe das aus einer besonderen Verpflichtung, als Folge aus der vorhergegangenen Geschichte. Er gab seiner Begeisterung dafür, daß im Februar 150 000 Menschen in Berlin gegen den Irakkrieg protestierten, lebhaften Ausdruck und meinte, daß damit die Deutschen ein großartiges und positives Zeichen setzten! Er sagte auch, wer Grund und Boden enteigne, Menschen vertreibe und ermorde, Lebensgrundlagen zerstöre und Mauern um palästinensische Gettos baue, muß sich Kritik gefallen lassen. Stein schluckte. Finkelstein war ihm damit argumentativ "in den Arm" gefallen, sodaß er einräumen mußte, Kritik sei "erlaubt", aber....
Die Hohmannrede war für den Botschafter eindeutig ein antisemitischer Appell, während Finkelstein das nicht so sehen wollte und versuchte, sich mit den Geschichtsdaten der Rede auseinanderzusetzen.
Mir schien Finkelsteins Herangehensweise an den Text jedenfalls strategisch und politisch sinnvoller, als diese Rede marktschreierisch aufzuwerten und damit aus Hohmann und Günzel Märtyrer für die "Meinungsfreiheit" zu machen! Genau das aber ist heute eingetreten! Der CDU hätte es besser angestanden, sich öffentlich mit den Hohmann´schen Behauptungen und Redeinhalten auseinanderzusetzen, die geschichtsklitternden Unterstellungen herauszuarbeiten, um Herrn Hohmann als das zu identifizieren, was er ist, nämlich ein armseliger, geltungsbedürftiger Kleingeist, der den Umstand "teile und herrsche" für sich nutzte, noch dürftiger informierte, dumpfbackige Claqueure für sich einzunehmen.
Wozu Schilly, CDU-Mayer, Bischof Huber und FDP-Kubicke geladen waren, zumal die nichts Neues beizutragen hatten und die beschränkte Sendezeit ohnehin wenig Erörterungsspielraum ließ, weiß wohl nur Frau Christiansen selbst.
Gute Nacht Baba Yaga
Mein Leserbrief an die "taz" paßt hier am besten rein
diesen Leserbrief habe ich soeben an die taz gemailt.
var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'BRIEFE'+String.fromCharCode(64)+'TAZ'+String.fromCharCode(46)+'DE';document.writeln(''+e+'');support@TAZDE
betr.: taz vom 12.11.03, meinung und diskussion, Wohlfühlfaktor Hohmann von Lukas Wallraff
In seinem heutigen Abgesang zur Hohmann-Affäre vergießt Lukas Wallraff geradezu ein Meer an Krokodilstränen. Dabei hat doch auch die taz sich über eine Woche lang auf Seite 1 in immer neuen Betroffenheitsritualen genüßlich ausgelebt. Schade, daß ausgerechnet die von mir geschätzte Bettina Gaus mit ihren Berichten und Kommentaren zu Hohmann und Güntzel dazu beigetragen hat, daß in der einst so wohltuend frechen links-progressiven taz der größte soziale Raubzug seit Bestehen der Bundesrepublik vom neoliberalen Einheitsblock SÜD/GRÜNE/CDU/CSU/FDP aus dem journalistischen Blickfeld so gut wie verschwunden ist.
Und daß, nachdem am 1. November eine unerwartet machtvolle Demonstration gegen diesen sozialen Kahlschlag in Berlin stattgefunden hat! Und zwar gegen den Willen der sogenannten öffentlichen Meinung, trotz ängstlicher Bedenken maßgeblicher Gewerkschaftsführer, gegen den Willen der rotgrünen Regierungs-Koalition sowieso und auch leider äußerst skeptisch von der taz-Redaktion beäugt. Denn wie sonst ist es zu erklären, daß Berichterstattung und Kommentare schon im Vorfeld überwiegend tendenziös abwertend erfolgte? So dümmlich maliziös wie überflüssig war in einem taz-Bericht über die Demo kürzlich der Schlußsatz: Hunderttausend kamen aber kommen sie wieder?
Und wenn Lukas Wallraff heute zwar von rotgrünen Wohlfühltagen wegen der Hohmann-Affäre schreibt aber sehr wohl erkennt, daß dieser überzogen aufgebauschte Skandal in Wahrheit doch für alle Gegner der Sozialkahlschlag-Demo letztlich ein höchst willkommenes Ablenkungsmanöver darstellte, dann muß sich die taz-Redaktion den Vorwurf gefallen lassen, warum die derzeitige taz wie die massiv Stammwähler und Mitglieder verlierende SPD und die FDP ersetzenden Grünen dabei ist, ihre Herkunft, ihre eigentlichen Wurzeln zu vergessen oder vergessen will!
Wenn Ihr den originalen provokativen taz-Charakter, etwa mit der neuen feuilletonistisch angehauchten tazzwei und angepaßt tendenziösen Berichten und Kommentaren wie oben beschrieben, immer weiter verbiegt und bevorzugt auf eine an die FAZ angelehnte Klientel schielt, werdet Ihr Rückhalt bei den eigentlichen Stammlesern, also auch bei mir, verlieren. Und ob die neu ins Auge gefaßte Klientel zu geneigten Stammlesern avancieren ist doch noch sehr fraglich.
Vergeßt also Eure Wurzeln nicht! Und schreibt nicht über sondern wieder mit den engagierten Demokraten, die für Frieden, die für soziale Gerechtigkeit statt ausplündernder Umverteilung von Unten nach Oben, die für ein Miteinander der Völker und Kulturen statt einem diskriminierenden Gegeneinander auf die Straße gehen!
Bernd Kudanek, Netzwerk gegen soziale Kälte im Miteinander füreinander, www.bjk.ag.vu und www.carookee.com/forum/freies-politikforum
Re: Habt Ihr Finkelstein bei Christiansen zugehört?
Hallo, BJK!
Der Leserbrief war wirklich nötig! Er sollte auch in marginaler Abänderung an weitere Groß-Tageszeitungen verschickt werden!
Hast Du etwas zu Finkelsteins Äußerungen bei Christiansen in irgend welchen Zeitungen gelesen? Ich nicht! (war allerdings mal wieder nach "nebenan" verreist:-)) Es war schon erstaunlich für mich zu hören und zu sehen, wie die von Finkelstein in Richtung Stein gerichtete Aufforderung zu einer analytischen Stellungnahme (Antisemitismus = Kritik an Israel und umgekehrt), also der Fehdehandschuh, ignoriert und liegen gelassen wurde, wie Stein das eigentliche Abendthema nur rudimentär "streifte" !
Finkelstein zeigt, sowohl im Kampf gegen Antisemitismus und Faschismus, als auch bei der Definition und Zuordnung dieser Begriffe, - oder gerade deshalb-. andere Schwerpunkte und andere Vorgehensweisen auf, als das jene, von der israel Politik geleiteten, jüdischen Vertretungen, aus den verschiedensten Aktuell- und Realinteressen betreiben.
Ich denke, sein Ansatz und seine Herangehensweise ist erfolgversprechender, weil sie die positiven Leistungen der Menschen, insbesondere in Deutschland herausstellt und Meinungsterror ablehnt!