die 13 Uhr und die 18 Uhr Demo am 1. Mai in Berlin
Das "Revolutionärer 1. Mai Bündnis, Berlin" rief zum 1. Mai ab 13 Uhr wieder zur Demonstration auf dem Kreuzberger Oranienplatz auf. Der Aufruf mit dem Motto "Wir brauchen eine Revolution!" ist z.B. unter http://www.infopartisan.net/trend/trd0409/t490409.html nachzulesen. Hier zwei Passagen daraus:
[ ... ] Aber stell dir eine Zukunft ohne jeglichen Krieg - und ohne jegliche Gewalt eines Menschen gegen einen anderen - vor. Nur eines kann so eine Zukunft verwirklichen:Wir brauchen eine Revolution!
[ ... ] stell dir eine Zukunft vor, in der nie wieder Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ethnischer Herkunft oder Glauben benachteiligt werden, in der die kulturelle Vielfalt respektiert und als eine Bereicherung geschätzt wird. Nur eines kann letztendlich diese Vision Realität werden lassen:
Wir brauchen eine Revolution!
Mein erster Eindruck, als ich gegen 13:30 Uhr auf dem Oranienplatz eintraf, war: deutlich weniger (sichtbare) Polizeipräsenz als in den vergangenen Jahren. Offensichtlich wurde das Gefährdungspotential dieser Demo seitens der Polizei-Einsatzleitung längst nicht mehr als besonders hoch eingestuft. Vor Jahren war das noch anders.
Allerdings waren auch deutlich weniger Demo-TeilnehmerInnen vor Ort, was aber daran gelegen haben mag, daß in Berlin außer dem sogenannten myfest, einem staatsmachtlich protektionierten, konsumorientierten (Spieß-)Bürgerspektakel, und den üblichen 1. Mai-Laber-Demos von DGB, der eher karnevalesken mayday-Demo sowie der kämpferischen 18 Uhr-Demo auch noch die Anti-Nazi-Demo in Köpenick angesagt war. Es stellt sich die Frage, warum die verschiedenen linken OrganisatorInnen nicht endlich mal ihre persönlichen Ressentiments und Eitelkeiten beiseite schieben und zum 1. Mai 2010 eine gemeinsame kraftvolle 1. Mai-Klassenkampf-Demo auf die Beine stellen können. In Anbetracht der aktuellen staatsmachtlichen Überlegungen, (zunächst mal !!!) die 18 Uhr-Demo zum 1. Mai 2010 zu verbieten, könnte ein solches gemeinsames Bündnis aller Berliner 1. Mai-OrganisatorInnen ein bundesweites Signal sein, wie dem repressiven Machtapparat der Herrschenden wirksam und nachhaltig entgegenzutreten ist.
Wie auch immer, auf dem Oranienplatz gab es vom Lauti verschiedene gute, interessante Redebeiträge, denen zumindest von den ZuhörerInnen, die es sich auf der schattigen, grünen Mittelinsel bequem gemacht hatten, aufmerksam gelauscht wurde. Die myfest-Passanten beäugten uns zumeist eher als eine Art exotischer Folklore-Darsteller, die ein bißchen auf Revolution machen. Von zwei älteren (nichtberliner) Ehepaaren, die gerade vom myfest kamen, wurde ich - ebenfalls etwas älter - z.B. gefragt, ob denn hier bald Ausschreitungen zu erwarten seien und wo denn der Schwarze Block wäre. Als ich ihnen antwortete, wir alle seien der Schwarze Block und Ausschreitungen gebe es hier nicht, weil die aggressionsgeilen Prügelbullen sich für abends ab 18 Uhr schonen müßten, straften sie mich mit mißbilligenden Blicken und schlurften empört davon.
Gegen 14:20 Uhr setzte sich dann der Demozug mit vielleicht 300 TeinehmerInnen in Bewegung, viele myfest-BesucherInnen mengten sich kurzzeitig darunter. Bis zur Kreuzung Oranienstraße/Adalberstraße lief ich mit, Aus späteren Demoberichten ist zu entnehmen, daß die 13 Uhr-Demo ohne Zwischenfälle verlaufen ist. Meine Eindrücke auf dem Oranienplatz habe ich auf gut 30 Fotos festgehalten.
Sämtliche Demo-Fotos dürfen übrigens gerne bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.
Bernd Kudanek
Impressionen rund um den Oranienplatz
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Blick in die Oranienstraße (Teil des myfest-Brot-und-Spiele-Spektakels), das Transparent über der Straße ist ein "Opfer" von Windböen geworden und deshalb leider nicht zu lesen
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der Demozug hat sich formiert und startet in die Oranienstraße
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der Demozug in der Oranienstraße mitten im myfest-Gewühl, auch das Transpi zwischen den Dächern schämt sich offenbar wegen des myfest-Brot-und-Spiele-Spektakels
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gerade sind AktivistInnen auf beiden Dächern durch Ziehen und Schwingen an den Halteseilen dabei, das Transpi zu entwirren, leider bleiben alle Versuche erfolglos
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mittlerweile sind es mehrere hundert Demo-TeilnehmerInnen geworden
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etwas abseits von der Demoroute in Transpi in der Adalbertstraße, das gegen eine drohende Schließung des legendären Szene-Clubs SO 36 protestiert
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ein Jumbo-Lauti der 18 Uhr-Demo steht bereits am Kottbusser Tor
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auch der Free-Mumia-Lauti hat für 18 Uhr schon Aufstellung genommen
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Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!