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"Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

"Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Kommunistische Hetze widerlegt

München, 8. Juni. In kommunistischen Kreisen wird das Gerücht verbreitet, der im Lager Dachau befindliche Vorsitzende der Roten Hilfe Max H o l y sei erschossen worden oder habe sich erhängt.

In einer von Holy unaufgeforder abgegebenen Erklärung vom 1. Juni 1933 nimmt er zu diesen Gerüchten selbst Stellung wie folgt:

"Ich muß objektiver Weise feststellen, daß ein Grund zur Klage über mangelnde Behandlung nicht besteht. Im Lager werden strenge Disziplin, Ordnung und Reinlichkeit verlangt. Diese Grundbegriffe sind aber bei der großen Zahl der Gefangenen unbedingt nötig. Im übrigen ist das Leben der Schutzgefangenen hier im Lager nicht zu vergleichen mit dem Leben im Gefängnis.

Die Gefangenen sind in großen Räumen untergebracht. Sie können sich nach Belieben miteinander unterhalten, können singen, spielen oder sich im Freien tummeln.

Die Arbeitszeit für den größten Teil der Gefangenen im Freien hilft über die Sehnsucht nach den Angehörigen hinweg. Samstag nachmittag und Sonntag sind arbeitsdienstfrei.

Außerhalb der Arbeitszeit ist im Freien das Rauchen erlaubt. Das Essen ist schmackhaft zubereitet. Zusatzlebensmittel, wie Milch, Brot, Butter, Schokolade können gekauft werden. In den Unterkünften halten die Gefangenen ihren eigenen Ordnungsdienst durch Zimmerälteste und Kompanieführer. Lediglich die Bewachung rings um das Lager und während des Arbeitsdienstes, sowie die Kontrollen der Räume werden durch SS.-Leute ausgeübt. aus allen diesen Gründen ist das Lager Dachau ein Erziehungslager zu nennen.

Ich gebe diese Erklärung freiwillig im Interesse der vielen Angehörigen hiesiger Gefangenen, die ohnehin Sorgen genug haben und nicht dudrch grauenhafte Gerüchte in Verzweiflung gebracht werden sollen.


gez. May Holy
Schutzhaftgefangener im Lager Dachau


Dieser Artikel ist in oben benannter Zeitung/Wochenendausgabe 10./11. Juni 1933 veröffentlicht worden.
Druck: Carl Gießel, Bayreuth;
Verlag: NS-Kulturverlag in Bayreuth, Hof, Würzburg und Regensburg;

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Fortsetzung aus dem gleichen Blatt:

Rheinpfalz


Die Polizeididrektion L u d w i g s h a f e n nahm in den letzten Tagen bei einer Reihe von Kommunisten Hausdurchsuchungen vor. Dabei wurden in einer Wohnung verräterische Schriften gefunden. Der Besitzer wurde festgenommen. - In A l l r i p konnte eine kommunistische Besprechung ausgehoben werden. Vier Kommunisten wurden festgenommen, darunter der frühere kommunistische Landtagsabgeordnete Baumgärtner = Ludwigshafen.

In Neustadt a.d.Hardt wurde der Kriegsinvalide Müller und der Schriftsetzer Jörg wegen fortführung des verbotenen Freidenkerverbandes auf Grund der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat festgenommen.


Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Aus der gleichen Wochenendausgabe:

Unterfranken

Aus dem Landgericht S c h w e i n f u r t brach der Gefangene Friedrich Schüll aus.
In Waldbüttelbrunn entfernte der Vorstand der Volksparteiortsgruppe Martin Riedel eine von der HJ gehißte Hakenkreuzfahne. Vier Personen wurden infolgedessen verhaftet. Riedel selbst ging flüchtig.
In Prölsdorf wurde von unbekannten Tätern die am 1. Mai gepflanzte Hitlerlinde herausgerissen
.

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Hallo Baba-sister,

die erschütternde "freiwillige Erklärung" des Max Holy zeigt die ganze Verlogenheit und gewissenlose Manipulation staatlich gelenkter Medien auf, damals wie heute.

Das Internet ist zur Zeit noch die einzigste Möglichkeit, sich umfassend und ohne staatlichen Meinungsterror zu informieren. Aber schon sind vor allem in den USA mächtige Bestrebungen im Gange, auch hier die Kontrolle zwecks Manipulation zu übernehmen.

Grüßle
Gloria

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Aus der gleichen Wochenendausgabe:

Aus dem Stiftland


Mitterteich. V e r h a f t u n g e n .
Der hiesigen Gendarmerie und Polizei ist es gelungen, ein K o m m u n i s t e n n e s t auszuheben, in dem schon wieder ganz regelrecht kommunistische Parteigeschäfte abgewickelt und erledigt wurden. Von den 12 vorgeführten Personen wurden einstweilen 6 in Gewahrsam genommen. Vielleicht nehmen sich die Wühlmäuse der anderen Parteien ein Beispiel daran und lassen ihre unsaubere Arbeit jetzt wirklich sein.

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Fortsetzung aus dem oben genannten NS-Blatt:

Amberg und Umgebung


Die Aktion der N S B O in Amberg


Amberg.
Der Beauftragte der N S B O macht sämtliche Gewerkschaftsmitglieder, insbesondere die Mitglieder des Metallarbeiterverbandes,darauf aufmerksam, daß er nach der Uebernahme der Geschäftsführung im Deutschen Metallarbeiterverband von jedem Mitglied verlangt, dies in aller Ruhe zur Kenntnis zu nehmen.

Ich habe diese Aufgabe, den Arbeiter gleich welchen Berufsstandes im Gewerkschafts- und Kreisgebiet Amberg von jetzt ab zu führen.

Laut meinem letzten, den Mitgleidern allen bekannten
Maßnahmen habe ich Ihnen den Beweis gebracht, daß
auch Nationalsozialisten Arbeiter führen können.

Jeder organisierte Arbeiter, sei er in einer Berufsschaft oder in der N S B O , wird von mir, soweit es in meinen Kräften steht, so vertreten, wie es im Sinne der deutschen Volksgemeinschaft ist.

Ich fordere sämtliche organisierten Mitglieder auf, mir ihr Vertrauen zu schenken, damit ich in der Lage bin, mit ihnen als ihr Führer durch dick und dünn zu gehen. Ferner erwarte ich von ihnen die strengste Disziplin und ordnung.

Die unorganisierten Arbeiter, d.h. solche, die sich nicht bei der N S B O oder einer Berufsschaft befinden, fordere ich auf, sich in ihre diesbezügliche Berufsorganisation je nach ihren finanziellen Kräften aufnehmen zu lassen. Da die Sperre der N S B O für alle Zeit bleibt und die N S B O selbst nur das Führertum des deutschen Arbeiters und der Berufsschaften darstellt, ist es allen Nichtmitgliedern der N S B O nur noch möglich, in eine Berufsschaft einzutreten. Nachdem in absehbarer Zeit sowieso jeder organisiert sein wird, darf ich heute jeden Unorganisierten darauf aufmerksam machen, daß er bei frühestem Eintritt in seine Berufsschaft, besondere Ehrenrechte eingeräumt erhält.

Als Kreisbetriebszellenleiter und Gewerkschaftsführer liegt es mir nahe, mit aller Liebe und allem Verständnis mich dem Arbeiter mit seinen Belangen erkenntlich zu zeigen und ich glaube, daß jeder Arbeiter nun seinen Weg zu mir finden wird.


Der Kreisbetriebszellenleiter

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Fortsetzungstext aus o.a. Wochenendausgabe der Tageszeitung:


Sitzung des Stadtrates Vilseck

am 2.Juni 1933 im Zeichen des Hakenkreuzes


V i l s e c k . Heute fand in dem festlich geschmückten Sitzungssaale des Rathauses die 1. Sitzung des neuen Stadtrates statt, zu der sämtliche Stadträte erschienen waren. Pg.*1.Bürgermeister Hans Probst eröffnete mit einer markanten Ansprache, mit dem Vorschlag, einstimmig Adolf Hitler zum Ehrenbürger zu ernennen.

Dann wurde beschlossen, die Mühlstraße in Adolf Hitlerstraße, die neue Stadtbrücke in Adolf Hitlerbrücke, die Vils-Allee in Hindenburg-Allee, die Villen-Kolonie in Schlageter-Höhe, die Herrengasse in Horst Wesselstraße, die Schlichter Straße in Adolf-Wagner-Straße und die Breite Gasse in Hans Schemm*straße umzubenennen.

Als 2. Bürgermeister wurde einstimmig Pg.* Josef Goller gewählt. Von Bedeutung war, daß die vielen Punkte der Tagesordnung in kurzer Zeit erledig werden konnten.


Anmerkung zum besseren Verständnis:
* Pg. bedeutete "Parteigenosse";
* Schemm ist der Herausgeber der o.a. Zeitung "Bayer.Ostwacht" und
war seit März 1933 neuer Kultusminsiter in Bayern, er starb an einem
Unfall 1935;

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Liebe Baba,

ich meine, vor langen Jahren hat es unter anderem in Bayern und auch in Vilseck eine öffentliche Debatte gegeben, in bayrischen Städten und Gemeinden nach noch immer bestehenden Nazi-Ehrenbürgerschaften und Straßennamen von örtlichen Provinz-Nazi-Größen zu forschen. Weißt Du näheres darüber?

Gruß
bjk

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Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Nein, darüber weiß ich "offiziell" nichts, - aber das ist nämlich der eigentliche Skandal!

Nirgends ist öffentlich verkündet worden, daß man das "Ehrenbürgertum" von Adolf Hitler und anderer NS-Führungs-Verbrecher aufgehoben hätte und als schlimme Entgleisung brandmarkte,
daß die Organisationsveränderungen im gesellschaftlichen, sozialen, kommunalen, juristischen Bereich nicht nur hingenommen, sondern beklatscht und kollektiv-allgemein begeistert begrüßt wurden.
Auch die wieder "Zurückänderung" von Straßen- und Plätzenamen geschah in einer sehr unspektakulären, nicht hinterfragten und mit Bedacht keine öffentliche Diskussion erzeugenden Weise!
War man damals 200% angepaßt, so hat sich daran auch heute nichts geändert!
Die Vilsecker lieben ihre US-Besatzer im TÜP Grafenwöhr und deshalb gingen auch vom Vilsecker Anschlußgleis aus dem US-TÜP die größtvorstellbaren Waffen und Militärgerätschaften in das Aufmarschegebiet des Irak an Tommy Franks is a Leader!

Wie Du weißt, habe ich schon mal im Zusammenhang mit der Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler und der Straßennamen-Huldigungen von SS-und NS-Größen in Vilseck eine Anfrage an Herrn 1. Bürgermeister gestellt.

Ich warte seine Antwort ab, die sich auf die "Aufarbeitung" dieses dunklen Kapitels der Vilsecker Gemeinde bezieht, bevor ich mir ein Urteil über die jetzige Verfaßtheit der Gemeinde erlaube!

Gruß
Baba Yaga

PS: morgen gibt´s noch etwas mehr aus der Bayer.Ostwacht-Zeitung

Re: "Bayer. Ostwacht - Niederbayer.-Oberpfälzische Tageszeitung"

Liebe Baba,

ich stelle mir schon jetzt die prustende Empörung im Bürgermeisteramt vin Vilseck vor!

Wie konntest Du aber auch - - - bist doch für die eh schon ein "Rotes Tuch", wenn nicht sogar Schlimmeres!

Ob der Bürgermeister Dir wohl antworten wird? Eigentlich müßte er's. Was hältst Du davon, wenn ich mich morgen da mit einklinke und separat auch nachfrage? Stell doch mal die Anschrift hier rein, vielleicht tut ja der oder die eine auch mit?

Gruß
bjk

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