Pressekonferenz ganz gut gelaufen, Medien haben Kernpunkte und Kernsätze aufgegriffen und veröffentlicht (drei Artikel, Regionalfernsehen und Regionalradio haben berichtet)! Einen Artikel davon habe ich im Netz abgedruckt gefunden! Ich stelle ihn im Café ein (da Realnamen genannt sind:-)) Gruß Baba Yaga
Re: Hartz IV - Kalter Krieg-Coup der Diakonie Weiden
Hier die Kopie meines heutigen Briefes an wdr-Monitor! Ihm könnt Ihr entnehmen, was zur Zeit mit den 1-€-Jobbern getrieben wird! Wie die Öffentlichkeit darauf reagiert, das will ich ausprobieren und ich werde dazu wieder berichten
Eure Baba Yaga
Hier nun mein Letter an Monitor: -----------------------------------------------------------------------
MONITOR Postfach 50600 Köln E-Mail an: var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'Monitor'+String.fromCharCode(64)+'wdr'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');Monitor@wdrde
Freitag, 17.12.2004
Wie Träger der 1-€-Jobs das System und die Menschen ausbeuten:
Die Diakonie Weiden i.d.Opf. hat bereits 2 x hintereinander in dem wöchentlichen Werbeblatt "Rundschau" der Zeitung "Oberpfälzer Nachrichten" (Mittelbayerische Zeitung) einen Artikel lanciert, in welchem 1-€ Jobber für die verschiedensten Tätigkeiten rund um Haus, Garten und Wohnung "bestellt" werden können!
Ein Anruf bei der angegebenen Tel.Nr. ergab, daß an Leistungen Interessierte, z.B. für das Schneeräumen durch die 1-€-Jobber an die Diakonie einen Stundenlohn von 8 € und Fahrtkosten pro Entfernungskilometer von 1€ zu bezahlen hätten!
Die Diakonie Weiden war einer der ersten "Träger", der sich bei der Arbeitsagentur Weiden meldete, um diese "deutschen PflichtarbeiterInnen" anzuheuern.
Laut Zeitungsberichten wurden 40 Menschen diesem "caritativen Verein" für die unterschiedlichsten Arbeiten "im öffentlichen Interesse" (wie es so schön in der gesetzl. Regelung heißt) genehmigt. Dafür zahlt dann die Agentur für Arbeit Weiden pro Person 500 € mtl. an den Träger (Diakonie), während sie diesen Opfern der Ausbeutung 1,50 € /h weitergibt, wobei max. 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden darf. Daher steckt diese Organisation schon mal mehr als 300 € /Jobber ein, neben der für sie kostenlosen Arbeitsleistung in der Diakonie und nun dazu auch noch weitere 8 €/Studenlohn, wenn die/der (Zwangs-)-Pflichtarbeiter an die Privatwirtschaft ausgeliehen wird/werden!
Erinnert doch verdammt an gewisse vergangene Zeiten, als man sich auch um Zwangsarbeiter bei den damals "amtlichen Stellen" bemühte? Jedenfall kann ich nicht verhindern, Analogien zu sehen, wenn ich an das Arbeits-Lager Flossenbürg denke, in dessen Landkreis Weiden und seine Diakonie gelegen ist!
Sie wissen sicher, 1-€-Jobber sind ab 1.1.05 verpflichtet jede Arbeit, welche die Agentur für Arbeit anweist anzunehmen, andernfalls wird das AlGII (sowieso ein Hungerbetrag) um 30% für drei Monate gekürzt!
Ich halte das für einen Skandal, deshalb werde mich nun nächste Woche mit den Zeitungsartikeln auf den Weg machen, von Häuselbesitzer zu Gewerbetreibenden und dieses "Angebot" der Diakonie als caritative Leistung und als lukratives Angebot darstellen und "anzudienen" versuchen!
Ja, Sie haben richtig gelesen!
Ich werde dabei die Texte aus dem SGB nämlich, daß Langzeiterwerbslose, sprich "Pflichtarbeiter", erst "wieder an die regelmäßige Arbeit gewöhnt werden müssen", und Schröders Formel von "kein Recht auf Faulheit" deklamieren, um mir dann anzuhören, wie die deutsche Seele mit dieser neuen Zwangsarbeit und den Menschen, die diese Ausbeutung erleiden sollen, umzugehen gedenkt!
Sollten Sie mich dabei begleiten wollen und Interesse an meiner Aktion haben, melden Sie sich! Ich bin Mitglied bei ver.di Weiden und hier als Beraterin in der "Initiative Erwerbslose" tätig, werde also versuchen, die/den eine/n oder andere/n KollegIn zum Mitkommen zu motivieren! Die Ergebnisse und natürlich auch das "geniale Wirtschaftsunterfangen der Diakonie" werden Inhalt einer geharnischten Kritik an jene sein, die diese Hartz-Geschichten verbrochen haben!
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PS.: Ich habe bereits früher Frau Karin Führ kennen gelernt und mit deren Monitorteam mehrmals zusammengearbeitet! Deshalb meine besten Grüße auch an Frau Karin Führ von mir.
Hartz IV + Ein-Euro-Jobs = Zwangsarbeit wie im Dritten Reich
Liebe Baba,
Deine vorbildliche engagierte Recherche in Sachen Ein-Euro-Jobs und Diakonie Weiden werde ich zum Thema meines nächsten Redebeitrags am Offenen Mikro auf der Berliner Montagsdemo machen! Ich bin schon sehr gespannt, welche Reaktionen auf Dein "Andienen" von Ein-Euro-Jobs Du bei der "deutschen Volksseele" feststellen wirst. Ich fürchte - schlimme!
Denn fast alle meine Erfahrungen aus vielen persönlichen Gesprächen mit nicht direkt und/oder unmittelbar Betroffenen der Hartz-Verbrechen waren geradezu deprimierend. Der Trend war: "große Sprünge könnt ihr zwar nicht machen aber mit Miet- und Heizungszuschuß und Ein-Euro-Jobs reicht es allemal, um angemessen zu leben" Und jedesmal, wenn ich die Fakten des angeblich angemessenen Lebensstandards aufschlüssele, erntete ich entweder ein skeptisches, meistens aber nur mitleidiges Achselzucken, denn "die da oben" würden sich ja was gedacht haben.
Tja, soviel zur "deutschen Volksseeele"!!! Ganz andere Erlebnisse und Resonanzen hatte ich bei bisherigen leider nur wenigen Gesprächen mit ausländischen Mitbürgern, darüber werde ich in einem meiner nächsten Beiträge berichten.
In Sachen Zwangsarbeiter im Nazi-Reich habe ich ein wenig gegoogelt und bin auf erschreckende Vergleiche mit den aktuellen Ein-Euro-Jobs unserer angeblich so demokratischen Bundesrepublik gestoßen:
Löhne für Zivilarbeiter und der Kriegsgefangenen richtete sich nach deren Nationalität, Geschlechtszugehörigkeit und nach dem Alter. Sie wurden wie die Verpflegungssätze zentral festgelegt.
Ein junger, deutscher Arbeiter ohne Fachausbildung (=entsprach der Arbeitseinstufung eines durchschnittlichen Ostarbeiters) erhielt ab 10.Juli 1939 in der Augsburger Metallindustrie 0,36 bis 0,59 Reichsmark Bruttostundenlohn (je nach Ausbildungsgrad, Leistung, Akkord usw. mit Zuschlägen), d.h. dies entspricht einem Tagesverdienst von vier bis sechs Reichsmark Tagesverdienst.
Löhne der Westarbeiter, der sog. "germanischen" Arbeiter wie der Niederländer, Flamen und Skandinavier und die der "fremdvölkischen" Franzosen und Belgier waren gleich hoch. Zivilarbeiter sollten annähernd denselben Lohn wie Deutsche erhalten, ihr Verdienst war aber im Schnitt geringer, da sie zumeist in niedrigere Lohngruppen eingestuft wurden. Um Firmen, die ausländische Arbeitskräfte einstellten, nicht gegenüber solchen, die deutsche Arbeitskräfte beschäftigten, zu bevorzugen, wurde die "Ostarbeiterabgabe" eingeführt, die in etwa der Differenz zwischen tariflichen Entgelt
Tagesverdienste im Vergleich
Deutscher Facharbeiter ab 10.7.1939 (ohne Fachausbildung) Durchschnittlicher Tagesverdienst RM 4 bis RM 6 plus Leistungszahlungen Zuschläge nach Ausbildungsgrad, Leistung, Akkord abzüglich Unterkunft und Verpflegung
Westarbeiter Durchschnittlicher Tagesverdienst RM 4 bis RM 6 abzüglich Unterkunft und Verpflegung
westlicher Kriegsgefangenen 0,70 RM plus Leistungszahlungen
Zivilarbeiter aus dem Osten RM 2,55 abzüglich Unterkunft und Verpflegung RM 1,50 Verbleiben: RM 1,05
Polnischer Kriegsgefangener RM 0,50 gültig nur im jeweiligen Unterbringungslager
Sowjetischer Kriegsgefangener RM 0,20, ab September 1943 RM 0,35 zuzüglich Leistungszuschläge
nach: W. Kucera, Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge, S. 55f
Rechnung des Referats 9 der Augsburger Stadtverwaltung
Beschäftigung von 55 Kriegsgefangenen in der Zeit vom 7. Januar bis 14. März 1941
Einnahmen durch Beschäftigung Schneeräumung, Entladungsarbeiten, Straßen- und Wasserbauarbeiten RM 15.950,72
Ausgaben Entlohnung der Kriegsgefangenen, Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Heizung, Baden im städtischen Brausebad, Dienstgespräche, Stempel- und Rundfunkanschlußgebühren, Bezahlung eines städtischen Werkmeisters RM 11.730,41
Erzielter Gewinn pro Kopf: RM 1,15 pro Tag
so ähnlich, nur noch viel lukrativer, dürfte auch die Einnahmen-Ausgaben-Abrechnung der Diakonie Weiden und anderer vorgeblich sozialer Träger von Ein-Euro-Job-Beschäftigungen mit der sogenannten Bundesagentur für Arbeit aussehen! - - - So ist nun mal die "deutsche Volksseele" ... ... ...
bjk
Foto unten: Berliner Fenster-Weihnachtsdekoration 2004