Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten - Wirtschaft, Arbeit und Soziales

Hartz-Kommission, Rürup-Kommission, Agenda 2010 - und nun?

DtA-Runde Tische

eine hochinteressante Studie!

Hallo Jessi,

die Ergebnisse dieser Studie stimmen im Prinzip auch mit meinen persönlichen Erfahrungen überein. Im nächsten Antwortbeitrag hier werde ich das näher erläutern. Nochmals, ein guter Tip, diese URL

Gruß
bjk

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gelöscht o.T.

Re: DtA-Runde Tische

Liebe urania,

der von Dir eingestellte Link ist äußerst interessant! Es braucht aber einige Zeit, bis man da alles oder zumindest das Wesentliche gelesen und aufgenommen hat. Deshalb räume bitte uns bzw. mir etwas Zeit ein, bevor auf Deinen Beitrag geantwortet wird. Kann aber gut sein, daß manche schneller sind als ich seh mir das dann bitte nach.

Gruß
bjk

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gelöscht o.T.

Re: DtA-Runde Tische

Na, das tut meinem Ego aber gut

Liebe urania,

trotzdem hoffe ich zuversichtlich, daß wir in unserer noch kleinen aber feinen community, auch bei den zahlreichen bisher nur lesenden Gästen, genügend Kompetenz und Potential schlummern haben, die es mit Deinen Seminarteilnehmern spielend aufnehmen könnten, wenn sie denn nur wollten!

Bisher trauen sich einige noch nicht so recht, da fehlt wohl der "Hannemann" der vorangeht,

Gruß
bjk

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Ich-AG

Gestern habe ich eine Radiosendung zum Thema Ich-AG verfolgen können. Dabei trat ein großes Mißverständnis zu Tage, was mich hat schmunzeln lassen: Immer glaubt man, Alle Maßnahmen müssten für Alle gleichermaßen gedacht und gemacht sein und automatisch zum Erfolg führen.

Die Ich-AG ist nur dann sinnvoll, wenn man plant, sich mit geringem Aufwand selbstständig zu machen ohne Personal einstellen zu wollen oder zu müssen. Ziel einer Selbstständigkeit ist natürlich, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Das Arbeitsamt zahlt etwas dazu, und nicht einmal wenig. Im ersten Jahr sind dies immerhin 7.200 €. Das Argument, dies sei zu wenig, ist m.E. falsch, weil es ja nicht der Zweck dieses Geldes sein kann, den Lebensunterhalt sicherzustellen, während die eigentliche Selbstständigkeit nur das Zubrot darstellt.

Mit dem von bjk geschilderten Fall hat die Ich-AG eher wenig zu tun, Kalle hätte etwas mehr Geld in der Tasche, gerettet hätte dieses Geld ihn nicht. Die Fehler hat Kalle aber schon selbst begangen, einzig der Firmenkredit ist eine Maßnahme, die auf den ersten Blick großzügig, bei näherem Hinschauen aber perfide.

Erstens hätte eine neutrale Bank sicher genauer hingeschaut, was die Rentabilität des Geschäftes angeht und im Zweifelsfalle ein Veto eingelegt und zweitens hat sich die großzügige Firma einfach nur das Auto finanzieren lassen, als Sicherheit bliebe noch immer die Rücknahme des Fahrzeuges.

Hat aber mit Ich-AG nicht viel zu tun.

Irrtümer haben ihren Wert, jedoch nur hier und da,
Nicht jeder, der nach Indien fährt, entdeckt Amerika.
(E.K.)

"Die Fehler hat Kalle aber schon selbst begangen, ..."

Hallo Jessi,

das finde ich ein bißchen zu holzschnittartig. Denn Kalle ist mit einem für ihn von vornherein unlösbaren Problem überfallartig konfrontiert worden. Nämlich, entweder annehmen oder entlassen zu werden. Kann man jemandem Fehler vorwerfen, in dessen Vita das Thema Selbstständigkeit nie vorkam und der nicht im Traum an die Umsetzung gedacht? Und der als einfacher Arbeitnehmer mit schönem Schein und schönen Worten "besoffen geredet" wurde?

Ich sage NEIN! Denn Kalle hat sich ja u. a. Gewerbegenehmigung besorgen und Zwangsmitglied bei der IHK werden müssen. Hier hätte unbedingte Pflicht zur ausführlichen Beratung stattfinden müssen! Dies ist offensichtlich nicht geschehen! Die gierige Zwangsorganisation IHK ist vor allem an möglichst vielen und möglichst hohen Beiträgen interessiert, wie jeder Selbstständige aus leidvoller Erfahrung weiß!

Außerdem meine ich, auch Behörden wie Arbeitsamt und Sozialversicherungsträger müßten ein moralisches sowieso aber auch langfristig ein finanzielles Interesse daran haben, daß aus der Umwandlung von einfachem Arbeitnehmer zum Selbstständigen kein mittelfristiger Absturz zum Sozialfall mit hohen Dauerkosten für die Allgemeinheit wird. Hier erfolgt bis oder besonders heute eine nur ungenügende Beratung bezüglich aller Konsequenzen und Risiken einer Selbstständigkeit, die zumeist wohl finanziell und fachlich auf offensichtlich viel zu wackeligen Füßen steht.

Die Politik wimmelt sich ihre Verantwortung bis heute ab! Kurzsichtig

meint
bjk

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Re: DtA-Runde Tische

Hallo bjk,

ist das Problem für Kalle von vornherein unlösbar? Vor ihm steht eine drohende Arbeitslosigkeit. Dies ist ersteinmal der Fakt. Danach kann er die Überlegung anstellen, ob die ihm gebotene Chance der Selbstständigkeit eine Alternative darstellt.

Derzeit ist es so, dass über 50% derer, welche sich mit dem Thema Selbstständigkeit ernsthaft befassen, diese Alternative noch vor der gründung aufgeben.

"Besoffen geredet" ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff. Er ist auf so ziemlich jede Entscheidung anwendbar, welche einen Fürsprecher hatte und sich dann im Nachhinein als falsch herausstellte. In Fällen, wo diese Entscheidung richtig war, beginnen anschließend die Vaterschaftsklagen, jeder will es gewesen sein, für falsche Entscheidungen ist immer der andere Schuld.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob man das Recht zur Beratung in eine Pflicht zur Beratung umwandeln sollte. Kalle hätte sehr wohl bei der IHK oder einem fähigen Steuerberater Rat suchen können. Eine simple Kosten-Umsatzprognose hätte ihn vor dem Schlimmsten bewahren können. Wenn aus einem 50.000,- DM-Darlehen binnen dreier Jahre eine Viertelmillion Schulden werden, dann ist verdammt lange verdammt vieles verdammt schief gelaufen.

Und die Umsatzsteuerfalle...dafür gibt es den Steuerberater, und der war in Deiner Schilderung teuer genug.

Beim Arbeitsamt muß man, soweit ich weiß, bei Antrag auf Überbrückungsgeld eine tragfähige Prognose abliefern.

Der Hilfen gibt es nicht wenige, ich finde es nicht sonderlich sinnvoll, diesen Hilfestellern die Schuld zuzuschieben, wenn deren Hilfe nicht in Anspruch genommen wurde.

Gruß

Ka

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(E.K.)