Super Nanny vermittelt falsches Erziehungsbild
«Super Nanny» vermittelt falsches Erziehungsbild
Super Nanny
Die Super Nanny Katharina Saalfrank mit dem Jungen Jan.
Münster - Der RTL-Quotenhit «Super Nanny» vermittelt nach Einschätzung des Jugenddezernenten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Hans Meyer, ein falsches Bild von Erziehung.
«Man bekommt sicherlich ein paar Ratschläge dabei, aber man darf sich nicht vorstellen, dass binnen 14 Tagen alle falschen Verhaltensweisen von Eltern und Kindern beseitigt sind», sagte Meyer der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Münster. «Und es ist nicht damit getan, jemandem zu sagen, wie er sich zu verhalten hat.»
«Die Erklärung, wann welches Verhalten für Kinder wichtig ist, spielt im Fernsehen keine Rolle», kritisierte Meyer. «Es soll ein relativ schneller Erfolg aufgezeigt werden, um den Zuschauer nicht zu langweilen.» Zwar seien bestimmte Dinge in der Sendung - der Ratschlag, Ordnung zu halten, eine klare Haltung einzunehmen - wichtig. «Aber im täglichen Leben muss man sich immer wieder klarmachen, was das bedeutet.»
Den Familien in der Sendung nütze die «Super Nanny» recht wenig, den Fernsehzuschauern, die eigene Verhaltensweisen nicht hinterfragten, ebenso wenig. «Es ist wie mit Silvester, wenn ich mir sage, ich höre mit dem Rauchen auf», sagte Meyer. «In der Erziehung gibt es nun einmal keine einfachen Patentrezepte, da Kinder und Eltern verschieden sind.» Daher sollten Eltern, die mit ihren Kindern ernsthafte Schwierigkeiten hätten, frühzeitig professionelle Hilfe aufsuchen. Entsprechende Maßnahmen biete jedes Jugendamt. Denn: «Die Erziehungsunfähigkeit wird immer größer.»
Meyer mahnte jedoch, «die Sendung schafft das Problem, dass Familien sich noch weniger an Fachkräfte wenden werden». Betroffene Familien hätten oft Hemmungen, die Beratungsstellen oder das Jugendamt aufzusuchen.
Quelle: portale.web.de