KLOSE : Ich wurde mein Leben lang unterschätzt
Klose: Ich wurde mein Leben lang unterschätzt
BILD am SONNTAG: Herr Klose, wir fangen gleich mal mit dem neuesten Gerücht an: Sie haben Ihren Mietvertrag für Ihr Haus in Bremen gekündigt, weil Ihr Wechsel ins Ausland längst besiegelt ist!
Miroslav Klose (28): So ein Quatsch! Ich würde echt mal gerne wissen, wie solche Dinge in die Welt kommen. Neulich hat mich einer gefragt, warum ich Spanisch lerne.
Eigentlich eine gute Frage.
Stimmt nur nicht. Ich hab doch nur die Tasche von einem Betreuer von uns ins Hotel getragen, da guckte wohl ein spanisches Buch raus. Außerdem spreche ich Polnisch. Und wer Polnisch spricht, kommt überall auf der Welt klar.
Sie hatten in dieser Woche ein 90 Minuten langes Gespräch mit dem Werder-Vorstand. Es ging um Ihre Zukunft. Braucht man so lange, um Werder zu sagen, dass Sie den Verein verlassen?
Ich war sogar 110 Minuten mit meinem Berater Alex Schütt dort! Von denen wir die meiste Zeit über Gott und die Welt geredet haben. Ich kann Ihnen jetzt genau sagen, wie das Stadion nach einem Umbau 2008 aussehen würde.
Hat Werder Ihnen zugesichert, dass Sie 2007 vorzeitig gehen können?
Ich habe zumindest nicht das Gefühl, dass Werder mir Steine in den Weg legen würde.
Aber Gefühl und Vertrag sind zwei unterschiedliche Dinge, wenn es um so viel Geld geht.
Mein Gefühl täuscht selten!
Wie hoch ist die Ablösesumme?
Ganz ehrlich: Wir haben kein Wort über Zahlen gesprochen, keine Sekunde. Es waren Sondierungsgespräche. Aber darauf lässt sich aufbauen und zwar in jede Richtung.
Welche ausländische Richtung wäre Ihnen denn am liebsten?
Es kämen eigentlich nur fünf Klubs für mich infrage. Ich verfolge fast alle Ligen. Und ich weiß: Ich könnte überall spielen! Ich käme mit der harten Gangart in England zurecht, mit der Disziplin in Italien oder der spielerischen Liga in Spanien. Das würde alles funktionieren.
Welche Rolle spielt Geld? Was wäre, wenn Werder Ihr Gehalt verdoppeln würde?
Geld spielt auch eine Rolle, aber bestimmt nicht die wichtigste. Das Paket muss stimmen das Gefühl, die Mannschaft, der Trainer, die Taktik, das Umfeld, alles eben.
Nach Werders 0:2-Pleite in Barcelona gab es wieder mal große Zweifel, ob Sie stark genug sind für einen echten Top-Klub. Das Spiel war nicht unbedingt förderlich für Ihr Ziel, zu einem Top-Verein zu wechseln.
Ich schätze meine Spiele schon realistisch ein, ob das gut war oder nicht. Und in Barcelona war das nicht gut.
Der BILD-Kolumnist Mario Basler hat danach über Sie geschrieben: Klose ist nur an der Weser ein Riese!
Dafür hab ich nur ein kleines Lächeln übrig.
Mit der Meinung steht Basler aber nicht allein.
Das mag sein. Ich kann nur sagen, dass ich mir zutraue, bei jedem Verein mitzuhalten. Oder wie haben Sie meine Leistungen bei der WM beurteilt? Als ich vor zweieinhalb Jahren von Kaiserslautern nach Bremen gewechselt bin, haben auch viele gesagt: Oh, das wird nichts! Da war der Druck riesig, ich musste mit Ailton sogar den Publikumsliebling ersetzen. Und das ist mir gelungen.
Das heißt, dass Sie Druck aushalten können?
Dieses Selbstbewusstsein habe ich. Ich bin von mir absolut überzeugt das musst du als Stürmer auch!
Und Kritik perlt an Ihnen ab?
Ich lese die und ziehe daraus meine Motivation. Kritiken wie die von Mario stacheln mich an. Das war schon in der Jugend so. Vor jedem Spiel denke ich an diese Leute, die mir wenig zugetraut haben.
An wen besonders?
Ich bin bei einem Fußball-Lehrgang als Jugendlicher am ersten Tag nach Hause geschickt worden, weil sie gesagt haben: Lerne lieber einen gescheiten Beruf, mit der Fußball-Karriere klappt das nicht. Und trotzdem hab ichs geschafft. Für mich ist es noch immer eine riesige Motivation, es diesen Leuten zu zeigen. Den Leuten, die nie an mich geglaubt haben.
Gibt es da so viele?
Oh, ja, ich musste immer gegen viele Widerstände ankämpfen. Ich glaube sogar, dass ich mein Leben lang unterschätzt wurde. Immer wieder hieß es: Nee, das packt der Klose nicht. Und ich habs doch immer gepackt.
Ärgert es Sie, wenn die Leute sagen: Ach, der Klose, der braucht eine kleine Stadt wie Bremen, eine familiäre Stimmung im Klub, nur dann ist er gut.
Wenn ich ein schönes Haus habe und die Familie gesund ist, reicht mir das egal, in welcher Stadt der Welt das ist.
Das hört sich ganz nach Abschied an.
Auf der einen Seite ist es interessant, einen neuen Schritt zu machen. Aber ich weiß auch, was für einen guten Klub ich habe und was ich mit Werder noch erreichen kann.
Haben die Bayern eine Chance, Sie im Sommer nach München zu holen?
Wenn ich wechsle, ist der Reiz, ins Ausland zu wechseln, größer. Aber Bayern ist ein großer Verein. Man weiß nie, was kommt.
Hat Uli Hoeneß Sie schon mal angerufen?
Kein Kommentar!
Hätten Sie eigentlich kein schlechtes Gewissen, Bremen zu verlassen? Dort entsteht doch eine Mannschaft, die dauerhaft um Titel mitspielen kann.
Wenn es so käme, könnte ich nur sagen: So ist nun mal das Geschäft.
Wann wird es eine Entscheidung geben?
Bestimmt nicht erst im Mai! Aber ich will nicht ein Datum nennen und mich so unter Druck setzen. Und es wäre unseriös, jetzt ein Zeitfenster zu nennen.
Wie viele Angebote haben Sie denn jetzt wirklich vorliegen?
Auch kein Kommentar! Aber ich kann Ihnen verraten, dass auch mein Heimat-Klub Blaubach-Diedelkopf darunter ist. Mein Vater ist dort jetzt zum dritten Mal in Folge aufgestiegen. Der versucht jedes Jahr, mich nach Hause zu locken. Mal schauen, ob er es diesmal schafft.
Quelle : bild.de
Erst wenn der letzte Baum geordet,
der letzte Fluss vergiftet,
der letzte Fisch gefangen,
werdet ihr feststellen,
dass man Geld nicht essen kann.
Weissagung der Cree