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alt sein

alt sein

hmmm, gestern mußte ich beruflich in ein altenheim. gut, es war nett, sauber, in einer ecke plätscherte ein springbrunnen, es gab viel grün und das ganze wirkte wirklich "wohnenswert". ich mußte warten und begab mich zur informationstafel. auch hier konnte ich lesen, dass die omis und opis gut unterhalten werden. so wurde altenschwimmen, aquajogging, die erste adventsfeier und vieles mehr angeboten.

dennoch hatte ich irgendwie ein saubeschissenes gefühl, besonders als ich sah, dass viele alte menschen irgendwo alleine in einer ecke sassen. die wirkten gar nicht so "unterhalten" oder fröhlich, wie man es hätte denken sollen.

mal im ernst, natürlich ist es gut, dass es solche "heime" gibt, aber warum können diejenigen alten, die noch eine familie haben, nicht auch bei dieser wohnen? wäre es nicht erfüllender und für den lebensabend schöner, wenn sie die jugend, die enkel- und vielleicht auch urenkel zuhause miterleben könnten? hätten sie nicht vielleicht auch dann eine "beschäftigung", wären sie nicht glücklicher?

als ich ging, wurde mir bei den gedanken, dass ich vieleicht selbst einmal dort landen werde, ziemlich übel und es dauerte lange, bis ich die oma, die scheinbar wartend an der tür sass, vergessen bzw. aus meinem schädel etwas hinaus schieben konnte.

ich weiß nicht, früher lebten doch auch viele generationen unter einem dach (zumindest kenne ich es noch so). warum geht das heute in den meisten familien nicht mehr?

wenn man alt ist, ist man dann unbrauchbar, eine ständige last ... eine mensch, der nicht mehr dazu gehört ... der nur noch unter seinesgleichen leben sollte?

denke ich noch mehr darüber nach, werde ich gallig ...also höre ich damit auf.

Re: alt sein

Nein sicher nicht, nur leider ist das in unserer Gesellschaft häufig so, dass der alte Mensch an den Rand gedrängt oder besser aus dem Kreis der Familie gedrängt wird, weil alt werden auch sterben werden heißt und damit will sich keiner auseinander setzen.

In anderen Kulturen hingegen ist der alte Mensch ein wertvoller Bestandteil der Gemeinschft und wird als solcher hoch angesehen und respektiert !!!!!!

Doc


Ich denke, also bin ich !

Re: alt sein

Wir unterschätzen die Erfahrungen unserer Vorfahren gewaltig!!!!!

Auch unsere Vorfahren wären nicx ohne deren Ältern! Verdammt was haben die uns schon beigebracht als wir jung waren ich hoffe es macht nicht den Rückwärzgang!

Kenne viele Eltern die so stolz auf die Kinder sind und der Fernseher läuft den ganzen Tag! Ergotherapie ick hör dir Trabsen!

Gruß
Frank


Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.

Re: alt sein

Das erinnert mich an ein Märchen von den Gebrüdern Grimm, das ich in meiner Kindheit gehört hab:

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm.
Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund.
Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt zum Tisch hin und die Augen wurden ihm nass.

Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur.
Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen.
Als sie da so saßen, so trug der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen.
„Was machst du da?“ fragte der Vater.
„Ich mache ein Tröglein“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“
Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten sofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.


"Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben; nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben; nur Liebe kann das."
[Dr. Martin Luther King Jr.]

Re: alt sein

am wochendende erzählte mir meine freundin, dass sie zu besuch in einem altenheim war und mit ansehen mußte, wie eine alte frau mit lätzchen um den hals und im rollstuhl sitzend alleine vor dem speisesaal ihr abendbrot zu sich nehmen musste.

mensch, hat ein mensch so etwas verdient ... muß man so enden?

soetwas haut mich völlig runter und zeigt mir wie wenig respekt wie vor dem alter und den menschen an sich haben. wer nicht brauchbar und nur noch eine last ist, wird abgeschoben ... mit der hoffnung, dass man schnell und ohne große kosten verreckt.
es ist einfach nur noch zum kotzen.

gut, die altenheime werden gebraucht, denn nicht jeder hat noch familie, aber wer diese noch hat, könnte und MÜSSTE doch eigentlich auch dort - bei ihnen - leben.
wieviele vorteile hätte unser staat dadurch?
ich meine viele, aber wir sind einfach zu bescheuert und zu egostsich, als dass wir daran denken.
nein, unsere "alten" müssen weg ... sie stören ... sie passen einfach nicht mehr in die familie ... sie sabbern ... sind nicht selten inkontinent ... machen ärger ... quatschen nicht selten von früher und von einer zeit, als vieles noch "in ordnung"war ... usw, usw.

es ist einfach respektlos und in meinen augen unmenschlich.
nein, es ist "menschlich" und somit auch normal geworden .... leider.

Re: alt sein

ich wünsche allen, die ihre eltern und großeltern so abschieben, dass selbe schicksal. sollen sie auch so enden

Re: alt sein

Nun ja.

Jeder fühlt sich so alt, wie er es selbst will :-(

Ich bin beinahe 71 und fühle mich nicht alt.
Wichtig ist der Geist !!
Da bin ich zwar etwas weiser aber doch noch jung, meine ich.

War vor kurzem in Berlin mit Tochter und Freund und wir trafen dort andere Freunde meiner Tochter aus NL mit deren Freunden aus Schweden, Kroatien und Slowenien. Das hat mir gut getan. Herrlich !!! Alles in verschiedenen Sprachen, Deutsch, Niederländisch und Englisch und das in Berlin.

Dann fühlt man sich nicht alt !!!!

Wolf Z.


Re: alt sein

Das Thema Altenheim muss sicher etwas differenzierter betrachtet werden.
Es ist ja schön, wenn Grosseltern, Eltern und Kinder glücklich und zufrieden unter einem Dach leben und eine Grossfamilie bilden, doch oft genug funktioniert das nicht.
Ist ein alter Mensch erst mal zum Pflegefall geworden, so schaffen die Kinder es auf Dauer neben eigenem Beruf und Familie schlichtweg nicht mehr, sich um diesen – oft rund um die Uhr – zu kümmern. Ich kenne genügend solcher Fälle, wo ganze Familien wegen der aufreibenden Pflege eines Seniors zusammengebrochen sind. Auch sind in der Regel die Wohnungen für Pflegefälle schlecht geeignet.
Und die alten Leute selbst? Wollen sie denn auf Gedeih und Verderb ihren Kindern ausgeliefert und von deren good will abhängig sein? Ich nicht! Ich empfände es als grässliche Demütigung!
Meine Grossmutter zog mit ca. 80 Jahren ins Seniorenheim, obwohl sie bei einem ihrer Söhne und dessen Familie hätte leben können, da sie ihre Selbständigkeit nicht aufgeben wollte, obwohl sie bereits leicht dement und beginnend pflegebedürftig war. Sie wurde von allen Kindern regelmässig besucht und vom dortigen Pflegepersonal tadellos betreut.
Meine Mutter ist inzwischen auch soweit. Noch vor einiger Zeit weigerte sie sich, ihr Haus aufzugeben, es sei denn, sie könne bei mir leben. Als ich ihr es dann vorschlug, lehnte sie vehement ab. Sie fürchtete, dann quasi unter Bevormundung zu stehen und sich in ein anderes Leben einfügen zu müssen, das sie so nicht gewohnt war. Nun hat sie sich zusammen mit zwei ihrer Brüder und deren Frauen in dem Seniorenheim angemeldet, in dem bereits ihre Mutter ihre letzten Jahre verbrachte. Sie wird dort ihre eigene 2-Zimmerwohnung haben und die nötige Betreuung, aber doch ihre Selbständigkeit bewahren können. Dass wir Kinder sie dort regelmässig besuchen, ist selbstverständlich.
Auch mir würde es nie im Traum einfallen, im Alter bei meiner Tochter wohnen zu wollen. Das heisst nicht, dass der persönliche Kontakt abbricht, doch meine Eigenständigkeit möchte ich mir auch im Alter bewahren.
In Würde alt werden heisst für mich nicht, von meinen Kindern abhängig zu sein und diesen durch meine altersbedingten Beschwerden das Leben zu erschweren.

urania

Re: alt sein

Als meine Mutter vor fünf Jahren starb, hatte mein Vater ein halbes Jahr später seinen ersten Schlaganfall. Er ist seither halbseitig gelähmt und ist Tag und Nacht auf Hilfe angewiesen.
Sein Wunsch ist und war, in seinen vertrauten 4 Wänden bleiben zu dürfen.
Wir Kinder versuchen seither ihm diesen Wunsch so lange wie möglich zu erfüllen und pflegen ihn abwechselnd zusammen mit einem Pflegedienst.
Die physischen Belastungen sind für alle Beteiligten nicht einfach und schon gar nicht die psychischen.
Ein Schlaganfall bringt Veränderungen im Verhalten mit sich, mit denen man erst umzugehen lernen muß. Ein zu Pflegender sieht häufig nur noch sich und nimmt die Umwelt gar nicht mehr wirklich wahr.
Ich erlebe es in unserer Apotheke häufig, daß Pflegende sich aufopfernd um ihre Verwandten kümmern und sich selbst vernachlässigen. Bis sie irgendwann zusammenklappen.
Damit ist keinem gedient.
Eine Kurzzeitpflege, in der die Pflegenden mal für ein paar Tage oder Wochen entlastet werden, bringt niemanden um.
Wolf, es gibt Situationen, in denen es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt, als eine Demenzkranke z.B., zu ihrem eigenen Schutz, in ein Heim zu bringen. Wenn die Belastung innerhalb einer Familie zu groß wird, muß man sich auch selbst helfen dürfen.


Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.

Re: alt sein

ich bin anders aufgewachsen. bei mir lebten die großeltern mit uns in einem haus und diese zeit möchte ich niemals missen.

natürlich gab es ab und wann auch mal knatsch und natürlich wusste meine großmutter vieles besser als meine mutter, aber letztere machte doch immer das was sie wollte und man hat sich am abend wieder am selben tisch wieder gefunden.

sicherlich geht es heute nicht mehr ohne altenheime ... die zeit der siechhäuser ist vorbei, aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass mehrer genartionen in einem haus nicht das schlechteste ist.
gerade in der heutigen zeit, wo beide elternteile oftmals arbeiten müssen um das leben finanzieren zu können, sehe ich die alten - die großeltern - als ganz wichtigen faktor in einer familie.

das mit dem "zur last fallen" sehe ich als eine moderescheinung. warum sollten sich eigentlich alt und jung zur last fallen, wenn man doch klare regeln und aufgaben stellen kann?