Ohnesinn - Ohnespruch

Friedrich August

Friedrich August

Friedrich August III. (1865-1932), von 1904 bis 1918 letzter König von Sachsen, war bei seinem Volke überaus beliebt. Er machte keinen Hehl daraus, daß er die Kriegsbegeisterung seines preußischen Kollegen Wilhelm II. nicht teilte. In ihm sind die besten Züge des sächsischen Nationalcharakters vereint.
Am liebsten gesellte er sich unter seine Untertanen, drosch Skat in Dorfkneipen (in Pillnitz ist in einem Krug noch eine Bank zu sehen, auf der ein Schild angebracht ist, daß sich der König hier niedergelassen habe), war dem Rotspun und Nordhäuser Doppelkorn zugetan, auch wenn pietätvolle Historiker diese Spuren verwischen wollten. Mein Großvater sah ihn allein durch die Straßen von Dresden ziehen, in einem grünen Jägeranzug und begleitet von einem Dackel.
Sein Sächsisch war vom feinsten. Die Friedrich-August-Anekdoten gehen in die Hunderte. Ich bekam sie in der Dresdener Verwandtschaft schon als Kind zu hören. Sie wurden verschiedentlich herausgegeben, wobei die Versuche belustigend sind, den König von antimonarchischen Anwürfen reinzuwaschen.
Die Wiedergabe des Sächsischen ist nicht einfach. Man versuche einmal, sächsische (d.h. in der Mehrzahl sorbische!) Ortsnamen langsam auf der Zunge zerschmelzen zu lassen: "Kötzschenbroda"...


Einem Fleischermeister mit Pferdegespann sind auf der Pillnitzer Landstraße die Pferde durchgegangen. Dem König, immerhin erfahren im Umgang mit Pferden, gelingt es, die Tiere zu bändigen und das Gefährt zum Stehen zu bringen.
Der Fleischermeister bedankt sich: "Sie sind wohl ooch Fleeschermeester?"
Der König: "Neei, ich seh' bloß so aus!"


Der berühmte Ägyptologe Lepsius hielt an der Leipziger Universität in Anwesenheit des "Genijs" (Königs) eine Vorlesung über sein Fach. Der König, der mehrfach eingenickt war, im Anschluß zu Lepsius:
"Also das wär' mir nischt, mich mei Lebtag mit die alten Logarithmen rumzubalgen."
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Im Naturkundemuseum erregte ein ausgestopfter Pelikan sein besonderes Interesse.
König: "Was is'n das für ne butzsche Nudel?"
Erklärer: "Ein Pelikan, Euer Majestät!"
König: "Ä Pelikan? Ach so, ich weeß, das sind die, aus dän' Tusche gemacht werd!"
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Ausstellungseröffnung mit moderner Kunst.
Der König steht mißmutig vor einem Gemälde und fährt den neben ihm stehenden Maler an:
"Also hör'n Se mal, bei Ihnen ist der Himmel grien und die Erde ist blau!"
Der Künstler verteidigt sein Kunstwerk: "Majestät, ich seh' das so!"
König: "Na da hätten Se nicht Maler werden derf'n!"

(Variante: König teilnahmsvoll: "Und da läßt sich gar nischt dagegen machen?")




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Der König betritt allein eine Dorfkneipe. Plötzlich hören alle Gespräche auf, die Kartenspieler lassen ihre Karten fallen ...
Nach einer Weile wird es dem König zu bunt und er läßt vernehmen:
"Seh' ich wirklich so gemeene aus?"



Nachdem der König - diesmal unerkannt - wieder zahlreiche Fehler beim Kartenspielen in der Dorfkneipe gemacht hatte, verliert ein Mitspieler die Geduld und brüllt ihn an: "Wenn de nich Karten spielen kannst, gehst'e in die Küche Geschirr spülen!" (sächsisch: "spiel'n")
König (sanft): "Das kann ich ooch nicht."

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Der König schreitet die Front seiner getreuen Soldaten ab:
König: "Was sind Sie denn in Zivil?" "Assessor beim Reichsgericht, Euer Majestät!"
König: "Wo denn da, in Leipzsch?"

Zum nächsten: "Was sind Sie denn in Zivil?" "Restaurateur, Euer Majestät!"
König: "Also Kneipier? Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt!"

Der letzte Flügelmann.
König: "Warum hat'n der keinen Orden?"
Unteroffizier: "Der säuft!"
König: "Da könnt Ihr ihm doch wenigstens die Friedrich-August-Medaille verleihen!"

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Ministerrat im Schloß Pillnitz. Gerade ist ein Minister verstorben, und die Versammelten mimen Trauer. Der König kommt aufgeräumt in den Saal (war wahrscheinlich schon an der Rotspun-Flasche) und blickt in die Runde: "Na, wer von Euch werd'n nu der nächste sin'?"

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Opernaufführung in der Dresdener Semper-Oper. Plötzlich verstummt das Orchester, das Stück verlangt eine Pause. In der einsetzenden Stille läßt sich nur die krächzende Stimme des Königs lauthals vernehmen, der zu seinem Adjutanten sagt und nach oben weist:
"Enne scheene Decke ham die hier!"

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Augustusbrücke in Dresden.
König: "Was sind'n das dort für Klötzer?"
- "Das sind Eisbrecher, Euer Majestät!"
König: "Und warum sind auf der anderen Seite keene?"
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Umgekipptes Salzfaß? Das gibt eine böse Schwiegermutter! Doch der König besinnt sich: "Salz hilft gegen Rotweinflecke", holt die Rotspunflasche und bedeckt den Salzfleck...

Re: Friedrich August

Mir kam noch einer in den Sinn:


Bei einer Audienz im Schloß werden dem König die leitenden Zivilbeamten vorgestellt. Das kann lange dauern. An jeden richtete er ein leutseliges Wort.
Am Schluß kam er jedoch an den Vorsteher des Katasteramtes. Stumm stand er eine Weile vor ihm, denn es wollte ihm partout nichts einfallen. Schließlich rang er sich durch:
"Sag'n Se mal, ist das wahr, daß man davon eine so hohe Stimme bekommt?"