Die Phileasson Saga - Spielberichte

026 - Merkwürdige Begebenheiten

026 - Merkwürdige Begebenheiten

Eintrag ins Reisetagebuch, Thoram
Ort: Irgendwo in den Weiten des Ozeans; Sargassose
Titel: Merkwürdige Begebenheiten
Zeit: 13. – 15. Rondra

Liebster Onkel Kirgam,

es nimmt einfach kein Ende. So weit selbst das Elfenauge reicht, überall nur Meer. Und das seit vier Tagen.
Das Einzige, was wir heute außer Wassern und Wellen gesehen haben war das Flaggschiff der Perlenmeerflotte. Scheinbar feindlich gesinnt, da auf Abfangkurs. Ich habe dir erzählt, wie wir uns von Kodnas Han getrennt hatten. Bisher schifften wir nebeneinander, Angrosch allein weiß warum wir uns länger mit diesem Ausbeuter zusammen haben sehen lassen. Scheinbar ist uns deshalb die „Seeadler von Beilunk“, dem oben genannten Flaggschiff, gefolgt. Sie ist uns nicht nur gefolgt, sondern schien ganz begierig auf uns zu sein. Windkraft schien ihnen nicht zu reichen, nein, sie ruderten auch noch. Ganz offensichtlich waren sie aber hinter dem Piraten her, nicht hinter uns, denn als Kodnas Han endlich von unserer Seite wich, folge das gigantische Flaggschiff ihm und nicht uns. Mittlerweile haben wir alle Schiffe ob freundliche oder feindliche aus den Augen verloren. Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einer versteckten Insel. Sie soll hier im Perlenmeer sein, mitten in einem Pflanzenteppich. Unerkundet, fast unbewohnt, und unerreichbar. Sie nennen die Pflanzen „Tang“. So Mysteriös es auch klingen mag, ich kann dieser Reise ins unbekannte und ungewisse nichts abgewinnen.
Obendrein sind uns die Getränke ausgegangen. Diese Banausen haben noch nicht einmal etwas Flüssiges außer Wasser mitgenommen, sind aber durstig genug um eine Flasche meines guten fasarischen Schnaps zu leeren. Irgendwo hört mein Gemeinschaftsgedanke auf. Und mein Gesöff steht eindeutig hinter dieser Grenze!
Ich muss aufhören, man hat die Seeadler wieder gesichtet und wir sollen uns bereit zum Gefecht machen. Angrosch mag die Fremden nicht. Wir werden siegen!

Falsch. Und doch schreibe ich weiter. Es kam nicht zum versprochenen Kampf, die anderen ließen sich von den großen Geschützen der Seeadler einschüchtern, so ergriffen wir (Zum Leid unserer Ehre) die Flucht. Und da wir schon mal die Schande über uns ergehen lassen mussten, sollte es auch vernünftig durchgeführt werden, aber nein, auch dies bleib uns verwehrt. Obwohl die Stärksten unter uns sich mit in die Riemen legten, so war die Seeadler doch schneller. Kodnas Han muss ihnen einen Wink gegeben haben, sonst hätten sie uns nie gefunden. Verlaustes Lumpenpack, allesamt. Doch auch Fluchen half nicht viel, denn wir waren in Reichweite der seeadler’schen Geschütze und da wir nicht irgendwelchen komischen, seemännischen Befehlen, die sie zu uns rüber riefen, gehorchten, mussten wir ihrem (grottenschlechten) Feuer standhalten. Es dauerte nicht lange, bis dass sie einsahen, dass wir die Stärkeren waren und sie ließen von uns ab.
Als wenn das nicht schon genug des Glücks war, stellten wir bald fest, dass wir angekommen waren. Wir waren nach wie vor im Nichts, aber es war ein anderes Nichts. Es waren besagte Pflanzen, der „Tang“, der sich wie ein Teppich vor uns ausbreitete. Unser Schiff war Bewegungsunfähig geworden, was an sich nicht schlimm war, aber dieses Zeug machte mich misstrauisch. Wir schickten vorsichtshalber den Elfen vor...
Die Pflanzen hielten, und nach und nach stiegen wir endlich aus dem verdammten Schiff. Meine Gefühle bei dem komischen Tang sind gemischt: Es sieht aus wie Land, aber mein Verstand sagt mir, dass darunter noch Wasser ist. Der Teppich war am Rand bloß ein Fuß dick. Es schaukelte ein wenig. Und doch war es mir 1000 Dukaten mehr wert, als länger auf dem Schiff sein zu müssen.
Natürlich schreit ein unerforschtes Land geradezu danach, erkundet zu werden.
Die Mutigsten unter uns, zogen also los, um die Terra Inkognito zu erforschen. Namentlich waren es wir zwei vom kräftigen Volk, unser Anführer Phileasson, Ralluf, Tharan (Der dadurch in meiner Achtung steigt) und Alfonso, der Magier. Eigentlich hätte ich noch gerne die angebliche Hexe mitgenommen, aber sie sollte auf unser Heiligtum namens Shaya aufpassen. Schon nach wenigen Schritten hatten wir den ersten Unfall. Tharan (der dadurch in meiner Achtung sinkt) trat in eine offensichtlich hellere Stelle im „Boden“, aus der augenblicklich eine Pflanze hervorschoss, ihn um wuchs und versuchte mit in den Boden zu ziehen. Die Pflanzen waren Hartnäckig, doch wir machten einen kurzen Prozess daraus. Es dauerte nicht lange, bis unser Freund wieder losgeschnitten und -gesäbelt war. Er hatte sich selber brillant mit einem Dolch von der Pflanze befreit (Das zeigt, was er alles kann), und sich dabei mehr als einmal ins eigene Fleisch geschnitten hat (Das zeigt, was er mit diesem Potenzial anstellt). Von Alfonso und mir endgültig befreit, machten wir uns auf zum Rückweg. Ich habe den Verdacht, dass das Zeug, auf dem wir stehen, lebt. Zumindest bewegt es sich, denn wir hatten Mühe, unser Schiff wieder zu finden. Tharan fing an, besserwisserische Rechnungen aufzustellen, wie weit unser Schiff wann von wo wohin getrieben wurde. Dabei können selbst die Thorwaler besser mit Zahlen umgehen als er. Danach behauptete er auch noch, der Tang sei magisch. Ich habe entschlossen, ihm nicht zu glauben. Lügner!
Am nächsten Morgen sind wir wieder hinaus auf den Tang gelaufen, schließlich sollten wir 3 Menschen finden. Es dauerte nicht lange, bis dass wir erste Zeichen von Menschen fanden. Leider waren es nur zersplitterte Knochen, aus denen das Knochenmark gesaugt wurde. Welch Kreatur wäre in der Lage, etwas so abscheuliches zu tun? Welche Kreaturen mögen überhaupt auf diesem seltsamen Eiland hausen? Schon bald bekamen wir Antwort auf die Frage: Schwarze Spinnen, furchtbar anzusehen, schnell, hinterlistig, gefährlich und aggressiv. Zum Glück ebenso schnell zu vernichten. Ohne, dass die 5 Exemplare uns ernsthaft schaden konnten, waren sie auch schon tot. Aber Angrosch steh’ uns bei, dass sie es nicht pflegen, in Scharen aufzutreten. Den restlichen Tag blieben wir glücklicherweise von solchen oder ähnlichen Wesen verschont.
Die nächste Nacht brach herein und brachte ein seltsames Leuchten am Horizont mit sich, was unsere Nachtwache in Form des Magiers in Aufruhr. Nachdem er erfolgreich alle geweckt hatte, mussten er, Ich und Tharan feststellen, dass es ein „Irrlicht“ ist. Ich hätte zu gerne genaueres über dieses mir bis Dato unbekannte Wesen herausgefunden, aber Tharan fand, es sei nicht der Mühe wert. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst.
Jeder Tag barg eine neue Überraschung. An diesem lernten wir 2 neue Tierarten, die hier hausen, kennen. Ein Adler oder ein ähnliches Federvieh kreiste stundenlang und wartete vergeblich darauf, unser Aas zu bekommen. Wie Dumm solche Tiere doch sein können. Das nächste Wesen war zunächst gar nicht als solches auszumachen. Ein großer Schlauch ragte aus dem Tangboden, zwei Schritt breit, innen hohl und auf irgendeine Weise organisch. Warum Alfonso mir nix, dir nix, einen Zauber hineinballern musste, ist mir schleierhaft, doch es erfüllte seinen Zweck. Ein übergroßer Hummer erschien und grabschte wie besessen mit großen, scharfen, gefährlichen und blutbefleckten Zangenwerkzeugen nach uns. Diese mächtigen Mordwerkzeuge hätten den Zauberer oder Tharan mit einem Hieb spalten können, so kräftig war dieses Wesen. Alfonso wurde getroffen und weit zurückgeschleudert. Just, als sich das Ungetüm über Tharan hermachen wollte, sprang ich dazwischen und spaltete ihm mit einem einzigen Hieb den Leib entzwei. Alfonso ist glücklicherweise nichts passiert. Verstehen kann ich ihn nicht. Wie passen eine derart starke Neugier und Gewaltbereitschaft, wie er sie bei dem Zauber in den Schlauch zeigte, mit einem solch verletzlichen Körper zusammen? Bestimmt irgendeine besondere Kunst der Magier, sich ich schwierige Lagen zu bringen und doch gerettet zu werden.
Die nächste Entdeckung war wesentlich erfreulicher. Schiffsmasten! Auch wenn die dazugehörigen Gefährte mir noch nie geheuer waren, so war ich doch ein wenig froh wieder in scheinbar zivilisierte Gegenden zu kommen. Dachte ich jedenfalls. Leider entspricht mein Begriff der Zivilisation nicht dem eines Friedhofs. Erst nicht eines Schiffsfriedhofs. Zu Duzenden lagen sie hier, vom Tang gefangen und von Wind und Wetter ausgebeutet, auf dass sie in Jahrtausenden wieder zu Erde werden. Seltsamerweise schienen sie nicht nur von Wasser und Wellen zernagt, sondern bei näherem Betrachten, sahen wir, dass sie scheinbar mit Menschen- oder menschenähnlicher Hand zerlegt wurden waren. Planken waren gezielt herausgerissen, die Geschütze sind fein säuberlich abmontiert worden und doch fand man Spuren menschlichen Daseins. In einem alten, zerfledderten und zerschundenen Logbuch stand in solch bewegenden Worten das Schicksal der Besatzung geschrieben. Selbst ich konnte aus diesen Worten lesen, wie unwürdig und vor allem unehrenhaft wohl die meisten dieser Schiffe auf dieser letzten Massenruhestätte verendet sind. Nachdem sie sich im Sturm verirrt hatten wurden sie von dem Sog, der auch uns erfasste, festgehalten. Wenn sie nicht von den Hummern zerfleischt worden sind, sind sie nach einigen Wochen verdurstet. Wie man in einer Gegend wie dieser Verdursten kann, ist mir ein Rätsel, doch ich habe kein verlangen danach, es ausprobieren zu müssen. Ebenfalls wurde erwähnt, dass die Geschütze abmontiert wurden, doch warum sie dies getan haben, blieb uns weiterhin ein Rätsel. Vermutlich zur Selbstverteidigung, doch dieser Gedankengang blieb den anderen scheinbar verschlossen.
Nun versuche ich ein Szenario aufzuzeichnen, was ich bis jetzt noch nicht verstanden habe. Ich sah beim Verlassen des Schiffes, in dem wir das Logbuch fanden, fast ein Dutzend Menschen, die von einer großen Horde großer, schwarzer Spinnen angegriffen wurden. Doch im nächsten Augenblick waren sie verschwunden. Der Verwirrung der Anderen zufolge, sahen sie das Selbe wie ich. Anstelle der Zehn Menschen und der Spinnen wesen, tauchten nun merkwürdigen Hummertiere auf und um die Verwirrung komplett zu machen, stand unser Gegner Beorn mitsamt seiner schleimigen Anhängerschaft auf einem der Schiffwracks. Du erinnerst dich an Beorn? Ich berichtete schon öfters von ihm. Er ist ein unehrenhafter Freibeuter, der meint, er könne die Aufgaben, die uns die Geweihten aufgeben, schneller Lösen als wir. Dabei ist allein Phileasson stärker als drei von seiner Sorte. Ich konnte mir sowenig vorstellen, dass dieser Taugenichts genauso weit sein sollte wie wir, also erwartete ich, dass sich auch dieses Bild wieder in Luft verwandeln würde. Doch es blieb und auch die Hummer, die begannen, auf uns loszugehen, schienen sich nicht aufzulösen. Der Rest ging recht schnell: Da sich einige aus unserer Gruppe schon verloren fühlte, schickten sie ein Stoßgebet gen Himmel und sie entdeckten noch mehr Kreaturen. Es waren laut ihrer Beschreibung Menschenkörper, die anstatt ihrer Hände große, unbefederte Flügel und anstatt ihrer Beine, Hände mit furchterregenden Krallen hatten. Sie Trugen mit sich einen alten Menschen. Sein Haar war grau, seine Haut war runzelig und sein Körper spindeldürr. Das Gesicht hatte die Merkmale eines Menschen, der Jahrzehnte der Witterung ausgesetzt ist. Ich selber sah ihn nicht, da meine Konzentration bereits auf die Besiegung der Hummerschar gerichtet war. Dazu kam es jedoch nicht, da der alte Mann uns anbot, uns aus dieser scheinbar gefährlichen Lage zu befördern und meine Mitreisenden einwilligten. So spürte ich, wie sich Krallenhände um meine Schultern schlossen und mich hoch in die Luft hoben. Aus der Luft sah man erst die gewaltigen Ausmaße der Hummerarmee, für die wohl Beorn verantwortlich war. Allmählich hegt sich in mir der Wunsch, meine Axt durch Beorns Schädel jagen zu dürfen, doch die verstöße gegen die Auflagen dieses Wettkampfes, der sich nun schon seit Monden hinzuziehen scheint. Ob er enden mag? Unser Flug zumindest endete schon bald; Wir landeten an einem abseits stehenden Schiff, auf das mehrere große Geschütze montiert worden waren. Ich sah mich in meiner Vermutung bestätigt. Da uns der fremdartige Mann Wasser anbot, entschloss ich, ihn als freundlich anzusehen. Der Elf scheinbar nicht, denn er hob (ob bewusst oder ohne es zu merken) seinen Speer, doch die Vogelwesen zuckten aggressiv und Tharan, der scheinbar Angst bekommen hatte, senkte seine Waffe sofort und begann sich sofort bei dem Fremden durch ein Gespräch beliebt zu machen. Er hatte wohl erkannt, dass er alleine keine Chance gegen den alten Mann und seine Wesen hatte.
Wenigstens erfuhren wir so etwas über den, den die anderen unseren „Retter“ nannten. Sein Name ist Vespertilio und ihm widerfuhr das gleiche Schicksal wie hunderten anderen Seefahrern, doch er war schlau genug gewesen um sich eine Maschine zu bauen, um aus dem Salzwasser hier genießbares Trinkwasser zu gewinnen. So blieb er vor dem Dursttod verschont. Es dauerte gar nicht so lange, bis dass die anderen auch den Zusammenhang zwischen Vespertilio und den drei Menschen, die wir suchen sollen, sahen. Leider kannte er nur noch einen anderen Menschen, der hier gelebt und überlebt hat, sodass uns noch ein dritter „Freund“ fehlt. Mit viel Sprachgeschick konnten wir ihm, der sich allmählich sträubte, Informationen preiszugeben, herauslocken, dass der andere, von dem er weiß, Schwarzmagier ist, dass er selbst sogar zu diesem zaubernden Volk angehört. Damit wäre also auch die Hummermasse vor seinem Schiff und die Illusion der vielen Spinnen, die uns zu seinem Schiff lockten, geklärt. Außerdem steht er auf Kriegsfuß mit dem anderen Schwarzmagier, was es uns erschwert, irgendein Kleinod, das hier sein soll, zu finden. Ich schreib dir von unserem Auftrag? Wir sollen hier in diesem Tangfeld drei alte Freunde suchen, von denen einer ein so genanntes Kleinod besitzt. Wir sollen es stehlen und von der Tanginsel fliehen.
Soeben hat sich Vespertilio zur Ruhe begeben, die anderen schlafen bereits. Ich denke, ich werde irgendwann Gelegenheit haben, dir diesen Brief zukommen zu lassen, sofern sich die Vielfalt der hier lebenden Wesen auf verrückte Schwarzmagier, schwächliche Hummer und kleine Spinnchen beschränkt. Ob das stimmt, werden wir morgen in Erfahrung bringen.

Mit besten Wünschen aus der Ferne,
dein Neffe, Thoram