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Abfällige Bemerkungen

Abfällige Bemerkungen

Im Linuxland Newsletter hat sich Britta Wülfing (von der kommt das immer) recht abfällig über Bräuche zum ersten Mai geäusert, ich hab ihr schonmal zurückgeschrieben, gibt's noch irgendwelche Aspekte, die ich vergessen hab?

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Hallo Britta, (Ich sag jetzt einfach mal du, bei uns Bauern hier in Bayern macht man das so.)


ich nehm den letzten Newsletter fast ein wenig persönlich. Auch ich komme aus bayrischen Gefilden und auch wir haben so den einen oder anderen Brauch. Einer davon ist z.B., das junge Frauen von ihren Verehrern in der Nacht zum 1. Mai eine Birke (also einen richtigen Baum) vor die Tür gestellt bekommen. Dieser Brauch ist, denke ich doch schon um einiges älter als der Tag der Arbeit (der 1890 zum ersten mal begangen wurde). Zudem senkt diese Aktion ganz bestimmt nicht das Niveau des darauffolgenden Tages. Ich bin eher der Meinung, das der 1. Mai gerade durch Bräuche dieser Art seine hervorgehobe Stellung erhält. Ich persönlich sehe mich weder als Profilneurotiker noch als albernen Scherzbold (gut, darüber lässt sich streiten). Auch als Bursche auf der Balz würde ich mich nicht bezeichnen, da ich meine Birke bereits seit 9 Jahren am selben Hoftor anbinde. Der Sinn dieses Brauches liegt auch nicht darin, sich selbst in den Vordergrund zu stellen, sondern soll vor allem Hochachtung und Zuneigung ausdrücken.

Diese Bräuche sind von Ort zu Ort sehr unterschiedlich.

Was du z.B. allgemein als Freinacht bezeichnest, findet bei uns im Oktober (exakt am Kirchweihdonnerstag) statt. Auch dieser Brauch hat seine guten Seiten. Wie du erwähnt hast, werden auch von uns Gartentürchen ausgehängt oder Fahrräder mitgenommen. Die "entwendeten" Gegenstände werden sorgfältig an einem bestimmten Ort (bei uns der Marktplatz) zusammengetragen. Am darauffolgenden Tag kommen alle um ihre Sachen wieder abzuholen. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein Zusammentreffen der gesamten Gemeinde, das so im Jahr einmalig ist. Es ist dabei absolut nicht wichtig, sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Kein Mensch, der nicht selbst beteiligt war erfährt jemals, wer was wo wann und wie entwendet hat. Es geht dabei auch nicht darum, selbst recht viel Spaß zu haben. Die ganze Aktion ist doch auch mit recht viel Arbeit verbunden (wer schonmal ein Gartentor aus Eiche einen Kilometer weit getragen hat, kann sich denken wovon ich rede). Es geht vielmehr darum, den Gemeischaftssinn, der so heutzutage leider nicht mehr selbstverständich ist, zu fördern.

Ergänzend ist noch folgendes zu erwähnen:
Falls bei einer dieser Aktionen etwas zu Bruch geht (kann ja immer mal passiern) wird der entstandene Schaden aus der Gemeinschaftskasse der Ortsburschenschaft ersetzt.

Eigentlich wollte ich nur eines zum Ausdruck bringen:
Manchen Menschen bedeuten ihre doch zum Teil sehr sinnvollen Bräuche was. Wenn man ihnen dann sagt, sie würden dadurch die Würde eines rein politischen "Feiertages" senken, der heutzutage nur noch zur selbstbeweihräucherung der Gewerkschaften dient (ich bin selbst Mitglied in der IG Metall), sehen die das oftmals anders.

Mit Blödsinn hat es jedenfalls definitiv nichts zu tun.

So, nun möchte ich noch für die schlechte Grammatik, Interpunktion und Rechtschreibung entschuldigen. Ich lieg grad im Bett und wollte eigentlich schon schlafen .

Ich wünsch dir noch was, und denk bitte mal darüber nach.

Bis denn,
Peter Strauss


LinuxLand / Britta Wülfing schrieb:

> Liebe Linux-User,
>
> die Nacht zum 1. Mai ist in bayerischen Gefilden auch als "Freinacht"
> bekannt... Scherzbolde, Profilneurotiker, Burschen auf der Balz und andere
> Vergnügungssüchtige hängen Gartentüren aus, verstecken Fahrräder, die
> leichtsinnigerweise auf der Straße stehen oder lassen sich irgendeinen anderen
> Blödsinn einfallen, über den vor allem sie selbst sich prächtig amüsieren.
> Ernstere Naturen begehen den Tag der Arbeit mit der Würde, die diesem
> feierlichen Anlaß angemessen ist....

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