Leo Sayer - Neue CD "Voice In My Heart"
Hamburg/Wien (dpa/APA) - In den Siebzigern wurde zu «When I Need You» geschmust, später diente der Song zur Untermalung einer Katzenfutterwerbung. Der Interpret, Leo Sayer, will es heute nach ganz langer Pause wieder wissen: Jetzt ist sein Comeback-Album «Voice In My Head» erschienen.
«Ich habe vor 15 Jahren begonnen, an den Songs zu schreiben», erzählte der Brite im Interview mit der APA. «Aber die Plattenfirmen wollten nichts davon wissen, sie hielten mich für ein Relikt aus der Vergangenheit.»
«Manchmal war es schon frustrierend», meint der Sänger mit der - immer noch jung klingenden - Samtstimme. «In diesem Geschäft passieren eigenartige Dinge.» Und doch lässt Sayer keine Verbitterung durchklingen: «Ich habe mir erstmals in meiner Karriere selbst eine Freude gemacht und das Album ohne Hilfe einer Plattenfirma und ohne kommerzielle Hintergedanken aufgenommen.»
Dass es so lange gedauert hat, liege auf der Hand: «Ich bin nicht Elton John, der seine Projekte selbst finanzieren kann. Ich brauche Sponsoren. Ich liebe die Produktionen von Phil Spector und wollte einen großen Sound. Daher kam es nicht in Frage, billig mit drei Musikern aufzunehmen. Ich wartete, bis ich die Möglichkeit hatte, mit Streichern zu arbeiten.»
Langweilig sei es ihm in den vergangenen Jahren nicht gewesen, versichert Sayer. «Ich habe mich auf das Comeback-Album vorbereitet. Außerdem bin ich in den USA und Asien sehr bekannt. Ich hatte ständig Arbeit. Und ich wusste, dass meine zweite Zeit kommen würde. Tina Turner und Joe Cocker hatten auch eine zweite Karriere. Mir war ständig klar, dass ich noch eine Rechnung offen habe.»
Über den Ist-Zustand der Industrie sagt der 56-Jährige: «Es gibt talentierte Bands, aber letztendlich klingt alles wie ein Echo aus der Vergangenheit. Coldplay sind großartig, aber sie reflektieren die Beatles.» Er selbst stamme aus der Zeit der Protestsänger: «Wenn Bob Dylan "Blowin' In The Wind" sang, ging es darum, die Welt zu verändern. Lovesongs sind OK, aber nur Lovesongs - das wäre zu einfach. Meine Stimme passt perfekt zu Balladen, kein Problem. Ich will allerdings mehr Seiten von mir zeigen.»
Die Vielfalt auf «Voice In My Head» - von Bombastpop bis zu Funk - hätte Plattenfirmen abgeschreckt: «Man hat mich gefragt, ob ich mich nicht auf einen Stil beschränken könnte. Das wäre einfacher zu vermarkten», so Sayer. Über die Produktion meinte er: «Es sind mehr Menschen als Samples auf dem Album zu hören. Das ist das vielleicht Altmodischste daran. Man könnte das fast als Alternative bezeichnen.»
Der Stempel als Schmusesänger sei ihm aufgedrängt worden, betonte Sayer. «Künstler müssen überleben. In den Siebzigern war es wichtig für mich, Geld zu verdienen. Daher habe ich nicht Nein gesagt, wenn meine Manager etwas vorgeschlagen haben.» Ein Problem habe er mit seinen Schnulzen dennoch nicht: «Wenn "More Than I Can Say" die Menschen anspricht und bewegt, dann hat es sich ausgezahlt, dieses Lied zu singen.»