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Krieg in Italiens Stadien!

Krieg in Italiens Stadien!

Die Ränge brennen

Lazio gegen Livorno, Inter gegen Milan - "Ultras" außer Rand und Band: Es sind nicht primär Italiens Fußballvereine, sondern deren Anhänger, die im Augenblick die Schlagzeilen schreiben.

Dabei ist in einem Fall wie Lazio Rom die Vereinsführung direkt verantwortlich zu machen für die faschistischen und nazistischen Exzesse, die sich beinahe Woche für Woche in der Lazio-Kurve im römischen Stadio Olympico abspielen.

Geht es noch um Fußball?

Das Serie-A-Match Lazio gegen Livorno am vergangenen Wochenende war seit Wochen nur auf Grund eines Umstandes Thema: Die linken Fans von Livorno treffen auf die rechten Fans von Lazio. Und die Frage war weniger: Wer gewinnt das Match auf dem Spielfeld? Vielmehr: Was passiert auf den Rängen?

Und auf den Rängen spielte sich beinahe Unglaubliches ab: Im Lazio-Block schwenkte man Hakenkreuzfahnen, die Lazio-Fans begrüßten den Klubpräsidenten Claudio Lotito mit "Duce, duce"-Sprechchören.

"Saluto romano" - ganz alltäglich?

Lotito, der nach dem Match gegen Livorno meinte, er hoffe, dass nicht "alle Lazio-Fans" für die Exzesse im Stadion verantwortlich gemacht werden, ist selbst mitverantwortlich für die faschistischen Eskalationen in seinem Stadion: Seinem Spieler Paolo di Canio hatte er vor Monaten in Schutz genommen, als dieser die Lazio-Fans mit dem Hitler-Gruß ("Saluto romano" begrüßte - Di Canio, so Lotito, werde doch noch seine Fans "begrüßen" dürfen.

"Rom ist faschistisch"

Wobei bei Lazio Rom mittlerweile beinahe offiziell von einem faschistischen Fußballklub die Rede sein kann. Die Exzesse der rechten Lazio-Fans werden immer schlimmer. Längst haben sie die Linie vorgegeben: "Rom ist faschistisch." Dieses Spruchband wurde während der gesamten 90 Minuten des Spiels nicht entfernt.

Nach dem Spiel kam es zu Krawallen zwischen Fans von Livorno und Lazio auf dem Bahnhof San Pietro unweit des Vatikans. Es schien, als ob diese Konfrontation beinahe ausgemacht war.

Skandalspiel in Mailand

Einen vorzeitigen Höhepunkt fanden die Exzesse in Italiens Stadien schließlich beim Champions-League-Viertelfinale zwischen Inter Mailand und dem AC Milan. Ein "Feuerwerkshagel" aus dem Inter-Sektor hatte den Abbruch der Partie zur Folge.

Grund angeblich auf dem Spielfeld

Milan lag zu diesem Zeitpunkt 1:0 in Führung. Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk hatte einen regulären Kopfballtreffer von Cambiasso wegen eines angeblichen Tormann-Fouls in der 71. Minute nicht gegeben, worauf die Inter-Fans mit ihren Ausschreitungen begannen, bei denen Milan-Torhüter Dida von einem Feuerwerkskörper getroffen wurde.

Auch nach einer halben Stunde konnte das Spiel nicht weitergehen; erneut hagelte es Feuerwerkskörper - gegen die auch die 20 Meter hohen Netze im Mailänder Meazza-Stadion nichts ausrichteten.

Es war freilich nicht das erste Mal, dass es Krawalle im San-Siro-Stadion gab. Überhaupt nahmen in Italien in der letzten Zeit Randale auf den Rängen zu. Beinahe jede Woche muss in der Serie A auch über Exzesse von "Tifosi" bilanziert werden.

Von der "Choreografie" zu Gewalt

Galt es früher als Teil einer "Choreografie" der treuesten Fans, vor dem Spiel Nebeltöpfe und Feuerwerkskörper in den Klubfarben zu zünden (was in zahlreichen Ländern - auch in Österreich - Nachahmer fand), so haben drakonische Strafen der UEFA mittlerweile das Feuerwerken am Spielfeldrand eingedämmt.

Doch immer wieder fliegen Leuchtgeschoße auf das Spielfeld. Einen derartig aggressiven Feuerhagel wie am Mittwochabend in Mailand hat es schon lange nicht gegeben.

Kommen nun Stadionsperren?

Italiens Innenminister Giuseppe Pisanu überlegt nun Stadionsperren. Doch die Verantwortlichen der Serie A waren in den letzten Monaten lieber auf so manchem Auge blind, als sich mit gewissen Fangruppen anzulegen. Inter Mailand muss von der UEFA-Seite mit drakonischen Strafen rechnen. Lazio kam zuletzt mit 25.000 Euro wegen der Hakenkreuzfahne davon.

Zum Vergleich: Der Livorno-Spieler Cristiano Lucarelli wurde für die Behauptung, Livorno würde in die zweite Liga geschickt, weil die Fans so links seien, für seinen Ausspruch zu einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt. Di Canio kam für den Hitler-Gruß mit 10.000 Euro davon.




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