Dark Guards of Ascalon - Witzige Ecke

Märchen

Märchen

Rotkäppchen
auf mathematisch


Es war einmal ein Mädchen, dem wurde eindeutig eine rote Kappe zugeordnet, wodurch es als Rotkäppchen definiert wurde. „Kind“, argumentierte die Mutter, „werde kreativ, mathematisiere die kürzeste Verbindung des Weges zur Großmutter, analysiere aber nicht die Blumen am Wege, sondern formalisiere deinen Weg in systematischer Ordnung.“

Rotkäppchen vereinigte einen Kuchen, eine Wurst und eine Flasche Wein zu einer Menge, hinterfragte noch einmal den Weg und ging los. Im Walde schnitt sein Weg den eines Wolfes. Er diskutierte mit ihr über die Relevanz einen Blumenstraußes und motivierte es, einen geordneten, höchstens abzählbaren Strauß zu verknüpfen. Inzwischen machte sich der Wolf die Großmutter zu einer Teilmenge von sich.

Als Rotkäppchen dann ankam, fragte es:
„Großmutter, warum hast du so große Augen?“ „Ich habe gerade mein BAFÖG erhalten!“
„Großmutter, warum hast du so große Ohren?“ „Ich habe versucht, Prüfungsfragen durch die Tür zu erlauschen!“
„Großmutter, warum hast du so einen großen Mund?“ „Ich habe gerade versucht, das Mensa-Essen zu schlucken!“

Daraufhin machte der Wolf sich zur konvexen Hülle von Rotkäppchen.
Ein Jäger kam, sah eine leere Menge von Großmüttern im Haus und problematisierte die Frage, bis sie ihm transparent wurde. Dann nahm er sein Messer und machte aus dem Wolf eine Schnittmenge. Die im Wolf integrierten Personen wurden schleunigst von ihm subtrahiert. Zum Wolf wurde eine mächtige Menge von Steinen addiert. Er fiel in einen zylinderförmigen cartesischen Brunnen, bis seine Restmenge nicht mehr lebte.


"Ihr solltet nicht so harte Spielchen spielen, sonst fängt noch jemand an zu weinen…" (Mr. Blonde - Reservoir Dogs)

Re: Märchen

Hänsel und Gretel
Modern erzählt


In so ‚ner völlig abgewrackten Bude am Waldrand hauste so ‚ne typische Kleinfamilie. Die zwei Alten, ein Typ und ne Tussi. Wie’s eben so bei ‚ner deutschen Durchschnittsfamily is. Bei seinem Job hatten se den Alten wohl geschmissen, Stelle wegrationalisiert vielleicht, oder er hat im Knast gesessen.
Jedenfalls hatten se absolut null Knete und schoben einen unheimlichen Kohldampf. Statt jetzt aber mal die Alte anschaffen zu schicken oder ‚nen flotten Joint-Deal zu machen, ging’s wieder am Nachwuchs aus. Frei nach dem Motto: Einer ist immer der Arsch! Heutzutage hätten die beiden Alten die wahrscheinlich ins Heim abgeschoben, da kennen die ja keine Verwandten. Oder die Sozis vom Amt wären von sich aus gekommen und hätten die beiden kassiert. Aber die ganze Sorge-Kiste gab’s wohl noch nicht, oder die Chose war den Alten nicht sicher genug.
Jedenfalls kamen die dann auf die hirnrissige Idee, mit dem Typ und der Tussi in den sauren Wald zu heizen und dann selber die Flatter zu machen. Beim ersten Versuch ging das für die beiden Alten völlig in die Hose, weil die beiden, clever wie sie waren, ‚ne Spur geschmissen hatten. Aber beim zweiten Mal hat das irgendwie nicht hingehauen. Da saßen sie voll in der Scheiße drin und blickten absolut null durch. Na ja, schließlich haben die dann wohl so ‚nen Bock auf was zu Beißen gekriegt, dass se weiter durchs Grüne gelatscht sind, um mal zu researchen, was Sache is.
Und als ihnen die Latscherei grade unheimlich auf den Geist ging, kamen se dann an so ‚ne alte Bruchbude mit ‚ner perversen alten Giftspritze drin. Die war wohl auf ‚nem Baby-Trip, jedenfalls war die affengeil auf die beiden. Natürlich hat die Alte gleich geschnallt, dass denen die Darmzotten auf Grundeis hingen und füllte die beiden erst mal wahnsinnig ab. Auf den Typ muss die Alte wohl besonders spitz gewesen sein, den wollte se gleich legen. Und die Tussi sollte sich wohl ungeheuer einen abackern. Aber die beiden waren ja auch nicht gehirnamputiert und haben gleich geschnallt, was lief.
Der Alten eins vor den Latz ballern und die Mücke machen war eins. Und wie se da so wieder durch die Pampas schnüren, steht an ‚nem See ne weiße Ente mit ‚n paar Freaks drin. Was ja schon ein mordsmäßiger Zufall ist. Jedenfalls haben die Typen die beiden dann wohl nach Hause gekarrt, was eigentlich das Hinterletzte is. Aber die Alte war inzwischen abgenippelt und dem Big Boss war die ganze Story wohl dermaßen auf den Keks gegangen, dass er voll seine Depressis hatte. Aber da konnten sich die beiden wohl nix für kaufen.


"Ihr solltet nicht so harte Spielchen spielen, sonst fängt noch jemand an zu weinen…" (Mr. Blonde - Reservoir Dogs)

Re: Märchen

Rotkäppchen
sozialistisch


Es gab vor einiger Zeit in Thüringen noch ein riesiges Waldstück, das noch nicht zu einem volkseigenen Erholungsgebiet für die werktätigen Massen umfunktioniert war. In diesem Waldstück lebte ein reaktionärer Wolf, den man nach der Kapitulation des faschistischen Hitler-Regimes nicht in eine staatliche Heilanstalt eingewiesen hatte.

An einem schönen Sommertag, man feierte gerade das 25-jährige Bestehen de sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik, ging ein fortschrittliches Rotkäppchen ganz allein durch den Wald. Es trug ein blaues Hemdchen, ein gelbes Halstuch und ein rotes Käppchen auf ihrem Haar. Es wollte an diesem Festtag der linientreuen Großmutter dem Sozialismus zu Ehren russischen Wodka des sowjetischen Brudervolkes schenken. Plötzlich begegnete ihm der böse faschistische Wolf. Er hatte eine rote Zunge, damit niemand etwas von seinen volksverhetzenden Absichten merkte. Rotkäppchen ahnte auch nichts Böses, weil sie meinte, einen ganz normalen proletarischen Hund vor sich zu haben.

„Es lebe Illjitsch“, sagte der Wolf. „Wo gehst du denn hin?“ „Ich gehe zu meiner Großmutter in den Veteranenclub der Volkssolidarität“, antwortete Rotkäppchen. „Aha“, sprach der Wolf, „dann bring ihr doch zu Ehren unserer proletarischen Bewegung ein Blumensträußchen mit, das du im nahen, von Jungpionieren angelegten, Lenin-Park pflücken kannst.“

Das tat Rotkäppchen dann auch. Der faschistische Wolf jedoch eilte in den Veteranenclub, fraß den bürgerlich-korpulenten Portier, verschlang die sozialistische Großmutter, schlüpfte in ihre Kleider, steckte sich die Aktivistennadel an und legte sich ins Bett.
Da kam auch schon das Rotkäppchen zur Tür herein und fragte: „Nun liebe fortschrittliche Großmutter, wie geht es dir?“ Der Wolf versuchte die volksnahe Stimme der Großmutter nachzuahmen und antwortete: „Gut, mein liebes Kind.“ Rotkäppchen fragte erstaunt: „Warum sprichst du heute so bürgerlich-kapitalistisch zu mir?“ „Ach, die Redner-Ausbildung am Vormittag hat mich zu sehr beansprucht“, antwortete der Wolf. „Aber Großmutter, was hast du für große Ohren?“ „Damit ich das Geflüster der imperialistischen Volksfeinde besser hören kann.“ „Was hast du denn für große Augen?“ „Damit ich die CIA-Schergen besser sehen kann.“ „Was hast du für einen großen Mund?“ „Du weißt doch, dass ich im ZK der Partei tätig bin!“
Und mit diesen Worten fraß der Wolf das arme Rotkäppchen, legte sich wieder ins Bett, schlief in seiner verantwortungslosen Art sofort ein und schnarchte laut.
Da ging draußen eine Delegation der FDJ vorbei, ein munteres sozialistisches Lied auf den Lippen. Die FDJler hörten das Schnarchen des Wolfes und dachten: „Wie kann eine volksdemokratische Großmutter nur so imperialistisch-subversiv schnarchen?“ Und als der Delegationssprecher nachsah, fand er den Wolf, ließ eine Kalaschnikow holen und schoss ihn, obwohl er nicht in der Betriebskampfgruppe war, auf eigene Verantwortung tot.
Dann schlitzte er ihm den Bauch auf und fand Großmutter und Rotkäppchen noch lebend. Um den bourgeois-dekadenten Portier kümmerte er sich nicht, der war ja auch schon fast verdaut.
War das eine Freude! Der Wolf wurde dem VEB-Konservenkombinat zugewiesen und zu Fleisch im eigenen Saft verarbeitet. Der Delegationssprecher durfte an der Uniform den Orden „Held der sozialistischen Arbeit“ tragen, Rotkäppchen kam auf die Einheitsliste der Nationalen Front und ist heute Kandidatin des ZK der SED, und die Großmutter durfte in einen sozialistischen Freundschaftslager in der VR Kuba vier Wochen lang Feldarbeit für den sozialistischen Aufbau leisten.


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Re: Märchen

Schneewittchen
auf Russisch


Snowitschenka ist gewesen eine otschen fleissige Arbeiterin auf Kolchos in bolschoi Ukraine. Aber sie hatte domoi am Don eine böse Stiefmatch, die war säähr böse, weil Snowitschenka machte rabota, rabota – über Plan mit 140, 160 Prozent für großes unsterbliches Russland. Da machte Stiefmatch Eingabe von Bevölkerung an Rajon und machte, das Snowitschenka verbannt wurde in Erzbergwerk von Ural.

Aber Snowitschenka war charascho, schön – schöner als roter Oktober und sie machte weiter rabota, rabota, rabota – über Plan 160 180 Prozent und wurde „Heldin der Arbeit“.

Als Stiefmatch erfahren, das Snowitschenka geworden ist „Heldin der Arbeit“ wurde sie säähr böse, denn sie hätte selber gerne gehabt schönen Titel von Partei.

Stiefmatch machte noch mal Eingabe von Bevölkerung an Rajon und Snowitschenka wurde gegangen in Gefängnis von Sibirien.

Die Genossen Arbeiter und Bauern waren darauf hin sehr traurig. Anläßlich, zu Ehren von Jahrestag von große Revolution bei Oktober kam eines Tages Held von Russland vorbei und hat gesehen Snowitschenka und hat gespürt Herzklopfen bei Brust. Ist sich fortgegangen zu große Natschalnik von Gefängnis und hat genommen Snowitschenka aus große Not und Elend und hat geschafft böse Stiefmatch dorthin.

Dann haben beide geheiratet und gemacht rabota, rabota im Kollektiv über Plan 320, 360 Prozent.

Und wenn sie sich nicht gemacht haben kaputt, so leben sie noch heute.


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Re: Märchen

Rotkäppchen
auf Amtsdeutsch

Im Kinderfall unserer Stadtgemeinde ist eine hierorts wohnhafte, noch unbeschulte Minderjährige aktenkundig, welche durch ihre unübliche Kopfbedeckung gewohnheitsrechtlich Rotkäppchen genannt zu werden pflegte.
Der Mutter besagter R. wurde seitens ihrer Mutter ein Schreiben zustellig gemacht, in welchem Dieselbe Mitteilung ihrer Krankheit und Pflegebedürftigkeit machte, der Großmutter eine Sendung von Nahrungs- und Genussmitteln zu Genesungszwecken zuzustellen. Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R. seitens ihrer Mutter über das Verbot betreffs Verlassens der Waldwege auf Kreisebene belehrt.
Dieselbe machte sich infolge Nichtbeachtung dieser Vorschrift straffällig und begegnete beim Übertreten des amtlichen Blumenpflückverbotes einem polizeilich nicht gemeldeten Wolf ohne festen Wohnsitz. Dieser verlangte in gesetzwidriger Amtsanmaßung Einsicht in das zu Transportzwecken von Konsumgütern dienende Korbbehältnis und traf in Tötungsabsicht die Feststellung, dass die R. zu ihrer verschwägerten und verwandten, im Baumbestand angemieteten Großmutter eilend war. Da wolfseits Verknappung auf dem Ernährungssektor vorherrschend war, fasste er den Entschluss, bei der Großmutter der R. unter Vorlage falscher Papiere vorsprachig zu werden. Weil dieselbe wegen Augenleidens krank geschrieben war, gelang dem in Fressvorbereitung befindlichen Untier die diesfallsige Täuschungsabsicht, worauf es unter Verschlingung der Bettlägrigen einen strafbaren Mundraub zur Durchführung brachte. Ferner täuschte das Tier bei der später eintreffenden R. seine Identität mit der Großmutter vor, stellte ersterer nach und in der Folge durch Zweitverschlingung der R. seinen Tötungsvorsatz unter Beweis.
Der sich auf dem Dienstgang befindliche und im Forstwesen zuständige Waldbeamte B. vernahm Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Tiermaules fest. Er reichte bei seiner vorgesetzten Dienststelle ein Tötungsgesuch ein, das dortseits zuschlägig beschieden und pro Schuss bezuschusst wurde. Nach Beschaffung einer Pulverschießvorrichtung zu Jagdzwecken gab er in wahrgenommener Einflussnahme auf das Raubtier einen Schuss ab. Dieses wurde in Fortführung der Raubtier-Vernichtungsaktion auf Kreisebene nach Empfangnahme des Geschosses ablebig. Die gespreizte Beinhaltung des Totgutes weckte in dem Schussgeber die Vermutung, dass der Leichnam Menschenmaterial beinhaltete. Zwecks diesbezüglicher Feststellung öffnete er unter Zuhilfenahme eines Schneidwerkzeuges mit feststehender Klinge den Kadaver zur Totvermarktung und stieß hierbei auf die noch lebhafte R. nebst beigehefteter Großmutter. Durch die unverhoffte Wiederbelebung bemächtigte sich beiden Personen ein gesteigertes, amtlich nicht zulässiges Lebensgefühl, dem sie durch groben Unfug, öffentliches Ärgernis erregenden Lärm und Nichtbeachtung anderer Polizeiverordnungen Ausdruck verliehen, was ihre Haftpflichtigmachung zur Folge hatte. Der Vorfall wurde von den kulturschaffenden Gebrüdern Grimm zu Protokoll genommen und starkbekinderten Familien in Märchenform zustellig gemacht.
Wenn die Beteiligten nicht durch Hinschied abgegangen und in Fortfall gekommen sind, sind dieselben derzeitig noch lebhaft.


"Ihr solltet nicht so harte Spielchen spielen, sonst fängt noch jemand an zu weinen…" (Mr. Blonde - Reservoir Dogs)