ver-ruecktes-leben - Geschriebenes

Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Dachte mir, in diesem noch sehr geschützten Rahmen stelle ich dann vielleicht doch mal einige meiner Gedichte und Geschichten rein - bin aber kein Freund von "fishing for compliments" oder von Diskussionen über das, was ich sage oder das, was ich bin (und was anderes ist mein Geschriebenes nicht) - wer mir was dazu zu sagen hat, möge dies doch bitte möglichst per PN oder auf anderem Wege tun... danke.

LG, Die Nyx

Re: Der Nyx ihr Fred...

Dann mal los - mit einer Geschichte, die ich in der Zeit schrieb, als ich keinen Rechner hatte - ob ein Sinn dahintersteht und welcher Sinn dahintersteht, kann ja jeder für sich selbst herausfinden:

Der alte Mann auf dem Berg

An einem längst vergessenen Ort zu einer längst vergessenen Zeit lebte einst ein alter Mann.
Dieser Mann war alt, solange ich denken kann - eigentlich war er schon alt, solange mein Vater denken konnte, und auch mein Großvater hatte meinem Vater schon von diesem alten Mann erzählt.
Der Mann lebte ganz allein auf einem Berg - auf seinem Berg: Ein Berg wie jeder andere der schneebedeckten Berge, und doch war etwas anders: Auf seinem Berg war es immer wärmer und heller als auf allen anderen, tags durch die Sonne, nachts durch den Mond, obwohl sein Berg waldbedeckt war.
Dieser Berg hätte eigentlich zu einem beliebten Ort für Wanderer, Spaziergänger und Schaulustige werden können, war er doch etwas Besonderes: Es regnete dort nie, und doch war es immer grün, dort war alles dicht bewaldet und dich war es hell unter dem dichten Kronendach.
Und doch verirrte sich nur selten jemand auf den Berg des alten Mannes, denn irgendwie hatten die Menschen unten im Dorf Angst vor ihm: Man bekam den alten Mann nur selten zu Gesicht - manchmal kaufte er im Dorf ein Brot oder Mehl, Salz und Zucker, und manchmal sah man ihn außerhalb der Gottesdienste in der Kirche beten, doch sonst hielt der alte Mann sich in seiner kleinen Hütte oder im angrenzenden Wald auf seinem Berg auf. Das sonderbarste an dem alten Mann war jedoch, dass man ihn - wenn er sich denn mal im Dorf blicken ließ - nie lachen oder auch nur lächeln sah. Immer war er nett und freundlich, doch lachen - das konnte er scheinbar nicht.
So, wie die Menschen den alten Mann fürchteten, so liebten ihn Tiere und Pflanzen: Sein Wald war immer grün, die Tiere fanden immer genug zu fressen und mussten den Winter nicht fürchten, selbst die Zugvögel sah man nie gen Süden ziehen, wenn es überall anders Winter wurde, und immer sah man auf seinem Berg aus der Ferne die Sonne scheinen, der Berg schien regelrecht zu leuchten und zu strahlen.
Ich beobachtete den Berg gerne, denn er bot ein schönes, friedliches Bild, wie er so immer im Licht lag.
Eines Tages ging ich spazieren, um ein wenig Ruhe von den Mühen des Tages zu finden, als plötzlich ein Unwetter heraufzog: Es begann zu stürmen, zu regnen, zu blitzen und zu donnern, und ich suchte vergeblich Schutz unter einem schon herbstkahlen Baum.
Als ich dort stand - nass bis auf die Haut - fiel mein Blick auf den Berg des alten Mannes, und erst auf den zweiten Blick traute ich meinen Augen: Über seinem Berg schien nicht wie sonst die Sonne, sondern dort hing dieselbe Regenwolke, die mich durchnässte.
Und es ward auch nicht wieder hell auf seinem Berg, in den nächsten Tagen begannen die Zugvögel, sich auf den Weg gen Süden zu machen, und der alte Mann ward nie wieder im Dorf gesehen, um seine spärlichen Einkäufe zu verrichte.

Heute bin ich selbst ein alter Mann, älter, als der alte Mann von seinem Berg jemals aussah.
Sein Berg ist heute einer von vielen, schneebedeckten Bergen, der einst grüne Wald wich einer weißen, kalten Landschaft, doch die Geschichte vom alten Mann auf dem Berg erzähle ich noch meinen Enkeln, zeige ihnen von weitem die verrottenden Reste seiner Hütte, und manchmal sieht man die Sonne die schneebedeckte Spitze des Berges erhellen.
Nach solchen Tagen erzählt man sich im Dorf oft von einem jungen Mann, der lächelnd in der Kirche saß und betete, doch diese Erzählungen halte ich für ein Gerücht: Ich glaube nur, was ich sehe...

Re: Der Nyx ihr Fred...

Herz zu verschenken?

Will ich mein Herz verschenken?
Brauche ich es nicht mehr?
Was einst voll Liebe war,
Ist heut’ so kalt und leer.

Ihr habt es einst zerstört,
Recht lang ist es schon her,
Einst wollte ich ein neues Herz,
Heut’ oftmals gar keins mehr:

Was immer früher mich berührt’,
Heut’ tut es kaum noch weh,
Bin größtenteils mit Hass erfüllt,
Wem gegenüber ich auch steh’.

Doch einige, ganz wenige,
Die schaffen ’s manchmal doch:
Entsteht dann das Gefühl in mir:
„Ich liebe – lebe noch!“

Nun frage ich schon ewig mich
Und denk’ so hin und her,
Ob’s ohne Herz, ob’s ohne Schmerz
Nicht angenehmer wär’?

Dies’ seltene Gefühl in mir,
Doch immer noch zu leben,
Zu lieben – macht es lebenswert!
Sonst hätt’ ich aufgegeben.

Wenn Du einer von denen bist,
Die ich noch lieben kann,
So hoffe ich, so bitt’ ich Dich,
So flehe ich Dich an:

„Tu’ mir nicht weh! Tu’ mir nicht weh!
Lass – was noch übrig ist – in Ruh!“
Will sonst den erkaltenden Klumpen verschenken –
Den Rest meines Lebens dazu.

Re: Der Nyx ihr Fred...

Vor vielen, vielen Jahren mal für die Schule geschrieben... vorgegeben war die Überschrift.


Die Melodie der Stille


Die tickende Uhr,
Ein schreiendes Kind
Durchbrechen die schweigende Nachmittagsruhe
Und vor meinen Fenstern haucht leise der Wind.

Die Sonne verschwindet,
Die Nacht bricht nun an.
Der Abend verbindet
Was Licht trennen kann.

Die Töne, die Stille,
Untrennbar vereint,
Das Zirpen der Grille,
Die Erde, sie weint.

Sie weint um all die,
Die längst schon begraben,
Ohne diese Melodie
Ein einz’ges mal gehört zu haben.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Winter

Die ersten Blätter fallen von den Bäumen...
Sie waren bunt - die pure Lebensfreude? Eigentlich ein Überlebenskampf.
Nun fallen sie traurig von den Ästen.
Es wird Winter.

Heute war es den ersten Tag kalt...
Unten im Wohnzimmer wärmte den ersten Abend der Kamin.
Doch von draußen kriecht die Kälte hinein...
Es wird Winter.

Nun stehe ich vor meinem Fenster...
Warte auf die ersten Eiskristalle, die sich dort bilden werden -
Wie in jedem Jahr, denn:
Es wird Winter.

Die Kälte draußen
Wird zur Kälte in meinem Herzen...
Wird es jetzt schon Winter?
Ja, es wird Winter.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

The Whisperer Or: Never listen to what "He" says...

There was a day, not long ago,
I broke down in despair.
I screamed my pain out to the world
But no one seemed to care.

I begged, I prayed, I hoped, I cried -
Nobody heard my voice,
But then I heard The Whisperer:
"It’s you - you have the choice!"

Instead of helping me to live
He gave me wings to fly,
Once fear and darkness owned my life
Now I possess the sky.

I spread my wings, I take a breath -
Now freedom will be found!
One step beyond the balustrade -
I thudded on the ground.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Die Rose

Ich habe grad' ein wenig Zeit,
Ergreife die Gelegenheit -
Wer von Euch möchte, bleibe hier
Und lausche mir.

Es war einmal vor langer Zeit
In einem dunkelroten Kleid,
Eine Rose, wunderschön -
Schön anzuseh'n.

Sie stand bei Tulpen und Narzissen
Ohne viel von der Welt zu wissen,
Nicht grübelnd, denkend oder planend -
Nichts Böses ahnend.

Ihr Gärtner goss und pflegte sie,
Er sparte mit dem Dünger nie,
Doch dann kam ein fremder Mann -
Und schaut sie an.

Er möchte diese Rose haben,
Sich ganz allein an ihr erlaben,
Und er versucht, sie abzubrechen -
Sie möchte stechen!

Sie kämpft mit allem, was sie hat,
Sie windet sich mit jedem Blatt,
Dornen wachsen ihr geschwind -
Ihre Zeit verrinnt.

Ehe die Rose sich versieht
(Sie weiß gar nicht, wie ihr geschieht)
Beschließt der Mann er wolle geh'n -
Und lässt sie steh'n.

Wind bläst durch rotes Blätterhaar,
Die Rose steht noch immer da:
Vor Angst und Aufregung noch bebend -
Doch lebend.

Die Rose, völlig unverwandt,
Sticht nun auch nach des Gärtners Hand.
Ob man sie hasst, ob man sie liebt -
Kein Unterschied.

Wie hat das Sprichwort zu bekunden?
Die Zeit, sie heilt fast alle Wunden,
Kann Kummer und kann Angst vertreiben -
Doch Dornen bleiben...

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Irgendwie mal was Positives - es ist nicht sonderlich toll geschrieben, es ist eigentlich nur ein in Worte gefasster Augenblick - alltäglich, normal, fast nicht der Rede wert, geschweige denn des Aufschreibens... und doch hatte ich in dem Moment den Gedanken, dass das alles wunderschön ist, dass es eigentlich fast ein Wunder ist, dass sowas funktioniert... ich weiß nicht, ob mit dem Thema überhaupt wirklich jemand hier etwas anfangen kann, aber zwei, drei beschriebene Gefühle dürften vielleicht nachvollziehbar sein... lest halt selbst, wenn Ihr mögt:



An einem Abend im August

Ein prüfender Blick geradeaus, ich spüre den Wind durch das einen Spalt offene Visier - die Strecke vor mir ist frei, also noch mal etwas Gas weggenommen und den nächsthöheren Gang eingelegt - sofort liegt das Gas wieder an.
Konzentration auf die nahende Kurve - die rechte Hand und der rechte Fuß bearbeiten die Bremshebel, die Bremsbeläge krallen sich unbarmherzig in die wimmernden Bremsscheiben, während die linke Hand die Kupplung zieht und der linke Fuß - klack, klack - noch zwei Gänge runterschaltet.
Handbremse lösen, Fußbremse lösen - es reicht genau bis kurz vor den Schotter am Straßenrand... genau richtig - Körpergewicht verlagern - nein, fast nur daran denken, und das Motorrad unter mir fällt regelrecht von allein um die Kurve. Bäume rauschen an mir vorbei, in meiner Vorstellung kann ich ihre Blätter durch den Helm an meinen Haaren spüren.
Und schon liegt das Gas wieder an, das dumpfe Brummen an meinem rechten Ohr wird zu einem grellen Schreien, der im Stand etwas schwerfällig erscheinende schwarze Haufen Metall richtet sich wie von selbst wieder auf - Gas ein Viertel zu - fast geräuschlos der nächste Schaltvorgang noch in Schräglage - ich erahne den Asphalt mit der linken Stiefelspitze, ohne ihn richtig zu berühren - meine rechte Hand arbeitet, das Brüllen an meinem rechten Ohr wird wieder lauter und mein Blick schweift kurz ab auf den tiefroten Abendhimmel, vor dem sich auffordernd die nächste Kurve zeigt... das ist Freiheit - an einem ganz normalen Abend im August.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Mal was Neues von mir... grad' einfach so dahingeschrieben... kann triggern, passt bitte auf Euch auf:



Eine kleine Nachtmusik?

Es ist spät, es ist Nacht... der Mond kämpft sich durch dichte Wolken.
Es regnet ein wenig... die Regentropfen, die von den dichten Bäumen auf den Boden heruntertropfen, geben ein Konzert für jeden, der ihnen zuhört... eigens für mich heute ein Stück in Moll, so scheint es mir.
Ich friere, mein Pullover durchnässt langsam... ich gehe weiter, weiter durch die Nacht, ohne ein bestimmtes Ziel, ohne Eile - ich habe Zeit, Zeit bis ans Ende meines Lebens... wie lange das auch noch sein mag, wer weiß das schon.
Ich denke mich zu den Baumkronen über mir hoch... strecke die Arme aus und berühre die Blätter mit meinen Fingerspitzen, Wasser tropft herunter, der Regen wird stärker. Ich halte inne, setze mich auf einen Stein und spiele die Melodie der Regentropfen mit... anfangs mit meinen Tränen, doch das reicht mir nicht...
Die Bäume hüllen mich in vollkommene Dunkelheit, nicht mal der Mond sieht mich... sieht, was ich tue... die Bäume schützen mich... nur vor meinem größten Feind können sie mich nicht schützen - vor mir selbst.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Irgendwie mal geschrieben, ich denke, man merkt, dass ich Langeweile habe, allein bin und keinen fahrbaren Untersatz habe.
Es geht um niemand Bestimmten... vielleicht findet sich irgendwer darin wieder, vielleicht geht's auch eigentlich um mich:


Die Flucht

Einst saßest du dem Abgrund nahe
Von Dunkelheit sanft eingehüllt
Dachtest nach über dein Leben -
Und Träume, Wünsche - unerfüllt.

Gesellschaft, Arbeit, lauter Pflichten -
Das alles wurde dir zu viel.
Du dachtest lange drüber nach,
Und schließlich kanntest du dein Ziel:

Du wolltest frei sein wie ein Vogel,
Man gab dir Schwingen - engelsgleich,
Anstatt auf Erden uns zu knechten
Versklavst du dich im Himmelreich.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Gerade auf dem restlichen Heimweg zu Fuß entstanden, nachdem ich ein wenig in einem Industriegebiet unterwegs war... einfach ein paar Gedankenfetzen, die ich erstmal aufschreiben wollte:


Industrie-Sinfonie

Das Geräusch eines herannahenden LKWs
Durchbricht meine innere Stille bestehend aus Industriegeräuschen:
Einsam, furchtsam - achtsam?

Existenzverdrossen gehe ich
Ziellos - planlos
Durch die Dunkelheit.

Geruch nach Industrie,
Kräne - Pläne?
Menschenleere Arbeitsamkeit.

Weitergehen,
Nicht stillstehen -
Auch die Stadt schläft nie:

Wie das Leben
Eben selbst.

Re: Der Nyx ihr Fred... (kann triggern)

Habe noch eine Kleinigkeit für Euch, bevor ich wirklich ins Bett gehe... neulich mal im Bett geschrieben, der Zettel flog hier gerade noch herum und ich will den mal wegwerfen - also poste ich es noch schnell:

Die Geschichte vom kleinen Apfelbäumchen



Hast Du gerade ein klein wenig Zeit?
Gut, dann setz' Dich hin, hier neben mich... ich möchte Dir eine Geschichte erzählen - eine Geschichte von einem kleinen Apfelbäumchen... nein, eigentlich fing alles anders an.
Alles begann mit einem Apfelkern... achtlos fallengelassen mitten auf einem Waldweg von daherschlendernden Passanten.
Bewässert vom Regen und ein wenig beschienen von der Sonne fing der Kern bald an zu keimen - und so entstand das kleine Apfelbäumchen, um das es in unserer Geschichte gehen soll.

Das Bäumchen hatte es nicht ganz leicht an dem Ort, an dem es wuchs... es beklagte sich über die Leute, die so achtlos den Waldweg entlanggingen und das kleine Bäumchen übersahen, es beklagte sich über die großen Bäume, die um es herum standen und ihm die Sonne und das Wasser nahmen, es beklagte sich über den harten Boden, in den es so unheimlich beschwerlich war, seine Wurzeln zu schlagen... es beklagte sich über den heißen Sommer und den kalten Winter... ja, das Leben auf dem Waldweg war beschwerlich.

Heute macht der Weg einen anderen Bogen als früher... ein großer, kräftiger Baum hat seine Wurzen in den harten, festgetretenen Boden geschlagen und streckt seine Blätter an seinen starken Ästen der Sonne entgegen, und einmal im Jahr fallen große, rote Kastanien von ihm herunter auf den Weg... und ein paar Meter weiter steht ein kleines Apfelbäumchen und beklagt sich.

Wenn ich recht überlege, geht es in dieser Geschichte vielleicht gar nicht um ein Apfelbäumchen... vielleicht geht es um mich, oder vielleicht geht es um Dich... oder um jeden von uns, der gern wäre wie die große Kastanie, die geschafft hat, wovon das Apfelbäumchen bis heute nur träumt.