Eine moderne Weihnachtsgeschichte
Schatz, holst du den Lütten rein, das Essen wird kalt!
Das Essen, das waren warmgemachte Würstchen und Kartoffelsalat, viele Leute aßen das am Heiligabend, doch eine Weihnachtsgans würde es auch morgen nicht geben: Die richtigen tiefgekühlten Gänse aus dem Supermarkt waren teuer, und Gustav, der zusammen mit Pony Sternchen, Esel Anton, ein paar Hühnern, Enten, Kaninchen und Hofkater Casimir auf dem Gnadenhof lebte, konnte man doch nicht essen.
Ja, das Essen war fertig, doch der Lütte war weit und breit nicht aufzufinden - auf Vaters Rufe antworteten nur zwei im Heu wühlende Mäuler mit gemütlichem Kauen. Während die Würstchen im Wasser kalt wurden, suchten Vater und Mutter also nach Christian, der weiterhin nirgends zu sehen oder zu hören war - doch was zu sehen war, waren die Lichter eines herannahenden LKWs, der schließlich vor dem alten, verlassenen Haus auf dem Nachbargrundstück anhielt. Wie aus dem Nichts tauchte auch Christian wieder auf und fragte in seiner kindlich-neugierigen Art: Papa, wer ist das?
Das Rätsel sollte nicht lange ungelöst bleiben: Aus dem Führerhaus des LKWs stiegen drei Leute - Hallo, wir sind die neuen Nachbarn!
Sympathisch sahen sie aus, die neuen Nachbarn, sie kamen aus der Stadt, wollten hier auf dem Land ein neues Leben anfangen, ihr Sohn - zwei Jahre älter als Christian - kam nächstes Jahr auf die weiterführende Schule.
Wissen Sie, wo wir hier in der Nähe heute noch etwas zu essen bekommen? Wir sind hungrig von der langen Reise...
Hier in der Nähe, und noch dazu heute - das sieht schlecht aus... aber kommt doch mit rüber, ich habe genug Kartoffelsalat für alle da, und die Würstchen schmecken auch kalt! - mit einem gewinnenden Lächeln lud Christians Mutter die neuen Nachbarn ein, die dankend annahmen.
Und so kam es dazu, dass die beiden Familien gemeinsam zu Abend aßen, lachten und redeten - und am nächsten Tag erlebte Christian sein persönliches Weihnachts-Wunder - er bekam ein eigenes Fahrrad, ein richtig echtes Fahrrad - der Sohn der neuen Nachbarn hatte zu Weihnachten ein neues bekommen, weil sein altes ihm zu klein geworden war, und selbiges war nun übrig, und Christian hatte es bekommen.
An Weihnachten geht es nicht darum, wie reich man ist, wem man etwas schenken kann und was einem geschenkt wird - lasst auch Ihr Euch verzaubern von den kleinen Dingen im Leben und lauft nicht achtlos an ihnen vorbei - ihr werdet sehen, was Weihnachten genau wie jeder andere Tag im Jahr zu bieten hat, wenn man darauf achtet!
Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten im Kreise der Menschen, die Ihr liebt, möglichst wenig Weihnachtsstress und dass Ihr Eure persönlichen Weihnachtswunder erlebt!
Liebe Grüße,
Eure Nyx