eigentlich bin ich ja eher ein ruhiger Mensch, wenn es darum geht, Gefühle wie Wut oder Ärger zu zeigen. Meistens versuche ich dann erstmal mich in Ruhe zu sammeln, und es dann mit meinem Gegenüber zu klären. Ausraster kenne ich von mir nicht, auch nicht völlig übertrieben zu reagieren. Eigentlich zumindest, denn in letzter Zeit ist das anders geworden.
Ich bin vor kurzem mit meinem Freund zusammengezogen und momentan leben wir hier im Chaos - Laminat noch nicht zu Ende verlegt, Möbel noch nicht da, überall Kisten und eigentlich klappt nichts so wie es klappen sollte.
Für mich ist dieser Umzug totaler Stress und es ist das erste mal, dass ich so einen Stress aushalte ohne mich zu verl*tz*n oder zu trinken. Deswegen ist es eine ganz neue Situation für mich, und es fällt mir schwer damit umzugehen. Anfangs war ich durchgehend Aggressiv gegen alles und jeden, war sogar nach einer Diskussion an der Bahnhaltestelle mit einer Frau mal kurz davor ihr eine zu knallen, konnte mich dann aber zum Glück nochmal beherrschen und war sehr erschrocken über mich selbst. Das hat sich aber alles wieder gelegt, und ich habe meine Ruhe wieder gefunden, und versuche mich an all dem Chaos nicht zu stören.
Seit ein paar Tagen passiert es dann aber doch öfters, dann macht es *klick* im Kopf und ich raste aus. Werde wegen banalitäten richtig wütend, schreie rum, brause auf und geh türeknallend ins andere Zimmer, oder wenn wir unterwegs sind auf dem schnellsten Weg nach Hause. Mein armer Freund ist dann derjenige der das immer abbekommt, obwohl er gar nichts dafür kann und hinterher schäme ich mich total und habe ein super schlechtes Gewissen. Das hält nur ein paar MInuten an, dann werde ich wieder normal und würde mich am liebsten nur noch verkriechen, weil ich mich so schäme.
Ich kann mich in diesem Zustand einfach selbst nicht leiden, und mir ist schon klar dass letztenendes nicht diese Banalitäten sondern der Umzugsstress der Auslöser dafür ist, aber ich kann damit einfach nicht umgehen, vor allem weil ich mich so unrational gar nicht kenne - das bin nicht ich!
Ich rede offen mit meinem Freund darüber, entschuldige mich bei ihm und er weiß auch dass es mir leid tut und dass ich das nicht extra mache und auch wenn es ihn dann nervt und ihm die Laune verdirbt zeigt er Verständnis. Aber ich möchte trotzdem, dass das aufhört.
Geht es jemandem ähnlich? Was kann man tun, damit das aufhört? Ich will einfach nicht mehr so ausrasten!!
Ich würde mich sehr über ein paar Ratschläge freuen!
Viele Grüße, Mondblume
Wenn wir uns von der Vorstellung lösen, es müsse immer so weitergehen wie bisher, dann laden uns plötzlich tausend neue Möglichkeiten zu neuem Leben ein.
Re: ... und dann macht es "klick" im Kopf...
Liebe Mondblume, Was Du da sagst, kann ich voll nachvollziehen - und ich gehe noch einen Schritt weiter und sage, das ist wohl (in vielleicht etwas abgeschwächter Form) genau das, was man als "normal" bezeichnet.
Ich meine - wo sollst Du mit Deiner Aggression (und das andere schöne Wort für SVV ist ja nun schließlich Autoaggression) auch hin, wenn nicht nach innen und nicht nach außen? Tja, irgendwie muss "es" raus... und viele Möglichkeiten bleiben nicht, denn die Aggressionen an anderen Menschen auszulassen kommt nicht infrage, wie Du selbst festgestellt hast. Was nun tun? Wirklich gute Tips kann ich Dir nicht geben - wenn Du zu Hause bist, kannst Du irgendwas an die Wand schmeißen (mache ich gern, ab und an sogar mit Gegenständen, die dann auch kaputtgehen, meistens eher mit 'nem kleinen flauen Ball), doch unterwegs ist es echt schwierig: Man kann nicht immer schnell irgendwo in den Wald verschwinden und laut schreien oder in der Öffentlichkeit irgendwas Größeres zerstören - aber in jeder Jackentasche ist zum Beispiel Platz für ein paar Zahnstocher, die man relativ unauffällig in ganz viele kleine Teile zerbrechen kann oder für diese Aggressions-Abbau-Kugeln, die man ganz doll kneten und drücken kann (weißt schon, welche ich meine, glaube ich)... die Frage ist, ob Dir das "genug" ist, aber ausprobieren kann ja nichts schaden.
Ich wünsche Dir alles Gute und ein stressfreies Zusammenleben mit Deiner Umwelt! LG, Die Nyx
Re: ... und dann macht es "klick" im Kopf...
Grüss dich,
ich kann mir durchaus vorstellen dass dein zustand, den du ja sehr detailliert beschreibst eine form von überlastung in deiner derzeitigen situation ist.
Du sagtest dass du alles, oder dein freund und du alles geplant habt, boden legen, möbel und so weiter, das ist ja ein weitreichender schritt in die zukunft, und nun klappt das nicht wie es geplant ist und du siehst ein chaos.
Ich habe auch solche zustände gehabt und es hat mir geholfen dass ich meinen plan neu überdacht habe in dem ich erst mal eine bestandsaufnahme meines chaos gemacht habe und dann versucht habe einen neuen plan, oder besser viele kleine neue pläne gemacht habe, von denen ich sicher wußte dass ich sie auch einhalten und verwirklichen kann.
In neuen situationen und ich denke mal du ziehst ja nicht jede woche neu um, und schon gar nicht mit so großen und schönen wünschen für die zukunft im kopf, deshalb ist es vorstellbar mit vielen kleinen zielen sein wirkliches schlußziel etwas näher zu holen.
Zumindest hat mir das immer geholfen was ich gerade versucht habe zu vermitteln.
Viel erfolg bei deinen/euren plänen und deren verwirklichung zu eurem glück.
fledermaus
Re: ... und dann macht es "klick" im Kopf...
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten.
Ja überlastung ist wohl das richtige Wort, für das, wie ich mich fühle. Mir war zwar im vorneherein schon klar, dass so ein Zusammenzug jede Menge Stress mit sich bringt und es nicht einfach wird, aber das es so schwer für mich wird hätte ich auch nicht gedacht.
Ich habe auch so Stressbälle - irgendwo in irgendeiner Umzugskiste... Kissen an die Wand werfen habe ich versucht aber es ist nicht stark genug, es muss schon irgendwie knallen. Bis jetzt konnte ich mich jedoch beherrschen Gläser zu nehmen (die Wand ist doch neu gestrichen) aber weil es mit meiner Beherrschung auch nicht mehr weit her ist, habe ich eben alles Altglas zum Container gebracht, damit ich keine Wurfgeschosse mehr habe (Nachdem ich letzten Sommer mein ganzes Geschirr ersetzen musste weil ich es zerworfen habe gehe ich da nicht mehr dran, wird zu teuer auf dauer ^^).
Kleine Schritte - das habe ich auch versucht. Aber momentan habe ich das Gefühl auf der Stelle zu treten, es geht einfach nicht weiter. Wir verlegen hier jetzt schon seit über 2 Wochen Laminat und es geht nicht fertig. Mal hat mein Freund keine Lust, dann ist es schon zu spät um mit der Kreissäge rumzuhantieren und dann fehlen ein anderes mal Materialien wie Türplatzhalter und wir kommen nicht weiter. Und es ist ja nicht so als wäre das Wohnzimmer so unendlich groß als dass es so lange braucht... Die Möbel sind jetzt da, mein Freund holt sie gerade beim Lager ab. Eigentlich ein Grund zur Freude, wenn es nicht auch da schon wieder Streit gegeben hätte. Ich würd die gerne am Wochenende aufbauen, er meinte solange der Boden nicht fertig ist stehen die uns nur im Wege rum und so ergab dann eben ein Wort mal wieder das andere.
Er zeigt mittlerweile gar keine Motivation mehr, hier mal weiter zu machen, endlich mal fertig zu werden damit wir es hier schön haben.
Und weil momentan alles andere auch verdammt schief läuft habe ich derzeit das Gefühl, gar nichts mehr zu haben, da es selbst meinen Rückzugsort (eine schöne Wohnung) nicht mehr gibt... ich habe momentan kein zu Hause mehr und darunter leide ich.
Gestern habe ich mir mein Skalpell angeschaut, da war noch Bl*t dran, und auf einmal habe ich mich so zu Hause gefühlt, mit dem Skalpell in der Hand. Ich habs dann aber wieder in die Kiste getan, ohne es zu benutzen. So viel Kraft habe ich noch.
Dafür sitze ich jetzt hier, es ist gerade mal früher Nachmittag und ich habe ein schönes Weinglas vor mir stehen. Na dann Prost.
Wenn wir uns von der Vorstellung lösen, es müsse immer so weitergehen wie bisher, dann laden uns plötzlich tausend neue Möglichkeiten zu neuem Leben ein.
Re: ... und dann macht es "klick" im Kopf...
Zitat: Mondblume
Dafür sitze ich jetzt hier, es ist gerade mal früher Nachmittag und ich habe ein schönes Weinglas vor mir stehen.
Der Inhalt befindet sich unangerührt im Abfluss. Ist wohl besser so.
Wollts nur der Vollständigkeit halber erzählen.
Wenn wir uns von der Vorstellung lösen, es müsse immer so weitergehen wie bisher, dann laden uns plötzlich tausend neue Möglichkeiten zu neuem Leben ein.