Lisa steht verzweifelt mitten im Wald. Wie sollte sie David hier nur finden? Sie läuft weiter, Äste zerreißen den Mantel und zerren an ihren Haaren, sie merkt es nicht. Plötzlich spürt sie seine Nähe. Langsam dreht sie sich zum Abgrund. Was würde dort unten finden? Schritt für Schritt geht sie darauf zu. Plötzlich sieht sie eine Hand, die sich an einem kleinen Strauch festklammert. Sie läuft los... David! Tatsächlich....
Wie sie ihn letztendlich zu sich nach oben gezogen hatte, konnte Lisa nicht mehr sagen. Sie konnte ihn nicht richtig sehen, ihre Brille lag unten im Abgrund. Aber sie hatte es geschafft, spürt den Schmerz in ihrer Schulter nicht. David liegt in ihren Armen und stöhnt leise. " David, David..."
Er antwortet nicht, atmet schwer und immer langsamer. Seine Hände sind noch gefesselt und er fühlt sich irgendwie kalt an.
' Nein ' schießt es ihr durch den Kopf ' so kann es doch nicht enden.'
Warum durften sie ihre Liebe nicht leben?
Hilfe holen, Handy! Langsam formen sich logische Gedanken. Den Notruf konnte sie auch ohne Brille ins Handy tippen, aber es ruft nicht... Funkloch....Noch mal, noch mal ...nichts.
" Lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, hilf uns doch. Nimm mir David nicht weg, lass ihn nicht sterben!" schreit Lisa ihre Verzweiflung raus. " Lass ihn nicht sterben, bitte, bitte..."
Immer leiser wird ihre Stimme, Tränen rinnen über ihr Gesicht, wie sollte sie es schaffen, ihn hier wegzubringen? Sie zieht ihn dichter an sich heran, deckt ihn mit dem Mantel zu. Wenigstens etwas wärmen konnte sie ihn. " David, ich bin bei dir. Spürst du das? Gib nicht auf. Ich liebe dich doch." Schluchzend kuschelt sie sich enger an ihn.
"Mir wird schon etwas einfallen."
Rokko war Lisa gefolgt, hatte sie aber irgendwie im Verkehr aus den Augen verloren. Die Richtung musste noch stimmen, stadtauswärts. Er wählt zum x-ten Male ihre Nummer. Nichts, nur die Ansage, dass der Teilnehmer zur Zeit nicht erreichbar ist. Mittlerweile wurde es schummrig, da sieht er den Firmenwagen am Straßenrand stehen, ringsum nur Wald. Er stellt das Auto ab und läuft los. Ihre Spur ist leicht zu finden. Hier ein paar frisch abgebrochene Zweige, dort ein paar Haarsträhnen, ein Stück von ihrem Mantel.
Dann hört er ihren Schrei, welche Richtung???
Er läuft weiter nach Gefühl und dann findet er beide. Arm in Arm, wie Romeo und Julia auf dem Totenbett.
Auch sein Handy ist hier ohne Empfang. Ohne sich bemerkbar zu machen, dreht er um und läuft zurück zur Straße. Endlich konnte er den Notarzt rufen.
Eine Stunde später hatten die Sanitäter David in den Krankenwagen verladen und Lisa in eine warme Decke gehüllt. Sie sitzt völlig apathisch da. Der Notarzt erklärt noch, in welches Krankenhaus David gebracht wird und dass seine Chancen doch ziemlich gut ständen. " Er ist unterkühlt und dehydriert, aber ich denke in ein bis zwei Tagen wieder ok."
Rokko nickt und schiebt Lisa in sein Auto. Um das andere Auto würde er sich später kümmern und wenns weg wäre, auch egal. David lebte. Er hatte die beiden gefunden und somit wieder eine echte Chance, um seine Liebe zu kämpfen. Er sieht Lisa von der Seite an, sie hatte noch immer nichts gesagt. ' Am besten auch erst mal zum Arzt mit ihr, dann die Seidels anrufen' denkt er und folgt dem Krankenwagen. Alles andere würde sich finden.
Die Seidels warten schon vor der Intensivstation, als Lisa von Rokko geführt aus der Notaufnahme kommt. Sie hatte sich bei der Rettungsaktion ihre Schulter gezerrt und trägt den Arm in einer Schlinge. Laura kommt auf sie zu und nimmt sie in den Arm.
" Lisa, wie kann ich dir nur danken. Jetzt hast du ihm schon zum 2. Mal das Leben gerettet."
Sie streicht ihr die Haare aus dem Gesicht und streichelt sanft über die verpflasterten Kratzer. Endlich kann Lisa weinen, die Anspannung der letzten Stunden machten sich bemerkbar. Von Weinkrämpfen geschüttelt liegt sie in Lauras Armen. Auch Friederich kommt hinzu und nimmt beide in die Arme.
" Schon gut, Kleine", flüstert er. " Alles wird gut. Du warst so stark, jetzt sind wir für dich da."
" Wir bringen sie nach Hause", wendet er sich an den abseits stehenden Rokko, " Und Herr Kowalski, danke..."
Endlich kommt der Arzt aus Davids Zimmer." Es ist alles nicht so schlimm, wie es zuerst aussah. Er ist zwar noch ohne Bewusstsein, aber ich denke, morgen wird es besser sein. Sie können also beruhigt nach Hause gehen."
" Können wir ihn noch kurz sehen?" fragt Lisa leise. " " Aber nur kurz" stimmt der Arzt zu.
Die vier betreten still das Zimmer. Lisa konnte David nicht richtig erkennen, hört aber sein ruhiges Atmen. Laura führt sie an das Bett und Lisa tastet nach seiner Hand. " Ich liebe dich" flüstert sie. Sie bleiben noch ein paar Minuten stehen, dann bittet sie die Schwester wieder hinaus. Kim wollte über Nacht im Krankenhaus warten und sich melden, wenn es irgendwelche Änderungen geben sollte. So bringen Laura und Friedrich die erschöpfte Lisa in die Villa Seidel.
Das Gästezimmer war nach Sabrina´s Auszug noch nicht wieder hergerichtet worden, deshalb steckt Laura Lisa kurzerhand in David Bett. Es roch noch nach ihm und mit einem Lächeln schläft Lisa sofort ein.
Am nächsten Morgen weiß Lisa im ersten Moment nicht, wo sie ist. Sie kann auch ihre Brille nicht finden. Dann fällt ihr alles wieder ein. David war gerettet und sie war bei den Seidels, hatte die erste Nacht in Davids Bett verbracht. ' Schade nur, dass du nicht hier bist, David. Aber jetzt wird alles gut.' denkt Lisa verträumt. Sie dreht sich noch einmal auf die Seite und umarmt das Kopfkissen. 'Jetzt aber raus, Plenske, David wartet schon.' Entschlossen schwingt sie die Beine aus dem Bett und rennt als erstes gegen einen Stuhl. ' Oh Scheiße, bin ich ein blindes Huhn!'
" Guten Morgen Lisa, ich hab unten Gepolter gehört. Ich glaube, heute Morgen muss ich dir ein bisschen helfen." Sie führt Lisa ins Bad, frisiert sie und gibt ihr ein paar von ihren Sachen.
" Kimi hat vorhin angerufen, David ist wieder bei Bewusstsein. Er schläft jetzt aber noch. Wir können also erst mal zu Fielmann fahren. Schließlich willst du David nachher doch richtig sehen." erzählt Laura beim Frühstück.
Lisa strahlt, David würde wach sein und vielleicht würden sie auch ein paar Minuten für sich allein haben. Vielleicht würde er sie endlich küssen, ja ein Kuss, das würde sie für alle Qualen entschädigen, vorerst. Sie malte sich ihr gemeinsames Leben in bunten Farben und lächelt still.
Laura und Friedrich sehen die Liebe in Lisas Augen und sehen sich an. Ja, David hatte wohl die richtige Wahl getroffen, das war die richtige Frau an seiner Seite. Laura sieht auch zum ersten Mal, dass Lisa mit ein bisschen Unterstützung eine wirkliche Schönheit werden könnte.
Die drei machen sich auf den Weg zu David. Beim Optiker sucht Laura eine dezente Brille für Lisa aus. Zum ersten mal kommen ihre schönen, blauen Augen richtig zur Geltung.
Der Optiker gibt Lisa auch eine Probepackung Kontaktlinsen mit. Damit kann sich Lisa aber erst mal nicht anfreunden. Sie würde später probieren, wie sie damit klarkommt.
Kim sitzt bereits an Davids Bett. Er war gewaschen und rasiert und löffelt Schokoladenpudding. Der Arzt prüfte gerade den Tropf. Er nimmt sie zur Seite und sagt leise: " Herr Seidel hat eine leichte Amnesie. Er kann sich an die letzten Wochen nicht erinnern. Er weiß nur, dass er in einem Bretterschuppen festsaß, wie er dort hinkam und wie er ins Krankenhaus gekommen ist, weiß er nicht. Wir müssen in langsam an seine Erinnerungen heranführen. Regen Sie ihn also nicht auf und lassen Sie ihm Zeit. Es wird schon werden."
David sieht die Neuankömmlinge prüfend an, dann lächelt er. "Mutter, Vater, ich dachte schon, dass noch jemand fehlt. Was ist denn eigentlich hier los?" Laura und Friedrich nehmen ihren Sohn in die Arme. Endlich hatten sie ihn wieder.
Lisa bleibt an der Tür stehen. Er hatte sie angesehen, aber nicht erkannt. Das hatte sie getroffen wie ein Faustschlag.
David blickt auf und sieht Lisa." Wer ist das?" "
"Das ist Lisa Plenzke, sie hat dir das Leben gerettet." erklärt Friedrich.
David und Lisa sehen sich in die Augen. ' David, erkennst du mich nicht. Spürst du nicht, was uns verbindet? Du hast gesagt, dass du mich liebst. Das kann man doch nicht vergessen!'
" Frau Plenzke, da muss ich mich wohl sehr bei Ihnen bedanken, ich weiß nur nicht recht, wie man sich bei seiner Lebensretterin bedankt. Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, hm, kann mich nur nicht erinnern."
Laura sieht ihren Sohn entsetzt an, kann man Liebe vergessen? Doch wer weiß, was er in den letzten Wochen durchgemacht hat. Sie blickt aufmunternd in Lisas Richtung, doch die hatte das Zimmer bereits verlassen. Laura konnte ihr jetzt nicht nachlaufen. Sie musste erst mal realisieren, dass sie ihren Sohn wiederhatte. Friedrich versucht vorsichtig herauszubekommen, ob sich David an seine Entführer erinnern konnte. Doch der hatte hier nur eine dunkle Wolke im Hirn.
Lisa sitzt wie gelähmt auf dem Krankenhausflur. Ihr ist kalt und sie fühlt sich unendlich leer. 'Ich muss hier weg. Was mache ich nur? Nicht nach Hause, Mama und Papa machen jetzt nur alles schlimmer. Ich muss nachdenken.' Lisas Gedanken überschlagen sich förmlich. Automatisch setzt sie sich in Bewegung und findet sich dann am Foyer von Kerima wieder.
" Hey, schicke Brille, aber wohl nicht mit dem richtigen Durchblick. Wo bist du denn gegengerannt?" spöttelt Sabrina hinter ihrem Tresen und holt Lisa so in die Wirklichkeit zurück. Lisa geht einfach weiter und lässt sich auf ihren Drehstuhl fallen. Sie kann nicht mal weinen, ist wie versteinert.
Es klopft und Max macht die Tür auf. " Alles in Ordnung?"
" Ja, ja, David ist wieder da, er liegt noch im Krankenhaus. Bitte fragen Sie bei den Seidels, wann Sie ihn dort besuchen dürfen. Ich hab noch ein paar dringende Anrufe zu erledigen." wimmelt Lisa ihn ab. Max wirft ihr noch einen fragenden Blick zu, verlässt aber dann das Büro.
Auf dem Flur trifft er auf Rokko:" Frau Plenzke ist wieder da, aber irgendwas stimmt nicht. Vielleicht sollten Sie mal nach ihr sehen. Sie hatten da ja schon immer den besseren Draht als ich." Rokko nickt. Schnell lässt er sich von Helga 2 Kaffee geben und betritt Lisas Büro. Sie steht am Fenster und sieht mit leerem Blick nach draußen.
' Alles war umsonst, kein Leben mit David, nicht mal ein paar gemeinsame Wochen. Wie soll ich denn hier mit ihm weiterarbeiten? Wie soll ich denn jemals wieder in den Fahrstuhl steigen, ohne mich an den Abend zu erinnern? Ich muss hier weg.'
" Frau Plenzke?" Lisa dreht sich um. " Hallo Herr Kowalski."
Rokko tritt an sie heran, will sie tröstend in den Arm nehmen, aber Lisa ist wie versteinert, zuckt nur zusammen als er die verletzte Schulter berührt. " Ist David doch ....?" Rokko kann die Frage nicht beenden. Lisa sieht ihn mit leeren Augen an. Dann ein Lächeln, das nicht ihre Augen erreicht:
" Nein, nein, er ist wieder bei Bewusstsein. Er kann sich nur nicht an die letzten Wochen erinnern. Er kann sich auch nicht an mich erinnern. Er hat seine Liebe vergessen, wenn sie denn jemals da war. Es ist alles vorbei. Ich kann nicht mehr hier mit ihm arbeiten, als ob nie etwas war. Ich werde alles soweit vorbereiten, dass die neuen Kollektion produziert werden kann und Kerima schnellstmöglich verlassen."
Sie setzt sich an den Schreibtisch und fängt an zu arbeiten.
Rokko ist entsetzt. So hatte er Lisa noch nie gesehen. Es war, als ob sie innerlich tot wäre.
' Sie muss wieder glücklich werden. Ich will wieder das Lächeln in ihren schönen Augen sehen. ' Er bleibt noch an der Tür stehen, doch Lisa scheint ihn nicht mehr bemerken. Ihre Finger fliegen über die Tastatur und er verlässt leise das Büro.
Er bringt den Kaffee zu Helga zurück und sagt ihr, dass Lisa soweit in Ordnung wäre. Sie sollte sie aber erst mal in Ruhe lassen, sie würde bestimmt bald bei ihr vorbeikommen. Helga lässt sich nur ungern dazu überreden.
Abend hält es Helga nicht mehr aus und muss ihr Schnattchen sehen. Rokko hatte nicht rechtbehalten, Lisa war den ganzen Tag nicht aus ihrem Büro gekommen. Sicher hatte sie auch nichts gegessen. Mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen betritt sie Lisa Büro. " Lisa, ich mach bald Feierabend. Kommst du dann mit nach Hause?" Erst jetzt sieht sie die neue Brille und die Kratzer.
" Mäuschen, was ist den passiert?"
Lisa blickt auf." Hallo Mama, alles in Ordnung. Hab ich mir gestern im Wald zugezogen. Ist aber nicht weiter schlimm. Ich kann noch nicht mit nach Hause. Hier sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Danke für den Tee." Dann klingelt das Telefon und entbindet Lisa von weiteren Erklärungen.
" Vergiss deinen Zahnarzttermin morgen nicht!" kann Helga gerade noch sagen. Lisa nickt und greift nach den Hörer. Helga geht etwas beleidigt. Warum sagte ihr Lisa nicht, was wirklich los war. Hatte sie kein Vertrauen mehr?
Laura hatte vergeblich im Krankenhaus nach Lisa gesucht, schließlich wählt sie ihre Nummer.
" Lisa, wo bist du? Wir können David morgen schon nach Hause holen. Kommst du dann her?"
Lisa lehnt ab: " Es sind für die neue Kollektion wichtige Termine wahrzunehmen. Ich kann nicht. Ich kann nicht so tun, als ob ..." Lisa gerät in Stottern." Bitte Laura, rufen Sie mich nicht mehr an, ich melde mich." Dann legt sie schnell auf.
Als Rokko kurz vor Mitternacht sein Büro verlässt, sieht er noch Licht in Lisas Büro. Leise öffnet er die Tür. Lisa ist am Schreibtisch eingeschlafen.
' Ach Lisa' denkt er,' du bist nicht so stark wie alle glauben. Wenn du dir doch von mir helfen lassen würdest. Ich würde dich so gerne unterstützen.'
Vorsichtig hebt er sie in seine Arme, trägt sie zur Couch. Die letzten Wochen hatten Spuren bei Lisa hinterlassen. Sie war fast ein Fliegengewicht. Er nimmt ihr die Brille ab, die stand ihr wirklich hervorragend. Da hatte sie jemand gut beraten. Liebevoll betrachtet er ihr Gesicht und streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die schicke Frisur hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Lisa musste sich heute oft die Haare gerauft haben. Er konnte den Drang nicht unterdrücken, sie sanft auf die Stirn zu küssen.
" David" kommt ein leises Flüstern über Lisas nun endlich wieder lächelnden Lippen. Aber sie schläft weiter.
Rokko versetzt das kleine Wort einen Stich. Nein, sie würde ihn nie so lieben wie David Seidel. Egal wie viel Zeit vergehen würde.
' Ach, mein liebe Frau Plenzke. Ich werde wohl damit leben müssen. Ich bleib dein Freund, auf mich wirst du dich immer verlassen können. Und vielleicht kommt dann doch irgendwann ein bisschen Liebe für mich wieder in dein Herz.'
Rokko setzt sich an Lisas Schreibtisch. Er zieht eine CD aus seiner Jacke. Dann sucht er Papier und Stift und schreibt einen kurzen Brief. Er verpackt alles und steckt es wieder ein. Er lehnt sich im Stuhl zurück und sieht zu Lisa. Irgendwann schläft er ein.
Lisa trinkt einen Becher Kaffee in Jürgens Kiosk. Es war noch kein Wort zwischen ihnen gefallen. Auf Jürgens fragenden Blick hatte Lisa nur mit einem Kopfschütteln geantwortet und er hatte sie in Ruhe gelassen. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Er wusste, dass sie kommen würde, wenn sie reden wollte und sie wusste, dass er immer für sie da sein würde.
Wenigstens war beim Zahnarzt alles reibungslos verlaufen. Der Mund fühlte sich ohne Spange etwas leer an. ' So leer wie ich mich selbst' denkt Lisa und geht zurück zu Kerima.
Sie klopft an Rokko' s Bürotür. " Danke für alles." sagt sie leise zu ihm." Ich muss noch mal ins Krankenhaus und dann geh ich nach Hause."
" Bestellen Sie Herrn Seidel schöne Grüße von mir." entgegnet Rokko betont munter.
" Ich geh in die Notaufnahme, die wollen noch mal nach der Schulter sehen. Ich kann David nicht sehen, ich kann nicht...." Dann verschwindet sie.
Der Besuch in der Notaufnahme ist kurz. Die Schmerzen in der Schulter werden bald vollständig verschwinden. Als Lisa die Notaufnahme verlässt, klingelt ihr Handy.
" Friedrich Seidel hier. Frau Plenzke, ich wollte Ihnen sagen, dass es David gut geht, wir bringen ihn jetzt nach Hause. Er hat nach Ihnen gefragt. Er meint, dass da irgendwas ist und er müsse mit Ihnen reden. Kommen Sie zu uns nach Hause, bitte?"
" Herr Seidel, ich kann David jetzt nicht sehen. Bitte verstehen Sie doch, ich brauche etwas Zeit. Wie gesagt, ich melde mich, versprochen."
Lisa bleibt einfach auf der Bank im Krankenhausgarten sitzen. Sie denkt an die schönen und die schlimmen Momente mit David. Egal, wie die Lage auch jemals war, sie waren sich nahe und eigentlich kannte jeder die Gedanken des anderen. Diese Nähe war jetzt weg und Lisa wusste nicht, ob es jemals wieder wie früher werden würde. Als die Sonne untergeht und es kühler wird, fährt Lisa nach Hause.
Re: Love is all
Helga und Bernd sind noch wach, sie hatten auf Lisa gewartet. Helga hatte Bernd berichtet, dass irgendwas vorgefallen sein müsste und dass ihr Schnattchen ganz merkwürdig drauf war. Lisa wusste, dass sie ihren Eltern die Wahrheit sagen musste und nach den ersten schleppenden Worten sprudelte es nur so aus ihr heraus. Es war eine unheimlich Erleichterung von der Entführung, der Suche nach David und letztendlich auch von seinem Vergessen zu reden. Ihre Eltern unterbrachen sie nicht, stellten keine Fragen, nur wie es jetzt weitergehen sollte.
" Ich werde Kerima verlassen, auch Berlin. Wenigstens für eine Weile. Ich habe schon Kontakte nach Prag aufgenommen. Dort ist eine Kerimafiliale. Und dann werden wir weitersehen."
Mit dieser Ankündigung geht Lisa in ihr Zimmer. Sie nimmt einen Karton und legt alles, was sie an David erinnert, hinein. Die Kette, die Pfauenfeder, die Punktelisten vom Minigolf, die letzten Kinokarten, die Spieluhr mit dem Engel, den Teddy mit der schwarzen Jacke, die Rose von seinem letzten Besuch. Nur vom Teleskop kann sie sich nicht trennen. ' Vielleicht steht mein Glück doch irgendwo in der Sternen geschrieben und ich muss es nur finden. Jetzt müsste ich nur noch die Bilder aus meinem Kopf dort ablegen können und mein Herz, dann würde ich Ruhe finden' denkt Lisa und steckt den Karton in ihre Tasche.
Morgen würde sie in Davids Büro Abschied nehmen und ihm ihre Erinnerungen schenken.
Am nächsten Tag kommt Lisa nur schwer aus dem Bett. Lohnte es sich wirklich aufzustehen? Sie musste noch einmal zu Kerima, sich verabschieden und die letzten Dinge auf den Weg bringen. Erst gegen Mittag rafft sie sich endlich auf und fährt in die Stadt. Als erstes bringt Lisa Lauras Sachen in die Schnellreinigung. In zwei Stunden würde sie sie wieder abholen können.
Sie räumt ihren Schreibtisch auf und bittet Hugo, Rokko und Max um eine Unterredung. Sie berichtet von den laufenden Geschäften und bittet die drei, einige Dinge weiterzuverfolgen. David würde in 2 bis 3 Wochen wieder voll einsatzbereit sein. Bis dahin müssten sie hier den Laden gemeinsam schmeißen. Dann verabschiedet sie sich.
Sie gehtin Davids Büro, setzt sich auf seinen Stuhl und wieder ziehen Bilder aus dem letzten Jahr an ihr vorbei.
' Reiß dich zusammen, Plenske.' schimpft sie mit sich. ' Montag bist du in Prag und alles wird gut.
Ihr Handy klingelt. Diesmal ist Kim dran und bittet Lisa in die Villa Seidel. Es gäbe etwas Dringendes zu bereden. Nein, David wäre nicht da und sie sollte unbedingt kommen.
' Ich muss Laura sowieso noch ihre Sachen zurückbringen und mich anständig verabschieden. Sie können doch nichts dafür und sie sind in den letzten Wochen irdendwie ein Teil der Familie geworden.'
" Ich bin in 30 Minuten da".
Lisa holt die Sachen aus der Reinigung ab. Als sie in das Taxi steigt, sieht sie in den Augenwinkeln einen Mann. ' David' schießt es ihr durch den Kopf. ' Das kann nicht sein, er ist doch noch krank und läuft bestimmt nicht durch die Stadt.' Sie kann ihn jetzt auch nicht mehr sehen.
Das Taxi braucht merkwürdigerweise fast eine Stunde bis zur Villa Seidel und Kim empfängt sie am Gartentor.
" Die haben sich was besonderes ausgedacht, um dir zu danken. Der Taxifahrer weiß Bescheid. Bitte Lisa, spiel mit. Die wissen sonst nicht wohin mit ihrer Freunde."
Und Lisa lässt sich breitschlagen, kann Kim gerade noch die Tüte mit den Sachen geben, als der Taxifahrer losbraust.
' Was er erst rumgebummelt hat, will er jetzt wohl wieder einholen' denkt Lisa leicht amüsiert.
Dann schließt sie die Augen und will sich überraschen lassen.
Die Fahrt dauert erstaunlich lange. Als das Taxi endlich hält, öffnet Lisa langsam die Augen. Es ist schon fast dunkel. Sie ist an einem See und dort drüben ist die Pfaueninsel. Panik ergreift Lisa. Warum hatten sich Laura und Friedrich ausgerechnet diesen Platz als Überraschung ausgesucht?
" Endstation" grinst der Taxifahrer," der Fährmann wartet schon." Benommen steigt Lisa aus dem Taxi und setzt mit der Fähre über. Der Fährmann meint, sie würde den Weg schon finden und grinst sie ebenfalls an. Nur Lisa ist überhaupt nicht zum Lachen zu mute.
Der Weg ist wirklich nicht zu verfehlen. In regelmäßigen Abständen stehen Gartenfackeln. Und der Weg führt sie genau an die Stelle, wo sie damals mit David ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Was hatten sich die Seidels dabei gedacht?
Dann sieht Lisa einen Feuerschein, ein weißes Zelt, eine große Schaukel und... David.
David? Er stand ganz ruhig neben der Feuerschale mit einer Pfauenfeder in der Hand und blickt in ihre Richtung. Er lächelt sie liebevoll an. Lisa geht Schritt für Schritt, klammert sich an ihre Tasche. Je dichter sie kommt, umso deutlicher kann sie den Ausdruck in Davids Augen lesen. Da steht nichts von " Danke Frau Plenske."
Da steht ganz deutlich " Meine liebste Lisa, ich bin wieder da und ich liebe dich."
Lisa bleibt zwei, drei Schritte vor David stehen, will etwas sagen, doch ihre Stimme gehorcht ihr nicht.
'Vielleicht träume ich nur, sehe schon wieder was, das gar nicht da ist'
David kommt die letzten Schritte auf sie zu, nimmt ihr die Tasche aus den Armen und hält sie mit seinem Blick gefangen. Er streicht ihr sanft über den Kratzer im Gesicht und sagt endlich: "Ach Lisa...."
Dann zieht er sie in die Arme, hält sie fest, als wollte er sie nie wieder loslassen und Lisa merkt, dass er leise weint. Auch Lisa laufen Tränen über die Wangen.
Nach einer kleinen Ewigkeit hebt David seinen Kopf. Beide lächeln sich unsicher an und wischen sich gegenseitig die Tränen aus dem Gesicht. David umfasst Lisas Gesicht und endlich finden sich ihre Lippen zum ersten wirklichen Kuss. Die Welt bleibt stehen oder dreht sie sich im Kreis? Keiner kann mehr sagen, wie lange sie beide dort standen.
Irgendwann zieht David Lisa unter das Zelt auf die Schaukel. Er wirft noch ein paar Scheite Holz ins Feuer und kuschelt sich dann mit ihr unter die Decke.
Wieder beginnt er : " Ach Lisa..."
Sie lacht leise: " Das hatten wir doch schon mal. Was ist jetzt eigentlich passiert? Ich weiß nicht mehr, wo ich stehe."
" Du stehst nicht, du liegt bei mir, in meinen Armen, wo du hingehörst und da werde ich dich nie wieder weglassen." David küsst sie wieder und wieder und dann beginnt er zu erzählen:
" Weißt du, Lisa, als ich vorgestern früh im Krankenhaus wach geworden bin, war ich mir nicht mal sicher, wer ich bin. Kimi kam rein und ich wusste, wer sie ist und wer ich bin. Ich hab auch auf meine Eltern gewartet und um ehrlich zu sein, dachte ich, sie würden Mariella mitbringen. Ich hab noch keinen Schimmer, was in den letzten Wochen passiert ist. Meine Eltern haben mir nur gesagt, dass ich entführt wurde und dass du mich gefunden hast. Ich hab dich da im Krankenhaus gesehen und dachte, halt mal, die kenn ich. Da ist was, ganz tief in mir war da ein Kribbeln und eine Wärme."
Er sieht Lisa liebevoll in die Augen und küsst sie ganz sanft.
" Und dann warst du weg und das Gefühl auch. Und ich musste so viel Neues verarbeiteten und hab es einfach beiseite geschoben. Nur abends, so beim Einschlafen, da hab mich erinnert, dass ich in diesem Bretterschuppen die gleiche Wärme gespürt habe."
" Ich hab jeden Abend an dich gedacht und dich in Gedanken umarmt." gestand Lisa ein.
" Ach Lisa..." Wieder lachen beide leise. Lisa schließt die Augen und genießt es, David Herzschlag zu hören.
Lisas Magen grummelte leise. " Sag mal, hast du Hunger?"
"Ich weiß nicht genau, wann ich das letzte Mal was gegessen habe."
" Na dann mal los. Ich hab nämlich vorgesorgt wie du siehst. Als wir das letzte Mal hier waren, hat uns doch so einiges gefehlt." David holt einen Korb mit Sandwichs hervor und schenkt ihnen Wein ein.
" Ich hab schon gesehen, dass die letzten Wochen etwas, na ja.. " David lächelte unsicher, " an dir gezehrt haben. Aber ich werde dich schon wieder aufpäppeln. Du hast dich wirklich optisch verändert. Die Brille gefällt mir, man sieht deine schönen Augen. Und... "
Er beugt sich vor, um sie noch einmal ausgiebig zu küssen:" Deine Spange ist weg."
Lisa lacht : " Ja, seit gestern. Als ob es so geplant war!" und dann küsst sie ihn, zum ersten mal leidenschaftlich und ausdauernd. Ihre Hände zersausen sein Haar.
David grinst. Er kann sich plötzlich an Jürgens Aussage erinnern, dass Lisa sehr schüchtern und etwas verklemmt ist. Da lernt er aber gerade eine ganz andere Lisa kennen.
" Und wie hast du dich nun doch an mich erinnert?" reißt ihn Lisa aus seinen Gedanken.
" Als ich heute nach Hause kam, hatte ich schon Post. Ein Brief mit einer CD von Herrn Kowalski."
Lisa löst sich aus seiner Umarmung: " Von Rokko???"
David zieht sie zurück an seine Schulter: " Er schrieb mir, und ich kann den Brief fast auswendig, dass er und ich vor kurzem noch Rivalen um den größten Schatz der Welt gewesen sind und dass ich den Sieg errungen hätte. Er müsse jetzt zusehen, wie dieser Schatz zerbricht und egal was sein Herz sagt, er könne nicht tatenlos dabei zusehen. Und weil er weiß, dass ich den Schatz vergessen hätte, wolle er mich mit der CD daran erinnern. Das hat auch prima geklappt. Ich hab die CD gesehen und weiß wieder alles. Jedenfalls das wichtigste, dass du die Frau meines Lebens bist und ich nicht mehr eine Sekunde ohne dich sein möchte. Ich liebe dich. Lisa..."
Er nimmt sie wieder in die Arme und küsst sie, diesmal sehr leidenschaftlich. Seine Zunge streicht über ihre Lippen und findet schließlich ihre. Beide sind außer Atem als sie sich voneinander lösen.
' Nein, David, reiß dich zusammen, heute Nacht wird geredet und gekuschelt. Nicht mehr, wir haben alle Zeit der Welt. Jetzt trennt uns niemand mehr.' ruft sich David zur Ordnung.
" Was war das für eine CD?" wollte Lisa wissen.
" Er hat mir einen Ausschnitt von deinem Fernsehportrait und den Film von unserem letzten Spaziergang geschickt. Woher er das hatte, weiß ich aber nicht."
" Auf dem Film ist jemand, der uns die ganze Zeit beobachtet hat. Die Polizei hat ihn bearbeitet, aber er ist dennoch nicht eindeutig erkennbar." Lisa erzählt von den letzten Wochen. Von ihrer Enttäuschung, als er nicht zur Verabredung gekommen ist, und dass er sich nicht gemeldet hat. Von der Verzweiflung, als rauskam, dass er entführt wurde. Von den Anstrengungen, bis sie das Geld zusammen hatten und schließlich von der Suche nach ihm.
" Weiß du, irgendwann ist mir Rokko gegenüber doch was von der Entführung rausgerutscht. Und von dieser Sekunde an, war er immer für mich da und hat mir geholfen. Er hat mir zugehört und in schwachen Momenten konnte ich mich bei ihm auch ausweinen. Nein, nie mehr als eine Umarmung. " schließt sie, als David sich überrascht von ihr löst.
" Aber weiß du, wenn ich mich nicht schon vor so langer Zeit in dich verliebt hätte, wäre er bestimmt meine nächste Wahl. Er ist wirklich unglaublich."
" Ja, dass ist er. Und er muss dich wirklich sehr gern haben. Wer würde sonst das alles auf sich nehmen. Er hat für dich fast genauso viel getan, wie du für mich. Lisa, ich möchte dir noch etwas schenken. Na ja, eigentlich hast du es ja schon lange, aber du sollst es auch sehen. Gib mir mal deine Kette." Er greift nach ihrem Ausschnitt. " Warte" Lisa steht auf und holt den Karton aus der Tasche. Den hatte sie doch vorhin glatt vergessen, als sie in Davids Büro Abschied nehmen wollte.
" Du trägst sie nicht mehr" sagte David enttäuscht.
" Na ja, ich dachte, ich hätte dich endgültig verloren. Ich wollte ganz neu anfangen. Ich wollte Berlin verlassen und nach Prag gehen." Lisa ist inzwischen mit dem Karton auf die Schaukel zurückgekehrt.
Gemeinsam packen sie aus und schwelgen ein bisschen in Erinnerungen. " Weißt du noch..."
David holt den Minigolfball aus seiner Jackentasche und legt in lächelnd zu den anderen Schätzen.
Dann zieht er ein kleines Kästchen aus seiner Hosentasche und fummelt im Feuerschein an der Kette.
Schließlich wendet er sich wieder zu Lisa und zeigt ihr die Kette. Zu dem Pferd, der Pfauenfeder und dem Miniaturgolfball hat sich ein Korallenherz gesellt.
" Jeder soll sehen, dass ich dir mein Herz geschenkt habe. Es soll dir immer zeigen, wie sehr ich dich liebe." Er legt ihr die Kette wieder um, küsst ihren Nacken und zieht sie an seine Brust.
Das Feuer war nun fast heruntergebrannt.
" Bei Kerima hat sich viel geändert..." beginnt Lisa.
" Weiß du, mein Engel, das interessiert mich im Moment überhaupt nicht ein bisschen. Ich will dich nur in meinen Armen halten. Ich bin auch ziemlich erschöpft, war wohl doch etwas viel heute. Über Kerima machen wir uns später Gedanken. Gemeinsam schaffen wir alles." Schon im Halbschlaf murmelt er noch: " Aber Prag ist eine gute Idee..."
' Was meint er damit nun schon wieder' denkt Lisa noch. Wecken möchte sie ihn deshalb nicht mehr.
Sie schmiegt sich enger in Davids Arme und kein sich kein schöneres Lager für ihre erste richtige gemeinsame Nacht vorstellen.
Irgendwas kitzelt Lisa an der Nase. Sie tastet nach ihrer Brille, kann sie aber nicht finden. Zögernd öffnet sie ein Auge, ups ist das hell. Als ihr klar wird, wo sie ist, ist sie sofort hellwach. Ihre Brille schwebt wie von Zauberhand auf ihre Nase. Nein, keine Zauberhand, es ist David. Er strahlt sie an und küsst sie ausgiebig.
" Guten Morgen, mein Engel. Ach, gehts mir gut. " Er streckt sich genüsslich und die Schaukel schwingt leicht.
' Jetzt müsste die Zeit stehen bleiben.' denkt Lisa verträumt. Sie liegt in Davids Armen und sie lauschen den Vögeln und alles ist ruhig und friedlich.
Plötzlich ist David voller Tatendrang. Er steht auf und zieht Lisa mit sich. Er hebt sie hoch und wirbelt sie herum. " Lisa Plenzke, ich liebe dich" ruft er laut und lacht. Und Lisa lacht mit ihm, so glücklich war sie wohl noch nie in ihrem Leben.
" Los, fahren wir nach Hause. Die warten sicher schon auf uns."
" Und wer räumt hier auf ?"
" Typisch, meine Lisa. Mach dir keine Sorgen. Darum kümmert sich Max. Der hat ja auch den Aufbau organisiert."
In der Villa Seidel wartet man tatsächlich schon ungeduldig auf die beiden. Da sich David gestern Abend nicht mehr gemeldet hat, waren sie sich eigentlich schon sicher, dass alles gut gegangen ist.
Beim Frühstück werden Pläne für die Tag geschmiedet. Lisa muss natürlich erst mal nach Hause ein paar Sachen holen.
" Wir hatten für heute Abend an eine kleine Party gedacht. Ganz in Familie. Nur wir und deine Eltern, Lisa. Gibst du ihnen Bescheid?" will Laura wissen.
Auch Lisa hält das für eine gute Idee. Sie macht sich mit David auf den Weg nach Göberitz.
Helga ist schon bei Kerima, aber Bernd nimmt die Einladung gern an.
Ihm geht es in den letzten Tagen schon viel besser. Die Tabletten zur Behandlung der Infektion seiner Lunge, mit der er sich seit Wochen herumgequält hatte, schlagen gut an.
Nein, nein, sie bräuchten nichts mitzubringen, versichert David. " Höchstens was von dem Selbstgebrannten..." zwinkert David Bernd leise zu.
Dann fahren Lisa und David einkaufen. Sie hatte sich mit Laura darauf geeinigt, dass Essen für die Party gemeinsam zuzubereiten. Gabriele hatte ja noch frei.
' Wie ein altes Ehepaar' denkt Lisa als ihr David zwei Packungen Steaks in verschiedenen Marinaden unter die Nase hält. " Am besten beide, wenn mein Papa kommt" entscheidet Lisa und erntet dafür eine Kuss auf die Nasenspitze.
Voll beladen mit deftigen und delikaten Speisen machen sich die beiden auf den Rückweg.
" Ich glaube, wir haben eine gute Mischung für unsere zwei Welten ausgesucht. " beginnt Lisa unsicher. Ihr wird auf einmal klar, dass sich ihre Familien auf völlig unterschiedlichem Niveau bewegen. " Ach Lisa, wir sind doch nicht versnobt. Glaubst du, meine Eltern sind mit goldenem Löffel im Mund geboren? Es wird bestimmt ein toller Abend."
In der Küche der Villa macht sich David dann doch schnell aus dem Staub. Das wäre nicht sein Revier grinst er, küsst Laura und Lisa und verschwindet.
" Da macht sich die Fürsorge durch Gabriele wohl doch bemerkbar." meint Laura trocken.
" Vielleicht kann ich ihm da noch was beibringen." lächelt Lisa zurück.
" Für dich würde David alles tun, Lisa. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr so glücklich gesehen. Ich bin so froh, dass ihr euch gefunden habt."
Gemeinsam zaubern sie verschiedene Salate und backen sogar ein Brot.
Der Familienabend wird wirklich schön. Bernd und Friedrich grillen und sprechen dem Selbstgebrannten zu bis ihre Frauen einschreiten. Helga und Laura kümmern sich später um den Abwasch.
Bernd beobachtet Lisa: ' Mein Schnattchen, wie groß du geworden bist. Wollt ich wohl nicht wahrhaben. Und irgendwie bist du auch kein Schnattchen mehr. Du bist wunderschön. Du strahlst und siehst so glücklich aus. Der junge Seidel scheint doch nicht so ein Filou zu sein, wie ich immer dachte. Wie der dich ansieht... Ja, ich glaube, der wird dir nie wieder weh tun.'
Als David und Lisa engumschlungen zu den leisen Klängen von Nora Jones tanzen, zieht sich die ältere Generation diskret zurück.
" Bleibst du heute Nacht wieder bei mir?" flüstert David in Lisas Ohr. Statt einer Antwort kuschelt sich Lisa enger in seine Arme.
David trägt sie tatsächlich die Treppe hoch, so wie Lisa es sich vor langer Zeit erträumt hat.
" War wohl doch gut, dass ich ein bisschen abgenommen habe, sonst wärst du jetzt schon völlig erledigt." lacht Lisa. Doch dann wird ihr bewusst, auf was sie da eben angespielt hat.
David merkt ihren Stimmungswandel, und streicht ihr die Haare aus dem Gesicht:" Was ist los, hm?"
" David, na ja..." Lisa wird immer unsicherer, obwohl sich durch Davids Streicheleinheiten in der kleinen Vertiefung hinter ihrem Ohr ein Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete. Er hatte so viele Frauen gehabt und sie... " Ich habe noch nie... weißt du, ich bin noch... und du... Ach, ich wünschte, ich hätte schon Hunderte von Liebhabern gehabt..."
David Kuss verschließt ihr den Mund.
" Ich werde der Erste sein? " Für einen Moment wirkt auch David, der Schwarm aller Frauen, etwas unsicher. Er war sich zwar sicher, dass Lisa ziemlich unerfahren im Bett sein würde, aber so ganz ohne...?
" Lisa, wir müssen heute nicht... Ich meine, es wird nichts passieren, was du nicht willst. Die letzte Nacht war so schön. Bitte, bleib hier. Ich möchte dich berühren, dich küssen, dir einfach ganz nah sein. Komm, bitte..." Er küsst sie ganz sanft.
" Ich muss noch mal ins Bad" antwortet Lisa und verschwindet schnell.
David entscheidet ganz sittsam mit T-Shirt und Shorts ins Bett zu gehen. Vorher zündet er noch die Kerzen an, die er am Nachmittag, als Lisa und Laura in der Küche gewerkelt hatten, überall im Zimmer verteilt hatte. ' Ob es so romantisch genug für Lisa ist? Ich hätte noch ein paar Rosen besorgen können' denkt David, als er sein Werk betrachtet.
" Ich hab meinen Schlafanzug vergessen. Ich hab mir ein Hemd von dir geborgt." Lisa steht hinter ihm.
Er dreht sich um und sieht sie an. Dann hebt er sie wieder auf seine Arme und trägt sie zum Bett:" Du sagst, wenn ich zu weit gehe. Ich sehne mich so nach dir" Er küsst sie, erst vorsichtig, dann leidenschaftlicher. Er küsst ihre Augen, das Grübchen hinter ihrem Ohr und sieht das Lächeln in ihrem Gesicht. Sein Mund wandert weiter über ihren Hals zum Ausschnitt. Lisas Hände schieben sich unter sein T-Shirt.
' Es scheint ihr also zu gefallen' denkt David noch, dann kann er nicht mehr denken, nur noch fühlen. Lisas weiche Haut unter seinem Hemd, ihre Hände auf seiner. Er kann sich kaum noch beherrschen, ist wie berauscht, erkundet jeden Zentimeter ihres Körpers mit Händen und Lippen und geniest die Entdeckungsreise ihrer Hände auf seinem Körper. Die störenden Kleidungsstücke landen bald auf der Erde, die Welt steht still und es gibt nur noch David und Lisa. Bevor David in sie eindringt, schaut er in Lisas Augen. Er sieht die freudige Erwartung und Liebe, unendliche Liebe.
David weiß, dass er nie wieder mit einer anderen Frau so zusammensein konnte.
Lisa wird am nächsten morgen schon zeitig wach. David liegt zusammengerollt an ihrer Schulter. Sein Haar ist ganz zerzaust und er lächelt noch immer. Seine Hand liegt auf ihrem Bauch.
'Auf meinem Bauch...' Plötzlich war Lisa hellwach. Sie hatten sich letzte Nacht geliebt, ihr erstes Mal und es war traumhaft schön, aber völlig ungeschützt. Daran hatten sie beide nicht gedacht.
' Ups, nicht dass da was passiert ist..., ach und wenn, wir schaffen das schon. Aber ich muss darüber auch mal mit David reden. Vielleicht dachte er, dass ich die Pille nehme oder so'. Lisa schließt die Augen wieder. Die letzte Nacht zieht an ihr vorüber, keine richtigen Bilder nur Gefühle. ' Ob es ihm auch so gefallen wie mir? War ich zu fordernd oder nicht fordernd genug? Warum habe ich überhaupt so lange damit gewartet. Es war traumhaft, aber bestimmt nur, weil es David war. Mein David, du warst der Erste und wirst der einzige bleiben. Ich werde nie einen anderen lieben, nur dich. Ich liebe deine Augen und jungenhaftes Grinsen und deine Hände.'
Lisa dreht den Kopf und will David vorsichtig küssen, doch der hat sie schon eine Weile beobachtet.
" Na, mein kleines Sexmonster"
Lisa schließt die Augen schnell wieder. Da war sie wohl doch zu fordernd gewesen.
David kitzelt sie, zieht sie auf sich und Lisa muss die Augen wieder öffnen.
" Lisa, diese Nacht, es war einfach unglaublich. Das habe ich nicht mal mit Mariella so erlebt. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich möchte nie, nie wieder ohne dich sein. Ich liebe dich so sehr."
Er zieht ihren Kopf zu sich herunter und küsst sie leidenschaftlich und bald sind sie wieder im schönsten Liebesgerangel.
" Ich wusste nicht, ob ich gut genug für dich war" sagt Lisa als beide wieder zu Atem gekommen sind.
" Aber jetzt glaube ich das schon" setzte sie selbstbewusst hinzu.
" Lisa, du bist sogar viel zu gut für mich. Dass du mich liebst, ist für mich das beste was mir je passiert ist. Früher war ich immer auf der Jagd und konnte die Frauen nicht schnell genug ins Bett bekommen. Allerdings sollten sie auch genauso schnell wieder verschwinden, auch aus meinem Leben. Gut, mal abgesehnen von Mariella, aber wir kannten uns ja schon aus dem Sandkasten.
Mit dir ist das ganz anders. Ich will mit dir leben. Und wenn du mich gestern Abend gestoppt hättest... Ich bin schon glücklich, wenn ich mit dir zusammen bin. So allerdings" und er grinst schelmisch " ist das natürlich viel, viel schöner. Es hat dir doch auch gefallen, oder?"
" Ich will nie wieder darauf verzichten. " lacht Lisa " Aber nur mit dir, du warst mein erster und wirst mein einziger Liebhaber bleiben." flüstert sie dann noch.
" Für mich wird es auch nie wieder eine andere Frau geben"
Beide kuscheln sich wieder aneinander.
" David, wir haben uns völlig ungeschützt geliebt, ich meine, ich nehme nicht die Pille oder so. Was, wenn ich jetzt schwanger werde."
" Hm, so eins, zwei, drei, vier Kinder hätte ich schon gern mit dir. Aber eigentlich wollte ich dich erst mal nur für mich. Mach dir nicht schon wieder Sorgen, Lisa. Es kommt wie es kommt. Aber wir können uns je einen kleinen Kondomvorrat anlegen. Ich geh uns jetzt was zum Frühstück holen. Du bleibst hier und vielleicht kann ich dann noch einen kleinen Nachtisch haben."
Er küsst sie auf den Bauch, schnappt sich einen Bademantel und verlässt pfeifend das Zimmer.
Lisa denkt an den Nachtisch und zieht sich errötend aber lächelnd die Decke über den Kopf.
David hatte ein zauberhaftes Frühstück zusammengestellt mit Kaffee, Orangensaft, Trauben und frischen Hörnchen. Lisa hätte nie geglaubt, wozu man Erdbeerkonfitüre noch verwenden konnte.
Nach einer gemeinsamen Dusche, bei der sie sich die letzten Reste Konfitüre von Körper waschen, gehen David und Lisa nach unten. Lisa ist etwas unsicher. Wie werden Laura und Friedrich reagieren, wenn sie so selbstverständlich hier übernachtet? Die beiden zeigen sich aber sehr locker.
" Ich wollte jetzt mit Lisa in die Stadt fahren. Mal sehen was Max und Yvonne machen und vor allem die kleine Barbara." erklärt David.
" Oh, das trifft sich gut. Könnt ihr mich mitnehmen. Ich muss zum Frisör." sagt Laura.
Lisa überlegt kurz. Vielleicht sollte sie mitgehen? Laura hatte sie doch mit der Brille so prima beraten.
" Ähm, Laura, würden Sie mich mit zum Frisör nehmen?" fragt Lisa unsicher.
" Klar, die beraten da auch ganz super." Laura überlegt kurz, ob sie Lisa nicht endlich das "Du " anbieten sollte. ' Nein, dass sollten Friedrich und ich gemeinsam machen und auch in entsprechendem Rahmen' entscheidet sie dann in Gedanken.
David lädt die beiden Frauen ab. " Dann werde ich uns einen Vorrat anlegen gehen" grinst er Lisa an. " In 2 Stunden bin ich wieder da, ist das in Ordnung?" Lisa weiß sofort, worauf David anspielt und errötet leicht, was David noch breiter grinsen lässt. Er küsst Laura auf die Wange und Lisa lange und zärtlich auf den Mund, dann ist er weg.
Lisa ist etwas verlegen, weil David sie vor seiner Mutter geküsst hat, aber Laura lacht und meint, sie solle jede Sekunde genießen. " In 20 Jahren hat sich das alles relativiert" meint sie trocken und zeigt Lisa so, dass sie sich eine Zukunft für die beiden wirklich wünscht.
Als David später wieder auftaucht, steht Laura gerade an der Kasse. " Lisa schon weg?" schaut er sich suchend im Laden um.
Dann dreht sich Lisa auf ihrem Stuhl um, steht auf und geht auf ihn zu. David klappt die Kinnlade einfach nur nach unten und starrt sie an. Laura beobachtet ihm amüsiert. Da David nichts sagt, fängt Lisa an unsicher an ihren Haaren zu zupfen. Der Frisör hatte die Länge der Haare fast beibehalten, die Mähne aber durchgestuft. Durch eine Kurpackung schimmerten die Haare jetzt seidig und flossen in sanften Locken bis auf Lisas Schultern.
David fasst Lisa an den Schultern und dreht sie langsam im Kreis. " Mein Engel... Laura, die haben einen Engel aus Lisa gemacht." Er dreht sich eine Locke um den Finger und zieht Lisa so dichter an sich heran." Du siehst einfach umwerfend aus. Ich meine, dass du hübsch bist, hab ich schon vor ´ner Weile gemerkt, aber du bist einfach wunderschön." Er streichelt andächtig über ihre Wange.
Auf dem Weg zu Familie Petersen muss David immer wieder zu Lisa sehen. " Hey" ruft Lisa ihn zur Ordnung " Ich bin immer noch Lisa Plenzke. Schau auf die Straße, sonst sind wir beide bald Engel."
Der Nachmittag bei Max und Yvonne vergeht wie im Flug. Max reagiert auf die veränderte Lisa fast ebenso sprachlos wie David. " Unsere Göberitzer Mädels, immer für ´ne Überraschung gut. Da hast du wohl den richtigen Riecher mit dem zauberhaften Kern gehabt" sagt Max und stößt David anerkennend den Ellbogen in die Rippen.
" Mensch Lisa, du siehst einfach supi aus" platzt Yvonne heraus." Kein Wunder, dass sich David jetzt endlich in dich verliebt hat."
" Weißt du, er hat sich, Gott sei Dank, schon in die alte Lisa verliebt. Aber wenn er mich jetzt so ansieht, fühle ich mich einfach schön." antwortet Lisa leise lächelnd.
" He, du bist schön. Jetzt noch ein paar tolle Klamotten und perfekt. Mit der Figur kannst du doch alles tragen." ermutigt Yvonne Lisa zu weiteren Veränderungen.
" Immer langsam, sonst geht mir die alte Lisa noch verloren. An die hatte ich mich schon so gewöhnt und jetzt habe ich plötzlich die schönste Frau der Welt." mischt sich David ein. Er streicht wieder mit seinen Fingern durch Lisas Locken und küsst sanft ihren Nacken.
Lisa kann sich nicht satt sehen, als David mit Barbara schmust und knuddelt. Und als Lisa der Kleinen die Flasche geben darf, setzt er sich zu ihr auf das Sofa und legt den Arm um die beiden. Versunken betrachten beide das friedlich nuckelnde Baby und sehen sich dann in die Augen. Beide hatten wohl in diesem Moment den gleichen Traum geträumt.
Max und Yvonne sehen sich an und Max flüstert: " Ich hör schon die Hochzeitsglocken läuten. Hätte nie gedacht, dass ich David mal so sehen würde. Ihr Göberitzer Mädels könnt wohl zaubern."
Abends in David Zimmer präsentiert David Lisa stolz eine Tüte mit dem angelegten Kondomvorrat und ein kleines Geschenk für sie. Die Tüte wirft ihm Lisa lachend an den Kopf, das Geschenk öffnet sie neugierig.
Zum Vorschein kommt ein Stadtführer von Prag, 2 Flugtickets und eine Hotelreservierung für eine Woche.
" Du wolltest doch nach Prag und ich brauche noch Erholung. Ich weiß ja, wir müssten uns jetzt um Kerima kümmern. Aber ich habe mich vorhin mit Kowalski getroffen. Er meint, du hast alles soweit vorbereitet, dass Sophie nicht viel Schaden machen kann. Max will auch ein Auge drauf werfen.
Ich möchte noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen, bevor uns der Alltag einholt. Lass uns fahren ja?" bittet David und Lisa kann ihm mit diesem Blick wie immer nichts abschlagen. Sollte der Alltag doch warten, jede Sekunde wollte sie genießen.
Am nächsten Morgen werden sie dann von Laura und Friedrich verabschiedet. Sie hatten sogar eine Flasche Champagner geöffnet. Die war aber nicht nur für den Abschied gedacht, sondern vor allem um Lisa in die Familie aufzunehmen und ihr endlich das " Du" anzubieten.
In Göberitz packt Lisa Sachen für den Urlaub. Sie verabschieden sich von Lisas Eltern und machen sich auf dem Weg zum Flughafen.
Bernd und Helga sehen ihnen nach. " Da haben wir wohl bald ein Zimmer frei." meint Bernd trocken, aber mit feuchten Augen. " Ach und unsere Lisa sieht so toll aus und beide so glücklich" schluchzt Helga.
Am Nachmittag starten Lisa und David in, wie des David ausdrückt " vorgezogene Flitterwochen".
Prag empfängt die beiden am späten Nachmittag in goldenem Licht. David hatte eine Suite in einem zauberhaften kleinen Hotel auf dem Hradschin gebucht. Es ist eine Jugendstilvilla, die auch entsprechend eingerichtet ist. Lisa kann sich schon an den Deckenmalereien im Foyer nicht satt sehen und David entdeckt eine völlig neue Seite an ihr. Dass Lisa sehr schlau ist, wusste er ja schon lange und er hatte auch oft genug davon profitiert. Aber dass die auch auf künstlerischem Gebiet so interessiert ist, hatte er nie wahrgenommen.
" Ich liebe Prag." sagte Lisa, als sie auf der Terrasse stehen und auf die Stadt hinuntersehen. Über ihnen erhebt sich stolz die Prager Burg und der Sankt Veit´s Dom. Die Kulisse ist wirklich malerisch und das Hotel zwar nah am Zentrum, aber durch den großen Garten vom Großstadtlärm etwas geschützt.
" Und willst du heute noch was unternehmen?" fragt David und legt von hinten die Arme um Lisa.
" Nein, lass uns genauso hier stehen bleiben. Ist das nicht herrlich? Ich habe ja noch nicht viel von der Welt gesehen, kann mir aber auch keine schönere Stadt vorstellen." Lisa erzählt von ihren Besuchen in der Stadt mit ihren Eltern noch zu DDR- Zeiten und zuletzt mit ihrer Schulklasse.
" Jahre her, es hat sich bestimmt viel verändert. Ich möchte unbedingt auf den Hradschin und in die kleinen Gassen der Altstadt und auf die Karlsbrücke und auf den alten jüdischen Friedhof. Ich hab auch gelesen, dass der Vysĕhrad wunderschön sein soll..."
" Hoffentlich reicht die Woche da aus. Und für Montag hast du ja einen Termin mit Herrn Swobodda ausgemacht." lacht David über Lisas Begeisterung. Er kennt Prag nicht, war nur einmal zur Eröffnung der Kerima- Filiale hier gewesen. Er ist gespannt auf die Stadt aus Lisas Sicht.
" Von hier aus sieht es wirklich traumhaft aus. Du zeigst mir dein Prag und bald möchte ich dir mein Paris zeigen. Als ich dich das letzte Mal eingeladen habe, wolltest du ja nicht." Er schließt die Arme fester um Lisa. Sie dreht sich in seinen Armen um und grinst: " Du hast damals aber auch eine Show abgezogen. War es wirklich so schwer mir zu sagen, was du wirklich wolltest?"
" Damals schon. Und ich hätte platzen können vor Eifersucht, wenn dich der Kowalski angefasst hat. Ich konnte eigentlich noch nie zeigen, wenn mich etwas wirklich berührt hat. Das hat sich aber grundlegend geändert. Du hast mich verändert. Ich möchte der ganzen Welt sagen, dass ich dich liebe und wie glücklich ich bin." Dann küsst er sie.
Sie lassen sich das Abendessen auf´s Zimmer bringen und speisen fürstlich auf der Terrasse. Inzwischen ist es richtig dunkel geworden. Die Stadt im Tal ist hell erleuchtet und über ihnen funkeln die Sterne. Lisa kann sich nicht kaum von der Aussicht trennen. David Zärtlichkeiten locken sie dann aber doch in Zimmer. Das Flair der Stadt scheint schon auf sie übergesprungen zu sein. In dieser Nacht lieben sie sich langsam und zärtlich.
Re: Love is all
Nach dem Frühstück machen David und Lisa auf den Weg zum Hradschin. Das kleine Stück können sie zu Fuß gehen. " In Prag braucht man eigentlich kein Auto. Man kann überall mit der Metro hin oder mit Bus und Straßenbahn. Wirst sehen, macht richtig Spaß. Du musst nur auf deine Sachen aufpassen. Die klauen hier wie die Raben." David hatte sich schon gewundert, dass Lisa ohne ihre große Tasche aufgebrochen war und Geld usw. in ihre Hosen- und Jackentaschen verteilt hatte.
Die Prager Burg ist von Besucherströmen überfüllt. David und Lisa halten sich an den Händen, auch um sich in den Massen nicht zu verlieren. David ist das Gedränge schon fast zuviel, aber Lisa scheint sich wohl zufühlen. Wieder eine neue Seite, Lisa liebt also nicht immer nur die Ruhe und Abgeschiedenheit. Vom Veit´s Dom ist David tief beeindruckt. Sie setzen sich ins Gestühl, bewundern die bunten Fenster und Lisa list ihm ein paar kleine Geschichten dazu aus dem Stadtführer vor.
Das " Goldene Gässchen" hat es David besonders angetan. Hier kann er förmlich aus den Dachrinnen trinken, betreten kann er die kleinen Läden und Galerien nur mit eingezogenem Kopf.
Auf dem Weg von Hradschin in die Stadt machen sie in einem kleinen Garten an einer Metrostation halt. David lässt sich auf den Springbrunnenrand fallen. " Man waren das Massen. Aber dieser Dom, genial. Und diese Häuser, da können doch nur Zwerge gewohnt haben." Er reibt sich noch mal den Kopf, den er sich vorhin an einem Durchgang gestoßen hatte.
" Heile, heile." pustet Lisa und küsst die kleine Beule. " Bist du heiratest ist alles wieder gut, hat meine Oma immer gesagt." David lacht:" Hoffentlich."
Sie bleiben den ganzen Nachmittag in der Altstadt. Lisa genießt es sichtlich auf dem Altmarkt zu essen. Für so was hat früher nie das Geld gereicht. Sie beobachten die Touristenströme freuen sich, dass sie sich viel mehr Zeit für alles nehmen können.
Am nächsten Tag hat sie der Alltag schon wieder eingeholt. Lisa und David fahren zur Kerima- Filiale auf den Wenzelsplatz. Herr Swobodda empfängt sie freudig." Herr Seidel, wir haben uns lange nicht gesehen. Eigentlich hatte ich ja den Besuch der Mehrheitseignerin erwartet..."
" Nun, die habe ich mitgebracht." erklärt David und schiebt Lisa stolz nach vorne." Oder besser sie hat mich mitgebracht." Das Gesicht von Herrn Swobodda spricht Bände, worauf sich Lisa und David verstohlen angrinsen. Er hatte wohl die offiziellen Bilder von Lisa im Kopf und kann diese Verwandlung kaum fassen.
" Oh ja natürlich..." stottert er los, dann muss er auch lachen. " Donnerwetter, haben Sie sich verändert..., oh Entschuldigung."
" Schon in Ordnung" lächelt Lisa ihn an. " Aber jetzt wollen wir mal geschäftlich werden.
Herr Swobodda legt Lisa die Bücher vor, die sie sofort einer eingehenden Prüfung unterzieht. In der Zwischenzeit informiert er David über einige Projekte, die er für Kerima in Aussicht hätte. Auf einer Messe in der vorigen Woche in Prag hatte er Kontakt mit einem indischen Textilfabrikanten. Hier würde er gute Möglichkeiten sehen, Stoffe und Bordüren in einer wirklich fabelhaften Qualität zu günstigen Preisen zu erhalten. David engagiert sofort Treffen in Berlin. Außerdem hatten verschiedene Läden in Tschechien angefragt, ob sie mit Kerima in geschäftliche Beziehungen treten könnten. Darunter Läden im Bäderdreieck, welches sich nun langsam wieder zu einem mondänen Pflaster entwickelte und dort also auch entsprechendes Käuferpotential vorhanden wäre.
So verbrachten Lisa und David fast den ganzen Tag in der Kerimafilliale. Es taten sich einige Möglichkeiten auf die Geschäfte von Kerima im osteuropäischen Raum zu erweitern, was der finanziellen Situation der Firma helfen würde.
Gegen Abend verabschiedeten sie sich von Herrn Swobodda, der ihnen noch ein zauberhaftes Lokal um die Ecke für da Abendessen empfahl. Eigentlich wollte er sie ja zu einem Geschäftsessen einladen, aber er brauchte die beiden nur ansehen und wusste, dass die beiden lieber wieder alleine wären. Und das Geschäftliche hatte man ja zu aller Zufriedenheit erledigt.
" Herr Seidel, wir liefern dann ins Hotel.", ruft Swobodda ihnen nach.
Lisa sieht David fragend an. " Überraschung" grinst der zurück.
Beim Abendessen bleiben die beide trotz der romantischen Atmosphäre zuerst ganz ins Geschäft vertieft und berichten sich gegenseitig von den Erkenntnissen und Perspektiven. " Lisa, da ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für Kerima. Wenn wir wieder zu Hause sind, müssen wir da unbedingt dranbleiben. Du hattest mal wieder den richtigen Riecher mit Prag."
" Ja, und wenn wir b- style mit ins Boot holen, können wir noch weitere Märkte bedienen. Osteuropa könnte nicht nur absatzpolitisch, sondern auch in der Produktion eine große Chance sein. Am besten wir spannen ein paar Leute aus den Controlling mit ein. Dann können wir abschätzen, wie weit wir das finanzieren können."
Plötzlich stocken beide und lachen. " Schöner Urlaub, los haken wir das heute ab. Noch 4 Tage nur wir zwei und dann erst wieder Kerima, ok?" sagt David bestimmt.
" Wir sollten morgen aber noch mal mit Max oder Rokko telefonieren. Urlaub hin oder her, ich möchte doch wissen, was Frau von Brahmberg anstellt. Und die beiden können auch schon immer Recherchen über den osteuropäischen Markt einholen." David sieht, dass Lisa schon wieder ganz Geschäftsfrau ist und dass es nur einen Weg gibt, sie wieder in den 7. Himmel zurückzuholen. Er beugt sich zu ihr und küsst sie leidenschaftlich. Das hilft.
In den nächsten Tagen durchstreifen David und Lisa die Stadt. Dabei versuchen sie die gängigen Sehenswürdigkeiten zum umgehen. Die Massen am Sonntag haben ihnen gereicht. Dank des Stadtführers und Lisas Erinnerungen entdecken sie die einsameren Fleckchen der Stadt. Der Vysĕhrad entpuppt sich als wahres Kleinod, zu dem sie mehrmals wiederkehren. Und sie entdecken neue Seiten am anderen. David bewundert Lisas Sinn für Kunst und Architektur. Er ist ganz hingerissen, wenn ihre Hände sanft über Skulpturen und Reliefs streichen, als ob sie die Geschichte der Steine in sich aufnehmen wollte. Sie führt ihn in Antiquariate auf Entdeckungsreisen und zieht ihn in die skurrilsten Läden der Altstadt. Lisa bemerkt erstaunt, dass David auch Fremden gegenüber ganz Gentleman sein kann. Er, der so selten mit öffentlichen Verkehrsmittel fährt, steht wie selbstverständlich in der Metro auf und bietet älteren Fahrgästen seinen Platz an oder hilft einer jungen Mutter den Kinderwagen aus der Straßenbahn zu heben. David ist erstaunt, womit man Lisa eine Freude machen kann. Sie freut sich über ein Gänseblümchen, dass David auf dem Bürgersteig pflückt genauso wie über den Engel mit Brille und Rechenbrett, den er in einem Antiquariat entdeckt.
Geschenke für Mariella mussten meist einen gewissen finanziellen Wert haben, was bestimmt auch mit ihrer Erziehung zu tun hatte. Für Lisa zählte nur die Geste des Schenkens. Lisa hat auch kein Problem damit, wenn David Mauern balanciert oder Brückengeländer runterrutscht. Im Gegenteil, sie rutscht mit runter und lässt sich von ihm unten auffangen.
"Mit Mariella wäre das nicht möglich gewesen, da sollte ich immer schön die Form wahren." stellt David glücklich fest, als sie einmal barfuss an der Moldau sitzen und wetten, wer die Füße länger ins Wasser halten kann. Sie hatten sich gerade jeweils einen großen "Ernie und Bert" - Luftballon gekauft und waren damit hinunter zum Wasser geklettert.
" Nun, ich hatte auch keine Erziehung in einem Mädchenpensionat. Da leidet der Förmlichkeit doch ganz schön." witzelt Lisa und wird zur Strafe von Davis durchgekitzelt und abgeküsst. Sie balgen sich auf den Steinen, scheren sich nicht darum, dass ihre Sachen schmutzig werden. Die Luftballons reißen sich los und fliegen davon, ihre Schnüre sind ineinander verknotet. David uns Lisa sehen ihnen hinterher. " Schönen Gruß an den, der euch findet" meint Lisa trocken. Sie machen sich auf den Weg zurück ins Hotel und stören sich nicht im Geringsten an den Blicken des Personals. Sie genießen die Tage und Nächte zu zweit, kosten die Nähe zum anderen aus und entdecken auch im Bett neue Seiten aneinander.
Lisa kauft Mitbringsel für ihre Familie ein. " Das ist bei uns Tradition. Wenn einer ein paar Tage wegfährt, bringt er den anderen was mit."
" Schöne Tradition, die jetzt auch bei den Seidels eingeführt wird." bestimmt David. Gemeinsam suchen sie nach Geschenken, die den anderen gefallen könnten. Bernd und Helga sind leicht zu befriedigen, für Bernd eine Flasche Becherova und für Helga eine tolle Blaudruckschürze. Lisa entdeckt für Laura eine Glasschale in Jugendstil. Für Friedrich finden sie einen Bildband über Gärten in Prag, leider nur in tschechisch. " Kein Problem" meint David und legt ein Wörterbuch dazu.
Für Kim etwas zu finden, gestaltet sich schon etwas schwieriger. Nach langem hin und her läuft David doch noch mal in ein kleinen Juwelierladen und kommt freudestrahlend mit ein paar Granatohrringen heraus. David denkt sogar an die kleine Barbara und kauft eine entzückende Biene Maja aus Holz.
" Heute Abend möchte ich dich einmal groß ausführen" kündigt David an, als sie sich beladen mit Tüten auf den Weg ins Hotel machen. Lisa hatte endlich einen Hang zum Kauf von Klamotten entdeckt. David fand sie in den neuen Jeans einfach hinreißend. Ihre Kurven waren wirklich genau an den richtigen Stellen.
" Also zum 'groß ausgehen' hab ich nun nichts mitgenommen und auch nichts eingekauft." erwidert Lisa und zuckt mit den Schultern.
" Nun, dafür ist ja meine Überraschung da."
Re: Love is all
Die entpuppt sich im Hotel als ein Cocktailkleid aus der letzten Kerima- Kollektion, schlicht, nachtblau und wie für Lisa gemacht. Und David hatte mit dieser schlichten Eleganz genau Lisas Geschmack getroffen.
Als Lisa sich endlich fertig zurechtgemacht präsentiert, was lange gedauert hatte, weil David nicht die Finger von ihr lassen konnte, ist dieser sprachlos. " Hugo muss dich so gesehen haben, als er dieses Kleid entwarf." Und Lisa fühlt sich wie eine Königin.
David führt sie erst in das kleine Lokal, das Swobodda empfohlen hatte und dann in die " Laterna Magica", dem berühmten Schwarzlichttheater von Prag. Die Vorstellung war echt ein Hammer, weder David noch Lisa hatten so was jemals gesehen. Der traditionelle Einsatz des Schwarzlichtes wurde durch eine Video- und Laseranimation noch unterstützt.
" Schade, dass wir morgen wieder nach Hause müssen." sagt Lisa fast etwas traurig.
" Ja, aber erst morgen Nachmittag, also haben wir noch eine ganze Nacht und morgen Vormittag. Und es ist bestimmt nicht unser letzter gemeinsamer Urlaub. Ich muss dir doch noch Paris zeigen."
Doch in dieser Nacht schläft Lisa fast augenblicklich in Davids Armen ein. David betrachtet sie liebevoll. Er denkt daran, was er mit Lisa alles schon erlebt hat und lächelt still vor sich hin.
Am nächsten Morgen kommen sie schwer aus dem Bett. Lisa ist fest entschlossen, die vergangene Nacht nachzuholen. Sie hat in den letzten Tagen gelernt, wie sie David an den Rand der Beherrschung treiben kann. Nach dem späten Frühstück möchte David unbedingt noch einmal runter zur Karlsbrücke, um Bilder von Lisa zu machen. " Weißt du, so für meinen Schreibtisch, meine Brieftasche, meinen Nachtschrank...Damit ich dich immer bei mir habe."
" Du bist verrückt." kann Lisa dazu nur sagen.
Eigentlich lässt sie sich nicht gern fotografieren. Aber David animiert sie mit der Kamera zu flirten. Und das funktioniert, Lisa vergisst den Fotoapparat und flirtet mit David. Das schönste Foto macht er aber, als Lisa sich völlig unbeobachtet fühlt. Sie sitzt auf der Brüstung und hört gedankenverloren einem Straßenmusikanten zu.
" Warte" sagt David, als Lisa zum Aufbruch mahnt." Ich muss mir bei Nepomuk noch mal was wünschen." Lisa hatte ihm die Legende des Brückenheiligen erzählt und dass man sich bei ihm was wünschen könnte. Viele scheinen daran zu glauben, denn die Stelle am Fuß der Statur glänzt golden. Auch David legt die Hand auf das Relief und schließt kurz die Augen. " Du auch noch mal, Lisa?"
" Eigentlich bin ich jetzt wunschlos glücklich, aber... gut, eins fällt mir noch ein." Lisa dreht sich um und wünscht sich, ein langes, glückliches, gemeinsames Leben.
Als sie sich zurückdreht, kniet David vor ihr.
" Lisa Plenzke, du bis die wunderbarste Frau der Welt für mich. Mit dir kann ich im 7. Himmel schweben und du kannst mich auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Du bist meine beste Freundin. Du rückst mir den Kopf zurecht, wenns sein muss und schenkst mir Geborgenheit. Ich vertraue dir, wie niemandem sonst. Die letzten Tage mit dir waren wundervoll und ich möchte nie mehr auf deine Nähe verzichten. Ich möchte mit dir leben, mit dir alt werden.
Lisa, möchtest du meine Frau werden?"
Er öffnet die Hand und es kommt ein schmaler Ring mit einem tropfenförmigen Granaten zum Vorschein. Lisa muss ein paar Mal schlucken, bis sie antworten kann : " Ja, ja..."
Da ist David schon aufgesprungen und küsst sie stürmisch. Dann streift er ihr den Ring auf den Finger und küsst ihre Hand. Seine Augen leuchten vor Glück. Er zieht einen zweiten Ring aus der Tasche, den Lisa ihm aufsteckt. Die umstehenden Passanten haben die beiden längst vergessen. Erst als Applaus ausbricht, merken die beiden, wo sie eigentlich sind. Der Straßenmusikant spielt ein paar Takte aus dem Brautmarsch und dann einen Walzer. Lisa und David lachen, drehen ein paar Walzerrunden, dann verbeugen sie sich vor ihrem " Publikum" und laufen dann Hand in Hand davon.
Unter der Karlsbrücke finden sie ein stilles Plätzchen, um sich ausgiebig zu küssen.
Re: Love is all
Als David und Lisa am frühen Abend wieder in Berlin eintreffen, werden sie von Timo am Flughafen abgeholt. Beide stutzen.
" Es wurde eine außerordentliche Vorstandssitzung einberufen. Wir müssen uns beeilen, die warten nur noch auf euch." erklärt er kurz und schon sind sie auf dem Weg in die Stadt.
David ist resigniert: " Da hat uns die Wirklichkeit aber schnell wieder. Ich dachte, wir können uns wenigstens heute noch seelisch und moralisch auf den Löwenkäfig vorbereiten."
Lisa hat da ganz andere Sorgen: " Was denkst du, wie die reagieren, wenn wir beide da aus dem Urlaub zusammen ankommen? Ich meine, da wird doch bestimmt getratscht."
" Schau´n wir uns erst mal die Krisensitzung an und dann sehn wir weiter. Außerdem mir ist es egal, was die anderen reden." Er nimmt Lisa aufmunternd in den Arm und küsst sie sanft auf die Schläfe, die Augen, die Wangen, die Nase und schließlich auf den Mund.
Timo´s ungläubigen Blick im Spiegel bemerken beide nicht und der grinst nur still vor sich hin ' Na so wie Lisa jetzt aussieht, kein Wunder, dass sich der Herr Seidel da rangemacht hat.'
Sabrina sieht auf, als David und Lisa Hand in Hand aus dem Fahrstuhl kommen. Sie macht den Mund auf und gleich wieder zu. Sabrinas Sprachlosigkeit entlockt sowohl Lisa als auch David ein breites Grinsen in ihre Richtung.
Vor dem Konferenzraum entzieht Lisa David ihre Hand. Sie schüttelt leicht mit dem Kopf und David versteht. Es muss nicht jeder wissen, dass sie jetzt ein Paar sind und berufliches und privates bleiben getrennt.
Der gesamte Vorstand ist versammelt. Friedrich steht mit Kommissarin Dorn am Eingang. Als er die beiden sieht, lächelt er sie an und bittet alle Platz zu nehmen.
" Werte Vorstandmitglieder, seit ich die Geschäftsführung dieser Firma in die Hände meines Sohnes David und die von Richard von Brahmberg gelegt habe, gab es mehrere Vorfälle, die das Ansehen und die Stabilität von Kerima erschüttert haben. Jetzt hat Richard zu Mitteln gegriffen, um die alleinige Geschäftsführung zu erlangen oder auch mehr, die kriminell sind und von Ihnen als Vorstand nicht mehr geduldet werden sollten. Ich möchte Ihnen Frau Kommissarin Dorn vorstellen, die Ihnen dazu einiges zu erläutern wird."
Frau Dorn berichtet von der Entführung von David und erklärt, dass in dem Versteck und an der Kleidung von David Spuren gefunden wurden, die eindeutige Beweise für Richard als Mittäter darstellen. Olaf Kern wurde ebenfalls festgenommen. Er hat in seiner Aussage Richard als Drahtzieher der Entführung belastet. Falls David sich wieder an die Entführung erinnern könnte, wäre er weiterer Belastungszeuge. Richard hätte noch keine Aussage gemacht.
Die Vorstandmitglieder sind über den Bericht mehr als entsetzt und sehen alle zu Sophie.
Sophie erhebt sich umständlich." Sie müssen mir glauben, dass ich bis vor kurzem nichts von der Entführung wusste. Ich hätte niemals zugelassen, dass Richard zu solchen Mitteln greift. Klaus und Friedrich haben Kerima aufgebaut und ich bin immer noch der Meinung, dass beide Familien in der Firmenpolitik mitentscheiden müssen. Ich sehe aber auch ein, dass das Unrecht, das mein Sohn angerichtet hat, Konsequenzen haben muss. Ich lege hiermit meinen Posten als Geschäftsführein nieder. Meine Stimme im Vorstand möchte ich vorerst an meine Tochter Mariella übertragen. Ich hoffe, dass die hier Anwesenden mit dieser Entscheidung einverstanden sind."
Damit verlässt sie demonstrativ den Sitzungsraum. Doch wer genau hinschaute, sah die Tränen in ihren Augen.
Es wird heftig diskutiert. Sowohl Lisa als auch Friedrich sprechen sich für den Vorschlag von Sophie aus. Nur David ist seltsam ruhig und abwesend.
Letztendlich wird David als alleiniger Geschäftsführer bestellt. Nur warum nimmt er die Glückwünsche so teilnahmslos entgegen ? Lisa macht sich Sorgen.
Als die Sitzung endlich vorbei ist, hat es David plötzlich sehr eilig:" Fährt du mit Vater? Wir reden morgen ja, mir ist das grad was eingefallen. Ich fahr zu Frau Dorn."
Lisa will mit, aber David möchte ihr die Einzelheiten der Entführung ersparen. Später würde er vielleicht mit ihm nahestehenden Personen darüber reden können.
Lisa ist etwas pikiert, kann David aber auch verstehen. " Gut, dann schlaf ich mal wieder zu Hause. Wir sehn uns morgen."
Lisa küsst David flüchtig auf die Wange und schon ist der verschwunden.
Lisa wird von Friedrich nach Hause gefahren. Ganz in Gedanken dreht sie an ihrem Verlobungsring. Wie schnell er doch ein Teil von ihr geworden ist. Friedrich sieht sie von der Seite an und dann auf den Ring: " Ich wusste doch, dass mein Sohn bei dir sofort Nägel mit Köpfen macht." Lisa sieht ihn erstaunt an.
" Ja, ja, ich weiß, alle denken, ich nehme meine Kinder nicht recht wahr. Aber was dich und meinen Sohn betrifft... Weißt du, als David aus dem Krankenhaus kam und ihm wieder bewusst wurde, was du ihm bedeutest, hat er sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt. Ich musste dich anrufen, weil er dachte, wenn ich dich rufe, kommst du sofort. So hat er sich bei Mariella nie aufgeführt. Als er uns damals erzählt hat, dass er sich in dich verliebt hat, konnte ich nicht verstehen, was er an dir findet. Aber jetzt weiß ich, dass du ein ganz wunderbarer Mensch bist, Lisa und ich bin froh, dass David dich hat. Du bist bodenständig und weißt ihn zu lenken."
Lisa lächelt: " Danke." Sie ist froh, dass auch Friedrich sie als Schwiegertochter akzeptiert hat.
Re: Love is all
Helga sieht den Ring sofort, als Lisa zu Hause ankommt und Lisa muss alles genau erzählen.
" Wenigstens hätte er bei mir um deine Hand anhalten können." brummelt Bernd. " Ach, Bärchen, das hast du bei meinen Eltern doch auch nicht getan."
Lisa ist hundemüde. Sie kann nicht mal mehr über die Geschehnisse bei Kerima nachdenken. Als sie fast schon eingeschlafen ist, klingelt ihr Handy. " Mein Bett ist so leer. Ich würde jetzt gern jemanden zum Kuscheln haben." hört sie David am anderen Ende. " Ich vermisse dich auch" murmelt Lisa, " Ich bin so müde. Bis morgen, ich liebe dich."
" Schlaf schön, mein Engel und träum von mir."
Und Lisa träumt von einer Hochzeit inmitten der Rosenbeete der Pfaueninsel.
Am nächsten Tag ist Lisa schon zeitig bei Kerima. Sie kann ungesehen ihr Büro erreichen und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als sie den Berg Arbeit sieht. Sie ist noch mitten im Sondieren als David die Tür öffnet.
" He, du bist ja schon da." Er zieht sie von ihrem Stuhl hoch, setzt sich selbst drauf und nimm Lisa uf den Schoss, um sie ausgiebig zu Küssen.
" Wie lange bist du denn schon da, du siehst schon wieder richtig geschafft aus." sagt er liebevoll und streichelt über ihr Gesicht.
" Ach schon ´ne ganze Weile. Hat sich in der Woche doch viel angesammelt und die Memos aus der Sitzung gestern muss ich auch noch verfassen. Die Belegschaft muss doch schließlich wissen, wie das jetzt alles weitergeht."
" Weißt du was, wir gehen jetzt erst mal Kaffee trinken bei Jürgen. Hab ihn lange nicht mehr gesehen. Ich will auch mal wissen, wie es bei b-style so läuft. Komm, verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen. Und wenn wir zurück sind, schau´n wir mal, was davon wir verteilen können. Bei mir liegt nicht halb soviel. Die scheinen sich daran gewöhnt zu haben, alles auf dich abzuwälzen."
" Das du dich noch hertraust..." grummelt Jürgen als Lisa den Kiosk betritt. " Ach und der Verschollene auch!"
" Hallo Jürgen. " sagt Lisa kleinlaut. Aber David begrüßt Jürgen freudestrahlend und berichtet die Ereignisse der letzten Wochen. In der ganzen Aufregung hatte Lisa nicht mal mit Jürgen telefoniert.
Jetzt verstand er sie und war auch nicht mehr böse auf sie.
" Na das sind ja Neuigkeiten." Jürgen ist ob der Nachrichten perplex.
David grinst:" Und das ist noch nicht alles und du bist der erste dem wir es erzählen, mal abgesehen von unseren Eltern." Er greift nach Lisas Hand und präsentiert ihm den Verlobungsring: " Wir werden heiraten und zwar so schnell wir möglich." Dann küsst David Lisas Hand und strahlt die beiden so an, dass Jürgen und Lisa in lautes Lachen ausbrechen.
Auf dem Rückweg zu Kerima schmiedet David weiter Pläne: " Wir machen eine große Verlobungsparty mit all unseren Freunden. Nächstes Wochenende, bei uns zu Hause im Garten, ja?"
Lisa kann ihn jedoch überreden nur eine kleine Party zu veranstalten mit allen wirklichen Freunden.
" Ob Laura mir bei der Organisation hilft, ich davon doch keine Ahnung." fragt Lisa. Sie weiß, dass sie sich langsam an große Auftritte gewöhnen muss.
" Ja, sie war gestern schon Feuer und Flamme, als ich von unserer Verlobung erzählt habe. Lass sie mal machen. Sie macht es gern und es wird dir bestimmt gefallen. Wir können das je heute Abend beim Essen bereden. Soll ich sie ins "Wolfhardts" einladen?"
Im Fahrstuhl küssen sie noch mal leidenschaftlich. " Wir machen heute nach Feierabend hier einen kleinen Sektempfang. Dann hat diese Heimlichtuerei endlich ein Ende." sagt Lisa bestimmt, als sie das Foyer betreten. Da kann David nur beipflichten.
Der Tag fordert von Lisa wieder mal alles trotz Umverteilung und Davids Hilfe. Der tosende Applaus und die vielen Glückwünsche beim Sektempfang bauen sie noch einmal auf. Aber schon im "Wolfhardts" könnte sie wieder am Tisch einschlafen. Sowohl David als auch seine Eltern bemerken, wie fertig Lisa ist. Schnell werden die Einzelheiten der Party besprochen. Lisa vertraut auf Laura und die ist glücklich, jetzt mal was für Lisa zu tun.
David fährt Lisa nach Göberitz. Lisa döst schon im Auto ein. " Wir sollten bald zusammenziehen." sagt David, als sie vor Plenzkes Haus halten." Ich hab in der letzten Nacht nicht gut geschlafen und du scheinbar auch nicht."
" Doch eigentlich schon, aber den Tag war anstrengend."
" Nein im Ernst Lisa, du könnest zu mir ziehen, oder wir können und auch irgendwo in der Stadt ne Wohnung suchen. Bitte Lisa, ich möchte abends mit dir einschlafen und morgens neben dir aufwachen."
" Das will ich auch, du bist nämlich kuscheliger als der Teddy. Kommst du mit hoch?" Lisa hat plötzlich wieder das Funkeln in den Augen, dem David sowieso nicht widerstehen kann.
Helga und Bernd sind mehr als überrascht, als David und Lisa am nächsten Morgen gemeinsam die Treppe herunterkommen. Nun sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass ihr Schnattchen erwachsen wird. David holt auch ganz feierlich nach, was Bernd am Abend zuvor bemängelt hatte.
Er bittet Bernd um die Hand seiner Tochter.
" Nein ! " sagt Bernd todernst. Sowohl David als auch Lisa und Helga erstarren förmlich.
" Entweder das ganze Mädel oder gar nichts." fährt Bernd fort und krümmt sich vor Lachen.
" Mensch Junge, das wollte ich schon immer mal sagen." Bernd wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und David kann wieder über den Plenzkschen Humor lachen.
" Du bist doch der, den mein Schnattchen haben wollte, seit sie dich zum ersten Mal gesehen hat. Mach sie glücklich Junge, sonst..." Er droht scherzhaft mit der Faust und schließt die beiden in die Arme. Zur Feier des Tages wird draußen gefrühstückt.
Re: Love is all
Auf dem Weg zur Arbeit sprechen David und Lisa noch mal über das Zusammenziehen. Lisa hat aus David Worten schon herausgehört, dass er gern bei seinen Eltern wohnen möchte und ihr ist klar, dass Plenzkes Haus nicht für zwei Familie ausreicht. Lisa möchte aber gern an David Bereich in der Villa etwas ändern, die dunklen Möbel raus und eine eigene Küche.
" Alles was du willst" strahlt sie David glücklich an.
Zum ersten Mal betreten sie Arm in Arm das Foyer von Kerima und küssen sich ganz öffentlich bevor jeder in sein Büro geht.
Pünktlich um 16.00 Uhr holt David Lisa aus ihrem Büro ab. Lisa protestiert und zeigt ihm den Berg Arbeit, der noch von Ihr erledigt werden will.
" Lisa, dir gehört Kerima zum größten Teil, das heißt aber nicht, dass du den größten Teil der Arbeit machen musst. Du musst lernen zu delegieren."
" Ich hab meine Sachen aber schon immer selbst geschrieben und du hast auch gern deine Arbeit bei mir abgeladen."
" Vielleicht wollte ich dich schon damals immer unbewusst in meiner Nähe haben. Aber jetzt möchte ich mit dir alleine sein und nicht an Arbeit denken. Kerima von 8 bis 16 Uhr und danach nur Lisa und David , ok?"
" Du hast recht. Was machen wir mit dem angebrochen Tag? Ich hätte je wahnsinnig Lust auf ein Eis."
Lisa bestellt sich einen Schokoladeneisbecher mit allem Zipp und Zapp. David schaut sie verwundert an: " Ich dachte eigentlich, ich steh auf Schoko und du auf Vanille. Hatte ich so in Erinnerung."
" Mir ist grad so schokoladig. Darfst auch mal kosten." Sie steckt sich einen großen Löffel voll in den Mund und küsst ihn. " Aber mehr nicht, schmeckt einfach super." Und David lacht.
Sie bummeln noch ein bisschen durch die Arkaden. Lisa findet in einem Deko- Laden ein zauberhaftes Schmetterlingsmobile aus Glas. Das erste Stück für die gemeinsame Wohnung.
Abends in der Villa erzählt David seinen Eltern von den Umbauwünschen:" Wir würden gern hier in der Villa bleiben. Wenn wir das Gästezimmer mit nutzen könnten, hätte wir beide eine richtig schicke Wohnung."
Laura geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie könnten das Vestibül des Südflügels der Villa haben und bis auf Kim´s Zimmer die gesamte obere Etage. Dort wäre ein zweiter Eingang über die Terrasse und eine separate Treppe nach oben. Allerdings müsste man einen Türdurchbruch vom Gästezimmer zu David Wohnung machen. Lisa ist sprachlos. " Wir sind doch froh, dass endlich mal wieder Leben in das Haus kommt." erklärt Friedrich lächelnd.
Laura zeigt ihr auch das Organigramm für die Verlobungsparty und Lisa ist begeistert. Die Party ist klein genug, damit sich Lisa wohlfühlt und langsam in ihre neue Rolle wachsen kann und gerade groß genug, um dem Namen Seidel gerecht zu werden. Laura hat auch nur einen Fotografen für die offiziellen Pressefotos eingeladen. " Ups, da fällt mir ein, ich brauch noch ein Kleid..." wendet sich Lisa hilfesuchend an Laura. Aber Friedrich meint: " Da gehst du morgen mal zu Hugo. Als ihr beide in Urlaub gefahren seid, hab ich ihm gesagt, er soll ein Kleid für dich zur Verlobung entwerfen. Ich hab doch gesagt, ich hab´s gewusst..." Er grinst David und Laura an und zwinkert Lisa zu. Lisa sieht zum ersten Mal, woher David dieses spitzbübische Grinsen hat.
Die Zeit bis zur Verlobungsparty zerrinnt zwischen Zahlen und Telefonaten, Meetings und Memos. Dazu kommen noch zahllose Anproben für das Kleid, Hugo ist eben Perfektionist. Das Kleid ist ein Traum aus bedrucktem Chiffon zu dem noch eine warme Stola gehört, die Hannah dazu entworfen hat.
" Frau Plenzke, ich hätte nie gedacht, dass sie mal so etwas tragen werden." meint Hugo anerkennend bei der letzten Anprobe und Hannah hebt im Hintergrund strahlend den Daumen nach oben. Lisa sieht im Spiegel eine Fee.
Als David am Abend nach Hause kommt, es klappt eben nicht immer mit Kerima von 8 bis 16 Uhr, sitzt Lisa mit Tränen in den Augen auf dem Bett.
Sofort lässt er alles fallen und nimmt sie in die Arme. Aber Lisa lacht: " Kontaktlinsen, ich wollt sie morgen reinmachen. Als Überraschung für dich, ich kann mich nur nicht dran gewöhnen. Aber vielleicht wirds ja noch."
" Ach Lisa, du kannst einem aber einen Schrecken einjagen. Brille hin oder her, du bist wunderschön und ich liebe dich. Ich liebe dich..."
Was mit zärtlichen Küssen beginnt, endet in einer leidenschaftlichen Nacht inklusive mitternächtlichen Mahl mit Schokopudding und Baguette. Lisa entwickelt ernorme Vorliebe für alle Schokosachen.
Am nächsten Tag herrscht in und um die Villa rege Betriebsamkeit. Zelte werden aufgebaut, Tische und Stühle gestellt und dekoriert. " Lass die Leute mal machen Lisa." sagt Laura und hakt sich bei ihr unter. " Für uns habe ich andere Pläne gemacht. Wenn deine Mutter kommt, machen wir Beautytag."
So machen sich die drei Frauen auf zu Friseur und Kosmetik. Lisa war noch nie in einem Schönheitssalon und lässt sich in der entspannten Atmosphäre fallen. Tatsächlich schläft sie bei der Kosmetik ein. Warum ist sie auch ständig so müde? Der Friseur zaubert Lisa eine leichte Steckfrisur mit Perlen und Blüten. Lisas Augen haben sich auch endlich an die Kontaktlinsen gewöhnt und sind durch ein dezentes Make up betont worden. Sie lächelt ihr Spiegelbild glücklich an. Ob sie David so gefallen würde? Laura und Helga sehen sie an und denken wohl das selbe, was für eine Schönheit hatte sich da hinter Brille, Zahnspange und Haarfilz versteckt.
Als sie wieder nach Hause kommen, ist alles zur Party gerichtet. Laura hatte Blumengestecke in apricot und lila ausgesucht, die gleichen Farben kommen auch in Lisas Kleid vor. David ist überwältigt, als er sie in dem neuen Kleid sieht und präsentiert seine spezielle Überraschung für Lisa.
Zwei Pfauen, die nun stolz durch den Garten schreiten. Lisa ist gerührt, ihr steigen die Tränen in die Augen.
" Die Kontaktlinsen?" fragt David mitfühlend und nimmt sie in den Arm.
" Nein, nur glücklich. Ich liebe dich so." Sie küsst ihn und kuschelt sich in seine Arme.
Als erste Gäste treffen Max und Yvonne mit Bärbelchen ein. Sie sollen im Gästezimmer schlafen und brauchen dank Babyfon für heute Abend keinen Babysitter.
Friedrich will die Feier mit einer großartigen Rede eröffnen, aber David unterbricht ihn schon nach wenigen Sätzen. " Wir wollen heute nicht Reden lauschen, sondern feiern. " Er zieht Lisa in seinen Arm und sieht sie zärtlich an. Dann wendet er sich wieder strahlend den Gästen zu.
" Ich habe in Lisa die Liebe meines Lebens gefunden. Hab ja lange dazu gebraucht und um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, hab ich sie gefragt und sie will mich tatsächlich heiraten. Damit hat sie mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht und deshalb möchte ich, möchten wir heute mit euch, unseren Freunden, feiern. Wir freuen uns, dass ihr heute hier seid und möchten euch jetzt schon mal zu unserer Hochzeit am 24. August einladen." Damit zieht er Lisa an sich und küsst sie zärtlich unter dem Applaus der Gäste. " 24. August? " flüstert Lisa David ins Ohr. " Ja, das war die Nacht, die wir auf der Pfaueninsel verbracht haben, bis zum 28. Februar, unserem Kennenlerntag, kann ich nicht mehr warten." Lisa ist sprachlos, was sich David alles so gemerkt hat.
Laura hat den Fotograf gleich zu Beginn der Feier bestellt. Der macht Fotos vom glücklichen Paar und ein paar Schnappschüsse von der Feier und wird dann verabschiedet. Endlich kann sich Lisa wirklich entspannen, der offizielle Teil ist vorbei. Und es wird eine wirklich tolle Party.
Einen Tanz hat Lisa für Rokko reserviert. Sie dankt ihm noch mal für all eine Hilfe und Unterstützung: " Es tut mir leid, dass aus uns beiden nichts geworden ist. Ich hatte mein Herz schon an David verloren. Du wirst auch dein Glück finden, ganz bestimmt. Ich bin so froh, dass du trotzdem unser Freund geblieben bist." und sie küsst ihn auf die Wange. David beobachtet das mit einem Stirnrunzeln.
Lisa bedankt sich bei Hugo für das tolle Kleid. " Wären Sie eigentlich sehr böse, wenn ich Hannah bitten würde, mir mein Hochzeitskleid zu entwerfen? Sie ist meine Freundin und ich möchte sie gern etwas fördern." fragt sie vorsichtig bei Hugo an. Hannah steht mit großen Augen daneben. Hugo ist zwar nicht übermäßig begeistert, bietet Hannah aber Unterstützung an. " Das ist ja super. Aber Herr Has, da werde ich bestimmt noch viel Hilfe brauchen." freut sich Hannah. " Dazu sind Kollegen doch da." meint Hugo gönnerhaft.
Viel später in der Nacht nach ausgelassenen Tänzen, Kuschelrunden mit David, zahllosen Glückwünschen und tränenreichen Umarmungen, schleicht sich Lisa ins Gästezimmer. Bärbelchen hatte sich über das Babyfon gemeldet. Lisa wechselt der Kleinen die Windeln und bietet ihr etwas Tee an. Sie legt sie zurück ins Bettchen und bleibt noch ein Weilchen bei ihr stehen. Das kleine Wesen zieht sie magisch an. Plötzlich steht David bei ihr. " Hey, tickt deine biologische Uhr etwa schon?" flüstert er. " Sie ist so süß und riecht so gut. Ich könnt sie dauernd ansehen." flüstert Lisa zurück.
David küsst sie sanft auf die Schläfe: " So gehts mir mit dir auch." Er zieht sie an sich, um die ausgiebig zu küssen.
" Hab ich dir schon gesagt, wie wunderschön du heute aussiehst. Ich bin so glücklich. Komm, gehen wir wieder runter, ich will noch ein bisschen mit dir angeben."
Lisa knufft in die Seite und sie verlassen leise das Zimmer. Auf der Terrasse bleiben sie stehen und beobachten Arm in Arm das Treiben im Garten.
" Schau mal." Lisa deutet in den hinteren Teil des Gartens. Dort stehen Hannah und Rokko und unterhalten sich gestenreich. " Das wäre ein schönes Paar".
Re: Love is all
"Beide ein bisschen verrückt, besonders in Bezug auf ihre Kleidung und äußerst kreativ." ist Davids Kommentar dazu.
" Beide Pech in der Liebe, ich würde beide so gern glücklich sehen." meint Lisa.
Jürgen und Sabrina tanzen eng umschlungen. " Was Jürgen an Sabrina findet, kann ich nicht verstehen. Das ist doch eine hohle Nuss." lästert David. Aber Lisa nimmt Sabrina in Schutz:
" Ich glaube sie hat sich verändert. Und Jürgen kommt nicht von ihr los, so wie ich nicht von dir."
" Ich werde auch alles tun, dass es immer so bleibt." David drückt sie leicht an sich.
Sie beobachten auch ihre Eltern und wie liebevoll sie nach all den Jahren noch miteinander umgehen.
" Ob wir auch so lange glücklich sind?" fragt Lisa leise.
" Ja, ganz bestimmt. Ich liebe dich und du liebst mich. Klar, werden wir uns auch mal streiten, aber wir werden uns immer wieder finden. Wir gehören nämlich zusammen. Und ich glaube ganz fest an uns."
" Ich auch. Komm tanzen."
Und sie tanzen bis in die frühen Morgenstunden.
Über die Verlobung wurde in der Presse fast ausschließlich positiv berichtet und zeigten ein strahlendes Paar. Nur ein Bericht stellte die Verlobung als eine Möglichkeit dar, wie sich die Familie Seidel wieder ihr Firmenimperium Kerima zurückholen konnte. Auch Lisa bekam ihr Fett weg. Man unterstellte ihr, sich einer Schönheitsoperation unterzogen zu haben, um sich so den reichen Firmenerben zu angeln, der ja bekanntlicherweise ein Faible für Models hätte. Und so mager würde sie dem Hungerwahn der Modebranche sehr gerecht werden. Lisa ist tief getroffen. Aber die Seidels bauen sie auf. Damit müsse man eben leben, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Hauptsache ist, dass die wahren Freunde zu einem stehen. Und Lisa schüttelt die bösen Anschuldigungen ab.
Sofort nach der Party werden die Umbauarbeiten in der Villa in Angriff genommen. Lisa möchte die Räume selbst ausgestalten. Eine Innenarchitektin steht ihr mit Rat und Tat zur Seite und ist von Lisas Vorstellungen so begeistert, dass sie ihre Pläne fast eins zu eins umsetzt. Als erstes wird Davids Schlafzimmer im Kolonialstil umgestaltet. Die Einbauschränke sollen erhalten bleiben, obwohl sich Lisa kaum vorstellen kann, den Stauraum mal mit Kleidung auszufüllen. Das Zimmer ist ein Durchgangszimmer vom Wohn- zum Arbeitszimmer, weil Lisa unbedingt den Balkon am Schlafzimmer haben möchte. Durch Vorhänge wird der Schlafbereich aber beschickt abgetrennt. Sie entscheidet sich für ein großes Himmelbett aus dunklem Holz mit weißen Vorhängen, das in der Mitte des Raumes platziert wird.
Bei Kerima steht auch viel Arbeit für Lisa auf dem Programm. Die Präsentation der neuen Kollektion, die Ausweitung auf dem osteuropäischen Markt, die neuen Geschäfte in Tschechien und Erweiterung der Marktbeziehungen von b-style, fordern von ihr wieder mal 200 Prozent. Lisa wird immer blasser und David macht sich Sorgen. Er versucht sie bei Kerima zu weit wie möglich zu entlasten. Rokko übernimmt die gesamte Planung der Präsentation und will ihr erst das fertige Konzept zeigen. Sie vertraut ihm dabei voll und ganz. Trotzdem ist Lisa abends immer wie erschlagen.
Die Präsentation der neuen Kollektion wird wie erwartet ein voller Erfolg. Hugos Kreation von Rokko exzellent in Szene gesetzt, schlagen ein wie eine Bombe.
David moderiert die Show, Lisa hält sich im Hintergrund. Große Auftritte sind nach wie vor nicht ihr Ding. Fast zum Ende der Show sieht David plötzlich wie Lisa in sich zusammensackt. Er drückt Hannah das Mikro in die Hand und rennt los. Er trägt Lisa in den Backstage-Bereich. Das Blitzlichtgewitter nimmt er kaum war. Er bahnt sich zielstrebig den Weg durch die Fotografen, die Sorge steht ihm im Gesicht geschrieben.
Lisa ist ohnmächtig und kommt erst zu sich, als Helga ihr einen kalten Umschlag auf den Kopf legt.
Sie versucht sich mit:" War wohl alles ein bisschen viel " rauszureden, da platzt David der Kragen:
" Jetzt ist Schluss, morgen gehst du zum Arzt. Ich würd ja selbst hinschleifen, aber die Mailänder kommen morgen. Mensch Lisa, ich hab Angst um dich und Max lästert schon, ich sollte dich nachts mal schlafen lassen, so schlimm hättest du nicht mal zu besten " Assistentinnenzeiten" ausgesehen. Versprich mir, dass du dich untersuchen lässt. Und jetzt fahren wir nach Hause."
" Aber die Party, wenigstens du musst hier bleiben." wendet Lisa ein.
" Ich muss mich jetzt um dich kümmern, alles andere ist egal." David hebt sie wieder auf die Arme und trägt sie durch den Hinterausgang zum Auto.
Lisa wacht am nächsten Tag erst gegen Mittag auf. Sie hatte nicht mal mitbekommen, als David sie morgens zum Abschied geküsst hatte. Laura hatte das Telefon umgestellt, so dass niemand stören konnte. Lisa liegt im Bett und denkt über sich nach. Was war nur los, früher hatte sie doch ganz andere Sachen gewuppt. Plötzlich schlägt sie sich an die Stirn. ' Lisa Plenzke, du Rechengenie!'
Ihre erste gemeinsame Nacht war gerade 6 Wochen her. Der Stress und vor allem der Spaß am Sex hatte sie doch glatt vergessen, dass die längst ' überfällig' war. Entschlossen schwingt Lisa ihre Beine aus dem Bett. Sie bleibt vor dem Spiegel stehen und streicht in Bigshirt über dem Bauch glatt. Ein Baby?
" Ich fahr los." ruft sie zu Laura in den Wintergarten und verschwindet, bevor diese auch nur auf die Idee kommen könnte, sie begleiten zu wollen. Die nächste Apotheke ist Lisas und gut eine Stunde später erklärt ihr der Test wortlos und eindeutig " schwanger!!"
Als David abends nach Hause kommt, sitz Lisa im Bett, isst Schokopudding und schaut sich alte Fotoalben an.
" Warst du beim Arzt?" fragt er streng.
" Nö, mir gehts ja schon wieder gut." antwortet Lisa fröhlich.
" Lisa, seit wir zusammensind wirst du immer blasser und und..."
" David, ich bin nicht krank. Ich hab geschlafen und fühl mich einfach Klasse. Schau mal, hab war für dich gebastelt." Sie drückt im eine Karte in die Hand. David kann nur mit dem Kopf über so viel Unverstand schütteln und nimmt ihr wortlos die Karte ab.
Auf der 1. Seite ist dort ein goldener Pfeil mit der Bildunterschrift " Der 1. Schuss..." zusehen, auf der 2. Seite steckt der Pfeil in der Mitte einer Zielscheibe, kommentiert von " ...ein Treffer!"
Auf der 3. Seite klebt der Schwangerschaftstest.
Lisa beobachtet gespannt Davids Gesichtsausdruck. Der wechselt von verständnislos über befremdet zu ungläubigem Staunen. Er sieht vom Test zu Lisa und wieder zum Test. Lisa wird langsam unruhig. Freut er sich nicht ?
" Du ... wir ... " stammelt er ungläubig und lässt sich neben Lisa auf´s Bett plumpsen.
Dann beginnt er zu strahlen: " Wir bekommen ein Baby. Ich werd Papa. Ein Baby, unser Baby!"
Er zieht Lisa auf sich uns küsst sie stürmisch. Er lacht, aber eine Träne glitzert in seinen Augen.
" Ist es sicher?" " Na ja, so sicher wie so ein Test eben ist, aber rein rechnerisch kommt es schon hin." grinst Lisa. Sie ist glücklich, dass sich David auch auf das Kind freut. " Ich mach aber morgen gleich einer Termin bei meiner Ärztin aus. Wenn du willst, kannst du ja mitkommen."
Und ob David will ! Er küsst Lisa wieder und wieder, dann legt er seine Hand auf ihren Bauch: " Ich fass es nicht. Ich finde die Liebe meines Lebens und schon beim ersten Mal machen wir ein Kind. Etwas was uns immer verbinden wird. Das muss ein Wink des Schicksals sein, dass wir zusammengehören." Er schiebt Lisas T-Shirt nach oben und küsst ihren Bauch. " Hallo Gnubbelchen" flüstert er und der Hauch seines Atems löst ein Kribbeln in Lisa aus.
In dieser Nacht möchte David Lisa ganz vorsichtig lieben, aber Lisa steht der Sinn nach mehr und so übernimmt sie die Führung. " Wir machen bestimmt nichts kaputt." flüstert sie atemlos.
Drei Tage später bestätigt die Ärztin den Schwangerschaftstest und gratuliert. Lisa bekommt Eisen und Vitamine verschrieben. Die Mangelerscheinungen hatten die ständige Müdigkeit bei ihr ausgelöst. David ist vom Ultraschallbild enttäuscht. Dieser klitzekleine Punkt soll sein Baby sein? Trotzdem steckt er das Bild stolz in seine Brieftasche.
Re: Love is all
Lisa hat Hunger und zieht David in ein kleines italienische Restaurant. Sie bestellt Spaghetti Carbonara und ein Glas Rotwein. " Bist Du sicher, dass du das darfst, Lisa?" fragt David skeptisch und deutet auf den Wein. " Ich bin mir ganz sicher, dass ich alles in Maßen darf, David. Seit dem ich weiß, was mit mir los ist gehts mir viel, viel besser. Nein, im Ernst. Ich glaube nicht, dass uns ein Schluck Wein schadet. Ich möchte doch nur kurz mit dir auf unser Baby anstoßen und den Rest trinkst du, ja? " David lächelt schief, manchmal kann Lisa ein richtiger kleiner Dickkopf sein.
" Was meinst du, was deine Eltern zu den Baby sagen werden?" David macht sich ernsthaft Gedanken darüber, was Vater Plenzke dazu sagen wird, dass er sein " Schnattchen" schon geschwängert hat. Lisa lacht sich halb schief, als David in den düstersten Farben die Reaktionen von Bernd beschreibt.
" David, die sind froh, dass ich endlich einen Mann gefunden hab und wenn ich sehe, wie sie mit Bärbelchen umgehen, weiß ich, dass sie sich genauso über unser Baby freuen wie wir."
" Na und meine Eltern sowieso, Vater war ja schon über Richards angeblichen Nachwuchs so aus dem Häuschen, wenn wir ihnen erzählen, dass du mein Baby bekommst, flippt Vater total aus."
" OK, beichten wir gleich heute?"
" Ich glaube, damit kann ich nicht hinterm Berg halten. Mutter merkt es mir bestimmt gleich an."
" Gut dann fahren wir jetzt gleich nach Göberitz. Mama hat ihren freien Tag, die müssten also zu Hause sein. Dann können wir auch gleich noch ein paar von meinen Sachen mitnehmen."
Lisa hat ihr Kinderzimmer fast komplett beräumt, sich von alten Sachen getrennt und eingepackt, was sie in die neue Wohnung mitnehmen will. David fragt sich, wann sie das alles geschafft hatte. Kein Wunder, dass sie zusammengebrochen ist. Er wird in Zukunft wohl besser auf sie aufpassen müssen.
Schwanger ist zwar nicht krank, aber so ganz auf die leichte Schulter sollte man es bestimmt nicht nehmen. Vielleicht hatten Helga und Laura ein paar gute Tipps, wie man Lisa ein bisschen "ruhigstellen" konnte.
" Jetzt haste je beinahe alles ausgeräumt, haste bald keinen Grund mehr nach Hause zu kommen." mault Bernd, als sie die letzten Kisten ins Auto bringen.
" Wisst ihr" beginnt Lisa und greift nach Davids Hand, " ich hab doch nur ein bisschen Platz gemacht. Mein altes Bett muss noch raus, wenn wir mal bei euch übernachten wollen, brauchen wir drei ein bisschen mehr Platz, weil..." Lisa bricht ab, Helga und Bernd sagen kein Ton, nur die offen stehenden Münder verraten, dass hier jemand komplett überfahren wurde.
" ... weil das Pünktchen ja auch sein Bettchen haben will." endet David und zieht Lisa an sich.
" Drei" sagt Helga verdattert und von Bernd kommt nur " Pünktchen"
Dann kommt Leben in die beiden. " Lisa, Mäuschen, du bekommst ein Baby?"
" Ja, hat der Arzt vor 3 Stunden jedenfalls auch so gesagt."
" Ist das nicht ein bisschen früh, ich meine, ihr seid doch erst so kurz zusammen?"
" Naja, ganz ehrlich, geplant war es nicht, ich hätte Lisa auch gern noch eine Weile nur für mich gehabt. Aber jetzt ..." David holt ganz tief Luft und strahlt " jetzt bekommt Lisa mein Baby. Wir werden eine richtige Familie. Ein bisschen was von mir und ein bisschen was von Lisa wird ein kleines Wesen." Er holt seine Brieftasche vor und zeigt das Ultraschallbild, " na eben ein Pünktchen".
Bernd hat Tränen in den Augen als er Lisa und David umarmt. Sein Schnattchen wird Mama.
Helga hat noch ein paar Ratschläge für Lisa, die sie augenrollend zur Kenntnis nimmt. Auf das Anstoßen verzichten sie erst mal, weil Lisa ja schon den Wein hatte und David noch fahren muss.
" Na Oma..." grinst Bernd sein Helga an, als sie Lisa und David nachwinken. " Hättest du nicht gedacht, wie fix unsere Kleene sein kann."
Die Seidels freuen sich über die tolle Nachricht natürlich genauso wie Lisas Eltern. Laura verspricht David, hier zu Hause darauf zu achten, dass Lisa sich nicht wieder zu viel zumutet.
Abends im Bett kuschelt sich Lisa in David Arme.
" Tja, das heißt aber, dass wir noch mal die Handwerker brauchen. Und du, mein Lieber, bekommst nun doch kein Arbeitszimmer." Lisa knufft David in die Seite.
" Heißt das etwa, dass du mit den Umbauten schon fertig bist?"
" Na ja, noch ein bisschen Deko, dann kann ich dir das Wunderwerk zeigen." antwortet Lisa stolz.
David war von dem umgestalteten Schlafzimmer so begeistert, dass er Lisa bei den anderen Räumen völlig freie Hand gelassen hatte und von ihr überrascht werden wollte. Lisa hatte sich daran gehalten, die Räume verschlossen und ihm nur ab und zu ein Stoff- oder Farbmuster gezeigt.
" Bis zum Wochenende bin ich jedenfalls fertig."
" Geh es ruhig an, ja " meint David besorgt und küsst sie sanft.
" Versprochen. Papa und Laura helfen mir ja beim Nestbau. Ich pass schon auf mich und das Pünktchen auf."
" Lisa " Irgendwas in David´s Stimme verunsichert Lisa, so dass sie aufstützt um ihm in die Augen zu sehen. In seine Augen glitzern Tränen. " Ich liebe dich, Lisa." Er streicht ihr zärtlich über ihr Gesicht. "Ich kann dir nicht sagen wie glücklich ich bin, dass ich dich habe. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder ohne dich zu sein. Ich will dich nie verlieren." Er drückt sie ganz fest in seine Arme und flüstert ihr immer wieder ins Ohr, dass er sie liebt und sie ihn ganz fest halten soll.
So eng umschlungen schlafen sie auch ein.
Lisa ist am nächste Morgen noch immer von Davids Gefühlsausbruch irritiert. Sie spricht ihn direkt darauf an. Er versucht sich erst damit herauszureden, dass es wohl die Freude über das Baby gewesen ist. Lisa ist sich sicher, dass es eher noch immer mit der Entführung zu tun hat. Sie hat längst gemerkt, dass sich David nicht zu Waldspaziergängen überreden lässt und er meistens die Türen einen Spalt offen stehen lässt.
" David, du wirst mit jemanden darüber sprechen müssen. Ich kann zuhören und glaub mir, ich verkrafte ne ganze Menge. Denk drüber nach." redet sie ihm ins Gewissen.
David geht ihr fast den ganzen Tag aus dem Weg. Laura fragt vorsichtig bei Lisa an, ob sie sich gestritten hätten. Lisa erklärt ihr kurz worum es geht und zuckt dann mit den Schultern. " Wir werden sehen, wie er sich entscheidet. Ich weiß aber, wenn er nicht mit uns drüber redet, wird es ihn irgendwann auffressen."
Am Nachmittag kommt David endlich, nimmt Lisa an die Hand und geht mit ihr in den Garten zu ihrem Lieblingsplatz unter der Hängebuche, wo sie keiner sieht. Sie setzen sich nebeneinander an den Baumstamm. David spielt mit Lisas Fingern und rückt näher an sie heran. Langsam beginnt er zu erzählen, wie die Erinnerungen kamen beim Bericht von Frau Dorn, damals auf der Vorstandssitzung.
Von Richards Gesichtsausdruck am Auto, derBlick in die Mündung der Waffe, die Tritte, die Schläg, Kerns höhnische Stimme und vor allem die Kälte als sie ihm seinem Mantel abgenommen hatten. Und von dem verlorenen Zeitgefühl und der Einsamkeit, von seiner Angst, dass Lisa oder dem baby was passieren könnte und er wieder allein ist.
Je länger er erzählt, um so weiter kuschelt er sich in Lisas Arme. 'ich muss stark sein' denkt Lisa. Sie hat Gänsehaut und lautlose Tränen rinnen über ihr Gesicht. Sie streichelt sanft über seine Haare und hält ihn fest. Irgendwann sagt Lisa leise: " Niemand weiß, was uns noch passiert. Aber eins ist sicher, wenn einem von uns drein etwas zustößt, werden die anderen zwei nicht ruhen, bis es ihm wieder gut geht. Was uns verbindet, kann keiner zerstören. Unsere Liebe wird nie aufhören."
Viel später in der Nacht, sie hatten sich sehr zärtlich geliebt, hält David Lisa in den Amen:" Du bist die unglaublichste Frau, die es auf der Welt gibt. So stark und so sanft. Womit habe ich dich nur verdient?"
Lisa möchte ihn aus seiner Melancholie reißen und witzelt: " Da hättest du mich damals auf der Straße nicht umrennen dürfen und mich schon gar nicht mit diesen Dackelaugen ansehen..." Ihre Stimme wird leiser und liebevoller "... mit diesen Händen berühren und nicht mit diesen Lippen küssen." und sie küsst ihn feurig.
David versteht den Wink, erst mal Schluss mit Trübsinn und das Glück mit beiden Händen festhalten und zur Not wie ein Löwe dafür kämpfen.
David versucht Lisa bei Kerima so weit wie möglich zu entlasten. Sie kann oft schon nach dem Mittag Feierabend machen und fühlt sich fast überflüssig, so gut haben David, Rokko und Max den Laden im Griff. Nur wenn es um die Kalkulationen geht überlässt David ihr nur zu gern das Feld.
Wenn David und Lisa sich in der Firma mal nicht sehen können, schickt er ihr kleine Liebesbriefe mit Timo über die Hauspost oder süße E-mails über das Firmenintranet. Am liebsten kommt er natürlich selbst bei Lisa vorbei und bringt was Schokoladiges für sie und das Pünktchen mit. Manchmal bekommt Lisa auch eine Rose, aber immer viele Küsse und eine Streicheleinheit für das Pünktchen.
Lisa kann ihr versprechen halten und präsentiert David am Wochenende dieLisa schließt die Terrassentür auf und führt David an die Eingangshalle des Südflügels. Laura hatte einige Grünpflanzen aus ihrem Wintergarten gesponsert, die jetzt vor den Fenstern stehen. Duftige kremfarbene Raffrollos konnten bei Bedarf heruntergelassen werden. Eine Sitzgruppe aus Rattan lädt zum Verweilen ein. Unter den Treppe steht ein langer Esstisch, den Lisa für offizielle und familiäre Feiern gedacht hat. In einem kleinen Schrank sind Computer und Beamer versteckt, so dass hier sogar Präsentationen stattfinden können. Im Treppenaufgang hat Bernd Aquarelle von Laura aufgehängt, die in dem hellen Raum hervorragend zur Geltung kommen. Und im Treppenaufgang hängt auch das Schmetterlingsmobile, das sich durch die Themik im Raum bewegt und bunte Lichter an die Wände zaubert.
Das Wohnzimmer im 1. Stock ist eigentlich ein Vielzweckraum. Ganz hinten hat Lisa eine offene Küchenzeile einbauen lassen. Helga hatte sie bei der Anordnung der Geräte beraten, so dass alles zweckmäßig und platzsparend untergebracht ist, was man eben so in der Küche braucht. Davor steht ein kleiner Esstisch, gerade so groß, dass Laura und Friedrich oder Helga und Bernd oder Max und Yvonne zu Besuch kommen können. Vor dem Kamin steht eine kuschelige Sofalandschaft. David weiß schon jetzt, dass das sein neuer Lieblingsplatz wird. Vor dem Fenster, an denen jetzt helle Vorhänge angebracht sind, ein kleiner Schreibtisch als Arbeitsplatz für Lisa oder David und ein großes Bücherregal und Davids alter Sessel. Lisa hat Bilder und Erinnerungstücke liebevoll verteilt. David ist sofort zu Hause.
" Na und..." fordert Lisa einen Kommentar von David.
" Einfach.... einfach irre. Das ist ein zu Hause, unser zu Hause. Ich hab gar nicht gemerkt, wie erdrückend die dunklen Möbel waren. Das hier ist Sonne pur. Und sieht ganz nach Lisa aus, warm und liebevoll." Er nimmt sie auf die Arme und trägt sie zum Sofa. Dort bleiben sie eine ganze Weile liegen und beschauen sich das Zimmer. David findet immer mehr Einzelheiten, die ihm gefallen. Lisa ist glücklich, dass David ihren Stil akzeptiert, ja sogar von ihm begeistert ist.
" Da brauchen wir uns nur noch um das Pünktchenzimmer kümmern, aber das hat noch Zeit und vielleicht machen wir das gemeinsam."
" Ganz bestimmt." verspricht David.
Lisa sitzt in ihrem Büro und spielt verträumt mit einem Papierschiffchen. David hatte sie gerade mit einer Einladung zu einer Segelpartie überrascht. Sie freut sich drauf, obwohl ihr der Gedanke an Seegang ein flaues Gefühl im Magen verschafft.
Es klopft und Hannah steckt den Kopf durch die Tür. " Hi, ist die Luft rein?"
" Was meinst du?" fragt Lisa und sieht sich um.
" Ich wollt nur mal sehen, ob David noch hier ist, ist er aber nicht. Ich hab den Entwurf fertig. Kommst du mit ins Atelier?"
Da ist Lisa natürlich sofort dabei.
" Hugo hat mir natürlich geholfen und so haben wir uns das vorgestellt" damit präsentiert Hannah stolz ihre Skizze.
Das Kleid ist trägerlos, mit Korsage und ein weiter Rock. Das Kleid soll aus weißer Seide gefertigt werden, dazu ein langer Schleier, ganz schlicht und sehr traditionell.
" Ich hab gedacht, du hast schöne Schultern und Taille auch, Hüfte und Po haben nicht unbedingt Modelmaße, aber mit dem Schnitt wird toll aussehen. Vielleicht können wir etwas Spitze verarbeiten, so in Längsstreifen, dann wirkst du noch etwas größer." erklärt Hannah den Entwurf.
" Nun die Accessoires werden wird erst am fertigen Kleid ausprobieren." mischt sich Hugo ein.
Lisa gefällt das Kleid schon so wie es ist ausgesprochen gut., wird sich aber gern noch beraten lassen.
" Nun denn, stellen Sie sich hier drauf zum Maßnahmen. " Und Hugo misst und Hannah schreibt.
" Frau Plenske, an der Hüfte haben wir aber seit der Verlobung etwas zugelegt."
Lisa steigt lächelnd vom Podest und sagt: " Also bei mir ist das logisch, aber dass Sie auch, Herr Has..."
Dann zieht sie die beiden dichter zu sich heran und weiht sie in ihr Geheimnis ein. Hannah juchzt vor Freude. Lisa bittet die beiden um Stillschweigen. Es soll keine dummen Sprüche geben
Re: Love is all
Es soll keine dummen Sprüche vor der Hochzeit geben.Hugo ändert sofort den Schnitt, damit das Bäuchlein dann besser kaschiert ist.
Lisa steht im Waschraum von Kerima vor dem Spiegel und hält eine stumme Zwiesprache mit ihrem Magen. Seit zwei- drei Wochen verzichtete sie auf ihren morgendlichen Kaffee, weil sie dann darauf warten konnte, dass ihr schlecht wurde. Gestern Abend hatten sie mit ihren Eltern einen gemütlichen Spieleabend veranstaltet, bei dem etwas später wurde. Also hatte sie heute Morgen ein paar Schluck Kaffee aus Davids Tasse stibitzt. ' So und nun haben wir den Salat.' dachte Lisa und atmete tief durch. Die Tür öffnet sich uns Sabrina kommt herein. Sie wirf einen kurzen Blick auf Lisa und meint:" Bei mir hat damals lauwarmer Fencheltee geholfen."
" Was meinst du?" fragt Lisa erstaunt und dreht sich zu ihr um. Sabrina lächelt unsicher : " Naja, gegen diese morgendliche Übelkeit."
Lisa ist entsetzt. Hatte Hannah gequatscht ? " Woher weißt du...?"
" David " erwidert Sabrina lakonisch. In Lisas Augen stehen zwei große Fragezeichen. David sollte ausgerechnet Sabrina was von dem Baby erzählt haben?
" Nein, er hat nichts gesagt. Es ist die Art, wie er dich ansieht. So hat Jürgen mich damals angesehen, als ihm klar wurde, dass das Baby von ihm ist."
" Oh." Lisa ist erstaunt, wie feinfühlig Sabrina sein kann.
" Es tut mir leid, dass ich immer so fies zu dir war. Weißt du, ich hatte immer das Gefühl, dass du mir was weggenommen hast. Dass du bekommen hast, was mir eigentlich zustand. Aber Jürgen hat jetzt ein paar Sachen erzählt, was du für Kerima getan hast. Dass du Kerima quasi gerettet hast. Das hätte ich nie geschafft. Also alles vergeben und vergessen?" Sie streckt Lisa die Hand entgegen.
Lisa wackelt skeptisch mit den Mundwinkeln. Klar, Sabrina hatte sich verändert, seit sie mit Jürgen zusammen war, aber so einfach wollte Lisa sie nicht davonkommen lassen.
" Alles vergeben ? Na gut, unter einer Bedingung: Gibt mir nie wieder Stylingtipps! Und alles vergessen ? Nicht ganz. Wie war der Spruch für die Finnen?"
Sabrina wiederholt in grinsend und versteht, Lisa ist nicht nachtragend. Beste Freundinnen würden die beiden nie werden, aber man würde ich vertragen, schon wegen Jürgen.
Sie reichen sich die Hände zur Versöhnung.
Lisa lässt sich von Helga einen Fencheltee machen und siehe da, der Tipp war gut, der Magen beruhigt sich.
Mitte Juli ist endlich der Sommer gekommen. Sie fahren jetzt so oft es geht an den Wannsee zum baden. David liebt Lisas Anblick im Badeanzug. Dann kann man die leichte Wölbung des Bauches schon sehen. Oft legt er seinen Kopf auf Lisas Bauch und versucht, das Baby zu hören oder zu fühlen. ' Geduld ist wahrlich nicht seine Stärke.' denkt sich Lisa.
Vielmehr als Davids Faszination für das Baby freut Lisa aber, dass ihn die Bikinischönheiten, die an ihnen vorbeistolzieren und ihm schöne Augen machen, so gar nicht interessieren. Ganz selten macht er Lisa auf Mädchen aufmerksam und die haben dann etwas ganz besonderes an sich. Sie kann die Mädels, die versuchen David anzumachen, ja verstehen: ' wenn er da so ausgestreckt auf der Decke liegt, die sehnig und mittlerweile braungebrannt, der süße Po, die breiten Schultern..., aber er gehört mir, ätsch!' denkt Lisa dann. Am liebsten würde sie den Mädels die Zunge rausstrecken, aber so greift sie nach David hand und der reagiert immer prompt und küsst sie leidenschaftlich.
David lehnt sich in seinem Sessel zurück. Er sieht kurz auf die Uhr, dann konzentriert er sich wieder auf seinen Telefonpartner. Die Tür geht auf und Lisa kommt rein. Sie tippt kurz auf ihre Armbanduhr.
" One moment, please." entschuldigt sich David in den Telefonhörer und hält die Sprechmuschel zu.
" Ich kann noch nicht weg, es gibt Probleme mit dem indischen Zoll. Ich.."
" Ist schon in Ordnung, ich geh allein. Ist ja gleich um die Ecke, bin spätestens in einer Stunde zurück.
Hab dich lieb." und sie küssen sich kurz.
Lisa schnappt sich ihr Handy und macht sich auf zur fälligen Schwangerschaftsuntersuchung.
Sie ist gespannt auf die Ultraschalluntersuchung. Auf jeden Fall würde sie die Ärztin um eine neues Bild für David bitten. Bestimmt ist aus dem Pünktchen schon ein Punkt geworden.
So in Gedanken und vor sich hinträumend eilt Lisa die Straße entlang, um nicht zu spät zu dem Termin zu kommen.
Woher der kleine, unerzogene Hund kam, konnte niemand mehr sagen. Lisa jedenfalls stolpert über ihn und verfängt sich in der Leine. Sie stürzt und schlägt mit dem Kopf hart auf die Bordsteinkante.
David hatte endlich einen Weg gefunden, die indischen Zollbehörden zu befriedigen. Die Seide würde in drei Tagen in der Näherei eintreffen. Er streckt sich und sieht auf die Uhr. Lisa würde gleich vom Arzt zurücksein. Er ist gespannt, was es neues gibt.
Eine halbe Stunde später fragt er bei Sabrina nach, ob Lisa schon zurück ist, aber die schüttelt den Kopf. Etwas ratlos steht er im Foyer und überlegt, ob er ihr zum Arzt nachgehen sollte.
Da kommt ihm Helga mit Max im Schlepptau aufgeregt entgegengelaufen.
" Lisa ist im Krankenhaus, komm..."
Fortsetzung 7
David tigert durch den Krankenhausflur. Die Schwester an der Anmeldung hatte ihnen gesagt, dass Lisa noch behandelt wird und ihnen einen mitleidigen Blick zugeworfen, bevor sie weiterarbeitete.
Nun läuft er ziellos und nervös umher und fühlt sich hilflos wie nie zuvor. Er konnte sich jetzt so ungefähr ein Bild davon machen, wie Lisa während seiner Entführung gelitten haben musste. Wenigstens weiß er, wo Lisa ist und kann mit jemanden reden. Er blickt sich um zu Helga. Als ersieht, wie sie zusammengesunken auf dem Stuhl sitzt, setzt er sich zu ihr. Ihre Hände kneten ein tränennasses Taschentuch. Er legt seine Hand auf ihre. " Alles wird gut." sagt er leise und tröstend zu Helga. Sie schaut ihn an. In David Augen steht die blanke Angst, sie sieht auch die unterdrückten Tränen. ' Er will jetzt stark sein für Lisa und das Baby' und sie versucht ihn anzulächeln: " Es muss einfach..."
" Was mach ich bloß, wenn Lisa..." David kann den Satz nicht beenden. Er vergräbt sein Gesicht in den Händen und gibt sich seinen trüben Gedanken hin. Plötzlich richtet er sich auf, wischt die Tränen weg und sagt laut :" Nein, es wird alles gut. Ich weiß es, dass es Lisa bald wieder gut gehen wird. Doch, ich weiß es ganz genau!"
In diesem Moment kommt Bernd und der behandelnde Arzt den Flur entlang. Bernd redet wild gestikulierend auf den Mann ein. Der schüttelt den Kopf und bittet die drei uns Familienzimmer. David ist wieder mutlos und trottet hinterher.
" Frau Plenske hat eine schwere Gehirnerschütterung und ist noch nicht wieder bei Bewußsein. Wir haben ein CT gemacht und konnten keine Schädigung des Gehirns feststellen. Wir werden bis morgen abwarten und sie dann nochmals in die Röhre schieben. Sie hat sich das linke Handgelenk gebrochen, das haben wir schon gerichtet. Und eine Platzwunde an Kopf, die ebenfalls versorgt ist."
" Und das Baby?" fragt David leise.
" Nun, dem geht es gut. Frau Plenske ist nicht tief gefallen, nur sehr unglücklich gestürzt. Sie hat bestimmt versucht, sich mit der Hand abzufangen. Aber zur Sicherheit machen wir morgen früh noch mal einen Ultraschall. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Frau Plenske ist jung, gesund und stark. Sie schafft das. Sie ist morgen sicher wieder ansprechbar."
" Können wir zu unserer Tochter?" fragen Helga und Bernd gleichzeitig.
" ja, für eine Weile. Reden Sie mit ihr, dann kommt sie schneller zu uns zurück."
Lisa liegt blass und mit verbundenem Kopf und Arm im Bett. Die Monitore piepsen eintönig. Bernd und Helga reden gleichzeitig auf sie ein, was sie denn für Sachen macht und dass sie doch jetzt mit dem Baby ein bisschen besser auf sich Acht geben müsste.
David steht stumm daneben. Er streicht ihr sanft über die Wange. ' Ob sie spürt, dass ich hier bind?' denkt er und bildet sich ein, dass ein leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel spielt.
Eine ganze zeit später fordert die Schwester sie auf zu gehen. David bittet, bei Lisa bleiben zu können. Die Schwester sieht ihn an: " Sie waren doch vor kurzen hier Patient. Das war doch die Entführung und wenn ich die Frau ansehe, die hat damals an Ihrem bett gestanden."
David nickt.
" Na gut, ausnahmsweise können Sie bleiben,. Ich red mit dem Arzt. Ich hoffe aber nicht, dass sie beide hier Stammkunden werden." witzelt sie kurz. Sie roll einen Lehnstuhl heran, drückt David hinein und klopft ihm auf die Schulter: " Alles wird gut. Ich hab so was im Urin!"
Als David endlich mit Lisa allein ist, greift er nach ihrer Hand. Jetzt kann er seinen Tränen freien Lauf lassen.
" Lisa, tu mit das nicht an. Wach auf. Was soll ich denn ohne dich machen? Ich brauch dich doch. Ich liebe dich. Sieh mich an, mein Engel!". Er küsst ihre Hand und streicht ihr wieder über´s Gesicht, doch Lisa schläft.
' Und wir dachten, das Schicksal hat uns füreinander bestimmt und uns das Baby geschenkt. Doch was will es jetzt? Dürfen wir nicht einfach nur glücklich sein?' fragt sich David verzweifelt.
Und tief in seinem Kopf meldet sich eine Stimme:' Vielleicht soll dir so gezeigt werden, dass eine Lisa, die immer für dich da ist, nicht ganz so selbstverständlich ist. Dass du lernst, was sie dir wirklich bedeutet, du auch mal für sie stark bist. Und das nicht mal auf die ganz harte Tour, so wie Lisa mit dir.'
Diese Stimme gibt David Mut. Was hatte Lisa unter der Buche gesagt: ' Wenn einem was passiert, werden die anderen kämpfen, dass es ihm wieder gut geht.' und David würde alles für seine kleine Familie tun. Wenn er Lisa dadurch aus der Bewusstlosigkeit holen kann, dass er mit ihr spricht, würde er es eben die ganze Nacht tun und den nächsten Tag und immer weiter, bis sie wieder bei ihm war. Er setzt sich zu ihr aufs Bett, nimmt ihre unversetzte rechte Hand und fängt an zu erzählen. Erst irgendwelches belangloses Zeug, von der Firma und schließlich von ihrer Beziehung. Er streicht auch über ihre linke Hand und sieht, dass man ihr den Ring abgenommen hatte. Er findet ihn im Nachtschrank und steckt ihn auf ihren rechten Ringfinger. " Ja, Lisa, ich will. Du bist die Frau meines Lebens." Auch sein Ring wechselt die Seite. Zufrieden betrachtet er sein Werk. Draußen funkeln bereits die Sterne und Grillen zirpen vor dem Fenster. David träumt laut von ihrer gemeinsamen Zukunft. Die Schwester hatte ihm etwas zum Essen und zum Trinken gebracht und Lisas Werte kontrolliert.
" Alles im grünen Bereich. Wollen Sie nicht doch nach Hause gehen?" fragt sie ihn.
" Nein, schaun Sie doch bitte nach unserem Baby. Wenn Lisa wach wird, will ich ihr sagen, dass wirklich alles in Ordnung ist."
Die Schwester nimmt das Stethoskop und hört nach den Herztönen des Babys: " Alles gut, wollen Sie auch mal?" Natürlich will David und es hört sich an, als hätte Lisa eine kleine Uhr verschluckt -toc-toc-toc ganz schnell.
" Es ist so schnell..." " und genau so muss es sein." beruhigt ihn die Schwester.
Fortsetzung 8
Lisa erwacht. Sie bewegt sich vorsichtig, ihr Kopf dröhnt und sie stöhnt leise. Sofort ist David auf den Beinen. Er musste wohl doch eingeschlafen sein. Sein Nacken ist völlig steif, doch er nimmt sich nicht die Zeit ihn zu massieren, denn Lisa beginnt zu würgen. Schnell greift er nach einer Nierenschale, hilft ihr sich aufzurichten und Lisa übergibt sich. Er hält ihr den Kopf und streicht ihr die Haare aus den Gesicht. Lisa sinkt aufatmend in die Kissen zurück. Sie versucht die Augen zu öffnen, es ist so hell. Sie will sich den Arm auf die Augen legen, aber der ist merkwürdig schwer.
" Was ist mit mir denn los? " murmelt sie leise.
" Du bist im Krankenhaus, du bist gestürzt, dein Arm ist gebrochen und du warst lange bewusstlos." Er streichelt ihre Hand. " Ich bin so froh, dass du jetzt wach bist. Ich hatte solche Angst. Jetzt wird alles gut."
" Unser Baby..." Lisa setzt sich abrupt auf, um gleich darauf wieder in die Kissen zu fallen. Ihr Kopf scheint zu platzen.
" Unserem Pünktchen geht es gut. Ich hab gestern seine Herztöne gehört. Alles ist gut." Er würde Lisa jetzt zu gern küssen und in den Armen halten. Ihr geht es wirklich schlecht und außerdem würde er sie mit den Bartstoppeln nur pieken. David drückt den Klingelknopf und eine Minute später kamen Arzt und Schwester. Sie schicken David während der Untersuchung raus. David nutzt die Zeit und ruft bei Lisas Eltern und zu Hause an. Laura sollte Sachen für Lisa mitbringen und ihm den Rasierapparat und ein frisches Hemd. Seit der Entführung hasste er es regelrecht, wenn er Bartstoppeln im Gesicht hatte und sich irgendwie schmutzig fühlte.
Lisa wurde an ihm vorbei nochmals zum CTDann treffen Bernd, Helga und Laura ein. Sie bombardieren ihn mit Fragen, doch David kann noch nicht sagen, sicher wird Lisa bald zurückgebracht. David verschwindet schnell, um sich rasieren.
Als er wiederkommt, wird Lisa gerade zurück ins Zimmer gebracht. Sie schläft wieder.
Der Arzt berichtet kurz. Da CT ist ohne Befund, es ist tatsächlich nur eine Gehirnerschütterung und Lisa braucht jetzt Ruhe. Der Bauchraum wurde nochmals mittels Ultraschall untersucht, alles ok.
Er schickt die vier förmlich nach Hause. Dauerbesuch helfe ihr jetzt nicht, meint er mit einem Seitenblick auf David. Sie könnten ja am Abend wiederkommen, dann würde es Lisa sicher schon viel besser gehen.
David schleicht sich noch mal in Lisas Zimmer. Er küsst sie sanft auf den Mund. Diese warmen, weichen Lippen, er hatte sie nicht verloren. " Ruh dich aus, mein Engel. Ich komm heute Abend wieder. Ich liebe dich." Er küsst sie noch mal und streicht ihr über die Wange. Lisa öffnet die Augen, blinzelt ihn kurz an und lächelt ein bisschen : " Ich dich auch."