Wups - da habe ich mich auf den letzten Beitrag von Seite 1 bezogen und gar nicht gesehen, dass die Diskussion ja noch weiter ging! Also kommt mein 1. Beitrag hier im Forum auch gleich zusammenhangslos ;-)
Ich bin uebrigens vor 3 Jahren nach Finnland ausgewandert. Manches ist hier wunderbar: Die Flexibilität der Gesetze (fuer manches gibt es sogar gar keine Richtlinien, das wird einfach von Fall zu Fall entschieden), die Natur, ... Aber es gibt auch Nachteile, so wie wohl in jedem Land. Ich habe z.B. auch mit der Mentalität der Finnen so meine Probleme: Es ist nicht so leicht hier, Leute kennenzulernen, viel schwerer und langwieriger als in Deutschland. Das erfordert viel Gedult, häufige Treffen (z.B. durch Hobbies) und nicht zu schnelles "Persönlich-Werden".
Manchmal (so wie jetzt) habe ich so meine Phasen, wo ich mich nach Deutschland zuruecksehne, nicht nur nach meinen Eltern + Freunden, sondern auch einfach nach dem Land. Dann tut es gut, solche Meinungen wie hier im Forum zu lesen und auch darueber nachzudenken, warum ich eigentlich ausgewandert bin (s.o.). Manches verblasst manchmal ...
Re: Heimatfrust nix wie weg!
Hallo liebe unzufriedenen, lebe seit 4 jahren in brasilien und wenn ich dann schon ab und zu mal zum "deutschsprachigen stammtisch" gehe, (natürlich nur die ausgewanderten) muss ich immer wieder staunen, wie die fremden lebensumstände hier reklamiert werden. was wollen die unzufriedenen eigentlich? jammern in deutschland für ein freieres leben und wenn's dann ausgewandert sind wollen sie wieder deutsche gründlichkeit und ordnung einführen ....man soll sich's wirklich gut überlegen in welchen land weniger herumgenörgeln wird !
Re: Heimatfrust nix wie weg!
Ich provoziere jetzt mal ein bischen: Vielleicht deshalb, weil manche in Deutschland nicht zurechtkamen und im Ausland auch nicht? Beim ein oder anderen ist es vielleicht besser, wenn die Gläubiger nicht wissen, wo er wohnt?
Na ja, wie gesagt sollte etwas provozieren. Fakt ist aber auch der: So eine Fernsehreportage kostet unglaublich Zeit!!!! Über unsere Familie wurde schon eine gedreht, und das hat richtig Zeit gekostet - Zeit, die vielleicht nicht jeder aufwenden kann oder will. Oder einfach nur seine Privatsphäre möchte!
Re: Heimatfrust nix wie weg!
Ich glaube nicht - Schwabenpower - daß Du mit Deiner "Provokation" sooo falsch liegst :-))
Allerdings ist das bei uns nicht der Grund, sondern es eher so, daß man eine Auswanderung nicht unter Druck, mit dem Reporter oder der Kamera im Visier, vorbereiten und durchführen will.
Aber der hauptsächliche Grund ist eigentlich, daß man "keine Pferde scheu machen möchte". Mein Arbeitgeber oder mein Vermieter z.B. werden zwar rechtzeitig (fristgerecht) informiert, und zwar von mir persönlich, aber eben nicht schon vorab im TV oder sonstigen Medien.
Viele Grüße
sayrue
viva la vida
Re: Heimatfrust ? nix wie weg!
Also, mal meine Gründe warum ich Auswandern zumindest immer mehr in Betracht ziehe:
-Das was hier in Deutschland landschaftliche Highlights sind, ist in anderen Ländern max. profan. -Das Klima ist kalt, naß und dunkel. -Das gesellschaftliche Klima ist adäquat. -Das einzige was Deutschland zu bieten hatte, waren eine florierende Wirtschaft und soziale Absicherungen und die brechen langsam aber sicher zusammen. -Weiterhin ist das Leben hier einfach zu teuer. Mit 1000,- Teuro/Monat kommt man hier kaum noch über die Runden und in vielen anderen Ländern kann ich davon sehr gut leben.
Wenn ich meinen Rucksack gepackt habe und allein und auf eigene Kappe nach Asien oder Lateinamerika geflogen bin, haben recht viele Bekannte von ihrer Angst vor Kriminalität gesprochen. Also ich wohne in der Dortmunder City und ich bin hier nur in den letzten drei Monaten zwei mal beinahe in Schießereien reingelaufen (zum Glück kam ich beide Male zu spät und es standen schon die Sondereinsatzkommandos mit MP's und Schußsicheren Westen bereit...) und ganz nebenbei hat man mir gerade mein Auto direkt vor der Haustür geklaut. Mir ist auf all meinen Reisen NIE was passiert. Hier zu Hause eine Menge. Also Deutschland ist ein sicheres Land? Ganz bestimmt nicht! Rein statistisch liegt die BRD bezogen auf die Mordrate pro Einwohner noch über dem Niveau von Indien. Das ist diesbezüglich sicherer.
Was ich hier vor allem merke ist ein ganz schreckliches gesellschaftliches Klima, dass nur von Kontrolle, Neid, Konkurrenz, Habgier und einer verbissenen Leistungsvorstellung geprägt ist, wie sie sicher nur in wenigen Ländern auf diesem Planeten vorzufinden ist. Die Menschen hier sind kalt und unnahbar und am meisten habe ich das immer gemerkt wenn ich wiederkam. Das war jedesmal ein Kulturschock. Nach ein paar Tagen oder Wochen passe ich mich dann wieder an und werde genauso verschlossen und mießgrämig wie der Rest. Und wenn jemand meint das dies nur Mißmacherei ist, der soll sich mal die Selbstmordraten hier in der BRD ansehen. Wir haben weltweit eine der höchsten Selbstmordraten überhaupt und da wird möglichst nicht drüber gesprochen. Bei den Männern in Deutschland ist Selbstmord die DRITTHÄUFIGSTE Todesursache. Nein, das ist kein Scherz, sondern eine statistische Tatsache. Ich denke diese Zahlen belegen am Besten wie das gesellschaftliche Klima und damit auch die Lebensqualität in der BRD aussieht.
Das einzige was mich am Auswandern stört sind die langjährigen Bindungen die ich aufgeben müßte. Freunde die ich seit Jahrzehnten habe. Das ist nicht ersetzbar und ich glaube auch nicht, dass man im Ausland wirklich integriert wird. Ich denke man bleibt immer ein Ausländer und wird sich wie die Einwanderer hier in der BRD auch in seinem speziellen "Ghetto" bewegen, wobei ich mir mittlerweile gut vorstellen kann das dieses "Ghetto" besser sein könnte als alles was man hier in unserem lieben deutschem Vaterlande vorfindet.
Ich habe auf meinen Reisen auch stets gemerkt wie wohltuend es ist sich in der Natur zu bewegen und die gibt es hier nicht mehr. Es gibt Nadelholzplantagen die wir Wälder nennen und wenn man durch bewirtschaftete Felder läuft, dann meint man schon in der "Natur" zu sein. Nein, "Natur" ist was anderes und da habe ich all das was wir hier "Luxus" nennen als überflüssigen Krempel empfunden.
In vier Wochen wird meine Tochter volljährig und für mich ist absehbar wann ich aus meiner Vaterrolle entlassen werde. Noch ein paar Jahre und ich kann wieder machen was ich will. Und ich glaube kaum das ich meinen Lebensabend hier verbringen und mir die Gameshows auf RTL2 ansehen möchte.
Re: Heimatfrust nix wie weg!
@Bernjul
Trefflich beschrieben! Noch ein kleiner Hinweis: Sie werden sicherlich immer der Ausländer im Ausland sein, klar! Aber: Sie werden deshalb nicht minder respektiert werden wie hier! Was zählt, ist normales, natürliches und umgängliches Auftreten, und Sie sind überall auf der Welt willkommen!
Re: Heimatfrust nix wie weg!
Also ich wohne in der Dortmunder City und ich bin hier nur in den letzten drei Monaten zwei mal beinahe in Schießereien reingelaufen (zum Glück kam ich beide Male zu spät und es standen schon die Sondereinsatzkommandos mit MP's und Schußsicheren Westen bereit...) und ganz nebenbei hat man mir gerade mein Auto direkt vor der Haustür geklaut.
Ich bin an diesem Tag gerade aus einem kleinem Urlaub zurückgekommen als 20 Meter neben meinem Hauseingang noch die Kreideumrisse der Leiche samt Fleck (aus Leichenwasser) von div. Leuten begutachtet wurden. (Nordstrasse) Aber sowas passiert mir immer, wenn ich von irgendwo zurückkomme wo es schön war.
Vielleicht laufen wir uns mal bei ner Schießerei in DO übern Weg? ;-)
Grüße aus der Heimat!
Hallo Sebastian,
ich bin aus der westlichen Innenstadt. Früher hatte die Nordstadt den entsprechenden Ruf, aber ich wohne jetzt seit kurzem im Althoffblock und ich kann nicht sagen dass es hier besser ist. Ich finde das es immer schlimmer wird. Früher habe ich mir nie den Kopf gemacht egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich durch die übelsten Straßen oder Kneipen gezogen bin. Heute denke ich darüber durchaus nach. Ich frage mich gerade wo ich mich in anderen Ländern tatsächlich jemals ähnlich bedroht gefühlt habe wie hier in Dortmund. Das einzige was mir da einfällt wäre Mae Aw im goldenen Dreick, son kleines Dreckloch im Norden von Thailand, direkt an der Grenze zu Myanmar, in dem nur ehemalige Chinesische Kuomintang Soldaten leben und wo das thailändische Militär öfter Schußwechsel mit den Shan Rebellen auf der anderen Seite hat. Da war auch so ne komische Stimmung. Die gute Nachricht - es soll wieder mehr regnen, dann siehst du wenigstens die Leichenflecken auf dem Bürgersteig nicht mehr so.
Heimatfrust? Nix wie weg!
Zitat: Bernjul Also, mal meine Gründe warum ich Auswandern zumindest immer mehr in Betracht ziehe:
-Das was hier in Deutschland landschaftliche Highlights sind, ist in anderen Ländern max. profan. -Das Klima ist kalt, naß und dunkel. -Das gesellschaftliche Klima ist adäquat. -Das einzige was Deutschland zu bieten hatte, waren eine florierende Wirtschaft und soziale Absicherungen und die brechen langsam aber sicher zusammen. -Weiterhin ist das Leben hier einfach zu teuer. Mit 1000,- Teuro/Monat kommt man hier kaum noch über die Runden und in vielen anderen Ländern kann ich davon sehr gut leben.Ich denke, die Beweggründe jedes einzelnen Auswanderungswilligen reduzieren sich im Endeffekt auf den sozialen und wirtschaftlichen Niedergang unserer "Heimat". Landschaftliche Eindrücke u. ä. sind da sicher nur eine - wenn auch nicht zu vernachlässigende - Randerscheinung.
Zitat: Also ich wohne in der Dortmunder City und ich bin hier nur in den letzten drei Monaten zwei mal beinahe in Schießereien reingelaufen (zum Glück kam ich beide Male zu spät und es standen schon die Sondereinsatzkommandos mit MP's und Schußsicheren Westen bereit...) und ganz nebenbei hat man mir gerade mein Auto direkt vor der Haustür geklaut.Eines der Hauptbedenken Dritter hinsichtlich meiner "Wahlheimat" Südafrika ist immer wieder die dort vorherrschende Kriminalität. Ganz sicher gibt es dort insbesondere in den Großstädten Gegenden, die ich kaum bei Tageslicht, geschweige denn während der Dunkelheit aufsuchen würde. Aber sieht es denn hier bei uns tatsächlich besser aus? Wenn ich mir so angucke, was allein in unserer Wohngegend in letzter Zeit so abgeht, habe ich da deutliche Zweifel an der (inneren) Sicherheitspolitik unseres hochgelobten "Rechtsstaates".
Zitat: Das einzige was mich am Auswandern stört sind die langjährigen Bindungen die ich aufgeben müßte. Freunde die ich seit Jahrzehnten habe. Das ist nicht ersetzbar und ich glaube auch nicht, dass man im Ausland wirklich integriert wird.Genau in diesem Punkt muß ich nach meinen Erfahrungen heftig widersprechen. Ich war erstmals vor ca. 10 Jahren in Südafrika und war dort stets und überall ein gern gesehener Gast. Eine der Familien, die ich seitdem kenne, zähle ich zu meinem engsten Freundeskreis - auch noch fast 10 Jahre später, als ich vor kurzem mal wieder einen Trip nach Südafrika gemacht und alte Bekannte aufgesucht habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Menschen dort wesentlich offener sind im Umgang mit Fremden - nicht wie hier, wo einem zuerst mal mit Skepsis begegnet wird.
Je länger ich hier bleibe, um so eindeutiger wird mein Entschluß, mit der Familie nach Südafrika auszuwandern. Wir sind uns bewußt, daß auch dort nicht Milch und Honig fließen, aber die dort herrschende Lebensqualität übersteigt die hiesige um weites. Falls man hier im Einzelfall überhaupt noch von "Qualität" reden kann! Für mich ist diese in D in den letzten Jahren verloren gegangen, und ich sehe auch kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Meine Überzeugung ist, daß sich D im europäischen Standard - nicht zuletzt durch den "Gott Euro" - ans unterste Ende bewegen wird. Und bis die Leute hier aufwachen (die Politiker tun ja eher alles DAFÜR, daß das passiert), dürfte es zu spät sein.
Allen Auswanderern und solchen, die es werden wollen, ein gutes Gelingen in der neuen Heimat!!! Gruß,
Thomas
Live every day as if it where your last...
Re: Heimatfrust? Nix wie weg!
Zitat: schoolar Genau in diesem Punkt muß ich nach meinen Erfahrungen heftig widersprechen. Ich war erstmals vor ca. 10 Jahren in Südafrika und war dort stets und überall ein gern gesehener Gast. Ich bin noch nie für längere Zeit im Ausland gewesen und habe dort gelebt und gearbeitet, aber ich bin doch gerne alleine mit dem Rucksack unterwegs gewesen. Wenn ich unterwegs war, dann habe ich auch immer schnell Kontakte zu anderen Menschen bekommen. Und ich habe da auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade mit den Einheimischen, weniger mit anderen Rucksackreisenden. Was ich meine ist, das Bindungen welcher Art auch immer, wachsen müssen. Ich lerne nicht jemanden kennen, weder hier noch im Ausland und habe dann nach kurzer Zeit eine echte Bindung an die Person. Das sind in meinen Augen eher oberflächliche Kontakte, die auch sehr herzlich sein können. Ich will das nicht runtermachen. Trotzdem haben Freundschaften über Jahrzehnte eine andere Art der Qualität und die ist meiner Erfahrung nach nicht ersetzbar. Aber ich glaube da gibt es unterschiedlich Typen von Menschen. Viele reisen ja auch hier in der BRD als Wanderarbeiter immer ihren Jobs nach wenn die Firma mal wieder pleite ist oder die nächste Entlassungswelle rollt und leben alle zwei Jahre in einer anderen Stadt. Da bin ich nicht so der Typ für. Ich bin da recht bodenständig und sollte ich Auswandern (ist für mich z.Zt. mehr ein Gedanke mit dem ich mich mehr und mehr beschäftige), dann möchte ich mich irgendwo wirklich niederlassen (träume ein bischen von Costa Rica, habe dort sehr herzliche Menschen kennegelernt) und mit den Menschen dort einen Neuanfang wagen. Und es wird viele Jahre dauern, bis ich dort dann einen ähnlichen Stand erreiche wie hier.