Israelischer Bestseller bricht nationales Tabu Die Idee eines jüdischen Volkes ist erfunden, sagt der Historiker Shlomo Sand
Keiner ist mehr überrascht als Shlomo Sand, dass seine letzte akademische Arbeit seit 19 Wochen auf Israels Bestsellerliste steht und dass der Professor für Geschichte solch einen Erfolg hat, obwohl sein Buch Israels größtes Tabu bricht.
Dr. Sand behauptete, dass die Idee einer jüdischen Nation --die dringend einen sicheren Hafen benötigte, ursprünglich dazu verwendet wurde, um die Gründung des Staates Israel zu rechtfertigen ein Mythos ist, der erst seit gut 100 Jahren besteht.
Shlomo SandDr. Sand, ein Experte der europäischen Geschichte an der Tel Aviver Universität, machte gründliche historische und archäologische Untersuchungen, um nicht nur seine Behauptung zu bestätigen, sondern noch einige mehr die alle gleich kontrovers sind.
Außerdem behauptet er, dass die Juden niemals aus dem Heiligen Land vertrieben worden waren, dass die meisten der heutigen Juden gar keine historischen Verbindungen zum Land, das Israel genannt wird, haben, und dass die einzige politische Lösung für den Konflikt des Landes mit den Palästinensern der wäre, den jüdischen Staat abzuschaffen.
Der Erfolg des Buches Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden? wird sich wahrscheinlich rund um die Erde wiederholen. Eine französische Ausgabe kam im letzten Monat heraus und wird so schnell verkauft, dass es schon eine dritte Auflage gibt.
Übersetzungen in ein Dutzend Sprachen, einschließlich arabisch und englisch wurden schon in Angriff genommen. Aber er sagte bereits eine scharfe Reaktion von Seiten der Pro-Israel-Lobby voraus, wenn es von seinem englischen Verleger Verso im nächsten Jahr in den USA herausgegeben wird.
Im Gegensatz dazu sind die Israelis wenn auch nicht gerade hilfreich - so doch wenigstens neugierig auf seine Argumente gewesen. Tom Segev, einer der führenden Journalisten des Landes, nannte das Buch faszinierend und herausfordernd.
Überraschenderweise schreckten seine akademischen Kollegen in Israel zurück, sich mit seinen Argumenten aus einander zu setzen, sagte er. Eine Ausnahme sei Israel Bartal, ein Professor für jüdische Geschichte an der hebräischen Universität in Jerusalem. In Haaretz der israelische Tageszeitung gibt er sich keine große Mühe, Dr. Sands Behauptungen zu widerlegen. In seinem Artikel geht es ihm weniger darum, seinen Beruf zu verteidigen: er meint, dass die israelischen Historiker über das Wesen der jüdischen Geschichte nicht so ignorant seien, wie Dr. Sand es behauptet.
Die Idee zu diesem Buch sei ihm schon vor vielen Jahren gekommen, sagte Dr. Sand, aber er wartete damit und begann es erst vor kurzem. Ich kann nicht behaupten, dass ich besonders mutig bin, das Buch erst jetzt zu veröffentlichen, ich wartete damit bis ich Ordinarius bin. Man muss in der israelischen akademischen Welt für Ansichten dieser Art einen Preis bezahlen.
Dr. Sands Hauptargument ist, dass bis vor etwas mehr als einem Jahrhundert, Juden sich selbst nur als Religionsgemeinschaft verstanden. Zur Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhundert stellten zionistische Juden diese Idee in Frage und begannen eine nationale Geschichte mit der Idee zu erfinden, dass es abgesehen von einer jüdischen Religion auch ein jüdisches Volk gebe.
Genauso war den Juden die zionistische Idee, dass Juden verpflichtet seien, aus dem Exil in das verheißene Land zurückzukehren , ganz fremd, fügte er hinzu.
Der Zionismus veränderte die Idee von Jerusalem. Vorher waren die heiligen Stätten nur als Orte der Sehnsucht angesehen, nicht als solche, an denen man leben sollte. 2000 Jahre lang blieben Juden von Jerusalem weg, nicht weil sie nicht zurückkehren konnten, sondern weil es ihnen ihre Religion verwehrte, bevor der Messias kommt.
Die größte Überraschung während seiner Nachforschungen kam, als er nach den archäologischen Beweisen aus der biblischen Ära zu suchen begann.
Ich war nicht als Zionist großgezogen worden, aber wie alle andern Israelis nahm ich es als selbstverständlich, dass die Juden ein Volk waren, das in Judäa lebte und dass alle von den Römern im Jahre 70 n.Chr. vertrieben worden waren.
Aber als ich begann, nach den Beweisen zu schauen, entdeckte ich, dass die Königreiche von David und Salomo Legenden waren.
So ähnlich ist es mit dem Exil. Tatsächlich kann man das Judentum nicht ohne das Exil erklären. Aber als ich damit anfing, nach Geschichtsbüchern zu suchen, die die Ereignisse dieses Exils beschreiben, konnte ich nichts finden, nicht eines.
Und zwar deshalb, weil die Römer keine ganzen Völker vertrieben hatten. Tatsächlich waren Juden in Palästina vor allem Bauern, und aller Wahrscheinlichkeit nach blieben sie deshalb auf ihrem Land.
Stattdessen glaubt er, dass eine alternative Theorie plausibler ist: das Exil war ein Mythos, der von den frühen Christen erfunden wurde, um die Juden dem neuen Glauben zuzuführen. Die Christen wollten, dass spätere Juden glaubten, ihre Vorfahren seien als Strafe Gottes vertrieben worden ( weil sie Jesus nicht als Messias angenommen hatten R.).
Wenn es also kein Exil gab, wie ist es dann möglich, dass es so viel Juden über den ganzen Globus zerstreut gab, bevor der moderne Staat Israel damit begann, sie zur Rückkehr zu ermutigen?
Dr. Sand sagte, dass in den Jahrhunderten vor und nach der christlichen Ära, die jüdische Religion eine missionarische Religion war, die sich sehr um neue Anhänger bemühte. Dies wird in der römisch-lateinischen Literatur jener Zeit erwähnt.
Juden reisten in andere Regionen und versuchten Konvertiten zu gewinnen, besonders im Yemen und unter den Berbern in Nordafrika. Jahrhunderte später konvertierte das Volk der Khazaren im Süden Russlands en masse zum Judentum und wurden so der Ursprung der aschkenazischen Juden Mittel- und Osteuropas.
Dr. Sand weist auf den seltsamen Zustand der Leugnung hin, in dem die meisten Israelis leben, und macht auf Zeitungen aufmerksam, die vor kurzem ausführlich von der Entdeckung der Hauptstadt des Khazaren-Königreichs nahe des Kaspischen Meeres berichteten.
Ynet, die Internetside von Israels meist gelesener Tageszeitung Yedioth Ahronoth hat die Überschrift: Russische Archäologen finden die seit langem verlorene jüdische Hauptstadt. Doch keine der Zeitungen so fügt er hinzu hat die Bedeutung dieses Fundes zu den üblichen Berichten jüdischer Geschichte berücksichtigt.
Eine weitere Frage legt Dr. Sands Bericht nahe, wie er selbst bemerkt: wenn die meisten Juden nie das Heilige Land verlassen haben, was wurde aus ihnen?
Es wird nicht in israelischen Schulen gelehrt, aber die meisten frühen zionistischen Führer, einschließlich David Ben Gurion glaubten, dass die Palästinenser die Nachkommen der ursprünglichen Juden des Gebietes waren. Sie glaubten, dass die Juden später zum Islam konvertierten.
Dr.Sand schreibt seinen Kollegen (zu große) Zurückhaltung zu, um sich mit ihm zu einer stillschweigenden Anerkennung durch viele zu engagieren, damit das ganze Gebäude der Jüdischen Geschichte, wie sie noch an den israelischen Universitäten gelehrt wird, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Das Problem mit dem Fach Geschichte in Israel hängt mit einer Entscheidung in den 30er-Jahren zusammen, wo man die Geschichte in zwei Disziplinen teilte: allgemeine Geschichte und jüdische Geschichte. Man nahm an, dass jüdische Geschichte ein eigenes Studienfach benötige, weil die jüdische Erfahrung als einzigartig betrachtet wurde.
Es gibt keine jüdische Abteilung für Politik oder Soziologie an den Universitäten. Nur Geschichte wird auf diese Weise gelehrt und hat so Spezialisten jüdischer Geschichte erlaubt, in einer insularen und konservativen Welt zu leben, in der sie nicht von modernen Entwicklungen der historischen Forschung berührt wurden.
Ich bin in Israel dafür kritisiert worden, weil ich über jüdische Geschichte schreibe, obwohl mein Fachgebiet europäische Geschichte ist. Aber ein Buch wie dieses braucht einen Historiker, dem die üblichen Konzepte historischer Nachforschungen der akademischen Welt von überall vertraut sind.
***
Schade, dass es noch keine deutsche Übersetzung gibt. Das Werk klingt auf jeden Fall erst einmal interessant.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo Lilu und @ll,
sehr interessant aber auch, ich sag mal irritierend
Auch wenn Shlomo Sand Historiker ist scheint er doch bei seinen Nachforschungen einiges ausgelassen zu haben. König Salomon und König David sind nicht nur historische Gestalten sondern regierten sehr wohl ein Königreich, auch ließ Salomon einen Tempel errichten. Einer der Nachfolger Davids war König Hiskia und den auch in der Bibel erwähnten Tunnel (als Versteck und Verteidigungsanlage gegen seine Feinde) ließ Hiskia errichten. Dieser Tunnel wurde vor einigen Jahren ausgegraben - es gibt also zumindest einen archäologischen Beweis (meines Wissens sind es sogar mehrere Beweise, die von internationalen Archäologenteams gefunden wurden).
König David war zwar, wie man heute weiß, nicht der gottesfürchtige Mann wie in der Bibel beschrieben (zu seiner Zeit hatte Gott Jahve noch mehrere Götter neben sich - also Polytheismus und nicht Monotheismus wie in der Bibel beschrieben) und hat sein Königreich vor allem durch Opportunismus und Eroberungen begründet, ist aber in der Geschichte durchaus nachgewiesen.
Dass die Palästinenser die eigentlichen Nachfolger der antiken Juden im Heiligen Land sind kann ich mir dagegen gut vorstellen, auch, dass sie später zum Islam konvertierten.
Wenn das Buch in Deutsch erscheint werde ich es mir wahrscheinlich kaufen, da es wirklich sehr interessant klingt.
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo Eva,
wer weiß, was dieser Sand bei seinen Untersuchungen alles herausgefunden hat. Vielöleicht wurde einiges in der Vergangenheit Personen zugeschrieben, dass nicht deren Werke waren? Wäre ja nicht das erste Mal, dass dies in der Geschichte so vorgenommen wurde.
Leider gibt es derzeit nichts Genaueres zu erfahren bzgl. seiner Nachforschungen. Dazu müsste man wohl erst einmal sein Buch lesen. Deshalb hoffe ich sehr, dass es auf Deutsch baldmöglichst übersetzt wird.
Überhaupt scheint sich auch einiges unter den Historikern zu bewegen. In der Woche vom 13. bis 19. Oktober 2008 fand in der französischen Stadt Blois eine außergewöhnliche, vielleicht sogar folgenschwere Zusammenkunft von System-Historikern statt. Der Aufruf wurde vom ehemaligen französischen Kulturminister, jetzt Bürgermeister von Blois, Jack Lang, gestartet. Jack Lang ist übrigens selbst Jude. Es trafen sich hochkarätige Persönlichkeiten der offiziellen Geschichtsschreibung. Leider drang von diesem Treffen nicht sehr viel an die Öffentlichkeit. Doch interessant ist das Wenige und in meinen Augen auch Wesentliche, was man im Internet dazu herausfinden konnte:
Die anwesenden Historiker und auch andere anwesende Persönlichkeiten, die zu diesem Kreis gehören, unterzeichneten dort einen Apell an alle EU-Staaten. Jene Historiker werden oft als "Auftragshistoriker" bezeichnet oder als "Auftragsmörder der Zeitgeschichte". Und ausgerechnet jene haben nun diesen Apell in Gang gebracht. Inhalt des Apells:
Sie verlangen "Freiheit für die Geschichte"
Am Ende der Konferenz verfassten die Teilnehmer einen 'Appell von Blois', in dem sie sich gegen Einschränkungen ihrer wissenschaftlichen Arbeit wehren. 'Freiheit für die Geschichte' fordert der Historiker Pierre Nora, der schon seit Jahren wahrnimmt, dass sowohl durch Gesetze als auch Klagen, zum Beispiel gegen Bücher, die Arbeit seiner Zunft eingeschränkt wird. Oft sind es Minderheitenverbände, die aktiv werden. Manchmal ist es aber auch der Staat " (Welt, 20.10.2008, S. 7)
Auszug:
Die Verfolgungsregime Europas wurden frontal angegriffen. Der britische Historiker Timothy Garton Ash soll in diesem Zusammenhang die BRD als "Eiterherd der Menschenverachtung" bezeichnet haben. Ob das stimmt, können wir derzeit nicht bestätigen. Der Auftrags-Historiker beschwerte sich jedenfalls, daß er und seine Kollegen mit Maulkorb belegt und zu einer Art "Erinnerungspolizei" gemacht worden seien: "Zu den Unterzeichnern gehört auch der britische Historiker Timothy Garton Ash, der in einem Beitrag im 'Guardian' vom 16. Oktober an die Regierungen aller Länder appelliert, den Historikern die freie Debatte zu lassen und nicht zur 'Erinnerungspolizei' zu werden." (Welt, 20.10.2008, S. 7)
Leider wurde der ganze Apell nicht veröffentlicht.
U.a. ging daraus noch hervor, daß der "Historiker Pierre Nora von Zensur und 'retrospektiver Moralisierung' spricht." (Welt, 20.10.2008, S. 7) Und wem der Hinweis auf "retrospektive Moralisierung" der Geschichte nicht ausreicht, der wird durch die offene Anklage gegen die BRD-Verfolgungsministerin Brigitte Zypries schockierende Ernüchterung erleiden: "Besonders die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries, die einen europaweiten Gesetzesvorstoß gegen die 'Trivialisierung' von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit bis zu drei Jahren Gefängnis ahnden will, findet seine harte Kritik." (Welt, 20.10.2008, S. 7)
Hier hat die WELT gefälscht. Verfolgungsministerin Zypries hatte nämlich explizit verlangt, die "Trivialisierung des Holocaust" EU-weit mit drei Jahren Haft zu bestrafen, womit sie zunächst scheiterte. Es ist lächerlich, einer Historikerkonferenz zu unterstellen, sie hätte sich zu einer Rassismus-Diskussion eingefunden. Das Motto der Konferenz lautete eindeutig: "Freiheit für die Geschichte, keine Erinnerungspolizei". Aber die WELT wagte es nicht, dieses Ziel deutlich auszusprechen und gegen wen und was der Appell von Blois hauptsächlich gerichtet ist. Tomothy Garton Ash klagte also Frau Zypries und ihre BRD-Spießgesellen offen an, sie wollten die Historiker zu Helfern einer "Erinnerungspolizei" machen und die freie Forschung auch im übrigen Europa unter Strafe stellen.
Interessant auf jeden Fall, dass ausgerechnet die "Auftragshistoriker" sich nun eigentlich gegen ihre "Auftraggeber" wenden/wehren.
Hier ein Wortauszug des "Appells von Bloir":
Die Geschichte darf kein Sklave der Aktualität sein noch unter dem Diktat konkurrierender Erinnerung geschrieben werden. In einem freien Staat steht es keiner politischen Autorität zu, die historische Wahrheit zu definieren und die Freiheit der Historiker unter der Androhung von Strafen einzuschränken.
Wir rufen alle Historiker auf, ihre Kräfte in ihren jeweiligen Ländern zu sammeln und unseren Strukturen vergleichbar aufzubauen. Jeder soll unverzüglich diesen Appell unterzeichnen, um die Pläne für Gesetze zum historischen Erinnern aufzuhalten.
Die verantwortlichen Politiker - die für den Erhalt der kollektiven Erinnerung eintreten - rufen wir dazu auf, sich bewusst zu machen, nicht durch das Gesetz und für die Vergangenheit staatliche Wahrheiten aufzustellen, deren juristische Anwendung schwerwiegende Folgen für die Historiker und die intellektuelle Freiheit im Allgemeinen haben.
In einer Demokratie ist die Freiheit der Geschichte die Freiheit aller.
Die Welt, 20.10.2008, S. 7
Zu den Unterzeichnern des "Appell von Bloir" gehören:
Aleida und Jan Assmann (Konstanz/Heidelberg) Elie Barnavi (Tel Aviv) Luigi Cajani (Rom) Hélè Carrère d'Encausse (Paris) Etienne François (Berlin) Timothy Garton Ash (Oxford) Carlo Ginzburg (Bologna) José Gotovitch (Brüssel) Eric Hobsbawm (London) Jacques Le Goff (Paris) Karol Modzelewski (Warschau) Jean Puissant (Brüssel) Sergio Romano (Mailand) Rafael Valls Montes (Valencia) Henri Wesseling (Den Haag) Heinrich August Winkler (Berlin) Guy Zelis (Louvain)
Auf jeden Fall ein sehr wichtiger Aufruf. Zudem auch sehr wichtig, dass er von den Geschichtsschreibern gestartet wurde.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo Lilu,
der "Aufstand" der Historiker und vor allem die Geheimniskrämerei darüber ist schon etwas merkwürdig. Da haben vielleicht gravierendere Geschichtsfälschungen stattgefunden als wir ahnen.
Was nun die Könige Salomon, David und Hiskia betrifft, die sind eigentlich schon ziemlich lange ganz gut belegt. Der Tempel Salomons z. B. wird auch bei den Persern erwähnt, die ja, ich glaube um 500 v. Chr. herum, das Heilige Land eroberten.
Was mir beim nochmaligen Durchlesen Deines Eingangsbeitrages aufgefallen ist, dass Sand davon spricht, in Israel würde gelehrt, dass die Römer die Juden vertrieben haben. Davon höre ich zum ersten Mal. Bei einschlägigen Werken diesbezüglich heißt es bei uns, dass die Römer das Land besetzten, aber keine Vertreibungen. Es wäre also möglich, dass in Israel eine etwas andere Historie gelehrt wird als bei uns.
Hoffe auch, dass es von dem Buch bald eine deutsche Übersetzung gibt bzw. es auch bei uns erhältlich ist.
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo @ll,
passend hierzu gab es am 25.10.08 eine Sendung auf ARTE, welche ich leider verpasst habe, in der es um archäologische Artefakte, die König Salomon zugeschrieben wurden, ging. Hier mehren sich jetzt Stimmen aus Israel, dass diese Funde Fälschungen sind und somit die Zeit König Salomons und die Existenz des selbigen nicht mehr archäologisch untermauert werden könnten.
Also in Israel selbst scheint sich ja einiges anzubahnen, bleibt die Frage, wohin das führen wird?
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo Eva
Schade, das hätte ich gerne gesehen *seufz* Leider gucke ich nie Arte. Gucke eh schon sehr wenig fern und an manche Sender denke ich gar nicht, dass es die auch gibt.
Vielleicht erfahren wir ja in Kürze trotzdem an anderer Stelle noch einiges darüber, da man ja anscheinend auch in den offiziellen Medien beginnt darüber zu berichten.
Wo das hinführen soll? --> Der Wahrheit ein Stück näher? Doch ich glaube auch, dass mit jedem gravierenden Schritt - was die Menschheitsgeschichte betrifft - in Richtung Wahrheitsfindung und Auflösung von Geschichtsverfälschungen/Lügen, wir uns ein wenig dem Glaubenschaos annähern, womit ich meine, dass viele gläubige Völker in ein Glaubenschaos stürzen könnten, weil sie plötzlich die Welt nicht mehr verstehen oder ihre bisherige Glaubenswelt plötzlich zusammenstürzen könnte.
Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, wie die Entwicklung hier vorwärts geht und was es in naher Zukunft vielleicht schon neues darüber zu berichten geben wird.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Ich habe soeben noch einen Bericht im Internet gefunden. Vielleicht sollte es in der Fernsehsendung ja um folgendes gehen (?):
Jesus-Knochenkasten und Salomo-Tafel sind Fälschungen
Jerusalem. Die beiden jüngsten vermeintlich spektakulären archäologischen Funde aus Israel sollen gefälscht sein. Das ergab eine Untersuchung der israelischen Altertumsbehörde, über die das israelische Fernsehen am Sonntagabend vorab berichtete.
Ein antiker Knochenkasten mit der Aufschrift "Jakob, Sohn des Josef und Bruder des Jesus" sollte der erste Beweis für die historische Existenz des Jesus von Nazareth sein. Eine Schrifttafel, die angeblich aus dem Salomonischen Tempel stammte, sollte die Existenz des so genannten Ersten Tempels belegen.
Beide archäologischen "Funde" aus dem Privatbesitz des Tel Aviver Sammlers Oded Golan machten im vergangenen Jahr weltweit Schlagzeilen. Die Untersuchung der Antikenbehörde soll in dieser Woche nach Übergabe an das Erziehungsministerium veröffentlicht werden.
"Unmögliche" Patina
Laut TV-Bericht prüften zwei Archäologen-Teams die Form der in den Stein geritzten hebräischen Buchstaben sowie die Patina. Letztere bildet sich durch Einflüsse von Witterung, Wasser und Mineralien, wenn steinerne Funde über Jahrhunderte in der Erde lagern. Nach Expertenmeinung konnte die Patinaschicht auf beiden Fundstücken "wegen der seit 2.000 Jahren im Land bestehenden Wasserverhältnisse unter keinen Umständen entstehen". Golan sagte dem Sender, dass er den Ergebnissen der Untersuchung nicht glaube. Es müsse noch eine "unabhängige und objektive" Untersuchung im Ausland folgen.
Beim Transport zerbrochen
Der Knochenkasten war nach seiner "Entdeckung" im Keller des Sammlers zu einer Ausstellung nach Kanada geschickt worden und auf dem Weg zerbrochen. Auch die vermeintliche Tafel aus der Zeit des Königs Jehoasch zerbrach, als die Polizei sie in Golans Wohnung sicher stellte und zur Antikenbehörde brachte. Hätten sich beide Fundstücke als echt erwiesen, hätten sie einen Millionenwert.
Vom "Tempel Salomos" gibt es wegen mehrfacher Zerstörungen und Neubauten an gleicher Stelle im Laufe der vergangenen 3.000 Jahre bis heute keinen einzigen archäologischen Fund. Ausgrabungen auf dem Tempelberg, der seit 1.400 Jahren unter muslimischer Verwaltung ist, sind strikt untersagt.
Quelle: Kipa/Livenet
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Und über den Inhalt der Sendung fand ich folgende Zusammenfassung (Leider war der 25.10. schon der Wiederholungstermin ):
Aus Israel stammen Verlautbarungen, die weltweit zu Verunsicherung führten, da sie Teile der biblischen Geschichte infrage stellen. Nach Behördenaussagen handelt es sich bei verschiedenen Fundstücken, die aus der Zeit König Salomons stammen sollen, um äußerst raffinierte Fälschungen. Sollten diese Aussagen zutreffen, verlieren Museen auf der ganzen Welt wertvolle Kunstschätze. Aber es geht auch um den Wahrheitsgehalt biblischer Geschichten, deren einziger archäologischer Beleg diese nun als Fälschungen entlarvten Gegenstände waren.
Im Jahr 2001 wurde dem Israel-Museum in Jerusalem eine angeblich aus dem Tempel Salomons stammende Schrifttafel zum Kauf angeboten. Eine Prüfung durch Spezialisten der israelischen Altertumsbehörde ergab, dass es sich bei dieser Tafel sowie bei einem Gefäß, das die Gebeine Jakobs enthalten haben soll und diesen als den Bruder von Jesus auswies, um sehr gute Fälschungen handelte. Nach Ermittlungen in mehreren Ländern vermuteten die Behörden, die gleichen Betrüger hätten seit über 20 Jahren zahlreiche biblische Gegenstände gefälscht. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass es sich bei vielen in Israel und weltweit hoch verehrten Reliquien um raffinierte Fälschungen handelt. Laut Polizei habe man es möglicherweise mit dem größten Antiquitätenbetrug aller Zeiten zu tun. Die Gegenstände, die im Zentrum der Ermittlungen stehen, haben sehr hohen Symbolwert. Sie sind der einzige archäologische Beleg für die biblische Geschichte um David, seinen Sohn Salomon und das Reich, über das sie herrschten. Denn entsprechende archäologische Stätten wurden nie entdeckt. Es existieren lediglich einige unschätzbar wertvolle Artefakte. Dabei handelt es sich um Siegel, Schrifttafeln und Öllampen aus der entsprechenden Zeit. Ihre Inschriften stimmen mit den biblischen Texten überein. Doch genau die Authentizität dieser in Museen auf der ganzen Welt aufbewahrten Objekte werden heute infrage gestellt.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo Lilu,
danke für die sehr interessanten Infos. Auch ich hätte die Sendung gerne gesehen, zumal ich die Thematik hochinteressant finde: aber verpasst ist leider eben verpasst. Vielleicht gibt es ja noch einmal eine aktualisierte Sendung darüber, würde mich freuen.
Zitat: Lilu Doch ich glaube auch, dass mit jedem gravierenden Schritt - was die Menschheitsgeschichte betrifft - in Richtung Wahrheitsfindung und Auflösung von Geschichtsverfälschungen/Lügen, wir uns ein wenig dem Glaubenschaos annähern, womit ich meine, dass viele gläubige Völker in ein Glaubenschaos stürzen könnten, weil sie plötzlich die Welt nicht mehr verstehen oder ihre bisherige Glaubenswelt plötzlich zusammenstürzen könnte.Diese Gefahr besteht sicherlich, andererseits werden sich tief Gläubige wohl eher nicht von Fakten überzeugen lassen und entsprechend ihren Glauben ändern (Beispiel: Kreationismus).
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?
Hallo @ll,
nachstehend noch ein interessanter Link hierzu. Scheint sich auch hier einiges zu tun...jedenfalls scheint es ziemlich kontrovers zuzugehen.
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)