Ebbes Asyl - Gedichte und Texte, selbst verfasst .../... Kommentare erwünscht!

MÄRCHEN, Fabeln etc.

MÄRCHEN, Fabeln etc.

Bitte hier nur eigene "Werke" einstellen!

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(Mondfoto von JanLiederjan; mit Hexe verunstaltet von Insu .)

Die Mär von der Xanthippenlaus

Die Mär von der Xanthippenlaus

Xanthippe hatte eine Laus,
die fühlte sich bei ihr zu Haus.
Doch die Xanthippe warf sie raus.
Da macht' die Laus sich gar nix draus.
Sie fuhr nach Xanten,
zu Bekannten,
und suchte sich wen anders aus.
Kaum war die Laus
raus aus dem Haus,
da sehnt' das Weib sich nach der Laus.
Xanthippchen heulte: "Oh, welch' Graus,
wie hält mein Pelzchen, das so kraus,
es ohne diese Laus nur aus?!..."
Sie schickte Diener schnell hinaus,
zu suchen ihre süße Laus.
Die Boten liefen - ei-der-Daus -
von Stadt zu Stadt, von Haus zu Haus,
und fanden
in Xanten
die einst geschmähte kleine Laus.
Die saß grad auf 'ner fetten Maus
und saugte dort in Saus und Braus
dem Tierchen fast das Leben aus.
Die Boten,
die drohten:
"Wenn du nicht kommst mit uns nach Haus,
so ist's mit deinem Leben aus.
Xanthippe macht dir den Garaus!"
Da sattelte die Laus die Maus
und ritt in Windes-Eil' nach Haus.
Der rote Teppich lag schon d'rauß'.
Xanthippe und die süße Laus,
die schwor'n sich Treue! ... Schluss jetzt. Aus!

(Da sag noch mal einer, es gäbe kein Tier mit X !)  




Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Märchen - die Wahrheit

(ja - so schaugts aus)

Hänsel und Gretel - kannten sich nicht
von Anfang an ... zu An-gesicht !!
Sie lag dort bei den sieben Zwergen,
jedoch am Meer, nicht in den Bergen,
in ihrem Sarg aus Silberglas
und träumte nur: "Was-soll-denn-das?!"

Er, Hänsel, saß als Frosch verzaubert
auf gold'ner Kugel noch. Er zaudert',
aus dem vertrauten tiefen Nassen
hüpfend den Brunnen zu verlassen.
Die Königstochter, die ihm täglich
ihr Ständchen bracht', jault' unerträglich.

Rapunzel ließ ihr Haar herunter,
entzaubert' ihn, zeigt' Liebeswunder.
Doch Hänsel triebs wie Hänschenklein;
wollt weiter in die Welt, - allein,
verließ den süßen Liebeskumpel
trotz schönstem Zopf. - "Adieu Rapunzel."

In erster Nacht fand er alsbald
ein Rosenschloss im finstern Wald.
Einhundert Jahre stand es dort
an diesem still-verwunsch'nen Ort.
Und alles lag in tiefstem Schlaf, -
Prinzessin, Fee, Koch, Spindel, Schaf.

Dornröschen!! Hänsel wollt sie wecken,
begann mit Küssen sie zu necken.
Jedoch, als sie dabei erwachte, ...
ihr Aaatem, hundertjährig, brachte
kein Glück. Er wich zurück und stutzte,
- da sie die Zähne niemals putzte.

Drum, besser gleich als viel zu spät,
macht' schnellstens er sich auf den Weg
und traf im Märchenwald sodann
ein kleines Rumpelstilzchen an,
das schluchzend um ein Feuer schlich,
weinte, die Gretel mög' ihn nicht.

"'Ne Gretel?, wer ist das nun wieder?",
beugt Hänsel sich zum Gnome nieder.
Doch dieser ward zum Nackten Bär,
der brummt': "Bring mir Schneeweißchen her
und Rosenrot. Ich bitt' dich sehr.
Nach Gretel fragst du?, ... lebt am Meer."

Da, aus dem nahen Knusperhause,
flog eine Hexe mit Gebrause
auf ihrem Besen durch die Luft;
die stank nach Schnaps und Knoblauchgruft
und rülpste kichernd (diese Matz!):
"Die Gretel kriegst du nie, mein Schatz."

"Willst du die schönste Maid erringen,
musst du beim Riesen dich verdingen,
ihn, wenn er schläft, rasier'n, bezwingen,
mir drei der gold'nen Haare bringen."
Dies hörte, hinter einem Stein,
das mutig-tapf're Schneiderlein.

- Und sprach, umringt von sieben Fliegen
(wollt' es diiie nicht schon längst besiegen?):
"Schenk' mir dein Marmeladenbrot,
so schlag' ich dir den Riesen tot."
Gesagt, - getan.
Der Deal gelang!

Die Hexe gab, mit tiefem Grollen
(sie hatt's ja eigentlich nie wollen)
dem Hänsel noch zwei Fingerknochen,
die sehr nach Pfefferkuchen rochen,
und einen Straßen-Wege-Plan.
Hans meinte mutig: "Pack' mer's an!"

Er wandert' über sieben Berge,
sah bald von Weitem schon sechs Zwerge,
die fröhlich singend Austern säten.
Der siebte wachte grad' bei Greten,
die träumend lag, und gar nicht weit,
im Sarg, - mit ihrem süßen Leib.

"Schön wie Schneewittchen!", dachte Hans,
"- wenn die mich liebt, ich glaub', die kann's..."
Er kramt' hervor die Knöchelchen,
sticht's in die Nasenlöchelchen
von Gretel, - wie die Hexe riet.
Zu tief! Gret nieste - und verschied.

Der Hänsel stürzt' sich in den Brunnen;
das Wasser drang ihm in die Lungen.
Die Königstochter leicht nur schniefte,
da sie schon längst Rapunzel liebte.
Tja, Märchen sind brutal, ihr Lieben.
Wie's Leben halt, - nicht übertrieben.

© Insu



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Anthrazit
(Kindermärchen)

Es war einmal ... vor langer langer Zeit im fernen Land Sudan.
Da erblickte ein hübscher grauer Elefantenjunge das Licht der Welt.
Anfangs ging es ihm recht gut. Doch da sich seine Eltern ihr Leben als Arbeitselefanten verdienen mussten, wurde auch er schon bald dazu erzogen, schwere Lasten für die Menschen zu heben und zu schleppen. Diese gaben ihm wegen seiner schönen Hautfarbe den Namen ’Anthrazit’, bürdeten ihm jedoch, da sie seine Stärke sahen, von Tag zu Tag mehr Palmenholz auf seine jungen Schultern und seinen doch noch so empfindlichen Rüssel. Sehr oft weinte der kleine Elefant ob der schweren Arbeit, die all seine Kraft forderte und ihm keine Freude an seinem jungen Leben ließ.
Nun trug es sich zu, dass im Palastgarten des Königs Al-Baschir ein neuer Pavillon erbaut werden sollte. Das große goldene Tor wurde sperrangelweit geöffnet, um alte, junge, große und kleine Elefanten mit schweren Steinen, Baumstämmen und anderem Baumaterial einzulassen. Auf seinem Weg durch den königlichen Garten entdeckte der kleine Anthrazit einen verborgenen, grün glitzernden Teich, in dem die wunderlichsten und schönsten Fische schwammen. Und immer, wenn die Elefantentreiber nicht genau aufpassten, stand der junge Elefant staunend am Wasser und freute sich am bunten Schillern und Blubbern der Fischchen, die neugierig durchs Wasser guckten und bald nur ihm zuliebe kleine Purzelbäume durch die Luft schlugen.
Doch nach ein paar wenigen Wochen ward die Hilfe der Elefanten nicht mehr nötig. Als Anthrazit eines frühen Morgens der Peitsche seiner Antreiber entkam und zum Palaste lief, fand er das goldene Tor fest verschlossen. Mit langen Säbeln bewaffnete Wächter standen davor und ließen niemanden in den königlichen Park. Traurig schlich der Elefantenjunge an der hohen Palastmauer entlang. Sein Herz bebte, seine Brust hob und senkt sich immer mehr, - und damit begannen auch seine langen Ohren zu flattern. Stärker und stärker. Gar kräftig schlugen die Elefantenohren, flapp-flapp-flapp; da - auf einmal erhob sich der ganze kleine Anthrazit, schwebte wie ein Hubschrauber empor - und über die Mauer. Wie groß war doch die Freude, nicht nur die des Elefanten, nein, auch die der Fische, die ihn mehrere Tage lang vermisst hatten. Nie zuvor sprangen sie so hoch aus den Wellen und blubberten so süß mit ihren kleinen Schmollmündern. Dabei fiel dem jungen Anthrazit besonders ein kleines goldenes Fischlein mit roten Kiemen und Augen auf, das so hoch springen konnte wie kein anderes ihrer Freunde. Und dieser kleine wunderschöne Fisch, dies sah Anthrazit ganz genau,  blinkerte ihm besonders lieb mit langen glitzernden Wimpern zu, wenn es sein Gesichtchen aus dem Wasser hob.  So heftig schlug das junge Herz in der Elefantenbrust, dass es Anthrazit einen wohligen Schauer nach dem anderen über seine dicke Haut jagte. Doch konnte er sich auch nicht genug und satt sehen an diesem Paradies, so musste er trotzdem täglich zurück zu den anderen Elefanten und zu seiner Arbeit.
Die Tage gingen dahin. So oft es Anthrazit gelang, der Sklavenarbeit zu entfliehen, flog er über die Palastmauer und erholte und erfreute sich am Fischweiher. Bis, - ja, bis es ihm eines Tages nicht mehr gelang, sich in die Lüfte zu erheben. Er war zu groß, zu dick und zu schwer geworden.
Rund um den Garten suchte Anthrazit nach einem Weg hinein zum schönen Teich.
An die Rückseite des königlichen Parks grenzte ein dichter Dschungel. Und da fand unser junger Elefant ein verfallenes, geborstenes Holztor, fast gänzlich von Efeuranken verborgen und gerade so breit und hoch, dass er sich hindurch zwängen konnte.
Von da an saß Anthrazit wieder, wann immer er sich von seiner Arbeit davonschleichen konnte, am Teich, kühlte seinen wunden Rüssel im frischen Wasser und freute sich des fröhlichen Treibens der Fische und am zarten vorsichtigen Knabbern seines Lieblingsfischchens an seinen ins Wasser baumelnden Beinen.
Eines Abends fing es gar fürchterlich an zu regnen und wollte überhaupt nicht mehr aufhören. Es goss buchstäblich wie aus Kübeln. Der Teich füllte sich schnell bis zum Rande  und die Fische drohten allesamt hinausgeschwemmt zu werden. Schnell steckte Anthrazit seinen Rüssel ins Wasser und soff und soff und soff, solange, bis es aufhörte zu regnen. Alle Lebewesen im Fischteich atmeten erleichtert auf und blubberten voller Freude und Dankbarkeit. Doch der junge Elefantenmann war bis  zum Bersten gefüllt und konnte einfach das viele Regenwasser nicht wieder hinauspusten, da er sich vor Schreck und Saugen und Saugen total verkrampft hatte.Er wankte zum alten Tor. Doch, - ohweh! Da passte er mit seinem dicken Wasserbauch nicht mehr hindurch.
Ratlos und voller Sorge tappte Anthrazit zurück zum Teich. Er fürchtete, seine menschlichen Herren würden ihn suchen, finden, bestrafen und vielleicht gar einsperren. Da stolperte er in seiner Unbeholfenheit über einen Stein, und -plumps, stürzte er kopfüber in den Teich. Ohje. Durch den enormen Platsch und Anthrazits Körpergröße und Dicke schwappte fast sämtliches Wasser aus dem Teich. Die armen Fischlein lagen zuckend in den übrig gebliebenen Pfützen und jappsten und schlugen ängstlich mit ihren kleinen Kiemen. Geistesgegenwärtig trommelte sich der junge Elefant mit beiden Vorderbeinen fest auf seinen dicken Bauch, bis sich das Wasser, endlich, daraus ergoss und in Schwällen aus dem Elefantenrüssel in den Weiher plätscherte. So hatte alles wieder seine Ordnung.
Anthrazit fühlte sich, fröhlich mitten im Teiche sitzend, so wohl, dass er sich wünschte, immerdar hier bei seinen kleinen bunten Freunden und vor allem bei seiner schönen, süßen Freundin bleiben zu können. Und diesen Wunsch trompetete er mit einem Male laut hinaus. So laut, dass alle Vöglein im Garten verstummten und die Welt vor lauter Staunen stehen zu bleiben schien. Ein Rumpeln ertönte, weit aus der Tiefe des Teiches kommend,  große Blasen stiegen von dort nach oben, - und mit ihnen eine dicke Kröte. Doch diese erschien nicht hässlich oder gar Furcht einflößend; denn ihre Haut trug die Farben eines wunderschönen Sonnenuntergangs, und aus ihrem Gesicht strahlte Güte und Lieblichkeit.
“Anthrazit”, sagte sie mit einer zarten Elfenstimme, “lange bist du mir schon bekannt. Ebenso bekannt sind mir die Träume, die du tief in deiner Brust trägst. Da du ein gutes Herz besitzt und ich all deine Gedanken ebenso wie deinen ehrlichen Wunsch, hier bei uns zu bleiben, sehen kann, werde ich dir diesen gerne erfüllen. Aber, - in deiner jetzigen Gestalt wirst du hier bei uns nicht leben können.”
“So sag mir, was ich tun kann, um auch so ein kleiner zarter Fisch wie meine liebe  schöne Freundin hier zu werden, und ich werde alles Nötige daran tun”, meinte da Anthrazit. “Nichts leichter als das”, sprach die Kröte und schnippste einmal laut mit ihren Zehen.
Nichts änderte sich; - banges Warten eine ganze Weile lang. Doch mit einem Mal fing Anthrazit an zu schrumpfen, zuerst gaaanz langsam, dann schneller und schneller, bis er nur noch die Größe einer Menschenfaust hatte. Seine Gestalt streckte sich, seine Knochen wurden zu Gräten, es wuchsen ihm Kiemen, - nur seine Nase blieb ein kleiner Elefantenrüssel.
Aus dem jungen kräftigen Elefanten war ein kleiner Elefantenrüsselfisch geworden, der sich bald mit dem schönen goldenen Fischlein vermählte und …
… und wenn sie nicht gestorben sind, so schwimmen sie noch immer vergnügt und glücklich in ihrem Teich im schönen Königsgarten.

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<url=http://de.wikipedia.org/wiki/Elefantenr%C3%BCsselfisch></url>

© Insu 



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Das Apfelsinchen

Es war einmal ... ein Apfelsinchen.
Man nannte es nur Mandarinchen,
da es so klein gewachsen war, -
und alle lachten's aus, fürwahr.

Das kleine Mandarinchen bangte,
ob's auch mal Größe wohl erlangte
wie all die andern auf dem Baum.
Doch blieb's ein Apfelsinen-Traum.

Und als die Erntezeit gekommen
in der Oase, da erklommen
die säftegeilen Beduinen
den schönen Baum der Apfelsinen.

Die Früchte fielen mit Geschrei
- und alles ward sehr schnell vorbei;
denn bis zur Stunde Mitternacht
hatte man sie zu Saft gemacht.

Doch ein's der Früchtchen konnt' sich retten,
sich hinter grünem Laub verstecken,
da es so klein geraten war.
Gott Allah nahm den Dankspruch wahr.

Den hörte auch ein Beduinchen
und fand alsbald das Mandarinchen,
das zitternd hoch im Baume saß,
dann - stürzte ins Oasengras.

"Oh Göttlich-Apfelsinen-Schönchen!",
besang's das Beduinensöhnchen, -
"Nie, niemals könnt' ich mich vergessen,
dich je zu trinken, dich zu essen.

Gold und orange und sonnengelb
hast du mir heut den Sinn erhellt.
Du wunderschöne edle Frucht;
- so lang hab' ich nur dich gesucht!"

Es drückt das kleine Beduinchen
ans Herz das süße Mandarinchen.
Das rief, in Not!: "Mensch, mach kein Quatschschsch..."
Schon war es Apfelsinenmatsch.

© Insu 



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Grillenmärchen

Eine klitzekleine Grille
sitzt im Walde, einsam, stille.
Unter dürren alten Fichten
liegt ein Buch, "alte Geschichten".
Grillenmädchen - mit Genuss -
liest vom Anfang bis zum Schluss,
was in längst vergessnen Tagen
einst sich hatte zugetragen.

Gibts auch viele der Legenden,
eine wird ihr Leben wenden:
Im Gebirge, dem der Riesen,
soll ein Gnom die Welt genießen.
ER hat es ihr angetan -
RÜBEZAHL, oft unbeugsam,
rau und kantig, doch auch edel,
bengelhaft, mal lieb, mal Flegel.

Heftig pocht das Grillenherzchen,
lässt vergessen alle Schmerzchen,
die der Einsamkeit, vom Sehnen.
Grillchen will sich nie mehr grämen.
Grillen sind bekanntlich schlau,
deshalb weiß die Grillenfrau:
RÜBEZAHL - IHN muss es geben!
Der Gedanke lässt sie beben.

Sofort fängt sie an zu graben,
weil die Stimmchen in ihr sagen,
dass ER sich am andern Ende
ihrer kleinen Welt befände.
Voll Elan mit aller Kraft
hats Frau Grille bald geschafft,
kann in ihren Tunnel kriechen -
und verschwindet in den Tiefen.

Als sie fast nichts mehr vermöchte,
und am Ende ihrer Kräfte
angelangt, schon ganz verzweifelt
- hoffnungslos ins Leere greifend -,
fällt sie, stürzt sie, und sie schreit,
ist zum Tod - für IHN - bereit.
Doch dann öffnet sie die Augen,
möcht den Anblick in sich saugen.

Vor ihr dunkelblaue Seen,
die sie liebevoll besehen.
Lippen, die sie zärtlich streifen. -
Ihre Grillenhändchen greifen
in den Schnurrbart. ER ist da,
ist ihr soo unendlich nah,
fing sie auf mit starken Händen.
Und ihr Glück - wird niiiemals enden.

© Insu
 



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

...

Und ihr Glück - wird niiiemals enden?

Grillenmärchen       -      2. Teil

Der Teufel grölt und lacht,
wobei er sich den Huf nass-macht:
"Du dumme Einfalt träumst doch nur;
-hohoo- von Rettung keine Spur.
Du fällst und fällst ins dunkle Loch
- so schwarz wie TodesRaben -,
das du dir selbst gegraben
- und hoffst auf Hilfe noch?"

Das Grillenmädchen jetzt
hält sich an einer Wurzel fest,
ist aus dem Traume schnell erwacht,
den ihr der schnelle Sturz gebracht.
Gedanken irr'n: "Nun ist es aus!"
"Der Tod will mich umgarnen;
der Teufel mich umarmen,
er macht mir den Garaus."

Der Satan kichert heiß.
- Dann Stille ... und dann - leis'
klingt durch die Schwärze ein Gesang
(fast - wird es Tod und Teufel bang).
Aus voller Brust das Grillchen zirpt ...
- Melancholie und Trauer
durchdringt der Erde Mauer.
Die Grille weint - und stirbt.

Tief unten - dort - im einem Loch
lebt Rübezahl im Traume noch.

© Insu
 



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Das sehnsüchtige Äffchen

ES war einmal ...
... ein kleines Affenmädchen namens Amour.
Das lebte seit seiner Geburt geborgen und fröhlich in einem großen Käfig des Zoos.
Dort hatte esimmer frisches Stroh, Spielzeug aller Art und mehr als genug der besten Leckerbissen.
Eines Abends entdeckte Amour die nicht ordentlich abgeschlossene Käfigtüre ...
Schon lange wohnten große Neugierde und Sehnsüchte nach dem unbekannten Draußen im kleinen Affenherz.
Vooorsichtig öffnete Amour das Gittertürchen, das nur ganz leise quietschte,
und schlüpfte hinaus in die Freiheit der aufregenden weiten Welt.
Lange wanderte das Äffchen herum, kam auch ganz gut zurecht, bestaunte dieses und jenes,
... bis, - - ja bis es eines schönen Tages eigenartige Musik hörte, die es magisch anzog.
In einem grünen Hinterhofe stand vor einem bunten Kasten ein großer Mann,
der an einem Rad drehte und diesem Gerät damit die schönsten Töne entlockte. Ein Drehorgelspieler.
Er hatte einen dichten Schnurrbart und Augen, die Amour nicht mehr losließen und das kleine Affenherzchen
erzittern ließen. Sachte, sich zur Musik langsam im Kreise drehend, näherte sich Amour dem Unbekannten.
Darauf hatte er gewartet, griff schnell nach ihr, legte ihr ein Band um den Hals und setzte sie auf seinen Leierkasten,
auf dem das tanzende Tierchen nun ihn und all die staunenden Menschen erfreute.
Sodann zogen sie gemeinsam weiter durch das wunderschöne Land.
Da Amour ob des vielen Tanzens oft sehr müde war, holte der große Mann eines Tags einen silbernen Schlüssel
aus seiner Tasche und steckte ihn dem Äffchen mitten ins Herz.
Es tat nicht sehr weh, da Amour dem Leierkastenmann zuliebe alles gerne ertragen wollte.
Sobald Amour müde wurde, drehte der, dem ihr Herz angehörte, das Schlüsselchen,
und schon konnte sie ihn erfreuen und sich wiederum und wiederum im Tanze drehen.
So ging es ein ganzes Jahr.
Doch dann bemerkte das Äffchen, dass der Mann sich mehr und mehr anderen Dingen zuwandte
und sie immer öfters vergaß. Sie tanzte und tanzte, nur ganz alleine für ihn, bis ihre Füßchen bluteten;
- doch sie konnte sein gleichgültig gewordenes Herz damit nicht mehr erreichen.
Amour stürzte in ihrer verzweifelten Müdigkeit hinab vom Leierkasten, der nun in einer dunklen Ecke lehnte
und an den sie noch immer durch ein starkes Band gekettet war.
Der Schlüssel fing an zu rosten, da der Mann nur noch ganz selten ein wenig daran drehte,
- gerade so viel, dass sie ihn nicht vergessen konnte und sich wieder an das schönste
Jahr ihres Äffchenlebens erinnerte.

(Ja, - und wenn sie noch nicht gestorben ist,
so liegt sie noch irgendwo, verstaubt und vergessen,
und träumt von ihrem Leierkastenmann
und diesem längst vergangenen Jahr seiner Zuwendung und Nähe,
in dem all ihre Sehnsüchte Wahrheit geworden waren.)



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Aaaber: ...

Das sehnsüchtige Äffchen     II.


... Der Leierkastenmann, der Dank des Äffchens zu Gut, Geld und Ansehen gekommen war,
ging auf Reisen und überließ das Hauswesen seinem Gesinde. Jedoch  - er fand keine rechte Freude.
Von Monat zu Monat dachte er immer öfter und intensiver an das kleine Affenmädchen,
das für ihn getanzt und ihn mit ihren vertrauensvollen Blicken beschenkt hatte.
Eine große Sehnsucht nach diesen großen lieben Augen, dem warmen glänzenden Fell und dem leisen
Geschnatter des Äffchens erfasste ihn. - Die Dienerschaft staunte nicht wenig, als ihr Herr auf einem
total erschöpften Pferde angallopiert kam, ins Haus stürmte und überall nach Amour suchte.
Er fand sie im Inneren des Leierkastens, fast verhungert, zerschunden, verschmutzt und am ganzen Leibe zitternd.
Sie schlug ihre wunderschönen Augen auf, sah ihn an und streckte mit letzter Kraft ihre Ärmchen nach ihm aus.
Als er sie behutsam vom Kasten losband und in seine Arme nahm, sah er, dass der verrostete Schlüssel noch in ihr steckte.
Ganz vorsichtig befreite er Amour vom Tanzschlüssel und küsste ihr blutendes Herz, das nun von Minute zu Minute genaß.
Amour wurde wieder gesund und Dank der liebevollsten Pflege so schön und fröhlich wie ehemals.
...
Und wenn sie nicht gestorben sind, so dreht sich Amour noch immer tanzend zur Musik ihres Leierkastenmannes,
sitzt auf seiner Schulter, schnattert ihm leise ins Ohr und küsst sein lachendes Gesicht. 

© Insu
 



Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Fantenmärchen

Es waren einmal ...
... zwei Elefanten, -
ein groooßer grauer Bulle und ein kleines rosarotes Fantenmädchen, die beide tagein,
tagaus für sich alleine im Dschungel spazierengingen. Keiner wusste vom anderen.
Doch da, eines Tages, kreuzten sich ihre Wege, und der große Elefant dachte bei sich
"ich weiiiiß nicht, ich weiiiß nicht ... doch die Kleine werde ich mir im Auge behalten".
Das rosarote Fäntchen zog weiterhin fröhlich und vor sich hin träumend durch den Busch.

Das gefiel dem Grauen. Er kramte in seinem Schatzkästlein, bis er das Richtige fand: Eine
rosarote Brille. Dieses wunderhübsche Stück hängte er an eine Liane, an der das kleine
Elefäntchen täglich auf seinem Rundgang vorbeikam. Die Freude der Kleinen war riesig,
als sie die Brille auf ihr dickes Näschen setzte und sich in einem nahen Tümpel bestaunte.
Doch noch etwas zeigte ihr der ruhige Wasserspiegel: Ein groooßes, großes rosiges Ding,
das ihr selbst glich. Als sie aufsah, begegneten ihre Augen dem runden neugierigen Blick
und einem wohlgefälligen Lächeln des großen starken Bullen. Das Fantenmädchen war
fasziniert. Von diesem Tag an folgte sie dem Dicken, der durch ihre rosa Brille so schön
und vollkommen wirkte, rosarot wie sie selbst, auf Schritt und Tritt. Sie suchte ihm die
schönsten Bananen, die saftigsten Gräser und das süßeste Zuckerrohr. Dabei bemerkte sie
nicht, dass er sie, als er ihrer Liebe sicher war, kaum mehr beachtete, aber trotzdem in
ihrer grenzenlosen Verehrung badete wie in einer frischen Quelle.

Und eine Quelle war es, die eine Wende brachte. Eines Abends, als der große Graue
in seinem Lieblingswasserloch saß und sich vom rosaroten Fäntchen beduschen und
erfrischen ließ, rutschte die Kleine am schlammigen Ufer aus, krachte auf ihren runden
Elefantenpopo; - die Brille flog ihr vom rosa Rüssel, prallte auf einen Felsen und zerbrach.
Oh welch Unglück, oh welch ein Schreck ... So oft und so lange sich das Elefäntchen auch
die Äuglein rieb, das dicke alte graue Ungetüm im Teich blieb grau und dick und gefiel
ihr überhaupt nicht mehr. Nun sah und spürte sie auch, dass sie all ihre Kraft und Liebe
für nichts dahingegeben hatte, sah auch sich selbst im Wasserspiegel, ihre verbrauchten
Träume, ihr ausgezuzeltes Herz, ihren müden Blick.
Schnell lief die kleine rosa Elefantin in den nahen Dschungel, lief weit, weit fort und
versteckte sich im Dickicht, so lange, bis sie wieder genesen war.

Noch einige Male sah sie an den Lianen neben ihren gewohnten Wegen hübsche rosarote
Brillen baumeln, doch sie würdigte diese keines Blickes. Und so dauerte es nicht allzu lange,
bis sich die Tiere des Urwalds wieder über ihre kleine dicke Rosarote freuen konnten, die,
meist sehr fröhlich, doch auch vor sich hinträumend, durch den Busch tanzte.

© Insu