"Du sollst mir aber keinen Antrag machen, um mir das zu beweisen und du sollst mich auch nicht heiraten um mir das zu beweisen. Du solltest mir diesen Antrag machen weil du mich liebst und du solltest mich aus genau diesem Grund auch heiraten." Sie wusste das sie von ihm einiges verlangen konnte, aber das würde für ihre Zukunft ein schlechtes Omen sein, wenn er irgend etwas für sie tat nur um ihr etwas zu beweisen.
"Um Gottes Willen!!!" Wes warf die Hände in die Luft. "Sheila, bei aller Liebe, die ich für dich aufbringen kann. Eine Menge, wie du weißt, aber manchmal ist es sehr frustrierend. Ich habe dir diesen Antrag gemacht, weil ich dich liebe. Nur seitdem kann ich dir andauernd versuchen zu beweisen, dass es wirklich so ist und du nicht zu schlecht für mich bist. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Egal, was ich mache, alles ist falsch. Sag ich das, ist es nicht richtig. Mach ich das, ist es falsch, aber auf andere Art. Sag ich nichts, ist blöd, sag ich was, sag ich zuviel." Wes redete sich den Frust von der Seele.
Sheila wurde mit jedem seine Worte kleiner um kleiner. Sie sagte nichts dagegen da sie ja wusste das er Recht hatte. Aber sie fühlte sich in solchen Situation einfach von ihm angegriffen und sie war heillos überfordert mit der Situation. Im Grund war sie nicht mehr sie. Bevor sie Wes kennen gelernt hatte, war sie immer taff gewesen und sehr selbstsicher. Sie ließ sich von niemanden Schuldgefühle einreden und war auch nicht andauernd traurig. Sie ließ ihn seinen ganzen Frust von der Seele reden, das braucht er einfach mal.
"Du denkst mein Leben geht den Bach runter seit ich dich kenne? Was ist mit deinem? So wie du jetzt vor mir stehst, hättest du früher garantiert nicht gestanden. Das kann ich aus deinen wenigen Erzählungen ableiten. Ich hab dich verändert und mit jedem Streit kommt es mir mehr und mehr so vor, als wäre es zum Schlechteren. Tut mir Leid, dass ich dir was auch immer angetan habe. Wollte ich wirklich nicht." Wes hatte eine verdammt gute Beobachtungsgabe.
"Du hast mir rein gar nichts angetan. Ich habe einen Menschen der mir Geborgenheit schenkt, die ich sonst nirgendwo in der Form bekomme. Wenn ich morgen aufwache liegt zumindest an den Wochenende immer jemand neben mir, sonst war ich immer alleine. Jetzt könnte ich dich wahrscheinlich um 2 Uhr morgens aus dem Bett klingeln, wenn es mir wirklich schlecht ging. Ich habe endlich einen Menschen gefunden für den ich fast alles tun würde und für den ich auch das Risiko verletzt zu werden mit Freude eingehe. Das alles hatte ich davor nicht."
"Und warum bist du dann so unglücklich? Warum redest du von eventuellen Trennungen in der Zukunft und dass du an die große Liebe nicht glaubst? Wieso bist du dir so unsicher, dass du mir nicht reichen könntest? Ich versteh das einfach nicht." Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und schüttelte den Kopf.
"Weil ich so bin Wes, ich bin damit aufgewachsen niemand zu vertrauen. Mein Weltbild war so das jeder Mensch egal wie sehr er dich auch liebt dich mindestens einmal hinter gehen wird. Selbst meine Tante hat mich schon hintergangen. So wie du deinen Charakter nicht ändern sollst so kann ich nicht so einfach meine ganze Vergangenheit wegwerfen. Außerdem hab ich dir ja gesagt das ich mich gerne überzeugen lasse von dir."
"Aber du lässt dich nicht überzeugen und das ist das Problem. Ich verstehe, dass deine Vergangenheit dich geprägt hat. Dass sie Einfluss auf deine Gegenwart hat. Aber manchmal denke ich, wir drehen uns im Kreis. Ich sag dir jedes Mal das Gleiche und du wirfst mir die gleichen Sachen vor. Das ist einfach frustrierend."
"Wenn ich nicht ein klein wenig zumindest an die große Liebe glauben würde, warum meinst du gehe ich dann mit dir nach New York und lasse meinen einzige Bezugsperson zurück. Ich meine du behälst David und hast ihn wenn es mal Sachen gibt die du einfach nicht mit mir machen kannst, aber ich habe da niemanden. Ich gehe mit weil ich jede Sekunde bei dir sein will. Das heißt irgend etwas in mir glaubt doch daran, an uns."
Wes sah sie an. "Trotzdem tut es weh, wenn du alles so nüchtern betrachtest und sagst, dass wir kaum eine Chance haben. ich bin nicht der romantische Träumer, aber das ist etwas zuviel Realismus für meinen Geschmack. Tut mir Leid." Traurig sah er zu Boden.