Neonazis mit Musik bekehren? Adé Bantu über Wut und Mut und die Vorbildwirkung des Popstars
Der Kölner Rapper initiierte das Projekt »Brothers Keepers«. Das neue Album der gleichnamigen Band erscheint am 25. April.
ND: Brothers Keepers entstanden vor fünf Jahren als direkte Reaktion auf den Neonazi-Mord an Alberto Adriano in Dessau. Ist Wut auch heute noch Ihre Antriebsfeder?
Bantu: Damals gab es zwei Möglichkeiten: Entweder gehe ich raus und ermorde ein paar Nazis oder ich versuche, meine Wut in Musik zu kanalisieren. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Gleichzeitig gründete ich den Verein, um ein Podium zu schaffen, von dem aus man politisch agieren kann. Musik allein reicht nicht aus, um eine bestimmte Ernsthaftigkeit zu erlangen.
Die neue Single der Brothers Keepers heißt »Bereit«. Wozu genau sind Sie bereit?
Einen schwierigen Weg zu gehen, um hier etwas geändert zu sehen. Vor allem in den neuen Bundesländern besuchen wir Schulen, um mit Jugendlichen zu kommunizieren. Wir stehen Pate für Lehranstalten, die sich aktiv an der Aktion »Schule ohne Rassismus« beteiligt haben. Zusammen mit lokalen Initiativen kämpfen wir auch dafür, dass Menschen, die abgeschoben werden sollen, einen Status bekommen.
Der Popstar als Vorbild für die verirrten Kids funktioniert das?
Wir sind nicht blauäugig. Von den lokalen Initiativen lassen wir uns vor den Treffen mit Jugendlichen ausführlich briefen über die Situation vor Ort. In den Klassen reden wir über die Ermordung von Adriano, um aus den Schülern etwas rauszukitzeln. Dabei kommt Merkwürdiges zu Tage, zum Beispiel von Kids, die von ihren Eltern zu kleinen Rassisten erzogen werden.
Die Möglichkeit, Neonazis mit musikalischen Projekten zu bekehren, dürfte eher gering sein, oder?
In den neuen Bundesländern ist es einfach in, Fascho zu sein. Wenn die aber merken, dass sie in der Minderheit sind und die meisten ihrer Freunde auf gute Musik mit einer toleranten Weltanschauung stehen, gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass die Kids sich selbst wiederfinden. Man darf ihnen die Tür nicht verschließen.
Welche Erfahrungen mit Rechtsradikalismus und Fremdenhass haben Sie in den alten Bundesländern gemacht?
In meiner Heimatstadt gibt es die Organisation Pro Köln. Das sind Rechtsradikale, die sich als Bürgerbewegung bezeichnen und Stimmung machen gegen Moscheen, Ausländer und so genannte Sozialschmarotzer. Hier gibt es nicht unbedingt diesen primitiven Rassismus, aber dafür umso mehr Rattenfänger. Wenn ich sehe, wie sich DVU und NPD verbrüdern und sich ein Biedermann-Image verpassen, kriege ich es mit der Angst zu tun.
Ihre Botschaften verpacken Sie in zum Teil sehr witzige Songs.
Mittlerweile haben wir eine Leichtigkeit erreicht und können über uns selbst lachen. In dem Moment entwickelt man eine bestimmte Stärke. Es ist wichtig, dass wir den verkrampften Zustand von Schock und Wut hinter uns gelassen haben. Es gibt Probleme in Deutschland. Aber die kann man lösen. Man darf dabei auch lachen.
Können Sie am veränderten Umgang mit Ihrer Person feststellen, dass sich die Gesellschaft in Deutschland bewegt?
Es wäre gelogen zu behaupten, dass sich nichts geändert hätte. Aber es ist ein langwieriger Prozess. Was wir definitiv brauchen, ist ein Antidiskriminierungsgesetz. Dann kann ich mich wenigstens auf ein Instrument berufen, wenn ich mich wegen meiner Hautfarbe benachteiligt fühle. Es ist unverschämt, wenn Roland Koch im Fernsehen sagt, das Antidiskriminierungsgesetz würde Arbeitsplätze gefährden. Damit spuckt er allen ins Gesicht, die auf solch ein Instrument angewiesen sind.
Initiator Adé Bantu zum Auftritt von Brothers Keepers im Schlachthof am 2. Juni
Aus Wut kann ein Song entstehen. Vom 01.06.2005
Als im Jahre 2000 der Schwarzafrikaner Alberto Adriano von rechtsradikalen Jugendlichen erschlagen wurde, schlossen sich afrodeutsche Musiker wie Afrob, Blaise, Bantu, Torch und Xavier Naidoo zum Projekt Brothers Keepers zusammen. Am 2. Juni sind sie im Schlachthof zu Gast. Dazu Fragen an den Initiator Adé Bantu.
Frage: Monsieur Bantu, die neue Single "Bereit" bringt das Anliegen der Brothers Keepers auf den Punkt. Wozu sind Ihr denn bereit?
Bantu: Einen schwierigen Weg zu gehen, um hier etwas geändert zu sehen. Vor allem in den neuen Bundesländern besuchen wir Schulen, um mit Jugendlichen zu kommunizieren. Für einen Künstler sind solche Begegnungen sehr wichtig, viele von uns leben in einer abgeschotteten Welt. Wir stehen Pate für Lehranstalten, die sich aktiv an der Aktion "Schule ohne Rassismus" beteiligt haben. Zusammen mit lokalen Initiativen kämpfen wir dafür, dass Menschen, die abgeschoben werden sollen, einen Status bekommen. Wir haben die Leiche eines jungen Mannes aus Nigeria überführt, der bei einem Brechmitteleinsatz in Hamburg ums Leben kam. Mittlerweile konnten wir die Ohnmacht überwinden und spüren, dass sich etwas verändern kann in diesem Land.
Frage: Auch dem Rapper Blaze von den Brothers Keepers drohte die Abschiebung. Was ist aus ihm geworden?
Bantu: Es hieß, im Kongo gäbe es keine Gefährdung mehr, obwohl dort de facto immer noch Bürgerkrieg ist. Als wir unsere Petition bei der Ausländerbehörde einreichten, staunten die nicht schlecht. Auf einmal war er nicht mehr der Asyl-Schnorrer und der Beamte sagte: Oh, Sie kennen Wolfgang Thierse und Gregor Gysi! Am Ende erhielt Blaze einen Künstlerstatus und die Behörde konnte ihr Gesicht wahren.
Frage: Die Brothers Keepers entstanden vor fünf Jahren als direkte Reaktion auf den Neonazi-Mord an Alberto Adriano in Dessau. Ist Wut auch heute noch Antriebsfeder?
Bantu: Damals gab es zwei Möglichkeiten: Entweder gehe ich raus und ermorde ein paar Nazis, oder ich versuche meine Wut in Musik zu kanalisieren. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Gleichzeitig gründete ich den Verein, um ein Podium zu schaffen, von dem aus man politisch agieren kann. Denn Musik allein reicht nicht aus, um eine bestimmte Ernsthaftigkeit zu erlangen.
Frage: Haben Sie das Gefühl, dass die Arbeit der Brothers Keepers mittlerweile ernst genommen wird?
Bantu: Es kommt schon Anerkennung rüber. Bei der letzten Bundestagswahl waren wir in die Jungwähler-Kampagne involviert und traten bei parteiübergreifenden Veranstaltungen auf. Die Berührung mit der Politik war letztlich aber sehr oberflächlich, da wird zwar viel geredet, aber es bleibt fast immer nur bei Lippenbekenntnissen und dem Austausch von Telefonnummern. Es gibt aber Ausnahmen wie Wolfgang Thierse. Der hat uns von Anfang an sehr geholfen. Ansonsten sehe ich in der Politik fast nur Heuchler. Für uns ist es sowieso besser, unabhängig zu sein. Wir haben uns an Udo Lindenbergs Kampagne "Rock gegen Rechts" beteiligt und waren mit Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden in Deutschland unterwegs. Von solchen Begegnungen kann man nur lernen.
Frage: Der Popstar als leuchtendes Vorbild für die verirrten Kids, die oft unreflektiert negative Einflüsse übernehmen - funktioniert das?
Bantu: Wir sind nicht blauäugig. Von den lokalen Initiativen lassen wir uns vor den Treffen mit Jugendlichen ausführlich briefen über die Situation vor Ort. In den Klassen reden wir über die Ermordung von Adriano, um aus den Schülern etwas rauszukitzeln. Dabei kommt Merkwürdiges zutage, wie zum Beispiel Kids, die von ihren Eltern zu kleinen Rassisten erzogen werden. Wir stellen immer wieder fest, dass die selber marginalisiert sind und nicht in ihre Jugendzentren rein können, weil die von Rechtsradikalen besetzt sind. Wenn man denen aber eine Initiative vorstellt, die vor Ort Gegenarbeit leistet, merkt man, wie glücklich die auf einmal werden. Und plötzlich sind die auch dabei.
Frage: Die rechte Szene hat sich längst auch der Popkultur bemächtigt. Ist auch die RapMusik davon betroffen?
Bantu: Tendenzen sind erkennbar. Zum Beispiel arbeiten bestimmte Jugendliche bei Battle-Raps auch schon mal mit Metaphern in Richtung Gaskammer und Judenverbrennung. Ich habe aber noch keine rechtsradikale Rap-Gruppe getroffen. Es ergibt auch keinen Sinn, eine schwarze Kultur für eine Sache einzunehmen, die eigentlich "arisch" sein soll.
Frage: Ihre Botschaft verpackt Brothers Keepers in zum Teil sehr witzige Songs. Unterstützt werdet Ihr dabei vom Kabarettisten Gerd Dudenhöffer und dem Schauspieler Rolf Zacher. Ist Humor eine wirksame Waffe im Kampf gegen Rechts?
Bantu: Definitiv. Wir sind Deutsche und wollen dazu beitragen, dieses Land lebenswerter zu gestalten. Mittlerweile haben wir eine Art Leichtigkeit erreicht und können über uns selbst lachen. In dem Moment entwickelt man eine bestimmte Stärke. Es ist wichtig, dass wir den verkrampften Zustand von Schock und Wut hinter uns gelassen haben. Es gibt Probleme in Deutschland. Aber die kann man lösen und man darf dabei auch lachen.
Frage: Können Sie am veränderten Umgang mit Ihrer Person feststellen, dass sich die Gesellschaft in Deutschland bewegt?
Bantu: Es wäre gelogen zu behaupten, dass sich nichts geändert hat. Aber es ist ein langwieriger Prozess. Was wir definitiv brauchen, ist ein Antidiskriminierungsgesetz. Dann kann ich mich wenigstens auf ein Instrument berufen, wenn ich mich wegen meiner Hautfarbe benachteiligt fühle.
Frage: Wie gehen Sie heute mit der Diskriminierung im Alltagsleben um?
Bantu: Ich möchte nicht verleugnen, manchmal noch Wut zu verspüren. Aber ich verstehe sie zu kanalisieren und im besten Fall entsteht daraus ein Song. Außerdem kann ich meinen Mund aufmachen, wenn ich mich schlecht behandelt fühle. Es ist ganz wichtig, dass man das nicht unkommentiert an sich vorbei ziehen lässt. Zivilcourage muss aber geübt sein, damit man sie im Alltag auch gezielt einsetzen kann.
Das Gespräch mit Adé Bantu führte Olaf Neumann.
Re: brothers keepers
Danke fürs fleißige Tippen =)) Ich habe heute in der JUICE auch ein Interview mit Adé gelesen, kanns aber nicht abtippen, weil ich die Zeitschrift nicht gekauft habe. Sind aber interessante Aussagen bei .
...wir haben alles Gute vor uns... halte durch bis dorthin...
Re: brothers keepers
mach ne kurze zusammenfassung steffi.. lol neee so fleißig bin ich beim tippen nicht.. gott sei dank gibt es ne copy/paste funktion.. :) 1x hab ich bisher geschafft den ganzen artikel nachzutippen (von maxima voriges jahr.. :) oder wars vor 2 jahren..)
Re: brothers keepers
.. über die schultour in meklenburg-vorpommern (haben wir es schon gehabt?? :oo) sehr interessant...
oh das foto is ja sau goldisch =) da würd mer doch glatt au gern in de mitte stehn von so viele fesche kerle ^^
Re: brothers keepers
also ich muss des jetz grad ma loswern: der patrice is ja so eine eingebildete sau ...sorry wegen des kraftausdrucks...aber boah...
hab den gestern wieder gesehn hier in aschaffenbuirg auf dem afrika fesival...klar es war sau voll.mega viele leute....und ich muss echt zugeben die show von ihm war wirklich die beste...eine gigantische ligthshow..er ging auf der bühne ab wie ein schnitzel und singen kann er natürlich auch super... aber vom menschlichen her...nee ey...er hat noch extra doppelt os viel security auffahrn lassen die dann nochmal zusätzlich zu den vorhanden absperrungen extraabsperrungen aufbauten und dann des ganze konzert über so da drangedrückt ham als häten sie angst die fans würden die absperrungen überrennen...dann war ein absolutes film unf fotografierverbot...hallo auf nem festival?! was soll das denn?! ich hab gefragt und sie ham mir gesagt,das hätte patrice angeordnet...die ham sogar die leute ausm publikum rausgezogend ie fotografiert ham...wahh sau krass! sowas find ich echt scheiße...der bildet sich mit seinen 22 jahrn ziemlich viel auf sich und sein können ein....nee sowas is echt net schee...
natürlich hab ich dann einfach am ende des konzerts bei der zugabe ohne blitz ein paar fotos geshcossen weil ich mir das nicht hab angehn lassen *lol*
und auf der aftershowparty stand er doch tatsächlich stocksteif mit verschränken armen da un hat geschuat wie sieben tage regenwetter...und um ihn rum sin alle abgegangen wie sonst was...also wenn der typ net langsam etwas zu abgehoben is,dann weiß ich ja uach netmehr....das hat mich gestern wirklich sehr enttäuscht...also als künstler, muss ich sagen,: großen lob an ihn,da is er wirklich super drinne,aber als mensch,no way!da isser langsam echt en bissi zu eingebildet.... so das musste jetzt einfach mal raus....^^
Re: brothers keepers
hmm... kann ich mir bei patrice irgendwie gar net vorstellen. aber ich kenn ihn ja eigentlich auch net persönlich looool
nadinschen, nicht aufregen. wenigstens hast wiedermal schöne fotos (das hier ist auf jeden fall sehr schön geworden). wie wars denn sonst?
Re: brothers keepers
So da machen wir doch heut gleich mal weiter,heut war ich nämlich auch auf dem Festival und es sollten ja Soundscaper mit Don Abi und Metaphysics auftreten. Also Meta war nicht da :-( Und Abi war mal richtig geil,aber leider auch nur für 4 Lieder....aber die waren echt spitze!! Vor allem "Melody"...genial zum tanzen. Okay,es Nadinsche erzählt euch sicher noch mehr,weil Dani und ich sind dann heim als Abi weg war...
Re: brothers keepers
Waaaaas der war nich da? Das ja auch toll... hmpf... na aber solange ihr entschädigt wurdet!!! Don Abi is ja auch was feines ;)
Re: brothers keepers
Interview mit den Brothers Keepers am 28.05.2005 in Erlangen!
Um alle Künstler einer 15-köpfigen Formation zusammenzukriegen, benötigt man schon viel Glück. Ich hatte halbwegs Glück und konnte mich zumindest mit einem Drittel einer der zurzeit wieder hoch im Kurs liegenden Crews zusammensetzen, um einige Antworten auf wichtige Fragen bezüglich Rassentrennung und den täglichen Alltag an deutschen Schulen zu bekommen.
FHH: Wieso sind seit der "Adriano" Geschichte 5 Jahre vergangen und woran lag es, das Ihr gesagt habt, "komm lass uns jetzt wieder ein Album machen". War das geplant oder wie seit Ihr jetzt wieder darauf gekommen?
Ade: Das Ding ist ja, das wir vor vier Jahren ja das letzte Mal musikalisch auf uns aufmerksam gemacht haben. Aber den Verein "Brothers Keepers" führen wir ja seitdem immer noch. Wir haben zum Beispiel bundesweit 30 Schulen besucht, gerade in den neuen Bundesländern. Haben Jungwähler mobilisiert. Man hat uns vielleicht nicht da draußen wahrgenommen, aber wir waren auf jeden Fall da.
Don Abi: Das war nicht geplant. Bezüglich "Brothers Keepers" muss man wissen, das es sich ja um ein Kollektiv von verschiedensten Künstlern handelt, die trotzdem alle ihre eigenen Karrieren machen. Adriano war eben sehr erfolgreich und die Leute haben vielleicht sofort einen Nachfolger erwartet. Aber die Brothers Keepers ist ja eigentlich auch die Arbeit, die wir durch die Musik entfalten können. Wir haben ja auch viele andere Sachen gemacht. Vereinsarbeit, Leute mobilisiert, an Schulen gespielt. Und das Thema sollte meiner Meinung nach auch nicht zu sehr ausgereizt werden, denn sonst verliert das ganze auch an Wert. Dann hat sich das alles neu formiert und wir haben uns dann eben nach gut zwei Jahren wieder zusammengesetzt, um da etwas auf die Beine zu stellen. Gerade wo jeden Monat ein einzelner von uns irgendeinen Release hat.
Germ: Die Vorbereitung hat sehr lange gedauert. Es ist ja bei 15 Leuten nicht so, das man jetzt einen Beat hat und dann einfach so sagt, "komm rapp mal da drauf". Das muss ja alles abgeglichen werden und vor allem muss es erstmal verschiedenen Leuten vorgespielt werden und diese Sachen eben. Und vor allem ist ja erstmal wichtig, jeden Einzelnen ans Mikro zu bekommen, gerade weil jeder einzelne seiner Kariere nachgeht und es daher immer schwierig ist, alle anzusprechen bzw. Zeit mit ihnen zu vereinbaren. Das kann dann schon alles mal ein bis zwei Jahre Vorbereitungszeit in Kauf nehmen, bevor es überhaupt dazu kommt, dass man ein erstes Musikstück aufnimmt. Somit ziehen die Jahre ins Land und ehe man es übersieht, sind dann schon wieder zwei bis drei Jahre vorüber, dass wir einen Hit hatten. Ja und als wir dann letztendlich alle Vereinbarungen auch mit dem Management getroffen hatte, was Tour und Release angeht, sind wir eben mit "Bereit" ans Licht getreten. Es ist ja gleiche, als wenn ein Künstler ein Album macht. Dann rappt er ja auch nicht an einem Tag alles ein, sondern braucht da ein paar Wochen, bis alles komplett steht.
FHH: Wie wird es in den nächsten Wochen, Monate oder Jahren mit dem Projekt "Brothers Keepers" weitergehen. Habt Ihr da schon konkrete Pläne?
Ade: Als nächstes kommt die zweite Single "Will we ever know" mit Nosliw, Patrice, Gentleman, Frank von Seeed, D-Flame und Bantu. Und danach wird es einen Kinofilm geben, der den Arbeitstitel "Fremd im eigenen Land" trägt. Der kommt im Herbst. Hier geht es schon um Brothers Keepers, aber der dreht sich vielmehr um 6 Protagonisten. Aufgrund dessen werden wir vielleicht ganz entspannt ein paar Kollabos und dann ein nächstes Album machen. Lust haben die meisten.
Don Abi: Nach den musikalischen Sachen, die Ade ja bereits erwähnt hat, wird sich Brothers Keepers weiter engagieren, um seine Vereinsarbeit ein bisschen mehr auszubreiten. Ich denke aber auch, dass wir den Leuten jetzt noch mehr mitgeben können, als damals. Wir haben jetzt eine Band mit dabei und es sind mehrere Stile mit eingeflossen. Es wird demnach dann vielleicht auch livetechnisch einen Nachfolger geben. Man muss halt schauen, das man zum richtigen Zeitpunkt bei den Leuten andockt. Aber jetzt verschärft zu schauen, das unbedingt jetzt ein Album oder eine Single kommen muss, ist glaub ich nicht richtig. Wenn Leute uns helfen wollen, dann muss das nicht immer nur durch Verkaufszahlen geschehen. Es ist nach wie vor ein Benefizprojekt und das darf man auch nicht aus den Augen lassen.
FHH: Wieso gehen aus dem jetzigen "Brothers Keeper" Kreis mehr Personen hervor als das noch 2000 der Fall war - ich meine, man sieht jetzt einen Promoe, einen Torch und einen Toni L., woran lag diese Entscheidung? Vielleicht weil Ihr bei Eurer damaligen ersten gemeinsamen Pressekonferenz als "Rassisten" beschimpft wurdet, nur weil kein weißer Künstler dabei war.
Ade: Ich hab das ganze ja damals ins Leben gerufen und habe erst einmal geplant, nur eine Maxi bzw. einen Song zu machen. Dazu haben wir dann damals eine Pressekonferenz gegeben, auf der wir uns vor 60 Journalisten eine dreiviertel Stunde rechtfertigen mussten, wieso wir solche separatistischen Projekte machen würden. Viele nannten uns dann auch Black Panther oder attackierten uns als Rassisten. Das hast dazu geführt, das wir feststellen mussten, das es ein Defizit gibt. A haben viele Leute ein Problem damit, afrikanisch aussehende Menschen als Deutsche zu akzeptieren und B ist das so, das durch Lieder wie "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" so ein Image aufgebaut wurde. Wir wurden in Comics immer mit dicker Lippe dargestellt. Und wir wollten das eben korrigieren. Deshalb haben wir "Lightkultur" gemacht. Damit wir auf einer musikalischen Ebene da weiter machen konnte, wo wir mit dem Verein angefangen hatten. Beim zweiten Album war das ein normaler Prozess auch Leute wie Promoe, Torch oder Gentleman mit rein zu nehmen. Es ging einfach darum, Gleichgesinnte zu treffen. Leute wie Gentleman oder Toni L. die sind schon seit 14 Jahren im Business. Da liegt es auf der Hand, sie mit in dieses Projekt einzubinden.
Germ: Da ist natürlich Rassentechnisch nichts festgelegt. Da wollten wir alle dabei haben. Promoe ist ein guter MC und warum nicht. Er ist Schwede. Ich meine, die Gründe von Brothers Keeper sind ja auch, der eine ist nigerianisch-deutsch und der andere ist nur deutsch. Und egal in welchem Umfeld wir arbeiten. Es ist immer jemand dabei, der nicht die gleiche Nationalität hat, wie Du oder ich.
FHH: Meint Ihr, es wird die nächsten 20 Jahre immer noch kein wirkliches Mittel gegen diese stetige Ausländerfeindlichkeit gefunden sein, obwohl es vielleicht viele Projekte und Verbände gibt, die sich ähnlich wie Ihr, für das Menschenrecht einsetzt?
Ade: Du muss es ja so sehen. Wir versuchen ja etwas zu korrigieren, das es seit über 400 Jahren gibt. Europa hat sich einfach das Recht genommen, sich als etwas Besseres zu präsentieren. Und den Rest der Welt, gerade Afrika als dunkel darzustellen. Wir versuchen jetzt eben, Korrektur zu leisten. Der Mensch muss endlich verstehen, das es um Menschen geht und nicht um Hautfarbe oder Herkunft. Aber es wird lange dauern. Unser größtes Anliegen ist eben, zu erreichen, dass jeder mit Würde und Respekt behandelt wird, wie er es normalerweise auch verdient.
Nosliw: Der einfachste Weg ist einfach, sich über die Musik weiterzuentwickeln. Wir können halt nicht nur durch unsere verschiedenen Nationalitäten oder Musikstile diverse Leute erreichen.
Toni L.: Gestern auf der Aftershowparty kam zum Beispiel ein Mädchen zu mir und hat mir von ihrer kleinen Schwester erzählt, die das "Brothers Keepers" Album mit in die Schule genommen hat. Sie ist eben die einzige in der Klasse, die ausländische Wurzeln hat und deswegen wurde sie auch immer diskriminiert und von anderen Schülern fertig gemacht. Und die Lehrer haben dann das Album genommen und in den Unterricht einfließen lassen und das auch richtig bearbeitet. Das hat der Kleinen sehr viel Kraft gegeben und seitdem hat sich alles auch gebessert. Weil eben bei "Brothers Keepers" sehr viele Künstler dabei sind, wo für jeden Geschmack etwas dabei ist, fragen sich die Kids dann schon, "den Künstler fand ich dich schon immer gut, wieso sagt der so was?". Und dann geht man auch viel besser damit um. Und schon allein wegen diesem kleinen Mädchen hat sich das Projekt gelohnt und so geht die Kette ja auch weiter.
Germ: Ich sag mal so. Es wird bestimmt noch , sehr lange dauern, bis man keinen mehr auf der Strasse sieht, der nicht meint, irgendwelche Parolen schreien zu müssen. Nur weil ihm vielleicht die Hautfarbe eines anderen nicht passt. Es gibt einfach Leute, die kann man einfach nicht bekehren. Vielleicht muss man das auch gar nicht. Wichtig ist nur, dass man nicht sagt, "ich bin gegen Rechtsradikalismus", sondern, "ich bin für die gute Sache". Da hat man mehr getan, als wenn man ins rechte Feld rennt und sich versucht, mit irgendwelchen Leuten zu fetzen. Weil das einfach sinnlos ist. Wie will ein Homosapiens einem Neandertaler Intelligenz vermitteln, wenn es nicht vorgegeben ist. Also sagen wir, wir sind für etwas. Wir machen eine gute Sache und stehen dazu.
Don Abi: Nicht einer kann die Glocke zum läuten bringen, sondern es müssen alle daran teilnehmen. Es ist ja schon schwer genug, alleine die Leute zu mobilisieren, die gleich gesinnt mit uns sind. Es hängt viel von der Politik und den Leuten ab. Ich denke, gerade in Europa müssen sich die Leute im großen Maße umstellen. Wir leben eben in Zeiten, wo sich jeder um sich selbst kümmert und nur wenig Zeit hat für den anderen.
FHH: Wie geht man mit einem Song wie zum Beispiel "Neue Deutsche Welle" um, wenn man sich gerade mit einem Projekt wie "Brothers Keepers" befasst und dann so einen Titel zu hören bekommt?
Nosliw: Ich dachte mir nur, dass es ne arme Wurst ist, der mit irgendwelchen Schlagwörtern versucht, auf sich Aufmerksam zu machen. Ohne jegliches Talent wohlgemerkt. Das ist halt eine ganz schlimme Art von Promotion, von der Plattenfirma her. Ich meine auch diese ganzen Sprüche, wie "am 1. Mai wird zurück geschossen" und so. Diese ganzen Phrasen, die halt auch schon mal von Nationalsozialisten benutzt wurden. Und da kann man sich dann auch nicht rausreden, selbst wenn man drei Generationen danach auf die Welt gekommen ist. Ich finde die Musik scheiße und das ist noch die letzte Möglichkeit, zwischen den ganzen Arschfickersongs Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Don Abi: Ich habe mich ehrlich gesagt, als Person jetzt nicht so sehr damit auseinandergesetzt. Ich habe das nur von anderen Leuten mitbekommen und kenne ehrlich gesagt, das Lied auch nicht so. Das Image, was hier verkauft wird, spiegelt für mich nicht wirklich die Realität von HipHop. HipHop sollte meiner Meinung nach etwas anderes vertreten. Heutzutage geht es eben nur noch um Vermarktung und um Geld. Und da kann jeder daherkommen, der vielleicht gar nichts kann und dann auf einmal mit Geld nach Hause gehen. Mit der Aussage, die er tätigt, habe ich mich nicht auseinandergesetzt. Da haben vielleicht einige Leute etwas verschlampt. Und dann wundert es eben jeden, warum sich Leute aus vielleicht anderen Ländern köstlich über Deutschland und seine Musikszene amüsieren.
FHH: Viele sagen eben dass sie lieber wieder Straßenrap hören wollen und meinen vielleicht diesen in der Musik von "Aggro Berlin" oder sonstigen Leuten zu finden.
Don Abi: Ja aber dann muss ich sagen, dass es in Deutschland einfach nicht so viele Leute auf der Strasse oder von der Strasse gibt. Muss ich ganz ehrlich sagen. So hart wie das auch ist und die Leute aus Berlin kommen vielleicht aus Vierteln wo das hart abgeht, aber das hat trotzdem eine ganz andere Realität, diese Art von Musik hier in Deutschland darzustellen. HipHop muss einfach wieder Basics sein, wie er es früher war.
FHH: Meint Ihr die Kids sind heutzutage einfach viel zu leicht beeinflussbar was gerade den musikalischen Geschmack betrifft? Ich meine, man muss ihnen ja nur einen neuen, ultra freshen Klingelton vor die Augen halten und schon geht die Handyrechnung der Eltern in die Höhe?
Nosliw: Ja aber wir Künstler sind ja nicht dafür verantwortlich. Jamba und ZED sind die Schuldigen (lacht).
FHH: Ja aber was können wir dagegen tun?
Toni L.: Die Fernseher aus dem Fenster schmeißen. Schmerzhaft aber effektiv. Oder einfach keinen Fernseher haben. Natürlich ist es schwer, gerade für die neueste Generation, auf dem Pausenhof nicht den neuesten Klingelton zu haben. Der hat vielleicht einen sehr großen Wert bei den Klassenkameraden. Und gerade weil sich jeder diese Sachen runterlädt, nützt das die Industrie natürlich auch aus. Und nicht nur als Künstler gesehen, finde ich es ultrascheiße, dass nur noch so ein Mist kommt. Früher hat man eben den Fernseher angemacht und wollte einen Musiksender sehen und man konnte ihn auch sehen. Heute gibt es nur noch Klingeltonsender.
Nosliw: Was man halt aktiv machen kann, sind sich selber Klingeltöne machen. Die Kids kaufen sich eh alle halbe Jahr durch einen neuen Vertrag ein neues Handy und mittlerweile sind die ja sowieso alle MP3-fähig wo du eben deine eigenen Töne draufspielen kannst. Und du brauchst den ganzen scheiß gar nicht runterladen. Ich find es ja auch cool, wenn man neue Töne hat. Aber man muss diese ja nicht im Abo downloaden. Und das ist dann eben noch exklusiver.
FHH: Wenn Ihr einen Künstler nennen müsstet, der in seiner Karriere anscheinend alles richtig gemacht hat und nie negativ in die Schlagzeilen geraten ist, um dort zu stehen, wo er jetzt ist - wer wäre das Eurer Meinung nach?
Germ: Ich kann Dir da einen Künstler nennen, der wenigen bekannt ist, aber trotzdem seinen Rum hat. MF Doom. Victor Vaughn oder Madlib. Da sind so Leute, die machen es einfach richtig. Die gehen in ihre Sache und kümmern sich nicht, ob es sich verkauft oder nicht. Sie sind einfach sich treu geblieben. Ich meine Xavier brauche ich nicht nennen, das spricht für sich selber. Ein Künstler der macht, an das er glaubt und es lebt und vor allem dafür lebt, darum geht's. Klar, wir im Brothers Keepers Klan sind da alle mit eingeschlossen. Aber draußen gibt es vielleicht noch Prince oder Lenny Kravitz, die einfach nur machen und sich nicht beeinflussen lassen.
Don Abi: Bob Marley. Ja der ist einer der Großen. So konkret kann ich dir das aber gar nicht sagen. Ich weiß jetzt niemanden, auf den das zutreffen würde. Es gibt einfach Artists, die einfach ihren Weg gegangen sind und das ist das einzige was zählt. Ich steh dann mehr auf Oldschool-Artists aus Jazz zum Beispiel. Ich weiß auf jeden Fall jemand wie Snoop Doggy Dogg, der wird bestimmt in 20 Jahren immer noch in dieser Szene bekannt sein. "Yeah, Snoop Doog is ma man."
Toni L.: Ganz klar: Toni L., nein Scherz.
Ade: Wir wissen das doch alle selber, dass wir gut sind. Wir sind immer so bescheiden. Wir sind alle unsere Wege gegangen.
Toni L.: Ich glaube von uns kann jeder in den Spiegel schauen du sagen, das er den richtigen Weg gegangen ist. Und deswegen kommen die ganzen Künstler hier auch so gut zusammen. Kein Fake-Jiggy-Shit. Natürliche Künstlerreife eben.
FHH: Was gibt es von Euren Solokarrieren zu erzählen. Nosliw hat ja seine neue Single draußen und Toni, Du und Torch Ihr arbeitet ja glaub ich am "360°" Sampler?
Toni L.: Also der Zug rollt bereits und die erste Single ist auch schon draußen. Toni L. featuring Defcut. Dann kommt im Herbst eben die "360°" Compilation, wo eben alle Leute drauf sind, die wir so die letzten Jahre getroffen haben und mit denen wir cool sind. Dazu wird es dann auch noch eine Tour geben.
Nosliw: Von mir wird wie Du schon erwähnt hast, ab Montag die neue Single in den Läden stehen. Wird eine EP zu dem Song "Musik". Auf der Single sind dann noch vier exklusive neue Songs, die noch nicht auf dem Album erschienen sind. Ich bin zum Beispiel noch auf dem Natiflow Album gefeaturet, was jetzt bald rauskommt. Und dann gibt's ja noch die etlichen 7inches, die jetzt rauskommen. Silly Walks hat was gemacht, die 2BE Club Compilation. Dodo aus der Schweiz. Da sind schon einige Sachen, die in nächster Zeit erscheinen werden.
Toni L.: Tüüüttttt. Wir unterbrechen die laufende Sendung für den neuesten Klingelton aus dem funky Universum. Bleiben sie dran.
Ade: Mein Album "Bantu" kommt so am 20.06.2005 raus und ich arbeite noch an einem Livealbum, das auch bald erscheinen wird.
FHH: Danke, das dieses Fünf-Mann-Interview ganz gut über die Bühne gegangen ist!
Infos zum Projekt und einzelnen Künstlern gibt es auf www.brotherskeepers.de
Da man an diesem heißen Samstagnachmittag erstmal was zu Essen zu sich nehmen muss, begeben sich die Brothers wieder zurück in ihren Backstage und ich mache mich auch wieder auf, um die Sonne direkt ins Gesicht zu bekommen.
Re: brothers keepers
jo also das meta net da war hat mich auch schwer enttäuscht...
ja aber don abi is wirklich gut gewesen...der kam dann später auch noch 2ma auf die bühne un hat migesungen oder mitgetanzt...aber ansonsten war nix mehr aufregendes...
hatte ihn ja vorher noch getroffen abe rich muss sagen,mir is der kerl etwas unsympatisch...so wie er sich verhalten hat un wie er geredet hat...is nich grad so der intelligenzbolzen sag ich mal...aber ging scho...mukke war gut von ihm un des is ja die hauptsache =)
hachja vorher is noch der Jah Meek von den Brothers Keppers aufgetreten...das war nich schlecht =)