DSA Pfalz/Saar - Nachbesprechungen und Regelungen

Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018

Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018

Zitat: schoko roberto
Interessant für mich war, wie sich die Ansage des Meisters während der Kampagne gedreht hat. Hieß es am Anfang noch: "Ihr müsst jetzt auch mal zerren!", hat er das gegen Ende von Bastrabuns Bann um 180° gedreht. Ab dem Zeitpunkt gab es z. B. keine Artefakte von der Drachenei-Akademie mehr. Nur Heiltränke waren weiterhin großzügig vorhanden (zumindest nach meinem Gefühl, YMMV).

Ich weiß nicht, ob sich noch jeder daran erinnert, dass auch Tokahe bei der Schlacht um Borbra unter Null Lebenspunkte gefallen ist (überlebt nur dank Selas karmaler Hilfe), so wie Alwidija im Rabennest (überlebt weil Tokahe zufälligerweise -- gegen seine Gewohnheit -- einen Heiltrank greifbar hatte). Ein Total Party Kill lag mehr als einmal in der Luft. Insofern auch nur logisch, dass wir diversen Konfrontationen aktiv aus dem Weg gegangen sind.
Gegen Ende der Kampagne hat der Meister dann aber Gas raus genommen. Da waren die Kämpfe nicht mehr so auf Messers Schneide wie vorher. Sorry Nina, falls sich das mit Alwidija anders angefühlt haben sollte .


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"Criticism may not be agreeable, but it is necessary. It fulfills the same function as pain in the human body; it calls attention to the development of an unhealthy state of things. If it is heeded in time, danger may be averted; if it is suppressed, a fatal distemper may develop."
- Sir Winston Churchill

Also dieser Beitrag beschreibt auch ganz gut meine eigene Reflektion.Aber das ist alles auch irgendwie ein Entwicklungsprozess. Immerhin hat unsere Kampagne 13 Jahre gedauert und war auch von der Besetzung her sehr... ehm... volatil?Die Anfangszeit stand sehr unter dem Eindruck der eigenen Erlebnisse aus der Kampagne als ich selbst mal Spieler war. Die G7 hatte geradezu den Ruf einer Heldenmühle, und was da früher unter Jürgen Negle, Thorsten Wolf, Nico, Sven Wagner und Konsorten gelaufen ist...
Dem Vorhaben die Kampagne mit meiner eigenen Runde selbst mal zu meistern ist das alles ja vorausgeeilt mit einer Strahlkraft wie ein Komet. Und was wurden nicht alles für Legenden gestrickt... "unter Stufe 15 brauchste eigentlich nicht anfangen und alles unter Stufe 12 stirbt sowieso...".
Folglich sind wir auch alle ein bisschen zu sehr an den Stats ausgerichtet an die Sache rangegangen. Spieler wie Tim oder Daniel Tretter waren dahingehend nur allzu bereitwillige Multiplikatoren. Wir waren alle auch noch zu unerfahren um da vernünftig gegenzusteuern.
Und last but not least waren die alten Abenteuereditionen, die sehr geradlinig
sind und mit ganz wenig alternativen Lösungsansätzen zu Kämpfen
aufwarten, die einzigen Quellen.
Und an diesen "state-of-the-art" hat sich irgendwie dann auch jeder angepasst.Himbi wurde zu einem fast unzerstörbaren Tank mit quasi unerschöpflichen Ressourcen und abartigem Damageoutput. Aeron wurde zur magischen Allzweckwaffe (Verwandlung, Artefakte, alle Stabzauber, Hellsicht, Alchimie, etc etc) mit Zweit- und Drittstudium und einem customized three-seconds-one-trick-pony-spell gegen jeden Kontrahenten. Tokahe kam schon als "statistisch wenig glaubwürdig" in die Gruppe mit 56 Lebenspunkten aus zehn Stufenanstiegen oder so... aber einem DSA-1-Held verzeiht man halt auch wenn er ein Dutzend Mal den Orkenhort wegen der permanenten Lebenspille durchgespielt hat.

Und dann habe ich im Laufe der Zeit eben gemerkt wie unsinnig das alles ist.Man müsste ja eigentlich meinen, je dicker Helden werden, desto mehr Sicherheit können sie gewährleisten. Aber das ist völliger Quatsch. Mit zunehmender Dramaturgie werden die Gegner dicker und die Gefahr eines Fallouts wesentlich höher, vergleichbar mit einem Computerspiel in dem die letzten Level ja auch immer die schwierigsten sind, obwohl man da die dicksten Waffen hat.Man will den Spielern ja immer neue Challenges bieten und sie nicht langweilen.
Und weil ich das irgendwann gereiht hatte wollte ich wieder etwas runterfahren. Aber wie sollte das gehen ohne jedem alles abzunehmen? Meine Maßnahmen waren jedenfalls geradezu naiv: ich habe mich zB entschlossen ein paar gute Beispiele dafür zu setzen, wie überdurchschnittliche NSC bzw potentielle Reservehelden imho aussehen sollten. Nämlich so wie Alwidija, Morena oder Rondrian Wolf. Aber wieso um alles in der Welt hätten sich die Helden mit den tollen Stats dann plötzlich selbst rationalisieren sollen?Alles was dabei rauskam, war dass die Schere innerhalb der Gruppe weiter aufging.
Ich musste also weiterhin fast alle gegnerischen Haufen - insbesondere die Paktierer und Dämonen - maßschneidern und aufbohren um noch eine seriöse Bedrohung für alle auf die Beine stellen zu können. Und sobald ich dies tat, waren die am schlechtesten gerüsteten Helden jedes Mal hochgradig dem Sterberisiko ausgesetzt.
Und wozu? Einzig und alleine, weil ich den Zerrern noch etwas bieten wollte. Schon blöd irgendwie.
Erst so ziemlich gegen Ende der Kampagne... auf der Zielgeraden quasi... habe ich mich dann noch einmal rejustiert.Da habe ich mich dann damit abgefunden dass wir halt auf der einen Seite die Unzerstörbaren haben wie Himbi oder Freedan (a.k.a Himbi II a.k.a The Return of Sela) mit RS 13+X und 2W+20 (roundabout, mit Ansagen). Und auf der anderen Seite die "Bodenständigen", welche zu schützen mir dann aber auch wichtiger war als den wildgewordenen ihre Challenge zu bieten. Und deshalb ist es tatsächlich so, dass ich am Ende mit der Opposition nicht mehr völlig eskalieren wollte.
Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen die auf dieser Selbstfindungsreise (die hoffentlich auch noch fortdauern wird) geschädigt wurden.

Was mich ehrlich gesagt unheimlich freuen würde, wäre, wenn sich in unserem erlauchten Kreis irgendwann mal jemand findet, der ebenfalls die eine oder andere Kampagne über eine Dauer von 10-15 Jahre betreuen durfte. Um dann ausgiebig darüber zu fachsimpeln wie derjenige - sei es authoritär oder anti-authoritär - das uralte Problem mit dem Wettrüsten und den Leidtragenden angegangen ist.
P.S: Klickt den Link zum Begriff "Total Kill Party", goddamnit. Danke Robert

Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018

Tausch dich doch mal auf Orkenspalter aus.. da ist man noch recht aktiv und es tummeln sich einige Meister, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben.
Ich bin da aktuell auch wieder etwas aktiver.


Rastullah erleuchte mich, denn ich bin verwirrt !!

Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018

Meiner Meinung nach sieht man hier sehr gut, warum ein Gruppenvertrag sinnvoll ist. Da ist man gezwungen, sich ehrlich zu machen, und Dinge, die sonst unerwähnt bleiben, auf den Tisch zu legen. Dann werden die Dinge transparent, und man kann reagieren. Verzerrte Wahrnehmungen zurecht rücken, oder auch gemeinsame Kompromisse finden, die für alle gleich (un)akzeptabel sind. Und wenn sich im Rahmen der "Selbstfindung" einiger die Prämissen ändern, dann kann man das diskutieren und  --  im Konsens der Gruppe -- gemeinsam darauf reagieren.

Tokahe wurde vom Meister explizit in die Kampagne eingeladen, weil er als besonders robust angesehen wurde, und diese Eigenschaft gewünscht war. Er war zwar nicht besonders hochstufig (11, wenn ich mich recht erinnere), hatte aber viel Lebensenergie. Einige Zeit später hatten sich die Ansichten des Meisters darüber, welche Sorte Helden er haben wollte, geändert. Um die nun als übertrieben hoch empfundene Lebensenergie auszugleichen, musste der Held z. B. den zentralen Teil der Kampagne "nur" mit einem Lederharnisch gerüstet bestehen. Wäre das schlimm gewesen, wenn das alles transparent gemacht und gemeinsam verabredet wäre? Sicher nicht! Kam es mir wie reine Schikane vor, in eine Kampagne geholt zu werden, in der man Golgaris Schwingen mehr als einmal rauschen hörte, der eigene Held nur dank viel Glück überhaupt noch am Leben war, und man dann noch seine Rüstung abgeben muss? Ya betcher ass!
Es wäre zumindest für mich sehr hilfreich gewesen, das einmal offen auszudiskutieren, die Möglichkeit bekommen, gehört zu werden. Ich hätte beispielsweise vorbringen können, dass Tokahe nur mit sehr bescheidenen Kampfwerten (Stichwaffen 11, und fast alles in AT gesteckt) in die Kampagne gestartet ist. Seine Rüstung war auch deswegen eher leicht, eBE von Stichwaffen ist bekanntermaßen mindestens so bescheiden wie die ausgeteilten Trefferpunkte. Er hatte genau null (!) Talentsteigerungen außerhalb der normalen Stufenanstiege, und kein einziges Stück Ausrüstung, das besser als die Standardausrüstung von DSA2 war. Ich denke, dass es da eine breite potenzielle Diskussionsgrundlage gegeben hätte.

Und wenn wir uns da trotzdem nicht geeinigt hätten: Es hätte die Möglichkeit gegeben, Tokahe aus der Kampagne herauszunehmen, und durch einen vom Meister gestellten, beispielsweise niedrigstufigeren oder sonstwie konformen SC zu ersetzen. Mir persönlich hätte das jedenfalls eine Menge Frust und Ärger erspart.

Es kann nicht sein, dass einer alleine versucht, die ganze Bürde der Welt auf seinen Schultern zu tragen. "Sie wollen Antworten? Sie können die Wahrheit doch garnicht vertragen!" -- so läuft das hier nicht. Rollenspiel ist Teamspiel! Für Transparenz! Für den Gruppenvertrag!


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Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018

Ergänzung: Für das kleine Abenteuer zwischendurch kann man einfacher auf diesen Gruppenvertrag, auf diese Reflektion was wir alle haben wollen, verzichten. Dann "passt" es halt mal, manchmal auch nicht, weiß dann zwar keiner so richtig warum, ist aber auch nicht schlimm. Aber je länger und größer eine Kampagne, desto wichtiger -- und nicht nur einmal am Anfang, sondern regelmäßig checken.

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Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018


Zitat: schoko roberto
Tokahe wurde vom Meister explizit in die Kampagne eingeladen, weil er als besonders robust angesehen wurde, und diese Eigenschaft gewünscht war.
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern das jemals so gesagt zu haben. Tokahe wurde in erster Linie in die Kampagne eingeladen, weil wir den Robert teilnehmen lassen wollten.  Und weil der sonst keine hochstufigen Helden hatte.Und falls im Umfeld irgendwo mal so Worte gefallen sind wie "joa, die LE braucht der bei Borbi mit Sicherheit auch..." dann trifft das genau das was ich mit der Legendenpflege von der Heldenmühle meinte. Ich kann mich da nicht zu hundert Prozent ausnehmen. Aber gegen die legendäre Heldenmühle war bei jeder Gelegenheit bei der die Kampagne zur Sprache kam anzukämpfen.
Dem System von DSA 3 wohnt überdies die LE-Problematik von Haus aus inne. Wenn reguläre Waffen zwischen 3 TP und 15 TP verursachen... in einer Welt in der Nashörner 80 LE, Schlinger 100 LE und Elefanten 120 LE haben... dann muss man sich eigentlich schon fragen wer auf die grandiose Idee gekommen ist menschliche Helden auf ihrem 21-stufigen Weg auf durchschnittlich 100 LE anwachsen zu lassen.
In neueren Editionen wäre ich dieses Problem ja los geworden. Aber wir hatten einen potentiellen Umstieg auf DSA 4 wenn ich mich recht erinnere erst ziemlich gegen Ende diskutiert... und schnell auch wieder verworfen, weil ich da dann halt wegen anderer hirnrissiger Mechanismen Amok gelaufen wäre. Von Regelseite her ist da erst seit DSA 5 Besserung in Sicht.Und das kam einfach zu spät für uns.

Mit dem Gruppenvertrag gebe ich dir indes absolut recht.Ich denke das diese Idee aber auch allenfalls halb so alt ist wie unsere Kampagne.

Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018


Zitat: Admin
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern das jemals so gesagt zu haben.Dann ist ja gut, dass ich mich für dich mit dran erinnern kann.

Zitat: Admin
Wenn reguläre Waffen zwischen 3 TP und 15 TP verursachen... in einer Welt in der Nashörner 80 LE, Schlinger 100 LE und Elefanten 120 LE haben... dann muss man sich eigentlich schon fragen wer auf die grandiose Idee gekommen ist menschliche Helden auf ihrem 21-stufigen Weg auf durchschnittlich 100 LE anwachsen zu lassen. Challenge accepted! Ich sage mal, weil es ein Spiel mit echten Helden ist, und nicht Mortalitätssimulator 2003.

Die Diskussion über Gruppenverträge (social contract) ist natürlich schon viel älter als unsere Kampagne, aber wir haben uns damals halt nicht damit auseinandergesetzt.

Wie so oft im Leben bedauere ich viel mehr all die Dinge, die wir nicht getan (ausgespielt/ausprobiert) haben, statt der Dinge, die wir getan haben.
Die Konflikte unter den Zeichen beispielsweise (es gab mal einen Zeitpunkt, da wollten wir Alwidija den Prozess machen).
Versuchungen der Erzdämonen.
Was ist aus den Blutigen Sieben geworden? Was macht der Zweite Finger Tsas?
Erstürmen der wandelnden Festung (Dschagganot).
Bei einer Schlacht dabei sein (Vallusanische Weiden).
Borbarad gegenüber treten (Tuzak).
Dokumentation des finalen Konflikts mit Borbarad in Domaris Erinnerungskugel.
...
Was vermisst ihr im Nachhinein?

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- Sir Winston Churchill

Re: Die G7-Kampagne ; 2006 bis 2018


Zitat: schoko roberto
Mortalitätssimulator 2003
 



Zitat: schoko roberto
Die Konflikte unter den Zeichen beispielsweise (es gab mal einen Zeitpunkt, da wollten wir Alwidija den Prozess machen).
Versuchungen der Erzdämonen.
Was ist aus den Blutigen Sieben geworden? Was macht der Zweite Finger Tsas?
Erstürmen der wandelnden Festung (Dschagganot).
Bei einer Schlacht dabei sein (Vallusanische Weiden).
Borbarad gegenüber treten (Tuzak).
Dokumentation des finalen Konflikts mit Borbarad in Domaris Erinnerungskugel.
...
Was vermisst ihr im Nachhinein? 

Klar - das alles und bestimmt noch viele andere Punkte. In letzter Zeit - und auch im Rückblick - finde ich, dass vor allem die Konflikte in der Gruppe nicht wirklich dargestellt werden. Manchmal denke ich, dass ein richtiges "Rollenspiel" innerhalb der Gruppe strengenommen nicht stattfindet. Das wäre aber Voraussetzung um die Konflikte/Versuchung auch korrekt zu behandeln.

Bei Borbarad (und auch in sonstigen Abenteuern) fehlte uns hier die Zeit - klingt komisch bei der langen Spieldauer, aber ich finde es stimmt trotzdem. Wir waren immer bestrebt die Abenteuer abzuschließen und "so viel wie möglich" aus den Sitzungen rauszuholen. Das bessere Setup wäre hier die wöchentliche Runde, die Spaß daran hat sich die komplette Reihe langsam zu erspielen und dabei viel Wert auf die Kommunikation innerhalb der Gruppe legt. Dann hätte man auch genug Zeit für Sideplots und könnte offene Punkte aufgreifen (Schlachten, Blutige Sieben...).
War bei uns nicht möglich, da wir zu verteilt wohnen und auch sonst noch genug zu tun haben.

Damit beantworte ich deine Frage letztendlich so:Was vermisst ihr im Nachhinein? - Nichts. Es ist gut so, wie es war.
Mir stellt sich eher mal wieder die Frage: Was machen wir in Zukunft?