Re: In welcher Erde kultiviert ihr eure Begonien ??
Hallo,
hier mal ein paar Informationen, hauptsächlich aber eigene Erfahrungen zu verschiedenen Substratzusätzen. Ist mir schon klar, dass es bei jedem andere Bedingungen gibt und sich meine Erfahrungen nicht verallgemeinern lassen.
Generell ist meine Ansicht, dass jeder Substratzusatz, der der Auflockerung dienen soll nur dann wirken kann, wenn die Menge der zur Verdichtung neigenden Substratbestandteile nicht ausreicht die Poren dieses Zuschlagstoffes zu verschlämmen. So ist es müßig einem feinen Torf, der eher matschig ist, z. B. 10 % Perlite oder ähnliches zuzusetzen. Es bliebe bei einen dichten Substrat in dem einige Körner Perlite begraben sind. Dann schon eher 70 bis 80 % Perlite oder besser gleich eine gröbere Erde.
Vermiculite als Substratzusatz.
Ich habe hier weiter oben gelesen, Vermiculite sei hydrophob, wirke also nur durchlüftend und wasserabweisend. Das kann ich nicht bestätigen, es nimmt erhebliche Mengen an Wasser auf! Genaue Werte habe ich nicht, aber es ist sehr saugfähig und fühlt sich richtig nass an, nicht umsonst wird es technisch als Bindemittel für verschüttete Flüssigkeiten verwendet.
Wasserabweisend und damit nur durchlüftend wäre Styropor (Styromull).
Ich habe ziemlich schlechte Erfahrungen mit Gartenbau-Vermiculite gemacht. Leider finde ich einen Link zu einer Untersuchung nicht mehr. Jedenfalls gibt Vermiculite (je nach Herkunft) reichlich Magnesium ab und ist je nach Pflanzenempfindlichkeit schon ab 30? % Zusatz schädlich. Ich habe mit 50 % Vermiculite und 50 % Sphagnum einen Versuch gemacht, im besten Fall wuchsen die Pflanzen nur schlechter, einige (Begonia lyalli) zeigten auch gravierende Blattschäden.
Angepriesen wird Vermiculite gern wegen seines Nährstoffspeichervermögens und tatsächlich kann es wohl eine Menge Nährstoffe aufnehmen und auch wieder abgeben und so Pflanzen vor Überdüngung schützen. Bei Begonien, die normalerweise (bei mir) ohnehin schwach gedüngt werden, ist das aber meiner Meinung nach nicht nötig und kann im Extremfall sogar zu einer Unterversorgung führen.
Sand als Substratzusatz
Sand wird immer wieder als auflockernd und gegen Vernässung empfohlen. Nach vielen negativen Erfahrungen mit Sand im Substrat habe ich zumindest im Bromelienbuch von Zimmer gefunden, dass Sand das Substrat schwerer macht und damit eher verdichtet, was auch meine Erfahrung ist.
Perlite als Substratzusatz
Ich habe festgestellt, dass Perlite in größerer Menge relativ schnell für ein Verpappen von torfbasierten Substraten sorgt. Es scheint den natürlichen Abbau der organischen Substanz im Torf zu beschleunigen.
Seramis als Substratzusatz
Generell ist nichts gegen Seramis zu sagen, es kommt wohl sehr auf die weiteren Bestandteile des Substrates an. Die rote Farbe von Seramis ist durch Eisenoxide bedingt, die natürlich im Ton vorkommen und beim Brennen in rotes Eisenoxid umgewandelt werden. Diese sind unter Umständen in der Lage erhebliche Mengen von Phosphor zu binden, was zu Mangelerscheinungen führen kann. Das ist aber auch pH-Wert abhängig. Bei niedrigem pH-Wert kann aus Tonbestandteilen auch reichlich Aluminium freigesetzt werden, was pflanzenschädlich ist. Eine Mischung mit Sphagnum ist bei mir nicht erfolgreich gewesen. Mischungen mit normaler Blumenerde habe ich mal auf dem Balkon für Kübelpflanzen und Balkonkästen getestet, meist wurde es gut vertragen, bei einigen Pflanzen gab es Probleme in Form von Wachstumsstockungen.
Sphagnum als Subtratzusatz
Ich verwende Trockensphagnum aus dem Orchideenbedarf, gewässert und ausgedrückt mit ca. 50 % Anteil und habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Substrat wird lockerer, bleibt dabei feucht und sauer. Ich gebe etwas Kalk zu, da es sonst leicht zu sauer werden kann.
In saurer Umgebung verrottet Sphagnum nur langsam und bleibt lange strukturstabil.
Rinde als Subtratzusatz
Meine Erfahrungen waren eher negativ. Rinde bindet bei der mikrobiellen Umsetzung einiges an Stickstoff, ich dünge wenig und ausgewogen So war ich nie in der Lage das vernünftig auszugleichen. Trotzdem habe ich schon Pflanzen gesehen, die erfolgreich in einem Gemisch mit Rinde wuchsen. Also wohl eher ein Problem bei mir.
Viele Grüße
Holger