Nach der Familientragödie mit fünf getöteten Kindern im schleswig-holsteinischen Darry ist die dringend tatverdächtige 31-jährige Mutter in einer psychiatrischen Klinik eingewiesen worden. Die Frau hatte bei ihrer Einlieferung Schnittwunden am Arm - möglicherweise wollte sie Selbstmord begehen.
Die Familientragödie mit fünf getöteten Kindern im schleswig-holsteinischen Darry hat bundesweit Entsetzen ausgelöst. Ein Amtsrichter ließ die dringend tatverdächtige 31-jährige Mutter am Donnerstag vorläufig in einer psychiatrischen Klinik unterbringen, sagte der Kieler Oberstaatsanwalt Uwe Wick der Deutschen Presse- Agentur dpa. "Wir beschuldigen sie des fünffachen Mordes, allerdings im Zustand der vollständigen Schuldunfähigkeit." Ein Gericht muss über die dauerhafte Einweisung in eine Psychiatrie entscheiden.
Am Mittwoch waren in dem kleinen Dorf Darry (Kreis Plön) die Leichen der drei bis neun Jahre alten Jungen im Haus der Familie gefunden worden. Die Kinder seien mit Schlafmitteln betäubt worden, schilderte Wick. Das vorläufige Ergebnis der Obduktion laute: Tod durch Ersticken. Medien hatten berichtet, dass die Opfer erst betäubt und dann mit einer Plastiktüte erstickt worden seien. Der Tatzeitpunkt sei nicht eindeutig festzustellen, sagte der Ankläger. Am Dienstag waren die beiden ältesten Kinder noch in der Schule. Zum Motiv der Frau konnte die Mordkommission noch nichts sagen. Web-exklusiv: Einblicke ins Leben der Familie B. Impressionen aus Darry .
Mehr zum Thema Darry: Chronologie des Kontaktes mit der Familie Kindstötung in Darry: "Eine harmonische Familie" Darry und Plauen: Warum töten Mütter ihre Kinder? zwiti>Landrat: Tragödie war nicht vermeidbar Der Plöner Landrat Volkram Gebel (CDU) zeigt sich erschüttert über das Geschehen. "Nach meiner Einschätzung und heutigem Erkenntnisstand war diese familiäre Tragödie leider nicht vermeidbar." Der Soziale Dienst des Kreises Plön bekam erstmals im August Hinweise darauf, dass die Familie Hilfe benötigte, teilte Gebel mit. Die Initiative sei von einem der beiden Väter ausgegangen. Er habe dem Sozialpsychiatrischen Dienst von religiösen Fantasien der Mutter der fünf Jungen berichtet. Bei ihr sei eine "Kontaktstörung" aufgefallen, sagte Petra Ochel vom Sozialpsychiatrischen Dienst.
Die Psychiatrische Klinik in Neustadt hat unterdessen einen Bericht der "Kieler Nachrichten" zurückgewiesen, wonach sich die Mutter der fünf getöteten Kinder kurz vor der Tragödie in psychiatrische Behandlung begeben wollte. Die Patientin habe "definitiv" erst nach der Tat die Klinik aufgesucht, sagte Kliniksprecher Jan Dreckmann am Donnerstag der Deutschen Presse- Agentur dpa. Die Zeitung hatte unter Berufung auf eine "verlässliche Quelle" gemeldet, die Frau habe wenige Stunden vor der Tragödie in der Psychiatrie um Aufnahme gebeten und sei zurückgewiesen worden. .
"Dieser Bericht ist falsch", sagte Dreckmann. Die Frau habe sich am Mittwoch gegen 12.00 Uhr an der Klinikpforte gemeldet. Sie habe Schnittwunden am Arm gehabt, die zunächst in der Chirurgie behandelt werden mussten. Im Anschluss sei sie wieder in die Psychiatrische Klinik überwiesen worden, wo sie gegen 15.00 Uhr einem Arzt die Tat gestanden habe. "Die Frau war unter ständiger Beobachtung." Der behandelnde Arzt habe dann die Polizei informiert, berichtete der Leiter der Kieler Mordkommission, Stefan Winkler.
Die "Lübecker Nachrichten" führten die Schnittwunden unterdessen auf einen möglichen Selbstmordversuch der Frau zurück. Offenbar habe sich die Frau kurz nach der Tat umbringen wollen, hieß es in dem Zeitungsbericht. Dreckmann wollte unter Berufung auf die Persönlichkeitsrechte der Frau einen möglichen Suizidversuch gegenüber dpa nicht bestätigen.
Schulunterricht fiel aus Der 450-Einwohner-Ort Darry in der Nähe der Ostsee stand unter Schock. Der reguläre Schulunterricht fiel aus. Weinende Eltern begleiteten ihre Kinder zur Grundschule. Ein weiterer Seelsorger war im angrenzenden Kindergarten im Einsatz. Am weißen Klinkerhaus, in dem die grausige Tat geschehen war, legten Nachbarn Rosen, Tannenzweige und ein Grablicht nieder.
Laut Nachbarn stammte der Vater der drei jüngsten Kinder aus den USA, der andere Vater lebt demnach in Kiel. Zwei Kinder sollen behindert gewesen sein. Der Ehemann der 31-Jährigen habe bis einen Tag vor der Tat in dem Haus in Darry gelebt, hieß es. Ob der Mann die Familie dauerhaft verlassen habe, wollte Wick nicht sagen. Der Ehemann und der Vater der älteren Kinder, der die Frau schon länger verlassen hatte, reagierten laut Polizei geschockt und werden ärztlicher behandelt.
Von Oktober bis Ende November bekam die seit September in Darry wohnende Familie nach Vermittlung durch den Allgemeinen Sozialen Dienst 15 Stunden pro Woche Hilfe im Haushalt. Am 4. Dezember meldete der Kindergarten des dritten Kindes, dass sich der "Allgemeinzustand" verschlechtert habe und die aktuelle Hilfe wohl nicht ausreiche. Das Kind hatte Windpocken. Der Vater sei aufgefordert worden, sich an einen Arzt zu wenden, hieß es weiter vom Kreis. Am 5. Dezember sollte die Betreuerin nach dem Zustand der Kinder schauen. "Dies ist auch geschehen, aber leider zu spät", so Landrat Gebel. Zugleich bekräftigte er, das von der Schule kein Alarmruf gekommen sei. Hintergrund sind Berichte, die Kinder seien in schlechter Kleidung und vernachlässigt zur Schule gekommen. Es habe auch insgesamt keine Hinweise auf eine akute Gefährdung der Kinder gegeben.
DPA
Artikel vom 07. Dezember 2007 http://www.stern.de/politik/panorama/:Kindst%C3%B6tungen-Darry-Mutter/604668.html?nv=rss
Re: Jugendamt Plön: Mutter ermordert fünf Kinder
6. Dezember 2007, 16:59 Uhr Von Eva Eusterhus Kindstötung in Darry Das Spielzeug der Opfer liegt noch auf dem Rasen Eine Mutter tötet ihre fünf Söhne und holt erst Hilfe, als es zu spät ist. Die Nachbarn sagen: Es war eigentlich eine normale Familie. Das Jugendamt wusste um die schwierige Situation der Familie, schickte Helfer vorbei. Was ist in dem kleinen Ort Darry falsch gelaufen? Eine Spurensuche. zurück weiter Bild 1 von 12 Darry Foto: DPA Nach dem Fund von fünf Kinderleichen stehen die Bewohner des Ortes Darry unter Schock. In der Schule findet kein Unterricht statt. Click here to find out more! Im Haus Nummer 9 brennt noch Licht. Zwei Transporter stehen vor der Einfahrt, im Briefkasten steckt eine Zeitung. Vor der Garage ein Haufen Sperrmüll. Schon länger scheint er dort zu liegen, der Regen hat Pappkartons blass gewaschen und Holz aufquellen lassen. Im Garten hinter dem Haus lacht die Fratze eines roten Hüpfdrachens. VIDEO . Allerlei Spielzeug liegt auf dem Rasen, als sei noch eben noch darauf herum getollt worden. Als es zu regnen beginnt, geht die Haustür auf. Zwei Beamten von der Spurensicherung, sie tragen Latexhandschuhe, eilen aus dem Haus. In den Händen halten sie umschlaggroße Papiertüten. Blitzlichtgewitter. Dann zieht jemand im ersten Stock die Gardinen zu.
Am Tag zuvor waren in dem Einfamilienhaus in dem kleinen Ort Darry im Landkreis Plön die Leichen von fünf Jungen im Alter von drei bis neun Jahren gefunden worden. Gegen etwa 16 Uhr hatte die Mutter einem Arzt Hinweise auf den Tod der Kinder angegeben. Die offenbar psychisch verwirrte 31-jährige Mutter steht unter dringendem Tatverdacht, ihre fünf Jungen getötet zu haben, sie waren zwischen drei und neun Jahren alt. Die Frau, ihr Name wird mit Steffi B. angegeben, wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie war zunächst nicht vernehmungsfähig und sollte im Laufe des gestrigen Tages dem Haftrichter vorgeführt werden, so die Polizei. Die Staatsanwaltschaft hat die Unterbringung der Frau in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt beantragt. Weiterführende links
* Wer wacht über die Kinderzimmer des Prekariats? * Mutter der getöteten Jungen nicht schuldfähig * Psychische Störungen als Ursache der Tat * Warum Eltern ihren Kindern Gewalt antun * Das Dorf der toten Kinder * 30-Jährige gesteht Tötung ihres Babys * Mutter laut Gutachten nur vermindert schuldfähig * Drei Jahre Haft für Kindstötung
Am Tag nach dem schrecklichen Fund gleicht Darry einem Geisterdorf. Nur in der Straße, in der das Wohnhaus mit dem grausigen Fund liegt, herrscht nervöse Ungewissheit. Zwei 16-Jährige geben mit angstweißen Gesichtern zu Protokoll, dass sie die beiden älteren Jungen Justin und Jonas gekannt haben. Wobei, was heißt gekannt. Die waren halt jeden Dienstag auf dem Fußballplatz und haben mitgespielt, sagt Kevin.
Verwahrlost hätten die beiden nicht ausgesehen, sagt er. Aber dass das Geld nicht für ein neues Trikot reichte, das sah man schon. Aber was sagt das schon?, fragt er und zuckt rechtfertigend mit den Schultern, als versuche jemand, sein heiles Dorf zu beschmutzen. Gar nichts sagt das , sagt er rotzig und wendet sich ab. Dann dreht er sich wieder um. Dass so was hier passiert, hier, wo doch jeder jeden kennt, das ist doch krank!, sagt er und fast sich mit beiden Händen ungläubig an die Stirn.
Fragt man nach der Familie, so zucken die meisten Dorfbewohner mit den Achseln. Erst vor drei Monaten soll die Mutter mit den fünf Kindern in den kleinen Ort nahe Lütjenburg gezogen sein. Sie wird als normale, unscheinbare Frau beschrieben, die zurückgezogen lebte. Die fünf Jungen wurden erstickt Nach Angaben von Nachbarn stammte der Vater der drei jüngsten Kinder aus den USA, der andere Vater soll in Berlin leben. Zwei Kinder sollen unter leichten Behinderungen gelitten haben. Ein Nachbar, der von seiner Wohnungstür direkt auf das Haus schaut, erzählt, er habe den Vater oft mit dem jüngsten Sohn spazieren gehen sehen. Der mittlere Sohn, der häufig laut im Garten spielte, habe an Autismus gelitten. Verwahrlosung dieses Wort fällt seit dem Fund am Mittwochnachmittag oft in Darry, einem verschlafenen Ort in Ostholstein. In die Schlagzeilen geriet die Gegend bisher, wenn überhaupt, nur dann, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft im 30 Kilometer entfernten Malente trainierte. Jetzt ist da dieses Haus am Ende der Seitenstraße, indem eine Mutter ihre fünf Söhne getötet haben soll. Laut den ersten Erkenntnissen der Rechtsmediziner gibt es Hinweise darauf, dass die Mutter die Jungen erstickte. Das vorläufige Ergebnis der Obduktion eines Jungen deutet darauf hin, sagte Oberstaatsanwaltschaft Thomas Hoffmann gestern. Die endgültigen Ergebnisse stünden aber noch aus. Weitere Obduktionen und toxikologische Untersuchungen würden durchgeführt. Auch eine tödliche Dosis Schlafmitteln wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht ausgeschlossen. So habe die Mutter gegenüber einem Arzt erklärt, den Kindern Schlafmittel verabreicht zu haben, sagte Hoffmann. Medien hatten berichtet, dass die Opfer erst betäubt und dann mit einer Plastiktüte erstickt worden seien. Ein ganzer Ort steht unter Schock Vor der Grundschule, die zwei der Jungen einer ging in die erste, der älteste in die dritte Klasse besucht haben, haben sich zwei Männer in dunklen Jacken vor dem Eingang postiert. Eltern holen ihre Kinder von der Schule ab, regulärer Unterricht findet nicht statt. Pastoren und Psychologen kümmern sich um die Schüler sagte die Schulleiterin Andrea Danker-Isemer. Ein weiterer Seelsorger sei im angrenzenden Kindergarten im Einsatz. Ein Gedenkgottesdienst in der Michaelis-Kirche im benachbarten Lütjenburg sei in den kommenden Tagen geplant. Anders als Nachbarn und Anwohner erzählen, hätten die Lehrern seit längerem einen verwahrlosten Zustand der Kinder gemeldet. Eine Mutter, die ihr Kind an der Hand hält und beide Jungen gekannt hat, sagt, es sei offensichtlich gewesen, dass in der Familie auf Äußerlichkeiten nicht viel Wert gelegt wurde. So seien die Jungen mit kaputten Jacken und alten Schulbroten zum Unterricht gekommen. Als die Jungen am Mittwoch nicht in der Schule auftauchten, soll die Schulleitung das zuständige Jugendamt informiert haben. Mitarbeiter des Jugendamtes sollen am selben Nachmittag, an dem später der grausige Fund gemacht wurde, an der Tür der Familie geklingelt haben. Doch niemand öffnete. Einer der Söhne litt an Autismus Zum Schutz von Kindern vor Gewalt und Verwahrlosung hatte der schleswig-holsteinische Landtag erst am 21. November ein Kinderschutzgesetz beschlossen und damit verbindliche Vorsorgeuntersuchungen im nördlichsten Bundesland eingeführt. Nach Einschätzung des schleswig-holsteinischen Kinderschutzbundes wird Kindern bei psychischen Erkrankungen von Eltern oft zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Da muss mehr geschehen, sagte die Landesvorsitzende Irene Johns. In solchen Fällen sollte mit Einverständnis der Mutter rechtzeitig die Kinder- und Jugendhilfe informiert werden. Den Kinderschutzeinrichtungen würden immer häufiger körperliche und sexuelle Misshandlungen sowie Vernachlässigung von Kindern gemeldet. Die Zahl der Fachkräfte steigt nicht in gleichem Maße. Nach Informationen von stern.de, hat Steffi B., die Mutter der fünf getöteten Kinder, bereits 2004 darüber geklagt, dass die Behinderung eines ihrer Söhne zu Schwierigkeiten in der Familie und mit Nachbarn führe. Wir müssen unsere ganze Aufmerksamkeit auf Liam konzentrieren und deshalb kommen seine Geschwister oft zu kurz, sagte Steffi B. im Gespräch mit einer Lokalzeitung. Laut einem Zeitungsbericht würden die Autismus-Symptome des drittgeborenen Sohnes der Familie sehr zu schaffen machen, sagte Steffi B.. Bis zu 20 Mal pro Nacht sei der Kleine wach geworden. Fälle in Darry und Plauen haben nichts gemeinsam Psychologen wie der Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Egg warnen vor vorschnellen Erklärungen zum Tötungsmotiv. Der Versuch, das normalpsychologisch zu erklären, scheitert, sagte Egg über die Schreckenstat von Darry und auch die drei Babyleichen, die in den vergangenen Tagen im sächsischen Plauen gefunden wurden. Bei endogenen Psychosen beispielsweise kennt man die Ursachen eben gerade nicht, sagt Egg. Mit Vernachlässigung wie beim Hungertod der kleinen Lea-Sophie aus Schwerin hätten die Fälle in Darry und Plauen nur wenig zu tun.
Darry Söhne Tod Kinder Mutter Tragödie Schlafmittel Bei den getöteten Babys in Sachsen irritiere die bizarre, symbolhaft beschützende Form der Bestattung, sagte Egg. Eines der Babys war in Plastikfolie eingewickelt in einem Koffer im Keller von Verwandten versteckt worden. Die beiden anderen fanden sich in einer Tiefkühltruhe und auf einem Balkon ein einem Haus, in dem die Mutter nicht wohnte. DW/dpa
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Eine Mutter tötet ihre fünf Söhne und holt erst Hilfe, als es zu spät ist. Die Nachbarn sagen: Es war eigentlich eine normale Familie. Das Jugendamt wusste um die schwierige Situation der Familie, schickte Helfer vorbei. Was ist in dem kleinen Ort Darry falsch gelaufen? Eine Spurensuche.
Warnungen von Nachbarn und Ehemann - Mutter der getöteten Kinder suchte jahrelang Hilfe
Darry (ddp). Hinter der Tötung von fünf Jungen im schleswig-holsteinischen Darry stecken offenbar jahrelange schwere familiäre Belastungen. Doch das Ausmaß der Probleme der 31 Jahre alten Mutter erkannte bis zum tragischen Tod der Jungen am Mittwoch in dem Dorf niemand. Denn die Familie lebte erst seit drei Monaten dort. Obwohl die sozialen Dienste des Kreises Plön bis zuletzt «keine akute Kindeswohlgefährdung» wahrnahmen, tötete die Frau nach Ansicht des Kieler Oberstaatsanwalts Uwe Wick am Mittwoch im «Zustand absoluter Schuldunfähigkeit» die Kinder im Alter zwischen drei und neun Jahren.
Familie suchte die Öffentlichkeit um Hilfe an Aufgefallen war die Familie dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Kreises bereits Ende April 2005. Doch zunächst ging es nur um Wohnungsprobleme der damals noch in Preetz bei Kiel lebenden Familie. Die Mutter und ihr Ehemann suchten zu jenem Zeitpunkt ein Haus zur Miete, da der damals dreieinhalbjährige Sohn Liam mit seiner autistischen Behinderung durch ständigen Lärm die Nachbarn störte. Die Familie wandte sich auf der Suche nach einer neuen Unterkunft mit Hilfe des Kinderschutzbundes an die Öffentlichkeit.
Mutter Steffi B. suchte im Juni 2005 über das Internet zudem den Austausch mit anderen Eltern autistischer Kinder. Und bekam offenbar auch Unterstützung. Auf einer Internetseite präsentierte sie Bilder von Liam an einer Kletterwand in seinem Kinderzimmer und bedankte sich bei den Spendern für die Ausstattung des «Tobezimmers als Mittelpunkt der Wohnung».
Nachbarin und Ehemann berichteten von religiösen Fantasien Mitte August 2007 machten eine Nachbarin und der erste Mann der Frau den ASD über die Probleme der Mutter aufmerksam. Am 15. August sprach auch der derzeitige Ehemann beim ärztlichen Bereitschaftsdienst des Sozialpsychiatrischen Dienstes vor und berichtete von religiösen Fantasien seiner Frau. Petra Ochel vom Sozialpsychiatrischen Dienst stellte bei einem Hausbesuch wenige Tage später «keine akute Krisensituation» fest. Die religiösen Fantasien der Frau hätten im Gespräch angeklungen, sagt Ochel. Weil sie deutliche Hinweise auf eine psychiatrische Erkrankung sah, veranlasste sie eine Vermittlung der Frau an einen Psychiater. «Man konnte annehmen, dass sie psychisch krank ist.»
Der tatsächliche Auslöser für die Tragödie ist bislang unklar. Spekulationen über eine schizophrene Psychose der Frau will Ochel nicht zurückweisen. Sie spricht von einem dynamischen Krankheitsverlauf.
Ob möglicherweise das Verschwinden des Ehemannes und Vaters der drei jüngsten Kinder am Dienstag der entscheidende Auslöser für das Drama von Darry war, konnte am Donnerstag niemand beantworten. Fest stehe einzig der Tatzeitraum zwischen Dienstagabend und Mittwochmittag, sagte Oberstaatsanwalt Wick.
07.12.2007 SR http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=85323
Re: Jugendamt Plön: Mutter ermordert fünf Kinder
Schleswig-Holstein Darry nimmt Abschied von den getöteten Kindern
Mit einem Trauergottesdienst haben hunderte Menschen am Sonntag Abschied von den fünf von ihrer psychisch kranken Mutter getöteten Brüdern aus Darry genommen. In die Trauer mischen sich Fragen nach dem Warum und wie sich eine solche Taten verhindern ließen. http://www.faz.net/s/Rub0D783DBE76F14A5FA4D02D23792623D9/Doc~EDFDFCC75AA184854AC64884640A9CBA0~ATpl~Ecommon~SMed.html?rss_aktuell
Kommentar Was läuft falsch?
Von Stefan Dietrich DruckenVersendenVorherige Seite yiggdeliciouslinkwebnewsdiggwong Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der vernünftigste Vorschlag, den Kinder zu helfen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der vernünftigste Vorschlag, den Kinder zu helfen
07. Dezember 2007 Jessica, Kevin, Marvin, Lea-Sophie, - in immer kürzeren Abständen erlangen Namen und Schicksale von Kindern, die nicht mehr leben, traurige Berühmtheit, weil sie in der Obhut ihrer Eltern qualvoll verhungert und verdurstet sind, ohne dass Außenstehende etwas von diesen Tragödien bemerkt hatten und rettend eingreifen konnten.
Bei den Funden namenlos verscharrter Babyleichen, die sich gleichfalls zu häufen scheinen, geraten ganze Ortschaften in Verruf: Sömmerda, Leverkusen, Brieskow-Finkenherd, Neuendorf am Damm, jetzt Plauen. Und wenn gleichzeitig der Fall einer Mutter bekannt wird, die ihre fünf Kinder umgebracht hat, dann fragt sich die Gesellschaft zu Recht: Wie konnte das geschehen? Was läuft hier falsch?
Vielfältige Hilfen
Gewiss ist in allen diesen Fällen ganz Fürchterliches falschgelaufen, aber in jedem einzelnen etwas anderes. Da gibt es rauschgiftsüchtige oder geistig gestörte Eltern, die nicht einmal mehr sehen, dass ihre Kinder unter ihren Augen verenden. Oder Mütter in kaputten Beziehungen, die so vereinsamt sind, dass sie sich nicht einmal mehr einer Schwangerschaftsberatung anvertrauen. Oder solche, die in einer Lebenskrise Kurzschlusshandlungen begehen. Für alle diese Notlagen bieten Staat und Gesellschaft vielfältige Hilfen an. Aber sie müssen wahrgenommen und ergriffen werden. Daran hat es gemangelt. Video in voller Größe
Nach polizeilichen und soziologischen Statistiken ist weniger als ein Prozent der Eltern mit der Erziehung so überfordert, dass man ihnen die Kinder entziehen muss. Diese Kleingruppe muss anders unter Beobachtung gestellt werden als bisher. Der vernünftigste Vorschlag dazu lautet, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern zur Pflicht zu machen und ihre Nichtbefolgung den Jugendämtern anzuzeigen.
Politische Schnellschüsse helfen den Opfern nicht
Zwar wird man Familiendramen wie jenes in Darry damit nicht verhindern können, aber dass sogar im Krankenhaus geborene Kinder der Gesellschaft völlig aus dem Blick geraten, wäre damit jedenfalls zu unterbinden. Zu den Akten sollten dagegen politische Schnellschüsse gelegt werden, die auf eine Verankerung spezieller "Kinderrechte" im Grundgesetz abzielen.
So etwas kann nur fordern, wer das Grundgesetz nicht kennt. Den Opfern der nicht abreißenden Serie von Kindstötungen wäre jedenfalls auch damit nicht geholfen gewesen - nur mit höherer Aufmerksamkeit.
Text: F.A.Z., 07.12.2007, Nr. 285 / Seite 1 Bildmaterial: AP, reuters http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E7FDC22F8171C45D484AFE808418CF8B2~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
Re: Jugendamt Plön: Mutter ermordert fünf Kinder
13. Dezember 2007
FAMILIENTRAGÖDIE IN DARRY Vater warnte frühzeitig vor Dämonen-Hirngespinsten
Der Vater von drei der fünf getöteten Kinder von Darry erhebt schwere Vorwürfe: Er will bereits im August dem sozialpsychiatrischen Dienst ein Tonband übergeben haben, das beweise, dass sich seine Frau von Dämonen verfolgt fühlte. Doch niemand habe reagiert.
Berlin - Der Vater hat die Aufzeichnung bereits im August dem sozialpsychiatrischen Dienst mit der Bitte übergeben, sie solle es an den Psychiater seiner Frau am Krankenhaus in Preetz weitergeben, berichtet der "Tagesspiegel" in seiner morgigen Ausgabe. Dies sei auch geschehen. Allerdings haben sich weder die Amtsärztin noch der Psychiater das Band angehört, wie ein Kliniksprecher der Zeitung sagte. Es seien keine geeigneten Wiedergabegeräte für das Tonbandformat vorhanden gewesen.
GETÖTETE KINDER: DIE FAMILIENTRAGÖDIE VON DARRY
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Offenbar habe die Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes, Petra Ochel, diesen Vorgang bisher verschwiegen. Der Verwaltungsleitung sei die Existenz des Tonbandes erst durch die Anfrage des "Tagesspiegel" bekanntgeworden, heißt es in der Mitteilung des Kreises Plön.
FORUM Forum Was läuft schief beim staatlichen Kinderschutz?
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838 Beiträge Neuester: Heute 18:46 Uhr von fantalupi Laut dem Vater der drei getöteten Kinder hat seine Frau schlagartig umschalten können, sobald Fremde in der Nähe waren. Sie habe dann ganz normal gewirkt. Daher habe er das Band aufgenommen. Es belege, dass seine Frau behauptete, ihre Kinder seien von Dämonen besessen.
Ein Kopftuch und Plüschtiere liegen auf den Gräbern auf dem Friedhof im schleswig-holsteinischen Eutin nahe Darry.
Freitag, 27. Juni 2008 Fünf Söhne getötet Mutter von Darry vor Gericht
Knapp sieben Monate nach der Familientragödie von Darry mit fünf toten Kindern hat vor dem Kieler Landgericht der Prozess wegen Totschlags gegen die Mutter begonnen.
Die Staatsanwaltschaft wirft der heute 32-Jährigen vor, ihre Söhne im Alter von drei bis neun Jahren Anfang Dezember 2007 vorsätzlich getötet zu haben. Die Beschuldigte äußerte sich zu Prozessbeginn nicht zur Tat. Sie gilt wegen einer paranoiden Schizophrenie jedoch als schuldunfähig. Die Staatsanwaltschaft beantragte ein Sicherungsverfahren.
Von "Nathalie" bedroht
Laut Anklageschrift hat die junge Frau Stimmen aus dem Jenseits gehört und sich von einer eingebildeten "Nathalie" bedroht gefühlt. Andere Stimmen, die sie für real gehalten habe, hätten ihr eingeflüstert, dass ihre Kinder im Jenseits sicher vor "Nathalie" seien, sagte Staatsanwalt Michael Bimler. Sie fasste den Entschluss, die fünf kleinen Brüder Aidan (3), Ronan (5), Liam (6), Jonas (8) und Justin (9) "zu töten, ohne Mörder zu sein". Unter einem Vorwand schickte sie ihren Mann, den Vater der drei kleinsten Jungen, nach Berlin, um freie Bahn für die Tat zu haben, wie Bimler weiter ausführte.
Bei der Schilderung des Tathergangs brach der US-Amerikaner, der als Nebenkläger auftrat, in Weinkrämpfe aus. Nach Ausführungen der Staatsanwaltschaft soll die Beschuldigte ihren Kindern zur Betäubung zunächst ein Schlafmittel gegeben haben und die fünf anschließend im Keller nebeneinander auf ein Matratzenlager gebettet haben. Dann stülpte sie ihnen nach Überzeugung Bimlers Mülltüten über den Kopf, um sie zu ersticken. Bei drei der Kinder soll die Schlafmitteldosis allerdings zu niedrig gewesen sein, so dass sie sich gegen die Tüten gewehrt haben. "Sie fügten ihrer Mutter Kratzwunden im Gesicht zu", sagte Bimler.
Vorwürfe des Vaters gegen die Behörden
Weil die Frau "wegen einer krankhaften seelischen Störung unfähig war, das Unrecht ihrer Taten einzusehen", beantragte die Staatsanwaltschaft ein Sicherungsverfahren. Sie will die dauerhafte Unterbringung der 32-Jährigen in der Psychiatrie erreichen, da sie wegen ihrer psychischen Erkrankung gefährlich für die Allgemeinheit sei. Die Beschuldigte befindet sich auf Anordnung des Amtsgerichts Plön bereits seit der Tat vorläufig in der Psychiatrie.
Vor Gericht wird wohl auch die Frage eine Rolle spielen, ob es trotz der umfangreichen behördlichen Unterstützung der Familie Mängel in der Betreuung gab, wie der 35-jährige Vater behauptet. So erhob er Ende Februar in einem Fernsehbericht schwere Vorwürfe gegen seine Frau und die Behörden. Sie litt nach seinen Worten an Wahnvorstellungen und habe öfter davon gesprochen, dass sie sich und den Kindern etwas antun wolle. Er habe sich daher mehrfach an die Behörden gewandt, doch die hätten ihn alleingelassen.
http://www.n-tv.de/986173.html
Re: Jugendamt Plön: Mutter ermordert fünf Kinder
Familientragödie Das Verfahren um Darry-Fall hat begonnen
Der Prozess um die fünf getöteten Kinder von Darry hat begonnen. Dabei geht es hauptsächlich um die Frage, ob die wegen Totschlags angeklagte Mutter, die an paranoider Schizophrenie leidet, dauerhaft in einer Psychiatrie untergebracht wird. Dies fordert die Staatsanwaltschaft.
Kinder von Darry http://www.myvideo.de/watch/4716481/Kinder_von_Darry Beschreibung: Psychisch kranke Mutter tötet fünf Kinder, während die Behörden und Psychiater die Warnhinweise des Vaters missachten. Stichwörter: Jugendamt, Darry, Familie, Kinder, Schleswig-Holstein, Kindstötung Kategorien: News & Politik http://www.myvideo.de/watch/4716481/Kinder_von_Darry
Re: Jugendamt Plön: Mutter ermordert fünf Kinder
Gutachten im Fall Darry: Mutter macht Pläne für ihre toten Kinder 07. Aug 18:17 Hinter dieser Tür in Darry geschah ein fünffacher Mord Bild vergrößern Hinter dieser Tür in Darry geschah ein fünffacher Mord Foto: dpa Im Prozess gegen Steffi K. sieht die Staatsanwaltschaft die Angeklagte als schuldunfähig an. Sie habe in einem «festgefügten Wahnsystem» gelebt, als sie ihre fünf Kinder tötete. Das psychiatrische Gutachten vor dem Kieler Landgericht dauerte mehr als zwei Stunden.
Die Mutter der fünf getöteten Kinder aus Darry (Schleswig-Holstein) hat ihre kleinen Söhne nach Überzeugung von Anklage, Gutachtern und Verteidigung aus Verzweiflung im Wahn umgebracht. Die Staatsanwaltschaft sah am Donnerstag vor dem Kieler Landgericht die Schuldunfähigkeit der 32-Jährigen als erwiesen an und forderte eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Die Frau leide unter paranoider Schizophrenie. Sie habe geglaubt, dass ihre Kinder von «bösen Mächten» bedroht und nur im Jenseits sicher gewesen seien. Die 32-Jährige hatte ihre Kinder Anfang Dezember 2007 betäubt und mit Plastiktüten erstickt. Drei der Kinder hatten sich dabei noch gewehrt. Vor der Tragödie, die bundesweit Entsetzen und Fassungslosigkeit auslöste, hatte die Mutter ihren Mann weggeschickt.
MEHR IN DER NETZEITUNG:
* » Der Todeskampf der Kinder aus Darry * » Mutter aus Darry hatte «religiöse Fantasien» * » Darry nach Kinder-Tod im Ausnahmezustand
In seinem Gutachten schilderte der psychiatrische Sachverständige Wulf-Rüdiger Jonas über zwei Stunden lang eindringlich, wie sich die Mutter ab 2006 in einem immer bedrohlicher werdenden Netz von Wahnvorstellungen verfing, aus dem es für sie keinen Ausweg mehr gegeben habe: «Der Tod ihrer Kinder war aus ihrer Sicht letztlich die einzig mögliche Konsequenz. Das Tragische daran ist, dass die Tat aus Liebe und Fürsorge geschah.» Auch heute noch wirkten diese Wahnvorstellungen: Die Mutter glaube «beinahe beseligt», dass es ihren Kindern im Jenseits gut gehe, sie habe Kontakt zu ihnen und mache Pläne für sie.
In Panik die Kinder erstickt
Die Tat hatte die Mutter akribisch vorbereitet. Etwa drei Wochen vor der Tragödie kaufte sie Schlaf- und Beruhigungstabletten für die Kinder, unmittelbar zuvor schickte sie den Vater nach Berlin. Als drei der Kinder aufwachten und sich wehrten, habe sie alle in ihrer Panik erstickt. Staatsanwalt Michael Bimler sprach von einem der «schrecklichsten Verfahren» und einem «in höchstem Maße belastenden Geschehen». Im Prozess seien alle, «auch die Mutter, mit unsäglichem Leid konfrontiert» worden. In ihrem «festgefügten Wahnsystem» habe der Frau aber jede Einsicht gefehlt. Auch jetzt sei die Prognose ungünstig. Ihre Tat sei aber nicht als Mord, sondern als Totschlag zu werten.
Wie der Gutachter hob auch Bimler hervor, dass die Mutter trotz ihres zunehmenden Wahns wie «mit einer doppelten Buchführung» nach außen hin funktionierte und ihre Umgebung täuschte. So habe auch der Psychiater, den sie im Sommer 2006 auf Drängen ihres Mannes aufgesucht habe, trotz deutlicher Anzeichen auf ihre Erkrankung keine Zwangsmaßnahmen anordnen können. Sie hatte sich damals und auch ein Jahr später gegen eine Krankenhausbehandlung entschieden und sich nur ambulant behandeln lassen. Knapp zehn Tage vor der Tat war sie dann noch einmal in einer Krankenhausambulanz. Aber auch da habe es keine Anzeichen auf akute Selbstgefährdung oder Gefährdung ihrer Kinder gegeben, sagte der behandelnde Facharzt vor Gericht. Er habe im übrigen auf familiäre Hilfen etwa über den Sozial-Psychiatrischen Dienst vertraut.
Der Vater verließ mehrfach den Saal
Der amerikanische Vater der drei jüngsten Kinder hatte als Nebenkläger das Verfahren verfolgt. Trotz anfänglicher Zweifel glaube man jetzt auch an eine «Erkrankung von solcher Schwere und solchem Gewicht, dass die Schuldunfähigkeit gegeben sei», sagte seine Anwältin. Die dauerhafte Unterbringung sei geboten. Sie wird jährlich einmal überprüft. Der Vater verließ mehrfach den Gerichtssaal, als der Tod seiner Kinder geschildert wurde. Bei den Plädoyers weinte er und suchte am Ende vergeblich den Blick seiner Frau. Sie hatte nur einmal sichtbar eine Regung gezeigt, als die Gerichtsmedizinerin den Tod der Kinder schilderte. Das Gericht will seine Entscheidung am 14. August verkünden. (Karen Katzke, dpa) http://www.netzeitung.de/vermischtes/1117617.html
Die Mutter der fünf getöteten Kinder von Darry muss dauerhaft in die Psychiatrie. Das Kieler Landgericht verurteilte die 32-Jährige am Donnerstag wegen fünffachen Totschlags. Aufgrund einer paranoiden Schizophrenie sei sie schuldunfähig, erklärten die Richter. Deshalb werde die Mutter in einer Fachklinik untergebracht. Das Gericht folgte mit seinem Urteil der Forderung von Anklage, Verteidigung und Nebenklage.
Jörg Brommann, der Vorsitzende Richter in dem Sicherungsverfahren, sagte, es sei das "eigentlich Tragische", dass die Mutter in ihrem Wahn glaubte, sie tue den Kindern mit der Tötung etwas Gutes. Sie wollte die Jungen damit vor einer imaginären "Natalie" schützen. Sollte die 32-Jährige irgendwann durch eine Therapie in der Lage sein, aus ihrem System von Wahnvorstellungen auszubrechen und das Geschehene zu begreifen, sei ihr zu wünschen, dass "sie daran dann nicht zerbricht". Während der Ausführungen des Richters zeigte die Frau kaum Reaktionen. Mutter leidet an paranoider Schizophrenie
Bereits seit dem Jahr 2000 leide die 32-Jährige an der Erkrankung. "Ihre Denkstörungen traten in Form eines komplexen religiösen Wahns zutage, der zunehmend ihre Handlungen bestimmte", erklärte Brommann. Die Mutter lebte demnach in permanenter Angst um ihre Kinder, die sie vor "bösen Mächten" aus dem Jenseits beschützen wollte. Die Tötung der Kinder sei aus ihrer Sicht "letztlich die einzige Konsequenz" gewesen. Nach Ansicht von Gericht und Staatsanwaltschaft stellt die Frau eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Ein Gutachter hatte in dem Verfahren bescheinigt, dass die 32-Jährige an einer paranoiden Schizophrenie leidet.
Während der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung noch einmal die erschütternden Details der Tat schilderte, verließ der Vater der Kinder, der in dem Prozess als Nebenkläger auftrat, den Saal: "Es war für mich ein Schock und Horror, während des Prozesses die Details zu erfahren - das konnte ich mir nicht noch einmal anhören", sagte Michael K. später.
Zudem beklagte der 35-Jährige mangelnde Hilfe von den Behörden. "Absolut frustrierend" sei die Situation gewesen. Mitte 2006 war die Mutter ihrer Psychose so sehr verfallen, dass sie Haushalt und Kinder allein ihrem Mann überließ. Er drängte sie, einen Nervenarzt aufzusuchen. Mehrfach hatte der Vater in der Vergangenheit schwere Vorwürfe erhoben. Er habe vergeblich an die zuständigen Behörden appelliert und sie darauf hingewiesen, dass seine Frau Wahnvorstellungen hatte und davon sprach, sich und den Kindern etwas anzutun. "Ich sah das Krankhafte", sagte ein Facharzt vor Gericht. Er habe aber keine Möglichkeit gehabt, die Frau gegen ihren Willen im Krankenhaus zu behalten. Sie wollte damals und auch später nur ambulante Therapie und Medikamente.
Ulrike Jäger-Mohrhagen, die Anwältin des Vaters, will jetzt prüfen, ob ein beherzteres Eingreifen staatlicher Stellen möglich gewesen wäre. Auch werde sie untersuchen lassen, ob der Facharzt sich falsch verhalten hat. "Was wirklich am Vater nagt, ist die Frage, ob durch engagiertes, aktiveres Eingreifen der Behörden die Tat hätte verhindert werden können." Stand: 14.08.2008 17:27