Defibrillator-Forum - Defi und Beruf

ICD geplant und neuer Job

Re: ICD geplant und neuer Job

Hallo Teddy,
Du hast schon den richtigen Absatz gefunden. Nur Deine Interpretation ist falsch. Der Kernsatz darin lautet:

Zitat: Teddy
"...

Nach entsprechender Erholung von dem operativen Eingriff (in der Regel etwa nach 3 Monaten) können die Betroffenen wieder risikolos Kraftfahrzeuge der Gruppe 1 führen."Es steht also deutlich: Nach entsprechender Erholung - also 3 Monate später. Der Gesetzgeber geht davon aus, das die Ehrholungsdauer bei der überwiegenden Anzahl von ICD-Patienten 3 Monate dauert und setzt die 3 Monate damit als Minimumfrist an. Im Individualfall kann es aber auch länger dauern, d.h. wenn der Arzt dir aufgrund irgendwelcher Komplikationen die Empfehlung gibt z.B. 4, 5 oder 9 Monate nicht zu fahren solltest Du diese Zeit nicht fahren - Du musst Dich aber nicht daran halten. Es ist dann Deine freie Verantwortung, kann aber, wenn etwas passiert, zu Deinem Nachteil ausgelegt werden und Versicherungen werden dies sicher als super Steilvorlage nutzen um sich damit einer Haftung zu entziehen.

Aber Fakt ist: der Gesetzgeber verlangt die 3 Monate Fahrpause.

Ein Gesetzgeber spricht keine Empfehlungen aus! Der muss möglichst klare Regeln schaffen - für die dann trotzdem noch verbleibenden Interpretationsmöglichkeiten in den Texten (wie z.B. Deine) sind dann die Gerichte zuständig.

Und dazu noch eine kleine Anmerkung: Es könnte ja sein, das jemand meint: "Auch wenn mir mein Arzt die Empfehlung gegeben hat - wer solls Erfahren? Er hat ja Schweigepflicht." Das ist dünnes Eis. Die Hürde ist zwar sehr hoch, aber wenn es zwingend rechtfertigende Umstände gibt, darf er diese brechen - um Schaden von der Allgemeinheit abzuwenden. Also wenn er z.B. sieht, dass der Defi-Patient, der heute morgen mit 5 Schocks und auf wackeligen Beinen in die Untersuchung kommt und anschließend in sein Auto steigt, darf er die Polizei alarmieren und auf die Fahruntauglichkeit hinweisen.

Zitat: Teddy
Dies betrifft natürlich nur Privatfahrten! Eine Tätigkeit im Außendienst, wie vom TO angesprochen fällt da sicher nicht drunter.Auch das ist leider falsch. Die "Gruppe 1" betrifft alle PKW, Motorräder, Roller etc. und Lieferwagen bis 3,5 Tonnen. Diese darfst Du fahren, ob privat oder beruflich ist egal. Einzige Ausnahme ist der berufsmäßige Transport von Personen wie z.B. in Kleinbussen oder Taxi fahren. Das ist jedem Defi-Träger - egal ob prophylaktisch oder nicht - genauso untersagt wie das Fahren von Fahrzeugen der Gruppe 2, also LKW über 3,5 Tonnen, Bussen o.ä. und das unabhängig davon, ob privat oder beruflich. Das gilt auch für diejenigen, die noch einen alten Führerschein der Klasse 3 haben und damit eigentlich LKW bis zu 7,5 Tonnen fahren dürfen. Auch für die ist bei 3,5 Tonnen Schluss.

Wenn Du trotzdem berufsmäßig bei prophylaktischer Implantation Deinen 40-Tonner fahren willst/musst um Deine Brötchen zu verdienen, musst Du zur ärztlichen Fahrtauglichkeitsuntersuchung. Die Hürden sind aber auch hier angehoben worden, so dass Du da heutezutage kaum noch mit einem positiven Ergebnis rauskommst.

Gruss

Thorsten


Re: ICD geplant und neuer Job

Zitat: Thorsten
Es ist dann Deine freie Verantwortung, kann aber, wenn etwas passiert, zu Deinem Nachteil ausgelegt werden und Versicherungen werden dies sicher als super Steilvorlage nutzen um sich damit einer Haftung zu entziehen.In der Kraftfahrzeug Haftpflichtversicherung ist ein Versicherer nie frei von der Leistung,er muss immer regulieren.Selbst bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit.
Er kann zwar Regress nehmen,dieser ist aber auf 5000€ begrenzt.

http://www.verkehrslexikon.de/Module/RegressBegrenzung.php

Bei der eigenen Fahrzeugversicherung (Vollkasko) sieht das anders aus,da gilt obiges nicht.

Re: ICD geplant und neuer Job

Thorsten, kurze Frage...das Fahrverbot für LKWs über 3,5 T gilt dann auch für Wohnmobile? Denn ich gehöre zu denjenigen, die bis 7 T fahren dürften....
Liebe Grüße Ulla


HOCM

Re: ICD geplant und neuer Job

Hallo Ulla,
ja.

Jedes Fahrzeug mit mehr als 3,5 T zulässigem Gesamtgewicht darf von Defi-Trägern nicht gefahren werden. Egal ob prophylaktisch implantiert, ob privat oder beruflich genutzt und ob Wohnmobil, Kleinbus, Liefer- oder Rennwagen.

Das mag für den Einen oder Anderen "ungelegen" kommen, aber irgendwo muss der Gesetzgeber die Grenze ziehen. Und da richtet er sich nach den neuen Führerscheinklassen, auch wenn Du eigentlich bis 7,5 T fahren dürftest.

Gruß
Thorsten


Re: ICD geplant und neuer Job

Dankeschön


HOCM

Re: ICD geplant und neuer Job

Hallo,
ich habe damals meinem Chef kurz vor Ablauf der Probezeit gesagt, dass ich evtl. einen Defi bekomme, darauf bekam ich 2 Tage vor Ablauf die Kündigung und bin bis jetzt arbeitslos!
Nur so viel zum Thema mit dem Chef reden....wenn die hören herzkrank, dann hat man verloren.
Den Defi habe ich immer noch nicht, habe Angst!

kriss, ich kann dich gut verstehen.

Re: ICD geplant und neuer Job

Hallo,
ich habe auch die Erfahrung gemacht das man mit einem "Holzbein" statt Defi auf
dem Arbeitsmarkt wohl noch bessere Chancen hätte!Mein Job war schon weg als
ich noch im KH war(einfach abgemeldet,es dauert ja länger...) und seitdem
habe ich die Auswahl in der Bewerbung Klartext zu schreiben und das wars dann
oder erst nichts zu sagen und beim Vorstellungsgespräch ein erstauntes OH,das
sieht man Ihnen aber gar nicht an! zu hören-mit dem gleichen Ergebnis.
Ich weiss nicht was der grössere Klotz am Bein ist,Defi oder Schwerbehindertenausweis.
Den Defi werde ich so schnell nicht wieder los,bei dem Ausweis habe ich es schon
in Erwägung gezogen das Teil wieder abzugeben...
Sabine

Re: ICD geplant und neuer Job

Hallo Kriss,

ich bin zwar nicht direkt im Aussendienst, muss aber doch recht viel beruflich reisen. Mit PKW, aber auch per FLug, bis in die fersnten LÄnder Asiens.

Als ich 2011 meinen Defi prophylaktisch bekam, war von Fahrverbot noch keine Rede.
Also bin ich auch recht schnell wieder gefahren.

Um ehrlich zu sein, warum soll man mit Defi nicht fahren können, ohne aber ja....

Vor der Implantation habe ich auch gedacht, jetzt wird die Ausübung deines Berufes aber schwierig. Humbug. Alle geht noch genauso wie ohne Defi.

Denn das Entscheidende ist ja die Grunderkrankung. Die macht Probleme. Nicht der Defi. Und damit habe ich mich auseinandergesetzt, vieles einfach anders zu sehen, meine Reisen - auch die beruflichen - anders zu organiseren, mit größeren Pausen, weniger Zeitdruck...

Es ist aufgrund deiner Angaben und der Unkenntnis der kompletten Situation sicher nicht angeraten dir zu einem Job zu raten oder abzuraten.

Fakt ist, durch den Defi wirst du als Reisender nicht eingeschränkt.

Ich wünsche dir die richtige Entscheidung.

Übrigens, viele Arbeitgeber nehmen den GdB sogar positiv auf, müssen sie doch die Quote erfüllen. Und wenn der neue AG unpassend reagoert, wäre es doch eh nicht die richtige Stelle gewesen, mit der man langfristig zusammenleben will

Re: ICD geplant und neuer Job

@diesela

man kann den Defi und den Ausweis auch zu *einem Klotz am Bein* machen !!

Ich habe trotz Ausweis und Defi Jobs bekommen und ich habe ihn in den Bewerbungsunterlagen immer angegeben.

Das was man draus macht ist wichtig und nicht immer nur das NEGATIVE.

Auch ist es wichtig, sich ALLE Informationen zu dem Thema Ausweis, Job, Arbeitsamt, Arbeitgeber aktuell einzuholen.

@tommy48

nicht alle Arbeitgeber sind so.

Re: ICD geplant und neuer Job

Auch die positivste Sichtweise nützt Dir wenig wenn man selbst von grossen
Firmen(natürlich im Vertrauen...nicht offiziell) hört das man sich die Extras die
ein Schwerbehindertenausweis mit sich bringt als Arbeitgeber nicht leisten kann
und auch will-gibt ja noch genug Leute ohne.Was bringt mir also der Ausweis,wenn
ich damit keinen Job mehr finde,ohne Auto wäre ich auch nicht im ADAC!