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fast 60 Jahre Besetzung Tibets

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

Zitat: Riker
die inthronisation des dalai lama fand zur zeit des einmarsches der chinesen statt. vorher gab es so eine art stellvertreter..."Einmarsch"?
Meinst du bevor 1950 war Tibet noch ein souveräner Staat?

Quelle?

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

Zitat: Riker
aber wenn du wissen willst wie es um die tibetische Kultur bestellt war empfehle ich dir das Buch: "Der Schatten des Dalai Lama"... und ich empfehle: Colin Goldner ist Autor des Standardwerkes »Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs«, das Ende April in aktualisierter und erweiterter Neuauflage im Alibri-Verlag Aschaffenburg erscheint - anbei zunächst ein jW-Artikel von Colin Goldner

bjk
ALG II-Unterschichtler


kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2008/03-26/015.php


Ahnungslose Schwärmerei

Mönchischer Terror auf dem Dach der Welt. Teil I: Die Begeisterung für den Dalai Lama und den tibetischen Buddhismus

Von Colin Goldner


Zwischen drei- und fünfhunderttausend Anhänger soll der Buddhismus seit Anfang der 1990er Jahre allein im deutschsprachigen Raum gefunden haben. Vor allem in ihrer tibetischen Variante scheint die »Lehre des Buddha« dem aktuellen Zeitgeist sehr zu entsprechen: Die Zahl der Sympathisanten für den sogenannten Vajrayana-Buddhismus, als dessen Oberhaupt der Dalai Lama firmiert, geht in die Millionen. Wesentlicher Grund hierfür ist die Dauerpräsenz »Seiner Heiligkeit« in den Boulevard- und Yellow-Press-Medien, über die das Interesse an »östlicher Spiritualität« bedient und ständig erweitert wird.

Vor allem innerhalb der Esoterik- und Psychoszene gilt tibetischer Buddhismus bzw. das, was man davon weiß oder dafür hält, als übergeordnete »spirituelle Leitlinie«. Ernsthafte Auseinandersetzung gibt es in dieser Szene freilich nicht, die oberflächliche Kenntnis von ein paar Begriffen und ein »Gefühl« für die Sache reichen völlig aus, sich »zugehörig« vorzukommen. Vielfach versteht man sich dann schon als »engagierter Buddhist«, wenn man einen »Free-Tibet«-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel spazierenfährt

Für viele steht und fällt die Begeisterung für tibetischen Buddhismus in der Tat mit der Figur des Dalai Lama. Das weltweit hohe Ansehen, das »Seine Heiligkeit« quer durch sämtliche politischen und weltanschaulichen Lager genießt, ist trotz aller Kritik, die seit geraumer Zeit gegen ihn vorgebracht wird – von seinen freundschaftlichen Kontakten zu alten und neuen Nazis hin zu seinen eklatant frauen- und homosexuellenfeindlichen Positionen –, völlig ungebrochen. Nach wie vor gilt er als Symbolfigur für Friedfertigkeit, Güte und in unendlicher Weisheit ruhende Gelassenheit. Seine Verlautbarungen gelten als Wahrheit schlechthin. Derlei verklärende Sicht auf den Dalai Lama ebenso wie auf das »alte Tibet«, das dieser repräsentiert, basiert wesentlich auf eklatanter Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten.

Shangri-La?

Das Bild des »alten Tibet«, wie es, verbreitet über unzählige Bücher und Schriften, heute im Westen geläufig ist, zeigt das eines Paradieses auf Erden – des mythischen Shangri-La –, das den Menschen ein glückliches und zufriedenes Leben in Einklang mit sich selbst, mit der Natur und den Göttern zu führen erlaubt habe. Laut Dalai Lama sei dies dem fortwährenden Einfluß des Buddhismus zu verdanken gewesen, durch den eine »Gesellschaft des Friedens und der Harmonie« entstanden sei.

Die moderne Geschichtsschreibung weiß indes längst, daß Tibet bis zur Invasion der Chinesen keineswegs die paradiesische Gesellschaft war, die der Dalai Lama ständig beschwört. Für die große Masse der Bevölkerung war das »alte Tibet« tatsächlich eben jene »Hölle auf Erden«, von der in der chinesischen Propaganda immer die Rede ist; das tibetische Volk aus diesem Elend zu befreien, wurde beim Einmarsch von 1950 als Legitimation und revolutionäre Verpflichtung angesehen.

Die herrschende Mönchselite beutete Land und Menschen mit Hilfe eines weitverzweigten Netzes von Klostereinrichtungen und monastischen Zwingburgen gnadenlos aus. Der relativ kleinen Ausbeuterschicht – ein bis eineinhalb Prozent – stand die Mehrheit der Bevölkerung als »Leibeigene« beziehungsweise »unfreie Bauern« gegenüber. Die Steuer- und Abgabenlasten, die diesen Menschen aufgebürdet wurden, drückten sie unter die Möglichkeit menschenwürdiger Existenz. Bitterste Armut und Hunger durchherrschten den Alltag in Tibet. Es gab außerhalb der Klöster keinerlei Bildungs-, Gesundheits- oder Hygieneeinrichtungen. Privilegierte beziehungsweise benachteiligte Lebensumstände wurden erklärt und gerechtfertigt durch die buddhistische Karmalehre, derzufolge das gegenwärtige Leben sich allemal als Ergebnis angesammelten Verdienstes respektive aufgehäufter Schuld früherer Leben darstelle.

Das tibetische Strafrecht zeichnete sich durch extreme Grausamkeit aus. Zu den bis weit in das 20. Jahrhundert hinein üblichen Strafmaßnahmen zählten öffentliche Auspeitschung, das Abschneiden von Gliedmaßen, Herausreißen der Zungen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leibe und dergleichen.

Revolutionäre Verpflichtung

Der theokratische Feudalismus Tibets bestand in seiner bis 1950 herrschenden Form seit Mitte des 17. Jahrhunderts, als es der militanten buddhististischen Sekte der Gelbmützen mit Hilfe der Mongolen gelungen war, sämtliche innenpolitischen Gegner auszuschalten. Der seinerzeitige Anführer der Gelbmützensekte, bekannt als der »Große Fünfte Dalai Lama«, erklärte sich in der Folge zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes. Obwohl Tibet 1720 dem Militärprotektorat der Mandschu zugeordnet wurde und ab 1793 vollends zum Vasallenstaat Chinas geworden war, behielt das Regime der Lamas nach innen uneingeschränkte Macht.

Solange der chinesische Kaiserhof über die erforderliche Stärke verfügt hatte, war China – einschließlich seines tibetischen Protektorats – vom Rest der Welt fast vollständig abgeschottet geblieben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts drängten indes mit England und Frankreich militärisch hochgerüstete Westmächte in den ostasiatischen Raum, deren aggressivem Zangengriff das alte China wenig entgegenzusetzen hatte; das Mandschu-Reich zerbröckelte rapide. Durch die Niederlage Beijings im chinesisch-japanischen Krieg von 1894 wurde der Zerfall des Mandschu-Reiches weiter vorangetrieben. Mit der formalen Abdankung Pu-Yis, des letzten chinesischen Kaisers, im Februar 1912 war es endgültig zerbrochen.

Am 14. Februar 1913, so zumindest wird der Sachverhalt kolportiert, habe der seinerzeitige 13. Dalai Lama die Unabhängigkeit Tibets verkündet. Unbeeindruckt von dieser »Proklamation« beharrte die neue republikanische Regierung Chinas auf ihrem – sozusagen aus dem Kaiserreich ererbten – Hoheitsanspruch. Die völkerrechtlich relevante Frage, ob Tibet zwischen 1913 und 1951 einen eigenständigen und unabhängigen Staat darstellte oder nicht – es ist diese Frage in Hinblick auf die Rechtmäßigkeit der chinesischen Invasion von 1950 von entscheidender Bedeutung – läßt sich nicht mit letzter Sicherheit klären. Die UNO, die als einzige Körperschaft solche Klärung vornehmen könnte, hat sich der Frage tibetischer Souveränität zu keinem Zeitpunkt angenommen.

Neben dem aus der Geschichte hergeleiteten Selbstverständnis der Volksrepublik China, demzufolge Tibet seit jeher – spätestens seit 1720 – als untrennbarer Bestandteil des chinesischen Territoriums gilt, wird der Einmarsch von 1950 noch durch weitere Faktoren legitimiert; deren entscheidender war der Anspruch, das tibetische Volk von einem doppelten Joch zu befreien: zum einen aus dem imperialistischer Machtansprüche vor allem Großbritanniens und der USA, zum anderen aus dem der feudalistischen Leibeigenschaft einer Ausbeuterclique aus Adel und Gelbmützen-Klerus. Die »Befreiung« Tibets war für die Truppen Maos nicht nur logische Konsequenz, sondern revolutionäre Verpflichtung gewesen.

Ab Mitte der 1950er Jahre wurde in Tibet mit Hilfe der CIA ein großangelegter Untergrundkampf gegen die Chinesen geführt. Zwei der Brüder des Dalai Lama organisierten von Indien beziehungsweise den USA aus den Guerillakrieg. Im Frühjahr 1959 verließ der Dalai Lama selbst – von langer Hand und mit Hilfe der CIA vorbereitet – Lhasa und begab sich ins indische Exil. Es folgten ihm bis Ende des Jahres rund 30000 Tibeter, bis heute haben rund 120000 Tibeter ihren Wohnsitz im Ausland genommen.

Die insbesondere im Zuge der Kulturrevolution in den 1960er Jahren von der Volksbefreiungsarmee in Tibet verübten Gewalt- und Zerstörungsakte sind durch nichts zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Gleichwohl ist den exil­tibetischen Verlautbarungen und denen der internationalen Tibet-Unterstützerszene prinzipiell zu mißtrauen: Sie sind, sofern sie nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, in der Regel heillos übertrieben oder beziehen sich auf längst nicht mehr aktuelles Geschehen. Die Behauptung der Exilregierung des Dalai Lama, das »tägliche Leben der Tibeter im eigenen Land« sei bestimmt durch »Folter, psychischen Terror, Diskriminierung und eine totale Mißachtung der Menschenwürde« ist reine Propaganda zur Sammlung von Sympathiepunkten beziehungsweise Spendengeldern; es spiegeln solche Anwürfe nicht die gegenwärtige Realität Tibets wider. Auch die Anwürfe von Zwangsabtreibungen und flächendeckender Sterilisierung tibetischer Frauen, von Überflutung des Landes durch chinesische Siedler, von systematischer Zerstörung des tibetischen Kulturerbes entsprechen nicht den Tatsachen.

Die Dalai Lamas als »Gottkönige« Tibets sind demokratisch durch nichts legitimiert; sie werden, ebenso wie die sonstigen Großlamas, aufgrund astrologischer und sonstiger Zufallsdeutungen von den Gelbmützen für ihre Rolle ausgewählt. Auch der gegenwärtige Dalai Lama, der sich als vierzehnte Wiedergeburt seiner Amtsvorgänger und letztlich als Emanation der höchsten Gottheit auf dem Dach der Welt, des elf-, gelegentlich auch sechzehnköpfigen und tausendarmigen Chenrezig vorkommt, wurde als Zweieinhalbjähriger auf solchem Wege ausfindig gemacht. Bis heute hat er sich, trotz allen Demokratisierungsgeredes, noch nicht einmal in den exiltibetischen Kommunen durch eine Wahl oder Volksabstimmung legitimieren lassen.

Kollektiver Wahn

Die Doktrin der Gelbmützensekte ist ein abstruses Konglomerat aus Geister- und Dämonenglauben, verbunden mit menschenunwürdigen Unterwerfungsritualen. Wie jede Religion basiert sie wesentlich auf raffiniert und gezielt geschürter Angst vor dem Jenseits. Horrende Monster-, Vampir- und Teufelsvorstellungen durchziehen die Lehre des tibetischen Buddhismus. Wer die Gebote der Lamas nicht befolge, finde sich unweigerlich in einer der sechzehn Höllen wieder. Eine davon bestehe aus einem »stinkenden Sumpf von Exkrementen«, in dem man bis zum Hals versinke; zugleich werde man »von den scharfen Schnäbeln dort lebender riesiger Insekten bis aufs Mark zerfressen und zerpickt«. In anderen Höllen wird man verbrannt, zerschlagen, zerquetscht, von Felsbrocken zermalmt oder mit riesigen Rasiermessern in tausend Stücke zerschnitten. Und das, über Äonen hinweg, immer wieder aufs neue. Was derlei pathologischer Karmawahn in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet – ganz zu schweigen von den Köpfen drei- oder vierjähriger Kinder, die man damit vollstopft –, läßt sich nur mit Schaudern erahnen.

Systematisch werden durch den tibetischen Buddhismus geistes- und seelenverkrüppelte Menschen herangezüchtet. Wesentlicher Bestandteil des Ritualwesens, zu dem auch verschiedenste – in der Regel zutiefst frauenverachtende – Sexualpraktiken zählen, ist die Einnahme »unreiner Substanzen«. Dazu gehören die »Fünf Arten von Fleisch« (Stier-, Hunde-, Elefanten-, Pferde- und Menschenfleisch) sowie die »Fünf Arten von Nektar« (Kot, Gehirn, Sexualsekret, Blut und Urin). Als tieferer Grund für derlei tantrische Riten gilt die zu erwerbende Erkenntnis, daß »kein Ding an sich rein oder unrein ist und alle Vorstellungen von solchen Gegenständen lediglich auf falscher Begrifflichkeit beruhen«.

Opfer solch kollektiven Wahngeschehens ist eine ganze Gesellschaft, die seit Jahrhunderten unter dem Joch dieses von Mönchsgeneration zu Mönchsgeneration weitergegebenen Irrsinns steht. Opfer sind letztlich aber auch die Mönche und Lamas selbst, die, abgerichtet seit frühester Kindheit und jeder Chance auf eigenständiges Denken und Handeln beraubt, das psychopathische Wahnsystem, in dem sie sich bewegen, nicht als solches erkennen können; die, ganz im Gegenteil, ihr verbogenes und verkrüppeltes Selbstverständnis, ihre tantrischen Kot- und Blutrituale für einen Ausdruck höheren Bewußtseins halten, unabdingbar auf dem »Weg zur Erleuchtung«.

Längst ist im übrigen erwiesen, daß die Sexualpraktiken, deren die tibetischen Lamas sich befleißigen, keineswegs nur visualisiert sind, wie sie behaupten. Seit je werden hierzu ganz reale Mädchen und Frauen herangezogen. Entscheidend, so der Dalai Lama in interner Verlautbarung, sei es, sich vor dem Fehler des Samenergusses zu hüten, denn: »ohne Ejakulation ist es kein Sex, auch wenn es so aussieht«. Komme es dennoch zum »Auswurfe des Spermas«, solle man dieses aus der Vagina der »Weisheitsgefährtin« herausschlürfen. Das Mönchsgebot der Enthaltsamkeit bleibe so gewahrt.

Merkwürdige Freunde

Nach wie vor viel zu wenig bekannt sind die Kontakte des Dalai Lama zu alten und neuen Nazis. Damit ist noch nicht einmal seine Freundschaft zu Heinrich Harrer gemeint, der als SA-Mann und späterer SS-Oberscharführer überzeugter Nazi gewesen war (auch wenn er das bis zu seinem Tod Anfang 2006 abstritt). 1939 war Harrer im Zuge einer SS-Bergsteiger-Expedition zum Nanga Parbat in Nordindien (heute Pakistan) in britische Kriegsgefangenschaft geraten, aus der er 1944 nach Tibet entfliehen konnte. Anfang 1950 lernte er den damals 15jährigen Dalai Lama kennen, dem er in der Folge mehr oder minder regelmäßigen Englisch- und Geographieunterricht erteilte. Im November 1950 verließ Harrer Lhasa, seine vielgerühmte Tätigkeit als »Lehrer und Vertrauter des Gottkönigs« hatte etwas mehr als ein halbes Jahr gedauert.

Gemeint sind vielmehr die freundschaftlichen Kontakte, die der Dalai Lama im Exil zu den Mitgliedern der SS-Expedition Ernst Schäfer pflegte, die 1938/39 in Lhasa zugange war. Die Nazis, Himmler vorneweg, hatten größtes Interesse an Tibet gehegt, wo man, basierend auf den theosophischen Schriften Helena Blavatskys, das Hirngespinst verfolgte, es hätten Überlebende des untergegangenen Kontinents Atlantis im tibetischen Hochland sagenhafte unterirdische Reiche geschaffen, in denen ihr uraltes höheres Wissen bewahrt würde. Insofern wähnte man auch den Ursprung der »nordischen Rassenseele« in Tibet beheimatet. Selbstredend gab es auch handfestes politisches beziehungsweise militärisches Interesse an »Inner­asien«. In den Kinos wurden ständig irgendwelche Tibet-Filme gezeigt, es gab zahllose Ausstellungen und Veröffentlichungen zum »Dach der Welt«. Das heutige große Interesse an Tibet hat, wenn auch mit anderen Vorzeichen, seine Wurzeln mithin in der flächendeckenden Tibet-Propaganda der Nazis.

Der Dalai Lama, dessen Regent Reting Rinpoche im Jahre 1939 die Schäfer-Delegation offiziell im Potala empfangen und mit einem Freundschaftsschreiben an den »trefflichen Herrn Hitler, König der Deutschen« versehen hatte, weigert sich bis heute, irgendwelche Auskunft zu den damaligen Unterredungen zu geben. Bis in die 1990er Jahre hinein pflegte er statt dessen regen Kontakt zum letzten Überlebenden der Expedition von 1939, zu dem 1998 verstorbenen SS-Hauptsturmführer Bruno Beger, der 1971 als Nazikriegsverbrecher (»Rassenspezialist von Auschwitz«) verurteilt worden war, aber nur kurze Zeit abzusitzen hatte. Man traf einander oftmals zu persönlichen Gesprächen, jeweils in herzlichster Atmosphäre.

Gemeint sind desweiteren die Begegnungen des Dalai Lama mit Miguel Serrano, dem Vorsitzenden der »Nationalsozialistischen Partei« Chiles. Serrano, ehedem Botschafter Chiles in Österreich, gilt als Vordenker des sogenannten Esoterischen Hitlerismus. In seinen Publikationen halluziniert er, der »Führer« sei nach wie vor am Leben und plane von einer unterirdischen Basis in der Antarktis aus, mittels einer gigantischen Flotte von UFOs die Weltherrschaft zu erringen. Gemeint sind vor allem auch die Kontakte des Dalai Lama zu dem japanischen Terroristen und Hitler-Verehrer Shoko Asahara, den er mehrfach und in allen Ehren in Dharamsala empfing. Er stattete Asahara mit zwei hochoffiziellen Empfehlungsschreiben aus, die wesentlich zum Aufstieg der AUM-Sekte zu einer der gefährlichsten Terrorgruppen beitrugen, die es jemals gegeben hat. Die U-Bahn-Attentate in Tokio vom 20. März 1995 – es hatte seinerzeit zwölf Tote und über 5000 teils Schwerstverletzte gegeben – waren nur das Vorspiel zu einem geplanten Massenmord an 20 Millionen Menschen gewesen: Die Sekte plante, die gesamte Einwohnerschaft Tokios mit Botulismusbakterien auslöschen, womit Asahara seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen beabsichtigte. Zu einer klaren Verurteilung seines »spirituellen Freundes« konnte der Dalai Lama sich bis heute nicht durchringen.

Inhärente Existenz

Nach Deutschland kommt »Seine Heiligkeit« offenbar besonders gerne. Im zurückliegenden Jahr war er gleich dreimal da: Im Frühsommer wurde ihm eine besondere Ehrung durch die Bild-Zeitung zuteil, die ihren langjährigen Werbeaugust mit einem hauseigenen Preis auszeichnete, im Sommer führte er den Vorsitz einer buddhistischen Unterweisungswoche in Hamburg, und im Herbst reiste er an, um die Ehrendoktorwürde der Universität Münster entgegenzunehmen. Bei jedem seiner Auftritte überschlugen sich die Medien fast vor Begeisterung, ungeachtet dessen, ob er nun alberne Kalendersprüche abließ über das »wahre Glück«, das nur zu erlangen sei, wenn man es wirklich wolle oder sich in pseudophilosophischen Abstrusitäten erging: »Daß Erscheinungen unter letztgültiger Analyse nicht gefunden werden können, zeigt an, daß sie nicht wirklich existieren. Da sie leer sind in bezug auf die konkrete Existenzweise, in der sie erscheinen, ist klar, daß sie im Kontext und Wesen der Leere in bezug auf inhärente Existenz existieren. Daß etwas nicht gefunden werden kann, heißt also, daß es nicht nicht existiert, sondern daß es nicht wirklich existiert.« Derlei Erkenntnis, so die große Leuchte der Weisheit, sei freilich nicht innerhalb eines einzelnen Menschenlebens zu gewinnen. Es bedürfe Tausender aufeinanderfolgender Leben, um in solch schwindelnde Höhen des Geistes vorzudringen.

Von Münster aus ging es nach Wiesbaden zu einem Besuch von Tibetfreund Roland Koch, dann nach Berlin, wo ein »privater Meinungsaustausch« mit Bundeskanzlerin Angela Merkel anberaumt war. Sonderlob für dieses Treffen gab es von Horst Köhler und von der FDP. Auch die NPD entdeckte Gemeinsamkeiten: die »klar nationalistischen Positionen« des Führers vom Dach der Welt seien beispielgebend. Die Kanzlerin hätte besser nicht nur die spirituellen, sondern auch die politischen Ansichten des Dalai Lama studieren sollen. Dieser hat im übrigen bislang nicht erklärt, ob er mit seinen völkischen »Tibet-den-Tibetern«-Parolen nur die Ausweisung von Han-Chinesen aus Großtibet im Auge hat oder ob auch nichttibetische Minderheiten wie Bai, Dengba, Hui, Lhoba, Monba, Mongolen, Naxi, Sherpa oder Uiguren aus dem Land getrieben werden sollen.

(Teil 2 im Anschluß)


Colin Goldner ist Autor des Standardwerkes »Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs«, das Ende April in aktualisierter und erweiterter Neuauflage im Alibri-Verlag Aschaffenburg erscheint


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2008/03-27/006.php


Die Gunst der Stunde

Mönchischer Terror auf dem Dach der Welt. Teil 2 (und Schluß): Krawalle im Vorfeld der Olympischen Spiele

Von Colin Goldner


Nichts kann China im Vorfeld der Olympischen Spiele weniger gebrauchen als schlechte Presse. Grund genug für den Dalai Lama, nach Kräften für ebensolche zu sorgen. Ende September letzten Jahres empfing er an seinem »Exilregierungssitz« im nordindischen Dharamsala hochrangige Vertreter der deutschsprachigen Minderheit Norditaliens (»Südtiroler«), die ihn über Mittel und Methoden erfolgreicher deutscher »Volkgruppen«-Politik unterrichteten. Schon bei seinem Besuch in Bolzano im Sommer 2005 hatte er erklärt, es habe »Südtirol für Tibet durchaus Vorbildcharakter«. Bekanntlich wurde die »Südtirol-Autonomie« in den 1960ern durch terroristische Anschläge herbeigebombt.

Motiviert durch die Südtiroler Delegation und mit ausdrücklicher Billigung des Dalai Lama wurde wenig später ein exiltibetischer Kampfverband gegründet – zusammengesetzt aus Mitgliedern des militanten »Tibetan Youth Congress«, der nicht weniger militanten »Gu-Chu-Sum Ex-Political Prisoners' Association« und dreier weiterer Organisationen -, dessen Ziel, eigenen Angaben zufolge, darin besteht, »direkte Aktionen« durchzuführen, »um Chinas illegale und brutale Besetzung unseres Landes zu beenden«. »Die Olympischen Spiele«, so der am 4. Januar 2008 offiziell als »Tibetan People's Uprising Movement«, kurz: TPUM, ausgerufene Verband, »werden den Höhepunkt von fast 50 Jahren tibetischen Widerstandes im Exil markieren. Wir werden diesen historischen Moment dazu nutzen, Chinas Kontrolle über Tibet zu erschüttern.« Daß es dabei auch und in erster Linie um gewaltsame Aktionen gehen sollte, stand von vornherein fest. Schon Ende der 1980er hatte eine exiltibetische Untergrundorganisation mit der Parole »Chinesische Häuser anzünden: Sabotage« für Panik unter chinesischen Siedlern gesorgt. Im Internet kursierten unmittelbar nach Bekanntwerden der TPUM-Erklärung erste Gerüchte über geplante Sabotageakte, Terroranschläge und Attentate.

Die TPUM-Hauptforderungen lauten: 1. bedingungslose Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet an seinen rechtmäßigen Platz als Führer des tibetischen Volkes; 2. sofortiger Abbau der chinesischen Kolonialherrschaft; 3. umgehende Freilassung sämtlicher politischer Gefangenen in Tibet. Im übrigen verlange »das tibetische Volk«, daß »das Internationale Olympische Komitee die Olympischen Spiele 2008 in Beijing unverzüglich absagt«. Schon auf einer vor Jahresfrist in Brüssel veranstalteten »International Tibet Support Groups Conference«, zu der die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung eingeladen hatte, wurden die »Chancen für ein wirklich autonomes Tibet« ausgelotet, die sich mit den Olympischen Spielen im kommenden Jahr böten. Im Herbst 2007 lud der »Tibet-Gesprächskreis im Deutschen Bundestag« zu einer Talkrunde »Tibet und Olympia« ein. Die Diskussion drehte sich laut Veranstaltungsbericht »hauptsächlich um die Frage, ob die Olympischen Spiele einen Hebel bieten, mit dem die Tibetpolitik Chinas beeinflußt werden kann«.

Brandbomben in Krankenhäuser

Der Dalai Lama selbst ließ keine Gelegenheit ungenutzt, die angeblich »erneut zunehmende Unterdrückung des tibetischen Volkes« anzuprangern und damit die offen gewaltbereite Stimmung innerhalb des TPUM-Kampfverbandes anzuheizen. In seiner traditionellen Rede zum »Jahrestag des Volksaufstandes von 1959« am 11. März 2008 behauptete er wahrheitswidrig, die Chinesen machten sich fortgesetzt »zahlreicher, unvorstellbarer und grausamer Menschenrechtsverletzungen« in Tibet schuldig. Noch am selben Tag kam es in der nepalischen Hauptstadt Kathmandu zu gewalttätigen Ausschreitungen: mehr als 200 Mönche versuchten, die chinesische Botschaft im Stadtzentrum anzugreifen. Zeitgleich wurde von Dharamsala aus ein von langer Hand vorbereiteter Protestmarsch nach Lhasa auf den Weg gebracht. Der Marsch wurde allerdings nach wenigen Kilometern von indischer Polizei aufgelöst. Weitere TPUM-dirigierte Protestaktionen fanden in Neu-Delhi, San Francisco, New York, Marseille, Wien und andernorts statt, auch vor der Ausgrabungsstätte des historischen Olympia in Griechenland. Die Mehrzahl dieser Aktionen verlief friedlich.

Alles andere als friedlich verlief der Protest hingegen in Lhasa: Mit Schlagstöcken bewaffnete Mönchstrupps aus dem Kloster Drepung zogen am Abend des 11. März marodierend durch die Altstadt, skandierten antichinesische Parolen und schlugen Fensterscheiben von Häusern und Ladengeschäften ein. Die Polizei ging konsequent gegen den Rotkuttenmob vor und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Die gezielt provozierten Zusammenstöße der Drepung-Mönche mit der Polizei ließen die Gewalt auf die beiden anderen Großklöster des Lhasa-Tales und weitere Teile der Stadt überspringen: Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge, aber auch öffentliche Busse und Privatautos wurden umgeworfen und angezündet, chinesische Häuser und Ladengeschäfte aufgebrochen, geplündert und in Brand gesteckt. Ganze Straßenzüge wurden verwüstet, Molotowcocktails flogen in Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser. Kursierende Gerüchte über den Opferselbstmord zweier Lamas ließen die Situation weiter eskalieren: Außer Rand und Band geratenene Mönchshorden brachen blutige Straßenkämpfe vom Zaun, an denen sich zunehmend auch entsprechend aufgepeitschte Jugendliche beteiligten. Es gab zahlreiche teils schwer Verletzte sowohl auf tibetischer als auch auf chinesischer Seite. Noch bevor nähere Informationen vorlagen, wurde von Tibet-Unterstützergruppen weltweit die chinesische Führung für den Ausbruch der Gewalt verantwortlich gemacht. Die Rede war vom »berechtigten und absolut friedfertigen Protest des tibetischen Volkes«, der von chinesischem Militär zusammengeknüppelt und niedergeschossen worden sei. Mehr als 100 Tibeter seien seit Beginn der Unruhen zu Tode gekommen. Gegen die ungeheure Brutalität der Chinesen habe es vereinzelte Gegenwehr gegeben, was die Bilder um sich schlagender Mönche und steinewerfender Jugendlicher erkläre.

In zahlreichen Ländern des Westens wurden »spontane« Solidaritätskundgebungen für den »tibetischen Freiheitskampf« veranstaltet. Auch die Tibet-Initiative Deutschland organisierte umgehend bundesweite Demonstrationszüge und Mahnwachen. US-Präsident Bush und Kanzlerin Merkel forderten Beijing zu sofortiger Einstellung aller Kampfhandlungen und zu umgehenden Gesprächen mit dem Dalai Lama als »spirituellem Oberhaupt der Tibeter« auf, der als einziger die »Tibetfrage« zu lösen imstande sei. Die tatsächliche Rolle des Dalai Lama, der mit seiner Rede zum 11. März die Lunte ans Pulverfaß des TPUM-Terrors gelegt hatte – auch an anderen Orten der Autonomen Region Tibet und in den Nachbarprovinzen Sichuan, Qinghai und Gansu kam es zu gezielten Übergriffen gegen Sicherheitskräfte und die chinesische Zivilbevölkerung –, wurde konsequent ausgeblendet. Desgleichen der Umstand, daß es sich keineswegs um einen »Volksaufstand« handelte, wie Dharamsala in steter Regelmäßigkeit wiederholte, sondern daß die Verwüstungen und Gewaltakte von relativ kleinen Tätergruppen verübt worden waren, die keineswegs Rückhalt in der tibetischen Bevölkerung fanden. Unerwähnt blieb auch, daß es neben dem Dalai Lama eine Vielzahl weiterer buddhistisch-religiöser Oberhäupter in Tibet und den Nachbarprovinzen gibt, die dessen Kurs nicht mittragen.

Die öffentliche Ordnung in Lhasa wurde durch massive Präsenz von Polizei und Militär auf den Straßen wiederhergestellt. Offiziellen Angaben zufolge gab es im Zuge der über mehrere Tage hinweg immer wieder auflodernden Ausschreitungen zehn Tote: Opfer vor allem der Brandbombenanschläge auf chinesische Häuser und Läden; ein junger Chinese wurde auf offener Straße totgeprügelt, ein anderer erstochen. Die Zahl der Verletzten lag bei über 600. Auch an den anderen Orten, an denen Protestkundgebungen und »direct actions« stattfanden, gab es Schwerverletzte und Tote. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua mitteilte, seien insgesamt 22 Menschen zu Tode gekommen. Behauptungen des Dalai Lama, chinesisches Militär habe mehrfach in die Menge geschossen, wobei »mehrere hundert Tibeter getötetet« worden seien, waren völlig aus der Luft gegriffen, waren aber dazu angetan, die Lage weiter anzuheizen. In zahlreichen Städten rund um den Globus verschärften sich die Proteste der örtlichen Tibeter-Vereine und Tibet-Unterstützergruppen: in Sydney, Zürich und München kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Ordnungskräften und Pro-Tibet-Aktivisten.

Gleichschaltung

Der Dalai Lama und seine Verlautbarungsorgane setzten ihre Lügenpropaganda systematisch fort. In den bürgerlichen Westmedien wurden die frei Haus gelieferten Behauptungen aus Dharamsala ohne die geringste journalistische Distanz oder Gegenrecherche weiterverbreitet: von der »unmenschlichen Brutalität der chinesischen Machthaber«, den »grausamen Menschenrechtsverletzungen«, dem »Völkermord auf dem Dach der Welt«. Die bundesdeutschen Medien – offenbar hatte man noch den selbstangestimmten Jubel um den Hamburg-Besuch »Seiner Heiligkeit« im vergangenen Herbst im Ohr – erschienen komplett gleichgeschaltet: nirgendwo fand sich auch nur der leiseste Anflug von Kritik an der von Tibetern verübten Gewalt. Selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurden die blindwütigen Horden junger Tibeter, die da randalierend, plündernd und Brände legend durch die Straßen zogen und auf jeden einprügelten, der nicht tibetisch genug aussah, als im Grunde friedliche Demonstranten dargestellt, die von einer brutalen Militärdiktatur an der Ausübung elementarster Rechte gehindert würden. Verfügbares Bildmaterial wurde entweder gar nicht gezeigt oder manipuliert bzw. mit falschen oder irreführenden Kommentaren versehen: Die Berliner Morgenpost beispielsweise drehte ihrer Leserschaft in der Ausgabe vom 16.3. ein Reuters-Foto als Szene der Verhaftung eines »Aufständischen« an, der »während der Revolte in Tibets Hauptstadt Lhasa von Sicherheitsbehörden abgeführt« worden sei. Tatsächlich zeigt das Bild einen verletzten Chinesen, der von einem Sanitäter in roter Helferuniform und einer weiteren Person in Zivilkleidung in Sicherheit gebracht wird. Nach massiver öffentlicher Kritik ruderte die Berliner Morgenpost halbherzig zurück: das Bild stamme aus einem Bericht des chinesischen Staatssenders CCTV, aus dem die Fotoagentur Reuters Standbilder entnommen und verbreitet habe. Reuters habe das Bild mit der Unterschrift versehen, hier werde ein Mann »eskortiert«. Von einem »Aufständischen« war indes bei Reuters ebensowenig die Rede wie von »Sicherheitsbehörden«, die diesen »abgeführt« hätten.Was soll's, so die Berliner Morgenpost im Verweis darauf, daß auch die Fotoagentur AFP das Bild falsch beschriftet hatte: »Eine absolute Wahrheit gibt es nicht«. Eine journalistische Sorgfaltspflicht offenbar auch nicht. Der Nachrichtensender n-tv strahlte ein Video aus, in dem mit Schlagstöcken bewaffnete Ordnungskräfte bei einem Einsatz zu sehen sind, und suggerierte, es handle sich dabei um chinesisches Militär, das in Lhasa auf friedliche Tibeter einprügelt. Nur: die Bilder stammten gar nicht aus Lhasa, vielmehr zeigten sie nepalische Polizei, die gegen Randalierer in Kathmandu vorging. Auch auf RTL wurden die Szenen aus Kathmandu als Szenen aus Lhasa verkauft; desgleichen in der Bild-Zeitung, in der unter der Überschrift »Hunderte Tote bei schweren Unruhen in Tibet« ein Standfoto aus dem Kathmandu-Video zu sehen war. Den Höhepunkt verzerrender Berichterstattung lieferte indes das Internetportal der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit mit einem Foto zweier chinesischer Armeefahrzeuge, von dem eine auf dem Original zu sehende Rotte steinewerfender Tibeter einfach weggeschnitten war. »Wer wird die Wahrheit über das Ausmaß der Repression nachweisen?« so Die Zeit (20.3.) in einem journalistischem Offenbarungseid, »jedenfalls nicht die Medien, weder die staatlich zensierten in China noch die freien westlichen«.

Nur sofortige und spürbare Sanktionen der »freien Welt«, so die einhellig propagierte Auffassung westlicher Kommentatoren, könnten die Chinesen in die Schranken weisen. Während in den Medien vor allem von verschärftem diplomatischem Druck die Rede war, der auf Beijing ausgeübt werden müsse – ein von Pro-Tibet-Gruppen verlangter Boykott der Olympischen Spiele wurde durchgehend ausgeschlossen –, brach sich in den Foren, Blogs und Chatrooms des World Wide Web eine abenteuerliche Mischung aus Gutmenschentum und jahrzehntelang gezüchtetem antichinesischem Ressentiment ihre Bahn: in Tausenden meist ebenso ignoranter wie selbstgerechter Einträge wurde neben konsequenter Konsumverweigerung chinesischer Exporterzeugnisse die demonstrative Nichtteilnahme an den »Völkermörder-Spielen« in Beijing gefordert: Es sei die »verdammte Pflicht und Schuldigkeit« des Westens, die chinesische Militärdiktatur zur Räson zu bringen, und das am besten über Schwächung ihrer Wirtschaft. Auch von der Erfordernis gezielter Sabotage war die Rede: Vielfach wurden die Spiele 2008 mit den Nazi-Spielen 1936 in Vergleich gesetzt, deren internationaler Boykott womöglich den Zweiten Weltkrieg verhindert hätte. Pro-Tibet-Aktivist Richard Gere schwang sich zum Wortführer einer »Boycott Beijing Olympics 2008«-Bewegung auf, der sich hiesige Moralprediger, Claudia Roth erwartungsgemäß vorneweg, postwendend anschlossen. Auch der Wiesbadener Moralexperte Roland Koch erwog eine Boykottempfehlung.

Historischer Freiheitskampf?

In zahllosen WWW-Postings wurde Verständnis und Sympathie für die – letztlich unabstreitbar von tibetischer Seite ausgehende – Gewalt geäußert, die, umstilisiert zum »heroischen Befeiungskampf eines seit 50 Jahren gnadenlos unterdrückten Volkes«, jede Unterstützung der »freien Welt« verdiene. Schuld an den Ausschreitungen trüge allemal Beijing, den Tibetern sei gar keine andere Wahl geblieben, als sich mit Gewalt zur Wehr zu setzen, was sie nun endlich täten. Wenn es dabei gelegentlich zu Gewaltexzessen komme, sei dies durchaus nachvollziehbar: Es entlade sich nur der »über Jahrzehnte aufgestaute Haß gegen die chinesischen Besatzer«. Bei YouTube eingestellte Handyvideos von Touristen, die den blanken Terror in Lhasa, Ngawa (Sichuan), Xiahe (Gansu) und andernorts dokumentierten, wurden in kürzester Zeit millionenfach angeklickt und mit Hunderttausenden von mehrheitlich protibetischen Kommentaren versehen. Alle Welt sprach von Tibet und seinem »verzweifelten Kampf um Freiheit«. Auch die westlichen Printmedien und TV-Nachrichten verlagerten sich zunehmend auf die Argumentationslinie, die Ausschreitungen seien zwar zu verurteilen, letztlich aber vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Unterdrückungspolitik Beijings verständlich und als »Ausdruck der Verzweiflung« (NZZ) oder »Schrei nach Freiheit« (Tagesspiegel) vielleicht sogar legitim.

Die TPUM-Strategie war voll aufgegangen, den »historischen Moment der Olympischen Spiele« zu nutzen, um über gezielt eingesetzte Gewalt »Chinas Kontrolle über Tibet zu erschüttern«. Die Springer-Presse (Welt) kommentierte den Straßenterror der TPUM in durchaus anerkennendem Unterton: »Die Palästinenser haben ihren Fall in den 60er- und 70er-Jahren vor allem mit Flugzeugentführungen und Terroranschlägen auf die internationale Agenda gesetzt. Auch die Protestanten in Nordirland haben gezeigt, daß Terror funktioniert. Es ist schwer vorstellbar, daß sie es ohne die Anschläge der IRA bis zur Beteiligung an der nordirischen Regierung gebracht hätten. Im Vergleich dazu hat sich die Lage der Tibeter eher verschlechtert als verbessert. Die Lehren, die Unabhängigkeitsbewegungen daraus ziehen werden, sind klar: Nur wenn man sich mit terroristischer Gewalt auf die Weltbühne bombt, wird man irgendwann als politischer Verhandlungspartner akzeptiert.«

Unterdessen konnte der Dalai Lama sich zurücklehnen und verkünden, China habe »als das größte Land der Welt ein Anrecht auf die Olympiade«. Die olympischen Regeln verlangten aber, daß im Gastgeberland der Spiele die Menschenrechte eingehalten würden. Da dies in China nicht der Fall sei, habe Beijing eben doch kein Anrecht. Eine Woche nach seiner Brandrede vom 11. März kehrte er zu seiner geübten Rhetorik des Gewaltverzichts und der Friedfertigkeit zurück: In einer Fernsehansprache appellierte er an seine Landsleute, sich bei weiterem Protest »exzessiver Gewalt« zu enthalten, ansonsten sehe er sich zum Rücktritt von seinem Amte genötigt. Der Appell erzielte den beabsichtigten Effekt: »Seine Heiligkeit« war, zumindest in den Westmedien, schlagartig von jedem Verdachte reingewaschen –das chinesische Staatsfernsehen hatte ihn folgerichtig als »Wolf im Mönchsgewand« bezeichnet –, er selbst und seine Clique seien Drahtzieher der Ausschreitungen gewesen. Gegen die fortdauernde Gewalt bewirkte der Aufruf gar nichts. Kurze Zeit wurde die Rücktrittsdrohung zurückgenommen: Selbstredend, so sein Pressesprecher, bleibe der Dalai Lama seinem Volke als »geistlicher und politischer Führer« erhalten.

Wie unter Religionsführern üblich, war und ist ein Rücktritt vom Amte des Dalai Lama ohnehin nicht vorgesehen, weder aus politischen noch aus Altersgründen. Seit Jahren schon verkündet indes der aktuelle 14. Amtsinhaber zu jedem sich bietenden Anlaß, er wolle in einem künftigen »freien Tibet« keinerlei politische Funktion mehr ausüben. Vielmehr beabsichtige er, eine demokratische Verfassung zu implementieren: »Das tibetische Volk muß wieder (sic!) die Freiheit erhalten, von grundlegenden demokratischen Rechten Gebrauch zu machen.« Wie der exiltibetische Sozialwissenschaftler Dawa Norbu schrieb, verwende der Dalai Lama den Begriff Demokratie immer da, wo er tatsächlich Populismus und Demagogie meine. Selbst nach fast fünfzig Jahren im Exil habe er es über eine demokratisch aufgeputzte Fassade nicht hinausgebracht. Bezeichnend ist insofern, daß der vormalige »Gottkönig« sich bis heute noch nicht einmal innnerhalb der exiltibetischen Kommunen und letztlich noch nicht einmal innerhalb seiner »Exilregierung« in Dharamsala demokratisch hat legitimieren lassen. Eine Volksabstimmung, wie er sie immer wieder für den großtibetischen Siedlungsraum fordert, hat er für die Exilgemeinden, in denen eine solche relativ leicht durchgeführt werden könnte, noch nie gefordert. Die »Wahlen«, die er regelmäßig für das »exiltibetische Parlament« durchführen läßt, sind reine Augenwischerei: Das »Parlament« hat gegen ihn nichts zu melden und darf sich bestenfalls mit administrativen Aufgaben beschäftigen.

Zeit bliebe dem Ex-Gottkönig genug, sein Demokratieverständnis zu erweitern: Laut Auswertung seiner astrologischen Tabellen werde er ein Alter von 142 Jahren erreichen, also im Jahre 2077 seine gegenwärtige Inkarnation verlassen. Seine eigenen Traumgesichte, wie er verlautbart, stünden hierzu allerdings in Widerspruch: diesen zufolge werde er bereits im Alter von 113 Jahren, also im Jahre 2048, von der weltlichen Bühne abtreten. Indes sei auch seine Wiedergeburt bereits beschlossene Sache. Er werde definitiv als 15. Dalai Lama wiederkehren – ob nun reinkarniert als Kind einer (exil)tibetischen Familie oder remanifestiert in einem hochrangigen Mönch seines engsten Umfeldes, der nach »vatikanischem Modell« aus diesem Umfeld heraus »gewählt« bzw. »erkannt« werden könnte, stehe allerdings noch nicht fest. In letzterer Option, so die Überlegung, ließe sich das 20jährige Interregnum bis zur Machtübernahme einer als Kleinkind entdeckten Wiedergeburt umgehen, was die Hoffnung der Chinesen durchkreuze, mit seinem Tod gebe es über längere Zeit hinweg keinen amtierenden Dalai Lama mehr. Auch die Möglichkeit, testamentarisch einen Nachfolger zu bestimmen, wird erörtert; es könne dies, wie die aktuelle Inkarnation bei jeder Gelegenheit dahergackert, gar ein weiblicher Nachfolger sein: »A female Dalai Lama? Hahahahihi, why not?«

Colin Goldner ist Autor des Standardwerkes »Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs«, das Ende April in aktualisierter und erweiterter Neuauflage im Alibri-Verlag Aschaffenburg erscheint


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets - man tut was man kann

Zitat: Uli
... unten im Dateianhang ein wenig abgewandelt (siehe Aktenkoffer)


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

kopiert aus: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=4290&Itemid=199


Freundlicher Feudalismus: Der Tibet-Mythos - Teil 2

von Michael Parenti - www.michaelparenti.org , 26.03.2008


2. Säkularisierung und Spiritualität


- Wie veränderte sich Tibet nachdem die Chinesen 1951 nach Tibet kamen ? Der damalige Vertrag sah vordergründige Selbstverwaltung vor unter der Herrschaft des Dalai Lamas, gab China aber die militärische Oberhoheit sowie das exklusive Recht zur Gestaltung der Außenpolitik. Den Chinesen wurde in der Innenpolitik das recht gewährt „soziale Reformen voran zutreiben“. Zu den ersten Veränderungen gehörten die Reduzierung von Wucherzinsen und der Bau einiger Krankenhäuser und Straßen. Zu Beginn gingen sie langsam vor und verließen sich hauptsächlich auf Überzeugungsarbeit. Kein aristokratischer oder klösterlicher Besitz wurde enteignet und die feudalen Landlords setzten ihre Herrschaft über ihre Leibeigenen Bauern fort. „Entgegen allgemeiner Überzeugung im Westen“ stellt ein Beobachter fest „achteten die Chinesen sehr darauf, vor der tibetischen Kultur und Religion Respekt zu zeigen“ (25)

Jahrhunderte lang hatten die tibetischen Landlords und Lamas Chinesen kommen und gehen sehen und erfreuten sich guter Beziehungen zu Generalissimo Chiang Kaishek und seiner reaktionären Kuomintang Herrschaft in China. (26) Die Anerkennung durch die Kuomintang-Regierung war nötig, um die Wahl des Dalai Lamas und des Panchen Lamas zu legitimieren. Als der gegenwärtige 14. Dalai Lama in Lhasa eingesetzt wurde, geschah dies in Übereinstimmung mit einer jahrhundertealten Tradition mit Hilfe einer bewaffneten Eskorte chinesischer Truppen und unter Anwesenheit eines chinesischen Ministers. Die tibetischen Landlords und Lamas störten sich zu Beginn der 50ger Jahre allein daran, daß es sich bei den neuen Chinesen um Kommunisten handelte. Sie fürchteten, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis daß diese ihr kollektiv- egalitäres System auf Tibet übertragen würden

Die Lage spitzte sich 1956/57 zu als bewaffnete tibetische Banden Konvois der chinesischen Volksbefreiungsarmee angriffen. Der Aufstand erhielt extensive Unterstützung von der CIA, einschließlich militärischem Training, Unterstützungscamps in Nepal und zahlloser Versorgungsflüge. (27) Währenddessen vertrat in den USA die „American Society for a Free Asia“, eine CIA-finanzierte Front, mit großer Energie publizistische die Sache des tibetischen Widerstandes, bei dem der älteste Bruder des Dalai Lama, Thubtan Norbu, eine aktive Rolle spielte. Der zweitälteste Bruder, Gyalo Thondup, organisierte 1951 eine Geheimdienstoperation mit dem CIA. Diese Truppe baute er später aus zu einer CIA-trainierten Guerillaeinheit, deren Rekruten mit Fallschirmen zurück nach Tibet gebracht wurden. (28)

Viele Teilnehmer solcher Kommandos und Agenten, die der CIA ins Land einschleuste, waren Spitzenvertreter aristokratischer Clans oder deren Söhne. Von 90% dieser Agenten hörte man nie wieder etwas laut Berichten der CIA, was bedeutet, daß sie höchstwahrscheinlich gefangen genommen und umgebracht wurden. (29) „Viele Lamas und Laienvertreter der Elite und ein großer Teil der tibetischen Armee schloß sich dem Aufstand an, jedoch nicht die Mehrheit der Bevölkerung, was die Ursache des Misserfolgs war.“ schreibt Hugh Deane. (30) In ihrem Buch über Tibet kommen Ginsburg und Mathos zu einer ähnlichen Einschätzung: „So weit es in Erfahrung zu bringen ist schloss sich die große Mehrzahl der einfachen Leute in Lhasa und auf dem Land nicht dem Aufstand gegen die Chinesen an - wder zu Beginn noch später“ (31) Letzten Endes scheiterte der Aufstand.

Welche Fehler auch immer die Chinesen nach 1959 begingen und welche Unterdrückungen sie verursachten, fest steht, daß sie die Sklaverei abschafften sowie die Leibeigenschaft als System unbezahlter Arbeit. Sie schafften die vielen erdrückenden Steuern ab, begannen Arbeitsprojekte und minimierten Arbeitslosigkeit und Bettelwesen. Sie errichteten sekulare Schulen und brachen so das Bildungsmonopol der Klöster. Und sie führten fließendes Wasser und Elektrizität in Lhasa ein. (32)

Heinrich Harrer ( der später als Unteroffizier von Hitlers SS entlarvt wurde) schrieb einen Bestseller über seine Erfahrungen in Tibet, was Vorlage wurde für einen populären Hollywoodfilm. Er berichtete, daß die Tibeter, die sich dem Widerstand gegen die Chinesen anschlossen „überwiegend Adelige waren, Halbadelige oder Lamas; ihre Strafe bestand darin, die einfachsten Arbeiten zu verrichten wie Straßen und Brücken zu bauen. Sie wurden ferner dadurch gedemütigt, daß sie die Stadt zu säubern hatten bevor die Touristen kamen.“ Sie mußten auch in einem Camp leben, das zuvor Bettlern und Vagabunden vorbehalten war. All dies dient Harrer als Beweis für die furchtbare Natur der chinesischen Besatzung. (33)

1961 enteigneten die chinesischen Besatzungsbehörden die Besitztümer der Landlords und Lamas. Sie verteilten tausende von Hektar Land an landlose Bauern und ehemalige Pächter, die sie in hunderte von Kommunen neu organisierten. Die Herden, die einst dem Adel gehörten, wurden Kollektiven von armen Hirten übergeben. Es kam zu Verbesserungen bei der Tierzucht und neue Sorten Gemüse, Weizen und Gerste wurden eingeführt in Verbindung mit Verbesserungen des Bewässerungssystems. All dies führte zu einem Wachstum der Agrarproduktion. (34)

Viele Bauern blieben so religiös wie immer, füllten die Klingelbeutel des Klerus. Doch Mönche, die als Kinder in die religiösen Orden verbracht worden waren nun frei, dem Klosterleben zu entsagen, was tausende taten - besonders die jungen. Der verbleibende Klerus lebte von bescheidener Unterstützung durch die Regierung und erwirtschaftete ein Extraeinkommen durch den Verkauf seiner Dienstleistung bei Gebetszeremonien, Hochzeiten und Todesfällen. (35)

Sowohl der Dalai Lama als auch sein Berater und jüngster Bruder, Tendzin Choegyal, klagten, daß „mehr als 1,2 Millionen Tibeter im Zuge der chinesischen Besatzung umkamen“. (36) Der offizielle Zensus von 1953 - sechs Jahre vor der chinesischen Machtübernahme - beziffert die gesamte tibetische Bevölkerung auf 1,274,000. (37) Ein anderer Zensus geht von ca. 2 Millionen Einwohnern Tibets aus. Wenn die Chinesen in den frühen 60-ger Jahren 1,2 Millionen Tibeter umgebracht hätten, wäre ganz Tibet weitgehend entvölkert worden und umgewandelt worden in ein Schlachtfeld mit Todescamps und Massengräbern. Dafür gib es nicht den geringsten Hinweis. Die kleine chinesische Truppe in Tibet hätte so viele Menschen niemals zusammentreiben und einfangen können, selbst wenn sie sich mit nichts anderem beschäftigt hätte.

Chinesische Verantwortliche verweisen darauf, daß sie die Strafen der Auspeitschungen, Verstümmelungen und Amputationen abgeschafft hätten. Die Exiltibeter hingegen gingen brutalst gegen sie vor. Die chinesischen Verantwortlichen geben „Fehler“ besonders während der Kulturrevolution 1966-76 zu, als die Verfolgung religiösen Glaubens einen Höhepunkt in China wie in Tibet erreichte. Seit dem Aufstand Ende der 50ger Jahre wurden tausende Tibeter eingekerkert. Währen des „Großen Sprungs nach vorn“ wurden den tibetischen Bauern verschärfte Kollektivierung und der Anbau von Getreide aufgezwungen mit teilweise disaströser Folge für die Produktion. In den späten 70-gern minderte China die Kontrolle und versuchte einen Teil des Schadens der zwei Jahrzehnte davor rückgängig zu machen. (38)

1980 initiierte die chinesische Regierung Reformen, die das Ziel verfolgten, den Tibetern mehr Selbstverwaltung zu gewähren. Tibetern war es nun erlaubt, privates Land zu bebauen, die Ernte zu verkaufen, selbst zu entscheiden, welche Feldfrüchte angebaut werden und Yaks und Schafe zu halten. Kommunikation mit der Außenwelt wurde wieder erlaubt, die Grenzkontrollen erleichtert, damit einige Tibeter Verwandte in Indien und Nepal besuchen konnten. (39) Seit dem Beginn der 80-ger Jahre begannen viele der führenden Lamas zwischen China und dem Exilgemeinden im Ausland hin– und herzupendeln, um so „den Wiederaufbau ihrer Klöster in Tibet und die Wiederbelebung des Buddhismus in Tibet herbeizuführen.“ (40)

Im Jahre 2007 wird der tibetische Buddhismus verbreitet praktiziert und von offizieller Seite toleriert. Religiöse Pilgerfahrten und andere Formen der Andacht werden innerhalb bestimmter Grenzen toleriert. Alle Mönche und Nonnen müssen eine Loyalitätserklärung unterschreiben, daß sie ihre religiöse Position nicht ausnutzen, Separatismus zu schüren. Ferner wurde das Zeigen von Bildern des Dalai Lama für illegal erklärt. (41)

In den 90-gern begannen sich Han-Chinesen, die 95% von Chinas Bevölkerung ausmachen, in nennenswerter Menge in Tibet niederzulassen. In den Straßen von Lhasa und Shigatse sind die Zeichen der Han-Kolonisation leicht erkennbar. Chinesen betreiben die Fabriken und viele Geschäfte. Große Geschäftshäuser und Einkaufscenter wurden errichtet mit Mitteln, die sicherlich besser für Wohnprojekte und Bewässerungsanlagen investiert worden wären. Chinesische Kader in Tibet vertraten allzu oft die Auffassung, ihre tibetischen Nachbarn seien rückständig und faul, die benötigten ökonomische Entwicklungshilfe und „patriotische Erziehung“ Während der 90-ger wurden Angestellte der tibetischen Regierung entlassen beim Verdacht sie sympathisierten mit nationalen Ideen. Es wurden Kampagnen gestartet, den Dalai Lama zu diskreditieren. Einzelne Tibeter wurden verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und zu Zwangsarbeit verurteilt auf Grund von separatistischen Aktivitäten und Engagement in „politischer Subversion“. Einige wurden gefangen gehalten ohne ausreichende Ernährung, Wasser und Decken; si wurden bedroht, geschlagen und anderen Misshandlungen ausgesetzt. (42)

Tibetische Geschichte, Kultur und sicherlich Religion werden in den Schulen nur am Rande unterrichtet. Die Unterrichtsmaterialien, obwohl ins Tibetische übersetzt, konzentrieren sich hauptsächlich auf die chinesische Geschichte und Kultur. Die chinesische Familienplanung sieht eine Grenze vor bei drei Kindern. ( Für Hanfamilien liegt diese Grenze in ganz China bei einem Kind und bei zwei Kindern bei ländlichen Hanfamilien, (wenn deren erstes Kind ein Mädchen ist). Wenn ein tibetisches Paar die Grenze von 3 Kindern überschreitet kann den überzähligen Kindern die tägliche Nahrungsversorgung, die Gesundheitsversorgung, Ausbildung und die Bereitstellung von Wohnraum entzogen werden. Diese Strafen wurden unsystematisch umgesetzt und von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich umgesetzt. (43)
Es sollte betont werden, daß vor der Machtübernahme durch die Chinesen für gar kein Kind irgendein solcher Service zur Verfügung stand.

Für die reichen Lamas und die säkularen Landlords stellte die kommunistische Intervention eine vollkommene Katastrophe dar. Die meisten flohen ins Ausland wie es der Dalai Lama tat, dessen Flucht vom CIA unterstützt wurde. Einige empfanden es als Horror, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Viele vermieden hingegen dies Schicksal. Während der 60-ger Jahre erhielt die tibetische Gemeinde im Exil 1,7 Millionen Dollar pro Jahr vom CIA, wie sich aus Dokumenten des US-Außenministeriums ergibt, die 1998 veröffentlicht wurden. Nachdem diese Fakten publiziert worden waren, gab die Organisation des Dalai Lamas selber in einer Erklärung zu, in den 6o-ger Jahren Millionen Dollar vom CIA erhalten zu haben, um bewaffnete Kommandos von Exiltibetern nach Tibet zu schicken, um die maoistische Revolution zu unterminieren. Der Dalai Lama persönlich erhielt vom CIA eine jährliche Zuwendung von 186000 Dollar. Zusätzlich finanzierten ihn und andere Exilanten der indische und der nepalesische Geheimdienst. Er hat eine Erklärung verweigert zur Frage, ob er und seine Brüder für die CIA gearbeitet haben. Der CIA hat eine Stellungnahme zu dieser Frage ebenfalls verweigert. (44)

1995 brachte der „News & Observer of Raleigh“ von Nordkalifornien ein Bild auf seiner Titelseite, was den Dalai Lama zeigt wie er vom reaktionären republikanischen Senator Jesse Helms umarmt wird. Dazu gab es die Schlagzeile „Buddhistischer charismatischer Held für religiöse Rechte“ (45). Im April 1999 forderte der Dalai Lama zusammen mit Margaret Thatcher, Papst Johannes Paul II und George Bush I die Freilassung von Augusto Pinochet, dem früheren faschistischen Diktator von Chile und langjährigem CIA-Klient, der gerade England besuchte. Der Dalai Lama forderte, daß Pinochet nicht gezwungen werden solle nach Spanien zu gehen, wo auf ihn ein Gerichtsverfahren wegen Verletzung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit wartete.

Im 21. Jahrhundert lies der US Kongreß über die Organisation „National Endowment for Democracy“ und andere Tarngruppierungen, die mehr oder weniger angesehen sind wie der CIA, jährlich 2 Millionen den Exiltibetern in Indien zukommen. Zusätzlich flossen Millionen für „demokratische Aktivitäten“ innerhalb der tibetischen Exilgemeinschaft. Zusätzlich zu diesen Geldern erhielt der Dalai Lama Gelder vom Finanzhai Soros. (46)

Welcher Art die Beziehungen des Dalai Lamas zum CIA und verschiedenen Reaktionären waren und sind, r sprach oft vom Frieden, von Liebe und Gewaltlosigkeit. Er persönlich kann nicht verantwortlich gemacht werden für die Zustände im alten Tibet; als er ins Exil floh war er 25 Jahre alt. In einem Interview von 1994 sprach er sich für den Bau von Schulen und Straßen in seinem Land aus. Er erklärte, daß die unbezahlte Zwangsarbeit und bestimmte den Bauern auferlegte Steuern „extrem schlecht“ gewesen seien. Weiterhin missbilligte er, wie die Menschen in die Verschuldung getrieben wurden, die teilweise über Generationen weitergereicht wurden. (47) Während seines Aufenthalts in der westlichen Welt seit 50 Jahren hat er sich für eingesetzt für Menschenrechte und Religionsfreiheit, Ideen, die im alten Tibet weitgehend unbekannt waren. Er versprach sogar Demokratie für Tibet mit einer Verfassung und einem Parlament. (48)

Im Jahre 1996 verfasste der Dalai Lama eine Erklärung, die auf seine Exilgemeinschaft einen verunsichernden Einfluß ausgeübt haben muss. Er schrieb: „Der Marxismus begründet sich auf moralische Prinzipien, während der Kapitalismus sich allein um Profit sorgt.“ Marxismus fördere „die gerechte Nutzung der Produktionsmittel“ und sorge sich um „das Schicksal der Arbeiterklasse“ und der „Opfer der...Ausbeutung. Aus diesen Gründen zieht mich dies System an und…..ich halte mich für einen halben Marxisten und halben Buddhisten.“ (49)

Aber er sandte auch eine beruhigende Botschaft zu „denen, die im Überfluß leben“. „Es ist eine gute Sache reich zu sein….Es handelt sich um die Früchte verdienstvoller Handlungen, es ist der Beweis dafür, daß sie in der Vergangenheit großzügig gewesen sind.“ Und die Armen mahnte er: „Es gibt keinen guten Grund dafür, bittere Gefühle zu entwickeln und gegen diejenigen zu rebellieren, die Besitz haben und ein gutes Schicksal….Es ist besser eine positive Einstellung hierzu zu entwickeln,“ (50)

In 2005 unterzeichnete der Dalai Lama zusammen mit zehn weiteren Nobelpreisträgern eine weit verbreitete Erklärung, die die „unverzichtbaren und fundamentalen Menschenrechte“ der arbeitenden Menschen der ganzen Welt einforderte. Die Erklärung fordert die Arbeiter auf, Gewerkschaften zu bilden, um ihre Interessen zu vertreten in Übereinstimmung mit der allgemeinen Erklärung der UN zu den Menschenrechten. In vielen Ländern seien „diese fundamentalen rechte armselig sichergestellt und in einigen ausdrücklich außer Kraft gesetzt oder brutal unterdrückt“ heißt es in der Erklärung. Burma, China, Kolumbien, Bosnien und wenige andere Länder wurden explizit erwähnt als Länder, die am meisten die Menschenrechte verletzen. Sogar in den USA „gebe es keinen adäquaten Schutz der Rechte der Arbeiter auf Bildung von Gewerkschaften und Streik. Millionen von US-Arbeitern fehlt es an gesetzlichen Schutz Gewerkschaften zu gründen…“ (51)

Der Dalai Lama sprach auch seine volle Unterstützung aus für die Abschaffung der traditionellen Hindernisse, die tibetische Nonnen von Bildung abhielten. Bei seiner Flucht konnten nur wenige Nonnen lesen und schreiben. In Tibet bestand ihre tägliche Aktivität darin zu beten und zu singen. In Nordindien hingegen begannen sie Bücher über buddhistische Philosophie zu lesen, theologische Studien zu betreiben und zu debattieren, Unternehmungen, die im alten Tibet den Mönchen vorbehalten waren. (52)

Im November 2005 sprach der Dalai Lama an der Stanford Universität über „Das Wesen der Gewaltlosigkeit“, verurteilte jedoch Gewalt nicht prinzipiell. Gewalt, die ausgeübt werde, um künftiges Leid zu lindern, sei nicht zu verurteilen. Als Beispiel führte er den zweiten Weltkrieg an, der das Ziel gehabt habe, die Demokratie zu retten. Ihm wurde die Frage dann gestellt, wie seine Haltung zum Irakkrieg sei nach 4 Jahren Gemetzel und groß angelegter Zerstörung des Landes, zu einem Krieg, der von der Mehrzahl der Menschen in der Welt verurteilt werde - sogar vom konservativen Papst - als eine offene Verletzung des internationalen Rechts und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der Dalai Lama war unentschieden: „Es ist zu früh zu sagen, ob der Irakkrieg richtig oder falsch ist“. (53) Zuvor hatte er sich für die US-Intervention in Jugoslawien ausgesprochen und für die Intervention in Afghanistan. (54)


Anmerkungen:

25 Goldstein, The Snow Lion and the Dragon, 52.

26 Heinrich Harrer, Return to Tibet (New York: Schocken, 1985),

27 See Kenneth Conboy and James Morrison, The CIA's Secret War in Tibet (Lawrence, Kansas: University of Kansas Press, 2002); and William Leary, "Secret Mission to Tibet," Air & Space, December 1997/January 1998.

28 On the CIA's links to the Dalai Lama and his family and entourage, see Loren Coleman, Tom Slick and the Search for the Yeti (London: Faber and Faber, 1989).

29 Leary, "Secret Mission to Tibet."

30 Hugh Deane, "The Cold War in Tibet," CovertAction Quarterly (Winter 1987).

31 George Ginsburg and Michael Mathos Communist China and Tibet (1964), quoted in Deane, "The Cold War in Tibet." Deane notes that author Bina Roy reached a similar conclusion.

32 See Greene, A Curtain of Ignorance, 248 and passim; and Grunfeld, The Making of Modern Tibet, passim.

33 Harrer, Return to Tibet, 54.

34 Karan, The Changing Face of Tibet, 36-38, 41, 57-58; London Times, 4 July 1966.

35 Gelder and Gelder, The Timely Rain, 29 and 47-48.

36 Tendzin Choegyal, "The Truth about Tibet," Imprimis (publication of Hillsdale College, Michigan), April 1999.

37 Karan, The Changing Face of Tibet, 52-53.

38 Elaine Kurtenbach, Associate Press report, 12 February 1998.

39 Goldstein, The Snow Lion and the Dragon, 47-48.

40 Curren, Buddha's Not Smiling, 8.

41 San Francisco Chonicle, 9 January 2007.

42 Report by the International Committee of Lawyers for Tibet, A Generation in Peril (Berkeley Calif.: 2001), passim.

43 International Committee of Lawyers for Tibet, A Generation in Peril, 66-68, 98.

44 im Mann, "CIA Gave Aid to Tibetan Exiles in '60s, Files Show," Los Angeles Times, 15 September 1998; and New York Times, 1 October, 1998.

45 News & Observer, 6 September 1995, cited in Lopez, Prisoners of Shangri-La, 3.

46 Heather Cottin, "George Soros, Imperial Wizard," CovertAction Quarterly no. 74 (Fall 2002).

47 Goldstein, The Snow Lion and the Dragon, 51.

48 Tendzin Choegyal, "The Truth about Tibet."

49 The Dalai Lama in Marianne Dresser (ed.), Beyond Dogma: Dialogues and Discourses (Berkeley, Calif.: North Atlantic Books, 1996)

50 These comments are from a book of the Dalai Lama's writings quoted in Nikolai Thyssen, "Oceaner af onkel Tom," Dagbladet Information, 29 December 2003, (translated for me by Julius Wilm). Thyssen's review (in Danish) can be found at http://www.information.dk/Indgang/VisArkiv.dna?pArtNo=20031229154141.txt.

51 "A Global Call for Human Rights in the Workplace," New York Times, 6 December 2005.

52 San Francisco Chronicle, 14 January 2007.

53 San Francisco Chronicle, 5 November 2005.

54 Times of India 13 October 2000; Samantha Conti's report, Reuter, 17 June 1994; Amitabh Pal, "The Dalai Lama Interview," Progressive, January 2006.


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

kopiert aus: http://www.linksnet.de/artikel.php?id=3591


Volker Bräutigam in Ossietzky

Krawall in Tibet


(28.03.2008) Die Massenmedien verbreiten mal wieder Greuelmärchen, diesmal über angebliche Greueltaten der Chinesen in Tibet. Bedenkenlos geben sie Gerüchte über »mehr als hundert Tote« als bare Münze aus. Chinesische Soldaten hätten »rücksichtslos in die Menge geschossen«. China habe Tibet »von der Außenwelt abgeriegelt«, deshalb sei nun eine »humanitäre Katastrophe« zu befürchten. Quelle solcher »Meldungen« sind die »Exilregierung« des Dalai Lama und sein von der CIA gut geschmierter Propaganda-Apparat einschließlich mehrerer Radiosender und weltweiter Netzwerke. Sie sind allzeit bereit, die Volksrepublik China jedweden Unrechts zu bezichtigen. Die »Exilregierung« ist nicht demokratisch legitimiert und sitzt zudem weitab in Indien, von wo aus sie Agitation und Subversion in Tibet steuert. Aber die Dubiosität einer solchen Informationsquelle wird geflissentlich ignoriert.

Tibetische Agitatoren tönten sogar, es seien »möglicherweise schon mehrere hundert Tote« zu beklagen. Der Dalai Lama, seines Friedensnobelpreises unwürdig, drehte die Lautsprecher noch weiter auf und empörte sich über einen »kulturellen Völkermord an den Tibetern«. Hiesige Massenmedien verbreiteten die Hetzparolen, als wären sie die heilige Wahrheit.

Die chinesischen Behörden wiesen die im Ausland produzierten Nachrichten zurück und erklärten, es habe bis dahin 14 Tote gegeben, ausschließlich Chinesen, zumeist erstochene Angehörige der Bereitschaftspolizei. Aber solche Angaben hatten in der voll entbrannten Propagandaschlacht keine Chance mehr. Die Frankfurter Rundschau titelte »Das Sterben der Tibeter« und lag mit dieser Überschrift und dem Unsinn darunter im internationalen Trend.

Tibet wird als widerrechtlich besetztes Land dargestellt. China habe Tibet »gewaltsam annektiert«. Das wird zwar mit keinem völkerrechtlichen Diktum belegt (UN-Beschlüsse, Urteile des Internationalen Gerichtshofs), gilt aber als unumstößlich. Skepsis darf gar nicht erst aufkommen. Dafür sorgen romantisierende Darstellungen einer buddhistischen Idealgesellschaft in Tibet. Entworfen wurden diese Trugbilder von dem alten Nazi Heinrich Harrer, dem Begründer der unerschütterlichen Tibetophilie hierzulande; er hatte beim befreundeten Dalai Lama sein behagliches Nachkriegsasyl gefunden, wo er blieb, bis er sich in Deutschland wieder blicken lassen durfte.

Die Kulturregion Tibet ist seit Jahrhunderten ans chinesische Reich gebunden. Gut zur Hälfte, nach Norden und Osten hin, ragt sie in die chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Yunnan und Sichuan. Das südliche Tibet war über große Zeiträume autonom, aber – weltweit unbestritten – kein unabhängiger Staat, schon gar nicht ein Nationalstaat neuzeitlicher Prägung. Bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts war Tibet eine Theokratie, ihr Dalai Lama geistliches und weltliches Oberhaupt eines von Gewalt und sogar von Sklaverei geprägten Gemeinwesens. Das bettelarme Bauernvolk hatte Heerscharen unproduktiver Mönche zu ernähren und das Feudalleben eines absolutistischen Gottkönigs zu finanzieren. Die tibetische Klosterkultur mit ihren reichen Tempeln erwuchs nicht aus der Großmut erleuchteter Oberhirten, sondern aus der Knochenarbeit des in Aberglauben, Unwissenheit und Analphabetentum gehaltenen Bauernvolks.

Seit die Chinesen den mönchischen Herrscherclan des Dalai Lama verjagt haben, gibt es manchen Anlaß zur Kritik an ihrem Vorgehen (unter anderem an den Zerstörungen während der sogenannten Kulturrevolution) und ihrer Verwaltungspraxis. Überdies ist der Umgang der Regierenden in Peking mit den Menschenrechten inakzeptabel, nicht nur in Tibet. Daß die Chinesen aber, wie derzeit wieder behauptet wird, »Tibet wegen seiner reichen Bodenschätze usurpiert« hätten, ist horrender Unsinn. Sie investieren viel, um Tibet zu einem modernen Gemeinwesen zu entwickeln: Rund 80 Prozent der Gesamtkosten für Bildungs- und Gesundheitswesen, Wohnungsbau, Verkehrsnetz (einschließlich Eisenbahnbau im Himalaja), Energie- und Wasserversorgung, wirtschaftliche Infrastruktur, Technisierung von Handwerk und Landwirtschaft etc. und für die Gebietsverwaltung werden von Peking getragen. Tibet wird von den Chinesen nicht lediglich bevormundet und übervölkert, es wird von Peking auch kräftig subventioniert.

Bewertet man die aktuellen Nachrichten kritisch und berücksichtigt auch die Darstellung der anderen, der chinesischen Seite, so gibt es keinen Zweifel an schweren Gewalttätigkeiten. Von Straßenkrawallen, Brandstiftungen und Plünderungen waren Läden und Fahrzeuge von Chinesen sowie Behörden betroffen. Schutz- und Bereitschaftspolizei gingen dagegen vor. Alle Ausländer wurden mit Hinweis auf die gefährliche Lage (und wohl auch zur Entfernung von agents provocateurs) aufgefordert, Tibet zu verlassen.

So kurz vor den Olympischen Spielen in Peking mindern die Krawalle das Ansehen der Volksrepublik China in den »Augen der Welt« (wie sich die Medienmonopole in der »westlichen Wertegemeinschaft« gern nennen). Die Clique um den Dalai Lama erntet vermehrte Beachtung und Hilfe bei ihren separatistischen Bestrebungen. Der Gottkönig verlangt nicht nur »Autonomie für Tibet innerhalb der VR China«, er betreibt die Abspaltung Tibets mit allen Mitteln, auch mit Aufrufen an seine Mönche zur Gewalt. Diese Kultfigur der Esoterik ist kein Friedensengel. Er und seine Unterstützer, die Lenker der »freien Welt« wittern derzeit eine Chance, »Kosovo« zu spielen und das Völkerrecht ein weiteres Mal auszuhebeln. Geostrategisches Ziel ist Tibet als Idealstandort für Raketenbasen, von denen aus die USA die Machtkonkurrenten China und Indien unter Druck setzen, den ostasiatischen Großraum unter Kontrolle halten und Russland noch enger als bisher militärisch umstellen können.

Indien, zu keiner Zeit ein freundlicher Nachbar der VR China, hat diesmal nicht in den Aufschrei »Peking verletzt Menschenrechte!« eingestimmt. Die indischen Behörden haben Protestaktionen von Exiltibetern gewaltsam unterbunden und tibetische Mönche inhaftiert.

Deutschland dagegen steht fest an der Seite der USA und des Dalai Lama. Kanzlerin Merkel hat ihn im vorigen Jahr im Kanzleramt empfangen. Das war eine der wichtigsten Stationen auf seiner Rundreise durch westliche Hauptstädte, die im Oktober in Washington endete und den Separatisten zum internationalen Gegenspieler der chinesischen Regierung aufwertete. Wurden im Kanzleramt Details des gegenwärtigen tibetischen Gewaltausbruchs vorbesprochen? Neuer Affront gegen die VR China: Merkel fordert nun den direkten »Dialog« zwischen der Regierung in Peking und dem Dalai Lama. Ihr Stellvertreter im CDU-Vorsitz, Roland Koch, verlangt gar, die Olympischen Spiele in Peking abzusagen.

Mit deutscher Unterstützung wird die Souveränität Pekings über die Westgebiete der VR China infragegestellt. Solche aggressive Politik kann weitere Menschenleben in Tibet kosten und wird Folgen für das deutsch-chinesische Verhältnis haben. Die Wühlarbeit geht weiter: Der Dalai Lama wird schon im Mai wieder nach Deutschland kommen.

28.03.2008 © 2008. Alle Rechte liegen bei den AutorInnen bzw. bei den Publikationen/Verlagen


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Re: fast 60 Jahre Besetzung Tibets

und hier ein beitrag aus dem geo - spezial himalay
veröffentlicht unter

http://www.tibet-initiative.de/frames.html?Seite=/Kap9/9-4/Kap9_4-45.html

Anmerkung von Riker:
Über die tibet-initiative ist mir nichts bekannt - nur der beitrag stammt aus dem GEO-Magazin...

Zitat:
Dalai Lama: Demokratie im Exilstaat
Der Dalai Lama reformiert seine Exilgemeinde. Viele junge Tibeter erwarten noch mehr von ihm

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von GEO-Special und Torsten Engelhardt/das AMT

29. Juli 2001: Professor Samdhong Rinpoche, kurz zuvor als Direktor des Zentralen Instituts für Höhere Tibetische Studien in den Ruhestand getreten, erholt sich im südindischen Bangalore. 90 Tage Meditation und Arbeit am Manuskript seines neuen Buches hat sich der 61-Jährige verordnet. Zum Auftakt seines "Rückzugs aus dem öffentlichen Leben", sagt er.

Rund 2000 Kilometer entfernt, im nordindischen Dharamsala, werden an diesem Tag Stimmen ausgezählt. 42 Jahre nach Gründung ihrer Exilgemeinde dürfen die Tibeter im Ausland zum ersten Mal in direkter und geheimer Wahl einen eigenen Regierungschef wählen. Mehr als 84 Prozent der abgegebenen Stimmen entfallen auf den meditierenden Professor.

Neben dem Dalai Lama, traditionell das politische wie religiöse Oberhaupt der Tibeter, steht seither ein demokratisch legitimierter Mann, ein Intellektueller mit charismatischer Persönlichkeit. Den Kampf gegen Filz, Korruption und mangelnde Transparenz hat der neue Premier angekündigt; auch will er den Widerstand gegen die chinesischen Besatzer Tibets verstärken - mit den gewaltfreien Methoden Mahatma Gandhis.

So eindeutig das Wahlergebnis, so unterschiedlich ist das Urteil über den Sieger. Die Anhänger des Dalai Lama sehen in der direkten Wahl eines Premierministers einen genialen politischen Schachzug Seiner Heiligkeit gegenüber China. Nun können die Führer in Beijing nicht mehr wie bislang behaupten, das tibetische Regierungssystem sei feudal und rückständig.

Die Kritiker des Dalai Lama hingegen, unter ihnen viele der jüngeren Exiltibeter, feiern Samdhong Rinpoche als einen der ihren. Mit ihm sei erstmals ein Radikalreformer an der Regierung beteiligt. Damit habe sich das Unbehagen am politischen Kurs des Dalai Lama in einer demokratischen Wahl niedergeschlagen, erklärt Tsewang Norbu, Vorstandsmitglied der Tibet-Initiative Deutschland.

Doch so radikal die Ziele des neuen Premiers auch sein mögen - seine Befugnisse sind begrenzt. Denn die Tibeter sind nur Gäste in Indien: Ihr Parlament kann keine bindenden Gesetze verabschieden, ihr Gerichtshof keine Strafen verhängen. Die Exilregierung ist nicht viel mehr als eine zivile Körperschaft - ohne politische Macht, ohne internationale Anerkennung, ohne Terrain.

Den Dalai Lama hat das nicht abgehalten, knapp vier Jahrzehnte lang das feudale Regierungssystem, das er von seinen Vorgängern übernommen hat, nach westlichem Vorbild zu demokratisieren. Er hat weitreichende Ziele: Die Exilregierung soll eine Alternative zur autoritären Herrschaft der chinesischen KP sein. "Ich hoffe, dass künftig auch Tibet eine demokratisch gewählte Regierung haben wird", erklärte er.

Die Exiltibeter stimmt der Dalai Lama schon jetzt auf diese Regierungsform ein - mitunter auch gegen deren Willen. Als er etwa 1961 in seinem Verfassungsentwurf eine Klausel aufnahm, die dem Parlament erlaubte, den amtierenden Dalai Lama mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit abzusetzen, reagierte sein tiefgläubiges Volk mit Entsetzen. Im Parlament oder bei einer Volksabstimmung hätte er für diese Entscheidung keine Mehrheit bekommen.

Demokratie verordnet der Dalai Lama von oben nach unten, weshalb ihm der Ruf anhaftet, trotz löblicher Ziele manchmal autoritäre Wege zu gehen. Bei anderen xx

Reformen wiederum werfen vor allem die im Exil geborenen, jüngeren Tibeter dem 67-Jährigen Halbherzigkeit vor. Für eine Trennung von Staat und Kirche, für die Entmachtung des buddhistischen Klerus habe sich der Dalai Lama nie stark gemacht, klagen die Vertreter dieser Exilgeneration, von denen viele im westlichen Ausland studiert haben. So seien bei den Wahlen immer noch Nonnen und Mönche bevorzugt, weil ihre Stimmen doppelt gezählt werden.

Etwa 15000 der insgesamt 130000 Exiltibeter haben sich im Tibetischen Jugendkongress zusammengeschlossen; seit seiner Gründung 1970 hat der Kongress die Rolle einer außerparlamentarischen Opposition übernommen. Besonders in einem Punkt gibt es Streit: Im Gegensatz zum Dalai Lama fordern die Mitglieder des Jugendkongresses nicht Tibets Autonomie innerhalb Chinas Grenzen, sondern ein unabhängiges Tibet. Viele von ihnen sind sogar bereit, mit der Waffe dafür zu kämpfen. Für den Dalai Lama eine Schreckensvision: Krieg oder Terroranschläge gegen die Chinesen seien mit dem buddhistischen Glauben nicht vereinbar, erklärte er. Die tibetische Politik basiere nun einmal auf der Verbindung von spirituellen und politischen Werten.

Das zeigt sich auch in seinem Amt: Für die meisten Tibeter ist der Dalai Lama eine Gottheit, er verkörpert den Boddhisatva Avalokiteshvara, den Buddha der Barmherzigkeit. Dank dieser mystischen Verbindung steht ihm traditionell die religiöse wie politische Macht über die etwa sechs Millionen Tibeter zu. Der Dalai Lama selber erklärt, er habe diese Berufung aufgrund seines Karmas und vieler "Gebete in seinem vergangenen Leben" erworben. Im Jahre 1940 wurde er in Lhasa auf dem Löwenthron inthronisiert. Die Oberhäupter des buddhistischen Gelug-Ordens hatten drei Jahre zuvor in dem zweijährigen Knaben Lhamo Dhondrub die 13. Wiedergeburt des Dalai Lama erkannt. Orakel, Weissagungen und jahrhundertealte Rituale sollen den Mönchen geholfen haben, die alte Seele in ihrer neuen Hülle aufzuspüren.

Bis heute spielen die auf solche Weise legitimierten Inthronisierungen eine Schlüsselrolle in der tibetischen Politik. Sie sind wenig transparent und leicht zu missbrauchen. Auch deshalb bemüht sich der Dalai Lama um den Aufbau einer vorbildlichen Demokratie im Exil. 46 Abgeordnete werden derzeit alle fünf Jahre ins Parlament gewählt. Sie gehören keinen Parteien an, sondern vertreten entweder die Region ihrer Herkunft (jeweils 10 Sitze für drei Regionen), die Bon-Religion und die vier buddhistischen Schulen (jeweils zwei Sitze), die Exil-Tibeter in Europa und Nordamerika (drei Sitze) oder werden vom Dalai Lama ernannt (drei Sitze). Ein gewählter Premier bildet die Regierung, ein oberster Gerichtshof wacht über ein Grundgesetz, und sogar Steuern werden erhoben - wer zahlt, darf wählen. Die indische Regierung duldet diese "Vereinsbeiträge" großzügig.

Bislang wird in der Regional- und Ordensvertretung, die sich zweimal im Jahr trifft, allerdings kaum über Politik geredet. Meist entbrennen dort religiöse Auseinandersetzungen zwischen den buddhistischen Schulen. Es geht um die Autorität menschlicher Orakel, Einfluss auf den Dalai Lama und auch über den Zugang zu den großzügigen Spenden aus dem Westen und zu den spärlichen Eigeneinnahmen der Exilgemeinde - etwa für den Bau von Schulen oder Tempeln. Einer dieser Streits eskalierte Mitte der neunziger Jahre, als der Dalai Lama die Anhänger eines Orakels um den buddhistischen Schutzgeist Shugden aufforderte, ihren Kult nicht mehr öffentlich zu zelebrieren. Fanatische Shugden-Gläubige rächten sich, indem sie drei Vertraute des Dalai Lama ermordeten.

Die "jungen Wilden" unter den Exiltibetern setzen nun auf den neuen Premier Rinpoche, der ebenfalls zu den Gründern des Jugendkongresses zählt. Aber wann wird der Dalai Lama tatsächlich Macht an ihn abtreten? "Ich habe die Direktwahl des Premiers eingeführt, um noch zu meinen Lebzeiten alle eventuellen Unklarheiten über die Führungsfrage zu beseitigen", begründete das tibetische Oberhaupt seine Entscheidung. Die Politiker in Peking sollen keine Möglichkeit haben, nach dem Tode des Dalai Lama ein Machtvakuum für sich zu nutzen.

Und wie wird die zukünftige Aufgabenteilung zwischen Premier und Staatsoberhaupt aussehen? Dazu erklärt Thubten Samphel vom Ministerium für Information und Internationale Beziehungen: "Der Dalai Lama und Samdhong Rinpoche müssen sich jetzt nur noch hinsetzen und ausmachen, wer welche Verantwortung übernimmt." Das wird keine leichte Aufgabe für den neuen Premier: Er muss mit einem Gott diskutieren.don't worry be happy

Der Fascho Dalai Lama und die Lama-Besoffenheit der BRD

GENAU lesen:

http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm

Was soll die Lobhudellallerei gegenüber einer altertümlichen menschenfeindlichen "Religion" ?

Betreff: Der Fascho Dalai Lama und die Lama-Besoffenheit der BRD

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2008/04-10/023.php


Vorschlag für eine Olympia-Resolution

Anläßlich der aktuellen Tibet-Debatten im EU-Parlament hat jW-Leserin Elisabeth Hoffmann einen Vorschlag für eine Olympia-Resolution ausgearbeitet:


Die Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an Chicago soll nur erfolgen, wenn die USA folgende Bedingungen erfüllen:

Abschaffung der Todesstrafe

Einstellen aller Kriegshandlungen

Abzug ihres Militärs aus allen von den USA besetzten Gebieten

Entlassung der US-Kolonie Puerto Rico in die Unabhängigkeit

Rückgabe des Staates Hawaii an seine Ureinwohner und Wiedereinführung der hawaiianischen Monarchie

Entlassung aller politischen Gefangenen in den USA und den von ihnen betriebenen Gefängnissen in anderen Ländern, sowie insbesondere Entschädigungszahlungen der seit mehreren Jahrzehnten inhaftierten Gefangenen der Black Panther Party, des American Indian Movement und der puertoricanischen Befreiungsbewegung

Erfüllung der Verträge mit den amerikanischen Ureinwohnern von 1870

Einhaltung der Menschenrechte

Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba sowie die Entlassung der in den USA inhaftierten Kubaner

10. Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe des/der amerikanischen Präsidenten/-in mit Vertretern der Taliban, der irakischen Milizen, Hisbollah, Hamas, FARC und aller anderen Gruppierungen und Parteien, gegen die die USA Krieg führen

11. Entschädigungszahlungen an Chile, Guatemala, Nicaragua, Nordkorea, Vietnam, Puerto Rico, Haiti, Panama, Sudan, Serbien und Somalia.

Sollten die USA diese Forderungen nicht erfüllen und dennoch die Zusage zu den Olympischen Spielen 2016 erhalten, werden all die Aktivisten, die nun schon im Vorfeld der Spiele in Peking ihre Fähigkeit im Sabotieren der olympischen Idee unter Beweis gestellt haben, dahingehend aufgefordert, das gleiche wieder tun. Finanziert werden sollen diese Kräfte dann durch die europäischen Geheimdienste.

Sollten die Spiele 2016 jedoch an Madrid gehen, möge das EU-Parlament den spanischen Staat dazu auffordern:

– das Baskenland in die Unabhängigkeit zu entlassen

– alle baskischen Gefangenen freizulassen

– Folter in spanischen Gefängnissen zu verbieten

etc. etc. ...


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

Olympiaboykott-Hysterie

... ein Leserbrief in der heutigen jW zeigt die perfide Heuchelei der trittbrettfahrenden Betroffenheits-Pharisäer, die nach Boykott kreischen

bjk
ALG II-Unterschichtler


Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!