Hm, hm....... Meine Oma war mal BDM-Führerin und ich habe bis zu ihrem Tod über ihre Mittäterschaft gestritten und finde ihre bescheuerten Ansichten zu Hitler immer noch scheiße, aber nichtsdestotrotz gebe ich was auf ihre Meinungen zu anderen Themen, da war sie nämlich eine Schlaue. Wenn ich dir Recht geben würde, dürfte ich doch ALLE Aussagen, die sie jemals getroffen hat, nicht schätzen.
Re: Lyrik für Nachdenkliche
Nein, Silke. Nun fühle ich mich miss-verstanden..
Ich hoffe, dass ich Gottfried Benn jetzt nicht als Nazi dargestellt habe.. doch hat er mit ihnen sympathisiert, meiner Meinung nach, eher aus Egoismus als aus Überzeugung mit der Ideologie.
Dennoch gehört für mich das Leben eines Künstlers zum Kunstwerk dazu, dass er hinterlässt. Und dieser "dunkle" Abschnitt im Leben Benns gehört eben auch zu seiner "Kunst" dazu.
Mir geht es hier nicht um Schuldzuweisungen.
Verzeiht!
Re: Lyrik für Nachdenkliche
Ja, das haben sie in der Schule auch immer gesagt: "Kafka verstehen heißt, Kafkas Biografie zu kennen." Weiß nicht. Wenn einer mal meine Texte liest, brauch er mein Leben nicht zu kennen. Sicher würde er dann meine Intentionen nachvollziehen können, aber unbedingt notwendig wäre es nicht.
Trotzdem ist was dran an dem, was du sagst. Ich hab nur Lust mich zu streiten:-) Nenn mich Miss Trauen oder so.
Re: Lyrik für Nachdenkliche
Zitat: X man Manchmal denke ich - in jener Zeit, wieviel Gegenwehr hätte ich besessen? Ein wichtige Frage, ich behaupte, wer sie nicht stellt, ist schneller verführbar. Ich weiß, dass ich in meiner doch eher gnadenvollen Zeit (egal, wieviel zu schimpfen ich finde) auch schon einige Gegenwehr hingelegt habe, besonders wenn es um Menschen ging, die ich schützen wollte. Aber manch Mist kommt sehr verborgen daher, und meist muss ich erst in ihm wühlen, um ihn wirklich kennenzulernen. Wir wissen ja nur, was wir wissen - oder meinen zu wissen. Und was noch nicht erkannt wurde, ist nicht sichtbar. Denkend an die kaum gewagte Aufarbeitung der "Nazi-Zeit", und dann vorgestellt eine Zeit, in der sie bejubelt vorhanden ist und ich bin mittendrin - das ist eine Menge Dschungel, durch den es gilt, sich zum Licht durchzubeißen.
Und besonders wichtig Jörgs Aussage, dass Werk und Person nicht in einen Topf gehören. Die christliche Aussage, die unsere Westwelt sehr prägt: An ihren Werken sollt ihr sie erkennen - und: Schon ein böser Gedanke ist eine böse Tat - das sind (nicht grundsätzlich, aber entsprechend angewandt) dummdreiste Machtworte, um Angst zu machen, Schuld zu wecken, untertan zu machen.
Benn hat Großartiges geschrieben, z.B. Kafka erst recht. Das heißt für mich nicht, dass ich in Kafka-Folge mein Werk verbrennen lasse, vielleicht noch hoffe, dass mir nicht gehorcht wird...
Ein Mensch und ein Gedanke sind zweierlei, und dann mag der "Interpret" kommen und richten, wenn er es braucht. Oder sanfter: Zweifeln oder anerkennen, immer mit dem Wissen, dass der, der urteilt, an dem Urteil, dass er über andere spricht, mit Haut, Haaren und seinem Geist verantwortlich beteiligt ist.
Hau!
-------------------- Leben heißt Suchenso... also der letzte abschnitt mit dem urteil gefällt mir. sensationell. ja, also meiner meinung nach, ist es interessant zu verfolgen, welche lebensabschnitte eine person bestritten hat. ich habe ein buch über den bruder robert schumanns geschrieben, worauf ich stolz bin. und zwar lässt mich sowohl schumanns besuche hier in schneeberg, als auch seine klaviermusik nicht los. um bei benn zu bleiben, so gibt es wirklich gute gedichte, welche nicht erschliessen lassen, das er wohl überhaupt mit den nazis symphatisiert hat. ich möchte gerne empfehlen: cokain und der arzt. ja, also mit der meinung: die kunst ist der künstler steht hier wohl eine interessante konstelation auf dem blatt. dies habe ich selber gerade entworfen. nur wer kunst macht, kann künstler sein. zur verdeutlichung. der war da, der war dort,... das ist dumm und feige, genau, wie die möchtegern-nazis hier auf den straßen, welche man... muss!, welche glauben, aber nicht wissen. was war, was ist geschehen, was mache ich da.
heute war ich in einem wald spazieren und grenzt mich von den spaziergängern und dem zu eis gefrorenem boden ab, indem ich schnurrschtrax durchs feld lief. ich fühlte mich nun wieder einen eindruck frei und wohler. es macht wohl auch aus, wo der künstler sich aufhält und was er für einen weg zurücklegt, denn er legt einen zurück. dabei sind mir interessante ansichten gekommen, welche ich jetzt schreiben möchte: "ich weiß nicht, wie hoch meine nächste telefonrechnung... schon das NÄCHSTE ist unbekannt, und die spekulation ist nah. was wäre wenn erscheint mir erst später, nachdem man richtig, echt gezweifelt hat, und begreift wahr und richtig darüber nachzudenken, spekulativ.
nur wer ausdauer hat und diese auch handelt, gelangt zum ziel. eine lange bahn vor einem voller eis der untergrund. wer zu schnell läuft, wird ausrutschen und fallen.
und... solange mich die beine am leben tragen, solange möchte ich laufen und rennen.
danke für den link, sigmund.
Re: Lyrik für Nachdenkliche
"schon das NÄCHSTE ist unbekannt, und die spekulation ist nah. was wäre wenn erscheint mir erst später, nachdem man richtig, echt gezweifelt hat, und begreift wahr und richtig darüber nachzudenken, spekulativ."
Ich muss mich erst logisch an deinen Gedanken heranmachen. Das NÄCHSTE ist nicht unbekannt, sondern einfach das Nachfolgende. X+1 Zweifel ist ein Prozess, der nicht abgeschlossen wird. Das, was als wahr erkannt wird, kann einen Augenblick später wieder in Zweifel gezogen werden. Aber dein Gedankenspiel erinnert mich an Schrödingers Katzenklappe. Ist die Klappe zu, wissen wir nicht, ob die Katze noch lebt, oder tot ist. Der Zustand kann nur mit Mitteln der Wahrscheinlichkeit beschieben werden.
Re: Lyrik für Nachdenkliche
Zitat: Silke "schon das NÄCHSTE ist unbekannt, und die spekulation ist nah. was wäre wenn erscheint mir erst später, nachdem man richtig, echt gezweifelt hat, und begreift wahr und richtig darüber nachzudenken, spekulativ."
Ich muss mich erst logisch an deinen Gedanken heranmachen. Das NÄCHSTE ist nicht unbekannt, sondern einfach das Nachfolgende. X+1 Zweifel ist ein Prozess, der nicht abgeschlossen wird. Das, was als wahr erkannt wird, kann einen Augenblick später wieder in Zweifel gezogen werden. Aber dein Gedankenspiel erinnert mich an Schrödingers Katzenklappe. Ist die Klappe zu, wissen wir nicht, ob die Katze noch lebt, oder tot ist. Der Zustand kann nur mit Mitteln der Wahrscheinlichkeit beschieben werden.magst du mir mehr über schrödingers katzenklappe erzählen? noch nie gehört.
Da ich schon immer Schwierigkeiten hatte, es zu erklären, war ich so frech und habe aus Wikipedia kopiert:
Das Gedankenexperiment wird folgendermaßen aufgebaut: In einem geschlossenen Raum befindet sich ein instabiler Atomkern, der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zerfällt. Der Zerfall des Atomkerns werde von einem Geigerzähler detektiert. Im Falle einer Detektierung werde Giftgas freigesetzt (oder eine Pistole abgefeuert), was eine im Raum befindliche Katze tötet.
Nach der Quantentheorie befindet sich der Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung (noch nicht zerfallen und zerfallen). Demnach sollte, wenn die Quantenphysik auch auf makroskopische Systeme anwendbar wäre, sich auch die Katze im Zustand der Überlagerung (lebendig und tot) befinden. Erst beim Öffnen des Raumes und Beobachtung (Messung) entscheidet sich, ob man die Katze tot oder lebendig auffindet, das heißt, man kann über den Zustand der Katze vor der Beobachtung keine Aussage treffen. Für die Philosophie ist dieses Experiment interessant im Hinblick auf Erkenntnis und Wahrheit.
------------------------------------------------------------ Ich fand das Ding schon immer geil, aber ich werde es wohl nie bis zur Gänze verstehen. Sorry für die Threadabdriftung - zurück zum Thema